Der Vattenfall-Skandal
(in Schweden)

AKW Forsmark
(Schweden)

Kurzübersicht: AKW Forsmark
Standort Forsmark (Schweden)
Der AKW-Komplex liegt in der Gemeinde Östhammar in der ostschwedischen Provinz Upplands
Betreiber Forsmark Kraftgrupp AB 
=> Die Forsmark Kraftgrupp AB wurde 1973 von Vattenfall AB und der Mellansvensk Kraftgrupp AB gegründet. Derzeitige Eigentümer sind Vattenfall (66%), Mellansvensk Kraftgrupp (25,5%) und E.ON  Kärnkraft Sverige (8,5%)
AKW Forsmark Block-1 Block-2 Block-3
Inbetriebnahme 10. Dezember 1980 07. Juli 1981 21. August 1985
Reaktortyp Siedewasserreaktor (SWR)
von Asea Atom (heute: Westinghouse Atom)
Siedewasserreaktor (SWR)
von Asea Atom (heute: Westinghouse Atom)
Siedewasserreaktor (SWR)
von Asea Atom (heute: Westinghouse Atom)
Leistung des AKW-Blocks 1006 MW el brutto /
989 MW el netto
1006 MW el brutto /
999 MW el netto
1200 MW el brutto /
1170 MW el netto
Einsatzbereich Grundlastkraftwerk Grundlastkraftwerk Grundlastkraftwerk

AKW Ringhals
(Schweden)

Kurzübersicht: AKW Ringhals
Standort Ringhals (Schweden)
Der AKW-Komplex liegt nahe dem Ort Väröbacka in der südschwedischen Provinz Halland (ca. 60km südlich von Göteborg)
Betreiber Ringhals AB 
=> An der Ringhals AB sind Vattenfall AB (70,4%) und E.ON Kärnkraft Sverige AB (29.6%) beteiligt
AKW Ringhals Block-1 Block-2 Block-3 Block-4
Inbetriebnahme Januar 1976 Mai 1975 September 1981 November 1983
Reaktortyp Siedewasserreaktor (SWR) von Asea Atom  Druckwasserreaktor (DWR) von Westinghouse
Monitor AB
Druckwasserreaktor (DWR) von Westinghouse
Monitor AB
Druckwasserreaktor (DWR) von Westinghouse
Monitor AB
Leistung des AKW-Blocks 2500 MW therm /
860 MW el brutto /
830 MW el netto
2652 MW therm /
917 MW el brutto /
870 MW el netto
2775 MW therm /
960 MW el brutto /
915 MW el netto
2775 MW therm /
960 MW el brutto /
915 MW el netto
Einsatzbereich Grundlastkraftwerk Grundlastkraftwerk Grundlastkraftwerk Grundlastkraftwerk

 

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Auf dieser Info-Seite von SAND zum "Vattenfall--Skandal" des Atomenergie-Konzerns Vattenfall ist die unten aufgeführte Auflistung nach den uns bekannten Quellen erstellt worden, sie ist mit Sicherheit nicht vollständig.
Link: Sehr ausführliche Infos zum AKW Forsmark bzw. zum AKW Ringhals befinden sich auch auf der Website von ContrAtom unter Standort Atomkraftwerk Forsmark bzw. Standort Atomkraftwerk Ringhals sowie auch auf ContrAtom unter Special zum Störfall im AKW Forsmark .

(Letzte Aktualisierung: 25.08.2008)

 Chronik: Der Vattenfall-Skandal (in Schweden) 

 2008 
25. August 2008
Turbinenprobleme im schwedischen AKW Ringhals-3

Die Leistung des schwedischen Atomkraftwerk Ringhals-3 muss wegen Probleme mit der Turbine reduziert werden. Das berichtet der Betreiber Vattenfall. Demnach habe man die Leistung auf 473 MW reduzierten müssen, was etwa 50% entspricht. Der Grund sei zu hoher Dampfdruck in der Turbine, die Ursache wäre noch nicht geklärt.
Das Kraftwerk ist nach Brennelementschaden, welcher am 20.08. zur Abschaltung führte, wieder am Netz.
(Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)  

11. Juli 2008
Brand auf dem Dach von schwedischem Atomkraftwerk Ringhals
-2

"Auf einem Turbinendach des schwedischen Atomkraftwerks von Ringhals ist ein Brand ausgebrochen, der nach Angaben des Betreibers schnell gelöscht werden konnte. 'Es hat einen kleinen Brand gegeben, und unsere Betriebsfeuerwehr hat ihn innerhalb weniger Minuten gelöscht', teilte der Sprecher der Anlage, Gösta Larsen, mit. 'Es gab nichts Dramatisches' fügte er hinzu. Allerdings sei Rauch ins Belüftungssystem der Turbine eingedrungen und habe einen großangelegten Feueralarm ausgelöst.
Der Brand sei von Arbeitern verursacht worden, die auf dem Dach Schweißarbeiten ausführten. Der Sprecher betonte, dass eine Räumung der Anlage nicht notwendig gewesen sei; der Reaktor befinde sich in einem Nebengebäude, das durch eine ein Meter dicke Zementschicht von der Turbine getrennt sei. Das Kraftwerk von Ringhals befindet sich 60 Kilometer südlich von Göteborg und ist die größte Anlage Skandinaviens. Es produziert 20 Prozent des in Schweden benötigten Stroms." (Nachrichtenagentur AFP, 11.07.08, 15:02 Uhr)
"Ein Brand am Reaktor 2 des schwedischen Atomkraftwerkes Ringhals hat Großalarm ausgelöst. Laut einem Kraftwerkssprecher, konnte das Feuer schon nach wenigen Minuten gelöscht werden. Ausgelöst hätten es Dachdecker, als sie auf dem Dach des Turbinengebäudes versehentlich Dachpappe in Brand setzten. Alle vier Reaktoren produzierten während des Zwischenfalls und danach mit voller Kraft weiter. Ringhals wird mehrheitlich vom Vattenfall- Konzern und zu 30 Prozent vom Energiekonzern E.ON betrieben." (Nachrichtenagentur dpa, 11.07.08, 13:14 Uhr)

13. Juni 2008
AKW Ringhals-2 bleibt wegen technischen Problemen abgeschaltet

Wegen technischer Probleme bleibt das derzeit abgeschaltete schwedische Atomkraftwerk Ringhals-2 weiter vom Netz. Wie der Betreiber Ringhals AB mitteilte, seien bei Wartungsarbeiten Probleme bei Hilfspumpen des Kühlsystems festgestellt worden waren. Wie ein Kraftwerkssprecher am Freitag mitteilte, war bei zwei der drei Hilfspumpen eine ungenügende Förderleistung gemessen worden. Es werde jetzt weitere Untersuchungen geben. Die Atomaufsichtsbehörde SKI sei unterrichtet. Der Reaktor bleibe aus diesem Grunde für etwa einen Monat weiterhin abgeschaltet.
Das AKW
Ringhals-2 war am 02.05. für die jährliche Revision mit Brennelementwechsel vom Netz gegangen. Planmäßiges Ende der Revision war der 26.05.
Das Atomkraftwerk Ringhals am Kattegat nahe der westschwedischen Stadt Varberg verfügt über insgesamt vier Reaktoren und liefert etwa ein Fünftel des schwedischen Stroms. Es gehört zu 70 Prozent dem Vattenfall-Konzern.

AKW Ringhals-2: Fehler seit Jahren unbemerkt

Der im Rahmen von routinemäßigen Wartungsarbeiten am schwedischen Atomreaktor Ringhals 2 entdeckte Fehler im Kühlsystem hat vermutlich schon seit Jahren bestanden. Das räumte die Kraftwerksleitung nach der Veröffentlichung des Vorfalls am Freitag ein. Die Mängel an der der Reaktorkontrolle seien dabei für die Betreiber Besorgnis erregender als die entdeckte Fehlfunktion an sich.
"Es ist ein Fehler, den wir aus irgendeinem Grund bisher übersehen haben", so AKW-Sprecher Gösta Larsen der schwedischen Nachrichtenagentur TT. Die AKW-Leitung betrachtete den Vorfall jedenfalls mit "größtem Ernst". Der vor dem geplanten neuerlichen Hochfahren des Reaktors Anfang Juni entdeckte Fehler an zwei von drei Hilfspumpen sei der schwedischen Nuklearaufsichtsbehörde SKI unverzüglich gemeldet worden. Die beiden anderen Blöcke des selben Reaktortyps in Ringhals seien unterdessen bereits auf den selben Fehler überprüft. Dort habe man keine Probleme festgestellt, so der Sprecher. Drei der vier AKW am Standort Ringhals an der schwedischen Westküste - darunter Block 2 - sind Druckwasserreaktoren.
(Info-Quellen: ContrAtom/powernews.org)  

09. Juni 2008
AKW Forsmark-3 wieder am Netz

Das schwedische Atomkraftwerk Forsmark-3 (1.170MW) ist wieder am Netz. Wie der Betreiber Vattenfall mitteilt, sei der Reaktor nach dem Austausch eines oder mehrerer defekter Brennelemente wieder am Netz. Am Dienstag soll volle Leistung erreicht werden.
Der Reaktor war unplanmäßig wegen einer Brennstoffleckage am 04.06. abgeschaltet worden.
(Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

13. Mai 2008
AKW Forsmark-1 für Revision vom Netz

Das schwedische Atomkraftwerk Forsmark-1 (978 MW) ist für die jährliche Revision abgeschaltet worden. Das teilt der Betreiber Vattenfall AB mit. Demnach sei die Abschaltung bereits am 11. Mai erfolgt.
Der Reaktor soll am 29. Juni wieder zur Verfügung stehen. Ursprünglich hatte der Betreiber angegeben, die Revision wäre am 15. Juni beendet.
(Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

02. Mai 2008
AKW Ringhals-2 für Revision abgeschaltet

Das schwedische Atomkraftwerk Ringhals-2 (866 MW) ist für die jährliche Revision abgeschaltet worden. Wie der Betreiber Ringhals AB berichtet, ist der Reaktor seit dem 02.05. abgeschaltet und soll am 25. Mai wieder zur Verfügung stehen.
Am Atomstandort befinden sich insgesamt vier Reaktorblöcke, wovon Block-1 ein Siedewasserreaktor und Block 2-4 Druckwasserreaktoren sind. Es handelt sich um das leistungsstärkste AKW Schwedens.
(Info-Quelle: ContrAtom)

10. März 2008
Schweden: Atomkraftwerke wieder mit voller Leistung am Netz

Alle schwedischen Atomkraftwerke sind seit dem Wochenende wieder mit voller Leistung am Netz. Alle zehn Reaktoren arbeiten seit gestern mit voller Leistung (102% der installierten Kapazität, Erhöhung gegenüber dem Vortag um 913 MW):

Name - Leistung - Arbeitsverfügbarkeit heute (10.03.08)

AKW Forsmark-1: 983 MW - 101%
AKW Forsmark-2: 993 MW - 100%
AKW Forsmark-3: 1.183 MW - 101%

AKW Oskarshamn-1: 490 MW - 105%
AKW Oskarshamn-2: 614 MW - 103%
AKW Oskarshamn-3: 1.196 MW - 105%

AKW Ringhals-1: 883 MW - 103%
AKW Ringhals-2: 864 MW - 100%
AKW Ringhals-3: 988 MW - 100%
AKW Ringhals-4: 940 MW - 101%

SUMME: 9.134 MW - 102%
Installierte Kapazität: 8.994 MW

Veränderung: AKW Forsmark-2: Wegen Wartungsarbeiten war die Leistung des Reaktors zwischen dem 05.03. - 07.03. auf ca. 50% reduziert. AKW Oskarshamn-1: Wegen eines Ventildefektes war der Reaktor am 05.03. abgeschaltet worden.
(Info-Quelle: ContrAtom)

05. März 2008
Wartungsarbeiten im AKW Forsmark-2

Im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark-2 (995 MW) finden zwischen Mittwoch und Freitag Wartungsarbeiten statt. Wie der Betreiber Vattenfall mitteilte, sei die Reaktorleistung aus diesem Grunde auf 500 MW (etwa 50%) reduziert. Die Arbeiten, die am Mittwoch morgen begonnen haben, sollen am Freitag morgen beendet werden - dann würde die Kraftwerksleistung wieder Maximalwert erreichen. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)
Nach Darstellung der schwedischen Statens kärnkraftinspektion (SKI) waren am 05.03.08 die schwedischen AKW Forsmark-1, -2 und -3, AKW Oskarshamn-2 und -3 sowie AKW Ringhals-1, -2, -3 und -4 am Netz. Der Block-1 im AKW Oskarshamn war zur Zeit abgeschaltet. (Info-Quelle: ski.se)

28. Februar 2008
Vattenfall Europe: "IAEA-Prüfung in Forsmark abgeschlossen"

Am 28.02.08 hat die Vattenfall Europe AG in einer Pressemitteilung bekannt gemacht, daß die IAEA-Prüfung im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark abgeschlossen ist. Untenstehend dokumentieren wir die Vattenfall-Pressemitteilung im vollständigen Wortlaut:

IAEA-Prüfung in Forsmark abgeschlossen

Am Donnerstag, dem 28. Februar, schloss die UN-Atomenergiebehörde IAEA ihre Prüfung des Kernkraftwerks Forsmark ab. Die IAEA rechnet damit, der schwedischen Regierung den Abschlussbericht der Prüfung in etwa drei Monaten vorlegen zu können.
„Das Ergebnis der angeforderten OSART-Prüfung stimmt weitgehend mit unseren Erwartungen überein”, so Hans von Uthmann, der Senior Executive Vice President von Vattenfall und Aufsichtsratsvorsitzende von Forsmark. „Ich bedanke mich beim OSART-Team für die aufwändige Arbeit zur Identifizierung von Verbesserungsbereichen. Durch die Prüfung der IAEA wird deutlich, dass die vor einem Jahr eingeleiteten Maßnahmen bereits Ergebnisse zeitigen.“ Bereiche, in denen die IAEA Verbesserungspotenzial erkannt hat:

- Forsmark sollte die Zuständigkeitsbereiche der Betriebsorganisation untersuchen, einschließlich Analyse und Definition der erforderlichen Mindestschichtbesetzung.
- In Absprache mit dem Eigentümer sollte Forsmark außerhalb des Kraftwerks ein unabhängiges Kontrollorgan auf hohem Niveau einrichten, um sicherzustellen, dass Forsmarks Sicherheitszuständigkeit ein ausreichend hohes Niveau hat.
- Forsmark sollte den Kontroll- und Prüfprozess für Betriebsdokumentation, Notfallbereitschaftsinstruktionen und Bedienerhilfsmittel verstärken und verbessern.
- Forsmark sollte sein Programm für Erfahrungsfeedback verbessern.
- Forsmark sollte insbesondere in Bereichen mit Sicherheitssystemen eine geeignete Kontrolle der Brandbelastung einführen.
- Forsmark sollte die Bestimmungen und Routinen im chemischen Bereich verbessern.

Die IAEA hebt außerdem mehrere Bereiche als so genannte „Good Practice“-Bereiche hervor. Hier einige Beispiele:

- Ein gut strukturiertes Management- und Qualitätshandbuch, das die Kommunikation der Erwartungen und Verpflichtungen des Managements unterstützt.
- Rechnergestützte Überwachung von Sicherheitsfunktionen und Kontrolle des Betriebsstatus.
- Effektives Brandzellenmanagement zur Verhinderung der Brand- und Rauchgasausbreitung.
- Nutzung des Simulators zur Informationsweitergabe an die Medien und andere Außenstehende.

Diese Beispiele für gute Arbeitsweisen werden an andere Kernkraftwerke in allen Teilen der Welt weitergegeben, damit sie sie in ihren Betrieb integrieren können. „Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden, das deutlich zeigt, dass Forsmark einen hohen internationalen Stan-dard hat, und ich weiß, dass Forsmark sich sehr intensiv mit dieser internationalen Prüfung befasst hat“, sagt Forsmark-Chef Jan Edberg. „Die wertvollen Vorschläge, die wir durch die OSART-Prüfung der IAEA bekommen haben, werden wir in das laufende Entwicklungsprogramm aufnehmen. (Vattenfall Europe AG)
20. Februar 2008
Probleme im AKW Forsmark-1 benötigen längere Revision

Die diesjährige Revision im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark-1 (978 MW) wird wegen diverser Mängel länger ausfallen. Das berichtet der Betreiber Vattenfall. Die für Frühling geplante Revision würde vermutlich mindestens 50 Tage dauern - und damit länger als bei schwedischen Reaktoren üblich ausfallen.
Planungsgemäß soll der Reaktor am 11. Mai abgeschaltet werden und würde nicht vor Ende Juni wieder zur Verfügung stehen.
"Wir haben eine Reihe von Mängeln festgestellt", so Claes-Inge Andersson, Sprecherin des Betreiberkonzerns, "aber ich möchte nicht ins Detail gehen, worum es sich exakt handelt."
Das AKW Forsmark-1 war gemäß Kritikern im Juni 2006 wegen eines Totalausfalls der Stromversorgung beinahe havariert.

Ventildefekt im AKW Forsmark-2

Im schwedische Atomkraftwerk Forsmark-2 (990 MW) musste wegen eines Ventildefektes die Leistung gedrosselt werden. Wie der Betreiber Vattenfall mitteilte, sei das Problem bereits am Montag aufgetreten, man habe die Leistung für Reparaturen auf etwa 500 MW reduzieren müssen.
Am heutigen Mittwoch war der Reaktor wieder mit voller Leistung ( 98%) am Netz.
(Info-Quellen: ContrAtom/powernews.org)

18. Februar 2008
Turbinenstillstand im AKW Ringhals-2

Im schwedischen Atomkraftwerk Ringhals-2 (866 MW) stand am vergangenen Wochenende eine Turbine still. Wie der Betreiber Ringhals AB mitteilte, sei es am Sonntagnachmittag um 12.50 Uhr zu dem Stillstand gekommen, schon um 14.40 Uhr sei die Turbine wieder in Betrieb genommen worden.
Für Unruhe sorgte die Tatsache, dass die Störmeldung erst am Montagmorgen an den Markt gemeldet wurde.
(Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)  

01. Februar 2008
AKW Ringhals-2 vom Netz

Das schwedische Atomkraftwerk Ringhals-2 (866 MW) ist seit gestern Nachmittag offline. Das teilte der Betreiber Ringhals AB mit. Es seien Wartungsarbeiten an Ventilen notwendig, die ein Abschalten des Reaktor notwendig gemacht hätten. Der Stillstand soll voraussichtlich fünf Tage dauern. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

29. Januar 2008
Tests im AKW Forsmark-1

Im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark-1 (1.000 MW) finden heute Ventiltests statt. Wie der Betreiber Vattenfall im Rahmen einer UMM mitteilte, sei dadurch die Leistung des Reaktors auf etwa 87% reduziert. Im Laufe des Abends werde die Leistung wieder Maximum erreichen.
Am schwedischen Atomstandort Forsmark befinden sich insgesamt drei Atomreaktoren in Betrtieb: Forsmark-1, -2 und -3.
(Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

 2007 
21. Dezember 2007
AKW Forsmark-1 reduziert Leistung

Das schwedische Atomkraftwerk Forsmark-1 (1.000 MW) wurde eine Turbine abgeschaltet. Laut des Betreibers Vattenfall wurde damit bereits am Mittwoch, 19.12. um 5.00 Uhr die Leistung des Reaktors um etwa 50% reduziert. Voraussichtliche am heutigen Freitag soll laut Betreiber wieder volle Leistung erreicht werden. Ein Grund für die Leistungsreduktion wurde nicht genannt. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)  

19. Dezember 2007
Störfall im schwedischem AKW Forsmark im Juli 2006: Ermittlungen wurden eingestellt

"Knapp eineinhalb Jahre nach dem als ernst eingestuften Störfall im Atomkraftwerk (AKW) Forsmark hat die schwedische Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen den Betreiber eingestellt. Es hätten sich keine Anhaltspunkte für eine Straftat ergeben, die eine Anklageerhebung gegen die Leitung des AKW rechtfertigten, sagte Staatsanwältin Karin Mörnstadt am Mittwoch in Stockholm.
Die Staatsanwaltschaft war seit Februar Vorwürfen der Behörde für Strahlensicherheit (SKI) nachgegangen. Diese hatte beantragt zu untersuchen, ob die späte Abschaltung des defekten Reaktors 1 des AKW im Südosten Schwedens durch den zum Vattenfall-Konzern gehörenden Betreiber strafrechtlich relevant war.

Teile des Sicherheitssystems ausser Funktion

Bei dem Störfall waren am 26. Juli 2006 durch einen Kurzschluss Teile des Sicherheitssystems des Reaktors ausser Funktion gesetzt worden. Zwei von vier Notaggregaten zur Kühlung sprangen erst mit Verzögerung und nicht wie vorgesehen automatisch an.
Nach Ansicht der Atomaufsicht hätte der Betreiber den Reaktor sehr schnell 'definitiv abstellen' müssen, statt sich auf die teilweise und späte Abschaltung durch automatische Systeme zu verlassen. Ebenso wie der Vattenfall-Konzern hatte sie aber mehrfach Medienberichte zurückgewiesen, der Reaktor habe nur kurz vor einer Kernschmelze wie bei der Katastrophe von Tschernobyl gestanden."
(Basler Zeitung, baz.ch, 19.12.07)

17. Dezember 2007
AKW Forsmark-2 wieder am Netz

Das schwedische Atomkraftwerk Forsmark-2 (1.000 MW) ist seit dem Wochenende wieder am Netz. Nach Angaben des Betreibers Vattenfall produziert der Reaktor heute wieder mit mit voller Leistung. Das Kraftwerk war am 13.12. wegen Ventilproblemen abgeschaltet worden. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)  

13. Dezember 2007
AKW Forsmark-2 vom Netz

Das schwedische Atomkraftwerk Forsmark-2 (1.000 MW) ist abgeschaltet worden. Wie der Betreiber Vattenfall mitteilte, sei das Kraftwerk heute vom Netz gegangen. Es habe Probleme mit Ventilen gegeben. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

10. Dezember 2007
AKW Ringhals-2 erneut vom Netz

Das schwedische Atomkraftwerk Ringhals-2 musste nach Vibrationsproblemen erneut vom Netz genommen werden. Wie der Betreiber Ringhals AB mitteilte, habe man das Kraftwerk nach Vibrationen, die oberhalb der zulässigen Toleranz lagen, abschalten müssen. Um 11.00 Uhr habe man die Produktion zurückgefahren, um 3.00 Uhr nachts soll das Kraftwerk vollständig abgefahren sein. Wie lange der Stillstand für eine Reparatur dauert, wurde nicht angegeben.
Der letzte unplanmäßige Stillstand fand erst zwischen dem 22.11.-24.11. statt, als der Reaktor wegen technischer Problemen vom Netz musste.
(Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

03. Dezember 2007
AKW Forsmark-1 wieder am Netz

Das schwedische Atomkraftwerk Forsmark-1 (1.000 MW) ist seit dem vergangenen Wochenende wieder am Netz. Das Kraftwerk war am 27.11. nach einem Kurzschluss in einer Pumpe abgeschaltet worden. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

27. November 2007
AKW
Forsmark-1 nach Kurzschluß abgeschaltet

Das schwedische Atomkraftwerk Forsmark-1 (1.000 MW) ist nach einem Kurzschluß abgeschaltet worden. Wie der Betreiber Vattenfall mitteilte, sei die Abschaltung bereits am gestrigen Abend, Dienstag, 27.11., geschehen. Als Ursache nennt der Betreiber einen Kurzschluss in einer Pumpe: "Kortslutningen uppstod i samband med återstart av en pump, som varit avställd för underhållsarbete. Hur lång tid det tar att åtgärda den felaktiga elskenan går inte att säga i nuläget."
Das Kraftwerk soll frühestens am Donnerstagabend wieder zur Verfügung stehen. - Die schwedische TSO Svenska Kraftnät verhängte eine Stromexportbeschränkung für morgen.
(Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

24. November 2007
AKW
Ringhals-2 wieder am Netz

Das schwedische Atomkraftwerk Ringhals-2 (867 MW) ist seit Samstag [24.11.07] wieder am Netz. Wie der Betreiber Ringhals AB mitteilte, sei das Kraftwerk am 22.11. wegen technischer Probleme abgeschaltet worden. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

22. November 2007
AKW Ringhals-2 wegen technischen Problemen abgeschaltet

Das schwedische Atomkraftwerk Ringhals-2 (866 MW) ist bereits gestern wegen technischer Probleme vom Netz gegangen. Wie der Betreiber Vattenfall mitteilte, sei das Kraftwerk gestern Nachmittag vom Netz gegangen. Genauere Informationen nannte der Betreiber nicht. Voraussichtlich am Samstag morgen soll der Reaktor wieder angefahren werden. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)  

22. Oktober 2007
AKW Ringhals-1 nach Reparatur wieder am Netz

Das schwedische Atomkraftwerk Ringhals-1 ist mit verminderter Leistung wieder am Netz. Wie der Betreiber Ringhals AB mitteilte, sei der Reaktor heute Morgen wieder angefahren worden. Heute läuft das Kraftwerk mit nur 55 Prozent Ausgangsleistung, bis morgen soll volle Leistung erreicht werden. Wegen Reparaturarbeiten an der Turbine muss aber heute für 4 Stunden gedrosselt werden.
Der Reaktor war am 15.10. nach der jährlichen Revision und mit Verspätung kurzzeitig wieder angefahren worden, dann aber wegen technischen Problemen wieder offline. Insgesamt war der Termin für das Wiederanfahren 10 Mal verschoben worden, zuletzt hieß es, das Kraftwerk sei am Donnerstag, 18.10., wieder am Netz.
(Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)  

16. Oktober 2007
Leistungsreduktion im AKW Ringhals-4

Im schwedischen Atomkraftwerk Ringhals-4 musste aufgrund von Wartungsarbeiten die Leistung reduziert werden. Wie der Betreiber Ringhals AB mitteilte, sei eine Wartung am Kühlsystem des Generators notwendig gewesen, dafür die Leistung des Reaktors auf 480 MW gesenkt werden. Heute Nacht soll der Reaktor wieder auf volle Leistung gesteigert werden. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)  

15. Oktober 2007
Probleme mit AKW Ringhals-1

Das Wiederanfahren des Atomkraftwerk Ringhals-1 musste erneut vertagt werden. Am vergangenen Wochenende sei der Reaktor kurzzeitig wieder angefahren worden - der Start musste aber laut Betreiber Vattenfall wieder abgebrochen werden. Insgesamt sei der Termin für das Wiederanfahren 10. Mal verschoben worden, heute hieß es, das Kraftwerk sei am Donnerstag, 18.10., wieder am Netz.
Warum diese - wie Vattenfall selbst zugesteht - erheblichen Probleme bestehen, wird nicht genannt. Auch der Reaktor Ringhals-3 hatte erst mit 42 Tagen Verspätung nach der jährlichen Revision wieder angefahren werden können.
(Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)  

10. Oktober 2007
AKW Forsmark will Leistung erhöhen

Die Gesamtleistung des schwedischen Atomkraftwerk Forsmark soll nach Willen des Betreibers Vattenfall erhöht werden. Wie der Betreiber berichtet, sei eine Erweiterung der Kapazität um 410 MW auf insgesamt 3.567MW geplant. Die schwedischen Umweltbehörden seien kontaktiert worden.
Im Detail solle die Leistung von Forsmark-1 und 2 um 120 MW erhöht werden, Forsmark-3 um 170 MW. Damit würde sich die jährlich erzeugte Strommenge um 3.3 TWh zunehmen. Die Pläne, die Leistung der Reaktoren zu erhöhen, bestanden bereits vor dem 25. Juli 2006, als es in Reaktor 1 zu einem schweren Störfall kam, bei dem die Stromversorgung zusammenbrach. Nach dem Störfall wurden die Pläne mangels öffentlichen Verständnisses vertagt - und sollen nun erneut durchgesetzt werden.
(Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)  

27. September 2007
Tests im AKW Forsmark-3

Im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark-3 sollen morgen Ventiltests durchgeführt werden. Dafür werden laut Betreiber Vattenfall AB zwischen 12.00 - 14.00 Uhr die Leistung auf 800 MW reduziert. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

24. September 2007
Weitere Tests im AKW Ringhals-3 geplant

Im schwedischen Atomkraftwerk Ringhals-3 sollen weitere Tests durchgeführt werden. Dafür kommt es laut Betreiber Ringhals AB am 26.09. zwischen 10.00 und 14.00 Uhr zu Leistungsreduktion.
Das Kraftwerk war in den vergangenen Wochen mehrfach wegen defekter Generatoren aufgefallen. Einer von zwei Generatoren musste gegen ein Ersatzapparat getauscht werden, weil das Originalteil so schwer beschädigt sei, dass eine Reparatur erst zur nächsten Revision im Jahre 2008 möglich ist. Dadurch hatte sich die Gesamtkapazität des Kraftwerks verringert. Seit dem 15.09. läuft der Reaktor mit Volllast.

AKW Forsmark-1 wieder am Netz

Das schwedische Atomkraftwerk Forsmark-1 ist seit dem Wochenende wieder am Netz. Wie der Betreiber Vattenfall AB mitteilte, sei das Kraftwerk planmäßig nach der jährlichen Revision mit Brennelementwechsel wieder ans Netz gegangen. Wegen Belastungstests von Ventilen war am heutigen Montag die Leistung auf 835 MW beschränkt, nach 12 Stunden soll dann volle Leistung (987 MW) erreicht werden.
(alle Info-Quellen: ContrAtom/powernews.org)  

17. September 2007
AKW Ringhals-3 wieder mit voller Leistung am Netz

Das schwedische Atomkraftwerk Ringhals-3 (1.050MW) ist seit gestern mit voller Leistung am Netz. Das berichtete bereits gestern der Betreiber Ringhals AB. Nach Defekten in beiden Generatoren, die in einem Fall durch ein vergessenes Werkzeug ausgelöst wurden, war das Kraftwerk in den letzten zwei Wochen nur mit halber Leistung am Netz. Jetzt wurde für den zweiten, nachhaltig defekten Generator, ein Reservegerät in Betrieb genommen, das ermöglicht, dass auch die zweite Turbinen wieder in Betrieb genommen werden konnte.
Ob der defekte Generator, der erst während der letzten Revision, die Anfang August beendet wurde, installiert worden war, repariert oder ausgetauscht werden muss, würde laut Betreiber geprüft.
(Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

06. September 2007
Weitere Generator-Probleme im AKW Ringhals-3

Im schwedischen Atomkraftwerk Ringhals-3 gibt es weitere Probleme mit den zwei neuen Generatoren. Nachdem das Kraftwerk nach einwöchigem Stillstand am 04.09. wieder mit nur einer Turbine und Generator angefahren wurde, musste die Leistung nun wegen einer Leckage an einem Kondensator des Generator 31 reduziert werden. Am morgen produzierte der Reaktor nur 345 MW (33%) seiner Leistung. Laut Betreiber Ringhals AB könne nicht gesagt werden, wann die Leistung wieder erhöht werden könne.
Der zweite defekte Generator des AKW Ringhals-3 steht für Reparaturarbeiten voraussichtlich noch bis zum 15. Oktober stilldie zweite Turbine wird erst dann wieder ihre Arbeit aufnehmen können.
Beide Generatoren waren während der jährlichen Revision, die am 03.08. endete, installiert worden.
(Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

04. September 2007
AKW Ringhals-3 mit halber Leistung am Netz

Das schwedische Atomkraftwerk Ringhals-3 (1.040MW) ist mit halber Leistung wieder am Netz. Das nach einem Defekt in einem Generator abgeschaltete Kraftwerk ist seit heute mit einer Turbine wieder online. Die Leistung beträgt knapp 476 MW (46%). Der zur Turbine gehörige defekte Generator soll voraussichtlich am 15. September wieder verfügbar sein.
Im jetzt wieder angefahrenen Generator wurden vergessene Werkzeuge gefunden, die einen Defekt auslösten.
(Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

04. September 2007
Defekt im AKW Forsmark-2

Aus dem schwedischen Atomkraftwerk Forsmark-2 (1.000 MW) sind erneut Probleme gemeldet worden. Laut Betreiber Vattenfall habe eine "Masse Störung" (earth fault) gegeben, was eine Leistungsreduktion um ca. 100 MW (15%) nach sich zog. Gemäß einer weiteren Statusmeldung seien gegen 5:30 Uhr zeitweise nur 220 MW verfügbar gewesen. Gegen Mittag habe der Reaktor wieder volle Leistung erreicht. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

03. September 2007
AKW Forsmark-1 zur Revision abgeschaltet

Das schwedische Atomkraftwerk Forsmark-1 ist zur Revision abgeschaltet worden. Wie der Betreiber Vattenfall mitteilte, wurde der Reaktor am 02.09. für einen etwa dreiwöchigen Stillstand abgeschaltet. Während dieses Zeitraumes würden diverse Prüfungen und der Brennelementwechsel durchgeführt. Voraussichtlich am 20.09. soll der Reaktor wieder verfügbar sein. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

31. August 2007
AKW Ringhals-1 für Revision abgeschaltet

Das schwedische Atomkraftwerk Ringhals-1 ist für die jährliche Revision und Brennelementwechsel abgeschaltet worden. Laut Betreiber Ringhals AB soll das Kraftwerk am 06.10. wieder verfügbar sein. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

31. August 2007
Werkzeug sorgt für AKW-Panne in Ringhals-3

Ein vergessener Schraubenschlüssel soll den Brandalarm im schwedischen AKW Ringhals-3 in der vergangenen Woche verursacht haben. Das erklärt Betreiber Vattenfall. "Jemand hat das Werkzeug und dazu auch noch einen Plastikkugelschreiber im Generator liegen gelassen", so Ringhals-Pressechef Gösta Larsson am Donnerstag. Als der Generator auf Touren kam, sei der Schraubenschlüssel "pulverisiert" worden. Die Metallteile hätten einen Kurzschluss ausgelöst. Vattenfall schiebt Anlagenbauer Alstom die Schuld zu. Der französische Konzern hat den Generator hergestellt und montiert. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

30. August 2007
Verlorene Werkzeugteile verursachten Stillstand des AKW Ringhals-3

Verlorenes Werkzeug soll die Ursache für den Stillstand des schwedischen Atomkraftwerks Ringhals-3 sein. Nach Betreiberangaben seien in einem Generator Werkzeugteile sowie ein Stift gefunden worden. Der Reaktor war am 22.8. wegen Problemen mit einem von zwei Generatoren vom Netz gegangen. Der unplanmäßige Stopp kostet den Betreiber mehrere hundert Millionen Kronen.
Ein Sprecher des Betreibers Ringhals AB zeigte sich erleichtert, dass man die Inspektionen nun abbrechen könne. Allerdings sei es inakzeptabel, dass die Kontrollen nach den Arbeiten in dem Generator, der erst Anfang August installiert worden war, schlampig gewesen seien.
Laut Ringhals AB soll das Kraftwerk nächste Woche wieder angefahren werden – allerdings nur mit halber Leistung. Der betroffene Generator müsse repariert werden und würde aber durch eine Reservemaschine ersetzt.
(Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

28. August 2007
AKW Ringhals-2 nach Revision wieder am Netz

Das schwedische Atomkraftwerk Ringhals-2 ist nach der jährlichen Revision wieder am Netz. Wie der Betreiber Ringhals AB berichtete, sei der Reaktor heute wieder angefahren worden. Am Morgen erreichte die Leistung mit 414 MW ca. 48%. Das Kraftwerk war am 27.07. nach einem Defekt in einer Speisewasserpumpe und für die Revision mit Brennelementwechsel vom Netz gegangen. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

24. August 2007
taz: Panne im AKW Ringhals-3 doch schwerer

"Die Schäden an dem havarierten Generator des schwedischen Atomreaktors Ringhals 3 sind offenbar wesentlich umfassender, als vom Betreiber Vattenfall zunächst zugestanden", wird von der taz in der Ausgabe vom 24.08.07 berichtet. "Nachdem als Ursache des Brandalarms vom Montag [20.08.07] erst nur von einer 'Verpuffung' die Rede war, geht der Konzern mittlerweile von einer Reparaturzeit von zwei Monaten aus. Nach einer ersten Inspektion sei festgestellt worden, dass die Schäden an dem erst einige Tage zuvor in Betrieb genommenen Generator 'ziemlich umfassend' seien. Am Mittwoch [22.08.07] war Ringhals 3 ganz vom Netz genommen worden. Damit könne, so Ringhals-Pressesprecher Gösta Larsson, geprüft werden, ob auch der zweite der beiden baugleichen Turbinen-Generator-Stränge fehlerhaft sei. Jeder Tag Stillstand des Reaktors kostet Vattenfall rund eine halbe Million Euro."

22. August 2007
AKW Ringhals-3 abgeschaltet

Das schwedische Atomkraftwerk Ringhals-3 wurde heute komplett abgeschaltet. Am 20.08. hatte eine Schnellabschaltung den Reaktor vom Netz genommen, nachdem Brandalarm in einem von zwei Generatoren ausgelöst worden war. Am gleichen Tag war das Kraftwerk wieder angefahren worden, allerdings nur mit halber Leistung gelaufen.
Wie der Betreiber Ringhals AB mitteilte, wurde das Kraftwerk heute - zwei Tage nach dem Störfall - nach Feststellung der Schadensursache wiederum vom Netz genommen, da 'nicht ausgeschlossen werden könne, dass in dem zweiten Generator der gleiche Defekt auftrete'. Nun würde erstmal eine Inspektion notwendig sein. Voraussichtlich am 15. Oktober soll der defekte Generator wieder verfügbar sein - bis dahin wird das AKW stillstehen.
(Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

21. August 2007
taz: Brandalarm im AKW Ringhals-3

"Ein elektrischer Fehler soll zur Rauchentwicklung in der Turbinenhalle geführt haben. Die Anlage war erst kurz zuvor aufgeppt worden, um mehr Leistung aus dem Reaktor herauszuquetschen", wird von der taz in der Ausgabe vom 21.08.07 einleitend berichtet. Nachstehend dokumentieren wir diesen Artikel in der taz im vollständigen Wortlaut:
"Rauch ohne 'eigentliches' Feuer. Das war laut Vattenfall die Ursache für einen Brandalarm im westschwedischen Atomkraftwerk Ringhals am Montagnachmittag. Ein elektrischer Fehler oder eine Überhitzung an einem der beiden Generatoren des Reaktors Ringhals 3 habe zu Rauchentwicklung in der neben dem Reaktorgebäude liegenden Turbinenhalle, zum Brandalarm und zu einem automatischen Turbinenstopp geführt. Es habe keine Gefahr für den Reaktor bestanden, liess Vattenfall verlauten. Allerdings produziere Ringhals 3 wegen des Ausfalls einer der beiden Turbinen bis auf weiteres nur mit halber Leistung.
Ringhals 3 ist ein Pannenreaktor. Erst im November letzten Jahres hatte es hier einen Transformatorenbrand ähnlich dem vor einigen Wochen im Vattenfall-AKW Krümmel gegeben. Drei weitere außerplanmäßige Stopps gab es zwischen Januar und März.
Selbst wenn es diesmal tatsächlich kein Feuer gewesen sein sollte, so war es dennoch ein brandgefährliches Signal, meint der schwedische Atomkraftexperte und Ex-Vattenfall-Konstruktionschef Lars-Olov Höglund. Betroffen war nämlich eine Turbinen- und Generatorenanlage, welche erst 12 Tage vorher wieder in Betrieb genommen worden war - nach monatelangen Umbauten mit dem Zweck aus dem seit 26 Jahren betriebenen Altreaktor mehr Leistung herauszuquetschen. Konstruiert worden war Ringhals 3 für eine Leistung von 920 MW, in Zukunft soll er 1080 MW liefern. 'Man jagt die Anlagen hoch bis zur Belastungsgrenze', sagt Höglund: 'Die Sicherheitsmarginalen werden immer geringer. Das kostet ja auch nichts. Und die Sicherheit zu erhöhen, würde ja etwas kosten.'
Ausgerechnet ein Zwischenfall an dieser umfassend umgebauten Turbinen- und Generatoranlage kommt für Vattenfall nicht nur wegen der nicht enden wollenden Fehlerkette in seinen deutschen AKWs zu einem äusserst ungünstigen Zeitpunkt. Leistungssteigerungen bei Altreaktoren stehen nämlich bei nahezu allen schwedischen AKWs in den kommenden Jahren auf dem Plan. Dazu sollen Teile der Anlagen auch der Nuklear-Komponenten - so 'optimiert' werden, dass die Reaktoren zwischen 12 und 15 Prozent mehr Strom ins Netz speisen können. Allein in Ringhals will Vattenfall hierbei 1,4 Milliarden Euro verbauen. Am Ende hofft man mit den jetzigen 10 Reaktoren mehr Atomstrom erzeugen zu können, als in Schweden mit den ursprünglich 12 Reaktoren je produziert wurde.
Ein 'schwedisches Modell', das von der internationalen Atomstromwirtschaft mit Interesse verfolgt wird. Weshalb man im Februar auch zu einer speziellen Konferenz zum Thema ins schwedische Oskarshamn eingeladen hatte, wo sich Experten von Südafrika bis USA beeindruckt von den Plänen zeigten. Die Erfahrungen, die man nun gleich mit der ersten Etappe machen musste: Man verkalkulierte sich gründlich. Nicht nur dauerten die Umbauten wegen unvorhergesehener Probleme 2 Monate länger als geplant und waren allein wegen des damit verbundenen ausserplanmässigen Produktionsausfalls 20 Millionen Euro teurer als errechnet. Sondern es tauchen auch bereits nach weniger als 2 Wochen erste Fragen nach der Zuverlässigkeit und Sicherheit dieses 'Pimp-my-Reaktor'-Konzepts auf.
Es sei eben so, wie wenn man ein Auto aus den fünfziger Jahren hochtrimmen will, sagt Höglund, für den der jetzige Vorfall 'alles andere als unerwartet' kommt: 'Und das nächste Mal kann es in der Reaktoranlage selbst sein.'"

20. August 2007
AKW Ringhals-3: Atomreaktor in Schweden nach Brandalarm vorübergehend gestoppt

Nach einer Meldung auf VERIVOX am 20.08.07 mit Bezug auf die Nachrichtenagentur dpa ist der Atomreaktor in Block-3 des Vattenfall-Atomkraftwerkes Ringhals in Westschweden ist am Montag, den 20.08.07wegen eines "Brandalarms automatisch gestoppt" worden. "Wie die Werksleitung mitteilte, ist der Alarm durch Rauchentwicklung an einem der beiden Generatoren ausgelöst worden. Es habe 'nach bisherigen Erkenntnissen' keinen eigentlichen Brand gegeben. Der betroffene Reaktor 3 wurde nach Ende das Alarms wieder angefahren und nahm die Stromproduktion mit halber Kraft wieder auf. Vorher waren neben der Werksfeuerwehr auch externe Feuerwehren angerückt."
Auf VERIVOX wird rückblickend ausgesagt: "Der Reaktor musste seit dem vergangenen Sommer mehrfach wegen Sicherheitsproblemen vom Netz genommen werden. Vattenfall war in Deutschland in diesem Jahr als Betreiber des Atomkraftwerks Krümmel östlich von Hamburg wegen eines Brandes in einer Trafostation in die Kritik geraten. Auch in Ringhals hatte im November 2006 ein Trafo gebrannt. Im Sommer hatte ein von Vattenfall selbst als 'sehr ernst' eingestufter Störfall im Atomkraftwerk Forsmark zu mehrmonatigen Stillständen geführt. Davon
waren auch die Reaktoren gleicher Bauart in Ringhals betroffen. Das Kraftwerk mit seinen vier Reaktoren deckt 20 Prozent des schwedischen Strombedarfs."

06. August 2007
AKW Forsmark-2 für Revision vom Netz

Das schwedische Atomkraftwerk Forsmark-2 ist zur jährlichen Revision und Brennelementewechsel am 05.08. planmäßig vom Netz gegangen. Wie der Betreiber Vattenfall AB mitteilte, soll das AKW zwischen dem 17. und 23.08. wieder Verfügbar sein. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

03. August 2007
AKW Ringhals-3 nach Revision wieder am Netz

Das schwedische Atomkraftwerk Ringhals-3 (1.000 MW) ist nach der verlängerten Revision wieder am Netz. Wie der Betreiber Ringhals AB mitteilte, habe das Kraftwerk heute Morgen bereits die erste Turbine mit ca. 100MW in Betrieb genommen, die zweite Turbine soll im Tagesverlauf folgen. Der Reaktor soll dann mit einer Leistung von 300MW gefahren werden. Zwischen dem 3. - 11.08. sollen weitere Tests durchgeführt werden, im Anschluss soll die Leistung dann auf Maximal angehoben werden. Ursprünglich war angekündigt worden, die Revision im AKW Ringhals-3 sei am 12.06. beendet - seitdem hatte es aus nicht bekannten Gründen zwei Verlängerungen gegeben. Zuletzt Ende Januar musste der Reaktor für zwei Tage wegen Wartungsarbeiten an den Turbinen vom Netz. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

31. Juli 2007
Erneut Verlängerung der Revision im AKW Ringhals-3

Im schwedischen Atomkraftwerk Ringhals-3 wurde der Zeitpunkt für die Verfügbarkeit erneut verschoben. Wie der Betreiber Ringhals AB mitteilte, sollte das Kraftwerk planmäßig bereits am 12. Juni nach der jährlichen Revision, für die der Reaktor am 18. Mai abgeschaltet wurde, wieder verfügbar sein. Dieser Zeitpunkt wurde später auf den 16.07. verschoben, nun erneut um zwei Wochen auf den 03.08. Ringhals AB machte keine Angaben, warum die Revision verlängert wurde.

AKW Ringhals-2 für Revision abgeschaltet

Das schwedische Atomkraftwerk Ringhals-2 ist bereits am 27.07. für die jährliche Revision abgeschaltet worden. Dies teilte der Betreiber Ringhals AB mit. Neben umfangreichen Wartungsarbeiten würden ein Teil der Brennelemente gegen neue gewechselt. Seit dem 20.07. war das Kraftwerk wegen eines Defektes in einer Speisewasserpumpenur noch mit ca. 72% seiner Leistung betrieben worden.
(alle Info-Quellen: ContrAtom/powernews.org)

24. Juli 2007
Probleme beim Anfahren von AKW Ringhals-4

Im schwedischen Atomkraftwerk Ringhals-4 (906 MW) gab es beim Wiederanfahren nach der jährlichen Revision am vergangenen Wochenende Probleme. Nach Angaben des Betreibers Ringhals AB musste der Reaktor, noch bevor er nach der Revision volle Leistung erreicht hatte, wegen eines Defektes Samstagnacht erneut abgeschaltet werden.
Der Betreiber nannte einen 'grid failure' als Ursache. Der Reaktor wird mit maximal 700 MW gefahren, bis der Fehler gefunden sei.
(Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)  

20. Juli 2007
Revision in AKW Ringhals-3 erneut verlängert

Die Revision im schwedischen Atomkraftwerk Ringhals-3 wurde erneut verlängert. Nach Angaben des Betreibers Ringhals AB soll das Kraftwerk nun frühestens am 30. Juli wieder verfügbar sein. Bereits am 16.07. meldete der Betreiber eine Verzögerung des Wiederanfahrens bis zum 24.07. Heute gibt Ringhals AB nun bekannt, dass es erneut zu Verzögerungen kommt. Einen Grund dafür wird allerdings nicht genannt. Ursprünglich sollte die Revision bereits am 12.06. beendet sein. Am 18.05. war der Reaktor planmäßig abgeschaltet worden.

Defekt in Speisewasserpumpe im AKW Ringhals-2

Im schwedischen Atomkraftwerk Ringhals-2 wurde wegen eines Defekt gestern die Leistung gedrosselt. Nach Angaben des Betreibers Ringhals AB sei es zu 'technischen Problemen mit einer Speisewasserpumpe' gekommen. Für die Reparatur wurde die Leistung des Reaktors auf ca. 72% reduziert. Bis zur am 27. Juli beginnenden Jahresrevision wird im Streckbetrieb langsam die Leistung des Reaktors reduziert, am 27.07. erfolgt dann die Abschaltung.
(alle Info-Quellen: ContrAtom/powernews.org)  

17. Juli 2007
AKW Ringhals-4 mit Verspätung wieder angefahren

Das schwedische Atomkraftwerk Ringhals-4 ist heute nach der jährlichen Revision mit Verspätung wieder angefahren worden. Wie der Betreiber Ringhals AB mitteilte, soll der Reaktor ab heute, 17.07. wieder verfügbar sein. Geplantes und angekündigtes Ende der Revision war der 14.07. gewesen. Der Reaktor soll im Laufe des morgigen Mittwoch wieder volle Leistung erreichen. Einen Grund für die Verspätung wurde nicht genannt. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)  

16. Juli 2007
Wiederanfahren des AKW Ringhals-3 verzögert

Das Wiederanfahren des schwedischen Atomkraftwerk Ringhals-3 (1.040 MW) nach der Revision wird sich verzögern. Wie der Betreiber Ringhals AB mitteilte, wird der Reaktor voraussichtlich am 24. Juli wieder verfügbar sein. Geplantes Ende der jährlichen Revision mit Brennelementwechsel war bereits der 16. Juni gewesen. Gründe für die Verzögerung nannte der Betreiber nicht. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

02. Juli 2007
AKW Forsmark-3 wieder am Netz

Das schwedische Atomkraftwerk Forsmark-3 (1.170 MW) ist nach der jährlichen Revision wieder am Netz. Wie der Betreiber Vattenfall AB mitteilte, ist der Reaktor am Sonntag, 01.07. wieder angefahren worden und soll am Dienstag, 03.07., volle Leistung erreichen. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

28. Juni 2007
AKW Ringhals-1 wieder mit voller Leistung am Netz

Das schwedische Atomkraftwerk Ringhals-1 (856MW) ist nach der gestrigen Leistungsdrosselung wieder mit voller Leistung am Netz. Wie der Betreiber Ringhals AB bekannt gab, musste die Reaktorleistung wegen eines „notwendigen Wartung“ gestern auf 69% gedrosselt werden. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

27. Juni 2007
Revision im AKW Forsmark-3 verlängert

Die Revision im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark-3 (1.170 MW) ist aus bislang ungeklärten Gründen um 10 Tage verlängert worden. Wie der Betreiber Vattenfall AB ankündigte, solle das AKW erst am 29.06. wieder verfügbar sein. Zu Beginn der Revision, dem 20.05., wurde der 19.06. zum Wiederanfahren genannt.

Defekt im AKW Ringhals-1

Im schwedischen Atomkraftwerk Ringhals-1 (856 MW) musste die Leistung wegen eines Defektes gedrosselt werden. Wie der Betreiber Ringhals AB lediglich mitteilte, handelt es sich um eine „notwendige Wartung“ („required maintenance“). Seit heute Nacht, 01:00 Uhr läuft das Atomkraftwerk nur noch mit 69% (572MW). Am schwedischen Standort Ringhals befinden sich die Reaktoren-3 und -4 für die jährliche Revision mit Brennelementwechsel im Stillstand.
(alle Info-Quellen: ContrAtom/powernews.org)  

25. Juni 2007
AKW Ringhals-4 für Revision vom Netz

Das schwedische Atomkraftwerk Ringhals-4 ist für die jährliche Revision abgeschaltet worden. Nach Angaben des Betreiber Ringhals AB wurde der Reaktor am 21.06. vom Netz genommen. Die Revision mit Brennelementwechsel dauert voraussichtlich bis zum 14.07.

AKW Forsmark-2 wieder mit voller Leistung am Netz

Nach einem Speisewasserleck und damit verbundener Leistungsreduktion ist das schwedische Atomkraftwerk Forsmark-2 wieder mit voller Leistung am Netz. Die Leistung war am 20.06. für Reparaturarbeiten auf 13% (126 MW) gedrosselt worden. Seit Freitagnacht wurde der Reaktor wieder hochgefahren und erreicht heute 98%.
(alle Info-Quellen: ContrAtom/powernews.org)

20. Juni 2007
Leckage im AKW Forsmark-2

Das schwedische Atomkraftwerk Forsmark-2 (1.000MW) hat nach einer Leckage seine Leistung gedrosselt. Der Betreiber Vattenfall AB spricht von einer Produktionsunterbrechung, die Leistung des Reaktors ist aktuell um 59% auf 41% gesenkt (entspricht -568 MW). Es soll sich um eine Leckage in einer Speisewasserleitung handeln. Das AKW soll morgen Nacht wieder volle Leistung erreichen. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)  

19. Juni 2007
AKW Ringhals-1 wieder mit voller Leistung am Netz

Das schwedische Atomkraftwerk Ringhals-1 (856 MW) ist nach Reparaturarbeiten wieder mit voller Leistung am Netz. In einem Generator war gestern ein Defekt aufgetreten, der die Drosselung der Leistung auf 44% erwirkte. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)  

18. Juni 2007
Generatorprobleme im AKW Ringhals-1

Im schwedischen Atomkraftwerk Ringhals-1 wurde aufgrund eines Defektes die Leistung gedrosselt. Nach Angaben des Betreibers Ringhals AB soll es sich im einen Fehler in einem Generator handeln. Die Leistung wurde auf 47% (405 MW) gedrosselt. Die Reparaturarbeiten sollen zwischen einem und 7 Tagen dauern. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)  

15. Juni 2006
Im AKW Ringhals-4 weiterhin Generatorprobleme

Im schwedischen Atomkraftwerk Ringhals-4 gab es erneut Probleme mit einem Generator, die zu Leistungsreduktion führten. Nach Angaben des Betreibers Ringhals AB sei die Reaktorleistung um 261 MW auf 443 MW (49%) reduziert worden. Die Ursache sei weiterhin ein Defekt am Generator. Erst gestern war die Leistung des Reaktor 4 in Ringhals nach Reparaturarbeiten wieder erhöht worden. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)  

14. Juni 2007
AKW Ringhals-4 nach Reparatur mit voller Leistung am Netz

Das schwedische Atomkraftwerk Ringhals-4 ist nach der Reparatur eines Lecks in einem Generator wieder mit voller Leistung am Netz. Der am Dienstag gemeldete Defekt machte eine Leistungsreduktion um um 466 MW (66%) auf 397 MW (44%) notwendig. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

12. Juni 2007
Defekt im AKW Ringhals-4

Im schwedischen Atomkraftwerk Ringhals-4 ist ein Zwischenfall aufgetreten, der eine Leistungsreduktion erwirkte. Nach Angaben des Betreibers Ringhals AB sei in einem Generator ein Leck aufgetreten. Für die Reparatur wurde die Leistung des Reaktors um 466 MW (66%) auf 397 MW (44%) gedrosselt. Bereits morgen soll das AKW wieder mit voller Leistung produzieren. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

11. Juni 2007
Wiederanfahren des AKW Ringhals-3 verschoben

Das Wiederanfahren des schwedischen Atomkraftwerkes Ringhals-3 (1040 MW) ist verschoben worden. Wie der Betreiber Ringhals AB mitteilte, wird das Wiederanfahren des Reaktors nach der jährlichen Revision vom 16. Juni auf den 27. Juni verschoben.
Nähere Informationen, warum es zur Verlängerung der Wartung kommt, wurden nicht genannt.
(Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)  

01. Juni 2007
Radioaktiver Atommüll leckt aus dem Lager im schwedischen Forsmark

"Wieder Atom-Pannen", wird in einem Artikel in der taz vom 01.06.07 berichtet: "Die schwedische Strahlenschutzbehörde SKI hat am Mittwoch eine Schließung des beim AKW Forsmark liegenden Lagers für niedrig- und mittelaktiven Atommüll angeordnet. Grund: anhaltende Verstöße gegen Auflagen und Sicherheitsbestimmungen. Das Lager wird von der 'Forsmark-Kraftgrupp' betrieben. Eigentümer sind die Stromkonzerne Vattenfall und Eon. Die Kraftgrupp arbeitet im Auftrag der Atommüllgesellschaft "Svensk Kärnbränslehantering" (SKB). Miteigentümer sind auch hier: Vattenfall und Eon."
"Die Mängelliste ist lang", so der Wortlaut des Berichtes in der taz. "Die SKI wirft den Betreibern vor, dass in dieser als 'Endlager' konzipierten Anlage die zulässigen Strahlenwerte über längere Zeit überschritten worden sind. Von der Behörde 'trotz wiederholter Erinnerung' angeforderte Berichte über den Anlagenbetrieb seien entweder gar nicht oder erst verspätet vorgelegt worden."
"Und die Rapports, die die Behörde erhalten habe, 'zeigen Verstöße gegen den Strahlenschutz'", so die taz in dem Artikel weiter. "Zudem seien die Methoden, die die Techniker im Forsmark-Lager anwendeten, um Strahlung zu messen, ungeeignet. Deshalb verbiete die SKI ab dem 21. Juni der Kraftgrupp, neuen Atommüll einzulagern."
"Das Lager ist in 50 Meter Tiefe angelegt. Bereits vor einigen Wochen war bekannt geworden, dass im Drainagewasser erhöhte Cäsium-Strahlenwerte gemessen wurden", wird in dem taz-Bericht dargestellt. "Das Wasser war offenbar mit dem Inhalt durchgerosteter Atommüllfässer in Kontakt gekommen."
"Forsmark liegt an der Ostsee. Die Techniker mussten damit rechnen, dass aufgrund der Küstenlage salzhaltiges Grundwasser in die unterirdischen Lagerräume eintropfen könnte", stellt die taz in dem Artikel fest. "Trotzdem haben sie den in Bitumen eingegossenen strahlenden Müll in Blechfässer verpackt, die nicht rostfrei sind."
"Wie sich herausstellte, war dieses Problem SKB seit spätestens letztem Sommer bekannt. Die Kraftgrupp behob aber nicht die Ursache der Lecks, sondern leitete seither das aufgefangene radioaktive Wasser einfach in die Ostsee", so der taz-Bericht rückblickend.
"Schon im Normalbetrieb sind die schwedischen AKWs von Forsmark und Oskarshamn laut dem Atomkraftexperten Lars-Olov Höglund die Anlagen, welche der Ostsee die meiste Radioaktivität zuführen. Denn zum Beispiel wird das Kühlwasser in die See geleitet."
"Das Lager für radioaktive Betriebsabfälle war von SKB stolz als das weltweit erste derartige Endlager präsentiert worden, als es 1988 seinen Betrieb aufnahm", wird in dem Bericht dargelegt. "In vier 160 Meter langen unterirdischen Bergräumen soll hier der in den schwedischen AKW anfallende niedrig- und mittelaktive Atommüll - Arbeitskleidung, Filter oder Schrott - mindestens 500 Jahre lang verwahrt werden."
"Die Tatsache, dass die dafür von der Atomstromindustrie gegründete Atommüllgesellschaft SKB es nicht einmal schafft, Strahlenmüll auch nur 20 Jahre lang vorschriftsmäßig 'endzulagern', könnte nicht nur in Schweden eine neue Debatte über Atommüllkonzepte auslösen", so der taz-Artikel abschließend.
 

31. Mai 2007
Leistungsreduktion im
schwedischen AKW Ringhals, Block 2

Im schwedischen Atomkraftwerk Ringhals-2 (867 MW) wurde für Reparaturarbeiten die Leistung gedrosselt. Wie der Betreiber Ringhals AB mitteilte, müsse eine „production unit“ gewartet werden. Dafür wurde bis 12:30 Uhr die Leistung um mindestens 12% (83 MW) gedrosselt. Nähere Informationen sind nicht bekannt.
Erst kürzlich vom 09.05. bis 21.05. musste im Reaktor die Leistung wegen eines Erdschlusses gedrosselt werden.
(Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

21. Mai 2007
AKW Forsmark
- und AKW Ringhals-3 für Revision vom Netz

Das schwedische Atomkraftwerk Forsmark-3 (1.170 MW) ist am Sonntag. 20.05. für die jährliche Revision vom Netz gegangen. Das teilte der Betreiber Vattenfall mit. Während der Revision werden diverse Wartungsarbeiten sowie der Tausch von verbrauchten Brennelementen durchgeführt. Voraussichtlich am 19.06 soll das AKW Forsmark-3 wieder verfügbar sein.

Das schwedische Atomkraftwerk Ringhals-3 (1.040 MW) ist bereits am Freitag, 18.05. für die jährliche Revision vom Netz gegangen. Das teilte der Betreiber Ringhals AB mit. Während der Revision werden diverse Wartungsarbeiten sowie der Tausch von verbrauchten Brennelementen durchgeführt. Voraussichtlich am 12.06 soll das AKW Ringhals-3 wieder verfügbar sein.

AKW Ringhals 2 nach Reparatur wieder mit voller Leistung am Netz

Das schwedische Atomkraftwerk Ringhals-2 (623 MW) nach erfolgreicher Reparaturarbeiten wieder mit voller Leistung am Netz. Das teilte der Betreiber Ringhals AB mit. Am 09.05. war bekannt geworden, dass aufgrund eines Erdschlusses die Leistung des Reaktors auf ca. 50% gedrosselt wurde. Der Fehler konnte zunächst nicht lokalisiert werden, so dass der Betreiber ankündigte, das Kraftwerk noch bis Juni auf halber Leistung zu fahren. (alle Info-Quellen: ContrAtom/powernews.org)

16. Mai 2007
AKW Forsmark-2 nach Tests wieder mit voller Leistung am Netz

Das schwedische Atomkraftwerk Forsmark-2 (1.000 MW) ist nach Wartungsarbeiten und Tests heute gegen 12.00 Uhr wieder mit voller Leistung am Netz. Das teilte der Betreiber Vattenfall mit. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

15. Mai 2007
Leistungsreduktion im AKW Forsmark-2
 

Im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark-2 (1.000 MW) wurde für Wartungsarbeiten die Leistung auf 28% reduziert. - Wie der Betreiber Vattenfall mitteilte, wurde aufgrund von geplanten Wartungsarbeiten und Tests die Reaktorleistung um 717 MW auf 277 MW reduziert. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

09. Mai 2007
AKW Ringhals-2 wegen Defekt bis Juni nur auf halber Leistung

Das schwedische Atomkraftwerk Ringhals-2 (867 MW) wird nach Angaben des Betreibers Ringhals AB bis Anfang Juni nur auf halber Leistung gefahren. Grund für die Drosselung der Produktion ist ein Erdschluss, dessen Ursache bislang laut des Pressesprechers von Ringhals AB, Gosta Larsen, nicht gefunden werden konnte. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

07. Mai 2007
Leistungsdrosselung im AKW Ringhals
-2 wegen Störung

Das schwedische Atomkraftwerk Ringhals-2 (870 MW) wurde am Wochenende bis auf weiteres auf 49 Prozent seiner Leistung gedrosselt. Der Grund für die Drosselung ist nach Angaben des Betreibers Ringhals AB ein „Earth fault“, also eine Störung in der Masse/Erdung. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)  

02. April 2007
Defekt an Turbine im AKW Forsmark-3

Im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark-3 (1195 MW) soll es nach Angaben des Betreibers Vattenfall zu einem Defekt in einer Turbine gekommen sein. Aufgrund des Defektes eines Ventils in einer Turbine ("turbine valve") soll am morgigen Dienstag, 03. April, zwischen 9.00 und 14.00 Uhr wegen Reparaturarbeiten die Leistung des Reaktors gedrosselt werden. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

AKW Oskarshamn-3 wegen Brennstoffschäden vom Netz
Das schwedische Atomkraftwerk Oskarshamn-3 (1195 MW) ist bereits am Freitag, 31.03. wegen Leckagen im Brennstoff vom Netz gegangen. Nach Angaben des Betreibers, der Oskarshamnsverkets Kraftgrupp AB (OKG), soll der Reaktor in ca. einer Woche wieder am Netz sein.
(Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

22. März 2007
berlinerumschau.com: Forsmark als Warnung


"Die Bombendrohung im schwedischen AKW zeigt erneut die unkalkulierbaren Risiken auf

Ein Kommentar von Cecilia Frank
Mag sein, daß es den Atomlobbyisten in Deutschland am Mittwoch einen Moment lang mulmig wurde. Bombendrohung im schwedischen AKW Forsmark, lautete die Schlagzeile. Und für einen Moment waren die Befürchtungen wieder da, die vom gerade beliebten Geschwätz über den klimaschonenden Charakter der Atomkraft nur mühsam überdeckt wird.
Nun erwies sich die Drohung offenbar als leer. Und selbst wenn es einen Sprengsatz auf dem Gelände des bereits schlagzeilennotorischen Meilers gegeben hätte, so wäre daraus nicht zwangsläufig zu folgern, daß „das Werk explodiert“, oder wie man einen entsprechenden GAU auch beschreiben möchte.
Aber dennoch: ein Atomkraftwerk bleibt eine potentielle Atombombe. Immer wieder ist darüber diskutiert worden, wie sicher derartige Anlagen gegen tatsächliche Bedrohungsszenarien sind. Ein ernsthafter Anschlag von Tätern mit entsprechendem Fachwissen etwa, ein Flugzeugabsturz. Ganz abgesehen von Fragen wie Schlamperei oder technischem Versagen, „Betrunken im AKW Forsmark“ lautete erst unlängst ein Artikel, der sich mit dem Zwischenfällen im vergangenen Sommer beschäftigte.
Das alles zeigt: man sollte nicht warten, bis tatsächlich eine ernsthafte Bedrohungslage eintritt. Atomkraft ist ein Relikt des technikfetischistischen Machbarkeitswahns des 20. Jahrhunderts, keineswegs das Heilmittel gegen den CO2-Kollaps und schon gar nichts mit garantiert begrenztem Risiko. Saubere Alternativen gibt es längst. Auch diese sind nicht frei von Risiken. Auch ein Windrad kann man sprengen. Fällt es um, kann es Menschen erschlagen. Aber es kann nicht einen halben Kontinent nuklear verstrahlen. Das ist der Unterschied, übrigens auch in der Sicherheitspolitik."
(Berliner Umschau)

21. März 2007
Atomkraftwerk Forsmark in Schweden nach Bombendrohung teilweise evakuiert

Nachrichtenagentur AFP: Bombenalarm in schwedischem Atomkraftwerk Forsmark

(AFP) Im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark hat es Bombenalarm gegeben - wie die Polizei mitteilte, wurde der Betrieb der Anlage jedoch nicht unterbrochen und diese auch nicht evakuiert. Ein Polizeisprecher sagte, es bestehe keine unmittelbare Gefahr. Sicherheitshalber wurde ein Spezialtrupp mit Spürhunden zu der Anlage entsandt. Die Zugangsstraßen wurden abgesperrt.
Forsmark liegt etwa hundert Kilometer nördlich von Stockholm an der schwedischen Ostküste. In der Vergangenheit hatte es in der Anlage mehrfach Störfälle gegeben. Der schwerste ereignete sich im Juli vergangenen Jahres, als nach einem Elektrizitätsausfall auch die Notstromversorgung nur schleppend angelaufen war. Nach Angaben von Experten wurde das Schmelzen des Reaktorkerns nur knapp vermieden.
(Mittwoch 21. März 2007, 14:39 Uhr)

Nachrichtenagentur AP: Schwedisches Atomkraftwerk nach Bombendrohung teilweise evakuiert

Stockholm (AP) Nach einer Bombendrohung ist das schwedische Atomkraftwerk Forsmark am Mittwoch teilweise evakuiert worden. Nach Behördenangaben wurde zunächst kein Sprengstoff gefunden. Alle Mitarbeiter, die sich nicht unbedingt in der Anlage aufhalten mussten, seien in Sicherheit gebracht worden, sagte ein Sprecher der Atomaufsichtsbehörde. Der Betrieb laufe aber weiter.
Das Atomkraftwerk Forsmark, rund 100 Kilometer nördlich von Stockholm, war in den vergangenen Monaten wegen mehrerer Vorfälle in die Schlagzeilen geraten. Seit Dezember wurde die Anlage mehrfach abgeschaltet, der Direktor trat im Februar zurück. Auf Bitten der schwedischen Regierung will die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) im Sommer mit einer Überprüfung aller Atomanlagen des Landes beginnen. Forsmark steht den Angaben zufolge als erstes auf der Liste. Das Kraftwerk liefert rund ein Sechstel der Stromproduktion des Landes. Im Juli vergangenen Jahres waren zwei Reaktoren abgeschaltet worden, nachdem während eines Stromausfalls zwei Notstromaggregate nicht angesprungen waren.
(Mittwoch 21. März 2007, 14:27 Uhr)

Financial Times Deutschland: Schwedisches AKW nach Bombendrohung evakuiert

Die schwedische Polizei hat am Mittwoch nach einer Bombendrohung das Atomkraftwerk Forsmark teilweise evakuiert. Es ist nicht das erste Mal, dass Forsmark in die Schlagzeilen gerät.
Nach Behördenangaben wurde bislang kein Sprengstoff gefunden. Alle Mitarbeiter, die sich nicht unbedingt in der Anlage aufhalten mussten, seien evakuiert worden, sagte ein Sprecher der Atomaufsichtsbehörde. Der Betrieb laufe aber weiter. Die Drohung war am Dienstagvormittag eingegangen, zu den Einzelheiten wollte die Polizei nichts sagen.
Das 190 Kilometer nördlich von Stockholm gelegene Kraftwerk war seit einem ernsten Störfall Ende Juli vergangenen Jahres wegen Sicherheitsmängeln immer wieder in die Schlagzeilen geraten. Der besonders betroffene Reaktor 1 musste zwei Mal auf Anordnung der staatlichen Strahlenaufsicht für insgesamt knapp drei Monate vom Netz gehen.

Businessnews.com: Bombendrohung: Anrufer will AKW Forsmark sprengen

Ein Unbekannter könnte den schwedischen Atommeiler Forsmark in die Luft jagen - und damit eine nukleare Katastrophe auslösen. Die Polizei nimmt die Drohung ernst und evakuiert die Mitarbeiter.
Die schwedische Polizei hat am Mittwoch nach einer Bombendrohung gegen das Atomkraftwerk Forsmark umfassende Sicherheitsmaßnahmen angeordnet. Ein Polizeisprecher sagte, man nehme die Drohung ernst. Sie sei am Vormittag eingegangen.
Bislang sei kein Sprengstoff gefunden worden. Alle Mitarbeiter, die sich nicht unbedingt in der Anlage aufhalten müssten, seien jedoch evakuiert worden, sagte ein Sprecher der Atomaufsichtsbehörde. Der Betrieb laufe dennoch weiter.
Das Kraftwerk 190 Kilometer nördlich von Stockholm war seit einem ernsten Störfall Ende Juli letzten Jahres wegen  Sicherheitsmängeln immer wieder in die Schlagzeilen geraten. Der besonders betroffene Reaktor 1 musste zwei Mal auf Anordnung der staatlichen Strahlenaufsicht für insgesamt knapp drei Monate vom Netz gehen.
(Business News, 21.03.2007 13:05 Uhr)

KSTA.de: Entwarnung nach Bombendrohung

Stockholm - Spezialisten der schwedischen Polizei haben nach einer Bombendrohung das Atomkraftwerk Forsmark durchsucht. Die Suche, bei der auch Spürhunde im Einsatz waren, blieb bis zum Mittwochnachmittag ergebnislos. Die Bombendrohung war am Vormittag telefonisch eingegangen und von der Polizei als "ernst" eingestuft worden.
Wie ein Sprecher des vom Vattenfall-Konzerns betriebenen Kernkraftwerkes 190 Kilometer nördlich von Stockholm mitteilte, hatten die Behörden weder die Abschaltung der drei Reaktoren noch die Evakuierung der Beschäftigten vom Werkgelände als notwendig erachtet. Weitere Einzelheiten wurden nicht mitgeteilt.
Das Kraftwerk war seit einem ernsten Störfall Ende Juli letzten Jahres wegen Sicherheitsmängeln immer wieder in die Schlagzeilen geraten. Der besonders betroffene Reaktor 1 musste zweimal auf Anordnung der staatlichen Strahlenaufsicht für insgesamt knapp drei Monate vom Netz gehen.
(Kölner Stadt Anzeiger, 21.03.07, 16:40 Uhr)

derStandard.at: Bombendrohung in Atomkraftwerk in Schweden - Teilweise Personal evakuiert - andere AKWs verstärkten Sicherheit

Stockholm - Das Atomkraftwerk Forsmark an der schwedischen Ostseeküste ist am Mittwoch Gegenstand einer Bombendrohung gewesen. Gegen Abend zeichnete sich ein Ende des Einsatzes ab: "Die Situation ist ruhig", sagte Polizeisprecher Christer Nordström gegenüber der APA. "Wir rechnen damit, die Straßensperren recht bald aufheben zu können."
Die Polizei hatte davor das Gelände des AKW weiträumig abgesperrt und einen Teil des nicht für den Betrieb des Kraftwerks notwendigen Personals evakuiert. Auf der Suche nach einer möglichen Bombe wurden Sprengstoffhunde eingesetzt. Nähere Angaben über Art und Gegenstand der Bombendrohung wollte die Polizei nicht mitteilen.
Die Kraftwerksleitung wollte die Vorgänge vorerst ebenfalls nicht näher kommentieren. Es hieß lediglich, die Produktion elektrischen Stroms sei nicht beeinträchtigt. Laut der Homepage des Kraftwerks waren zwei der drei Reaktoren den ganzen Tag über im Vollbetrieb, lediglich der wegen mehrerer Beanstandungen zuletzt abgestellte Block eins befand sich noch in der Hochfahr-Phase.
Das an der Westküste Schwedens befindliche Atomkraftwerk Ringhals hatte nach dem Bekanntwerden der Bombendrohung gegen Forsmark ebenfalls die Alarm-Bereitschaft erhöht. Seitens der Betreiber hieß es, es läge keine direkte Drohung gegen Ringhals vor. Ringhals verfügt über vier, Forsmark über drei Reaktorblöcke. Beide gehören zum staatlichen Energiekonzern Vattenfall.
Die drei schwedischen Atomkraftwerke und ihre insgesamt zehn Reaktoren werden künftig Gegenstand einer Inspektion durch die internationale Atombehörde IAEO sein. Die IAEO war erst kürzlich nach mehreren Pannen seit dem als ernst eingestuften Zwischenfall im AKW Forsmark 1 am 25. Juli 2006 um Beurteilung der Betriebssicherheit der schwedischen AKWs ersucht worden. (APA)

NZZ.ch: Schwedisches Atomkraftwerk nach Bombendrohung evakuiert - Kein Sprengstoff gefunden

Nach einer Bombendrohung ist das schwedische Atomkraftwerk Forsmark am Mittwoch teilweise evakuiert worden. Nach Behördenangaben wurde zunächst kein Sprengstoff gefunden.
(ap) Alle Mitarbeiter, die sich nicht unbedingt in der Anlage aufhalten mussten, seien in Sicherheit gebracht worden, sagte ein Sprecher der Atomaufsichtsbehörde. Der Betrieb laufe aber weiter.
Das Atomkraftwerk Forsmark, rund 100 Kilometer nördlich von Stockholm, war in den vergangenen Monaten wegen mehrerer Vorfälle in die Schlagzeilen geraten. Seit Dezember wurde die Anlage mehrfach abgeschaltet, der Direktor trat im Februar zurück.
Auf Bitten der schwedischen Regierung will die Internationale Atomenergiebehörde IAEA im Sommer mit einer Überprüfung aller Atomanlagen des Landes beginnen. Forsmark steht den Angaben zufolge als erstes auf der Liste. Das Kraftwerk liefert rund ein Sechstel der Stromproduktion des Landes.
Im Juli vergangenen Jahres waren zwei Reaktoren abgeschaltet worden, nachdem während eines Stromausfalls zwei Notstromaggregate nicht angesprungen waren. 
(Neue Züricher Zeitung, 15:00 Uhr)
19. März 2007
Ölleck an Turbine im AKW Ringhals-1

Im schwedische AKW Ringhals (843 MW) soll es am Wochenende zu einem Ölleck an einer Turbine aufgetreten sein. Demnach wurde die Produktion des Reaktors für Reparaturmaßnahmen gedrosselt - evtl. eine Turbine komplett gestoppt.
Am Montag, 19.03. wurde wieder volle Produktionsleistung erreicht.
(Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

18. März 2007
AKW Forsmark Block-1 ist wieder am Netz

Das schwedische AKW Forsmark-1 sollte am 18. März wieder ans Netz gehen. Nach Angaben des Betreibers Vattenfall soll der schwedische Atomreaktor Forsmark-1 seit Samstag, 18.03. von der schwedischen Atomaufsicht SKI die Genehmigung erhalten haben, den Reaktor anzufahren.
Am 03.02.07 wurde der Reaktor 1 und 2 des AKW erneut wegen Sicherheitsmängeln abgeschaltet. Block 2 ging am 21.02. wieder online.
(Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

01. März 2007
Turbinenschaden im AKW Forsmark-2 heute Nachmittag behoben

Die vergangene Nacht aufgetretene Dampfleckage an einem der beiden Turbinen im schwedischen AKW Forsmark-2 (1.000 MW) soll schon heute Nachmittag wieder behoben sein. Laut Angaben des Betreibers Vattenfall soll der Reaktor noch heute Nachmittag (Mittwoch, 01.03.) wieder mit voller Leistung am Netz sein. Die Leistung war wegen der Abschaltung einer Turbine von 1.000 MW auf 440 MW gesenkt worden. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

Start des AKW Forsmark-1 um eine Woche verschoben

Das Wiederanfahren des seit Anfang Februar abgeschalteten Reaktor Forsmark-1 verzögert sich um eine weitere Woche. Laut des Betreibers Vattenfall soll die Anlage, die seit dem 02.02. wegen Mängeln an Gummidichtungen an der äußeren Betonummantelung außer Betrieb ist, noch um eine weitere Woche keinen Strom produzieren. Erst am 18. März sei mit einer Wiederaufnahme des Betriebes zu rechnen. Gründe für die Verzögerung wurden nicht genannt. Ursprünglich hatte der Betreiber mehrfach angekündigt, das AKW am 03.03. wieder ans Netz nehmen zu wollen. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)
28. Februar 2007
Dampf-Leckage im AKW Forsmark-2

An einer der beiden Turbinen des schwedischen Reaktors Forsmark-2 kam es gestern abend (28.02.) zu einer Leckage. Die Leistung des AKW musste gedrosselt werden.
Wegen einer Dampfleckage an einer von zwei Turbinen musste diese außer Betrieb genommen werden, die Leistung des AKW Forsmark-2 reduzierte sich so von 1.000 MW auf 440 MW.
Nach Betreiberinformationen sei bislang unklar, wo die Ursache der Leckage sei, insofern auch keine Aussage darüber zu machen, wann das Kraftwerk wieder volle Leistung liefere.
Das AKW Forsmark-2 (959 MW) war nach Reparaturarbeiten erst am 21.02. und nach Verzögerungen wieder ans Netz gegangen. Ursache für den Stillstand, der ebenfalls Reaktor-1 betrifft, welcher noch immer still steht, sind mangelhafte Gummidichtungen an der äußeren Reaktorwand. Forsmark 1 wurde am 03.02., der ähnlich gebaute Reaktor 2 einen Tag später vom Netz genommen.
(Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

26. Februar 2007
VERIVOX: Neue Kritik an Sicherheitslücken im Atomkraftwerk Forsmark

Stockholm/Berlin - Gegen das schwedische Atomkraftwerk Forsmark sind neue Vorwürfe wegen Sicherheitslücken laut geworden. Wie der Rundfunksender SR am Montag berichtete, wurden in der vergangenen Woche in einem zum Reaktor 3 gehörenden Korridor radioaktive Partikel ("Hotspots") gemessen. Für den betroffenen Bereich gelte die niedrigste Sicherheitsstufe, weil er normalerweise völlig von Strahlung frei sein müsse. Der Reaktorbetreiber erklärte, es habe sich nur um vereinzelte kleine Partikel im Rahmen einer Routinekontrolle gehandelt.
In der Vorwoche hatten Techniker in dem vom Vattenfall-Konzern betriebenen Kernkraftwerk in Räumen der höchsten Sicherheitsstufe geraucht sowie Essen mitgebracht. Der Chef des staatlichen Komitees für Strahlensicherheit, Björn Karlsson, sagte dazu: "So etwas Dummes darf einfach nicht passieren." Die Beschäftigten setzten sich damit völlig unnötig dem Risiko aus, radioaktive Strahlung aufzunehmen.
Forsmark-Mitarbeiter hatten nach einem von Vattenfall selbst als "sehr schwer" eingestuften Störfall Ende Juli 2006 in Reaktor 1 einen "Verfall der Sicherheitskultur" wegen zunehmenden wirtschaftlichen Drucks kritisiert. Der Reaktor liegt wegen einer defekten Dichtung erneut still.
In der Berliner "Netzeitung" sagte der Forsmark-Konstrukteur Lars- Olov Höglund über Vattenfall-Pläne für Verbesserungen der Reaktorsicherheit in Forsmark: "Ich glaube nicht an die Umsetzung." Höglund hatte im Sommer Aufsehen mit dem Vorwurf erregt, der Reaktor 1 habe nach einem Kurzschluss mit Reaktorstillstand und zeitweiligem Ausfall von Sicherheitssystemen nur noch knapp eine halbe Stunde vor einer Kernschmelze wie 1986 in Tschernobyl gestanden. Vattenfall und die staatlichen Behörden bestritten dies energisch.
(dpa-Meldung, 26.02.2007 (15:11))

Netzeitung.de: Alkoholsünder im AKW Forsmark

Eine interne Studie, die Netzeitung.de exklusiv vorliegt, offenbart den eklatanten «Mangel an Sicherheitskultur» im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark. Kai Makus berichtet.
Im Juli vergangenen Jahres wäre es im Block 1 des schwedischen Atomkraftwerks Forsmark um ein Haar zu einem schweren Störfall gekommen. Nach einer Schnellabschaltung des Reaktors aufgrund eines Kurzschlusses versagten Teile der Notstromversorgung für das Notkühlsystem. Wie nahe das Kraftwerk damals am Rand einer Katastrophe, also einer Kernschmelze, stand, ist umstritten.
Seitdem macht die Anlage immer wieder von sich reden. Zuletzt stoppten defekte Gummidichtungen die Stromproduktion in einem der Meiler. In einer unternehmensinternen Untersuchung - die Netzeitung.de in deutscher Übersetzung vorliegt und als PDF zum Download anbietet - werden nun gravierende interne Mängel für den Beinahe-Gau verantwortlich gemacht.
«Allumfassende Revision» gefordert
In dem für den Vorstandsvorsitzenden von Vattenfall bestimmten Bericht üben die drei Autoren harsche Kritik: «Wir alle in der FKA [schwedischer Forsmark-Betreiber, d. Red.] ... bewegen uns auf einer Abwärtsbahn, ohne die schrittweise Veränderung zu bemerken, die sich eines Tages als eine umfassende und tiefgreifende Krise bemerkbar machen wird.» Bereits jetzt seien «deutliche Anzeichen einer ernsthaften Verschlechterung» erkennbar geworden.
Im Detail werden ein zu laxer Umgang mit Strahlenschutz-Bestimmungen, Alkohol am Arbeitsplatz und unzureichende Notfall-Szenarien beklagt. Um diese Besorgnis erregende Entwicklung zu stoppen, empfiehlt die Studie eine «allumfassende Änderung» des Qualitäts- und administrativen Managements. «Jegliche Geschäftstätigkeit der FKA sollte ... einer Revision unterzogen werden», betonen die Autoren. «Wahrscheinlich verlangt es die Situation, dass die Evaluierung von einer externen Stelle durchgeführt wird, die abgesehen vom erforderlichen Maß an Sachkenntnis über unantastbare Integrität und Unabhängigkeit verfügt.»
Waldspaziergänge und Blaubeeren
Der schwedische Nuklear-Experte Lars-Olov Höglund bezweifelt, dass ohne eine verschärfte externe Kontrolle eine Umkehr möglich ist: «Ich glaube nicht an die Umsetzung dessen, was das Papier empfiehlt.» Einer der Gründe dafür ist der Standort des AKW, 150 Kilometer nördlich der Hauptstadt Stockholm, mitten in der schwedischen Pampa. «Die Leute in Forsmark sind vom Kraftwerk abhängig: Entweder, man macht da mit, oder man zieht mit Frau und Kindern weg. Die Beweglichen sind schon weg, zurückgeblieben sind die, die gern im Wald spazieren gehen und Blaubeeren pflücken.»
Besonders scharf kritisiert Höglund, der als früherer Konstruktionschef die Anlage sehr gut kennt, die Neubesetzung des Chefpostens im Atomkraftwerk: «Man hat den Bock zum Gärtner gemacht», sagte er im Gespräch mit Netzeitung.de. Schließlich sei der neue Chef Jan Edberg der Vorgänger des im Februar abgelösten Lars Fagerberg. Unter Edbergs Führung habe der inzwischen auch unternehmensintern beklagte «Mangel an Sicherheitskultur» begonnen. «Nun soll er seine Fehler von früher wieder selbst ausbügeln», rügte Höglund.
Immerhin sei Edberg wenigstens ein Experte – anders als der fachfremde Fagerberg: «Der hatte keinerlei Ahnung von Atomkraft, sondern war zuvor Oberst einer Panzereinheit.» Höglund forderte, die staatliche Atomaufsicht SKI müsse «mehr Personal und mehr Kompetenzen bekommen – und endlich anfangen, tatsächlich zu kontrollieren». Denn bislang gelte dort das paradoxe Motto: «Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser.»
Vattenfall sucht Experten
Vattenfall selbst ist der Überzeugung, korrekt gehandelt zu haben. Der Verwaltungsrat habe bereits Anfang Februar beschlossen, einen «unabhängigen und international anerkannten externen Experten zu benennen, der Sicherheit und Management in allen Nuklearanlagen von Vattenfall prüfen soll», sagte Konzernsprecher Erik von Hofsten zu Netzeitung.de. Er werde dem Kontrollgremium berichten. Noch sei aber keine geeignete Person gefunden: «Wir sind gerade dabei.»
Auch hinsichtlich der Überprüfung der Forsmark-Anlagen durch die Internationale Atomenergiebehörde IAEA, die die schwedische Regierung beantragt hat, hält sich der Konzernsprecher bedeckt: Er wolle «den Ergebnissen nicht vorgreifen. Lassen Sie es uns mal abwarten.» In einer von Vattenfall ins Netz gestellten Broschüre über Forsmark werden die Ergebnisse der jüngsten Untersuchung der Uno-Behörde so zusammengefasst: Die ostschwedische Anlage sei «eine der sichersten weltweit und es sollte möglich sein, es für weitere 50 Jahre laufen zu lassen». Von wann diese Einschätzung stammt, ist nicht vermerkt.
Keine Probleme unter Edberg
Die Rückkehr des Ex-Direktors Edberg nach Forsmark begründet von Hofsten mit dessen «langer Erfahrung, die er im Kernkraft-Bereich hat» und der «sehr guten Arbeit, die er zwischen 1997 und 2000» dort sowie später am Vattenfall-Atomstandort Ringhals geleistet habe. «Damals gab es keine Sicherheitsprobleme», widerspricht der Vattenfall-Sprecher dem Kritiker Höglund.
Höglund erinnert hingegen daran, dass auch einer der Vattenfall-Reaktoren am Standort Ringhals zuletzt habe stillgelegt werden müssen. Durch Materialermüdung sei ein «kleines Leck» in Leitungen des Meiler-Hauptkreises aufgetreten. Durch diese Leitungen ströme auch radioaktives Wasser.
Atomindustrie «seit 20 Jahren tot»
Solche Störfälle werde es angesichts der älter werdenden Anlagen «in Zukunft immer öfter geben», warnt der Experte. «Die Vorgänge sind nur die logische Konsequenz einer Industrie, die seit 20 Jahren tot ist», sagt der Ingenieur, der sich selbst als Kernkraftbefürworter bezeichnet. «Wenn nichts Neues mehr errichtet wird, verliert man irgendwann die Fähigkeit, die Kontrolle zu gewährleisten. Das ist übrigens in Deutschland nicht anders.»
Risiko für die Gesellschaft?
Dem pflichtet der Grünen-Bundestagsabgeordnete Hans-Josef Fell bei: «Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass Vattenfall in Deutschland eine bessere Sicherheitskultur haben sollte als in Schweden», sagte er im Gespräch mit Netzeitung.de. Den Stromkonzern bezeichnet er als «Risiko für die Gesellschaft».
So sei es kein Wunder, dass der Konzern sich noch immer weigere, die Mängelliste für sein hiesiges AKW Brunsbüttel offen zu legen – obwohl eine Laufzeitverlängerung für das AKW beantragt wurde. «Die Erfahrung von Forsmark lässt befürchten, dass die bereits 1999 beanstandeten Sicherheitsmängel bis heute nicht beseitigt wurden.» Fell forderte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) daher auf, die Sicherheitskultur des Betreibers zu überprüfen. Und gegebenenfalls Vattenfall «die Erlaubnis zum Betrieb von Atomkraftwerken zu entziehen».
(Netzeitung)

24. Februar 2007
VERIVOX: Schweden nimmt Atomreaktoren wieder in Betrieb

Stockholm (AFP) - Schweden hat nach kleineren Zwischenfällen in seinen Atomkraftwerken zwei von drei ausgeschalteten Reaktoren wieder in Betrieb genommen. Die Atomreaktoren Ringhals 2 und Forsmark 2 sind seit dieser Woche wieder in Betrieb, wie die schwedische Kernkraftbehörde SKI am Freitag mitteilte. Im Atomkraftwerk (AKW) Ringhals an der Westküste war vor einer Woche ein Reaktor vorsichtshalber vom Netz genommen worden, nachdem ein "kleines Leck" im Kühlsystem entdeckt worden war, hieß es weiter. In Forsmark waren seit Anfang des Monats zwei Reaktoren außer Betrieb; dort waren technische Fehler an der Außenhülle festgestellt worden. Ringhals ist das größte Atomkraftwerk in der Region.
Im AKW Forsmark hatte es im Juli einen schweren Störfall gegeben, als nach einem Stromausfall auch die Notstromversorgung nur schleppend anlief. Nach Angaben von Fachleute wurde eine Katastrophe - ein Schmelzen des Reaktorkerns - nur knapp vermieden. Einige der Reaktoren hatten für mehrere Monate vom Netz genommen werden müssen.
Schweden deckt mit derzeit noch zehn Atomkraftwerken nahezu die Hälfte seines Strombedarfs, will aber innerhalb der nächsten 30 Jahre vollständig auf die Kernenergie verzichten.
(AFP-Meldung, 24.02.2007 (14:49))

23. Februar 2007
Nachrichtenagentur AFP: Schweden nimmt zwei Atomreaktoren wieder in Betrieb

Freitag 23. Februar 2007, 21:36 Uhr
Schweden hat nach kleineren Zwischenfällen in seinen Atomkraftwerken zwei von drei ausgeschalteten Reaktoren wieder in Betrieb genommen. Die Atomreaktoren Ringhals 2 und Forsmark 2 sind seit dieser Woche wieder in Betrieb, wie die schwedische Kernkraftbehörde SKI am Freitag mitteilte. Im Atomkraftwerk (AKW) Ringhals an der Westküste war vor einer Woche ein Reaktor vorsichtshalber vom Netz genommen worden, nachdem ein "kleines Leck" im Kühlsystem entdeckt worden war, hieß es weiter. In Forsmark waren seit Anfang des Monats zwei Reaktoren außer Betrieb; dort waren technische Fehler an der Außenhülle festgestellt worden. Ringhals ist das größte Atomkraftwerk in der Region.

22. Februar 2007
Handelblatt.com: Schwedischer Reaktor wieder angefahren

Lichtblick für die Kernkraftsparte des schwedischen Energiekonzerns Vattenfall: Der wegen eines Lecks abgeschaltete Reaktor 2 im Atomkraftwerk Ringhals ist wieder ans Netz gegangen, und auch für den Pannen-Meiler Forsmark geht es wieder aufwärts.
HB STOCKHOLM. Reaktor 2 in Ringhals produziere seit Donnerstag wieder Strom, teilte die Betreibergesellschaft mit. Der Reaktor, einer von insgesamt vieren des Kraftwerks, war in der vorigen Woche nach der Störung heruntergefahren worden. Bei dem Wasserleck habe keine Gefahr für die Beschäftigten bestanden, sagte ein Sprecher. An der Ringhals-Betreibergesellschaft hält Vattenfall 70 Prozent der Anteile, der Rest gehört der schwedischen Tochter des deutschen Versorgers Eon.
Die schwedischen Meiler, die die Hälfte des landesweit benötigten Stroms produzieren, sind in den vergangenen Monaten durch mehrere Pannen ins Gerede gekommen. Erst am Mittwoch vor einer Woche hatte die Atomaufsichtsbehörde entschieden, der Reaktor 1 im Kraftwerk Forsmark dürfe nach einem Vorfall vorerst nicht wieder ans Netz gehen. Zunächst müssten umfangreiche Inspektionen die Unbedenklichkeit bestätigen. Wegen Problemen mit der Dichtung war der Reaktor am 3. Februar ebenso abgeschaltet worden wie der nahezu baugleiche Reaktor Forsmark 2. Der Direktor des Kraftwerks trat daraufhin zurück.
Am Donnerstag teilte Vattenfall jedoch mit, Forsmark 1 solle im März wieder angefahren werden. Die Einschätzung der Lage habe ergeben, dass der Reaktor am 11. März die Produktion wieder aufnehmen könne. Das Kraftwerk gehört zu 66 Prozent Vattenfall, den Rest teilen sich Eon und die Mellansvensk Kraftgrupp.
Im vergangenen Jahr gab es eine ganze Reihe von Problemen bei schwedischen Atomkraftwerken. Bereits im Juli wurde Forsmark 1 nach einem Kurzschluss für längere Zeit still gelegt. Forsmark 2 ist mittlerweile wieder angefahren worden.
(Handelsblatt)

Nachrichtenagentur AP: Schwedischer Atomreaktor nach Leck wieder am Netz

Donnerstag 22. Februar 2007, 18:42 Uhr
Stockholm (AP) Ein wegen eines Wasserlecks abgeschalteter Reaktor des größten schwedischen Atomkraftwerks in Ringhals ist am Donnerstag wieder ans Netz gegangen, wie die Betreibergesellschaft mitteilte. Der Reaktor, einer von insgesamt vieren des Kraftwerks, war in der vorigen Woche nach der Störung heruntergefahren worden. Bei dem Zwischenfall im Reaktor zwei habe keine Gefahr für die Beschäftigten bestanden, sagte ein Sprecher. Die schwedischen Nuklearkraftwerke, die die Hälfte des landesweit benötigten Stroms produzieren, sind in den vergangenen Monaten durch mehrere Pannen ins Gerede gekommen.
Erst am Mittwoch vor einer Woche hatte die Atomaufsichtsbehörde entschieden, der Reaktor 1 in Forsmark dürfe nach einem Vorfall vorerst nicht wieder ans Netz gehen. Zunächst müssten umfangreiche Inspektionen die Unbedenklichkeit bestätigen. Forsmark 1 wurde Anfang Februar wegen eines Dichtungsschadens abgeschaltet, der Direktor des AKW trat daraufhin zurück. Es handelte sich um den bereits dritten Störfall in dem 100 Kilometer nördlich von Stockholm gelegenen Kraftwerk binnen drei Monaten. Das AKW Ringhals liegt rund 500 Kilometer südwestlich der Hauptstadt.

18. Februar 2007
Handelsblatt.com: Schweden bittet IAEO nach AKW-Pannenserie um Hilfe

Mit der Bitte reagiert Schweden auf eine Reihe von Störfällen in mehreren der insgesamt zehn schwedischen Reaktoren, die seit vergangenem Sommer zu diversen Reaktorstopps geführt hat.
STOCKHOLM. „Wir erhalten wertvolle Tipps und Ratschläge, wie wir was verbessern können“, begründete Jan Edberg, Chef des Kernkraftwerks in Forsmark, nördlich von Stockholm, die Einschaltung der IAEO. In seinem Werk hatte sich im vergangenen Juli einer der bislang schwersten Zwischenfälle in einem schwedischen Atomkraftwerk ereignet, als nach einem Kurzschluss mehrere Notstromaggregate ausgefallen waren und so die Notkühlung des Reaktorkerns erst mit einiger Verspätung vorgenommen werden konnte.
Der jüngste Zwischenfall ereignete sich am vergangenen Freitag: An gleich zwei Reaktoren in Ringhals an der Westküste und in Oskarshamn an der Ostküste wurden kleinere Lecks in den Kühlwasserleitungen festgestellt. Dabei ist es nach Angaben der Aufsichtsbehörde zu leicht erhöhter Radioaktivität gekommen. Eine Gefährdung habe jedoch zu keinem Zeitpunkt bestanden, da die Menge deutlich unter den Grenzwerten gelegen habe. Während der Reaktor in Oskarshamn weiterläuft, musste Ringhals 1 vom Netz genommen werden. Wann der Reaktor wieder in Betrieb genommen werden kann, ist noch nicht klar.
Die Reaktoren in Oskarshamn werden von der zur deutschen Eon gehörenden OKG betrieben, die Ringhals- und Forsmark-Reaktoren gehören dagegen einem Konsortium aus dem schwedischen Staatskonzern Vattenfall und Eon. Für die Betreiber bedeuten die Zwischenfälle nicht nur einen immensen Imageschaden, sondern auch tägliche finanzielle Verluste in Millionenhöhe. „Pro stillgelegten Reaktor muss man mit Einkommensverlusten von fünf bis sieben Millionen Kronen rechnen“, sagte Forsmark-Chef Edberg. Das sind umgerechnet immerhin 540 000 bis 760 000 Euro am Tag. Und zumindest in Forsmark, wo derzeit beide Reaktoren still stehen, rechnet er mit einem mehrmonatigen Betriebsstopp.
Eine Erklärung, warum die bislang als relativ sicher geltenden schwedischen Reaktoren von der Pannenserie heimgesucht wurden, gibt es noch nicht. Doch bei der Aufsichtsbehörde glauben Experten, dass der jahrzehntelange störungsfreie Betrieb der Reaktoren möglicherweise zu einer Nonchalance gegenüber den Sicherheitsbestimmungen geführt hat. In jüngster Zeit wurden gravierende Missstände bekannt: Neben reiner Schlamperei wurden Fehler zu spät gemeldet, nach Alkoholtests mussten sogar einige Kraftwerksbeschäftigte nach Hause geschickt werden. Außerdem ist die mediale Sensibilität nach dem schweren Zwischenfall im vergangenen Sommer deutlich gestiegen, sodass derzeit jeder Abweichung von der Norm zumindest im Ausland große Aufmerksamkeit geschenkt wird. In Schweden selbst haben die vielen Störfälle bisher zu keinem Meinungsumschwung der Bevölkerung geführt. Nach wie vor ist eine deutliche Mehrheit der Schweden für die Atomkraft.
Das Land bezieht etwa die Hälfte seines gesamten Stroms aus der Atomenergie, die andere Hälfte stammt überwiegend aus Wasserkraft. Einen Termin für den Ausstieg aus der Atomenergie gibt es nicht mehr. Ursprünglich wollte Schweden bis 2010 alle Kernkraftwerke vom Netz nehmen. Nach der Abschaltung der ersten beiden Reaktoren im südschwedischen Barsebäck ist dieser Termin jedoch gestrichen.
Die vielen Zwischenfälle in der letzten Zeit haben dagegen das bereits genehmigte Vorhaben der Kraftwerksbetreiber, die Stilllegung der Barsebäck-Reaktoren durch eine Effekterhöhung in den übrigen zehn Reaktoren zu kompensieren, zunächst zunichte gemacht. Bevor die IAEO die schwedischen Sicherheitsstandards nicht überprüft hat, wird es dazu kaum kommen. Und das kann bis zu einem Jahr dauern.
(Handelsblatt)

17. Februar 2007
taz: Neuer Ärger mit AKW in Schweden

Nicht nur der Meiler in Forsmark macht Probleme. In Ringhals war ein Reaktor 13 Tage in Betrieb, obwohl das Kühlsystem wegen losen Dichtungsmaterials defekt war
STOCKHOLM taz Wieder ein Zwischenfall in schwedischen AKWs. Gestern wurde bekannt, dass im AKW Ringhals ein Reaktor 13 Tage lang weiter betrieben wurde - trotz eines gefährlichen Defekts im Kühlsystem. Im 31 Jahre alten Reaktorveteranen Ringhals 1 hatte man bereits seit Herbst 2006 Probleme mit einem undichten Ventil im Kühlsystem bekommen. Ein Fehler, der sich trotz mehrerer Reparaturversuche nicht beheben ließ. Zusätzlich verzichtete man darauf, den Reaktor für eine gründliche Untersuchung abzustellen.
Mitte Januar hatten die Betreiber nun in der fraglichen Kühlleitung wechselweise jeweils plötzlich steigenden, dann wieder drastisch absinkenden Wasserdurchfluss registriert. In diesem Zustand betrieb die Kraftwerksleitung den Reaktor zwischen dem 16. und 29. Januar weiter, obwohl sie nach eigenen Angaben den Grund der Fehlfunktionen nicht finden konnte.
Nachdem sie den Reaktor abgestellt hatte, zeigte sich, dass sich ein Teil der Ventil-Gummidichtung gelöst hatte. Sie schwamm daraufhin frei in der Rohrleitung umher und beeinflusste dort je nach Lage den Kühlwasserdurchfluss.
Losgerissenes Dichtungs- und Dämmmaterial, das dann große Teile der Kühlwasserzufuhr verstopfte, hatte schon 1992 im mittlerweile stillgelegten AKW Barsebäck zu einem dramatischen Zwischenfall geführt. In dessen Folge wurden alle schwedischen Reaktoren ähnlicher Konstruktion umgebaut. Das jetzt in Ringhals losgerissene Dichtungsteil war laut staatlicher Atomaufsichtsbehörde SKI in einen Teil des weitverzweigten Kühlsystems gelangt, das "direkt und indirekt den sicheren Betrieb des Reaktors beeinflusst". Die Behörde kritisiert daher in einem weitgehend geheimen Rapport, dass der Reaktorbetrieb erst 13 Tage, nachdem deutliche Indikationen für unbekannte Fehlfunktionen vorlagen, gestoppt worden war.
Danach vergingen zwei Wochen, bis man die abgerissene Gummidichtung lokalisiert und aus dem Kühlsystem entfernt hatte. Grund für den Abriss soll ein Materialfehler bei der erst im August vergangenen Jahres ausgewechselten Dichtung gewesen sein. Ein Atomkrafttechniker, der anonym bleiben möchte, wundert sich gegenüber der taz, warum man in Ringhals einen so offenbaren Zusammenhang nicht sofort erkannt habe. Auf die Verbindung zwischen dem seit längerer Zeit wegen Dichtungsfehlers leckendem Ventil und der Beeinflussung des Kühlwasserdurchflusses hätte man kommen müssen. Doch habe man wohl ganz einfach gehofft, das Problem werde sich von selbst "lösen" und man könne den Reaktor bis zur nächsten planmäßigen Revisionsabschaltung weiterfahren.
Nachdem in Schweden bereits die Reaktoren Forsmark 1 und 2 stillstehen, denen SKI einen Weiterbetrieb verboten hatte, musste am Freitag auch der Reaktor Ringhals 2 wegen Problemen am primären Kühlwassersystem auf unbestimmte Zeit heruntergefahren werden. Grund war laut Ringhals-Produktionschef Lars Eliasson eine plötzlich erhöhte Kühlwasser-Leckage von "normal" 6 auf 12 Liter/Stunde. Für diese habe man keine Erklärung und müsse nun den Reaktor im abgestellten Zustand untersuchen.

taz: AKW-STÖRFÄLLE BRINGEN ATOM-AKZEPTANZ IN SCHWEDEN ZUM SCHMELZEN

Profit mit Nebenwirkungen
Die Meldungen über immer neue Störfälle und Sicherheitsmängel in schwedischen AKWs reihen sich mehr und mehr zu einer offenbar unendlichen Geschichte aneinander. Dabei zeigt sich, dass hinter den Geschichten von den sichersten Atomkraftwerken der Welt, die man den SchwedInnen seit Jahren erzählt hatte, nichts als Lügen stehen.
Jetzt wird sichtbar, dass die Produktionsrekorde und Gewinne, die Vattenfall und Eon, die Betreiber der Störfall-Reaktoren regelmäßig stolz vermelden, ihre Nebenwirkungen haben. Etwa die, dass die Revisionszeiten, zu denen man die Reaktoren früher abstellte, um sie auf Herz und Nieren zu prüfen, von ein bis zwei Monaten auf ein bis zwei Wochen zusammengestrichen wurden. Oder, dass ein Lohnmodell, bei dem Personal und Leitung ein Bonus gezahlt wird, wenn sie eher auf den Profit als auf die Sicherheitsvorschriften achten, seine Folgen hat. Wer will denn da schon wegen Peanuts wie mit Kurzschlussrisiko verbundenen Arbeiten im Umspannwerk, poröse Dichtungen, verstopfte Kühlwasserrohren oder ausgefallene Messinstrumente den Reaktor zur Sicherheit vom Netz nehmen, wenn man dafür mit finanziellen Einbußen bestraft wird?
Jetzt lösen sich nicht nur für jeden Tag, an dem die Reaktoren stillstehen, die Gewinne in Luft auf. Auch die Akzeptanz der schwedischen Bevölkerung für ihre AKWs schmilzt dahin. Eine Akzeptanz, die die Atomstromindustrie dringend braucht und die sie bisher in überraschendem Ausmaß genoss. Letztendlich haben Zufälle die Bedingungen, unter denen in Schweden Atomstrom produziert wird, ans Licht gebracht. Hinzu kommt die die Tatsache, dass die Branche erst nach dem Beinahe-GAU vom Sommer endlich einmal genauer unter die Lupe genommen wird.
Wer glaubt, dass es in deutschen AKWs völlig anders läuft als in Forsmark und Ringhals, ist naiv. Die gleichen Reaktorbetreiber hier wie dort bürgen für ähnliche Sicherheitskonzepte. Oder warum sollten Eon und Vattenfall je nach Reaktorstandort eine unterschiedliche Unternehmensphilosophie haben?

tagesspiegel.de: Wieder Lecks in schwedischen Atomkraftwerken

Vattenfall musste erneut einen Reaktor abschalten / Aufsichtsbehörde kritisiert erstmals Betreiber
Wegen eines „kleineren Lecks“ musste der schwedische Energiekonzern Vattenfall am Freitag schon wieder ein Atomkraftwerk abschalten. Dieses Mal handelte es sich um das in Südwestschweden liegende Akw Ringhals. Der Konzern bezeichnete die Abschaltung als „vorbeugende Sicherheitsmaßnahme“. „Das hier ist nichts Ernstes“, sagte Vattenfall-Produktionschef Lars Eliasson. Ringhals ist das größte Atomkraftwerk in Skandinavien und deckt 18 Prozent des schwedischen Strombedarfs. Wann der Reaktor wieder in Gang kommt, ist unklar.
Mit einer geradezu absurden Pannenserie muss sich der Konzern in der schwedischen Öffentlichkeit verantworten. Vattenfall gibt inzwischen auch Fehler beim Management zu. Der Direktor des Krisen-Akw Forsmark musste bereits gehen. Bisher zeigte die Reaktorsicherheitsbehörde (SKI) Geduld mit dem staatlichen Energiekonzern. Der SKI wurde deshalb vorgeworfen, sie trage Mitschuld am Verfall der Sicherheitskultur. Nun schlägt die Behörde härtere Töne an. So soll es nach Angaben der Behörde nach einer Panne am Kühlsystem in Ringhals 13 Tage gedauert haben, bis das Personal den Reaktor stoppte, obwohl niemand genau wusste, was die Störung verursachte.
An diesem Freitag wurde zusätzlich von einem Leck im Akw Oskarshamn berichtet. Kleinere Mengen Radioaktivität seien im Wasser einer Rohrleitung entdeckt worden. Eine ernste Gefahr bestehe nicht, aber es sei nicht zufrieden stellend, „dass radioaktive Stoffe an einer Stelle entdeckt werden, wo man sie nicht erwartet“, sagte der dortige Strahlenschutzbeauftragte Christer Solstrand. Das in Südostschweden liegende Akw Oskarshamn wird vom OKG-Konzern betrieben.
Schweden hatte in einer Volksabstimmung 1979 beschlossen, schrittweise aus der Atomenergie auszusteigen. Doch dieser Ausstieg wurde in den 90er Jahren infrage gestellt.
(Der Tagesspiegel)

welt.de: Atomenergiebehörde nimmt schwedische Reaktoren ins Visier

Der staatliche Energieversorger Vattenfall hat einen Kernreaktor des Kraftwerks Ringhals abgeschaltet, nachdem Radioaktivität in einer eigentlichen sauberen Wasserleitung entdeckt wurde. Das war nicht der einzige Vorfall in jüngster Zeit in Schweden.
Stockholm - In schwedischen Atomkraftwerken ist es erneut zu mehreren Vorfällen gekommen. Der staatliche Energieversorger Vattenfall hat am Freitagmorgen den Reaktor eins des Atomkraftwerks Ringhals in Südschweden abgeschaltet, im Werk Oskarshamn ist Radioaktivität in einer eigentlich sauberen Wasserleitung entdeckt worden. Nachdem sich in den vergangenen Monaten in schwedischen AKW etliche Störfälle ereignet haben, soll nun die Internationale Atomenergiebehörde IAEA die schwedischen Reaktoren untersuchen.
Ein Sprecher von OKG, der Betreibergesellschaft von Oskarshamn, begrüßte die Entscheidung. "Der Grund für den Stopp ist, dass ins Reaktorinnere gegangen werden muss, um ein kleineres Leck zu untersuchen", teilte die Betreibergesellschaft von Ringhals mit. Ein solcher Vorfall könne sich ereignen und es bestehe keine Gefahr. Noch ist unklar, wann der Reaktor wieder in Betrieb genommen werden kann. Der Ausfall kostet das Unternehmen pro Tag rund eine halbe Mio. Euro. Der Reaktor in Oskarshamn musste nicht abgestellt worden.
"Der Vorfall an sich ist kein Strahlenschutzproblem, aber es ist nicht zufrieden stellend, wenn Radioaktivität dort gemessen wird, wo sie nicht erwartet wird", hieß es bei OKG, die eine Tochter des deutschen Energieversorgers E.on ist. Die Betreibergesellschaft der Kraftwerke in Forsmark - wo es im Sommer zum Störfall kam - und Ringhals gehört der schwedischen Vattenfall gemeinsam mit der deutschen E.on. Der schwedische Energieriese ist Mehrheitseigner. E.on ist bisher wenig mit den Problemen in Zusammenhang gebracht worden.
Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass im AKW Forsmark wegen eines Fehlers mehr Radioaktivität als gedacht ausgetreten war. Die zuständige Strahlenschutzbehörde hatte das bemängelt, aber gleichzeitig mitgeteilt, dass es sich nicht um gefährliche Werte gehandelt habe. Im Juli 2006 hatte es im Reaktor eins des AKW Forsmark nördlich von Stockholm einen Störfall gegeben, der auf mangelnde Sicherheitskontrollen zurückzuführen war. Damals hatte es einen Kurzschluss in einem Umspannwerk gegeben. Daraufhin waren mehrere Sicherheitssysteme inklusive zwei der vier Notstromaggregate ausgefallen. Die Kühlung des Reaktorkerns war zeitweilig gefährdet.
Dem Personal war es dennoch gelungen, die Situation wieder in den Griff zu bekommen. Radioaktivität war nicht ausgetreten. Experten sind sich uneinig darüber, wie groß das Risiko einer Kernschmelze war.
Die schwedische Atomaufsichtsbehörde SKI hat das Ereignis mit zwei auf der siebenstufigen Ines-Skala, mit der die Schwere eines Störfalls angegeben wird, eingestuft. Auch in den Monaten danach gab es mehrfach Probleme in schwedischen AKW. Im Dezember hatte es im Reaktor drei von Forsmark einen Schaden an einem der 700 Brennelemente gegeben, kurz darauf funktionierte die Steuerung der Hauptzirkulationspumpen nicht ordnungsgemäß. Mitte November 2006 hatte es in einem Transformator des Atomkraftwerks Ringhals gebrannt.
Ende Oktober hatte SKI den Betreiber des Atomreaktors Forsmark 1 angezeigt, weil der Reaktor im Frühjahr mit unerlaubt hoher Leistung gefahren ist. Statt wie zugelassen mit 108 Prozent war der Reaktor mit 110 Prozent betrieben worden. Der Störfall im vergangenen Juli hatte Vattenfalls Stromproduktion aus Kernkraft deutlich verringert.
Im zweiten Halbjahr 2006 hat Vattenfall 25,4 Terrawattstunden Strom aus Kernenergie erzeugt. Ohne die durch den Störfall bedingten Ausfälle hätten sechs Prozent mehr Atomstrom geliefert werden können. Vattenfall hatte in den vergangenen Monaten bereits mehrere Male Reaktoren zur Überprüfung abstellen müssen. Derzeit erzeugen nur sieben der zehn schwedischen Reaktoren Strom.
(Die Welt)

Hamburger Abendblatt: Neue Mängel: Schweden stellen dritten Reaktor ab

STOCKHOLM - Der schwedische Vattenfall-Konzern hat nach zwei Reaktoren im Atomkraftwerk Forsmark auch einen seiner Reaktoren im Kernkraftwerk Ringhals aus Sicherheitsgründen abgestellt. Laut Unternehmen ist die genaue Ursache für "ein kleines Leck" am Einschluss kurz nach der Abschaltung des 1975 in Betrieb genommenen Reaktors zwar ermittelt worden. Dennoch gilt der Zeitpunkt für die erneute Inbetriebnahme als offen.
Als drittes schwedisches Atomkraftwerk meldete Oskarshamn am Freitag Probleme mit Lecks im Kühlwassersystem. Wie der zum deutschen Konzern E.on gehörende Betreiber OKG mitteilte, seien kleine Mengen Radioaktivität in einer Salzwasserleitung gefunden worden, die strahlenfrei sein sollte.
Wie die "Göteborgs-Posten" berichtete, hat die Atomaufsichtsbehörde SKI Vattenfall offiziell wegen Vernachlässigung der Sicherheit in Ringhals kritisiert. So habe man den ältesten der vier Reaktoren im Januar 14 Tage weiterlaufen lassen, obwohl Probleme am Kühlsystem für Reaktor 1 bekannt waren. Die Behörde hatte nach massiver Kritik an Sicherheitsproblemen in Forsmark den Betrieb von zwei der dortigen drei Reaktoren verboten.

net-tribune.de: Atomaufsicht soll schwedische Kraftwerke überprüfen

Stockholm - Nach einer Serie von Pannen in schwedischen Kernkraftwerken hat die Atomaufsichtsbehörde des Landes internationale Inspektionen angeordnet. Demnach sollen Experten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) die Sicherheit überprüfen. Zuvor wurde am Freitag einer von vier Reaktoren im größten schwedischen Atomkraftwerk Ringhals wegen eines Wasserlecks heruntergefahren. Bei dem Zwischenfall habe keine Gefahr für die Beschäftigten bestanden, betonte ein Sprecher der Anlage rund 500 Kilometer südwestlich von Stockholm.
Erst am Mittwoch hatte die Aufsichtsbehörde entschieden, der erste Reaktor in Forsmark dürfe nach einem Störfall vorerst nicht wieder ans Netz gehen. Forsmark 1 wurde Anfang Februar wegen eines Dichtungsschadens abgeschaltet, der Direktor des Kraftwerks trat daraufhin zurück. Auch Forsmark 2 darf nach einer behördlichen Anordnung erst wieder ans Netz gehen, wenn der Betreiber - das staatliche Energieunternehmen Vattenfall - einen ausführlichen Bericht über seine Sicherheitskontrollen in dem Kraftwerk erstellt.
Die Atomanlagen in Forsmark, rund 100 Kilometer nördlich von Stockholm, sollen nun als erste von IAEA-Inspektoren überprüft werden. Es gelte, das Vertrauen der Öffentlichkeit wieder herzustellen, sagte Behördensprecher Anders Jorle. In dem Kraftwerk sind binnen drei Monaten bereits drei Störfälle aufgetreten. Auch in Ringhals wurden des öfteren Probleme registriert, zuletzt ein Feuer im vergangenen November, das zur vorübergehenden Schließung eines Reaktors führte.

thurgauerzeitung.ch: Pannenserie in Schwedens AKWs hält an

In Schweden ist gestern der dritte von zehn Atomreaktoren abgeschaltet worden. Die Kritik an der offensichtlichen Schlampigkeit des Energiekonzerns Vattenfall nimmt zu.
Wegen eines «kleineren Lecks» hat der schwedische Energiekonzern Vattenfall gestern Freitag wieder einen Reaktor abschalten müssen. Dieses Mal ist das in Südwestschweden liegende Kraftwerk Ringhals betroffen. Wie auch bei anderen Störfällen unterstrich der Konzern wieder, dass es sich nur um eine vorbeugende Sicherheitsmassnahme handle. Der Reaktor sei bloss abgeschaltet worden, um einen Fehler zu beheben. «Das hier ist nichts Ernstes», sagte Vattenfall-Produktionschef Lars Eliasson.
Der Produktionsausfall soll Vattenfall dennoch zwischen 400 000 und 500 000 Euro am Tag kosten. Ringhals ist das grösste Atomkraftwerk in Skandinavien und deckt 18 Prozent des schwedischen Strombedarfs. Wann der Reaktor wieder in Gang kommt, ist unklar. Gestern wurde auch bekannt, dass durch ein Leck im südostschwedischen AKW Oskarshamn kleinere Mengen Radioaktivität ausgetreten sind. Eine ernste Gefahr bestehe auch hier nicht, aber es sei nicht zufrieden stellend, «dass radioaktive Stoffe an einer Stelle entdeckt werden, wo man sie nicht erwartet», sagte der dortige Strahlenschutzbeauftragte Christer Solstrand. Oskarshamn wird vom OKG-Konzern betrieben.
IAEA-Inspektionen angeordnet
Erst am Mittwoch hatte Vattenfall aus Sicherheitsgründen zwei Reaktoren im pannengeplagten AKW Forsmark nördlich von Stockholm abstellen müssen. Damit sind drei der zehn Reaktoren des Landes nicht mehr am Netz. Die Pannenserie hatte im Juli begonnen, als nach einem Kurzschluss zwei der drei Reaktoren in Forsmark vom Netz genommen wurden. Kritiker sprachen von einem «Beinahe-Gau». Im Herbst kam es im Kraftwerk Ringhals zu zwei Bränden. Und im Januar sickerte ein interner Bericht über Forsmark durch, der selbst nach dem ernsten Zwischenfall im Sommer noch vor «unakzeptablen Risiken» und betrunkenen AKW-Angestellten warnen musste. Vattenfall räumt inzwischen Fehler im Management ein. Der bisherige Direktor von Forsmark musste gehen.
Bisher wurde der staatliche Energiekonzern von der Reaktorsicherheitsbehörde (SKI) mit Samthandschuhen angefasst. Die SKI wurde deshalb öffentlich kritisiert. Nun schlägt die Behörde härtere Töne an und kritisierte öffentlich Vernachlässigungen im AKW Ringhals. So soll es laut Behörde nach einer Panne am Kühlsystem 13 Tage gedauert haben, bis das Personal den Reaktor stoppte, obwohl niemand genau wusste was die Störung verursachte. Gestern Freitag ordnete die Behörde sogar eine Inspektion der AKWs durch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) an, um die Sicherheit zu prüfen.
Stimmung schlägt um
Laut jüngsten Umfragen schwindet in Schweden die bisherige Akzeptanz für die Kernenergie. Noch die Panne im Juli hatte im Ausland heftigere Diskussionen ausgelöst als in Schweden selber. Heute erklären sich 21 Prozent aller Schweden als skeptischer gegenüber Kernkraft als noch vor vier Jahren. Schweden hatte in einer Abstimmung 1979 beschlossen, schrittweise aus der Atomenergie auszusteigen. Doch dieser Ausstieg wurde in den 90er-Jahren wieder in Frage gestellt. Heute sind erst zwei der einst zwölf Reaktoren abgeschaltet. Die bürgerliche Regierung hat nicht vor, weitere Kraftwerke zu schliessen.
(Thurgauer Zeitung, Schweiz)

16. Februar 2007
N24.de: "Kleines Leck" in schwedischem AKW

Beim schwedischen Energiekonzern Vattenfall häufen sich die Störfälle in Atomkraftwerken: Am Freitag teilte das Unternehmen mit, dass der Reaktor 2 der Anlage im südwestschwedischen Ringhals vom Netz genommen wurde. Die Ursachen für ein "kleines Leck" mit radioaktiven Emissionen müsse untersucht werden, hieß es.
Da Vattenfall aus Sicherheitsgründen auch im Atomkraftwerk Forsmark derzeit zwei der dortigen drei Meiler abgeschaltet hat, laufen derzeit nur sieben der zehn schwedischen Reaktoren. In Forsmark hatten sich Mitarbeiter in einer internen Untersuchung über die laxe Einhaltung der Sicherheitsvorschriften beklagt. Die Anlage macht seit dem Sommer Probleme, als die Notstromversorgung nach einem Kurzschluss nicht automatisch ansprang. Zuletzt machte der AKW-Standort durch lecke Dichtungen und defekte Kontrollinstrumente von sich reden.
Störfälle beleben Debatte neu
Angesichts dessen fährt die staatliche Atomaufsicht SKI nunmehr offenbar einen schärferen Kurs gegen den Konzern, der auch in Deutschland mehrere AKWs betreibt: Wie die Zeitung "Göteborg-Posten" berichtete, wurde Vattenfall offiziell für die Vernachlässigung der Sicherheit in Ringhals kritisiert. Die Anlage liegt etwa 60 Kilometer südlich der Stadt am Kattegat. Gerügt wurde demnach vor allem, dass der 1975 in Betrieb genommene älteste Reaktor dort im Januar 14 Tage am Netz gehalten wurde, obwohl Problem am Kühlsystem des Blocks 1 bekannt gewesen seien.
Die vielen Störfälle, die nach dem Kurzschluss in Forsmark bekannt wurden, haben die Debatte um einen Atomausstieg in Schweden wieder belebt. Zwar hatten sich die Schweden 1980 in einer Volksabstimmung für die Abschaltung aller AKW ausgesprochen. Seitdem hat sich aber keine Regierung - weder eine bürgerliche noch eine sozialdemokratische - an die Umsetzung dieses Beschlusses gemacht. Allerdings wurden seit dem keine neuen Meiler gebaut und ein Reaktor am südschwedischen Standort Barsebäck abgeschaltet. (N24.de, nz)

mdr.de: Neuer Störfall in schwedischem Atom-Kraftwerk

In Schweden hat das dritte Atomkraftwerk binnen weniger Tage Probleme gemeldet. An dem Reaktor Oskarshamn wurden Lecks im Kühlwassersystem festgestellt. Nach Angaben des Beitreibers - einer E.ON-Tochterfirma - gelangte eine geringe Dosis Radioaktivität in den Wasserkreislauf. Wenige Stunden vor dieser Mitteilung hatte der Vattenfall-Konzern auch einen Reaktor in seinem Atomkraftwerk Runghals sicherheitshalber abgeschaltet. Auch dort war ein kleines Leck im Kühlkreislauf entdeckt worden. Schon seit längerem gibt es auch im Kernkraftwerk Forsmark Probleme. Die Leitung bat inzwischen die schwedische Regierung, Inspektoren der Internationalen Atomenergie-Behörde anzufordern. (Mitteldeutscher Rundfunk)

tagesspiegel.de: PORTRÄT LARS GÖRAN JOSEFSSON VATTENFALL-CHEF: „Ich bin alles andere als erfreut“

Noch vor ein paar Wochen hat Lars Josefsson sich köstlich amüsiert, dass es vor allem die Deutschen seien, die sich Sorgen um die „Sicherheitskultur“ in schwedischen Atomkraftwerken machten. Nach einigen ernsten Zwischenfällen im vom schwedischen Staatskonzern Vattenfall betriebenen Atomkraftwerk Forsmark war er noch überzeugt, dass die Schweden die Pannenserie auch weiterhin ganz gelassen sehen würden. Doch nachdem Josefsson erfahren musste, dass ein Reaktor in Forsmark sieben Monate lang mit einer defekten Gummidichtung gelaufen war, und als zudem bekannt wurde, dass die Arbeiter in dem AKW, das immerhin schon seit 26 Jahren läuft, inzwischen recht locker mit ihren Pflichten umgehen, und auch Trunkenheit am Arbeitsplatz nicht für ein großes Problem halten, zog Josefsson die Notbremse. Er warf den AKW-Chef in Forsmark raus.
Allerdings war das noch lange nicht das Ende der Pannenserie. Am Freitag machte das AKW in Ringhals wieder Schlagzeilen, diesmal nicht mit einem Brand, sondern mit einem Leck. Obwohl die derzeitige Regierung den bereits 1979 bei einer Volksabstimmung beschlossenen Atomausstieg Schwedens nicht mehr für bindend hält, gab Umweltminister Andreas Carlgren nun zu Protokoll, dass „die Atomkraft eine gefährliche Technik ist, wenn sie nicht funktioniert oder der menschliche Faktor versagt“. Und weiter meinte er: „Wir müssen uns überlegen, wie abhängig wir davon sein wollen.“ Nachdenklich dürften auch die deutschen Behörden geworden sein. Denn Vattenfall hat den Antrag gestellt, das 30 Jahre alte Atomkraftwerk Brunsbüttel über seine im Atomkonsens vereinbarte Laufzeit hinaus betreiben zu dürfen.
Nun ist Josefsson nicht nur der Chef eines Energiekonzerns, der offensichtlich nur mittelmäßig sichere Atomkraftwerke betreibt. Er ist seit diesem Jahr auch Klimaberater von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Nachdem Vattenfall in Deutschland in die Braunkohleförderung und -verstromung eingestiegen war, habe er sich damit befassen müssen, dass das nicht besonders gut fürs Klima sei, meint Josefsson. Deshalb hat er die Fachleute seines Konzerns angehalten, eine Klimaweltkarte zu entwerfen, in der die Lösungen verzeichnet sein sollen. Erneuerbare Energien wie Wind, Sonne oder Biomasse spielen in der Klimakarte eine eher untergeordnete Rolle. Die Atomkraft dafür eine umso größere, auch wenn selbst Josefsson zugibt: „Die Atomkraft ist nicht die Lösung des Klimaproblems.“ Dagmar Dehmer
(Der Tagesspiegel)

VERIVOX: Weiterer schwedischer Reaktor aus Sicherheitsgründen abgeschaltet

Stockholm - Der schwedische Vattenfall-Konzern hat nach zwei Reaktoren im Atomkraftwerk Forsmark auch einen seiner Reaktoren im Kernkraftwerk Ringhals aus Sicherheitsgründen abgestellt. Wie das Unternehmen am Freitag mitteilte, sei die genaue Ursache für "ein kleines Leck" am Einschluss kurz nach der Abschaltung des 1975 in Betrieb genommenen Reaktors ermittelt worden. Dennoch galt der Zeitpunkt für die erneute Inbetriebnahme als offen.
Das dritte schwedische Atomkraftwerk Oskarshamn meldete am Freitag Probleme mit Lecks im Kühlwassersystem. Wie der zum deutschen Konzern E.ON gehörende Betreiber OKG mitteilte, seien kleine Mengen Radioaktivität in einer Salzwasserleitung gefunden worden, die strahlenfrei sein sollte.
Wie die Zeitung "Göteborgs-Posten" am selben Tag berichtete, hat die Atomaufsichtsbehörde SKI Vattenfall offiziell wegen Vernachlässigung der Sicherheit in Ringhals kritisiert. So habe man den ältesten der vier Reaktoren im Januar 14 Tage weiterlaufen lassen, obwohl Probleme am Kühlsystem für Reaktor 1 bekannt gewesen seien.
Die Behörde hatte nach immer massiverer Kritik an Sicherheitsproblemen im Kraftwerk Forsmark den Betrieb von zwei der dortigen drei Reaktoren verboten. Damit stehen drei der insgesamt zehn schwedischen Atommeiler aus Sicherheitsgründen still. Die Kernkraft steht für etwa die Hälfte der Stromerzeugung in dem skandinavischen Land. (dpa-Meldung, 16.02.2007 (13:52))

Nachrichtenagentur AFP: IAEA soll schwedisches AKW untersuchen

Freitag 16. Februar 2007, 16:31 Uhr
Nach mehreren Pannen im Atomkraftwerk Forsmark soll Schweden die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bitten, die Anlage zu untersuchen. Dies hätten die Leiter der schwedischen Atomkraftwerke bei einem Treffen beschlossen, sagte der Sprecher des AKW Forsmark. Zwei der drei Reaktoren in Forsmark nördlich von Stockholm wurden kürzlich vom Netz genommen, nachdem Fehler in ihrer Außenhülle festgestellt worden waren. Indes wurde im Atomkraftwerk Ringhals an der Westküste ein Reaktor abgeschaltet.
Bei einem der insgesamt vier Reaktoren in Ringhals sei ein "kleines Leck" im Primärkreislauf entdeckt worden, teilte die Betreibergesellschaft mit. Daher sei Block zwei für eine Überprüfung heruntergefahren worden. "Dies passiert von Zeit zu Zeit", sagte ein Sprecher des Atomkraftwerks der Zeitung "Svenska Dagbladet". Das Leck liege "innerhalb der Sicherheitsvorkehrungen". Ringhals ist das größte Atomkraftwerk in der Region.
Im AKW Forsmark hatte es bereits im Juli einen schweren Störfall gegeben, als nach einem Elektrizitätsausfall auch die Notstromversorgung nur schleppend angelaufen war. Nach Angaben von Experten wurde eine Katastrophe - ein Schmelzen des Reaktorkerns - nur knapp vermieden. Einige der Reaktoren hatten für mehrere Monate vom Netz genommen werden müssen. Vor kurzem war ein interner Bericht bekannt geworden, in dem unter anderem über Gaslecks und gefährliche Arbeitsbedingungen in dem Atomkraftwerk berichtet wird. Außerdem seien mehrfach Angestellte nach Hause geschickt worden, nachdem sie bei Alkoholtests durchgefallen seien.
Schweden deckt mit derzeit noch zehn Atomkraftwerken nahezu die Hälfte seines Strombedarfs, will aber innerhalb der nächsten 30 Jahre vollständig auf die Kernenergie verzichten.

Nachrichtenagentur AFP: Reaktor in schwedischem Akw Ringhals abgeschaltet

Freitag 16. Februar 2007, 14:01 Uhr
Im schwedischen Atomkraftwerk Ringhals ist ein Reaktor abgeschaltet worden. Bei einem der insgesamt vier Reaktoren sei ein "kleines Leck" im Primärkreislauf entdeckt worden, teilte die Betreibergesellschaft mit. Daher sei Block zwei für eine Überprüfung heruntergefahren worden. "Dies passiert von Zeit zu Zeit", sagte ein Sprecher des Atomkraftwerks der Zeitung "Svenska Dagbladet". Das Leck liege "innerhalb der Sicherheitsvorkehrungen". Ringhals ist das größte Atomkraftwerk in der Region.
Im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark hatte es im Juli einen schweren Störfall gegeben, als nach einem Elektrizitätsausfall auch die Notstromversorgung nur schleppend angelaufen war. Nach Angaben von Experten wurde eine Katastrophe - ein Schmelzen des Reaktorkerns - nur knapp vermieden. Einige der Reaktoren hatten für mehrere Monate vom Netz genommen werden müssen.
Vor kurzem war ein interner Bericht bekannt geworden, in dem unter anderem über Gaslecks und gefährliche Arbeitsbedingungen in dem Atomkraftwerk an der Ostküste Schwedens berichtet wird. Außerdem seien mehrfach Angestellte nach Hause geschickt worden, nachdem sie bei Alkoholtests durchgefallen seien.
Schweden deckt mit derzeit noch zehn Atomkraftwerken nahezu die Hälfte seines Strombedarfs, will aber innerhalb der nächsten 30 Jahre vollständig auf die Kernenergie verzichten.

Nachrichtenagentur AP: Schwedischer Atomreaktor wegen Lecks heruntergefahren

Freitag 16. Februar 2007, 12:49 Uhr
Stockholm (AP) Wegen eines Wasserlecks ist einer von vier Reaktoren des größten schwedischen Atomkraftwerks in Ringhals heruntergefahren worden, wie die Betreibergesellschaft am Freitag mitteilte. Bei dem Zwischenfall im Reaktor zwei habe keine Gefahr für die Beschäftigten bestanden, sagte Sprecher Lars Eliasson. Die schwedischen Nuklearkraftwerke, die die Hälfte des landesweit benötigten Stroms produzieren, sind in den vergangenen Monaten durch mehrere Pannen ins Gerede gekommen.
Erst am Mittwoch hatte die Atomaufsichtsbehörde entschieden, der Reaktor 1 in Forsmark dürfe nach einem Vorfall vorerst nicht wieder ans Netz gehen. Zunächst müssten umfangreiche Inspektionen die Unbedenklichkeit bestätigen. Forsmark 1 wurde Anfang Februar wegen eines Dichtungsschadens abgeschaltet, der Direktor des AKW trat daraufhin zurück. Es handelte sich um den bereits dritten Störfall in dem 100 Kilometer nördlich von Stockholm gelegenen Kraftwerk binnen drei Monaten. Das nun betroffene AKW Ringhals liegt rund 500 Kilometer südwestlich der Hauptstadt.

derStandard.at: Zweites schwedisches AKW abgeschaltet

Pannen in Ringhals und Oskarsham
Stockholm – Wegen eines "kleineren Lecks" musste der schwedische Energiekonzern Vattenfall am Freitag wieder einen Reaktor abschalten. Dieses Mal handelte es sich um das in Südwestschweden liegende Kraftwerk Ringhals. Wie auch bei anderen Störfällen unterstrich die Konzernleitung wieder, dass es sich nur um eine vorbeugende Sicherheitsmaßnahme handle. Lediglich um einen Fehler zu beheben, sei der Reaktor abgeschaltet worden. "Das hier ist nichts Ernstes", sagte Produktionschef Lars Eliasson.
Der Produktionsausfall soll Vattenfall dennoch zwischen 400.000 und 500.000 Euro am Tag kosten. Ringhals ist das größte Atomkraftwerk Skandinaviens und deckt 18 Prozent des schwedischen Strombedarfs. Wann der Reaktor wieder in Gang kommen soll, ist unklar. Erst am Mittwoch musste Vattenfall aus Sicherheitsgründen zwei Reaktoren im Atomkraftwerk Forsmark abstellen. Zusammengenommen sind das drei von den insgesamt zehn Reaktoren des Landes.
Am Freitag wurde auch von einem Leck im AKW Oskarsham berichtet. Kleinere Mengen Radioaktivität seien im Wasser einer Rohrleitung entdeckt worden. Eine ernste Gefahr bestehe auch hier nicht, sagte der dortige Strahlenschutzbeauftragte Christer Solstrand.

Vorarlberg-online.at: Schweden: Panne in Atomkraftwerk

Der Block 2 im westschwedischen Atomkraftwerk Ringhals wurde am Freitag früh gestoppt, nachdem am Donnerstag ein kleineres Leck im Primärkreislauf entdeckt worden war.
Bis zu den technischen Untersuchungen ist unklar, wann der Reaktor wieder ans Netz gehen kann. Nach Auskunft der Kraftwerksleitung handelt es sich um kein ernstes Problem.
Produktionsleiter Lars Eliasson sagte der schwedischen Nachrichtenagentur TT, es sei ein erhöhter Wasserverlust im Kühlwassersystem festgestellt worden. Statt einem Verlust von normalerweise sechs Liter pro Stunde sei dieser plötzlich auf zwölf Liter angestiegen. Da das vermutliche Leck in Bauteilen aufgetreten sei, die bei Betrieb des Kraftwerks nicht untersucht werden könnten, habe der Reaktor gestoppt werden müssen.
Somit stehen derzeit drei der zehn schwedischen Atomreaktoren still. Ringhals wird ebenso wie das AKW Forsmark vom schwedischen Energiekonzern Vattenfall betrieben. In Forsmark bleiben zwei Reaktoren nach einer Serie von Pannen und Schlampereien vorläufig abgeschaltet, für den Betrieb von Forsmark 3 hat die Atominspektionsbehörde SKI der Kraftwerksleitung die Auflage erteilt, bis Monatsende einen ausführlichen Sicherheitsbericht vorzulegen.

tagesschau.ts.tv: Dritter AKW-Reaktor in Schweden vom Netz - Massive Kritik am AKW-Betreiber Vattenfall

Der schwedische Vattenfall-Konzern hat nach zwei Reaktoren im Atomkraftwerk Forsmark auch einen seiner Reaktoren im Kraftwerk Ringhals aus Sicherheitsgründen abgestellt
Wie das Unternehmen mitteilte, müssten am Reaktor 2 die Ursachen für «ein kleines Leck» mit radioaktiven Emissionen untersucht werden. Der Reaktor wurde 1975 in Betrieb genommen.
Schlampereien als Ursache
Laut der Zeitung «Göteborgs-Posten» kritisierte die schwedische Atomaufsichtsbehörde den Betreiber Vattenfall wegen Vernachlässigung der Sicherheit in Ringhals. Man habe den ältesten der vier Reaktoren im Januar 14 Tage weiterlaufen lassen, obwohl Probleme am Kühlsystem für Reaktor diesen bekannt gewesen seien.
3 von 10 Atomreaktoren vom Netz
Die Behörde hatte nach immer massiverer Kritik an Sicherheitsproblemen im Kraftwerk Forsmark den Betrieb von zwei der dortigen drei Reaktoren verboten. Damit stehen drei der insgesamt zehn schwedischen Atommeiler aus Sicherheitsgründen still.
Alkoholtests nicht bestanden
Vor kurzem war zudem ein interner Bericht bekannt geworden, in dem unter anderem über Gaslecks und gefährliche Arbeitsbedingungen in Forsmark berichtet wurde. Ausserdem seien mehrfach Angestellte nach Hause geschickt worden, nachdem sie bei Alkoholtests durchgefallen seien.
Flucht nach vorn
Die Leiter der schwedischen Atomkraftwerke wollen nun die Flucht nach vorne antreten. Sie hätten beschlossen, die Internationale Atomenergieagentur einzuschalten, erklärte ein Sprecher des AKW Forsmark.
Schweden deckt mit seinen Atomkraftwerken nahezu die Hälfte des Strombedarfs ab, will aber innerhalb der nächsten 30 Jahre vollständig auf die Kernenergie verzichten. (sda/kons)
(SF - Schweizer Fernsehen)

NZZ.ch: Schweden ruft die IAEA an - Reaktion auf eine Serie von Pannen in verschiedenen Kernkraftwerken

Die Behörden in Schweden wollen das Vertrauen der Bevölkerung wieder herstellen. Sie haben deshalb die internationale Atomenergieagentur (IAEA) aufgefordert, die Kernanlagen im Land zu prüfen. Zuvor war es zu einer Serie von Pannen gekommen
(ap) Nach einer Serie von Pannen in schwedischen Kernkraftwerken hat die Atomaufsichtsbehörde des Landes internationale Inspektionen angeordnet. Demnach sollen Experten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) die Sicherheit überprüfen. Zuvor wurde am Freitag einer von vier Reaktoren im grössten schwedischen Atomkraftwerk Ringhals wegen eines Wasserlecks heruntergefahren. Bei dem Zwischenfall habe keine Gefahr für die Beschäftigten bestanden, betonte ein Sprecher der Anlage rund 500 Kilometer südwestlich von Stockholm.
Forsmark als Beginn der Serie
Erst am Mittwoch hatte die Aufsichtsbehörde entschieden, der erste Reaktor in Forsmark dürfe nach einem Störfall vorerst nicht wieder ans Netz gehen. Forsmark 1 wurde Anfang Februar wegen eines Dichtungsschadens abgeschaltet, der Direktor des Kraftwerks trat daraufhin zurück.
Auch Forsmark 2 darf nach einer behördlichen Anordnung erst wieder ans Netz gehen, wenn der Betreiber - das staatliche Energieunternehmen Vattenfall - einen ausführlichen Bericht über seine Sicherheitskontrollen in dem Kraftwerk erstellt. Die Atomanlagen in Forsmark, rund 100 Kilometer nördlich von Stockholm, sollen nun als erste von IAEA-Inspektoren überprüft werden.
Feuer in Ringhals
Es gelte, das Vertrauen der Öffentlichkeit wieder herzustellen, sagte Behördensprecher Anders Jorle. In dem Kraftwerk sind binnen drei Monaten bereits drei Störfälle aufgetreten. Auch in Ringhals wurden des öfteren Probleme registriert, zuletzt ein Feuer im vergangenen November, das zur vorübergehenden Schliessung eines Reaktors führte.
(16. Februar 2007, 19:11, NZZ Online)  (Neue Züricher Zeitung)

tagesanzeiger.ch: Keine Kontrolle über abgegebene Radioaktivität

Immer neue Sicherheitslecks im grössten schwedischen AKW sorgen für Unruhe in der Bevölkerung. Nun fordert die Regierung in Stockholm Hilfe bei der Atombehörde in Wien an.
Mit der Androhung von Strafprozessen und dem Rückzug der Betriebsbewilligung hat die staatliche schwedische Atomenergiebehörde SKI in den vergangenen Monaten versucht, die Führung des grössten Atomkraftwerks des Landes in Forsmark unter Druck zu setzen. Dort ereignete sich am 25. Juli des vergangenen Jahres der bislang schwerste Störfall in einem schwedischen AKW.
Nach dem gleichzeitigen Ausfall mehrerer Sicherheitssysteme stand der Meiler, so die schwedische Atomenergiebehörde in ihrem Anfang Februar veröffentlichten Untersuchungsbericht, «eine Stunde vor einer Kernschmelze». Die Leitung des zum staatlichen Energiekonzern Vattenfall gehörenden Atomkraftwerks, das 200 Kilometer nördlich von Stockholm an der Ostsee liegt, versuchte jedoch die Ernsthaftigkeit des Störfalls herunterzuspielen und unterliess es während Tagen, die Behörden zu informieren.
Angetrunkene Mitarbeiter
Der «Zerfall der Sicherheitskultur» in Forsmark, wie er im SKI-Bericht festgehalten worden ist, manifestierte sich im Anschluss an den Störfall vom 25. Juli auch bei den Aufräumarbeiten: Stichproben der Werksleitung ergaben nämlich, dass sich mehrere Mitarbeiter in angetrunkenem Zustand an diesen Arbeiten beteiligten. Der entsprechende Bericht kam aber wiederum nur durch einen Zufall an die Öffentlichkeit. Die schwedische Atomenergiebehörde hat deshalb die Staatsanwaltschaft in Uppsala gebeten, eine Strafuntersuchung gegen die Forsmark-Leitung einzuleiten. Der Betreiberkonzern Vattenfall reagierte darauf in der vergangenen Woche mit einer Neubesetzung der Führung in den drei zwischen 1980 und 1985 in Betrieb genommenen Reaktoren in Forsmark.
Wie nun ein in dieser Woche veröffentlichter weiterer Bericht des schwedischen Amtes für Strahlenschutz zeigt, hat das Forsmark-Werk in den vergangenen Jahren zudem auch die Kontrolle über die an die Umwelt abgegebene Radioaktivität verloren: Dabei traten laut dem Bericht in den vergangenen drei Jahren bis zu «drei- bis viermal höhere Mengen an radioaktiven Substanzen wie Strontium 90 und Cäsium 137» aus, als bisher angegeben wurde. Dafür verantwortlich waren laut der schwedischen Atomenergiebehörde «fehlerhafte Kontrollinstrumente». Gleichzeitig haben nun schärfere Kontrollen ergeben, dass mehrere Gummidichtungen für Partikelfilter an der Aussenseite des Werkes undicht geworden sind.
Reaktoren bleiben abgeschaltet

SKI hat deshalb beschlossen, Forsmark das Hochfahren der zwei gegenwärtig stillgelegten Reaktoren vorläufig zu verbieten. Der neue Forsmark-Chef Jan Edberg erklärte am Donnerstag, dass es zwei Monate dauern dürfte, bis das Atomkraftwerk wieder in Betrieb genommen werden könne.
Der Ausfall eines Reaktors kostet die Betreiber pro Tag mindestens 2 Millionen Franken. Finanzielle Überlegungen haben denn auch, so ist der frühere Forsmark Chef Lars-Olov Höglund überzeugt, zu den gravierenden aktuellen Sicherheitsproblemen beigetragen, die «viel schwer wiegender sind, als die Werksleitung bislang zugeben wollte».
Neubaupläne sind vom Tisch
Nun hat auch die der Atomenergie gegenüber sehr positiv eingestellte bürgerliche Regierung in Stockholm das Vertrauen in die Fähigkeiten der schwedischen Atomindustrie verloren: Sie will deshalb die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bitten, die bestehenden Sicherheitsarrangements der zehn noch aktiven schwedischen Meiler zu überprüfen.
Mit dieser Massnahme hofft die im letzten Herbst an die Macht gekommene Koalition von Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt das zunehmend angeschlagene öffentliche Vertrauen in die Kernenergie zurückzugewinnen. Nachdem sich die Schweden in einer Volksabstimmung schon einmal - im Jahre 1980 - für einen Ausstieg aus der Atomenergie entschieden hatten, beliess es die frühere sozialdemokratische Regierung in den letzten Jahren bei der Stilllegung von zwei Reaktoren im südschwedischen Barsebäck. Die anderen Meiler sollten nach Ansicht des Parlamentes erneuert werden und die Bewilligung für eine zusätzliche Laufzeit von bis zu 30 Jahren erhalten.
Kein Thema mehr ist jedoch in Schweden der noch kürzlich diskutierte - und auch in anderen europäischen Staaten erwogene - Bau eines völlig neuen Atomkraftwerkes.

15. Februar 2007
taz: Mehr Radioaktivität

AKW Forsmark strahlte viermal so stark wie offiziell gemeldet. Betreiber Vattenfall bemerkte Fehler nicht
STOCKHOLM taz Die Messung, wie viel radioaktive Substanzen aus den Schornsteinen des schwedischen AKW Forsmark austreten, funktioniert schon seit Jahren nicht mehr richtig. Deshalb ist in den letzten drei Jahren vermutlich viermal so viel Strontium, Cäsium und Plutonium freigesetzt worden, wie Betreiber Vattenfall der Strahlenschutzbehörde meldete.
Der Grund dafür war eine "nicht passgenaue" Dichtung. Diese saß ausgerechnet an einem Filter, der mit den Messgeräten gekoppelt ist und den die gesamte aus dem Schornstein nach draußen entweichende Luft passieren muss. Die zuständige Strahlenschutzbehörde SSI hält das für "nicht akzeptabel". SSI-Forschungsleiter Leif Moberg: "Korrekte Messungen sind grundlegend für die Berechnung, was an radioaktiven Substanzen wie Cäsium-137 und Strontium-90 nach draußen und damit über Feldfrüchte und Tiere in die Nahrungskette gelangt."
Bei Vattenfall selbst schätzt man inzwischen ein, dass in den vergangenen drei Jahren tatsächlich nur 23 Prozent der freigesetzten Radioaktivität gemessen wurden. Anki Hägg, SSI-Strahlenschutzinspektorin, hofft allerdings, dass das nicht bedeutet, dass die Grenzwerte der für Menschen gefährlichen Strahlenbelastung überschritten wurden. Auch die Behörde habe aber von Forsmark noch keine nachvollziehbare Erklärung dafür erhalten, warum der Fehler seit mindestens 2004 unbemerkt geblieben sei.
Gleichzeitig wies SSI auf grundlegende Mängel bei der Messung radioaktiver Substanzen hin, die von schwedischen AKWs freigesetzt werden. Allein bei den drei Forsmark-Reaktoren sei die Technik zur automatischen Messung radioaktiver Gase wie Argon und Krypton in den letzten vier Jahren 26-mal komplett ausgefallen. Laut Moberg will die Behörde ihre Kontrollen daher verschärfen.
Wie viele der in Forsmark in den letzten Monaten entdeckten Fehler war auch das Problem der fehlerhaften Messungen bereits seit einiger Zeit intern bekannt - es war schon vor Weihnachten entdeckt worden. Konsequenzen für den laufenden Betrieb hatten aber weder der Betreiber noch die Behörde daraus gezogen. Aktiv wurden beide erst, als Medien den Fehlern auf die Spur gekommen waren. Angesichts der nicht endenden Pannen- und Fehlerserie kündigte Umweltminister Andreas Carlgren an, die Sicherheit der gesamten atomstromproduzierenden Industrie in Schweden zu überprüfen.
Die Strahlenschutzbehörde hat gestern erste Konsequenzen gezogen: Sie verbot den geplanten Neustart eines Reaktors in Forsmark.

tagesspiegel.de: Aus Akw Forsmark trat jahrelang Radioaktivität aus

Bei dem schwedischem Problemreaktor sollen seit 2004 die Messgeräte defekt gewesen sein
Aus dem Reaktor 1 des schwedischen Atomkraftwerks (Akw) Forsmark ist drei Jahre lang deutlich mehr Radioaktivität ausgetreten, als bisher berichtet. Das Akw wird von Vattenfall betrieben, das auch Kernkraftwerke in Deutschland betreibt. An dem Fehler soll eine undichte Abdeckung schuld sein. Durch sie konnten radioaktive Partikel austreten, die sonst in einem Filter aufgefangen worden wären, der zur Messung von Radioaktivität verwendet wird.
Die radioaktive Emission soll dreimal höher als die offiziell gemessenen Werte gewesen sein. Der Grund: Die Messgeräte sollen seit 2004 defekt gewesen sein, schreibt die Fachzeitschrift „Ny Teknik“. Der nationale Grenzwert sei aber nicht erreicht worden. Dennoch ist Lars Moberg, Forschungschef der Kernenergiesicherheitsbehörde (SKI) beunruhigt: „Das große Problem für uns ist, dass dies so lange Zeit unentdeckt geblieben ist. Man hat ein undichtes System, und niemand bemerkt es“, sagte er dem Radiosender P1.
Umweltminister Andreas Carlgren sorgt sich nun über mögliche Sicherheitsmängel in anderen Akws. „Wenn die Verhältnisse in Forsmark Mal auf Mal schlechter sind, als die Betreiber angegeben haben, muss man sich fragen, was für die anderen Kraftwerke gilt.“ Carlgren kündigte an, Experten der internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) einzuladen. Sie sollten Forsmark sowie die andern Reaktoren und die Sicherheitskultur in schwedischen Akw generell überprüfen.
Bei dem 26 Jahre alten Siedewasserreaktor in Forsmark nördlich von Stockholm war es erst im Juli 2006 zu einem „Beinahe-GAU“ gekommen. Zwei von vier Notstromgeneratoren für die Reaktorkühlung versagten nach einem Stromausfall. Nach der Panne wurden vier der zehn Reaktoren des Landes stillgelegt und auf vergleichbare Baufehler überprüft. Ein Sicherheitsbericht, der vor kurzem durchsickerte, warnt vor „unakzeptablen Risiken“, dem „Verfall der Sicherheitskultur“ und betrunkenen Arbeitern im Akw. Kurz danach kamen weitere Mängel ans Licht. Seit Anfang Februar steht der Reaktor wieder still. Der Betreiber, der schwedische Staatskonzern Vattenfall gibt inzwischen Fehler zu. Auch im schwedischen Akw Ringhals kam es im Herbst zu zwei größeren Unfällen. Beide liefen glimpflich ab.
Nach Umfragen schwindet in Schweden die zuletzt breite Akzeptanz für die Kernenergie. Noch die Panne im Juli hatte in Deutschland heftigere Diskussionen ausgelöst als im Land selbst. Heute sind 21 Prozent aller Schweden skeptischer gegenüber Kernkraft als noch vor vier Jahren. Selbst der eher atomfreundliche Umweltminister sagte dem „Svenska Dagbladet“: „Die Bilder aus dem Kontrollraum in Forsmark haben mich daran erinnert, dass die Kernkraft eine gefährliche Technik sein kann, wenn sie nicht funktioniert oder der menschliche Fehler hineinspielt.“ Schweden hatte in einer Volksabstimmung 1979 beschlossen, schrittweise aus der Atomenergie auszusteigen.
(Der Tagesspiegel)

sueddeutsche.de: Neue Panne in Forsmark

Offenbar ist aus dem Kernreaktor jahrelang deutlich mehr Radioaktivität entwichen, als vom Betreiber angegeben.
Der Kernreaktor im schwedischen Forsmark ist erneut wegen einer Panne in die Schlagzeilen geraten.

Einem Bericht des schwedischen Rundfunks zufolge soll jahrelang deutlich mehr Radioaktivität aus der Anlage entwichen sein, als vom Betreiber angegeben.
Die zulässigen Grenzwerte sind zwar dem nationalen Strahlenschutzinstitut zufolge nicht überschritten worden, ein Vertreter der Aufsichtsbehörde nannte den Vorfall aber "beunruhigend". Besonders schwerwiegend sei der Umstand, dass der vermehrte Austritt von Radioaktivität knapp drei Jahre lang unbemerkt blieb.
Bei den ausgetretenen Substanzen handelt es sich vor allem um Cäsium-137 und Strontium-90. Dem Strahlenschutzinstitut zufolge ist es unvermeidbar, dass aus einem Kernreaktor geringe Mengen dieser Stoffe austreten.
Allerdings soll eigentlich durch ständige Messung genau kontrolliert werden, dass die zulässigen Grenzwerte nicht überschritten werden, unter anderem um das Personal vor übermäßiger Strahlenbelastung zu schützen.
Dieses Messsystem hat offenbar in Forsmark in den vergangenen Jahren nicht richtig funktioniert. Wegen eines falsch montierten Filters war ein Leck entstanden, so dass ein Teil der radioaktiven Partikel entweichen konnte, ohne von den Kontrollinstrumenten erfasst zu werden.
Im Kraftwerk Forsmark etwa 150 Kilometer nördlich von Stockholm hatte im Juli 2006 ein Kurzschluss Teile der Notstromversorgung lahmgelegt. Der Zwischenfall erregte damals international Aufsehen, er gilt als bislang schwerster in der Geschichte der schwedischen Kernkraftwerke. Seitdem sind in der Anlage immer wieder Pannen bekanntgeworden.
Große Unruhe rief kürzlich ein interner Bericht der Betreibergesellschaft hervor, demzufolge der Unfall im Sommer 2006 nur Höhepunkt einer ganzen Reihe von Ereignissen war. In dem Bericht wird der "Verfall der Sicherheitskultur" bemängelt, die wirtschaftlichen Zwängen geopfert worden sei.
Seit Anfang dieses Monats steht wieder einer der drei Blöcke in Forsmark still, weil eine Gummidichtung an der Reaktorwand defekt ist.
Auch dieser Mangel war erst nach Monaten entdeckt worden, obwohl die Routinekontrolle der Dichtung bereits im vergangenen Jahr stattgefunden hatte. Forsmark-Haupteigentümer Vattenfall hatte daraufhin den Chef des Kraftwerks entlassen.
Am Mittwoch verboten die schwedischen Behörden den geplanten Neustart eines zweiten Reaktorblocks, der zur Prüfung der Dichtung heruntergefahren worden war.
In Schweden nähren die andauernden Pannen und Schlampereien mittlerweile Zweifel an der Zuverlässigkeit der Atomindustrie und der staatlichen Kontrolle. Bislang hielten die Schweden ihre Kernkraftwerke eigentlich für besonders sicher.
Vor allem Forsmark hatte einen guten Ruf - schließlich waren es Techniker dieses Kraftwerkes, die 1986 wegen erhöhter Strahlenwerte Alarm schlugen und damit als erste die Katastrophe von Tschernobyl aufdeckten.
Die Mitarbeiter in Forsmark galten seitdem als überaus gründlich. Von diesem Ruf ist nun nicht mehr viel übrig. In der vergangenen Woche kündigte die Regierung an, die Internationale Atomenergiebehörde IAEA um Hilfe zu bitten, weil die eigene Aufsicht nach den Pannen in der Bevölkerung viel Vertrauen verloren hat. Die internationalen Experten sollen Forsmark untersuchen.
(SZ - Süddeutsche Zeitung)

Hamburger Abendblatt: Neue Sicherheitsmängel im Kraftwerk Forsmark: Zu viel Radioaktivität ausgetreten

Defekte Kontrollinstrumente, schlampige Informationspraxis - neue alarmierende Sicherheitsmängel im Krisen-Atomkraftwerk.
STOCKHOLM/HAMBURG - Der Störfall Ende Juli im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark zieht immer größere Kreise. Nachdem in einem Untersuchungspapier die schlampige Sicherheitskultur bemängelt wurde, gibt es nun weitere Ungereimtheiten über die ausgetretene Radioaktivität. Außerdem rücken der Vattenfall-Konzern als Betreiber und die schwedische Strahlenschutzbehörde SKI in den Blickpunkt. Sie hatten in der vergangenen Woche beim überraschenden Rücktritt des Kraftwerkschefs Lars Fagerberg noch einmal verkündet, der gesamte Vorfall werde von der Internationalen Atomenergie-Organisation IAEO untersucht. Dort ist nach Abendblatt-Recherchen aber noch immer keine Anfrage aufgelaufen.
Das bestätigte IAEO-Sprecherin Danielle Dahlström. Der Direktor der IAEO-Abteilung für Sicherheit in der Nuklearinstallation, Aybars Gürpinar, hatte gegenüber dem Abendblatt versichert, noch immer nichts aus Schweden gehört zu haben. Der Hamburger Vattenfall-Sprecher Ivo Banek sagte: "Nach unseren Erkenntnissen ist die Anfrage bei der IAEO eine Initiative der schwedischen Atomaufsicht SKI." Es gehe auch um die anderen Kraftwerke in Schweden.
Die Stockholmer Zeitschrift "Ny Teknik" berichtete, in Forsmark seien seit 2004 drei- bis viermal höhere Mengen an radioaktiven Substanzen wie Strontium 90 und Cäsium 137 ausgetreten als bisher vom Betreiber angegeben. Kurz nach Bekanntwerden der neuen Sicherheitsmängel untersagte die Atomaufsicht SKI den jetzt geplanten Neustart des Reaktors 2 in Forsmark. Die Behörde begründete ihre Entscheidung mit den Untersuchungsergebnissen eigener Experten. Dabei hätten sich "Mängel bei routinemäßigen vorbeugenden Kontrollen und Tests" gezeigt.
Wie "Ny Teknik" berichtete, seien aufgrund defekter Kontrollinstrumente in der Vergangenheit fehlerhafte, zu geringe radioaktive Werte gemessen worden. Die nun ermittelten Werte hätten sich allerdings noch im erlaubten Bereich bewegt. Ein Sprecher der SKI in Stockholm nannte es im Rundfunk beunruhigend, dass "dies über eine derart lange Zeit passieren konnte".
In der vergangenen Woche hatte Vattenfall als Betreiber des Kraftwerks 190 Kilometer nördlich von Stockholm mitgeteilt, dass Reaktor 1 ein halbes Jahr mit einer defekten Gummidichtung an der äußeren Reaktorwand gelaufen war. Als Grund für diese "nicht hinnehmbare" Sicherheitslücke (Vattenfall-Chef Lars Josefsson) wurde genannt, dass die Laboranalyse liegen geblieben sei. Sofort nach Bekanntwerden der Ergebnisse wurden der betreffende Reaktor sowie der Reaktor 2 gleicher Bauart gestoppt.
Der frühere Konstrukteur von Forsmark und jetzige Atomkritiker Lars-Olov Höglund nannte diesen Defekt an der Gummidichtung besorgniserregend. Er kritisierte die Informationspolitik von Betreiber und Strahlenschutzbehörde: "Die sind entweder inkompetent oder haben absichtliche Falschinformationen gegeben, um das zu verharmlosen." ryb, dpa

merkur-online.de: Reaktor leckt - keiner merkt‘s

Messgeräte im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark jahrelang defekt
Stockholm - Aus dem schwedischen Atomkraftwerk Forsmark ist in den vergangenen Jahren mehr Radioaktivität ausgetreten als bisher bekannt. Der Umweltminister befürchtet Mängel auch in anderen schwedischen Atommeilern.
Kaum eine Woche vergeht ohne eine neue Skandalmeldung aus dem schwedischen Atomkraftwerk Forsmark. Nun wurde bekannt, dass aus dem ersten Reaktor drei Jahre lang deutlich mehr Radioaktivität entwichen ist als bisher bekannt. An dem Fehler soll eine undichte Abdeckung schuld sein.
Durch sie konnten radioaktive Partikel austreten, die sonst in einem Filter aufgefangen worden wären, der zur Messung von Radioaktivität verwendet wird. Die radioaktive Emission soll dreimal höher als die offiziell gemessenen Werte gewesen sein. Der Grund: Die Messgeräte sollen seit 2004 defekt gewesen sein. Dies schreibt die Fachzeitschrift „Ny Teknik”. Der nationale Grenzwert sei jedoch nicht erreicht worden. Dennoch nennt Lars Moberg, Forschungschef der Kernenergiesicherheitsbehörde (SKI) diesen neuen Missstand beunruhigend: „Das große Problem für uns ist, dass dies so lange Zeit unentdeckt geblieben ist. Man hat ein undichtes System, und niemand bemerkt es”, sagte er gestern dem schwedischen Radiosender P1.
Fehler auch in anderen Atom-Reaktoren?
Umweltminister Andreas Carlgren sorgt sich nun auch um mögliche Sicherheitsmängel in anderen Atomkraftwerken. „Wenn die Verhältnisse in Forsmark Mal auf Mal schlechter sind, als die Betreiber angegeben haben, muss man sich fragen, was für die anderen Kraftwerke gilt.” Carlgren kündigte an, Experten der internationalen Atomenergiebehörde IAEA einzuladen. Sie sollten Forsmark, die andern Reaktoren und die Sicherheitskultur in schwedischen Atomkraftwerken generell überprüfen, sagte der Umweltminister.
Bei dem 26 Jahre alten Siedewasserreaktor in Forsmark nördlich von Stockholm war es erst im Juli 2006 zu einem „Beinahe-Gau” gekommen. Zwei von vier Notstromgeneratoren für die Reaktorkühlung versagten nach einem Stromausfall. Nach der Panne mussten sofort vier der zehn Reaktoren des Landes stillgelegt und auf vergleichbare Baufehler überprüft werden. In einem erst nach dem Unfall erstellten internen Sicherheitsbericht, der vor kurzem durchsickerte, wird vor „unakzeptablen Risiken”, dem „Verfall der Sicherheitskultur” und betrunkenen AKW-Arbeitern gewarnt.
Kurz danach kamen weitere Mängel ans Licht. Deshalb steht der Reaktor seit Anfang Februar wieder still. Der Betreiber Vattenfall, der auch in Deutschland Atomkraftwerke unterhält, räumt inzwischen Fehler ein. Inzwischen wird auch die staatliche Kernkraftwerkbehörde kritisiert. Sie stecke mit Betreibern unter einer Decke und habe es lange Zeit versäumt, der Behörde wohlbekannte Probleme öffentlich anzuprangern. Auch im schwedischen AKW Ringhals kam es im Herbst zu zwei größeren Unfällen. Beide liefen glimpflich ab.
Laut jüngsten Umfragen schwindet in Schweden die breite Akzeptanz für die Kernenergie. Heute sind 21 Prozent skeptisch. Der eher atomenergiefreundliche Umweltminister räumte ein: „Die Bilder aus dem Kontrollraum in Forsmark haben mich daran erinnert, dass die Kernkraft eine gefährliche Technik sein kann, wenn sie nicht funktioniert oder der menschliche Fehler hineinspielt”, sagte er der Zeitung „Svenska Dagbladet”.
Jetzt zieht die Strahlenschutzbehörde erst einmal die Notbremse: Der geplante Neustart in Forsmark wurde verboten.

14. Februar 2007
welt.de: Horrornachrichten vom Atomkraftwerk Forsmark

Aus dem durch Sicherheitsmängel in die Schlagzeilen geratenen Reaktor 1 Atomkraftwerk Forsmark ist wesentlich mehr Radioaktivität entwichen als bisher vom Betreiber angegeben. Aufsichtsbehörde spricht von beunruhigender Situation.
Stockholm - Wie der Rundfunk am Mittwoch meldete, sind über drei Jahre hinweg drei- bis vier Mal so hohe Mengen an radioaktiven Substanzen wie Strontium 90 und Cäsium 137 ausgetreten als zunächst ermittelt. Die vom Betreiber genannten niedrigeren Werte beruhten auf Messungen durch defekte Kontrollinstrumente. Die nun ermittelten Werte hätten sich allerdings noch im erlaubten Bereich bewegt.
Ein Sprecher der Aufsichtsbehörde SKI nannte es beunruhigend, dass „dies über eine derart lange Zeit passieren konnte“. Bei dem 26 Jahre alten Siedewasserreaktor waren im Juli 2006 nach einem Kurzschluss mit Reaktorstopp Sicherheitssysteme ausgefallen. Mitarbeiter kritisierten später einen „Verfall der Sicherheitskultur“. Nach der Enthüllung weiterer Mängel durch den Betreiber Vattenfall selbst steht der Reaktor derzeit erneut still. WELT.de
(Die Welt)

Financial Times Deutschland: Forsmark verliert mehr Radioaktivität als bisher bekannt

Aus dem schwedischen Atomkraftwerk Forsmark ist wesentlich mehr Radioaktivität entwichen als bisher vom Betreiber angegeben. Defekte Kontrollinstrumente sollen der Grund für die falschen Messwerte sein.
Wie der schwedische Rundfunk am Mittwoch meldete, sind über drei Jahre hinweg drei- bis vier Mal so hohe Mengen an radioaktiven Substanzen wie Strontium 90 und Cäsium 137 ausgetreten als zunächst ermittelt. Die vom Betreiber genannten niedrigeren Werte beruhten auf Messungen durch defekte Kontrollinstrumente. Die nun ermittelten Werte hätten sich allerdings noch im erlaubten Bereich bewegt.
Ein Sprecher der Aufsichtsbehörde SKI nannte es beunruhigend, dass "dies über eine derart lange Zeit passieren konnte". Bei dem 26 Jahre alten Siedewasserreaktor waren im Juli 2006 nach einem Kurzschluss mit Reaktorstopp Sicherheitssysteme ausgefallen. Mitarbeiter kritisierten später einen "Verfall der Sicherheitskultur". Nach der Enthüllung weiterer Mängel durch den Betreiber Vattenfall selbst steht der Reaktor derzeit erneut still.

Netzeitung.de: Defekte Kontrollinstrumente in Forsmark

Zwar noch unterhalb der Grenzwerte, aber bis zu viermal höher als angegeben strahlte das schwedische Problem-AKW Forsmark – drei Jahre lang.
Schon vor dem Aufsehen erregenden Störfall vom vergangenen Sommer hat es im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark offensichtlich erhebliche Probleme gegeben: Die Menge an entwichener Radioaktivität sei um das drei- bis vierfache höher gewesen als bislang vom Betreiber Vattenfall angegebenen, berichtete der schwedische Rundfunk am Mittwoch. Schuld seien defekte Messinstrumente, die in den zurückliegenden drei Jahren falsche Anzeigen geliefert hätten, hieß es.
Die ausgetretenen Mengen von Substanzen wie Strontium 90 und Cäsium 137 lägen dennoch unter den erlaubten Grenzwerten, betonte die schwedische Atomaufsicht SKI. Ein Behördensprecher nannte es aber beunruhigend, dass «dies über einen derart langen Zeitraum passieren konnte».
«Verfall der Sicherheitskultur»
Die Probleme mit dem Block 1 der Nuklearanlage haben in Schweden für eine Neuauflage der Diskussion um einen Atomausstieg gesorgt. Der bereits vor Jahren per Volksentscheid gefällte Ausstiegsbeschluss wurde von den jeweiligen Regierungen bislang nicht angegangen.
Nach einem Stromausfall war im Juli die Notstromversorgung der Anlage nicht automatisch angesprungen. Die Bedienmannschaft verlor für etwa eine halbe Stunde die Kontrolle – was nach Einschätzung von Kritikern durchaus zu einer Kernschmelze hätte führen können. Eine Überprüfung des auch in Deutschland aktiven Versorgers Vattenfall brachte ans Licht, dass selbst Mitarbeiter einen «Verfall der Sicherheitskultur» in Forsmark beklagten. Zuletzt geriet das AKW in die Schlagzeilen, weil poröse Gummidichtungen gefunden wurden. (nz)
(Netzeitung)

VERIVOX: Forsmark: Mehr Radioaktivität als bisher bekannt entwichen

Stockholm - Aus dem durch Sicherheitsmängel in die Schlagzeilen geratenen Reaktor 1 im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark ist wesentlich mehr Radioaktivität entwichen als bisher vom Betreiber angegeben. Die Stockholmer Zeitschrift "Ny Teknik" berichtete am Mittwoch, seit 2004 seien drei- bis vier Mal so hohe Mengen an radioaktiven Substanzen wie Strontium 90 und Cäsium 137 ausgetreten wie bisher vom Betreiber angegeben.
Kurz nach Bekanntwerden der neuen Sicherheitsmängel untersagte die schwedische Strahlenschutzbehörde SKI den jetzt geplanten Neustart von Reaktor 2 in Forsmark. Sie begründete ihre Entscheidung mit den Untersuchungsergebnissen eigener Experten. Dabei hätten sich "Mängel bei routinemäßigen vorbeugenden Kontrollen und Tests" gezeigt.
Zu den höheren radioaktiven Emissionen aus Forsmark berichtete "Ny Teknik", aufgrund defekter Kontrollinstrumente seien in der Vergangenheit fehlerhafte, zu geringe Werte gemessen worden. Die nun ermittelten Werte hätten sich allerdings noch im erlaubten Bereich bewegt. Ein Sprecher der Aufsichtsbehörde SKI in Stockholm nannte es im Rundfunk beunruhigend, dass "dies über eine derart lange Zeit passieren konnte".
Letzte Woche hatte der Vattenfall-Konzern als Betreiber des Kraftwerks 190 Kilometer nördlich von Stockholm mitgeteilt, dass Reaktor 1 mehr als ein halbes Jahr mit einer defekten Gummidichtung an der äußeren Reaktorwand gelaufen war. Als Grund für diese "nicht hinnehmbare" Sicherheitslücke wurde genannt, dass die vorgesehene Laboranalyse liegen geblieben sei. Sofort nach Bekanntwerden der Ergebnisse wurden der Reaktor sowie der Reaktor 2 gleicher Bauart gestoppt.
Bei Reaktor 1, einem 26 Jahre alten Siedewasserreaktor, waren im Juli 2006 nach einem Kurzschluss mit Reaktorstopp Sicherheitssysteme ausgefallen. Mitarbeiter kritisierten einen "Verfall der Sicherheitskultur". Vattenfall darf beide stillgelegten Reaktoren erst nach Vorlage detaillierter neuer Sicherheitsanalysen und einer ausdrücklichen behördlichen Genehmigung anfahren. Schwedens Regierung will die Sicherheit in dem Kraftwerk durch die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) überprüfen lassen. (dpa-Meldung, 14.02.2007 (08:37))

wiwo.de: Meiler Forsmark droht komplette Schließung

Für den schwedischen Energieversorger Vattenfall wird das Kernkraftwerk Forsmark zum Millionengrab: In die Skandalserie der vergangenen Wochen reiht sich nun die Botschaft ein, dass aus dem Kraftwerk mehr Radioaktiviät entweicht als gedacht. Das Wort „Zukunft“ könnte in dem schwedischen Dorf eine beängstigend kurze Zeitspanne bezeichnen
HB Stockholm. Dünner kann die Luft in Forsmark kaum werden: Gerade einmal vierzehn Tage hat das staatliche Unternehmen Vattenfall noch Zeit, die Sicherheitsmängel an seinem Kraftwerk zu beseitigen. Zwei Wochen Zeit für die Lösung dreier Probleme. Schaffen es die Skandinavier nicht rechtzeitig, kann die schwedische Atomaufsicht den Energieversorgern die Schotten vollständig dicht machen.
Das neueste Schlagloch auf der Forsmark-Baustelle: Aus Reaktor 1 ist wesentlich mehr an radioaktiven Stoffen ausgewichen als bisher vom Betreiber angegeben. Wie die Stockholmer Zeitschrift mitteilt sind dort seit 2004 drei- bis vier Mal so hohe Mengen an gefährlichen Substanzen ausgetreten wie bisher angenommen. Der Radioaktivitätsskandal ist bereits die zweite Hiobsbotschaft um Forsmark 1 innerhalb weniger Wochen. Anfang Februar musste Vattenfall den Reaktoren wegen eines Dichtungsschadens vom Netz nehmen.
Dieses erste Sorgenkind ist bei weitem nicht das einzige des Kraftwerks: Im laufenden Monat wurde der zweite Reaktor des Werks ebenfalls abschaltet, weil auch dieser einer Sicherheitsprüfung nicht Stand gehalten hatte. Nun fordert sich schwedische Atomaufsicht zeitnah einen Bericht über Sicherheitskontrollen von Vattenfall. Können die Energieversorger den nicht bis Ende dieses Monats vorlegen, wird mit Forsmark 3 auch der letzte Überlebende vom Netz abgeschnitten. Dann ist die Schließung des gesamten Werks abzusehen.
Greenpeace-Aktivisten dürften sich bereits die Hände reiben: Hatten doch die Naturschützer als erste der Firma Vattenfall eine mangelnde Sicherheitskultur vorgeworfen. Es sei beängstigend und inakzeptabel, wie hier Sicherheitsvorschriften ignoriert oder bewusst mit Füßen getreten würden. Die bittere Erkenntnis: Mit dieser düsteren Schilderung scheinen die Umweltschützer Realitätsbewusstsein bewiesen zu haben.
(Wirtschaftswoche)

Nachrichtenagentur AP: Reaktoren im schwedischen AKW Forsmark bleiben außer Betrieb

Mittwoch 14. Februar 2007, 16:54 Uhr
Stockholm (AP) Der von einem Störfall betroffene Reaktor im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark darf vorerst nicht wieder ans Netz gehen. Die schwedische Atomaufsichtsbehörde entschied am Mittwoch, zunächst müssten umfangreiche Inspektionen die Unbedenklichkeit bestätigen. Forsmark 1 wurde Anfang Februar nach Feststellung eines Dichtungsschadens abgeschaltet. Es handelte sich um den bereits dritten Störfall in dem 100 Kilometer nördlich von Stockholm gelegenen Kraftwerk binnen drei Monaten.
Auch Forsmark 2, der zweite von insgesamt drei Reaktoren, wurde Anfang Februar aus Sicherheitsgründen abgeschaltet.
Er darf der Aufsichtsbehörde zufolge erst wieder ans Netz gehen, wenn der Betreiber, das staatliche Energieunternehmen Vattenfall, einen ausführlichen Bericht über seine Sicherheitskontrollen in dem Kraftwerk erstellt. Wenn dieser Bericht nicht bis zum 28. Februar vorliegt, soll laut der Anordnung auch der noch laufende Reaktor Forsmark 3 abgeschaltet werden. Die Behörde könnte dann die Stilllegung des Kraftwerks verfügen.
Greenpeace warf der Firma Vattenfall eine mangelnde Sicherheitskultur vor. Es sei beängstigend und inakzeptabel, wie hier Sicherheitsvorschriften ignoriert oder bewusst mit Füßen getreten würden, erklärte die Umweltschutzorganisation. Sie forderte darüber hinaus die sofortige Abschaltung des norddeutschen Reaktors Brunsbüttel, der ebenfalls von Vattenfall betrieben wird.

derStandard.at: Schwedens Atomkraftwerke zeigen immer mehr Mängel

Aus dem schwedischen Atomkraftwerk Forsmark ist in den vergangenen Jahren mehr Radioaktivität ausgetreten als bisher bekannt. Der Umweltminister befürchtet Mängel auch in anderen Meilern, der geplante Ausstieg aus der Atomenergie lässt aber auf sich warten 

Kaum eine Woche vergeht ohne eine neue Skandalmeldung aus dem schwedischen Atomkraftwerk Forsmark. Am Mittwoch stellte sich heraus, dass aus dem ersten Reaktor drei Jahre lang deutlich mehr Radioaktivität entwichen ist als bisher bekannt war.
Schuld daran soll eine undichte Abdeckung sein. Durch sie konnten radioaktive Partikel austreten, die sonst in einem Filter aufgefangen worden wären, der zur Messung von Radioaktivität verwendet wird. Die radioaktive Emission sei dreimal höher als die offiziell gemessene, berichtet die schwedische Fachzeitschrift Ny Teknik. Der nationale Grenzwert sei jedoch nicht erreicht worden.
Dennoch nennt Lars Moberg, der Forschungschef der Kernenergiesicherheitsbehörde (SKI), diesen neuen Missstand beunruhigend: "Das große Problem für uns ist, dass dies so lange Zeit unentdeckt geblieben ist. Man hat ein undichtes System, und niemand bemerkt es", sagte er gestern.
Sicherheitsmängel
Umweltminister Andreas Carlgren sorgt sich nun auch über mögliche Sicherheitsmängel in anderen Atomkraftwerken. "Wenn die Verhältnisse in Forsmark von Mal zu Mal schlechter sind, als die Betreiber angegeben haben, muss man sich fragen, was für die anderen Kraftwerke gilt." Carlgren kündigte an, Experten der internationalen Atomenergiebehörde IAEA einzuladen. Sie sollen nicht nur Forsmark sondern auch die andern Reaktoren und die Sicherheitskultur in den schwedischen Atomkraftwerken generell überprüfen.
Bei dem 26 Jahre alten Siedewasserreaktor in Forsmark war es erst im Juli 2006 zu einem "Beinahe-Gau" gekommen. Zwei von vier Notstromgeneratoren für die Reaktorkühlung versagten nach einem Stromausfall. Nach der Panne mussten sofort vier der zehn Reaktoren des Landes stillgelegt und auf vergleichbare Baufehler überprüft werden.
"Unakzeptable Risiken"
In einem erst nach dem Unfall erstellten internen Sicherheitsbericht wird vor "unakzeptablen Risiken", dem "Verfall der Sicherheitskultur" und betrunkenen AKW-Arbeitern gewarnt. Kurz danach kamen weitere Mängel ans Licht. Deshalb steht der Reaktor seit Anfang Februar wieder still. Der Block 2 hat ebenfalls Betriebsverbot, Block 3 steht unter Beobachtung.
Der Betreiber Vattenfall räumt inzwischen Fehler ein. Mittlerweile wird auch die staatliche Kernkraftwerkbehörde kritisiert. Sie stecke mit Betreibern unter einer Decke, viele Probleme seien verschwiegen worden.
Jüngsten Umfragen zufolge sind 21 Prozent der Schweden skeptischer gegenüber Kernkraft als noch vor vier Jahren. Die Schweden hatten in einer Volksabstimmung 1979 beschlossen, schrittweise aus der Atomenergie auszusteigen. Doch dieser Ausstieg wurde in den 90er Jahren wieder in Frage gestellt. Heute sind zwei der einst zwölf Reaktoren abgeschaltet. Die im September gewählte bürgerliche Regierung hat nicht vor, weitere AKWs zu schließen.

12. Februar 2007

Sueddeutsche.de: Atombehörde prüft Forsmark - Neue Schlamperei in schwedischem Reaktor

Nach dem schweren Zwischenfall im Juli ist Forsmark ständig wegen Sicherheitsmängeln und Pannen in den Schlagzeilen. Und es gibt immer neue Gründe.
Die schwedische Regierung will die Sicherheit im Kernkraftwerk Forsmark von der internationalen Atomenergiebehörde IAEA prüfen lassen.
Das teilte das Wirtschaftsministerium am Samstag mit. Es ist die erste Kontrolle dieser Art in Schweden seit 1991. In Forsmark war es im Juli zu einem schweren Zwischenfall gekommen, als ein Kurzschluss Teile der Notstromversorgung lahmlegte.
Seitdem ist die Anlage ständig wegen Sicherheitsmängeln und Pannen in den Schlagzeilen.
Erst am Freitagabend hatte der Energiekonzern Vattenfall bekannt gegeben, dass eine defekte Gummidichtung in der Reaktorwand monatelang unentdeckt geblieben war.
Die Kritik an dem Kraftwerk, das 150 Kilometer nördlich von Stockholm liegt, ist zuletzt stärker geworden. Unter anderem war ein interner Bericht an die Öffentlichkeit gelangt, in dem von einem "Verfall der Sicherheitskultur" die Rede ist.
Der staatlichen Aufsichtsbehörde SKI wurde im Zusammenhang mit der Pannenserie vorgeworfen, zu eng mit der Atomindustrie zusammenzuarbeiten. SKI schlug daraufhin vor, Forsmark durch ausländische Experten untersuchen zu lassen - die Regierung folgte diesem Wunsch mit ihrer Einladung an die IAEA.
Umweltminister Andreas Carlgren sagte der Zeitung Svenska Dagbladet, er könne sich vorstellen, alle schwedischen Meiler kontrollieren zu lassen.
Vattenfall hatte am Freitag bekanntgegeben, dass Techniker in Forsmark bereits im Juni 2006 Proben einer Gummidichtung entnommen, die Sicherheitsanalyse aber sieben Monate lang nicht fertiggestellt hatten. Erst am 2. Februar wurde der Verschleiß bemerkt.
"Als mir klar wurde, was da passiert ist, wurde ich erst einmal völlig still", sagte Dag Klackenberg, Aufsichtsratschef bei Haupteigentümer Vattenfall.
Der Vorstandsvorsitzende des Staatsunternehmens, Lars Josefsson, hatte die Kraftwerksleitung schon am Donnerstag heftig kritisiert. "Ich bin alles andere als erfreut", sagte er bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2006.
Die Produktionsausfälle verursachten etwa 100 Millionen Euro Verlust. Forsmark-Chef Lars Fagerberg trat daraufhin zurück.
Einer Umfrage zufolge sind 58 Prozent der Schweden für die weitere Nutzung von Atomenergie, nur 36 Prozent befürworten den Ausstieg. 21 Prozent gaben an, ihre Einstellung zur Kernkraft sei wegen der Vorfälle in Forsmark kritischer geworden.
Schweden hatte 1980 per Referendum den Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen. Seither wurden einige Reaktoren stillgelegt, die verbleibenden aber aufgerüstet.

(SZ vom 12.2.2007)

VERIVOX: Forsmark-Skandal verschlägt sogar Schwedens Atomindustrie die Sprache

Stockholm - Sogar der Spitze beim schwedischen Vattenfall-Konzern hat die endlose und auch für Fachleute beängstigende Pannenserie im Atomkraftwerk Forsmark die Sprache verschlagen. "Ich hatte so etwas nicht für möglich gehalten. Als mir klar wurde, was da passiert ist, wurde ich erst einmal völlig still", kommentierte Aufsichtsratschef Dag Klackenberg am Wochenende im TV-Sender SVT, was der auch in Deutschland aktive Konzern gerade selbst als neuen Sicherheits-Skandal enthüllt hatte.
Sieben Monate war der 26 Jahre alte Reaktor 1 mit einer defekten Gummidichtung gelaufen, weil Proben verschlampt statt ins Labor geschickt worden waren. Als dann doch das Ergebnis kam, nahm der Betreiber den Siedewasserreaktor sofort vom Netz, weil die Dichtung bei Störungen auch zur Reaktorabkühlung beitragen soll. "So etwas ist nicht hinnehmbar", meinte Vattenfalls Konzernchef Lars Josefsson und verkündete bei der eigenen Bilanzpressekonferenz neben neuen Rekordgewinnen die Auswechslung der Werksspitze in Forsmark.
Voraufgegangen waren immer neue Skandalmeldungen aus dem 190 Kilometer nördlich von Stockholm gelegenen Kraftwerk mit drei Reaktoren. Josefsson selbst nennt den Störfall vom 25. Juli 2006 "sehr ernst". Nach einem Stromausfall sprangen damals Notaggregate zur Reaktorkühlung nicht an und im Kontrollraum fielen die Überwachungscomputer aus. Zwei der drei Techniker aus dem Kontrollraum berichteten anonym im Fernsehen von "einer ausgesprochen dramatischen Lage" bei dem Störfall.
Was folgte, trug nicht zur Beruhigung bei: Es gab Kritik von Mitarbeitern aus Forsmark an einem "Verfall der Sicherheitskultur" und an "immer höherer Risikobereitschaft" wegen wirtschaftlicher Zwänge, es gab Berichte über alkoholisierte Mitarbeiter und hohe Unfallhäufigkeit, die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen wegen Verzögerung des Reaktorstopps am 25. Juli ein. "Wenn alles funktioniert hätte, hätte ich gewusst, was zu tun war. Aber wir hatten keinen Strom, und die Computer liefen nicht. Es ist ja gut gegangen", berichtete ein Techniker anonym von den kritischen Minuten im Kontrollraum.
"Klar macht mir so etwas auch Angst", sagte Björn Karlsson, Chef des schwedischen Kontrollrates für Reaktorsicherheit. Umweltminister Andreas Carlgren ist grundsätzlicher ins Grübeln gekommen: "Wenn sich die Zustände in Forsmark ständig als schlechter erweisen, als vom Betreiber selbst behauptet, muss man sich fragen, wie es in den anderen Atomkraftwerken aussieht." In der Zeitung "Svenska Dagbladet" meinte er am Sonntag weiter: "Die Bilder aus dem Kontrollraum von Forsmark haben mich daran erinnert, dass die Atomkraft eine gefährliche Technik ist, wenn sie nicht funktioniert oder der menschliche Faktor versagt. Wir müssen uns überlegen, wie abhängig wir davon sein wollen."
Der Skandal trifft Vattenfall in einer Periode, in der der Konzern wie die Atomindustrie in ganz Europa auf einen erneuten Ausbau der Kernkraft setzt. Pläne für Kapazitätserweiterungen von Forsmark selbst wurden im Gefolge des Störfalls schon diskret zu den Akten gelegt. Die deutsche Tochter des schwedischen Konzerns kündigte Ende der Woche einen Antrag auf längere Laufzeiten für das Atomkraftwerk Brunsbüttel in Schleswig-Holstein an, das eigentlich 2009 stillgelegt werden soll. Es ist vier Jahre älter als der Pannenreaktor nördlich von Stockholm.
( dpa-Meldung, 12.02.2007 (08:25))

Hamburger Abendblatt: Kernkraftwerk Forsmark - Noch mehr Sicherheitsmängel

STOCKHOLM - Der schwedische Vattenfall-Konzern hat am Wochenende selbst neue Sicherheitsmängel im Atomkraftwerk Forsmark enthüllt und als "nicht hinnehmbar" eingestuft. Wie das Unternehmen in Stockholm mitteilte, wurde die Analyse einer für die Reaktorkühlung bei Störfällen relevanten Gummidichtung "entgegen den internationalen Regeln sieben Monate lang nicht durchgeführt". Sofort nach der verspäteten Analyse nahm der auch in Deutschland aktive Konzern den 26 Jahre alten Siedewasserreaktor vom Netz, weil die Dichtung sich als defekt erwiesen hatte.
Derselbe Reaktor hatte von Ende Juli 2006 an nach einem von Vattenfall selbst als "sehr ernst" eingestuften Zwischenfall zwei Monate stillgestanden. Wegen der seitdem nicht mehr verstummten Kritik an mangelnder Sicherheit will die schwedische Regierung eine unabhängige Inspektion der drei Reaktoren durch die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) durchführen lassen.
Die staatliche schwedische Strahlenaufsichtsbehörde SKI teilte mit, dass sie eine neutral geführte Untersuchung ihrer eigenen Unabhängigkeit beantragen will. Behördenchefin Judith Melin begründete den ungewöhnlichen Schritt in der Zeitung "Dagens Nyheter" mit massiver Kritik in der Öffentlichkeit, wonach SKI ihre Aufsichtspflicht gegenüber Forsmark nicht erfüllt habe und mit der Atomindustrie "unter einer Decke stecke". Damit könne man nicht leben, erklärte sie.
Bei einer Umfrage des Sifo-Institutes für die Zeitung "Svenska Dagbladet" gaben 20 Prozent der 1000 Befragten an, dass die Ereignisse um Forsmark ihre Skepsis gegenüber der Atomkraft verstärkt hätten.

NZZ.ch: Massnahmenpaket für das Kernkraftwerk Forsmark - Schwedischer Staat verlangt Sicherheit

Mit einer neuen Leitung, verstärkten Sicherheitsmassnahmen, einem 60-Punkte-Programm und einer unabhängigen Untersuchung will der staatliche Energiekonzern Vattenfall die Probleme beim schwedischen Kernkraftwerk Forsmark in den Griff bekommen. Das Kernkraftwerk war im vergangenen Sommer nach einem Störfall, der eine monatelange Stilllegung der Reaktoren zur Folge hatte, in die Schlagzeilen geraten. Laut einem internen Bericht, der erst vorige Woche publik wurde, wurde die Sicherheitskultur in Forsmark über lange Zeit vernachlässigt. Am Wochenende mussten zwei der drei Reaktoren erneut vom Netz genommen werden, nachdem undichte Gummidichtungen entdeckt worden waren. Die Haupteigentümerin Vattenfall reagierte am Donnerstag auf die laute Kritik und präsentierte einen umfassenden Massnahmenkatalog. Gleichzeitig entzog sie dem Forsmark-Chef das Vertrauen und setzte auch den Verwaltungsratspräsidenten ab.
Schwedens Wirtschaftsministerin Maud Olofsson, die am Freitag die Vattenfall-Leitung zu sich zitiert hatte, fordert eine kontinuierliche Berichterstattung über die Fortschritte. Olofsson erklärte, dass sie nun auf Beweise dafür warte, dass die Sicherheit im Kernkraftwerk künftig gewährleistet und die Anlage verantwortungsvoll betrieben werde. Vattenfall müsse auch die Sicherheit der andern Kernkraftwerke durchleuchten. - Der Strombedarf Schwedens wird etwa zur Hälfte aus Kernkraft gedeckt. Das Land verfügt über drei KKW mit insgesamt zehn Reaktoren.
(12. Februar 2007, Neue Zürcher Zeitung)

11. Februar 2007
tagesschau.sf.tv:
IAEA soll Forsmark untersuchen - Schweden beantragt Inspektion des Pannen-AKWs

Die schwedische Regierung will die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) um eine Sicherheitsüberprüfung in dem störanfälligen Atomkraftwerk Forsmark bitten. Die Regierung werde die IAEA einladen, die Standards in dem Werk zu kontollieren, teilte ein Sprecher mit.
In dem von dem staatlichen Versorger Vattenfall betriebenen Werk war es in der Vergangenheit wiederholt zu Störungen gekommen. Im Juli vergangenen Jahres musste einer der Reaktoren notabgeschaltet werden. Seitdem kam es mehrmals zu anderen Störfällen, die zum Rücktritt des Werksleiters in der vergangenen Woche führten. 
Undichte Gummidichtungen
So lief der Siedewasserreaktor 1 mehrere Monate mit undichten Gummidichtungen an der äusseren Wand, weil begonnene Sicherheitsanalysen über sieben Monate nicht fertig gestellt wurden, wie Vattenfall mitteilte.
Sofort nach Bekanntwerden der Ergebnisse vor gut einer Woche stellte der Betreiber den Reaktor ab. Er darf erst nach dem Einbau neuer Dichtungen und einer behördlichen Prüfung wieder angefahren werden.
«Da war ich erst mal still»
Vattenfalls Aufsichtsratschef Dag Klackenberg sagte im Fernsehen, er habe derartige Sicherheitslücken bisher nicht für möglich gehalten. «Als mir klar wurde, was da passiert ist, war ich erst mal total still», meinte Klackenberg weiter. Die defekten Dichtungen würden die Gefahrenlage bei einem Störfall erhöhen.
Von den Gummidichtungen war im Juni 2006 eine Probe entnommen worden, die dann sieben Monate liegen blieb, ehe sie zu Analysen in ein Labor kam.
«Sehr ernster» Zwischenfall im Juli
Ende Juli waren - nach einem Kurzschluss - Sicherheitssysteme des Reaktors 1 einschliesslich der Überwachungscomputer zeitweise ausgefallen. Der Reaktor lag nach dem von Vattenfall selbst als «sehr ernst» eingestuften Vorfall zwei Monate still.
Vattenfall wechselte letzte Woche die Führungsspitze des Kraftwerks aus. Schwedens Regierung kündigte für das Wochenende bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) einen offiziellen Antrag auf eine unabhängige internationale Inspektion der Sicherheit in Forsmark an. Es wäre die erste Inspektion dieser Art in Schweden seit 1991. (reuters/sda/wyse)
(SF - Schweizer Fernsehen)

10. Februar 2007

taz: Atompannen bedrohen Josefsson

Schwedens Medien zweifeln, ob das "Bauernopfer" der zwei entlassenen Forsmark-Chefs reichen wird, und spekulieren über die Zukunft von Merkels Klimabeauftragtem
STOCKHOLM taz Auf einem wackeligen Stuhl sehen Teile der schwedischen Medien den Vattenfall-Konzernchef Lars Josefsson aufgrund der monatelangen Negativschlagzeilen über die Ereignisse und Zustände im AKW Forsmark sitzen. Auf die habe nämlich "Brunkols-Josef" (Braunkohlen-Josef), so sein Spitzname wegen des deutschen Vattenfall-Engagements in schmutzige Braunkohleverstromung, erst viel zu spät und auch ungenügend reagiert. Als ein bloßes "Bauernopfer" bewertet Dagens Nyheter die Ablösung der beiden Forsmark-Chefs Lars Fagerberg und Göran Lundgren durch Vattenfall am Donnerstag. Und Svenska Dagbladet will aus der Vattenfall-Führungsebene "starke Irritation" vernommen haben. Dort werde darüber gesprochen, dass Josefsson offenbar zu wenig Energie auf die Konzernleitung verwende und er sich stattdessen besser in der Rolle als Umweltratgeber von Bundeskanzlerin Merkel gefalle.
Auch bei der Präsentation des Jahresresultats von Vattenfall für das vergangene Jahr, musste sich Josefsson in Stockholm trotz neuer Rekordgewinne von JournalistInnen fragen lassen, ob es nicht Zeit sei, sich zu seiner Verantwortung zu bekennen und vorzeitig den Hut zu nehmen. Dies habe schließlich vor einigen Wochen auch der BP-Konzernchef John Browne getan und damit die moralische Verantwortung dafür übernommen, dass bei BP Gewinnstreben über die Sicherheit gestellt wurde. Doch solch nahe liegende Vergleiche wies Josefsson als "nicht relevant" zurück.
Letztendlich dürfte es die Politik sein, die über das weitere Schicksal des Chefs des Staatskonzerns entscheiden wird. Schwedens Wirtschaftsministerin Maud Olofsson zeigte sich gestern nach einem Gespräch mit Josefsson zwar erst einmal zufrieden mit den jetzt eingeleiteten Sicherheitsmaßnahmen. Er hielt sich aber die Beantwortung der Frage offen, ob diese wirklich ausreichten. Unter Josefssons Führung hatte sich Vattenfall auch dank des Engagements in Deutschland in einen Goldesel für die schwedische Staatskasse entwickelt. Der Betriebsgewinn aus dem laufenden Geschäft war 2006 um 8,5 Prozent auf knapp 3 Milliarden Euro gestiegen.
Doch die Probleme mit Forsmark schlugen sich deutlich im Resultat für das vierte Quartal nieder: Dieses knickte gegenüber dem Vorjahr mit einem Minus von 30 Prozent ein. Nach Berechnungen schwedischer Medien belaufen sich die Kosten und Gewinnausfälle, die durch den Forsmark-1-Reaktor seit Sommer verursacht worden auf fast 200 Millionen Euro.

welt.de: Entsetzen - Atomkraftwerk Forsmark lief trotz defekter Gummidichtungen

Der schwedische Vattenfall-Konzern hat neue massive Sicherheitsmängel im Atomkraftwerk Forsmark eingeräumt und als „nicht hinnehmbar“ eingestuft. Aufsichtsratschef Klackenberg gab zu, er habe derartige Sicherheitslücken bisher nicht für möglich gehalten. „Als mir klar wurde, was da passiert ist, war ich erst einmal total still“.
Stockholm - Wie das Unternehmen mitteilte, lief Reaktor 1, ein 26 Jahre alter Siedewasserreaktor, mehrere Monate mit defekten Gummidichtungen an der äußeren Wand. Sicherheitsanalysen seien über sieben Monate hinweg nicht fertig gestellt worden. Sofort nach Bekanntwerden der Ergebnisse vor gut einer Woche stellte der Betreiber den Reaktor ab. Er darf erst nach dem Einbau neuer Dichtungen und einer behördlichen Prüfung wieder angefahren werden.
Vattenfalls Aufsichtsratschef Dag Klackenberg sagte im Fernsehen, er habe derartige Sicherheitslücken bisher nicht für möglich gehalten. „Als mir klar wurde, was da passiert ist, war ich erst einmal total still“, meinte Klackenberg weiter. Die defekten Dichtungen hätten bei einem Störfall die Gefahrenlage verschärft.
Die staatliche schwedische Strahlenaufsichtsbehörde SKI hat eine neutral geführte Untersuchung ihrer eigenen Unabhängigkeit beantragt. Behördenchefin Judith Melin begründete den ungewöhnlichen Schritt am Samstag in der Zeitung „Dagens Nyheter“ mit massiver Kritik in der Öffentlichkeit, wonach SKI die Aufsichtspflicht gegenüber Forsmark nicht erfüllt habe und mit der Atomindustrie „unter einer Decke stecke“.
Von den Gummidichtungen im Reaktor 1 von Forsmark war im Juni 2006 eine Probe entnommen worden, die dann sieben Monate lang liegen blieb, ehe sie zu Analysen in ein Labor kam. Bei dem Störfall Ende Juli waren nach einem Kurzschluss Sicherheitssysteme des Reaktors 1 einschließlich der Überwachungscomputer zeitweise ausgefallen. Der Reaktor lag nach dem von Vattenfall selbst als „sehr ernst“ eingestuften Vorfall zwei Monate still. Danach bezeichneten Forsmark- Techniker einen „Verfall der Sicherheitskultur“ auf Grund zunehmender wirtschaftlicher Zwänge als Hintergrund für den Störfall.
Vattenfall wechselte in der letzten Woche die Führungsspitze des 190 Kilometer nördlich von Stockholm an der Ostsee gelegenen Kraftwerkes aus. Schwedens Regierung kündigte für das Wochenende bei der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) einen offiziellen Antrag auf eine unabhängige, internationale Inspektion der Sicherheit in Forsmark an. 
(Die Welt)

mz-web.de: Vattenfall enthüllt neue Sicherheitsmängel in Forsmark - Atommeiler lief mehrere Monate mit defekten Gummidichtungen an der äußeren Wand

Stockholm/dpa. Der schwedische Vattenfall-Konzern hat neue massive Sicherheitsmängel im Atomkraftwerk Forsmark eingeräumt und als «nicht hinnehmbar» eingestuft. Wie das Unternehmen selbst am Samstag in Stockholm mitteilte, lief Reaktor 1, ein 26 Jahre alter Siedewasserreaktor, mehrere Monate mit defekten Gummidichtungen an der äußeren Wand. Sicherheitsanalysen seien über sieben Monate hinweg nicht fertig gestellt worden. Sofort nach Bekanntwerden der Ergebnisse vor gut einer Woche stellte der Betreiber den Reaktor ab. Er darf erst nach dem Einbau neuer Dichtungen und einer behördlichen Prüfung wieder angefahren werden.
Vattenfalls Aufsichtsratschef Dag Klackenberg sagte im Fernsehen, er habe derartige Sicherheitslücken bisher nicht für möglich gehalten. «Als mir klar wurde, was da passiert ist, war ich erst einmal total still», meinte Klackenberg weiter. Die defekten Dichtungen hätten bei einem Störfall die Gefahrenlage verschärft.
Die staatliche schwedische Strahlenaufsichtsbehörde SKI hat eine neutral geführte Untersuchung ihrer eigenen Unabhängigkeit beantragt. Behördenchefin Judith Melin begründete den ungewöhnlichen Schritt am Samstag in der Zeitung «Dagens Nyheter» mit massiver Kritik in der Öffentlichkeit, wonach SKI die Aufsichtspflicht gegenüber Forsmark nicht erfüllt habe und mit der Atomindustrie «unter einer Decke stecke».
Von den Gummidichtungen im Reaktor 1 von Forsmark war im Juni 2006 eine Probe entnommen worden, die dann sieben Monate lang liegen blieb, ehe sie zu Analysen in ein Labor kam. Bei dem Störfall Ende Juli waren nach einem Kurzschluss Sicherheitssysteme des Reaktors 1 einschließlich der Überwachungscomputer zeitweise ausgefallen. Der Reaktor lag nach dem von Vattenfall selbst als «sehr ernst» eingestuften Vorfall zwei Monate still. Danach bezeichneten Forsmark-Techniker einen «Verfall der Sicherheitskultur» auf Grund zunehmender wirtschaftlicher Zwänge als Hintergrund für den Störfall.
Vattenfall wechselte in der letzten Woche die Führungsspitze des 190 Kilometer nördlich von Stockholm an der Ostsee gelegenen Kraftwerkes aus. Schwedens Regierung kündigte für das Wochenende bei der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) einen offiziellen Antrag auf eine unabhängige, internationale Inspektion der Sicherheit in Forsmark an.

Financial Times Deutschland: Neue Sicherheitsmängel im Atommeiler Forsmark

Der schwedische Vattenfall-Konzern hat neue massive Sicherheitsmängel im Atomkraftwerk Forsmark eingeräumt und als "nicht hinnehmbar" eingestuft. Die Regierung des Landes fordert nun eine internationale Inspektion durch die IAEA.
Wie Vattenfall selbst am Samstag in Stockholm mitteilte, lief der Siedewasserreaktor 1 mehrere Monate mit undichten Gummidichtungen an der äußeren Wand, weil begonnene Sicherheitsanalysen über sieben Monate nicht fertig gestellt wurden. Sofort nach Bekanntwerden der Ergebnisse vor gut einer Woche stellte der Betreiber den Reaktor ab. Er darf erst nach dem Einbau neuer Dichtungen und einer behördlichen Prüfung wieder angefahren werden.
Vattenfalls Aufsichtsratschef Dag Klackenberg sagte im Fernsehen, er habe derartige Sicherheitslücken bisher nicht für möglich gehalten. "Als mir klar wurde, was das passiert ist, war ich erst mal total still", sagte Klackenberg weiter. Die defekten Dichtungen würden die Gefahrenlage bei einem Störfall erhöhen.
Vattenfall wechselte in der vergangenen Woche die Führungsspitze des 190 Kilometer nördlich von Stockholm an der Ostsee gelegenen Kraftwerkes aus. Schwedens Regierung kündigte für das Wochenende bei der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) einen offiziellen Antrag auf eine unabhängige, internationale Inspektion der Sicherheit in Forsmark an.
"Verfall der Sicherheitskultur"
Von den Gummidichtungen war im Juni 2006 eine Probe entnommen worden, die dann sieben Monate liegen blieb, ehe sie zu Analysen in ein Labor kam. Ende Juli waren nach einem Kurzschluss Sicherheitssysteme des Reaktors 1 einschließlich der Überwachungscomputer zeitweise ausgefallen.
Der Reaktor lag nach dem von Vattenfall selbst als "sehr ernst" eingestuften Vorfall zwei Monate still. Danach bezeichneten Forsmark-Techniker einen "Verfall der Sicherheitskultur" auf Grund zunehmender wirtschaftlicher Zwänge als Hintergrund für den Störfall.

VERIVOX: Vattenfall enthüllt selbst neue Sicherheitsmängel in Forsmark

Stockholm - Der schwedische Vattenfall-Konzern hat am Wochenende selbst neue Sicherheitsmängel im Atomkraftwerk Forsmark enthüllt und als "nicht hinnehmbar" eingestuft. Wie das Unternehmen in Stockholm mitteilte, wurde die Analyse einer für die Reaktorkühlung bei Störfällen relevanten Gummidichtung "entgegen den internationalen Regeln sieben Monate lang nicht durchgeführt". Sofort nach der verspäteten Analyse nahm der auch in Deutschland aktive Konzern den 26 Jahre alten Siedwasserreaktor vom Netz, weil die Dichtung sich als defekt erwiesen hatte.
Derselbe Reaktor hatte von Ende Juli 2006 an nach einem von Vattenfall selbst als "sehr ernst" eingestuften Zwischenfall zwei Monate stillgestanden. Wegen der seitdem nicht mehr verstummten Kritik an mangelnder Sicherheit will die schwedische Regierung eine unabhängige Inspektion der drei Reaktoren durch die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) durchführen lassen.
Die staatliche schwedische Strahlenaufsichtsbehörde SKI teilte mit, dass sie eine neutral geführte Untersuchung ihrer eigenen Unabhängigkeit beantragen will. Behördenchefin Judith Melin begründete den ungewöhnlichen Schritt in der Zeitung "Dagens Nyheter" mit massiver Kritik in der Öffentlichkeit, wonach SKI ihre Aufsichtspflicht gegenüber Forsmark nicht erfüllt habe und mit der Atomindustrie "unter einer Decke stecke". Damit könne man nicht leben, erklärte sie.
Vattenfall wechselte in der letzten Woche die Führungsspitze des 190 Kilometer nördlich von Stockholm an der Ostsee gelegenen Kraftwerkes aus. Bei einer Umfrage des Sifo-Institutes für die Zeitung "Svenska Dagbladet" gaben 20 Prozent der 1 000 Befragten an, dass die Ereignisse um Forsmark ihre Skepsis gegenüber der Atomkraft verstärkt hätten. Trotzdem sprach sich eine klare Mehrheit von 58 Prozent gegen 36 Prozent für die Beibehaltung dieser Energieform aus.

( dpa-Meldung, 10.02.2007 (12:11))

Volksstimme.de: Was lehrt der Reaktorunfall im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark ? - Der Atomausstieg ist auch ein Fall für die Europäische Union

Kanzlerin Angela Merkel ( CDU ) wackelt immer nur ein bisschen. Bisher steht sie zum so genannten Atomkonsens, den die rot-grüne Bundesregierung im Juni 2000 mit der Stromindustrie aushandelte. Demnach sollen bis 2021 nach und nach alle Atommeiler abgeschaltet sein.
Viele Stimmen in Union und FDP wenden sich dagegen. Sie warnen, der Ausstieg komme zu schnell. Abwegig ist das nicht. Italien beispielsweise hat den Atomausstieg schon vollzogen. Bei Stromkrisen stand in dem Land auch schon mal die Produktion still. Offen ist außerdem, welche Klimaschutzziele auf Deutschland zukommen, nachdem das Kyoto-Protokoll 2012 ausgelaufen ist. Werden sie ohne sauberen Atomstrom erreichbar sein ?
Sicherheit vernachlässigt
Die Atomkonzerne in Deutschland setzen jetzt zunehmend auf die Klimaschutz-Karte. Erst diese Woche warnte das Deutsche Atomforum wieder, das Ziel, den Treibhausgasausstoß bis 2020 um bis zu 40 Prozent im Vergleich zu 1990 zu reduzieren, sei mit dem geplanten Ausstieg nicht zu erreichen. Da kommt es äußerst ungelegen, wenn Ereignisse neue Schlaglichter auf die hohen Risiken dieser Energiequelle werfen.
So geschehen in Schweden. Der Stromkonzern Vattenfall hat dort geschlampt. Im Juni musste der Reaktor 1 des Atomkraftwerks Forsmark, 150 Kilometer von Stockholm entfernt, nach einem Kurzschluss vom Stromnetz getrennt werden. Zwei von vier Dieselgeneratoren zur Stromerzeugung für die Reaktorkühlung sprangen nicht an. Nach zwanzig Minuten gelang Bedienungsmannschaften, die Notstromaggregate von Hand zu starten.
Der Unfall wurde von der schwedischen Strahlenaufsicht SKI als " ernst " eingestuft. Später packten Mitarbeiter aus und offenbarten eklatante Sicherheitsmängel. Hintergrund des Störfalls ist ihrer Ansicht nach ein immer ungezügelteres Profitstreben Vattenfalls sowie eine zu schnelle Modernisierung des Reaktors. Auch habe es positive Alkoholtests bei Stichproben unter Mitarbeitern gegeben, hieß es in einem Bericht ; Reparaturen seien nachlässig vorgenommen worden.
Inzwischen hat Vattenfall Sicherheitsmängel eingeräumt. Diese Woche trat der Chef des Atomkraftwerks Forsmark mit sofortiger Wirkung zurück. Der Reaktor wurde auf unbestimmte Zeit stillgelegt.
Sicherheit ist nicht alles beim Betreiben von Atomkraftwerken ( AKW ), aber ohne Sicherheit ist alles nichts. Der Konzern hat offenbar zahllose Menschen gefährdet.
Dass sich der Störfall ausgerechnet in Schweden ereignete, mutet fast schon ironisch an. Hier stehen mit die sichersten AKW. Wie in Deutschland ist auch in Schweden der Atomausstieg beschlossene Sache. Voraussichtlich bis 2050 wird der letzte Reaktor stillgelegt sein.
Dass die Gegner des in Deutschland derzeit geplanten Atomausstiegs nicht entschiedener auf den Unfall reagierten, überrascht, überlassen sie das Feld doch um so mehr den Befürwortern.
Die Bundesregierung forderte nach dem Störfall die Bundesländer auf, die Sicherheit aller AKW zu überprüfen. Umweltminister Sigmar Gabriel ( SPD ), einer der entschiedensten Befürwörter des geplanten Ausstiegs, nutzte die Gelegenheit für sein Anliegen. " Dieser Störfall zeigt, dass es systemimmanente Risiken gibt ", wetterte er. Zur Verbesserung der Sicherheit empfahl Gabriel den deutschen Betreibern, alte Atommeiler früher abzuschalten als geplant.
Vattenfall hat darauf inzwischen reagiert. Für die beiden Atomkraftwerke des Konzerns in Deutschland, Brunsbüttel und Krümmel bei Hamburg, ergäben sich keine Konsequenzen, teilte das Unternehmen mit. In Deutschland würden die in Schweden bemängelten Abläufe kontinuierlich kontrolliert. Bis die Prüfungsergebnisse aller Länder vorliegen, wird noch eine Zeit vergehen.
Sicher ist, dass Vattenfall den Gegnern des geplanten Atomausstiegs in Deutschland einen Bärendienst erwiesen hat. Die staatliche Kontrolle der Betreiber kann offenbar nicht streng genug sein. Das Unglück in Forsmark offenbart zudem einmal mehr die internationale DimensiondesProblems. Radioaktive Strahlung macht nun mal an Ländergrenzen nicht halt. Und dass ausländische Stromkonzerne in den heimischen Markt investieren, lässt sich bei einer offenen Wirtschaft kaum verhindern.
Grenzenlose Strahlung
Es ist Zeit, den Atomausstieg viel stärker auf europäischer Ebene anzugehen. Das wird schwierig, weil in Ländern wie Frankreich Atomstrom ein völlig anderes Ansehen bei der Bevölkerung genießt. Auch das Endlager-Problem dürfte so kaum zu lösen sein. Doch könnte beispielsweise die Entwicklung alternativer Energiequellen viel effektiver vorangetrieben werden. Zudem könnte das den ideologischen Charakter der Diskussion eindämmen, der beim Atomausstieg immer mitschwingt. Ein Versuch wäre es wert. Der Unfall von Forsmark sollte Warnung genug sein.

08. Februar 2007

Hamburger Abendblatt: Störfall - Angeblich Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) angerufen - Wird Schweden-Reaktor überprüft?
Lars-Olov Höglund, ein ehemaliger Konstrukteur der Forsmark-Anlage: "Alles Verzögerungstaktik."

Stockholm/Hamburg/Wien - Nach dem Störfall Ende Juli, den danach bekannt gewordenen Sicherheitsrisiken und anhaltenden Problemen beim Reaktor 1 soll die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) das schwedische Atomkraftwerk Forsmark überprüfen. Die schwedische Strahlenaufsicht SKI will damit die Kritiker besänftigen. Der Betreiber der Siedewasserreaktoren 150 Kilometer nördlich von Stockholm, der zum Vattenfall-Konzern gehört, hat diesen Vorstoß begrüßt. Derweil bleibt der Reaktor 1 vom Netz, weil eine Gummidichtung ausgewechselt werden muss. Wie schnell er wieder angefahren wird, ist fraglich.
Doch ebenso fraglich ist die Untersuchung der IAEO. Die Ankündigung der Schweden ist bei der in Wien ansässigen Organisation noch nicht angekommen. "Wir haben keine Anfrage erhalten", sagte der Direktor der IAEO-Abteilung für Sicherheit in der Nuklearinstallation, Aybars Gürpinar, dem Hamburger Abendblatt. Für solche Untersuchungen stelle man spezielle Teams zusammen. Nach einem Störfall in Ungarn vor zwei Jahren sei die IAEO ebenfalls um Hilfe gebeten worden. Trotz der Beteuerungen gebe es aus Schweden aber kein Hilfeersuchen.
Mit Forsmark verbindet sich eine europaweit geführte Diskussion um Risiken und Ausstiegsszenarien. Gegenüber dem Abendblatt sagte der ehemalige Forsmark-Konstrukteur Lars-Olov Höglund (56), der mittlerweile zum energischen Kritiker geworden ist: "Die Strahlenaufsicht will aus der Schusslinie kommen. Was die machen, kann man nicht als Aufsicht bezeichnen. Das ist so, als würde der deutsche TÜV an alle Autofahrer einen Fragebogen zum Ankreuzen verschicken, ob das Auto noch fahrtüchtig ist, und dann die Plaketten verteilen." Die vorgebliche Untersuchung durch die IAEO nennt Höglund eine "Verzögerungstaktik".
In den vergangenen 20 Jahren seien Mängel in Forsmark entstanden, die durch die Prinzipien von Vertrauen und Eigenkontrolle in der schwedischen Stromwirtschaft nicht mehr behoben werden könnten. Die defekte Gummidichtung, so Höglund, sei alles andere als eine Lappalie. Sie sei groß und sichere, dass beispielsweise bei geplatzten Leitungen austretender Dampf vollständig in ein sicheres Kondensationsbassin ströme. So werde Druck abgebaut und ein GAU verhindert.
Die schwedischen Grünen hatten vor einiger Zeit eine internationale Untersuchung gefordert. Dass die Atomaufsicht dem scheinbar nachkommt, aber laut IAEO sich noch nicht geregt hat, wird das einst hohe Prestige der Atomkraft in Schweden weiter beschädigen. In der vergangenen Woche waren zwei Reaktoren in Ringhals südlich von Göteborg wegen technischer Probleme abgeschaltet worden. Nach unterschiedlichen Berichten und Einschätzungen war der Störfall im Sommer in Forsmark harmlos - oder nur Minuten von einem GAU entfernt.

VERIVOX: Forsmark-Chef tritt ab - Vattenfall: Reaktorprobleme "inakzeptabel"

Stockholm - Der Chef des wegen Sicherheitsmängeln in die Kritik geratenen schwedischen Atomkraftwerkes Forsmark ist am Donnerstag mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Unmittelbar zuvor hatte der Betreiberkonzern Vattenfall die anhaltenden Probleme in Forsmark 190 Kilometer nördlich von Stockholm als "inakzeptabel" eingestuft. Der bisherige Kraftwerkschef Lars Fagerberg begründete seinen Rücktritt damit, dass er nicht mehr das Vertrauen der Vatenfall-Führung habe.
Bei der Bilanzveröffentlichung des auch in Deutschland aktiven Konzerns sagte Vattenfall-Konzernchef Lars Josefsson am Donnerstag, er betrachte in den letzten Tagen bekannt gewordene Sicherheitsmängel und die Reaktion der Kraftwerksleitung darauf als "nicht hinnehmbar". Den Störfall Ende Juli 2006 im Reaktor 1 des Kraftwerkes nach einem Kurzschluss mit einem Stromausfall bei den Sicherheitssystemen nannte er "einen sehr ernsten Vorfall". Der Störfall war auf der zweiten von sieben Stufen der Skala für atomare Störfälle (INES) eingestuft worden. Das hatte es in Schweden nie zuvor gegeben.
Josefsson sagte weiter: "Was hierzu in den letzten Tagen an neuen Informationen gekommen ist, finden wir völlig inakzeptabel. Ich bin alles andere als erfreut." Er bezog sich dabei ausdrücklich auf vergangene Woche an die Öffentlichkeit gelangte interne Kritik von Forsmark-Mitarbeitern an einem "Verfall der Sicherheitskultur" durch zunehmende wirtschaftliche Zwänge. Gleichzeitig begann die zuständige Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen den Kraftwerksbetreiber wegen Verdachts auf eine strafbare Verzögerung der Reaktor-Abschaltung im Juli.
Der 1981 in Dienst genommene Siedewasserreaktor steht seit vergangener Woche wegen einer defekten Gummidichtung an der äußeren Reaktorwand erneut für unbestimmte Zeit still. Vorstand und Aufsichtsrat seien nun dabei, Konsequenzen vorzubereiten. Er glaube aber nicht, dass die Debatte um Forsmark "große Auswirkungen" auf die Debatte um den Ausbau der Atomkraft haben werde, sagte Josefsson.
(dpa-Meldung, 08.02.2007 (19:22)

VERIVOX: Vattenfall verdient weiter an hohen deutschen Strompreisen

Stockholm - Der schwedische Energiekonzern Vattenfall hat 2006 seine Gewinne vor allem wegen der hohen Strompreise in Deutschland erneut deutlich gesteigert. Wie das Unternehmen am Donnerstag in Stockholm mitteilte, stieg der operative Gewinn aus dem laufenden Geschäft um 8,5 Prozent auf 26,8 Milliarden Kronen (2,9 Mrd Euro). Bei der deutschen Tochter Vattenfall Europe erzielte das schwedische Staatsunternehmen mit 25,7 Prozent einen drei Mal so hohen Ertragszuwachs und verbuchte 12,9 Milliarden Kronen Betriebsgewinn.
Konzernchef Lars Josefsson kündigte bei der Bilanzveröffentlichung neue Maßnahmen der Vattenfall-Führung als Reaktion auf Sicherheitsprobleme im Atomkraftwerk Forsmark an. Den international beachteten Störfall Ende Juli 2006 nach einem Kurzschluss mit Stromausfall im Reaktor 1 nannte er "einen sehr ernsten Vorfall". Josefsson sagte weiter: "Was hierzu in den letzten Tagen an neuen Informationen gekommen ist, finden wir völlig inakzeptabel. Ich bin alles andere als erfreut."
Gegen den Forsmark-Betreiber ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Verdacht auf strafbare Handlungen bei dem Störfall im Sommer. Forsmark-Mitarbeiter kritisierten einen "Verfall der Sicherheitskultur" wegen wirtschaftlicher Zwänge. Den Einnahmeausfall durch die zweitmonatige Abschaltung des Reaktors nach dem Störfall im Sommer bezifferte Josefsson auf 900 Millionen Kronen (99 Mio Euro). Der Reaktor steht wegen neuer Sicherheitsprobleme seit vergangener Woche erneut auf unbestimmte Zeit still.
Die deutsche Tochter Vattenfall Europe hob Josefsson wegen ihres gegenüber 2005 "stark verbesserten Ergebnisses" positiv gegenüber dem Geschäftsverlauf in Schweden, den anderen skandinavischen Ländern sowie Polen heraus. Wegen der von der Bundesnetzagentur verfügten Senkung der Gebühren für Stromnetze hat Vattenfall eine Wertberichtigung seiner deutschen Tochter um eine Milliarde Kronen vorgenommen.
Der Umsatz stieg insgesamt um 12,9 Prozent auf 145,8 Milliarden Kronen und in Deutschland um 6,6 Prozent auf 112 Milliarden Kronen. Mit einer um 0,4 Prozent gestiegenen Produktion von 76,2 Terawattstunden war Vattenfall im vergangenen Jahr drittgrößter Stromerzeuger in Deutschland nach E.ON und RWE. Im Gesamtkonzern sank die erzeugte Strommenge um 2,7 Prozent auf 164,5 Terawattstunden.
(dpa-Meldung, 08.02.2007 (10:24))

taz: Forsmark wird Fall für die IAEO

STOCKHOLM dpa Inspekteure der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) sollen die Sicherheit im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark überprüfen. Wie die staatliche Strahlenaufsicht (SKI) gestern bestätigte, wolle man damit auch auf die massive öffentliche Kritik an Sicherheitsmängeln in dem Kraftwerk mit drei Reaktoren knapp 200 Kilometer nördlich von Stockholm reagieren (siehe taz vom 7. Februar). Ebenfalls gestern teilte die Kraftwerksleitung mit, dass der am Wochenende abgestellte Reaktor 1 auf unbestimmte Zeit vom Netz geht. Analysen hätten ergeben, dass die Dichtungen undicht seien und ausgewechselt werden müssten.

07. Februar 2007
taz: Forsmark-Mängel seit Jahren bekannt

Der Betreiber des schwedischen AKW Forsmark war über die Gefahren, die zum Beinahe-GAU führten, schon lange informiert. Kontrolleure warnten vor Risiken bei Personal und Sicherheitsprozeduren. Doch Vattenfall ignorierte die Hinweise.
Schwere Sicherheitsmängel, die mit zu dem Beinahe-GAU des schwedischen AKW Forsmark 1 im Juli 2006 beitrugen, waren dem Reaktorbetreiber Vattenfall schon seit Anfang 2005 bekannt. Doch Vattenfall hat nichts gegen die Bedrohung unternommen.
Die Mängelliste wurde bereits vor zwei Jahren von der internationalen Branchenorganisation der AKW-Betreiberfirmen Wano (World Association of Nuclear Operators) zusammengestellt. Die Kritik der Wano-Kontrolleure deckt sich in wesentlichen Punkten mit dem internen Sicherheitsrapport, der in der vergangenen Woche bekannt geworden war. Diesen Bericht versuchte der Betreiber Vattenfall zunächst als einsame Kritik dreier Techniker zu verharmlosen.
Wano mit Sitz in London war als Reaktion auf die Tschernobyl-Katastrophe von AKW-Betreiberfirmen gegründet worden. Die Organisation bietet ihren Mitgliedsfirmen seit 1991 die Überprüfung ihrer Anlagen durch ein internationales Expertenteam an, das die Reaktoren und das Personal vor Ort zwei Wochen lang gründlich kontrolliert. Die Berichte, die danach verfasst werden, sind vertraulich und werden auch nicht den staatlichen Aufsichtsbehörden zugänglich gemacht. Laut letztem zugänglichen Jahresbericht dieser Organisation kontrollierten Wano-Teams so beispielsweise 2005 die deutschen AKWs Brokdorf, Biblis und Unterweser.
Das schwedische AKW Forsmark war 2004 unter die Lupe genommen worden. In dem vertraulichen Dokument, das Vattenfall Anfang 2005 schriftlich erhielt, waren damals Mängel in mindestens drei Bereichen festgestellt worden, die sich bei der Havarie im Juli 2006 tatsächlich als verhängnisvoll erweisen sollten: die Sicherheitskultur des Personals, die Prozeduren der Revisions- und Unterhaltungsarbeiten und die Routinen im Zusammenhang mit dem Austausch von Komponenten. Vattenfall-Forsmark hatte in seinem eigenen Störfallbericht im Spätsommer letzten Jahres schwere Fehler eingeräumt. Dazu gehörte das unentdeckt gebliebene Vertauschen von Plus- und Minus-Pol, fehlerhafte Montagen sowie unzureichende Kontrollen nach Reparaturen. Sie alle spielten beim Beinahe-GAU eine Rolle.
Forsmark-Informationschef Claes-Inge Andersson gestand am Dienstag die Wano-Kritikpunkte von 2005 nicht nur grundsätzlich zu. Er räumte auch ein, dass diese zu einem Teil nach wie vor nicht behoben seien: "Es gibt verschiedene Punkte, bei denen wir noch nicht so weit gekommen sind wie erwünscht."
In der vergangenen Woche bekam das Forsmark-AKW wieder Besuch: Ein Wano-Team hatte sich angekündigt, um die aktuelle Sicherheitslage zu überprüfen.

Nachrichtenagentur dpa: Reaktor Forsmark bleibt auf unbestimmte Zeit stillgelegt

Mittwoch 7. Februar 2007, 09:58 Uhr
Stockholm (dpa) - Der Reaktor 1 im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark bleibt auf unbestimmte Zeit abgestellt. Der Kraftwerksbetreiber teilte mit, dass eine Gummidichtung an der äußeren Reaktorwand undicht ist. Die schwedische Strahlenaufsicht kündigte ebenfalls eine Untersuchung aller drei Forsmark-Reaktoren durch die Internationale Atomenergie-Organisation IAEO an. Das Kraftwerk steht seit einem Störfall im vergangenen Juli in der Kritik.

06. Februar 2007
nd-online.de: Ist Forsmark noch ganz dicht? - Sicherheitskultur im schwedischen Pannen-AKW sinkt 

Nach Hinweisen auf schadhafte Dichtungen am Reaktortank stehen die schwedischen Atomreaktoren Forsmark-1 und -2 erneut still. Zuvor hatte ein interner Bericht mit brisanten Fakten über die »Sicherheitskultur« bei Vattenfall für Schlagzeilen gesorgt.
Für Atomkraftkritiker ist der Name Forsmark seit dem Störfall vom Sommer letzten Jahres ein Synonym für »Pannenreaktor«. Seit dem Wochenende stehen erneut zwei der drei Reaktoren des rund 100 Kilometer nördlich von Stockholm gelegenen AKW still. Die zum Vattenfall-Konzern gehörende Betreiberfirma »Forsmark Kraftgrupp« teile mit, bei einer Routinekontrolle in Forsmark-1 habe man Hinweise auf schadhafte Gummidichtungen an der Außenwand eines Reaktortanks gefunden. »Um auf der sicheren Seite zu sein«, sei der Reaktor daraufhin abgeschaltet worden. Später ging auch der fast baugleiche Reaktor 2 vom Netz. Damit stehen jetzt drei der zehn schwedischen Atomreaktoren still – in Ringhals wurde ein Reaktor wegen technischer Probleme stillgelegt; dort war vor kurzem die Produktionskapazität erhöht worden.
Der Informationsbeauftragte von Vattenfall in Forsmark erklärte noch am Samstag, von den eventuell beschädigten Dichtungen gehe bei Normalbetrieb des Kraftwerks keine Gefahr aus. Erst wenn Notfallsysteme in Gang gesetzt werden müssten, könnten sie ein Risiko bedeuten. Forsmark-Direktor Lars Fagerberg bezeichnete das betroffene AKW als »betriebssicheres Kernkraftwerk«. Dass es vom Netz genommen wurde, zeige nur, »dass wir Sicherheitsfragen ernst nehmen«.
Die Glaubwürdigkeit solcher Äußerungen ist jedoch stark erschüttert, seit das schwedische TV-Magazin »Uppdrag granskning« vergangene Woche einen internen Bericht von Vattenfall-Angestellten mit brisanten Fakten über die Beinahe-Katastrophe vom 25. Juli 2006 veröffentlichte. Der Störfall könne als »Höhepunkt einer seit Längerem verfallenden Sicherheitskultur« gesehen werden, heißt es in dem Rapport. Die Betreiber hätten sich immer mehr auf eine Steigerung der Stromproduktion konzentriert. Deswegen seien Anlagen allzu eilig modernisiert worden, man sei »erhöhte Risiken eingegangen« und habe Sicherheitsvorschriften »immer großzügiger ausgelegt«. Als Beispiele nennt der Bericht undichte Ventile, schlampig ausgeführte Wartungsarbeiten und falsch verbundene Kabel. Zudem habe es bei Reparaturen nach der Panne vom 25. Juli, als es nach Meinung von Experten beinahe zu einer Kernschmelze gekommen war, eine Vielzahl von zum Teil lebensgefährlichen Arbeitsunfällen gegeben. Auch wurden drei Angestellte nach einem Alkoholtest nach Hause geschickt, und bei anderen fand man Hinweise auf Drogenkonsum. Offensichtlich waren die Forsmark-Angestellten dem Leistungsdruck der Betriebsführung einfach nicht gewachsen, und die Leitung ignorierte bekannte Mängel.
Die schwedische Atomaufsichtsbehörde SKI hat Forsmark nun für zwei Vorkommnisse bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. In der ersten Anzeige vom November 2006 geht es darum, dass die Reaktoren mit zu hoher Leistung betrieben wurden. In der zweiten von Ende Januar wird Vattenfall vorgeworfen, den Reaktor nach dem Störfall vom 25. Juli zu spät heruntergefahren zu haben.
Der interne Vattenfall-Bericht hat nun auch zum ersten Mal in Schweden zu einer breiteren Debatte über die Sicherheit der heimischen AKW geführt. Oppositionspolitiker richteten scharfe Kritik an die Betreiber. Auch an der Kompetenz der Aufsichtsbehörde SKI, die von den genannten Problemen offenbar nichts gewusst hat, wurden Zweifel laut. Die frühere sozialdemokratische Infrastrukturministerin Ulrica Messing sagte, verantwortliche Politiker und Behörden hätten »vollkommen inakzeptabel« gehandelt und damit »unser aller Sicherheit aufs Spiel gesetzt«.
Schwedens gegenwärtige Regierung besteht mit Ausnahme von Umweltminister Andreas Carlgren aus Politikern, die der Kernkraft positiv gegenüberstehen. Ihnen dürfte daran gelegen sein, den massiven Imageschaden der Kraft-werksbetreiber schnell zu reparieren. Forderungen von Umweltorganisationen nach einer internationalen Untersuchung der Sicherheit in den schwedischen AKW wurden bereits zurückgewiesen.
(Neues Deutschland)

05. Februar 2007
taz: Schweden-AKW Forsmark wieder vom Netz

Wegen erneuter Sicherheitsprobleme musste das schwedische Vattenfall-Atomkraftwerk in Forsmark schon wieder abgeschaltet werden. Dichtungen wurden seit zehn Jahren nicht kontrolliert. Der Schaden wurde nur zufällig entdeckt
Wegen Sicherheitsmängeln im schwedischen AKW Forsmark mussten am Samstag erneut zwei der drei Reaktoren abgeschaltet werden. Eine vor einigen Tagen vorgenommene Materialprobe an Filterdichtungen des Reaktors 1 habe ergeben, dass sie möglicherweise ihre Funktion nicht mehr erfüllen könnten. Sie seien porös, heißt es in der offiziellen Begründung. Als Reaktion darauf schalteten die Verantwortlichen zuerst einen Reaktor ab. Zwölf Stunden später fuhren sie auch einen zweiten, baugleichen Reaktor herunter.
Müssen die fraglichen Dichtungen ausgewechselt werden, dürfte dies zu einem längeren Stillstand der beiden Reaktoren führen. Sie liegen rund 100 Kilometer nördlich der Hauptstadt Stockholm an der schwedischen Ostseeküste. Das Kraftwerk stellt knapp ein Sechstel der landesweit produzierten Elektrizität her. Die betroffenen Dichtungen haben laut Forsmark-Einschätzung im normalen Reaktorbetrieb keine Funktion. Sollte es allerdings einen Störfall beispielsweise mit einem Leck an Rohrleitungen geben, schützen die fraglichen Filter die Umwelt vor austretender Radioaktivität.
Erst in der vergangenen Woche hatte die schwedische Atomaufsichtsbehörde SKI in einem Bericht über die Vorkommnisse vom 25. Juli 2006 geschrieben, dass der Reaktor Forsmark 1 damals nur knapp an einer Katastrophe vorbeigeschlittert sei. Über die fraglichen Filter heiß es darin: Sie hätten "99,9 Prozent der vom Reaktorkern freigesetzten Aktivität aufnehmen können." Wie sich nun aber herausstellte, wären die Filter aufgrund von Altersschwäche möglicherweise dazu überhaupt nicht in der Lage gewesen.
Nach anhaltenden Pannenserien und Sicherheitsmängeln bei dem 26 Jahre alten Siedewasserreaktor geben die aktuellen Vorkommnisse den Kritikern nun neue Nahrung. Zuletzt wurde bekannt, dass die fraglichen Dichtungen seit zehn Jahren überhaupt nicht kontrolliert wurden und deshalb auch nicht vorbeugend ausgetauscht worden waren. Womöglich waren diese schon seit mehreren Jahren undicht, ohne dass dies entdeckt worden war.
Anders als zunächst behauptet sei die Undichtigkeit nicht bei einer Routinekontrolle entdeckt worden, sagte Lars-Olov Höglund, ehemaliger Konstruktionschef bei Vattenfall-Forsmark. "Die Sicherheitssysteme kontrolliert man, wenn der Reaktor zu seiner jährlichen Revision abgestellt ist. Da steht das Kraftwerk ja sowieso still." Angesichts der Produktionsverluste, die ein Stillstand mit sich bringe, halte er es für eher unwahrscheinlich, dass man einen Reaktor von einer Stunde auf die andere nur wegen Alterserscheinungen an einer Dichtung abstelle.
Höglund gab zu bedenken, dass man die Reaktoren zu Revisionsarbeiten nicht etwa so lange abschalte, wie das eigentlich notwendig sei, sondern man "lässt vielleicht gewisse Kontrollen ganz einfach aus".
Kritisch äußert sich auch Björn Karlsson, Professor für Energietechnik und Vorsitzender des Expertenkomitees der Aufsichtsbehörde SKI: "Es gibt mindestens 50 Einzelpunkte, die es alles andere als selbstverständlich erscheinen lassen, Forsmark einfach wieder in Betrieb gehen zu lassen." Bislang konnte er sich mit seiner fachlichen Bewertung allerdings nicht gegen die Führung der staatlichen Aufsichtsbehörde durchsetzen. Kritiker werfen ihr schon lange vor, bei ihren Entscheidungen einseitig auf das Interesse an einer reibungslosen Atomstromproduktion abzustellen.
Auch die aktuellen Dichtungsprobleme hatten SKI nicht veranlasst, von sich aus aktiv zu werden: Der AKW-Betreiber sei für die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften verantwortlich, heißt es in einer Presseerklärung lapidar.
Die erklärte inzwischen, die Reaktoren könnten erst wieder ans Netz gehen, wenn gesichert sei, dass die Dichtungen einwandfrei funktionierten. Insgesamt waren am Wochenende vier von zehn schwedischen Atomreaktoren nicht am Netz, nachdem bereits zwei im Kraftwerk Ringhals wegen technischer Probleme heruntergefahren worden waren.

04. Februar 2007
Nachrichtenagentur AP: Erneut Panne im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark

Sonntag 4. Februar 2007, 14:29 Uhr
Stockholm (AP) Im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark sind am Wochenende nach dem dritten Störfall innerhalb eines Vierteljahres zwei Reaktoren abgeschaltet worden. Wie die Behörden mitteilte, wurden die beiden Reaktoren heruntergefahren, nachdem Hinweise auf Dichtungs-Schäden entdeckt wurden. Sie sollten beide in einigen Tagen wieder ans Netz gehen.
Der Informationsdirektor der schwedischen Atomaufsichtsbehörde, Anders Bredfell, sagte, die Abschaltung von Reaktoren sei nicht ungewöhnlich. Bei dem Zwischenfall handele es sich um nichts Ernstes.
Forsmark 1 war zuletzt Ende Dezember abgeschaltet worden, im Januar folgte Forsmark 2. Das AKW mit seinen insgesamt drei Reaktoren befindet sich 100 Kilometer nördlich von Stockholm an der Ostküste Schwedens. Es liefert rund ein Sechstel der schwedischen Stromproduktion. Im Juli vergangenen Jahres waren zwei Reaktoren abgeschaltet worden, nachdem während eines Stromausfalls zwei Notstromaggregate nicht angesprungen waren.

n24.de: AKW Forsmark erneut vom Netz

Der Vattenfall-Konzern hat erneut zwei Reaktoren des schwedischen Atomkraftwerks Forsmark vom Netz genommen. Wie der Betreiber mitteilte, besteht ein Verdacht auf Lecks an Gummidichtungen der äußeren Wand von Reaktor 1. Erst kürzlich war intern Kritik an einem "Verfall der Sicherheitskultur" aufgekommen. Der 26 Jahre alte Siedewasserreaktor hatte nach einem als ernst eingestuften Störfall im Juli 2006 zwei Monate stillgelegen.
Der Stockholmer Greenpeace-Sprecher Lennart Daléus nannte die am Samstag verkündete Abschaltung auf unbestimmte Zeit eine "Farce". Das Hin und Her zwischen Schließung und "Weiterhangeln" bestätige die Warnungen von Kernkraftgegnern, wonach alte Reaktoren nicht auf den neuesten Sicherheitsstandard gebracht werden könnten, sagte Daléus der Zeitung "Dagens Nyheter".
Kraftwerkssprecher Claes-Inge Andersson bestritt jeden Zusammenhang mit der in der letzten Woche erneut laut gewordenen Kritik an Sicherheitsmängeln in Forsmark. Ein Sprecher der Strahlenaufsichtsbehörde SKi begrüßte die Abschaltung. Sie zeige, dass die Sicherheitsprobleme dort ernst genommen würden.
Nachlässigerer Umgang mit Sicherheit
Bei dem Störfall in Forsmark am 25. Juli 2006 waren nach einem Kurzschluss Notstromaggregate für den Reaktor nicht wie vorgesehen automatisch angesprungen. Die zuständige Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Vattenfall-Tochter Forsmark Kraftgrupp wegen Verdachts auf strafbare Handlungen im unmittelbaren Gefolge des Störfalls.
Umstritten ist, wie akut die Gefahrenlage nach dem Kurzschluss war. Der Technikerausschuss für die Angestellten hatte in einem internen Papier den langfristigen "Verfall der Sicherheitskultur" in Forsmark moniert. Dieser sei auf zunehmenden Druck zu Gunsten hoher Kapazitätsauslastung und immer nachlässigerem Umgang mit den Sicherheitsvorschriften zurückzuführen. (dpa)

03. Februar 2007
Spiegel-Online: Neuer Zwischenfall in schwedischem Pannen-Reaktor Forsmark

Ein neuer Reaktor-Defekt beunruhigt die Schweden: Die Atomaufsicht SKI hat das Kraftwerk Forsmark wegen eines Sicherheitsproblems abgeschaltet. Im vergangenen Sommer hatten die Techniker bei einem schweren Störfall eine Kernschmelze nur knapp verhindern können.
Stockholm - Im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark ist am Samstag ein Reaktor wegen eines Schadens an der äußeren Hülle abgeschaltet worden. Wie die Betreiberfirma FKA mitteilte, wurde bei einer Prüfung einer Gummifüllung in der Außenhülle des Reaktors Forsmark 1 fehlende Elastizität festgestellt. Der Reaktor sei für weitere Tests bis auf weiteres vorsorglich abgeschaltet worden. Den Angaben zufolge wurde auch der neuere Reaktor Forsmark 2 auf mögliche Sicherheitsmängel untersucht.
Die angesprochene Gummidichtung, erklärte Anders Jörle, Sprecher der Atomaufsicht SKI, sei im Fall eines Störfalls von entscheidender Wichtigkeit. "Wenn das nicht dicht ist funktioniert das Sicherheitssystem des Reaktors nicht richtig. Wenn ein richtiger Störfall auftritt, wird der Fluss von Wasserdampf zum Reaktor unter anderem über diese Dichtung reguliert. Wenn das nicht funktioniert, hat man weniger Eingriffsmöglichkeiten, ein mögliches Desaster zu verhindern."
Jörles Vorgesetzter, SKI-Chef Anders Bredfell, fasste den Vorfall noch knapper zusammen: "Das ist nichts ernstes. Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Reaktor abgeschaltet wird." Die beanstandete ist eine von drei Gummidichtungen, die an der Dampfdruck-Regulierung beteiligt sind.
Atomindustrie in der Kritik
Im Juli vergangenen Jahres hatte es in Forsmark einen schweren Störfall gegeben, als nach einem Elektrizitätsausfall auch die Notstromversorgung nur schleppend angelaufen war. Nach Angaben von Experten wurde eine Katastrophe - ein Schmelzen des Reaktorkerns - nur knapp verhindert.
In der vergangenen Woche wurde ein kritischer interner Bericht über dramatische Sicherheitsmängel in Forsmark bekannt. Darin wird unter anderem über Gaslecks und gefährliche Arbeitsbedingungen berichtet. Außerdem seien mehrfach Angestellte nach Hause geschickt worden, nachdem sie bei Alkoholtests durchgefallen seien. Erst am Freitag war bekannt geworden, dass ein Ermittler der schwedischen Atombehörde die Umstände der Abschaltung im Juli 2006 auf mögliche Verletzungen von Protokollen und Gesetzen prüft.
Schweden deckt mit derzeit noch zehn Atomkraftwerken nahezu die Hälfte seines Strombedarfs, will aber innerhalb der nächsten 30 Jahre vollständig auf die Kernenergie verzichten. Neben den beiden deaktivierten Forsmark-Reaktoren stehen auch die Reaktoren Ringhals 1 und 3 still, nachdem bei einem der Reaktoren missverständliche Messanzeigen aufgetreten waren.

VERIVOX: Reaktor im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark abgeschaltet

Stockholm (AFP) - Im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark sind am Samstag zwei Reaktoren wegen Schäden an der äußeren Hülle abgeschaltet worden. Wie die Betreiberfirma FKA mitteilte, wurde bei der Prüfung einer Gummifüllung in der Außenhülle des Reaktors Forsmark 1 fehlende Elastizität festgestellt. Der Reaktor sei für weitere Tests bis auf weiteres vorsorglich abgeschaltet worden. Später teilte die FKA mit, dass der neuere Reaktor Forsmark 2 aus dem gleichen Grund abgeschaltet worden sei. Erst kürzlich war ein kritischer interner Bericht über dramatische Sicherheitsmängel in dem Atomkraftwerk bekannt geworden, in dem es im Juli einen schweren Störfall gegeben hatte.
Wann die beiden Reaktoren wieder hochgefahren werden sollten, konnte ein Sprecher der Betreiberfirma zunächst nicht sagen. Am vergangenen Montag war ein interner Bericht bekannt geworden, in dem unter anderem über Gaslecks und gefährliche Arbeitsbedingungen in dem Atomkraftwerk an der Ostküste Schwedens berichtet wird. Außerdem seien mehrfach Angestellte nach Hause geschickt worden, nachdem sie bei Alkoholtests durchgefallen seien.
Im Juli 2006 hatte es in Forsmark einen schweren Störfall gegeben, als nach einem Elektrizitätsausfall auch die Notstromversorgung nur schleppend angelaufen war. Nach Angaben von Experten wurde eine Katastrophe - ein Schmelzen des Reaktorkerns - nur knapp vermieden. Einige der Reaktoren hatten für mehrere Monate vom Netz genommen werden müssen.
Schweden deckt mit derzeit noch zehn Atomkraftwerken nahezu die Hälfte seines Strombedarfs, will aber innerhalb der nächsten 30 Jahre vollständig auf die Kernenergie verzichten.
(AFP-Meldung, 03.02.2007 (14:07))

Nachrichtenagentur dpa: Atomkraftwerk Forsmark erneut abgestellt

Samstag 3. Februar 2007, 16:57 Uhr
Stockholm (dpa) - Beide Reaktoren des schwedischen Atomkraftwerks Forsmark sind am Samstag wegen Sicherheitsmängeln erneut vom Netz genommen worden. Wie der zum Vattenfall-Konzern gehörende Betreiber mitteilte, besteht Verdacht auf Lecks an Gummidichtungen der äußeren Reaktorwände. Dies müsse analysiert werden.
Kraftwerkssprecher Claes-Inge Andersson sagte, wann die Reaktoren wieder ans Netz gehen könnten, sei völlig offen. Er bestritt jeden Zusammenhang mit der erneut laut gewordenen Kritik in der letzten Woche an Sicherheitsmängeln in Forsmark. Ein Sprecher der Strahlenaufsichtsbehörde SKi begrüßte die Abschaltung. Sie zeige, das die Sicherheitsprobleme dort ernst genommen würden.
Die beiden 26 Jahre alten Siedewasserreaktoren hatten im vergangenen Jahr nach einem als ernst eingestuften Störfall im Reaktor 1 zwei Monate still gestanden. Nach einem Kurzschluss waren Notstromaggregate für den Reaktor nicht wie vorgesehen automatisch angesprungen.
Die zuständige Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Vattenfall- Tochter Forsmark Kraftgrupp wegen Verdachts auf strafbare Handlungen im unmittelbaren Gefolge des Störfalls. Umstritten ist, wie akut die Gefahrenlage nach dem Kurzschluss am 25. Juli war. Der zuständige Technikerausschuss für die Angestellten hatte in einem internen Papier den langfristigen «Verfall der Sicherheitskultur» in dem 150 Kilometer nördlich von Stockholm gelegenen Kraftwerk moniert. Dieser sei auf massiv zunehmenden Druck zugunsten hoher Kapazitätsauslastung und immer nachlässigerem Umgang mit den Sicherheitsvorschriften zurückzuführen.

der standard.at: Schwedische Reaktoren müssen weg vom Netz

Zwei werden abgeschaltet - "Verfall der Sicherheitskultur" - Gummidichtungen porös - Mitarbeiter alkoholisiert
Stockholm - Zwei Reaktoren des schwedischen Atomkraftwerks Forsmark sind wegen Bedenken an der Betriebssicherheit am Samstag gestoppt worden. Block eins war in der Nacht vom Netz gegangen, nachdem die Materialanalyse einer Gummidichtung Mängel ergeben hatte. Im Laufe des Tages entschied die Kraftwerksleitung im Zusammenwirken mit der staatlichen Atomsicherheitsbehörde SKI, den ähnlich gebauten Block zwei ebenfalls herunter zu fahren, um die Dichtungen zu überprüfen.
Dem Sprecher des 200 Kilometer nördlich von Stockholm gelegenen Atomkraftwerks, Claes-Inge Andersson zufolge, ist der modernere dritte Reaktor in Forsmark von den Problemen nicht betroffen, da dieser anders konstruiert sei. Wann die beiden abgestellten Blöcke wieder in Betrieb gehen können, ist vorerst offen. Seitens der Atomsicherheitsbehörde hieß es, die Dichtungen der beiden abgeschalteten Blöcke seien schon alt und offenbar nicht mehr elastisch genug. Dadurch ließe sich bei einen möglichen Unfall ausgetretenen Dampf schwieriger kontrollieren.
Am 25. Juli vergangenen Jahres hatte sich in Forsmark ein allgemein als ernst eingestufter Zwischenfall ereignet. Nach einem Kurzschluss waren mehrere Dieselaggregate für die Erzeugung von Notstrom für das Kühlsystem nicht automatisch angesprungen. Nach Ansicht einiger Experten hätte der Fehler schlimmstenfalls zu einer Kernschmelze führen können. Forsmark eins und zwei standen daraufhin zwei Monate still.
Alkoholisierte Mitarbeiter
Auch danach war es zu weiteren unvorhergesehenen Abschaltungen in Schwedens Atomkraftwerken gekommen. Zuletzt musste das Atomkraftwerk Ringhals 1 Ende Jänner wegen eines Fehlers im Kühlwasserkreislauf angehalten werden. Ebenfalls vergangene Woche wurde ein interner Bericht bekannt, wonach in Schwedens Atomanlagen ein "längerfristiger Verfall der Sicherheitskultur" festgestellt wurde. So wurden mehrfach Angestellte nach Hause geschickt, weil sie alkoholisiert waren.
Schweden betreibt insgesamt zehn Atomreaktoren an den Standorten Forsmark, Oskarshamn (beide an der Ostseeküste, je drei Blöcke) und Ringhals (Westküste, vier Blöcke). Rund die Hälfte des schwedischen Stroms stammt aus der Atomkraft. In den kommenden Jahren sind an mehreren der Reaktoren leistungssteigernde Umbaumaßnahmen geplant. Vorerst plant Schweden keine neuen Atomkraftwerke zu errichten. (APA)

oekonews.at: AKW Forsmark: Beide Reaktoren vom Netz genommen

Sicherheitsmängel, Staatsanwalt ermittelt gegen die Vattenfall-Tochter
Wie der ORF heute berichtet musste die Vattenfall-Tochter Forsmark Kraftgrupp auf Grund von Sicherheitsmängeln beide Reaktorblöcke vom Netz nehmen. Das 26 Jahre alte Atomkraftwerk hat offenbar Probleme mit den Gummidichtungen der äußeren Reaktorwände, die jetzt analysiert werden müssen. Der Reaktor 1 mußte voriges Jahr nach einem ernst eingestuften Störfall zwei Monate abgeschaltet werden und war damals in die Schlagzeilen geraten und hat zahlreiche Diskussionen über die Sicherheit der Schwedischen Atomkraftwerke ausgelöst.
Staatsanwalt ermittelt
In der Zwischenzeit hat der zuständige Staatsanwalt nach dem schweren Störfall des Vorjahres Ermittlungen gegen die Vattenfall-Tochter Forsmark Kraftgrupp wegen Verdachts auf strafbare Handlungen im unmittelbaren Gefolge des Störfalls aufgenommen.

01. Februar 2007
taz: Vattenfall zeigt sich schuldbewusst

Betriebschef in Forsmark: "Wir haben die Sicherheit für selbstverständlich genommen"
STOCKHOLM taz Der Betreiber des Atomreaktors Forsmark scheint nach Bekanntwerden des unternehmensinternen Rapports über massive Sicherheitsprobleme nun um Schadensbegrenzung bemüht. Gestern gab die schwedische Vattenfall bekannt, dass umfassende Umbauvorhaben zur Leistungssteigerung des Reaktors auf den Zeitraum 2009 bis 2011 verschoben werden sollen. Zunächst wolle man die Sicherheitsprobleme in den Griff bekommen. Betriebschef Lars Fagerberg sagte: "Wir haben die Sicherheit für zu selbstverständlich genommen." Gleichzeitig verpasste Vattenfall den drei Verfassern des in diesen Tagen in die Öffentlichkeit gelangten Sicherheitsberichts einen Maulkorb.
"Forsmark hat einen Dialog mit den Medien über den Inhalt untersagt", sagte Lars Magnusson, Techniker und Mitinitiator der Analyse, der eine externe Untersuchung fordert. Bekannt wurde allerdings, dass Probleme mit alkoholisierten Mitarbeitern in allen schwedischen AKWs vorgekommen sind. Bei dem von Eon betriebenen AKW Oskarshamn wird nunmehr über Prüfgeräte nachgedacht, in die das Personal routinemäßig beim Betreten der Anlage pusten müsste.
Umweltminister Andreas Carlgren hat sich gestern Nachmittag mit der Leitung der schwedischen Atomaufsichtsbehörde SKI getroffen, um die aktuelle Sicherheitslage zu erörtern. Carlgren, in der nahezu durchweg atomkraftfreundlichen Regierung einsamer Atomskeptiker: "Ich bin gar nicht zufrieden, wie der Vorfall von Vattenfall gehandhabt wurde, und meine grundsätzliche Skepsis wurde alles andere als gemindert."

Financial Times Deutschland: Vattenfall gerät in Schweden unter Beschuss

Schwedens Regierung geht wegen eines Störfalls und Sicherheitsmängeln im Kernkraftwerk Forsmark gegen den Energiekonzern Vattenfall vor. Der Konzern müsse Auskunft darüber geben, wie er auf "die offensichtlichen Sicherheitsmängel reagiert hat", teilte das Wirtschaftsministerium mit.
Der Konzern müsse auch Stellung dazu beziehen, "wie Vattenfall auf Konzernebene sicherstellen will, dass die eigene Anwendung von Atomkraft den Sicherheitsvorschriften entspricht". Umweltminister Andreas Carlgren stellte die Zukunft der Kernkraft infrage.
Es ist das erste Mal, dass die Regierung nach dem Störfall vom Juni vergangenen Jahres Vattenfall harsch kritisiert. Damit zeichnet sich ab, dass die Kernkraftfrage wieder zu einem Thema in der schwedischen Politik werden könnte. Bisher war der per Volksabstimmung beschlossene Ausstieg nur halbherzig angegangen worden, und die Parteien hatten sich darauf geeinigt, die Kernenergie zu nutzen, statt darüber zu streiten. Der neue Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt hatte kürzlich sogar avisiert, in einigen Jahren weitere Kraftwerke bauen zu wollen.
Inakzeptable Lage
Anfang der Woche war ein interner Bericht über die Zustände in Forsmark bekannt geworden, aus dem hervorgeht, dass der Störfall im Juli 2006 nur der Höhepunkt einer Reihe von Problemfällen in der nördlich von Stockholm gelegenen Anlage war. Dabei waren nach einem Stromausfall Notstromaggregate nicht angesprungen. In Medienberichten hieß es, der Reaktor habe kurz vor der Kernschmelze gestanden. An Forsmark ist auch der deutsche Eon-Konzern beteiligt.
"Ich bin nicht zufrieden mit der internen Kontrolle von Forsmark", sagte Umweltminister Carlgren am Mittwoch und nannte die Lage "inakzeptabel". Er stellte zudem die Zukunft der Technik infrage: "Wir werden die Kernkraftwerke, die wir haben, nutzen, aber die Frage ist, ob wir unsere zukünftige Energieversorgung auf einer solch verwundbaren Energiequelle basieren können."
Vattenfall kündigte am Mittwoch an, eine geplante Kapazitätserweiterung des Kernkraftwerks aufzuschieben. Der Konzern wechselte nach der massiven Kritik an einem "langfristigen Verfall der Sicherheitskultur" am Mittwoch auch zwei Mitarbeiter der Kraftwerksleitung aus. Vattenfall erklärte, man habe auf den Untersuchungsbericht mit einem 60-Punkte-Programm reagiert. Man sei überzeugt, damit die Sicherheit des Kraftwerks zu verbessern.

wormser-zeitung.de: Lage im AKW Forsmark war "dramatisch"

Mitarbeiter schildern Störfall vom Juli/Nach Kritik an "Verfall der Sicherheitskultur" Ausbaupläne gestoppt
STOCKHOLM (dpa) Der schwedische Vattenfall-Konzern hat eine geplante Kapazitätserweiterung des Atomkraftwerkes Forsmark wegen der öffentlichen Debatte über Sicherheitsmängel aufgeschoben. Das Unternehmen wechselte nach massiver, auch interner Kritik an einem "langfristigen Verfall der Sicherheitskultur" auch zwei leitende Mitarbeiter der Kraftwerksleitung aus.
Das Unternehmen war Anfang der Woche wegen Sicherheitsmängeln vor und nach einem als ernst eingestuften Zwischenfall am Forsmark-Reaktor 1 Ende Juli 2006 massiv attackiert worden. Experten aus dem Werk selbst sprachen von einem immer stärkeren wirtschaftlichen Druck bei der Arbeit.
Zudem gab es Berichte über unzulässigen Alkoholkonsum in dem Kraftwerk. Die staatliche Strahlenaufsicht SKI zeigte den Forsmark-Betreiber wegen des Verdachts strafbarer Handlungen bei dem Störfall bei der Staatsanwaltschaft an.
Im schwedischen Fernsehen berichtete eine Mitarbeiterin aus dem Forsmark-Kontrollraum, sie habe die Minuten nach dem Stillstand von Reaktor 1 als dramatisch erlebt. Dabei waren etwa 20 Minuten lang Computer zur Überwachung der Anlage ausgefallen. Wegen des Stromausfalles auch im Kontrollraum habe man auch nicht gewusst, ob es im Reaktor brenne. Auch einige der für diesen Störfall möglichen Maßnahmen zur Kühlung des stillstehenden Reaktors hätten wegen des Stromausfalls nicht ausgeführt werden können.

berlinonline.de: "Nicht möglich? - doch möglich!" - Ein interner Bericht enthüllt schwere Sicherheitsmängel im schwedischen Kraftwerk Forsmark

Jeder Tag, jede Schicht, jeder Job - fehlerfrei". So steht es in großen Lettern auf den Plastikkarten, die die Angestellten des schwedischen Atomkraftwerks Forsmark um den Hals tragen. Sieben Wörter, ein Versprechen: Forsmark ist sicher. Es gibt nur ein Problem: Forsmark ist nicht sicher. Jedenfalls nicht so sicher, wie es sein könnte. Eine "deutliche Verschlechterung der Sicherheitskultur" attestiert ein interner Bericht der Betreibergesellschaft, die zum Vattenfall-Konzern gehört. Am Montag Abend flimmerte eine Reportage über die schwedischen Fernsehschirme, die vom Mythos der sicheren Kernkraft nicht viel übrig ließ. Die wohl kompromittierendste Enthüllung: Bei einer Alkoholkontrolle im August wurden drei Mitarbeiter nach Hause geschickt, weil sie nicht nüchtern waren.
Schon im vergangenen Juli hatte Forsmark europaweit für Schlagzeilen gesorgt. Eine spektakuläre Pannenserie, die binnen Minuten mehrere Sicherheitssysteme lahm legte, ließ dem Kontrollpersonal nur noch einen Ausweg: die sofortige Abschaltung des Meilers. Wochenlang war der Reaktor vom Netz, widersprüchliche Nachrichten über die Sicherheit in Forsmark machten die Runde. Vattenfall ließ daraufhin eine gründliche Analyse anfertigen. Das Ergebnis ist eine Blamage für den auch in Berlin omnipräsenten Staatsbetrieb. Der Bericht protokolliert Schäden am Bau, Leckagen in Betriebssystemen und Schlampereien des Personals. An etlichen Stellen enthält der Bericht den Vermerk "Der Vorfall hätte Personenschäden oder Störfälle nach sich ziehen können". Professor Björn Karlsson vom staatlichen Rat für Reaktorsicherheit zeigte sich entsetzt: "Ich hätte all das in schwedischen Kernkraftwerken nicht für möglich gehalten."
Tatsächlich sind in Schweden schon nach dem Störfall im Sommer erhebliche Zweifel daran aufgetaucht, was in schwedischen AKW möglich ist, und was nicht. Auch die Überwachungsbehörde Statens Kärnkraftsinspektion geriet ins Kreuzfeuer der Kritik. Sie sei schon deswegen ineffektiv, weil zwischen vielen ihrer Fachleute und den Ingenieuren in den Kraftwerken enge persönliche Bande bestehen, hieß es.
Schweden ist ein kleines Land, man kennt sich, gerade wenn man Orchideenfächer wie Kernphysik studiert. Natürlich geht man auch mal zusammen einen trinken. Hoffentlich nach der Arbeit.

31. Januar 2007
taz:
Blau zum GAU - Atomenergie und der Faktor Mensch

Alkohol und Drogen im Atomkraftwerk: Im schwedischen Akw Forsmark, das im letzten Jahr nur knapp einer Kernschmelze entging, sind Rauschmittel am Arbeitsplatz nichts Ungewöhnliches. Das ergab eine Untersuchung des Betreibers Vattenfall. Darüber hinaus häuften sich in Forsmark Arbeitsunfälle. Sicherheitsvorschriften wurden nicht eingehalten und Konstruktionsfehler nie behoben.

taz: Meiler der Skrupellosen

Die Verfasser des internen Vattenfall-Berichts sprechen von einer "Degradierung der Sicherheitskultur" zugunsten von Produktionsinteressen. Das Personal rief vergeblich um Hilfe oder wurde selbst Teil des Problems
Ein lebensgefährliches AKW. Bewusste Verstöße gegen die Sicherheit, Pfusch, alkoholisiertes und unter Drogeneinfluss stehendes Personal und Arbeitsunfälle, die als "potenziell tödlich" eingestuft werden. Das ist ein Bild der Zustände im schwedischen AKW Forsmark, wie sie in einem bislang geheimen internen Rapport des Reaktorbetreibers Vattenfall-Forsmark ausgemalt werden, der jetzt an die Öffentlichkeit gelangt ist. Und dessen Aussagen Forsmark-Chef Göran Lundgren gestern nicht grundsätzlich widersprechen wollte: Man habe Sicherheitsmängel gehabt und in der Vergangenheit sei tatsächlich einiges versäumt worden, räumte er im Rundfunksender SR ein.
Als "reinsten Sprengstoff" charakterisiert das öffentlich-rechtliche Fernsehen SVT, das den Bericht am Montagabend öffentlich machte, dessen Inhalt. Und das ist nicht übertrieben. Hintergrund des auch der taz vorliegenden Berichts ist der Beinahe-GAU des Reaktors Forsmark 1 im Juli des vergangenen Jahres. Dieser wird darin als Resultat einer lange anhaltenden "Degradierung der Sicherheitskultur" bei Vattenfall-Forsmark dargestellt. Die Rücksicht auf die Sicherheit sei immer mehr in den Hintergrund getreten, weil der Fokus allzu sehr auf eine möglichst unterbrechungsfreie Stromproduktion sowie auf umfassende Umbauten, mit denen diese weiter erhöht werden soll, gelegt worden sei. Insgesamt spricht der Rapport von "inakzeptablen Qualitätsfehlern". Es habe "viele Unglücksfälle, Beinaheunfälle, Falscheinschätzungen, misslungene Tests und andere Fehlgriffe" gegeben, ohne dass sie je genügend analysiert worden seien.
Der "Unfall" vom 25. Juli sei passiert, weil die Qualitätsarbeit im AKW nicht den Anforderungen entsprochen habe, die an eine derartige Anlage gestellt werden müssten: "Die faktischen Möglichkeiten des Personals, aber auch der Wille, Instruktionen und Vorschriften einzuhalten, sind immer schlechter geworden." Zum Teil sei ganz bewusst gegen Vorschriften verstoßen worden. Was das offenbar überforderte Personal auf den von der Unternehmensleitung ausgeübten Druck schiebe, der es zwinge, Risiken einzugehen und die Sicherheitsbestimmungen "großzügig" auszulegen. Allein bei Reparaturarbeiten im Sommer habe es 22 Arbeitsunfälle und 68 "Vorfälle" gegeben, von denen einige leicht "hätten tödlich enden können". Bei einem zufälligen Alkoholtest beim Personal eine Woche nach dem 25. Juli waren 3 von 25 getesteten Personen so betrunken, dass sie nach Hause geschickt werden mussten. Bei einem Drogentest seien 2 Personen mit "illegalen Rauschmitteln" im Blut erwischt worden.
Beim Beinahe-GAU am 25. Juli hätten Fehlkonstruktionen eine ausschlaggebende Rolle gespielt, die lange bekannt gewesen, aber nicht behoben worden seien. "Bekannt fehlerhaft" sei die Konstruktion des elektrischen Stellwerks gewesen, von dem aus aufgrund eines Kurzschlusses der Stromausfall und die zeitweise Lahmlegung der Sicherheitssysteme ihren Ausgang genommen hatten. Bauliche Veränderungen, die diesen Kurzschluss von vorneherein hätten verhindern können, seien - obwohl vom Personal angemahnt - nie vorgenommen worden. Auch Mängel an der Konstruktion der Überwachungsinstrumente, die dann am 25. Juli zum vollständigen Black-out im Kontrollraum beigetragen hätten, seien bereits seit 2004 bekannt gewesen, ohne dass Abhilfe geschaffen worden wäre.
Kritisiert wird die Vattenfall-Leitung auch, weil man nach dem Störfall den Reaktor nicht etwa sofort habe herunterfahren lassen, sondern einen Tag lang in einer "warmen" (über 100 Grad Betriebstemperatur) Wartestellung gehalten habe, um ihn schnellstmöglich wieder anfahren zu können. Dieser Verstoß gegen die Bestimmungen der Betriebserlaubnis und das schwedische Atomtechnikgesetz veranlassten mittlerweile die staatliche Atomsicherheitsbehörde SKI ("Statens Kärnkraftinspektion"), Strafanzeige gegen Vattenfall-Forsmark bei der Staatsanwaltschaft zu stellen.
Auch die Politik reagierte. Noch gestern wurde ein Termin für eine Sondersitzung des parlamentarischen Sicherheitsausschusses zum Thema Forsmark bestimmt. Umweltminister Andreas Carlgren: "Das Szenario, das da aufgezeigt wird, zeigt die dringende Notwendigkeit, die Sicherheitsarbeit zu verbessern." Die Grünen-Vorsitzende Maria Wetterstrand und Lennart Daléus, Vorsitzender von Greenpeace Schweden, forderten beide die Ablösung der Verantwortlichen und eine unabhängige Untersuchung der Sicherheit aller schwedischen AKWs. Wetterstrand: "Die Jagd nach schnellem Geld rangiert offenbar vor der Sicherheit." Eine Sprecherin der Gewerkschaft, in der die Mehrheit der 800 Forsmark-Beschäftigten organisiert ist, äußerte sich ähnlich und nahm das Personal in Schutz: Nicht bei den gestressten Angestellten solle man die Verantwortlichen suchen, sondern bei der Konzernführung.
Das Fazit der drei betriebsinternen Rapport-Verfasser klingt tatsächlich wie ein Hilferuf: "Wir können uns doch nicht nur darauf verlassen, immer Glück zu haben." Und man wirft dem Arbeitgeber vor, die "Kardinalfrage" bislang unbeantwortet zu lassen: "Was wäre am 25. Juli passiert, wenn alle Notstromgeneratoren ausgefallen wären?" Ex-Forsmark-Konstruktionschef Lars-Olov Höglund hatte diese Frage schon im August 2006 beantwortet: Die Folge wäre binnen weniger weiterer Minuten eine nicht mehr zu stoppende Kernschmelze gewesen. Das vom Forsmark-Personal kritisierte Schweigen Vattenfalls deutet darauf hin, dass man dieser Einschätzung nicht widersprechen kann.

Financial Times Deutschland: Vattenfall gibt Sicherheitsmängel in Forsmark zu

Der Vattenfall-Konzern hat ein halbes Jahr nach dem ernsten Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark erstmals Sicherheitsprobleme eingeräumt. Im Juli 2006 hatte ein Kurzschluss Teile des Sicherheitssystems am Reaktor 1 außer Betrieb gesetzt.
Der für Forsmark zuständige Unternehmensvertreter Göran Lundgren sagte am Dienstag im Rundfunksender SR, man habe unter anderem wegen "starken Belastungen" durch hohe Produktion und Modernisierungsarbeiten "nicht immer alle Sicherheitsfragen so behandelt, wie es sein sollte".
Er reagierte damit auf massive Kritik durch Forsmark-Beschäftigte und die Einleitung staatsanwaltlicher Ermittlungen gegen Forsmark zu dem Störfall im vergangenen Juli. Zwei Notstromaggregate in dem Vattenfall-Meiler waren nicht wie vorgesehen angesprungen. Kraftwerksmitarbeiter kritisierten in einem internen Bericht einen langfristigen "Verfall der Sicherheitskultur" wegen des Strebens nach möglichst hoher Kapazitätsauslastung. Sprecher der Grünen verlangten eine unabhängige internationale Untersuchung der Sicherheit in den drei schwedischen Atomkraftwerken mit zehn Reaktoren.
Ausgelöst hatte den Störfall ein Kurzschluss während der Wartungsarbeiten am Kraftwerk. Die Anlage wurde vom Stromnetz getrennt, der Reaktor muss in einem solchen Fall heruntergefahren werden. Vier Dieselgeneratoren sollten die Wasserpumpen und die Kontrolltechnik im Reaktor mit Strom versorgen, um sicherzustellen, dass der Reaktorkern die ganze Zeit weiter gekühlt wird. Zwei der vier Generatoren schalteten sich allerdings kurz nach dem Start auf Grund eines fehlerhaften Bauteils wieder ab. "Eine Fehlkonstruktion", hieß es noch in einem vorläufigen Untersuchungsbericht der schwedischen Atomenergiebehörde Statens Kärnkraftinspektion (SKI). Wenn die Stromversorgung des Meilers komplett ausfällt, kommt es innerhalb von 90 Minuten zu einer Kernschmelze im Reaktorkern.

Financial Times Deutschland: Vattenfall - Im Kern versagt (Leitartikel)

Auch beim Betrieb von Kernkraftwerken ist Sicherheit nicht alles. Aber ohne Sicherheit ist alles nichts.
Ein Betreiber, der hier schlampt, gefährdet womöglich Millionen von Menschen. Und er untergräbt in jedem Fall die öffentliche Akzeptanz seiner Technologie, die nach wie vor heftig umstritten ist.
Der jetzt bekannt gewordene Bericht über den Störfall im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark muss deshalb alarmieren. Darin zählen Mitarbeiter des Reaktors haarsträubende Sicherheitslücken auf: notwendige Reparaturen seien nachlässig vorgenommen, Sicherheitsaspekte einer höheren Produktivität untergeordnet worden.
Diese Analyse der Mitarbeiter steht in scharfem Kontrast zu den abwiegelnden Aussagen des Kraftwerkbetreibers nach dem Störfall. Damals hatte der Konstrukteur des Reaktors - der sich mit dem Betreiber schon zuvor überworfen hatte - von einem knapp vermiedenen GAU gesprochen. Der Vattenfall-Konzern dagegen wies Berichte über Sicherheitslücken empört zurück. Nach den Zeugenaussagen aus dem Inneren des Meilers räumt die Konzernführung nun ein, dass es Versäumnisse gab.
Dieses Eingeständnis ist mehr als nur peinlich. Entweder wusste Vattenfall im Sommer noch nicht, wie schlampig das Thema Sicherheit in Forsmark behandelt wurde. Oder man spielte den Vorfall wider besseres Wissen herunter. In beiden Fällen stellt sich die Frage, ob Kernenergie bei einem solchen Unternehmen gut aufgehoben ist.
Eine Branche, die angesichts der potenziellen Sprengkraft ihres Geschäfts wie keine zweite unter Beobachtung steht, kann sich keine Zweifel an ihrer Kompetenz und ihrer Redlichkeit leisten. Mit Verschleierungstaktik, zumal beim Thema Sicherheit, liefert sie den Befürwortern des Atomausstiegs lediglich neue Munition.

Hamburger Abendblatt: Vattenfall räumt Mängel in Forsmark ein

STOCKHOLM - Der schwedische Kraftwerksbetreiber Vattenfall gerät ein halbes Jahr nach dem schweren Störfall im Atomkraftwerk Forsmark immer stärker unter Druck. In einer internen Analyse bezeichneten Forsmark-Mitarbeiter den Störfall als "Höhepunkt eines langfristigen Verfalls der Sicherheitskultur".
Vattenfalls Chef für die schwedische Stromproduktion, Göran Lundgren, räumte Sicherheitsmängel ein und sagte, er könne verstehen, "dass die Leute nach so einem Bericht Angst bekommen".
Die staatliche Behörde für Strahlensicherheit leitete Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ein, weil der Betreiber möglicherweise strafbar handelte, als er den Reaktor nicht sofort und vollständig abschalten ließ.

Hamburger Abendblatt: Interner Bericht "Verfall der Sicherheitskultur" kritisiert - Störfall im AKW Forsmark: Drei Mitarbeiter waren angetrunken

Stockholm - Ein halbes Jahr nach dem schweren Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark prasseln immer mehr Vorwürfe wegen Sicherheitsmängeln auf den Kraftwerksbetreiber Vattenfall nieder.
In einer internen Analyse fassten Mitarbeiter aus dem Kraftwerk selbst die Hintergründe für das Versagen von Notstromaggregaten am 25. Juli 2006 in bedrohlich klingenden Sätzen zusammen: "Leider kann man den Störfall als Höhepunkt eines langfristigen Verfalls der Sicherheitskultur sehen." "Ich kann verstehen, dass die Leute nach so einem Bericht Angst bekommen", räumte auch Vattenfalls Chef für die heimische Stromproduktion, Göran Lundgren, ein. Aber der vom TV-Sender SVT enthüllte interne Bericht sei halt nur einer von vielen gewesen, und im Übrigen habe man ja schon ein Drittel eines "60-Punkte-Programms" für bessere Sicherheit umgesetzt.
Bisher hatte der Betreiber des 1980 in Dienst gestellten Siedewasserreaktors 150 Kilometer nördlich von Stockholm Vorwürfe in Sachen Sicherheit zurückgewiesen. Nun gab Lundgren im Rundfunk zu, man "habe nicht immer alle Sicherheitsfragen so behandelt, wie es sein sollte".
Dass im Sommer zwei Notstromaggregate nicht wie vorgesehen ansprangen und für die Nachkühlung des Reaktors sorgten, hielten Kritiker für so ernst, dass sie von der akuten Gefahr einer gerade noch verhinderten Kernschmelze wie 1986 in Tschernobyl sprachen. Diese vom früheren Forsmark-Konstrukteur Lars-Olöv Höglund verbreitete Auffassung taten Vattenfall und die staatliche schwedische Strahlenaufsicht SKI übereinstimmend als völlig unmöglichen Unfug ab. In einem SVT-Dokumentarfilm aber erklärte SKI-Chef Kjell Olsson vor der Kamera einer filmenden Schülergruppe nach Schluss des offiziellen Interviews: "Es hätte eine Kernschmelze geben können. Sicher. Rein technisch gesehen hat er (Höglund) recht." Das sei total aus dem Zusammenhang gerissen, hieß es später von SKI.
Es passte ins Bild, dass Forsmark-Mitarbeiter in ihrem internen Bericht als Beispiel für den "Verfall der Sicherheitskultur" auf drei positive Alkoholproben bei 25 zufällig kontrollierten Beschäftigten verwiesen. "Schlimmer kann es kaum mehr kommen", sagte der Vorsitzende des staatlichen Ausschusses für Reaktorsicherheit, Björn Karlsson, in der Zeitung "Dagens Nyheter".
Die Grünen im Stockholmer Reichstag verlangen eine unabhängige, internationale Untersuchungskommission zur schwedischen Reaktorsicherheit. "Es gibt bei den Verantwortlichen hier eine ausgeprägte Arroganz in Sachen Sicherheit", sagte Parteisprecherin Maria Wetterstrand. dpa, HA

welt.de: Vattenfall räumt erstmals Sicherheitsmängel bei Reaktor ein

Der Chef der Stromerzeugung Göran Lundgren sagte in einem Interview, dass "nicht immer alle Sicherheitsfragen so behandelt worden sind, wie es sein sollte". Im Juli musste der Reaktor Forsmark abgeschaltet werden, weil Generatoren zur Kühlung ausgefallen waren.
Stockholm - Göran Lundgren war in Schweden in den vergangenen Tagen und Wochen eine von den Medien stark gefragte Person. Der Chef für die Stromerzeugung beim Energiekonzern Vattenfall und Aufsichtsratsvorsitzender des Kernkraftwerkes Forsmark wurde ständig mit derselben Frage konfrontiert: Sind die schwedischen Kernkraftwerke, und vor allem die drei Forsmark-Reaktoren, sicher? Und er antwortete mit beinahe stoischer Ruhe und Geduld: "Ja, sie sind sicher." Am gestrigen Dienstag, ein halbes Jahr nach dem ernsten Störfall in dem Atomkraftwerk, räumte der Konzern nun erstmals Sicherheitsprobleme ein. Lundgren sagte in einem Rundfunkinterview, man habe unter anderem wegen "starken Belastungen" durch hohe Produktion und Modernisierungsarbeiten "nicht immer alle Sicherheitsfragen so behandelt, wie es sein sollte".
Massive Kritik durch Forsmark-Beschäftigte und die drohende Einleitung staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen haben offenbar Wirkung gezeigt. Auch ein interner Bericht über die Zustände in Forsmark lässt die bisherige Beruhigungstaktik Vattenfalls kaum noch glaubwürdig erscheinen. In Forsmark herrschten "inakzeptable Qualitätsmängel" und der Zwischenfall am 25. Juli letzten Jahres sei nur "der Höhepunkt eines längeren Degradierungsprozesses des Sicherheitsverständnisses zugunsten einer Produktionssteigerung" gewesen, heißt es dort beispielsweise.
Am 25. Juli musste der Reaktor Forsmark 1 an der mittelschwedischen Ostseeküste nördlich von Uppsala nach einem Kurzschluss in einem Stellwerk notgestoppt werden, weil zwei Reservegeneratoren zur Kühlung des Reaktorwassers nicht automatisch angesprungen waren. Schwedens Kernkraft-Aufsichtsbehörde (SKI) sowie die Internationale Atomenergiekommission (IAEA) stuften das Geschehen zwar nur als Zwischenfall und nicht als Unfall ein. Doch in der Belegschaft herrschte Unruhe, die die Werksleitung veranlasste, eine interne Analysegruppe einzusetzen.
Die drei Reaktoren in Forsmark liefern etwa 17 Prozent der gesamten Elektrizität des Landes. Bis 2013 sollen insgesamt rund 440 Mio. Euro investiert werden, um die Lebensdauer der Reaktoren zu verlängern sowie die Produktion um 410 auf 3630 Megawatt zu steigern. Diese Umbauarbeiten seien teilweise auf Kosten der Sicherheit gegangen, stellt nun die konzerninterne Analyse fest. Insgesamt habe es im vergangenen Jahr 22 Unfälle und 68 Zwischenfälle gegeben, von denen "einige Unfälle mit potenzieller Todesfolge waren".
(Die Welt)

Netzeitung.de: Vattenfall stoppt Ausbau von AKW Forsmark

Angeblich fiel die Entscheidung schon im Dezember: Wegen massiver Kritik an der Sicherheit im Störfall-AKW Forsmark wird die Anlage vorerst nicht erweitert.
Die Kapazität des schwedischen Atomkraftwerks Forsmark wird vorerst nicht erweitert: Entsprechende Pläne seien gestoppt, sagte ein Sprecher der Betreibergesellschaft Vattenfall am Mittwoch in Stockholm. Intern sei die Entscheidung bereits im Dezember gefallen, betonte er.
Der Sprecher trat damit der Vermutung entgegen, die Veröffentlichung eines internen Prüfberichts über den Störfall in Forsmark im Juli vergangenen Jahres im schwedischen Fernsehen – in dem Mitarbeiter des Unternehmens über einen «Verfall der Sicherheitskultur» klagen – stecke hinter den Entscheidung. Bei dem Störfall im Reaktor 1 der Anlage war nach einem Kurzschluss die Notstromversorgung nicht automatisch angesprungen. Mehr als 20 Minuten hatte die Bedienungsmannschaft keine Kontrolle über die Kernschmelze.
Vor der Kernschmelze?
Zuletzt erstattete die Atomaufsicht SKI Anzeige gegen die Forsmark-Leitung, weil der Reaktor erst einen Tag nach dem Störfall heruntergefahren worden sei. Bereits im November hatte das Gremium moniert, die Anlage werde mit zu hoher Leistung betrieben.
Vattenfall hatte die Anlage ausbauen wollen – auch weil die im vergangenen Jahr ins Amt gelangte konservative Regierung den gefassten Beschluss, grundsätzlich aus der Atomenergie auszusteigen, scheinbar nicht umsetzen wollte. Am Mittwoch schaltete sich indes Umweltminister Anders Carlgren in die Debatte ein und stellte klar, die Vorgänge hätten seine generelle Skepsis gegenüber der Atomkraft bestätigt.
Kernkraft-Kritiker hatten bereits bei dem Störfall im Sommer behauptet, in Forsmark habe sogar eine Kernschmelze gedroht. Die Befürchtungen werden durch den im TV veröffentlichten internen Vattenfall-Bericht gestärkt: Er listet nicht weniger als 22 Unglücksfälle und 68 geringfügige Zwischenfälle allein für die jüngste Vergangenheit auf. Auch im zweiten Reaktor der Anlage habe es Probleme gegeben: Bei der Renovierung habe es mehrere Unfälle gegeben, die auch zu Todesfällen hätten führen können.
Betrunken im Dienst
Die offenbar laxe «Sicherheitskultur» wird in dem Bericht mit einer Stichprobe unter Mitarbeitern belegt: Bei einem Test hätten drei von 25 Mitarbeitern unter Alkoholeinfluss gestanden, hieß es. Forsmark-Techniker werden mit Beschwerden über «inakzeptable Qualitätsmängel» zitiert. Fehler in der Technik würden gar nicht erst an die Werksleitung gemeldet – und wenn, würden nicht die notwendigen Schlüsse gezogen. (nz)

zeit.de: Vattenfall : Atomkraftwerkes Forsmark weist Sicherheitslücken auf

Der schwedische Vattenfall-Konzern hat eine geplante Kapazitätserweiterung des Atomkraftwerkes Forsmark wegen der öffentlichen Debatte über Sicherheitsmängel aufgeschoben.
Stockholm - Wie der zuständige Sprecher Göran Lundgren, wurde der Beschluss intern bereits im Dezember gefasst. Das Unternehmen war Anfang der Woche wegen Sicherheitsmängeln vor und nach einem als ernst eingestuften Zwischenfall am Forsmark-Reaktor 1 Ende Juli 2006 massiv kritisiert worden. Experten aus dem Werk selbst sprachen von einem "Verfall der Sicherheitskultur" durch immer stärkeren wirtschaftlichen Druck.
Gleichzeitig zeigte die staatliche Strahlenaufsicht SKI den Forsmark-Betreiber wegen des Verdachts strafbarer Handlungen bei dem Störfall an. Auch politisch nahm der Druck auf Vattenfall am Mittwoch weiter zu. Umweltminister Anders Carlgren erklärte, er sehe seine generelle Skepsis gegenüber der Atomkraft durch die Ereignisse von Forsmark bestätigt.
In einem am Dienstagabend ausgestrahlten TV-Bericht des Senders SVT berichtete eine Mitarbeiterin aus dem Forsmark-Kontrollraum, sie habe die Minuten nach dem Stillstand von Reaktor 1 als "dramatisch" erlebt. Dabei waren etwa 20 Minuten lang auch Computer zur Überwachung der Anlage ausgefallen.
(tso/dpa)
(Die Zeit)

sz-online.de: Betrunken am Reaktor - Ein interner Bericht hat im Kraftwerk Forsmark grobe Verstöße gegen Sicherheitsauflagen aufgedeckt.

Angestellte im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark sollen während der Arbeitszeit betrunken gewesen sein. Zu diesem Ergebnis kam ein interner Untersuchungsbericht. Nur einige Tage nach einem ernsten Störfall im Juli 2006 wurde eine Alkoholkontrolle bei 25 Angestellten durchgeführt. Drei davon waren betrunken und wurden sofort nach Hause geschickt. Die Öffentlichkeit erfuhr von den Vorfällen nichts.
Unakzeptable Risiken
Der Bericht ist ungewöhnlich hart formuliert. Von „unakzeptablen Risiken“ und mehreren Unglücken, die zu katastrophalen Ausgängen hätten führen können, ist die Rede. Die Betreiber hätten technische Fehler und Sicherheitslücken über einen längeren Zeitraum unter den Teppich gekehrt. Schlampig soll auch mit der Schutzbekleidung für das Personal umgegangen worden sein. Mehrere Pannensituationen hätten tödlich ausgehen können. Ein „Beinahe-Gau“ im letzten Sommer sei lediglich „Höhepunkt eines längerfristigen Abstiegs der Sicherheitskultur im Unternehmen“ gewesen, heißt es im Bericht. Das AKW Forsmark gehört mehrheitlich dem schwedischen Energiekonzern Vattenfall, der auch in Deutschland Atomkraftwerke betreibt.
Die Aufsichtsbehörde ist entsetzt. „Haarsträubender könnten die Zustände kaum sein. Die aufgedeckten Risiken sind völlig unakzeptabel. Wenn nichts dagegen unternommen wird, können noch viel schlimmere Dinge in Forsmark passieren“, warnte Björn Karlsson, Chef der Reaktorsicherheitsbehörde. Auch Umweltminister Andreas Carlgren bezeichnete die Schlampereien als „unakzeptabel“. Vattenfall räumte inzwischen Fehler ein.
Staatsanwaltschaft ermittelt
Seit Montag ermittelt die Staatsanwaltschaft. Dabei geht es um grobe Verstöße gegen das schwedische Kernkrafttechnikgesetz beim Störfall im Juli. Bei einem Stromausfall versagten damals zwei von vier Notstromgeneratoren für die Kühlsysteme eines der Reaktoren. Damals habe es fast 24 Stunden gedauert, bis das Personal Gegenmaßnahmen einleitete. Nach der Panne wurden im Eilverfahren vier der zehn Reaktoren des Landes vorübergehend stillgelegt.
Abgeschaltet wurde am späten Montagabend ein Reaktor im russischen Atomkraftwerk Balakowo in der Nähe der Stadt Saratow an der Wolga. Einzelheiten zu dem Störfall teilten die Behörden nicht mit. Sie versicherten aber, Radioaktivität sei nicht frei geworden. Techniker hätten das Problem inzwischen wieder behoben. (mit AP)
(Sächsische Zeitung)

lr-online.de: Vattenfall räumt Atom-Panne ein - Staatsanwaltschaft untersucht Störfall vom Juli in schwedischem AKW

Schwedens Staatsanwaltschaft soll wegen eines als ernst eingestuften Störfalls im Vattenfall-Atomkraftwerk Forsmark Ermittlungen aufnehmen
Wie der zuständige Sprecher der schwedischen Behörde für Strahlensicherheit (SKI), Anders Görle, dem Rundfunksender SR in Stockholm mitteilte, soll der Ankläger prüfen, ob die späte Abschaltung des defekten Reaktors 1 im vergangenen Sommer durch den zum Vattenfall-Konzern gehörenden Betreiber möglicherweise eine strafbare Handlung war.
Am 26. Juli 2006 wurden durch einen Kurzschluss Teile des Sicherheitssystems des Reaktors außer Funktion gesetzt. Zwei von vier Notaggregaten zur Kühlung sprangen erst mit Verzögerung und nicht wie vorgesehen automatisch an. Laut Görle hätte der Betreiber den Reaktor sehr schnell „definitiv abstellen“ müssen, statt sich auf die teilweise und späte Abschaltung durch automatische Systeme zu verlassen.
SKI hatte nach dem Störfall die Abschaltung beider Reaktoren des Kraftwerkes Forsmark sowie zweier gleichartiger Reaktoren im Werk Oskarshamn verfügt. Die Reaktoren durften erst nach teilweise umfangreichen zusätzlichen Sicherheitsinstallationen, die bis zu drei Monate dauerten, wieder ans Netz. Der Vattenfall-Konzern wie auch SKI wiesen stets die in Medien erhobene Behauptung zurück, dass der Reaktor bei dem Störfall nur kurz vor einer Kernschmelze wie bei der Katastrophe von Tschernobyl gestanden habe.
Kritik der Belegschaft
In einem am Montag bekannt gewordenen internen Bericht aus dem Atomkraftwerk Forsmark erhoben Mitarbeiter nach Rundfunkangaben den Vorwurf, der Störfall vom Sommer sei „Höhepunkt eines längerfristigen Abstiegs der Sicherheitskultur im Unternehmen“. Als Beispiel wurden die Unfallhäufigkeit bei Arbeiten zur Instandsetzung sowie positive Alkoholtests bei Beschäftigten auf dem Kraftwerksgelände genannt. Kritisiert wurde auch das Streben nach möglichst hoher Kapazitätsauslastung.
Der Vattenfall-Konzern selbst hat gestern ein halbes Jahr nach dem ernsten Störfall erstmals Sicherheitsprobleme in Forsmark eingeräumt. Der für das AKW zuständige Unternehmensvertreter Göran Lundgren sagte im Rundfunksender SR, der Konzern habe unter anderem wegen „starker Belastungen“ durch hohe Produktion und Modernisierungsarbeiten „nicht immer alle Sicherheitsfragen so behandelt, wie es sein sollte“.
Er reagierte damit auf die massive Kritik durch Forsmark-Beschäftigte und die Einleitung staatsanwaltlicher Ermittlungen. Sprecher der Grünen verlangten eine internationale Untersuchung der Sicherheit in den drei schwedischen Atomkraftwerken.
Der Unfall in Forsmark wurde von der schwedischen Strahlenaufsicht SKI als „ernst“ und auf der von null bis sieben reichenden Skala für nukleare Störfälle mit der Stufe zwei bewertet. Schwedens Bevölkerung hatte sich schon 1980 per Volksabstimmung für den völligen Ausstieg aus der Atomenergie entschieden. Trotzdem gibt es bis heute keinen konkreten Plan für diesen Ausstieg. Knapp die Hälfte der Stromerzeugung des Landes kommt aus den drei einheimischen Atommeilern mit ihren zehn Reaktoren.  (dpa/rb)
(Lausitzer Rundschau Online)

nzz.ch: Kritik nach der Panne in Schwedens KKW Forsmark - Verfall der Sicherheitskultur

Ein interner Bericht übt gravierende Kritik an der Sicherheitskultur des schwedischen Kernkraftwerks Forsmark, dessen zwei Reaktoren nach einem Kurzschluss im Juli 2006 während vier Monaten vom Netz genommen wurden. Gemäss dem schwedischen Fernsehen, das in Besitz des im Oktober erstellten Papiers gekommen ist, bemängelt das Untersuchungsteam einen «Verfall der Sicherheitskultur über eine längere Zeit». Technische Fehler, denen nicht nachgegangen worden sei, die Gefahr potenziell tödlicher Unfälle und alkoholisierte Zulieferer seien Ausdruck davon. Lücken im Qualitätsleitsystem sind demgemäss die Grundursache des Störfalls vom Sommer. Diesen hätte man vermeiden können, wären frühere Probleme analysiert worden.
Im Bericht wird vermutet, dass die Fokussierung auf die Produktionssteigerung und die Erneuerung der Anlagen die Ursachen für die vernachlässigte Sicherheit seien. Göran Lundgren, Verwaltungsratspräsident bei Forsmark, sagte laut Medienberichten, dass der Fokus auf Sicherheitsaspekte ausgehöhlt worden sei. Wenn während Jahren kaum technische Probleme aufträten, sei das Personal vielleicht nicht mehr so alert.
Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt
Unabhängig von diesem internen Bericht hat die staatliche Kernkraftinspektion (SKI) am Montag bei der Staatsanwaltschaft Anzeige gegen die Forsmark-Betreiber erstattet. Geprüft werden solle, ob es im Zusammenhang mit dem Störfall zu strafbaren Handlungen, also Verstössen gegen die Vorschriften der SKI sowie gegen das Kerntechnikgesetz, kam. Die Aufsichtsbehörde ist der Meinung, dass es viel zu lange dauerte, bis der Reaktor abgekühlt und vom Netz genommen wurde.
Die interne Kritik sowie die Klage der SKI riefen am Dienstag auch Schwedens Wirtschaftsministerin Maud Olofsson auf den Plan. Sie fordert die Leitung der staatlichen Betreibergesellschaft Vattenfall auf, ihr bis kommende Woche einen Untersuchungsbericht über die Sicherheitsmängel vorzulegen sowie über die eingeleiteten Massnahmen zu informieren.
Nach dem Kurzschluss in einem Umspannwerk am 25. Juli 2006 und dem Ausfall zweier von vier Notstromaggregaten war es zu chaotischen Situationen im Kontrollraum gekommen. Die Aggregate konnten erst nach mehr als 20 Minuten manuell eingeschaltet werden. Es dauerte einen Tag, bis der Reaktor definitiv abgestellt wurde.
(Neue Zürcher Zeitung)

30. Januar 2007
Spiegel-Online.de: Vattenfall räumt Sicherheitsmängel im Atomkraftwerk Forsmark ein

Erstmals nach dem schweren Störfall vor einem halben Jahr im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark hat der Vattenfall-Konzern Sicherheitsmängel in der Anlage eingeräumt. Sicherheitsfragen seien nicht immer so behandelt worden, "wie es sein sollte".
Stockholm - Der für Forsmark zuständige Unternehmensvertreter Göran Lundgren sagte im Rundfunksender SR, man habe unter anderem wegen "starken Belastungen" durch hohe Produktion und Modernisierungsarbeiten "nicht immer alle Sicherheitsfragen so behandelt, wie es sein sollte".
Er reagierte damit auf massive Kritik durch Forsmark-Beschäftigte und die Einleitung staatsanwaltlicher Ermittlungen gegen Forsmark zu einem als ernst eingestuften Störfall im vergangenen Juli. Dabei hatte ein Kurzschluss Teile des Sicherheitssystems am Reaktor 1 außer Betrieb gesetzt. Zwei Notstromaggregate waren nicht wie vorgesehen angesprungen.
Der Unfall wurde von der schwedischen Strahlenaufsicht SKI als "ernst" und auf Stufe Zwei der von Null bis Sieben reichenden Skala für nukleare Störfälle ("International Nuclear Event Scale"; INES) eingestuft. Der Siedewasserreaktor (Baujahr 1980) sowie drei weitere Reaktoren gleicher Bauart mussten zur Klärung der Ursachen des Störfalls sowie für neue Sicherheitsinstallationen bis zu drei Monate lang die Stromerzeugung einstellen. Der Vattenfall-Konzern sowie SKI wiesen Vorwürfe zurück, wonach der Reaktor 1 weniger als 30 Minuten von einer Kernschmelze - wie bei der Tschernobyl-Katastrophe 1986 - entfernt gewesen sei.
AKW-Mitarbeiter kritisierten in einem internen Bericht einen langfristigen "Verfall der Sicherheitskultur" wegen des Strebens nach möglichst hoher Kapazitätsauslastung. Sprecher der Grünen verlangten eine unabhängige internationale Untersuchung der Sicherheit in den drei schwedischen Atomkraftwerken mit zehn Reaktoren. hen/dpa

tagesspiegel.de: Betrunken im AKW Forsmark - Schwedischer Staatsanwalt ermittelt

Stockholm - Angestellte im Atomkraftwerk (AKW) Forsmark sollen während der Arbeitszeit betrunken gewesen sein. Zu diesem Ergebnis kam ein interner Untersuchungsbericht, der an schwedische Medien durchsickerte. Der Bericht soll in Auftrag gegeben worden sein, nachdem im Juli 2006 die Notstromversorgung versagt hatte. Von „unakzeptablen Risiken“ ist die Rede. Das AKW Forsmark gehört mehrheitlich dem schwedischen Energiekonzern Vattenfall, der auch in Deutschland Atomkraftwerke betreibt.
Wegen des Zwischenfalls im Sommer soll auch die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufnehmen. Der Sprecher der schwedischen Behörde für Strahlensicherheit (SKI), Anders Görle, sagte dem Sender SR, der Ankläger solle überprüfen, ob die späte Abschaltung des defekten Reaktors 1 womöglich strafbar war.
Der interne Untersuchungsbericht soll zahlreiche Verstöße aufführen. Nur einige Tage nach dem Unglück wurden 25 Angestellte auf Alkohol überprüft. Drei davon waren angetrunken und wurden sofort nach Hause geschickt. Die Öffentlichkeit erfuhr davon nichts. Zudem sollen die Betreiber bekannte Sicherheitslücken im System über einen längeren Zeitraum unter den Teppich gekehrt haben. Schlampig soll auch der Umgang mit der Schutzbekleidung für das Personal gewesen sein. Mehrere Pannensituationen hätten deshalb tödlich für Angestellte ausgehen können, heißt es in dem Bericht.
Vattenfall betont unterdessen, dass man seit dem Zwischenfall im letzten Sommer kontinuierlich dabei sei, Sicherheitslücken zu schließen. „Ich verstehe dass man sich nach einem solchen Bericht beunruhigt fühlt. Aber der Bericht ist nur eine von vielen Analysen“, sagte Göran Lundgren von Vattenfall der Wirtschaftszeitung „Privata Affärer“.
(Der Tagesspiegel)

tagesspiegel.de: Forsmark-Unfall - "Verfall der Sicherheitskultur"

Ein interner Bericht zum Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark bringt Betreiber Vattenfall immer mehr in Bedrängnis. Darin beklagen Mitarbeiter einen "Verfall der Sicherheitskultur", Beschäftigte seien betrunken am Arbeitsplatz erschienen.
Stockholm - Ein halbes Jahr nach dem international stark beachteten Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark prasseln mehr denn je Vorwürfe wegen Sicherheitsmängeln auf den Kraftwerksbetreiber Vattenfall nieder. In einer erst diese Woche bekannt gewordenen internen Analyse fassten Mitarbeiter aus dem Kraftwerk selbst die Hintergründe für das Versagen von Notstromaggregaten am 25. Juli 2006 in bedrohlich klingenden Sätzen zusammen: "Leider kann man den Störfall als Höhepunkt eines langfristigen Verfalls der Sicherheitskultur sehen. Er ist wahrscheinlich größtenteils durch die immer stärkere Konzentration der letzten Zeit auf mehr Produktion und eine vielleicht viel zu schnelle Modernisierung der Anlage bedingt."
Zum Thema
"Ich kann verstehen, dass die Leute nach so einem Bericht Angst bekommen", räumte auch Vattenfalls Chef für die heimische Stromproduktion, Göran Lundgren, ein. Aber der vom TV-Sender SVT ausgegrabene interne Bericht sei nur einer von vielen gewesen - und im Übrigen habe man ja schon ein Drittel eines "60-Punkte-Programms" für bessere Sicherheit in Forsmark umgesetzt.
Bisher hatte der Betreiber des 1980 in Dienst gestellten Siedewasserreaktors 150 Kilometer nördlich von Stockholm Vorwürfe wegen mangelhafter Sicherheit weitgehend zurückgewiesen. Nun musste auch Lundgren im Rundfunk zugeben, man "habe nicht immer alle Sicherheitsfragen so behandelt, wie es sein sollte".
Kritiker: Kernschmelze gerade noch verhindert
Dass im Sommer zwei Notstromaggregate nicht wie vorgesehen ansprangen und für die Nachkühlung des Reaktors sorgten, hielten einzelne Kritiker für so ernst, dass sie von der akuten Gefahr einer gerade noch verhinderten Kernschmelze wie 1986 in Tschernobyl sprachen. Diese vom früheren Forsmark-Konstrukteur Lars-Olöv Höglund verbreitete Auffassung taten Vattenfall und die staatliche schwedische Strahlenaufsicht SKI übereinstimmend als völlig unmöglichen Unfug ab. In einem geplanten SVT-Dokumentarfilm aber erklärte SKI-Chef Kjell Olsson vor der Kamera einer filmenden Schülergruppe nach Schluss des offiziellen Interviews: "Es hätte eine Kernschmelze geben können. Sicher. Rein technisch gesehen hat er Recht."
Das sei total aus dem Zusammenhang gerissen, hieß es später von SKI. Die Behörde hatte allerdings auch gewisse Probleme mit der Erklärung dafür, warum sie ebenfalls in dieser Woche - erst ein halbes Jahr nach dem Störfall - die Staatsanwaltschaft mit Ermittlungen über eine möglicherweise strafbare Verzögerung bei der Abschaltung des Forsmark-Reaktors durch dessen Betreiber beauftragt hat.
Drei positive Alkoholproben
Es passte ins Bild, dass Forsmark-Mitarbeiter in ihrem internen Bericht als Beispiel für den "Verfall der Sicherheitskultur" auf drei positive Alkoholproben bei 25 zufällig kontrollierten Beschäftigten verwiesen. "Schlimmer kann es eigentlich nicht mehr kommen", fasste der Vorsitzende des staatlichen Ausschusses für Reaktorsicherheit, Björn Karlsson, in der Zeitung "Dagens Nyheter" seine Eindrücke zusammen. Die Grünen im Stockholmer Reichstag verlangen eine unabhängige, internationale Untersuchungskommission zur schwedischen Reaktorsicherheit. "Es gibt bei den Verantwortlichen hier in Schweden eine ausgeprägte Arroganz in Sachen Sicherheit", sagte Parteisprecherin Maria Wetterstrand. (Von Thomas Borchert, dpa)
(Der Tagesspiegel)

VERIVOX: Schwedens Atomkraft unter Beschuss

Stockholm - Gegen den schwedischen Vattenfall-Konzern werden sechs Monate nach dem als ernst eingestuften Störfall im Atomkraftwerk Forsmark neue und massive Vorwürfe wegen Sicherheitsmängeln erhoben. Wie das Wirtschaftsministerium in Stockholm am Dienstag mitteilte, verlangt die Regierung von der Konzernführung Auskunft darüber, wie sie auf "die offensichtlichen Sicherheitsmängel in Forsmark reagiert hat". Der Konzern muss auch Stellung dazu beziehen, "wie Vattenfall auf Konzernebene sicherstellen will, dass die eigene Anwendung von Atomkraft den Sicherheitsvorschriften entspricht".
Das Ministerium reagierte damit ausdrücklich auf die Einleitung staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen vom Vortag sowie auf die Veröffentlichung massiver interner Sicherheitskritik aus dem Atomkraftwerk Forsmark selbst. Der 26 Jahre alte Siedewasserreaktor 150 Kilometer nördlich von Stockholm war am 25. Juli 2006 nach einem Kurzschluss von der Stromzufuhr abgeschnitten. Nachdem zwei von vier Notstromaggregaten für die Kühlung nicht wie geplant sofort angesprungen waren, benötigte das Personal gut zwanzig Minuten bis zum manuellen Start der Dieselgeneratoren.
Die staatliche Behörde für Strahlensicherheit SKI leitete zum Wochenbeginn Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ein, weil die Vattenfall-Tochter Forsmark Kraftgrupp als Betreiber möglicherweise strafbar handelte, als sie den Reaktor nicht sofort und vollständig abschalten ließ. Gleichzeitig veröffentlichte der TV-Sender SVT einen internen Bericht von Forsmark-Mitarbeitern mit massiver Kritik an einem langfristigen "Verfall der Sicherheitskultur" im Kraftwerk.
Die Mitarbeiter benannten als Hintergrund dafür ein immer deutlicher dominierendes Streben nach möglichst hoher Stromproduktion sowie eine "vielleicht viel zu schnelle Modernisierung" des Reaktors. Auch positive Alkoholtests bei Stichproben und eine hohe Unfallhäufigkeit sowie nachlässig vorgenommene Reparaturen seien Indizien für die Sicherheitsprobleme. "Zeitdruck scheint oft erhöhte Risikobereitschaft auf allen Ebenen unserer Tätigkeit sowie eine immer großzügigere Auslegung der Regeln zur Reaktorsicherheit und zur Sicherheit von Personen zu rechtfertigen", hieß es in dem Bericht.
Der zuständige Vattenfall-Sprecher Göran Lundgren gab Sicherheitsmängel in der Zeit des Störfalls zu. Diese seien aber zu einem erheblichen Teil bereits abgestellt.
(dpa-Meldung, 30.01.2007 (14:40))

VERIVOX: Vattenfall räumt Sicherheitsmängel im Atomkraftwerk Forsmark ein

Stockholm - Der Vattenfall-Konzern hat am Dienstag eine halbes Jahr nach dem ernsten Störfall im schwedischen Atomkraftwerk (AKW) Forsmark erstmals Sicherheitsprobleme eingeräumt. Der für Forsmark zuständige Unternehmensvertreter Göran Lundgren sagte im Rundfunksender SR, man habe unter anderem wegen "starken Belastungen" durch hohe Produktion und Modernisierungsarbeiten "nicht immer alle Sicherheitsfragen so behandelt, wie es sein sollte".
Er reagierte damit auf massive Kritik durch Forsmark-Beschäftigte und die Einleitung staatsanwaltlicher Ermittlungen gegen Forsmark zu einem als ernst eingestuften Störfall im vergangenen Juli. Dabei hatte ein Kurzschluss Teile des Sicherheitssystems am Reaktor 1 außer Betrieb gesetzt. Zwei Notstromaggregate waren nicht wie vorgesehen angesprungen. AKW-Mitarbeiter kritisierten in einem internen Bericht einen langfristigen "Verfall der Sicherheitskultur" wegen des Strebens nach möglichst hoher Kapazitätsauslastung. Sprecher der Grünen verlangten eine unabhängige internationale Untersuchung der Sicherheit in den drei schwedischen Atomkraftwerken mit zehn Reaktoren.
Der Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark
Der Reaktor 1 des Atomkraftwerkes Forsmark an Schwedens Ostseeküste rund 150 Kilometer nördlich von Stockholm wurde am 25. Juli 2006 nach einem Kurzschluss vom Stromnetz getrennt und automatisch gestoppt. Zwei von vier Dieselgeneratoren zur Stromerzeugung für die Reaktorkühlung sprangen nicht wie vorgesehen automatisch an. Nach zwanzig Minuten konnten Bedienungsmannschaften die Notstromaggregate von Hand starten.
Der Unfall wurde von der schwedischen Strahlenaufsicht SKI als "ernst" und auf Stufe Zwei der von Null bis Sieben reichenden Skala für nukleare Störfälle ("International Nuclear Event Scale"; INES) eingestuft. Der Siedewasserreaktor (Baujahr 1980) sowie drei weitere Reaktoren gleicher Bauart mussten zur Klärung der Ursachen des Störfalls sowie für neue Sicherheitsinstallationen bis zu drei Monate lang die Stromerzeugung einstellen. Der Vattenfall-Konzern sowie SKI wiesen Vorwürfe zurück, wonach der Reaktor 1 weniger als 30 Minuten von einer Kernschmelze - wie bei der Tschernobyl-Katastrophe 1986 - entfernt gewesen sei.
Schwedens Bevölkerung hatte sich schon 1980 per Volksabstimmung für den völligen Ausstieg aus der Atomenergie entschieden. Trotzdem gibt es bis heute keinen konkreten Plan für diesen Ausstieg. Knapp die Hälfte der Stromerzeugung des Landes kommt aus den zehn heimischen Atomreaktoren.
(dpa-Meldung, 30.01.2007 (12:09))

Netzeitung.de: Vattenfall wegen Forsmark unter Druck

Der Störfall im Atomkraftwerk Forsmark hat für den Betreiber Vattenfall möglicherweise ein Nachspiel. Die schwedische Regierung verlangt vom Konzern zunächst Auskünfte.
Gegen den schwedischen Vattenfall-Konzern werden sechs Monate nach dem als ernst eingestuften Störfall im Atomkraftwerk Forsmark neue und massive Vorwürfe wegen Sicherheitsmängeln erhoben. Wie das Wirtschaftsministerium in Stockholm am Dienstag mitteilte, verlangt die Regierung von der Konzernführung Auskunft darüber, wie sie auf «die offensichtlichen Sicherheitsmängel in Forsmark reagiert hat». Der Konzern muss auch Stellung dazu beziehen, «wie Vattenfall auf Konzernebene sicherstellen will, dass die eigene Anwendung von Atomkraft den Sicherheitsvorschriften entspricht».
Das Ministerium reagierte damit ausdrücklich auf die Einleitung staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen vom Vortag sowie auf die Veröffentlichung massiver interner Sicherheitskritik aus dem Atomkraftwerk Forsmark selbst. Der 26 Jahre alte Siedewasserreaktor 150 Kilometer nördlich von Stockholm war am 25. Juli 2006 nach einem Kurzschluss von der Stromzufuhr abgeschnitten. Nachdem zwei von vier Notstromaggregaten für die Kühlung nicht wie geplant sofort angesprungen waren, benötigte das Personal gut zwanzig Minuten bis zum manuellen Start der Dieselgeneratoren.
Die staatliche Behörde für Strahlensicherheit SKI leitete zum Wochenbeginn Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ein, weil die Vattenfall-Tochter Forsmark Kraftgrupp als Betreiber möglicherweise strafbar handelte, als sie den Reaktor nicht sofort und vollständig abschalten ließ. Gleichzeitig veröffentlichte der TV-Sender SVT einen internen Bericht von Forsmark Mitarbeitern mit massiver Kritik an einem langfristigen «Verfall der Sicherheitskultur» im Kraftwerk.
Die Mitarbeiter benannten als Hintergrund dafür ein immer deutlicher dominierendes Streben nach möglichst hoher Stromproduktion sowie eine «vielleicht viel zu schnelle Modernisierung» des Reaktors. Auch positive Alkoholtests bei Stichproben und eine hohe Unfallhäufigkeit sowie nachlässig vorgenommene Reparaturen seien Indizien für die Sicherheitsprobleme. «Zeitdruck scheint oft erhöhte Risikobereitschaft auf allen Ebenen unserer Tätigkeit sowie eine immer großzügigere Auslegung der Regeln zur Reaktorsicherheit und zur Sicherheit von Personen zu rechtfertigen», hieß es in dem Bericht.
Der zuständige Vattenfall-Sprecher Göran Lundgren gab Sicherheitsmängel in der Zeit des Störfalls zu. Diese seien aber zu einem erheblichen Teil bereits abgestellt. (nz/dpa)

ksta.de: „Wir können nicht ständig Glück haben“ - Vernichtende Kritik an Sicherheitsmängeln im AKW Forsmark heizt Schwedens Atomkraftdebatte an

Kopenhagen - Betrunkenes Personal, schlappe Einstellung zur Sicherheit, eine Unzahl von Zwischenfällen, die als „potenzielle Todesunglücke“ eingestuft werden - solche Vorwürfe hätte man in Schweden eher von Atomanlagen in Russland erwartet. Doch die Bewertung betrifft das schwedische AKW Forsmark, und sie kommt nicht von Atomkraftgegnern, sondern sie steht in einem internen Bericht, verfasst von den eigenen Technikern. Die Kraftwerkleitung hatte ihn drei Monate unter Verschluss gehalten, ehe er nun einem TV-Sender zugespielt wurde. „Wir können nicht ständig Glück haben“, warnen die Autoren, „früher oder später kommt es zu einem ernsthaften Unglück.“
Im Juli 2006 hatte ein Kurzschluss bei Wartungsarbeiten im Reaktor Forsmark 1 den bisher schwersten Unfall in einem schwedischen AKW ausgelöst. Zwei der vier Notstromaggregate sprangen nicht an, die Bildschirme im Kontrollraum fielen aus, und 22 Minuten lang war die Lage außer Kontrolle. Dass der Stromausfall mehrere Sicherheitssysteme gleichzeitig außer Kraft setzte, wurde anschließend als besonders gravierend bezeichnet. Die schwedische Kernkraftinspektion SKI hat nun Anzeige gegen die Leitung des zum Vattenfall-Konzern gehörenden AKW erstattet.
Doch der Zwischenfall war nur „der Höhepunkt des Verfalls der Sicherheitskultur“ in Forsmark, heißt es in dem Bericht. Seit längerem habe die Sicherheit höherer Produktion weichen müssen. Erst im November hatte SKI kritisiert, dass die nach dem Störfall monatelang abgeschalteten Reaktoren nach ihrem Neustart mit zu hohem Effekt betrieben wurden. Die interne Analysegruppe spricht von „unakzeptablen Qualitätsmängeln“ und einer „immer weitläufigeren Deutung der für die Reaktorsicherheit geltenden Regeln.“ Undichte Ventile und falsch gekoppelte Kabel würden nicht gemeldet, und man ziehe nicht die notwendigen Schlüsse. Bei der Renovierung des zweiten Reaktors habe es mehrere Unfälle mit „potenziellen Todesfolgen“ gegeben. Bei einer Stichprobenkontrolle von 25 Arbeitern mussten drei alkoholisiert heimgeschickt werden.
Insgesamt nennt der Bericht 22 Störfälle und 68 mindere Zwischenfälle in der jüngsten Vergangenheit. „Viel schlimmer kann es nicht mehr werden“, so Björn Karlsson, der Vorsitzende des Ausschusses für Reaktorsicherheit. Forsmarks Aufsichtsratschef Göran Lundgren räumte ein, dass der „Fokus auf die Sicherheit unterhöhlt“ worden sei: „Wenn alles jahrelang so gut läuft, ist man nicht mehr so wachsam.“ Er bestreitet jedoch ernsthafte Probleme. Forsmark habe nicht versucht, die interne Kritik zu vertuschen. „SKI bekommt, wonach sie fragen. Danach haben sie nicht gefragt.“
Der Bericht kommt für die Branche äußerst ungelegen. Sie wirbt gerade für mehr Atomstrom. Die meisten Schweden sind für Kernkraft. Werde die Sicherheit aber in Frage gestellt, sei eine neue Debatte über die Nuklearenergie unvermeidlich, betonen Kommentatoren. Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt, der die Atomkraft ausbauen will, hält es für wichtig, alle Zweifel auszuräumen. Die Grünen-Vorsitzende Maria Wetterstrand wirft der Atomindustrie vor, sie stelle „die Jagd nach raschem Geld über die Sicherheit“.
(KölnerStadtAnzeiger)

20. Januar 2007
welt.de:
Schweden kehrt zur Kernkraft zurück

Die Stromerzeuger E.on und Vattenfall investieren Millionen in ihre Atomstrom-Produktion. Sie wollen dadurch in dem nördlichen Nachbarland Druck auf eine Verlängerung der Laufzeiten ausüben. Auch in Deutschland wird weiter um Ausstieg gestritten.
Berlin/Malmö - Ungeachtet des schwedischen Atomausstiegs erhöhen die Konzerne E.on und Vattenfall die Produktion von Atomstrom im nördlichen Nachbarland. Mit einem Investment von insgesamt 400 Mio. Euro sollen die schwedischen Atomkraftwerke der auch in Deutschland tätigen Konzerne auf eine Laufzeitverlängerung vorbereitet werden.
Wie der deutsch-französische Atomtechnikkonzern Areva mitteilte, investieren die Konzerne Vattenfall und E.on in den Ausbau der Atomkraftwerke Ringhals und Oskarshamn. Vattenfall-Sprecher Torsten Bøl bestätigte, dass allein der Meiler Ringhals 4 durch die Nachrüstung 18,6 Prozent mehr Atomstrom produzieren kann. Weitere Nachrüstungen anderer Meiler stünden an.
Zweck des Investments sei es aber nicht nur, die Produktion von Atomstrom auszuweiten. "Wir sind nach der Nachrüstung in der Lage, die Laufzeit der Anlagen auf weit über 40 Jahre zu verlängern." Auch Kraftwerksausrüster Areva betonte, beide Großinvestments seien dazu da, die Laufzeitverlängerung der beiden Atomreaktoren "technisch möglich zu machen".
Schweden war lange vor Deutschland 1980 aus der Atomkraft ausgestiegen. Seither wurden zwei Meiler vom Netz genommen. Allerdings stand der schwedische Atomausstieg seit je unter dem Vorbehalt, dass er "Wirtschaft und Umwelt nicht schaden" dürfe. Wie aus Schweden zu hören war, wird der von den Konzernen betriebene Wiedereinstieg in die Atomstromproduktion von keiner öffentlichen Debatte begleitet. Umfragen zufolge, die allerdings zeitlich vor dem Reaktorunglück von Forsmark im vergangenen Jahr gemacht wurden, ist eine Mehrheit der Schweden für den Weiterbetrieb der Reaktoren.
In Deutschland dagegen wird nach wie vor über eine Laufzeitverlängerung gestritten. Die Betreiber hoffen, dass das von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) geplante "nationale Energiekonzept" eine Entscheidung in dieser Frage herbeiführt. Laut Atomgesetz ist die Laufzeit deutscher Meiler auf 32 Jahre begrenzt.
Laut einer Studie der Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP) würden die deutschen Versorger bei einer Laufzeitverlängerung hohe Kosten vermeiden, die durch Bau und Betrieb alternativer Kraftwerke entstehen. "Für E.on ergibt sich bei einer Laufzeitverlängerung um 7,5 Jahre ein Einsparpotenzial von 5,7 bis 6,2 Milliarden Euro", sagte Analyst Per-Ola Hellgren: "RWE würde mit 4,5 bis 5 Milliarden Euro profitieren." Der Atomausstieg wird die deutsche Strombranche nach LRP-Einschätzung insgesamt mehr als 15 Mrd. Euro kosten. dgw/chm
(DieWelt)

 2006 
22. Dezember 2006
derStandard.at: Forsmark wieder vollständig am Netz - Brennstäbe im schwedischen Atomkraftwerk wurden ausgetauscht

Stockholm - Die drei Reaktoren des schwedischen Atomkraftwerks Forsmark sind nach ihrer vorübergehenden Stilllegung alle wieder am Netz. Forsmark 3 sei am späten Donnerstagabend wieder zugeschaltet worden, teilte der Mehrheitseigentümer Vattenfall am Freitag mit. Der Reaktor war in der vergangenen Woche heruntergefahren worden, um einen beschädigten Brennstab auszutauschen.
Der Reaktor Nummer 1, der am Samstag wegen Problemen mit einem Ventil stillgelegt wurde, habe am Mittwoch seinen Betrieb wieder aufgenommen, teilte das Unternehmen weiter mit. In Schwedens Atomindustrie ist es in diesem Jahr zu mehreren Störfällen gekommen. Ein Kurzschluss in Forsmark im Juli und die mangelnde Notstromversorgung des Reaktors hatten Sicherheitsüberprüfungen in den restlichen Kraftwerken nach sich gezogen. (APA/Reuters)

19. Dezember 2006
tagesspiegel.de: Neue Pannen in schwedischem Atomkraftwerk Forsmark

Stockholm - Im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark sind zwei von drei Reaktoren wieder stillgelegt worden. Damit ist die Pannenserie in schwedischen Kernkraftwerken in diesem Jahr ungewöhnlich hoch. In Forsmark nördlich der Hauptstadt Stockholm hatte sich bereits im Juli ein schwerer Störfall ereignet. Der jüngste Vorfall ereignete sich in der Nacht zum Sonntag. Im von Vattenfall betriebenen Akw Forsmark musste Reaktor Nummer eins abgeschaltet werden, nachdem es zu einem Kurzschluss kam. Es habe sich um einen Ventilfehler gehandelt, der die Reaktorleistung herabsenkte, sagte ein Kraftwerkssprecher am Montag. Sicherheitsprobleme hätte es dennoch zu keinem Zeitpunkt gegeben. Frühestens an diesem Dienstag soll der Reaktor wieder ans Netz.
Erst vergangene Woche musste Forsmarks Reaktor drei wegen Schäden an einem Brennstab abgeschaltet und repariert werden. Dieser Reaktor soll voraussichtlich am Mittwoch wieder Strom produzieren.
Vor fünf Monaten ereignete sich im gleichen Kraftwerk eine als sehr ernst eingestufte Reaktorpanne, bei der zwei Notstromaggregate nicht angesprungen waren. Der schwedische Atomenergieexperte Lars- Olov Höglund warnte damals: „Die Sicherheit schwedischer Atomkraftwerke ist deutlich schlechter geworden.“
Kurz nach dem Zwischenfall im Sommer mussten ganze vier der insgesamt zehn Reaktoren des skandinavischen Landes stillgelegt werden, weil sie ähnlich gebaut waren und deshalb überprüft werden mussten. Erst vor kurzem erlebte das Atomkraftwerk Ringhals einen explosionsartigen Brand.
Trotz der Pannenserie ist eine verstärkte öffentliche Diskussion um die Sicherheit der Akws in Schweden auch nach dem jüngsten Vorfall nicht zu beobachten. Umfragen zeigen, dass schwedische Stromkonsumenten sich eher Sorgen um erhöhte Strompreise als um Reaktorsicherheit machen. Atomkraftwerke decken immer noch rund die Hälfte des schwedischen Strombedarfs. Zudem steigt in der Diskussion über die Klimabedrohung auch die Akzeptanz für die Kernenergie.
1999 beschloss Schweden zwar, Kernkraft schrittweise ganz abzuschaffen. Die Realisierung verlief jedoch sehr schleppend. Erst zwei von insgesamt zwölf Akws wurden in den letzten sieben Jahren geschlossen. Die neue bürgerliche Regierung hat einen Stopp der einst beschlossenen Abwicklung von Atomkraftwerken angekündigt. André Anwar
(Der Tagesspiegel)

18. Dezember 2006
taz: Neue Panne im AKW Forsmark

STOCKHOLM taz Wieder stehen zwei der drei Reaktoren des schwedischen AKW Forsmark wegen Störfällen still: Diesmal traf es Forsmark 1. Beim Herunterfahren des Reaktors zur Reparatur eines defekten Ventils stellten Techniker am Samstag fest, dass die Turbinensteuerung fehlerhaft ist. In der vergangenen Woche musste wegen Schäden an Brennelementen Forsmark 3 abgeschalten werden. Zwar hofft Betreiber Vattenfall, dass beide Reaktoren Mitte der Woche wieder ans Netz gehen können. Die neuerliche Panne hat aber weitreichende Folgen: Schwedens Atomaufsicht SKI teilte Vattenfall mit, dass die im Frühjahr erteilte Genehmigung umfassender Umbauten nicht mehr aktuell sei. Mit dem Umbau wollte Vattenfall nach dem Beinahe-GAU im Juni die beanstandeten Mängel der Notstromversorgung abstellen. Jetzt sollen diese Arbeiten laut SKI um mindestens ein Jahr vertagt werden.

n-tv.de: Atomreaktoren in Forsmark - Zwei von drei stehen still

Knapp fünf Monate nach dem als ernst eingestuften Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark stehen zwei der drei Reaktoren wieder still. Wie Kraftwerkssprecher Claes-Inge Andersson am Montag bestätigte, musste Reaktor 1 am Vortag abgeschaltet werden, nachdem sich die Leistung wegen Ventilfehlern vermindert hatte. Es habe keine Sicherheitsprobleme gegeben.
Bei dem vom Vattenfall-Konzern betriebenen Reaktor südlich von Gävle an der Ostseeküste waren Ende Juli nach einem Notstopp zwei Notstromaggregate nicht wie vorgesehen angesprungen. Die Behörden verfügten danach einen Stillstand des Reaktors und drei weiterer Siedewasserreaktoren gleicher Bauart zur Klärung und Beseitigung der Ursachen. Dieser dauerte teils länger als drei Monate.
Reaktor 3 in Forsmark war bereits am Freitag zur Ausbesserung von Schäden an einem Brennstab abgeschaltet worden. Der Reaktor soll am Mittwoch wieder Strom produzieren, während Reaktor 1 nach Angaben des Forsmark-Sprechers einen Tag vorher wahrscheinlich wieder ans Netz gehen werde.
Der Reaktor 3 des ebenfalls von Vattenfall betriebenen Atomkraftwerkes Ringhals an der schwedischen Westküste hatte ab Mitte November knapp einen Monat wegen eines Transformatorenbrandes stillgestanden.
In den vergangenen Monaten traten bei einer ganzen Reihe von Atomkraftwerken in Schweden Störfälle auf. Einmal waren deswegen sogar fünf der insgesamt zehn schwedischen Atomkraftwerke gleichzeitig abgeschaltet. Knapp die Hälfte des schwedischen Strombedarfes wird aus den zehn Atomreaktoren in den drei Kraftwerken Ringhals, Forsmark und Oskarshamn gedeckt.

welt.de: Schwedischer Atomreaktor Forsmark erneut abgeschaltet

Der Reaktor 1 des schwedischen Atomkraftwerks Forsmark, nördlich von Stockholm, ist wegen technischer Probleme in der Nacht zum Sonntag erneut abgeschaltet worden. "Die Steuerung für die Hauptzirkulationspumpen hat nicht wie erwartet funktioniert. Es bestand aber zu keiner Zeit Gefahr", hieß es.
Stockholm - Forsmark gehört der staatlichen schwedischen Vattenfall und der deutschen E.on.
Die Hauptzirkulationspumpen dienen unter anderem der Kühlung des Reaktors. Das Problem war entdeckt worden, als der Reaktoreffekt verringert werden sollte, um einen Ventilfehler zu untersuchen. "Ein solcher Ventilfehler ist nichts Ungewöhnliches, er kommt bei Atomkraftwerken genauso wie bei anderen Produktionsanlagen ab und an vor und gefährdet die Sicherheit nicht", so der Unternehmenssprecher. Der Fehler bei der Steuerung der Pumpen hingegen sei ungewöhnlicher.
In Forsmark und anderen schwedischen Atomkraftwerken sind in diesem Jahr etliche Probleme aufgetaucht. Erst vergangene Woche hatte es im Reaktor 3 von Forsmark einen Schaden an einem der 700 Brennelemente gegeben, der Reaktor ist bis zum 20. Dezember außer Betrieb. Mitte November hatte es in einem Transformator des Atomkraftwerks Ringhals gebrannt. Ende Oktober war der Betreiber des Atomreaktors Forsmark 1 aufgefallen, weil der Reaktor im Frühjahr mit unerlaubt hoher Leistung gefahren ist. Statt wie zugelassen mit 108 Prozent war der Reaktor mit 110 Prozent betrieben worden. Deutlich problematischer war der Störfall im Reaktor 1 von Forsmark im Juli. Damals hatte es einen Kurzschluss in einem Umspannwerk gegeben. Daraufhin waren mehrere Sicherheitssysteme inklusive zwei der vier Notstromaggregate ausgefallen. Die Kühlung des Reaktorkerns war zeitweilig gefährdet. Die schwedische Atomaufsichtsbehörde SKI hat das Ereignis mit zwei auf der siebenstufigen Ines-Skala, mit der die Schwere eines Störfalls angegeben wird, eingestuft. Anders als in Deutschland gibt es in Schweden derzeit keine konkreten Pläne zum Ausstieg aus der Atomenergie.
(Die Welt)

17. Dezember 2006
welt.de:
Problemreaktor Forsmark erneut vom Netz genommen

In den vergangenen Monaten traten bei einer ganzen Reihe von Atomkraftwerken in Schweden Störfälle auf. Einmal waren sogar fünf der insgesamt zehn Atomkraftwerke gleichzeitig abgeschaltet. Jetzt wurde Forsmark 1 der Saft abgedreht.
Stockholm - Der erst im Juli wegen eines Kurzschlusses vorübergehend vom Netz genommene schwedische Atomreaktor Forsmark 1 muss aus Sicherheitsgründen erneut abgeschaltet werden. Es sei ein weiteres Problem aufgetreten, das am Sonntag untersucht werden solle, meldete die Nachrichtenagentur TT. Der Reaktor werde frühestens am Dienstag wieder in Betrieb genommen.
In den vergangenen Monaten traten bei einer ganzen Reihe von Atomkraftwerken in Schweden Störfälle auf. Einmal waren deswegen sogar fünf der insgesamt zehn schwedischen Atomkraftwerke gleichzeitig abgeschaltet.
(Die Welt)

nzz.ch: Atomreaktor im schwedischen Forsmark abgeschaltet - Keine Gefahr für die Bevölkerung

Im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark ist am Sonntag ein Reaktor wegen einer technischen Panne abgeschaltet worden. Bei der Überprüfung eines Ventils in einer Turbine sei ein kleines Problem entdeckt worden, sagte die Sprecherin von Forsmark, Claes-Inge Andersson.
(ap) «Es ist nichts Ernstes und es besteht absolut keine Gefahr.» Der Reaktor Forsmark 1 werde am Dienstag wieder in Betrieb genommen.
Ein anderer Reaktor, Forsmark 3, war in dieser Woche ebenfalls wegen technischer Schwierigkeiten heruntergefahren worden. Er soll bis Mittwoch wieder vollständig in Betrieb sein. Im Juli waren in Forsmark zwei Reaktoren abgeschaltet worden, nachdem während eines Stromausfalls auch zwei Notstromaggregate nicht angesprungen waren.
Auf der internationalen Notfallskala, die bis zur Kategorie sieben reicht, wurde der Störfall damals mit zwei eingestuft.
(Neue Zürcher Zeitung)

11. Dezember 2006
VERIVOX: Schwedischer Reaktor Ringhals vier Wochen nach Trafo-Brand wieder am Netz

Stockholm - Vier Wochen nach einem Brand im schwedischen Atomkraftwerk Ringhals wird der betroffene Reaktor 3 wieder zur Stromerzeugung genutzt. Wie der zum Vattenfall-Konzern gehörende Betreiber am Montag mitteilte, sollte nach dem Anfahren am Sonntag einen Tag später wieder die volle Leistung erzielt werden. Am 14. November war in einem Transformatorenhaus 200 Meter vom Reaktor entfernt ein Feuer ausgebrochen. Der 1981 in Betrieb genommenen Druckwasser-Reaktor wurde automatisch gestoppt. Nach Angaben der staatlichen Atomaufsichtsbehörde funktionierten alle Sicherheitssysteme in dem Atomkraftwerk 60 Kilometer südlich von Göteborg einwandfrei.
Der lange Stillstand sei durch einen bei den Reparaturarbeiten entdeckten Fehler in einer Salzwasserpumpe bedingt gewesen, hieß es weiter. Die vier Reaktoren des Kraftwerkes Ringhals an der schwedischen Kattegat-Küste decken mit einer Gesamtleistung von 3550 Megawatt knapp 20 Prozent des schwedischen Strombedarfs. Ende Juli waren nach einem ernsten Reaktorstörfall in dem rund 100 Kilometer nördlich von Stockholm gelegenen Vattenfall-Atomkraftwerk Forsmark aus Sicherheitsgründen vier der zehn Strom produzierenden schwedischen Kernreaktoren bis zu drei Monate lang abgeschaltet worden.
(dpa-Meldung, 11.12.2006 (11:00))

N24.de: AKW Ringhals in Schweden nach Störfall wieder am Netz

Vier Wochen nach dem Brand im schwedischen Atomkraftwerk Ringhals erzeugt der betroffene Reaktor 3 seit Sonntag wieder Strom. Wie der zum Vattenfall-Konzern gehörende Betreiber mitteilte, wird nach dem Anfahren am Montag wieder die volle Leistung erreicht.
Der mit vier Wochen doppelt so lang wie geschätzte Stillstand war nötig geworden, weil bei den Reparaturarbeiten ein weiterer Fehler entdeckt wurde: Eine Salzwasserpumpe habe nicht einwandfrei funktioniert, teilte das Unternehmen mit.
60 Kilometer südlich von Göteborg
Am 14. November war in einem Transformatorenhaus 70 Meter vom Reaktor entfernt ein Feuer ausgebrochen. Der 1981 in Betrieb genommene Druckwasser-Reaktor wurde automatisch gestoppt. Wie die staatliche Atomaufsichtsbehörde mitteilte, funktionierten alle Sicherheitssysteme in dem AKW einwandfrei. Radioaktivität sei zu keinem Zeitpunkt ausgetreten. Das Ringhals-Kraftwerk liegt 60 Kilometer südlich von Göteborg.
Die vier Reaktoren der Krafwerks-Anlage an der schwedischen Kattegat-Küste decken mit einer Gesamtleistung von 3550 Megawatt fast ein Fünftel des schwedischen Strombedarfs. Damit ist das von Vattenfall und Eon gemeinsam betriebene Standort der größte Schwedens. Für den betreffenden Reaktor 3 war ursprünglich eine Reparaturzeit von zwei Wochen veranschlagt worden. Laut "Tagesspiegel" kostete die Abschaltung des Reaktors den Betreiber täglich 1,2 Millionen Euro.
Notkühlsysteme funktionierten nicht
Ende Juli hatte es im Vattenfall-Atomkraftwerk Forsmark 100 Kilometer nördlich von Stockholm einen ernsten Störfall gegeben. Nach einem Kurzschluss mit Reaktorstillstand hatten sich zwei Notkühlsysteme nicht planmäßig automatisch eingeschaltet. Wegen Sicherheitsmängeln waren vier der zehn Kraftwerksblöcke daraufhin bis zu drei Monate abgeschaltet worden.
Die beiden Zwischenfälle in Schweden hatten auch in Deutschland die Debatte über die Nutzung von Kernenergie neu angefacht. (N24.de, nz)

derStandard.at: Schwedischer Reaktor Ringhals vier Wochen nach Trafo-Brand wieder am Netz

Fehler in einer Salzwasserpumpe
Stockholm - Vier Wochen nach einem Brand im schwedischen Atomkraftwerk Ringhals wird der betroffene Reaktor 3 wieder zur Stromerzeugung genutzt. Wie der zum Vattenfall-Konzern gehörende Betreiber am Montag mitteilte, sollte nach dem Anfahren am Sonntag einen Tag später wieder die volle Leistung erzielt werden. Am 14. November war in einem Transformatorenhaus 200 Meter vom Reaktor entfernt ein Feuer ausgebrochen.
Der 1981 in Betrieb genommenen Druckwasser-Reaktor wurde automatisch gestoppt. Nach Angaben der staatlichen Atomaufsichtsbehörde funktionierten alle Sicherheitssysteme in dem Atomkraftwerk 60 Kilometer südlich von Göteborg einwandfrei.
Der lange Stillstand sei durch einen bei den Reparaturarbeiten entdeckten Fehler in einer Salzwasserpumpe bedingt gewesen, hieß es weiter. Die vier Reaktoren des Kraftwerkes Ringhals an der schwedischen Kattegat-Küste decken mit einer Gesamtleistung von 3.550 Megawatt knapp 20 Prozent des schwedischen Strombedarfs. Ende Juli waren nach einem ernsten Reaktorstörfall in dem rund 100 Kilometer nördlich von Stockholm gelegenen Vattenfall-Atomkraftwerk Forsmark aus Sicherheitsgründen vier der zehn Strom produzierenden schwedischen Kernreaktoren bis zu drei Monate lang abgeschaltet worden. (APA/dpa)

20. November 2006
taz: Experten bestätigen den Beinahe-GAU im AKW Forsmark-1

Die deutsche Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit bewertet den Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark offenbar ähnlich dramatisch wie ein ehemaliger Konstrukteur. Der Betreiber Vattenfall dementiert diese Version weiterhin
STOCKHOLM - Der Reaktor 1 des nahe Stockholm gelegenen schwedischen AKW Forsmark soll einem neuen Expertenbericht zufolge am 25. Juli nach dem Ausfall der gesamten Stromversorgung nur noch 18 Minuten vor einem GAU gestanden haben. Dies gehe aus einem internen Report der deutschen Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) hervorgehen, aus welcher das Nachrichtenmagazin Der Spiegel in seiner heute erscheinenden Ausgabe berichtet. Damit würden die unabhängige und für die Bundesregierung tätige sachverständigen Organisation die Einschätzung des ehemaligen Forsmark-Konstruktionschefs Lars-Olov Höglund teilen, über welche die taz bereits am 3. August berichtet hatte. Eine Stellungnahme der GRS war gestern nicht zu erhalten.
Laut Höglund hatte es auf einem bloßen Zufall beruht, dass Notstromgeneratoren die Kühlung des Reaktorkerns wieder sicherstellen konnten, nachdem das Kühlwasserniveau im Reaktortank bereits um die Hälfte auf eine Höhe von 1,90 m gesunken war. Bei einem Fortgang des Kühlwasserverlusts wären nach der - seitens der GRS nun offenbar bestätigten - Einschätzung Höglunds 18 Minuten später erste Teile des Reaktorkerns freigelegt worden. Mit der Folge einer Kernschmelze einige Stunden später.
Der Forsmark-Betreiber Vattenfall, der bereits im August versucht hatte, die Kompetenz ihres ehemaligen Konstruktionschefs in Zweifel zu ziehen, reagierte nun auch auf den Spiegel-Bericht mit einem Dementi. Unternehmenssprecher Göran Lundgren erklärte: "Das ist einfach nicht wahr. Es hat niemals eine solche Gefahr bestanden." Auch die schwedische Atomaufsichtsbehörde SKI hatte in ihrem Störfallbericht die Gefahr einer Kernschmelze verneint. Allerdings von einem "schwerwiegenden Vorfall" gesprochen, da "auf Sicherheitssysteme zurückgegriffen werden musste, die dann zum Teil nicht funktionierten".
Wie die Welt am Sonntag gestern unter Berufung auf deutsche Regierungskreise zusätzlich meldete, hätten Forsmark-Ingenieure bereits bei dem damaligen Regierungschef Göran Persson die Genehmigung eingeholt, das "Wallmann-Ventil" öffnen zu dürfen, um im Falle einer Kernschmelze Druck und radioaktiven Dampf aus dem Atomkraftwerk ablassen zu können.
Auf Anfrage der taz konnten am Sonntag weder Forsmark-Informationschef Claes-Inge Andersson noch SKI-Pressesprecher Anders Bredfell einen solchen Vorfall bestätigen. Sie halten ihn aber schon deshalb für unwahrscheinlich, weil eine AKW-Bedienungsmannschaft in alleiniger Verantwortung über einen solchen Schritt entscheiden würde.

Hamburger Abendblatt: Stand schwedischer Atom-Reaktor Forsmark kurz vor der Kernschmelze?

STOCKHOLM/HAMBURG - Der schwedische Energiekonzern Vattenfall hat deutsche Berichte über eine im Sommer nur knapp vermiedene Kernschmelze bei einem Störfall im Atomkraft Forsmark zurückgewiesen. Der zuständige Unternehmenssprecher Göran Lundgren sagte: "Das ist einfach nicht wahr. Es hat niemals eine solche Gefahr bestanden. Ich verstehe nicht, wo solche Behauptungen herkommen."
Lundgren wies damit einen vom "Spiegel" veröffentlichten Bericht der deutschen Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) zurück, wonach der Reaktor in Forsmark wegen Defekten bei zwei von vier Notstromaggregaten nur noch 18 Minuten von einer Kernschmelze entfernt gewesen sei. Die GRS beruft sich unter anderem auf Untersuchungen und Analysen von Vattenfall und der schwedischen Atomaufsicht.
Lundgren sagte dazu weiter: "Auch die Aufsichtsbehörden haben bestätigt, dass es keine Gefahr einer Kernschmelze gegeben hat. Das Kühlwasserniveau lag immer stabil über zwei Meter, und die Stromproduktion ist 22 Minuten nach dem Kurzschluss wieder mit voller Kraft angesprungen."
Schwedens Atomaufsichtsbehörde SKI hatte anderthalb Monate nach dem Störfall erklärt: "Der Kühlprozess im Reaktor war jederzeit unter Kontrolle. Es gab kein Risiko für radioaktive Emissionen." Bei dem Störfall am 25. Juli waren nach einem Stromdefekt mit folgendem Sofortstopp von Reaktor 1 zwei von vier Notstromaggregaten für das Kühlwasser nicht wie vorgesehen automatisch angesprungen. Nach 22 Minuten wurde die Stromversorgung durch die beiden anderen dafür vorgesehenen Dieselaggregate übernommen.
Unmittelbar nach dem Störfall erklärte der ehemalige Vattenfall-Chefkonstrukteur für Forsmark, Olov Högelund, nach seiner Einschätzung hätten nur wenige Minuten gefehlt, bis das Personal völlig die Kontrolle über den Reaktor verloren hätte.
Die "Welt am Sonntag" berichtete unter Berufung auf deutsche Regierungskreise, die Kernkraftwerk-Ingenieure hätten bereits bei dem damaligen Regierungschef Göran Persson die Genehmigung eingeholt, das sogenannte Wallmann-Ventil öffnen zu dürfen, um im Falle einer Kernschmelze Druck aus dem Atomkraftwerk ablassen zu können.
Die schwedische Atomaufsicht SKI hatte den betroffenen Reaktor in Forsmark und drei weitere Reaktoren gleicher Bauart bis zu drei Monate stilllegen lassen. SKI kritisierte die Sicherheitsmängel und verlangte Umbauten.
In der letzten Woche brach in einem Transformator des größten schwedischen Atomkraftwerkes Ringhals, das von Vattenfall zusammen mit dem E.on-Konzern betrieben wird, ein Brand aus. Der Reaktor schaltete sich automatisch ab. dpa

ksta.de: Atomkraftwerk Forsmark entging knapp Katastrophe

Der Betreiber Vattenfall weist die Feststellungen der Gesellschaft für Reaktorsicherheit zurück.
Berlin - Der Störfall in dem schwedischen Atomkraftwerk Forsmark sorgt auch knapp vier Monate nach dem Ereignis für Unruhe. In einem Bericht der deutschen Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) von Mitte September, der dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt, heißt es, dass der Reaktor nach dem Ausfall der Eigenstromversorgung nur noch 18 Minuten von einem äußerst kritischen Zustand entfernt gewesen sei. Nach dieser Frist wäre das Kühlwasser bei Versagen aller Sicherungssysteme bis auf die Oberkante des Reaktorkerns abgesunken. Das gesamte Kühlwasser wäre nach fünf Stunden verdampft gewesen.
Die Belegschaft des Atomreaktors hatte 15 Minuten, nachdem der Strom ausgefallen und auch die Notstromversorgung nur teilweise angesprungen war, Vorkehrungen für eine Druckentlastung des Reaktordruckbehälters getroffen. Sie wollte den radioaktiv verseuchten Kühlwasserdampf in einen Sicherheitsbehälter ablassen.
Der Kühlwasserstand stabilisierte sich jedoch nach 22 Minuten bei 1,9 Meter und erreichte nach 30 Minuten wieder mehr als 4,7 Meter. Kritisch wird vermerkt, dass mehrere Sicherheitsmaßnahmen wie „Lastabwurf auf Eigenbedarf und Umschaltung auf ein Reservenetz“ fehlschlugen. Auch von „Planungsfehlern“ ist die Rede. Zugleich wird festgehalten, dass mit den verfügbaren Einrichtungen „eine Beherrschung des Ereignisablaufs offensichtlich möglich“ war.
Der schwedische Energiekonzern Vattenfall wies die Interpretation zurück, der Reaktor habe kurz vor einer Kernschmelze gestanden. Unternehmenssprecher Göran Lundgren sagte in Stockholm: „Das ist einfach nicht wahr. Es hat niemals eine solche Gefahr bestanden. Ich verstehe nicht, wo solche Behauptungen herkommen.“ Nach dem Störfall wurden neben Forsmark noch drei weitere Reaktoren gleicher Bauart bis zu drei Monate stillgelegt. (mit dpa)
(KölnerStadtAnzeiger)

ksta.de: Restrisiko Super-GAU

Nord- und Mitteleuropa standen im Sommer 2006 offenbar unmittelbar vor einer verheerenden radioaktiven Verseuchung. Anders lässt sich der Untersuchungsbericht der deutschen Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) über die dramatischen Vorgänge im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark vom 25. Juli wohl kaum interpretieren. Der Reaktor war nicht mehr steuerbar, die Bedienungsmannschaft agierte wie im Blindflug. Schon damals hatte der ehemalige Forsmark-Konstrukteur und -Direktor Lars-Olov Höglund davon gesprochen, dass die Atomanlage nur sieben Minuten von einem Super-GAU - dem größten anzunehmenden Unfall - entfernt gewesen sei. Jetzt ist von 18 Minuten bis zur Kernschmelze die Rede - so oder so eine beunruhigend kurze Spanne.
Wie damals beteuert der Betreiber der Anlage, der auch in Deutschland groß agierende Energiekonzern Vattenfall, von einem möglichen Super-GAU könne nicht die Rede sein, man verstehe die ganze Diskussion nicht. Ein altes Spielchen, das jedes Mal dann eine Neuauflage erfährt, wenn es um die Bewertung eines Störfalles in einem Atomkraftwerk geht. Dabei sind gewisse Angaben von Vattenfall wieder GRS erstaunlich ähnlich. Etwa die über den Kühlwasserpegel: noch mehr als zwei Meter über dem Reaktorkern, so Vattenfall, 1,90 Meter laut GRS.
Grundsätzlich bleibt die nicht erst seit Tschernobyl gültige Binsenweisheit festzuhalten: Es gibt keine zu 100 Prozent sicheren Atomkraftwerke, egal, welcher Bauart. Ein Restrisiko bleibt - wie bei anderen hochtechnischen Anlagen auch. Wenn sie dennoch betrieben werden, dann in der innigen Hoffnung darauf und dem tiefen Glauben daran, dass die Sicherheitseinrichtungen greifen, mögliche Havarien also beherrschbar bleiben. Das macht die Stromproduktion aus Kernenergie für die Befürworter „verantwortbar“.
Die zivile Nutzung der Atomkraft ist also letztlich eine politische Entscheidung - auch in Deutschland, wo sich die große Koalition an den von Rot-Grün mit der Industrie ausgehandelten geordneten Ausstieg gebunden fühlt. Noch jedenfalls. Denn gerade in der Bundesrepublik wird - paradoxerweise fast parallel zum Forsmark-Störfall - seit Monaten darüber diskutiert, die Laufzeiten der bestehenden Anlagen zu verlängern. Die Debatte beginnt, die Bundesregierung zu spalten. Kanzlerin Angela Merkel - einst Umweltministerin - bedauert offen, dass es nicht zu solchen Verlängerungen kommt. Der Koalitionspartner SPD beharrt auf dem Status quo und konserviert so ein wenig grünes Bewusstsein.
Kernkraftbefürworter argumentieren gern, mit Strom aus Atom lasse sich die Erderwärmung vermindern, wenn nicht sogar verhindern. Der enttäuschende Ausgang des UN-Klimagipfels im kenianischen Nairobi mag sie in dieser Ansicht bestärken. Dennoch: Die Lösung liegt in einem dritten Weg. Und der ist seit langem skizziert und führt über die erneuerbaren Energien: Sonne, Wasser, Wind. Darin liegen die ökologischen wie ökonomischen Potenziale der Zukunft.
Wer dagegen die Atomkraft ausbauen will, wie es Russland mit zwei Anlagen pro Jahr angekündigt hat, treibt ein gefährliches Spiel: Er riskiert eine atomare Katastrophe. Und die hätte wohl noch schrecklichere Folgen als die Klimakatastrophe.
(KölnerStadtAnzeiger)

18. November 2006
Stuttgarter-Nachrichten.de: Vattenfall: Keine GAU-Gefahr in Forsmark

Stockholm/Hamburg - Der schwedische Energiekonzern Vattenfall hat deutsche Berichte über eine im Sommer nur knapp vermiedene Kernschmelze bei einem Störfall im Atomkraft Forsmark zurückgewiesen.
Der zuständige Unternehmenssprecher Göran Lundgren sagte am Samstag in Stockholm: "Das ist einfach nicht wahr. Es hat niemals eine solche Gefahr bestanden. Ich verstehe nicht, wo solche Behauptungen herkommen." Lundgren wies damit einen vom Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" veröffentlichten Bericht der deutschen Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit zurück, wonach der Reaktor in Forsmark wegen Defekten bei zwei von vier Notstromaggregaten nur noch 18 Minuten von einer Kernschmelze entfernt gewesen sei.
Lundgren, verantwortlich für Vattenfalls Stromerzeugung in Nordeuropa, sagte dazu weiter: "Auch die Aufsichtsbehörden haben bestätigt, dass es keine Gefahr einer Kernschmelze gegeben hat. Das Kühlwasserniveau lag immer stabil über zwei Meter, und die Stromproduktion ist 22 Minuten nach dem Kurzschluss wieder mit voller Kraft angesprungen."
Bei dem Störfall am 25. Juli waren nach einem Stromdefekt zwei von vier Notstromaggregaten für das Kühlwasser nicht wie vorgesehen automatisch angesprungen. Die staatliche schwedische Atomaufsicht SKI hatte danach sowohl den direkt betroffenen Reaktor des von Vattenfall betriebenen Kraftwerkes Forsmark wie drei weitere Reaktoren gleicher Bauart bis zu drei Monaten stilllegen lassen. Sie zeigte Vattenfall später wegen Überschreitung der zulässigen Produktionsobergrenzen im zweiten Forsmark-Reaktor an. In der letzten Woche brach in einem Transformator des größten schwedischen Atomkraftwerkes Ringhals, das von Vattenfall zusammen mit dem deutschen E.ON-Konzern betrieben wird, ein Brand aus.
Die deutsche Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) berief sich bei ihrem vom "Spiegel" veröffentlichten Bericht unter anderem auf Untersuchungen und Analysen von Vattenfall und der schwedischen Atomaufsicht. "Nach circa fünf Stunden wäre das gesamte Kühlmittelinventar verdampft gewesen", heißt es in dem Bericht. Obwohl zwei der vier Generatoren wie vorgesehen starteten, sei der Füllstand innerhalb des Reaktordruckbehälters weiter bedrohlich abgesunken.
Dieser stabilisierte sich erst 15 Minuten nach dem Ausfall der ersten Systeme ­ noch 1,90 Meter oberhalb des radioaktiven Kerns. Da habe die Mannschaft bereits Vorkehrungen getroffen, radioaktiven Dampf in den Sicherheitsbehälter abzulassen. Nur die zwei Diesel-Generatoren retteten, so die Experten, das KKW vor dem GAU ­ dabei sei auch ihr Ausfall zu erwarten gewesen. dpa

Nachrichtenagentur dpa: Vattenfall weist Bericht über Gefahr einer AKW-Kernschmelze zurück

Samstag 18. November 2006, 13:46 Uhr
Stockholm (dpa) - Der schwedische Energiekonzern Vattenfall hat deutsche Berichte über eine im Sommer nur knapp vermiedene Kernschmelze bei einem Störfall im Atomkraft Forsmark zurückgewiesen. Eine solche Gefahr habe niemals bestanden, sagte ein Unternehmenssprecher. Er wies damit einen «Spiegel»-Bericht zurück. Demnach soll der Reaktor in Forsmark Ende Juli wegen Defekten bei zwei von vier Notstromaggregaten nur noch 18 Minuten von einer Kernschmelze entfernt gewesen sei.

Nachrichtenagentur AP: Schwedisches Atomkraftwerk Forsmark stand laut Bericht kurz vor dem GAU

Samstag 18. November 2006, 13:04 Uhr
Hamburg (AP) Beim Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark am 25. Juli wäre es nach Einschätzung von Experten beinahe zu einer Katastrophe gekommen. Der «Spiegel» berichtete am Samstag vorab, aus einem internen Bericht der deutschen Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) gehe hervor, die Anlage wäre nach dem Ausfall der gesamten Stromversorgung nur noch 18 Minuten von einem Horrorszenario entfernt gewesen. Dann wären die ersten Teile des Reaktorkerns freigelegt worden, und nach zirka fünf Stunden wäre das gesamte Kühlmittelinventar verdampft gewesen, heißt es dem Nachrichtenmagazin zufolge in dem Bericht, der unter anderem auf Untersuchungen und Analysen des Betreibers Vattenfall und der schwedischen Atomaufsicht beruht.
Darin werde eine ganze Reihe technischer und organisatorischer Mängeln aufgelistet. Es sei die Rede von fehlenden administrativen Vorgaben, ungeeigneten Schutzeinrichtungen und Planungsfehlern.
Nachdem am Unglückstag die Eigenstromversorgung nahezu komplett ausgefallen sei, sei entgegen der Auslegung auch eine Not-Gasturbinenanlage nicht angesprungen. «Außerdem schalteten auf Grund plötzlicher Spannungsunterschiede zwei der vier Diesel-Notstromaggregate nicht zu», berichtete der «Spiegel» weiter. «Obwohl die zwei verbliebenen Generatoren wie vorgesehen starteten, sank der Füllstand innerhalb des Reaktordruckbehälters weiter bedrohlich ab.»
Dieser habe sich erst 15 Minuten nach dem Ausfall der ersten Systeme noch 1,90 Meter oberhalb des radioaktiven Kerns stabilisiert. Da habe die Mannschaft bereits Vorkehrungen getroffen, radioaktiven Dampf in den Sicherheitsbehälter abzulassen. Nur die zwei Diesel-Generatoren retteten nach Angaben der Experten, das Atomkraftwerk vor dem Größten Anzunehmenden Unfall (GAU).

Spiegel-online.de: Untersuchungsbericht - Schwedisches Atomkraftwerk Forsmark stand kurz vor dem GAU

Beim Reaktorunfall im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark am 25. Juli wäre es nach Informationen des SPIEGEL beinahe zu einer Katastrophe gekommen. Einem Untersuchungsbericht zufolge war die Anlage lediglich wenige Minuten von einem GAU entfernt. Das Unternehmen weist das zurück.
Hamburg - Die deutsche Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) hat in den vergangenen Monaten einen internen Bericht über den Störfall in Forsmark erstellt. Er beruht unter anderem auf Untersuchungen und Analysen des Betreibers Vattenfall und der schwedischen Atomaufsicht.
Demnach wäre die Anlage nach dem Ausfall der gesamten Stromversorgung nur noch 18 Minuten von einem Horrorszenario entfernt gewesen. Dann wären die ersten Teile des Reaktorkerns freigelegt worden. "Nach circa fünf Stunden wäre das gesamte Kühlmittelinventar verdampft gewesen", heißt es nach SPIEGEL-Informationen in dem Bericht.
Der Report listet eine ganze Reihe von technischen und organisatorischen Mängeln auf, konstatiert "fehlende administrative Vorgaben", "ungeeignete Schutzeinrichtungen" und "Planungsfehler". Nachdem am Unglückstag die Eigenstromversorgung nahezu komplett ausgefallen war, sprang "entgegen der Auslegung", wie es heißt, auch eine Not-Gasturbinenanlage nicht an. Außerdem schalteten aufgrund plötzlicher Spannungsunterschiede zwei der vier Diesel-Notstromaggregate nicht zu.
Obwohl die zwei verbliebenen Generatoren wie vorgesehen starteten, sank der Füllstand innerhalb des Reaktordruckbehälters weiter bedrohlich ab. Dieser stabilisierte sich erst 15 Minuten nach dem Ausfall der ersten Systeme - noch 1,90 Meter oberhalb des radioaktiven Kerns. Da hatte die Mannschaft bereits Vorkehrungen getroffen, radioaktiven Dampf in den Sicherheitsbehälter abzulassen.
Nur die zwei Diesel-Generatoren retteten, so die Experten, das KKW vor dem GAU - dabei wäre auch ihr Ausfall zu erwarten gewesen.
Der schwedische Energiekonzern Vattenfall wies den Bericht zurück. Der zuständige Unternehmenssprecher Göran Lundgren sagte der dpa in Stockholm: "Das ist einfach nicht wahr. Es hat niemals eine solche Gefahr bestanden. Ich verstehe nicht, wo solche Behauptungen herkommen."

N24.de: Schwedens AKW Forsmark stand kurz vor GAU

Dass es beim Reaktorunfall im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark im Juli nur durch einen Zufall nicht zu einer Katastrophe kam, ist bekannt. Unklar war allerdings bisher, wie nahe dran am Desaster die Situation war: Die Anlage wäre nach dem Ausfall der gesamten Stromversorgung nur noch 18 Minuten von einem Horrorszenario entfernt gewesen. Dann wären die ersten Teile des Reaktorkerns freigelegt worden, und nach zirka fünf Stunden wäre das gesamte Kühlmittelinventar verdampft gewesen, heißt es in einem internen Bericht der deutschen Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS), aus dem das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" zitiert. Der Bericht beruhe unter anderem auf Untersuchungen und Analysen des Betreibers Vattenfall und der schwedischen Atomaufsicht und listet laut dem Blatt eine ganze Reihe von technischen und organisatorischen Mängeln auf.
Nachdem am Tag des Zwischenfalls am 25. Juli die Eigenstromversorgung nahezu komplett ausgefallen war, sprang "entgegen der Auslegung", wie es heißt, auch eine Not-Gasturbinenanlage nicht an. Außerdem schalteten auf Grund plötzlicher Spannungsunterschiede zwei der vier Diesel- Notstromaggregate nicht zu.
Obwohl die zwei verbliebenen Generatoren wie vorgesehen starteten, sei der Füllstand innerhalb des Reaktordruckbehälters weiter bedrohlich abgesunken. Dieser stabilisierte sich erst 15 Minuten nach dem Ausfall der ersten Systeme noch 1,90 Meter oberhalb des radioaktiven Kerns. Da hatte die Mannschaft bereits Vorkehrungen getroffen, radioaktiven Dampf in den Sicherheitsbehälter abzulassen. Nur die zwei Diesel- Generatoren bewahrten das Kernkraftwerk vor der Katastrophe, dem größen anzunehmenden Unfall (GAU). (N24.de, nz)

15. November 2006
taz: Feuer in schwedischem AKW Ringhals

Ein brennender Haupttransformator legt den Reaktor Ringhals 3 bei Göteborg lahm. Anders als in Forsmark funktionierte die Schnellabschaltung offenbar problemlos
STOCKHOLM taz Im schwedischen AKW Ringhals ist gestern ein von der Feuerwehr als "explosionsartig" geschilderter Brand ausgebrochen. Kurz nach Mitternacht geriet aus bislang noch unbekannter Ursache einer der beiden Haupttransformatoren des Reaktors Ringhals 3 in Brand.
Diese sechs Meter hohen Geräte sind in einem Turbinengebäude ohne Dach etwa 70 Meter neben dem eigentlichen Reaktorgebäude untergebracht. Sie dienen sowohl der Umformung und Einspeisung des im AKW produzierten Stroms ins allgemeine Netz, als auch der internen Stromversorgung des Atomreaktors. Da beide Transformatoren zur Reaktorversorgung erforderlich sind, wurde nach dem Brandausbruch eine Schnellabschaltung von Ringhals 3 ausgelöst.
Nach Augenzeugenberichten schlugen meterhohe Flammen aus dem brennenden Turbinengebäude und der Brand war erst nach mehreren Stunden gelöscht. Eine Gefahr für den eigentlichen Reaktor hat laut Ringhals-Pressesprecher Gösta Larsen nicht bestanden: "Da liegen ja mehrere Meter Beton dazwischen."
Erste Bildaufnahmen des Brandplatzes zeigen allerdings auch große Löcher in den Verbindungsrohren zwischen dem Reaktor und dem Turbinengebäude. In diesen Rohren sind die Stromkabelstränge verlegt. Das Feuer hatte sich offenbar auch bereits von dem Transformator über diese Kabel Richtung Reaktor fortgepflanzt, bevor es unter Kontrolle gebracht werden konnte. Eine Sicherheitsgefahr für das AKW glaubte der vor Ort befindliche Inspektor der staatlichen Atomaufsichtsbehörde Anders Järregård zunächst trotzdem verneinen zu können. Er verwies aber auf die noch anstehenden Untersuchungen.
Der 1981 in Betrieb genommene Reaktor Ringhals 3 gehört zum aus vier Reaktoren bestehenden größten AKW des Landes. Er liegt an der schwedischen Westküste nahe Göteborg und steht im gemeinsamen Eigentum von Vattenfall und Eon.
Nach ersten Angaben dieser Reaktorbetreiber und seitens SKI scheint die Schnellabschaltung dort planmäßig verlaufen zu sein. Im Gegensatz zum Beinahe-GAU im AKW Forsmark am 25. Juli hatte der plötzliche Stromausfall diesmal nicht zu einem Blackout und Ausfall der Notstromversorgung geführt. Die dieselgetriebenen Notstromgeneratoren kamen vielmehr wie vorgesehen in Gang und der Reaktorkern habe bis zum "Kaltzustand" abgekühlt werden können, teilte SKI mit.
Der gestrige Brand ist innerhalb kurzer Zeit der zweite im AKW Ringhals. Mitte September hatte dort bereits ein Kurzschluss ein Feuer ausgelöst. Der Reaktor Ringhals 3 wird vermutlich mehrere Wochen stillstehen, da zumindest ein Transformator komplett ausgetauscht werden muss.

14. November 2006
Nachrichtenagentur ddp:
Schwedischer Atomreaktor Ringhals bleibt nach Brand zwei Wochen abgeschaltet

Dienstag 14. November 2006, 10:46 Uhr
Väröbacka (ddp). Auf dem Gelände des südschwedischen Atomkraftwerkes Ringhals ist in der Nacht zum Dienstag ein Feuer ausgebrochen. Der Brand sei «kurz nach Mitternacht» in einem der vier Transformatoren des Kraftwerks entstanden, sagte der Sprecher des schwedischen Energiekonzerns Vattenfall, Torsten Bohl, am Dienstag auf ddp-Anfrage.
Der Brand sei schnell gelöscht worden, Radioaktivität sei bei dem Vorfall nicht ausgetreten. Die Sicherheit des Reaktors sei zu keinem Zeitpunkt beeinträchtigt gewesen, versicherte der Sprecher. Die gesamte Kernkraftwerksanlage bleibe allerdings «für mindestens zwei Wochen» abgeschaltet.
Die Brandursache wird nach Angaben des Sprechers gegenwärtig noch untersucht. Der durch das Feuer zerstörte Transformator befinde sich außerhalb des Reaktorgebäudes. Er ist einer von vier Transformatoren, die das gesamte Areal mit Strom versorgen.
Das Atomkraftwerk Ringhals ist nach Angaben von Vattenfall der größte Reaktor in Skandinavien. Die Anlage befindet sich an der Südwestküste Schwedens 60 Kilometer südlich von Göteborg, nahe der Grenze zu Dänemark.
Bereits Ende Juli war es im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark zu einem Zwischenfall gekommen, bei dem die Notstromversorgung zum Teil unterbrochen wurde. Der Vorgang hatte auch in Deutschland die Diskussion über Sicherheitsstandards in Atommeilern wieder neu aufleben lassen. (ddp)

Lübecker Nachrichten: Schwedischer Atomreaktor Ringhals nach nächtlichem Brand abgeschaltet

Stockholm (dpa) - Ein Reaktor des schwedischen Atomkrafterwerkes Ringhals ist am Morgen nach einem Brand abgeschaltet worden. Wie ein Kraftwerkssprecher mitteilte, habe sich das Feuer an einem Haupttransformator "explosionsartig" entwickelt. Es sei aber sehr schnell gelöscht worden. Alle Sicherheitssysteme hätten einwandfrei funktioniert. Ende Juli waren nach einem Störfall im Atomkraftwerk Forsmark vier der insgesamt zehn schwedischen Kernreaktoren bis zu drei Monaten aus Sicherheitsgründen abgeschaltet worden. (dpa/online vom 14.11.2006 08:49)

nzz.ch: Schwedischer Atomreaktor Ringhals nach Brand heruntergefahren - Keine Radioaktivität entwichen 

Nach einem Brand ist in der Nacht zum Dienstag ein schwedischer Atomreaktor heruntergefahren worden. Das Feuer brach kurz nach Mitternacht in einem Transformator ausserhalb des Reaktors des Kernkraftwerks Ringhals aus.
(ap) In Schweden ist nach einem Brand im Atomkraftwerk Ringhals der Reaktor automatisch abgeschaltet worden. Ein Sprecher erklärte, zu keiner Zeit habe Gefahr bestanden, das Radioaktivität entweichen könnte. Es gab keine Verletzten.
Vom Standpunkt der Nuklearsicherheit gesehen, sei dies kein bedeutender Vorfall, sagte der Sprecher weiter.
Die Sicherheit schwedischer Atomanlagen war nach dem Störfall im Atomkraftwerk Forsmark Ende Juli in die Kritik geraten. Ringhals, rund 500 Kilometer südwestlich von Stockholm gelegen, ist mit seinen vier Reaktoren das grösste Kernkraftwerk des Landes.
( Neue Zürcher Zeitung)

szonline.ch: Brand in schwedischem Atomreaktor Ringhals

Nach dem Brand eines Transformators ist im schwedischen Atomkraftwerk Ringhals ein Reaktor abgeschaltet worden. Das Feuer brach kurz nach Mitternacht aus.
Auf der Website des Kraftwerks hiess es, die Werksfeuerwehr sei innerhalb weniger Minuten vor Ort gewesen. Kurz darauf seien Feuerwehren aus der Umgebung eingetroffen. Der Brand habe bis etwa zwei Uhr morgens gelöscht werden können.
«Dies war absolut kein Störfall mit Blick auf die Reaktorsicherheit», erklärte die Sprecherin der staatlichen Atomkraftaufsicht (SKI), Maria Svensson. Alle Sicherheitssysteme hätten einwandfrei funktioniert und den Reaktor wie vorgeschrieben nach Ausbruch des Feuers automatisch abgeschaltet.
Der Brand in Ringhals war ausgebrochen, nachdem eine Explosion an einem der beiden Hauptransformatoren für den 1981 in Betrieb genommenen Druckwasserreaktor 3 weithin zu hören war. In schwedischen Medienberichten hiess es, dass aus dem Atomkraftwerk eine riesige Rauchwolke aufgestiegen sei.
«Die Ursachen liegen weiter völlig im Dunkeln», sagte Kraftwerkssprecher Torsten Bohl. Es werde mindestens zwei Wochen dauern, ehe der Reaktor wieder Strom produzieren kann. Menschen kamen gemäss den Angaben nicht zu Schaden.
SKI-Sprecher Anders Jörle betonte, dass der Zwischenfall in Ringhals «nicht vergleichbar mit den Vorfällen in diesem Sommer» sei. Ende Juli waren nach einem Störfall im AKW Forsmark aus Sicherheitsgründen vier der zehn Strom produzierenden schwedischen Kernreaktoren bis zu drei Monate abgeschaltet worden.
Schweden deckt mit seinen derzeit noch zehn Atomkraftwerken nahezu die Hälfte des nationalen Strombedarfs, will aber innerhalb der nächsten 30 Jahre vollständig auf die Kernenergie verzichten. 1999 wurden die ersten beiden der damals noch zwölf AKWs vom Netz genommen. (sda)

08. November 2006
taz:
Ein Bauantrag fürs atomare Endlager in Schweden

Schwedens Atomstromproduzenten wollen ihren radioaktiven Müll zuerst in Kupferkapseln einschließen und dann 500 Meter tief in Granit vergraben. Alternativmodelle, die zehnmal tiefer ins Gestein vordringen, sollen nicht untersucht werden
STOCKHOLM - In 6.000 fünf Meter lange Kupferkapseln eingeschlossen, 500 Meter tief im Berg versenkt - so sieht das schwedische Konzept der Endlagerung von Atommüll aus. Heute wird bei der Regierung in Stockholm ein Bauantrag für diese Einkapselungsanlage eingereicht. Svensk Kärnbränslehantering AB (SKB), ein Unternehmen, das den Atomstromproduzenten gehört, ist Vater des Konzepts und überzeugt, auch zwei geeignete Lagerstätten ausfindig gemacht zu haben. Beide liegen an der Ostseeküste - eine in der Nähe des AKW Oskarshamn, die andere in der Nachbarschaft des AKW Forsmark.
Ein Zufall ist diese Ortswahl nicht: Sie beruht weniger auf geologischen Voraussetzungen als auf der Akzeptanz für Atommüll in den betroffenen Gemeinden. Nach jahrelanger Überzeugungsarbeit vor Ort haben mehr als zwei Drittel der Bevölkerung mittlerweile nichts mehr gegen ein Atomklo. Eine Stimmung, die ausgenutzt werden soll, um Nägel mit Köpfen zu machen. Von den sieben potenziellen Standorten, an denen man vor 15 Jahren die Endlagersuche begann, sind nämlich nur diese beiden übrig geblieben. Obwohl man sich woanders geringeren Widerstand versprochen und auch bessere geologische Voraussetzungen erhofft hatte, war SKB in einigen von Arbeitslosigkeit gebeutelten nordschwedischen Gemeinden auf ein klares Nein gestoßen, oder ein Erdbeben der Stärke 3,7 auf der Richterskala ließ Mehrheiten schnell wieder kippen.
Das SKB-Konzept beruht auf dem Glauben, dass der eine Milliarde Jahre alte schwedische Granit auch den Atommüll problemlos wegsteckt - zumindest für die nächsten 100.000 Jahre, in denen er noch strahlen wird. Das bezweifeln Kritiker. In 500 Meter Tiefe ist das Gestein von zahlreichen wasserführenden Spalten durchzogen, was zu einer Korrosionsgefahr für die Kupferbehälter führt. Vor einigen tausend Jahren und nach der letzten Eiszeit war Skandinavien ein Gebiet hoher seismischer Aktivität. Noch vor 900 Jahren erschütterte Schwedens Westküste ein Erdbeben zwischen Stärke 6 und 7. Es gibt keine Sicherheit, dass sich dies nicht wiederholen wird und die Kapseln aufbrechen könnten. Zudem sind die bergwerkähnlichen Schächte relativ leicht zugänglich - und somit ein potentielles Angriffsziel für Terroristen.
Eine alternative Lösung, den radioaktiven Abfall in fünf Kilometer Tiefe nebst nach Einlagerung wieder verschlossenen Bohrlöchern versenken zu können, hat bislang keine Chance bekommen, auch nur seriös untersucht zu werden. Aus Kostengründen ist die Atomwirtschaft daran interessiert, ihr schon vor drei Jahrzehnten entwickeltes Kapselkonzept durchzuziehen. Im letzten Herbst hatte der damalige Regierungschef Göran Persson die nun beantragte SKB-Methode als "offenbar unmodern" bezeichnet; das Entsorgungsproblem als "noch nicht gelöst" eingeschätzt. Solche Skepsis muss SKB bei der neuen Regierung aber nicht fürchten: Teile träumen gar von einer Renaissance der Atomkraft.

03. November 2006
taz: Strafanzeige gegen Vattenfall - Aufsichtsbehörde: Schwedischer Unfall-Reaktor mit unzulässig hoher Leistung gefahren 

STOCKHOLM/HAMBURG taz Die schwedische Atomaufsichtsbehörde SKI hat die Betreiberfirma des AKW Forsmark wegen Verstoß gegen das Atomgesetz angezeigt. Der Reaktor 1 von Forsmark - jener, der im Juli havarierte - war im Frühjahr mindestens drei Wochen lang mit einer unzulässig hohen Leistung gefahren worden, um mehr Strom zu erzeugen. Die Betreiberfirma - Haupteigentümer ist Vattenfall - hatte dies am 24. März auch selbst bei SKI gemeldet und mit fehlerhaften Einstellungen nach einem Turbinenwechsel begründet. Statt die Leistung aber nach dieser "Entdeckung" unmittelbar wieder auf das erlaubte Niveau herunterzufahren, entschloss man sich bis zum 19. April mit ungenehmigt hoher Kapazität weiterzuproduzieren. Offenbar ein bewusster Verstoß gegen Sicherheitsbestimmungen, um mehr Strom ins Netz einspeisen zu können.
Zwar lag die Leistungserhöhung bei "nur" 2 Prozent über der erlaubten Kapazität. Doch SKI bewertet diesen Verstoß gegen die Bestimmungen der Betriebsgenehmigung in seiner Strafanzeige als eine Verletzung der allgemeinen Sicherheitsvorschriften. Laut Atomgesetz droht dafür den Verantwortlichen eine Höchststrafe von vier Jahren Haft. "Eine zu hohe Leistung vermindert das Sicherheitsregime", begründet SKI-Informationschef Anders Jörle die Strafanzeige: "Die Betriebsgenehmigung baut ja auf einer umfassenden Sicherheitsanalyse auf und legt genaue Grenzen fest, innerhalb deren Reaktorbetrieb erlaubt ist." Bei Forsmark will man wegen der nun eingeleiteten staatsanwaltschaftlichen Prüfung keine Kommentare zur Sache abgeben.
Zudem spricht die SKI dem Management in Forsmark unverhohlen ihr Misstrauen aus. Der Störfall hätte viel früher erkannt werden müssen, heißt es in dem SKI-Bericht. Die "Unterschätzung des Schweregrades" sei auf "Mängel in der Instruktion und Schulung" des Personals zurückzuführen. Deshalb muss Vattenfall bis zum 15. Dezember einen detaillierten "Maßnahmenplan" vorlegen, nach dem "die Fähigkeit der Mitarbeiter zur Einschätzung, Klassifizierung und Untersuchung der Mängel sowie zur Ergreifung der erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen gestärkt" werden soll.
Beim energiepolitischen Sprecher der grünen Bundestagsfraktion, Hans-Josef Fell, lässt diese Kritik der schwedischen Atomaufsichtsbehörde die Alarmglocken schrillen. Er befürchte, sagte Fell der taz, "dass diese Unsicherheitskultur auch bei den deutschen Atomkraftwerken Vattenfalls wie Brunsbüttel ein schweres Sicherheitsproblem ist".

23. Oktober 2006
nd-online.de:
Weiter Pannenserie bei Forsmark-Reaktor - Neustart musste mehrfach abgebrochen werden 

 
Das Hochfahren des Ende Juli abgeschalteten schwedischen Atomkraftwerks Forsmark-2 musste mehrfach abgebrochen werden. Jetzt fehlen Dokumente über Kontrollen einer undichten Schweißnaht am Reaktortank.
Die Probleme des schwedischen Pannen-AKW Forsmark nördlich von Stockholm reißen nicht ab. Am 28. September wurde der Meiler Forsmark-1, wo sich am 25. Juli ein massiver Störfall ereignet hatte, zwar schrittweise wieder hochgefahren, musste jedoch einige Tage später erneut abgeschaltet werden. Nun ist der Reaktor seit dem 14. Oktober wieder am Netz. Dafür kommt Forsmark-2, das ebenfalls seit Ende Juli still steht, nicht aus den Negativ-Schlagzeilen.
Der bereits für Ende September geplante Neustart musste mehrfach abgebrochen werden. Einmal versagte beim Versuch, den Reaktor anzufahren, ein Kontrollinstrument. Ein anderes Mal entdeckte man einen Fehler im Kühlsystem. Vor zwei Wochen wurden dann zufällig millimetergroße Löcher in der Schweißnaht an einem Behälter, der den Reaktortank umgibt, gefunden. Als die staatliche Atomaufsichtsbehörde SKI daraufhin Reparatur- und Kontrollprotokolle vom Betreiber Forsmark Kraftgrupp anforderte, bemerkte sie, dass ein Dokument fehlte, und zwar ausgerechnet der Beleg für eine angeblich im August erfolgte Kontrolle der Schweißnaht, die sich nun als löchrig erwiesen hat.
»Man kann sich fragen, ob diese Kontrolle überhaupt ausgeführt wurde«, sagte SKI-Sprecher Anders Jörle dieser Tage im schwedischen Fernsehen. Seine Behörde entschied nun, dass Forsmark-2 so lange stillstehen muss, bis eine lückenlose schriftliche Dokumentation der Reparaturen und Kontrollen vorliegt.
Die zum staatlichen schwedischen Energiekonzern Vattenfall gehörende Betreiberfirma Forsmark Kraftgrupp, die nach dem Störfall in Forsmark-1 am 25. Juli, der zum Stopp von vier schwedischen Kernkraftwerken führte, zunächst beschwichtigt hatte und erklärtee, die Reaktorsicherheit habe »höchste Priorität«, wirkt inzwischen kleinlaut. Eine externe Reparaturfirma übernahm zwar die Verantwortung über die jetzt fehlenden Unterlagen. Forsmark-Sprecher Claes-Inge Andersson räumte jedoch ein: »Wir haben auch eine Verantwortung, und wir hätten sehen müssen, dass dieses Dokument fehlte.« Andersson zufolge dürfte die Suche nach dem unauffindbaren Dokument mindestens fünf Tage dauern. Zur Zeit seien 15 Personen damit beschäftigt, rund 100 Ordner mit insgesamt 5000 Dokumenten nach dem fehlenden Protokoll zu durchsuchen, teilte Forsmark Kraftgrupp am Donnerstag mit. Was geschieht, wenn es nicht gefunden wird oder vielleicht gar nicht existiert, ist unklar. Bis zum 31. Dezember muss die Betreiberfirma auch für die zwei anderen Reaktoren, Forsmark-1 und -3, lückenlose Protokolle einreichen, verlangt die Atomaufsichtsbehörde SKI.
Schwedens neue bürgerliche Regierung, die der weiteren Nutzung der Atomenergie positiv gegenübersteht, hat sich bislang nicht zu der neuen Pannenserie geäußert. Vattenfall plant unterdessen, bis 2010 rund sechs Milliarden Kronen (rund 650 Millionen Euro) in die drei Reaktoren in Forsmark zu investieren. Damit soll die Lebensdauer der AKW verlängert und die Stromproduktion erhöht werden.
(Neues Deutschland)
19. Oktober 2006
taz: AKW Forsmark bleibt abgeschaltet

Bei Kontrollen sind zufällig fehlerhafte Schweißnähte im Reaktorbehälter entdeckt worden. Behörde bezweifelt nun ausreichende Sicherheitskultur der Betreiber
STOCKHOLM taz  Die Probleme beim schwedischen Atomkraftwerk Forsmark nehmen kein Ende. Am Dienstag untersagte die schwedische Atomaufsicht SKI dem Betreiber vorerst weitere Versuche, den Reaktors Forsmark 2 anzufahren. Bei der Reparatur eines kaputten Ventils waren in der Anlage zufällig millimetergroße Löcher in Schweißnähten des Reaktorbehälters festgestellt worden, berichtete die schwedische Wochenzeitung Ny Teknik gestern.
Ursprünglich war das Wiederhochfahren der Anlage Ende September genehmigt worden. Tatsächlich musste das Anfahren aber mehrfach abgebrochen werden, weil sich stetig neue Fehler zeigten.
Die SKI hatte bereits nach dem Beinahe-GAU des Reaktors Forsmark 1 in diesem Sommer Bedenken an der Sicherheitskultur bei Forsmark und ihren Eigentümern Vattenfall sowie Eon geübt. Nach dem aktuellen Zwischenfall war bei der SKI offenbar das Maß voll. Schließlich konnte Forsmark nicht einmal dokumentieren, dass die fraglichen Schweißnähte ordnungsgemäß überprüft worden waren.
Dass nicht alles in Ordnung war, hatte die Betreiberin schon im August entdeckt, als bei Tests ein Leck festgestellt wurde. Dennoch sahen die Verantwortlichen damals keinen Grund, nach einem Fehler zu suchen, sagte Betriebschef Lennart Hallin gegenüber Ny Teknik.
Indirekt äußert die Behörde nun die Befürchtung, das AKW werde von dem Betreiber unter der Prämisse Produktion vor Sicherheit gesteuert. Die SKI verlangt daher nun für die beiden übrigen Forsmark-Reaktoren 1 und 3 bis zum Jahresende eine umfassende Dokumentation aller in den vergangenen beiden Jahren durchgeführten Arbeiten. Forsmark 2 darf erst wieder ans Netz, wenn eine Dokumentation aller Umbauarbeiten in den letzten vier Monaten vorgelegt worden ist.

16. Oktober 2006
Spiegel-Online.de: Protest gegen Politik - Vattenfall droht mit Investitionsstopp in Deutschland

Die Abneigung ist gegenseitig: Die Politik drängt die Stromkonzerne zu Preissenkungen, die Strommanager verbitten sich die Einmischung. Nun hat der Chef von Vattenfall, Klaus Rauscher, genug: Wenn Deutschland die Energieriesen gängele, werde eben anderswo investiert.
Frankfurt am Main - Klaus Rauscher ist nicht gut auf die Regulierer und die Regierung in Deutschland zu sprechen. Seinem Unternehmen wehe der Wind aus der Politik heftig um die Ohren, klagte der Europa-Chef von Vattenfall im Interview der "Frankfurter Rundschau".
Rauscher drohte, falls die Politik zu stark in die Bereiche Strompreise und Stromerzeugung in Deutschland eingreife, werde Vattenfall einen Investitionsstopp in Deutschland verhängen. "Dann wird anderswo investiert", sagte der Chef des drittgrößten Energieversorgers im Land. "Staatsdirigismus" sei mit einem liberalisierten, zunehmend europäischer werdenden Strommarkt nicht vereinbar.
Rauscher beklagte, dass der Druck der Politik auf die Energieversorger zugenommen habe. Wegen der jüngst von der Bundesnetzagentur angeordneten Kürzungen bei den Gebühren, die die Versorger für die Stromdurchleitung in ihren Netzen verlangen, werde man teilweise in den Rendite-Erwartungen herunter gehen müssen.
Rauscher machte Front gegen den Atomausstieg: Stabile Strompreise seien nur möglich, falls zügig neue Kraftwerke ans Netz kämen und der Atomausstieg gekippt werde. Der Konzern werde in den kommenden Monaten über einen Antrag auf Laufzeitverlängerung für das Atomkraftwerk Brunsbüttel über 2009 hinaus entscheiden.
Die vier führenden deutschen Energiekonzerne Eon, RWE, Vattenfall und EnBW waren zuletzt wegen massiv gestiegener Strompreise immer stärker unter politischen Druck geraten. Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hat die beherrschende Marktstellung der Unternehmen kritisiert und sich für stärkere staatliche Eingriffe ausgesprochen. Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) hatte bekräftigt, wegen der marktbeherrschenden Stellung der Konzerne die Eingriffsmöglichkeiten der Kartellbehörden verbessern zu wollen. itz/Reuters/AP

VERIVOX: Vattenfall-Chef droht Politik mit Investitionsstopp in Deutschland

Frankfurt/Main/Berlin - Der Konzernchef des Energieversorgers Vattenfall Europe, Klaus Rauscher, hat erneut mit einem Investitionsstopp in Deutschland gedroht, falls die Politik dirigistisch in Strompreise und Stromerzeugung eingreift. "Dann wird anderswo investiert", sagte Rauscher in einem Interview der "Frankfurter Rundschau" (Montag). Staatsdirigismus sei mit einem liberalisierten, zunehmend europäischer werdenden Strommarkt nicht vereinbar, sagte der Vorstandsvorsitzende der zur schwedischen Vattenfall-Gruppe gehörenden AG mit Sitz in Berlin.
Vattenfall sowie E.ON, RWE und EnBW, die mehr als 80 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms produzieren, waren in jüngster Zeit von Politikern aller Parteien wegen der stark gestiegenen Strompreise heftig attackiert worden.
"Aus der Politik weht uns zurzeit der Wind recht heftig um die Ohren. Aber das halten wir aus", sagte Rauscher in dem Zeitungsinterview. Wegen der jüngst von der Bundesnetzagentur angeordneten Kürzungen bei den Gebühren, die die Versorger für die Strom-Durchleitung in ihren Stromnetzen kassieren, werde man hier und dort in den Renditeerwartungen herunter gehen müssen, sagte er.
Vattenfall hat in Berlin und Hamburg die Strompreise bei den Endkunden um fünf Prozent gesenkt. Längerfristig Stabilität bei den Strompreisen sei nur möglich, falls zügig neue Kraftwerke ans Netz kämen und "wenn wir nicht dazu gezwungen werden, sichere Atomkraftwerke ohne Not vorzeitig abzuschalten", sagte Rauscher. Er kündigte an, der Konzern werde in den nächsten Monaten über einen Antrag auf Laufzeitverlängerung für das Atomkraftwerk Brunsbüttel über 2009 hinaus entscheiden. Dabei gehe es allein um die Frage, "ob wir die Regelungen des Atomkonsenses zur Strommengen-Übertragung von einem auf ein anderes Kraftwerk nutzen wollen oder nicht".
Rauscher war bereits im Sommer vorgeprescht, nachdem die Bundesnetzagentur Vattenfall Europe als ersten Energiekonzern in Deutschland zu niedrigen Netzgebühren verpflichtet hatte. Das Unternehmen hatte mit Hinweis auf den Ertragsausfall den Einsatz aller juristischen Mittel gegen den Bescheid angekündigt. Und Rauscher hatte damals als Reaktion schon mit einem Investitionsstopp gedroht: "Niemand kann uns zwingen, Investitionen zu tätigen, die sich nicht rentieren." Nach den bisherigen Planungen will der Konzern bis zum Jahr 2012 bis zu fünf Milliarden Euro in Kraftwerke und das Stromnetz investieren.
Anfang September brachte Rauscher dann eine Reduktion der Mehrwertsteuer für Strom von 7 statt 16 Prozent - wie bei Lebensmitteln - ins Gespräch. Dies sei ein "dreistmöglicher Ablenkungsversuch für die Verantwortung hoher Strompreise", hatte daraufhin der Vizechef der SPD-Bundestagsfraktion Ulrich Kelber gesagt. Die vier großen Stromversorger E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall hätten ihre Gewinne innerhalb von drei Jahren von 4,6 Milliarden auf 13,5 Milliarden Euro pro Jahr erhöht.
(dpa-Meldung, 16.10.2006 (16:16))

Nachrichtenagentur Reuters: Versorger Vattenfall droht mit Investitionsstopp in Deutschland

Mo Okt 16, 2006 7:20 MESZ
Berlin (Reuters) - Deutschlands drittgrößter Versorger Vattenfall hat einen Investitionsstopp in Deutschland angekündigt, falls die Politik zu stark in die Bereiche Strompreise und Stromerzeugung in Deutschland eingreift.
"Dann wird anderswo investiert", sagte Konzernchef Klaus Rauscher der "Frankfurter Rundschau" laut Vorab-Bericht aus der Montag-Ausgabe. "Staatsdirigismus" sei mit einem liberalisierten, zunehmend europäischer werdenden Strommarkt nicht vereinbar. Dem Unternehmen wehe der Wind aus der Politik heftig um die Ohren, sagte Rauscher. Wegen der jüngst von der Bundesnetzagentur angeordneten Kürzungen bei den gebühren werde man "hier und dort" in den Renditeerwartungen "herunter gehen müssen". Rauscher sagte zudem, stabile Strompreise seien nur möglich, falls zügig neue Kraftwerke ans Netz kämen und der Atomausstieg gekippt werde. Vattenfall werde in den nächsten Monaten über einen Antrag auf Laufzeitverlängerung für das Atomkraftwerk Brunsbüttel über 2009 hinaus entscheiden.
Die vier führenden deutschen Energiekonzerne E.ON, RWE, Vattenfall Europe und EnBW waren zuletzt wegen massiv gestiegener Strompreise immer stärker unter politischen Druck geraten. Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hat die beherrschende Marktstellung der Unternehmen kritisiert und sich für stärkere staatliche Eingriffe ausgesprochen. Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) hatte bekräftigt, wegen der marktbeherrschenden Stellung der Konzerne die Eingriffsmöglichkeiten der Kartellbehörden verbessern zu wollen.

BusinessNews.com: Vattenfall will Atomausstieg kippen

Der Energieversorger Vattenfall hat mit einem Investitionsstopp in Deutschland gedroht, falls die Politik in Strompreise und Stromerzeugung eingreife. Vattenfalls Drohungen sind nicht neu. Bereits im Vorfeld des Energiegipfels am vergangenen Montag im Bundeskanzleramt haben die Energieversorger ihre Chance gewittert: Sie wollen mit ihren Drohungen den Atomausstieg kippen.
Vattenfall-Europa-Chef Klaus Rauscher sagte in der "Frankfurter Rundschau“: Stabile Strompreise seien nur möglich, falls zügig neue Kraftwerke ans Netz kämen und der Atomausstieg gekippt werde.
Der Konzern werde in den kommenden Monaten über einen Antrag auf Laufzeitverlängerung für das Atomkraftwerk Brunsbüttel über 2009 hinaus entscheiden.
30 Milliarden umschichten
Verhandlungspfand der Stromkonzerne sind die während des letzten Energiegipfels am 3. April zugesagten 30 Milliarden Euro, die die Elektrizitäts-Versorger bis 2012 in die Modernisierung ihrer Kohle- und Gaskraftwerke stecken wollten. Auf Vattenfall entfallen bis zu sechs Milliarden aus dem Paket.
Auf Anfrage von Businessnews dementierte ein Sprecher die Meldung, Vattenfall wolle den Atomausstieg kippen.  Auch zu den zugesagten Investitionen stehe man wie denen in Hamburg und Sachsen. Auch den Netzausbau werden man jedoch in jedem Fall "durchziehen". Kritisch sei jedoch die allgmeine Investitionslage in Deutschland.
Vattenfall-Chef Rauscher beklagte, dass der Druck der Politik auf die Energieversorger zugenommen habe. Wegen der jüngst von der Bundesnetzagentur angeordneten Kürzungen bei den Gebühren, die die Versorger für die Stromdurchleitung in ihren Netzen verlangen werde man teilweise in den Rendite-Erwartungen herunter gehen müssen.
Politik will Kartell brechen
Die vier führenden deutschen Energiekonzerne Eon, RWE, Vattenfall und EnBW waren zuletzt wegen massiv gestiegener Strompreise immer stärker unter politischen Druck geraten.
Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hat die beherrschende Marktstellung der Unternehmen kritisiert und sich für stärkere staatliche Eingriffe ausgesprochen. Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) hatte bekräftigt, wegen der marktbeherrschenden Stellung der Konzerne die Eingriffsmöglichkeiten der Kartellbehörden verbessern zu wollen.

14. Oktober 2006
VERIVOX: Atomkraftwerk Forsmark bleibt aus Sicherheitsgründen vom Netz

Stockholm - Knapp zwei Monate nach dem Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark haben die Behörden eine neue Betriebsgenehmigung wegen Sicherheitsmängeln verweigert. Wie der zuständige Sprecher der Strahlenaufsicht SKI, Lennart Carlsson, am Donnerstag im Rundfunksender SR angab, muss der Betreiber des zum Vattenfall-Konzern gehörenden Kraftwerkes erst zusätzliche Auflagen erfüllen. Zwei der drei Forsmark-Reaktoren sowie zwei weitere Reaktoren in Schweden waren Ende Juli von SKI vom Netz genommen worden, nachdem es in Forsmark einen als ernst eingestuften Störfall gegeben habe.
Unter anderem verlangt die Behörde vor einer Betriebsgenehmigung die Installierung voneinander unabhängiger Stromversorgungssysteme für Dieselaggregate zur Notkühlung der Reaktoren. Zwei von vier dieser Aggregate waren am 26. Juli nach einem Kurzschluss nicht wie vorgesehen nach einem Reaktorstopp automatisch angesprungen. Der Kraftwerksbetreiber habe die unabhängigen Stromkreise erst im nächsten Jahr installieren wollen, teilte SKI mit.
Forsmark müsse erst "eine ganze Reihe Sicherheitsauflagen" erfüllen, ehe es eine neue Betriebsgenehmigung geben könne. SKI- Chefin Judith Melin sagte: "Es ist ja eine ernste Sache, dass man das eigene Sicherheitssystem anwenden musste und ein Teil der Stromversorgung für dieses Systems nicht funktioniert hat." 
(dpa-Meldung, 14.09.2006 (17:46))  

13. Oktober 2006
taz: Neuer Fehler im Pannenreaktor Forsmark

AKW Forsmark: Nach Routinetest abgeschaltet. Stromversorgung funktioniert immer noch nicht
STOCKHOLM - Am 25. Juli dieses Jahres schlitterte er knapp an einer Kernschmelze vorbei, vor zwei Wochen ging der schwedische Reaktor Forsmark 1 wieder ans Netz. Und seit Mittwoch - so wurde gestern bekannt - steht er nun wieder still. Nach Angaben des Betreibers Vattenfall hat sich bei einem "Routinetest" eine Panne ereignet.
Zunächst sei alles normal gelaufen, als die Stromversorgung des Reaktors bei dem Test teilweise abgeschaltet worden war. Es habe die "erwartete teilweise Schnellabschaltung" gegeben, so erklärte Vattenfall. Danach sei es aber nicht mehr gelungen "den Reaktor planmäßig wieder in Gang zu setzen". Bisher sei der Fehler, der den Neustart verhindert habe, "noch unbekannt", so sagte Forsmark-Sprecher Peter Jansson.
Die Ingenieure hätten aber trotzdem einen neuen Anfahrversuch gemacht. Dabei sei das automatische Schnellabschaltungssystem des Reaktors auch in Gang gekommen. Die Bedienungsmannschaft habe dann allerdings eingegriffen und eine manuelle Schnellabschaltung vorgenommen.
"Es ist wie verhext", klagte Forsmark-Sprecher Claes-Inge Andersson schon vor einigen Tagen. Denn: Vattenfall versucht nicht nur erfolglos den Reaktor 1 wieder in Betrieb zu nehmen, sondern auch Reaktor 2. Forsmark 2 war im Juli vorsorglich mit abgeschaltet worden, weil er die gleichen Konstruktionsmängel aufweist wie der Pannenreaktor. Gleichzeitig mit Reaktor 1 erhielt er erst Ende September wieder eine Betriebserlaubnis. Dann musste er aber wegen eines Fehlers im Überwachungssystem und anschließend wegen eines Lecks im Kühlsystem nach kurzem Probebetrieb wieder vom Netz. Nun hofft der Betreiber ihn bis zum Wochenende wieder in Betrieb nehmen zu können.
Die jüngste Panne im Reaktor 1 ist gravierend. Sie steht mit einer Fehlfunktion der äußeren Stromversorgung in Verbindung - genau wie der Störfall am 25. Juli dieses Jahres. Er hatte zu einem 22 Minuten langen Black-out geführt. Danach hat Vattenfall die technischen Anlagen umgebaut. Diese Maßnahmen sollten eigentlich das Sicherheitssystem bei einem äußeren Stromausfall stabilisieren. Und die staatliche Atomsicherheitsbehörde SKI hatte die Genehmigung für ein Wiederanfahren des Unglücksreaktors davon abhängig gemacht.
Auf den neuen Fehler hat die SKI bis Donnerstagnachmittag noch nicht reagiert. Dabei hatte die Behörde zuvor angekündigt, Forsmark unter "besondere Aufsicht" stellen zu wollen. Der "Störfall" vom 25. Juli hatte nach Meinung des SKI neben technischen Fehlern auch viele personelle und organisatorische Mängel enthüllt. "Von Eigentümerseite wird im Prinzip die gesamte Sicherheitskultur" eines AKW gesteuert, hatte ein SKI-Sprecher erklärt - und eine lange Liste mit Kritikpunkten am Eigentümer Vattenfall und der Betreiberfirma Forsmark präsentiert. Demnach fehlten Instruktionen für das Personal, und Kontrollroutinen waren mangelhaft.
Auch hatte das SKI bemängelt, dass Vattenfall den außer Kontrolle geratenen Reaktor im Juli nicht unmittelbar, sondern erst nach 30 Stunden abgestellt hatte. "Wenn die Lage so unsicher ist und man nicht weiß, was passiert ist", so sagte SKI-Chefin Judith Melin, "ist alles andere als eine Kaltabstellung des Reaktors nicht vorschriftsgemäß."

02. Oktober 2006
taz: Neue Panne im Störfall-AKW Forsmark

Schwedens Atomreaktoren sollen mehr Strom produzieren. Das macht Probleme: Bei Forsmark 2 streikt die Kontrolle
STOCKHOLM taz Die Probleme im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark reißen nicht ab. Zwar soll der vor mehr als zwei Monaten wegen eines Störfalls vom Netz genommene Reaktor Forsmark 1 ab heute wieder mit voller Kraft laufen. Dafür musste der Neustart des Reaktors Forsmark 2 am Samstag abgebrochen werden. Teile des Kontrollsystems versagten den Dienst.
Forsmark 2 war im Juli vorsorglich mit abgeschaltet worden, weil er die gleichen Konstruktionsmängel aufweist wie der Pannenreaktor. Forsmark-Informationschef Claes-Inge Andersson erklärte, es habe eine "Fehlfunktion" an dem Überwachungssystem gegeben, das den Kernspaltungsprozess kontrolliert, während der Reaktor hochgefahren wird. Heute soll ein zweiter Startversuch stattfinden.
Der Fehlfunktion waren Revisionsarbeiten vorausgegangen, die der AKW-Betreiber Vattenfall-Forsmark selbst als die "umfassendsten" an diesem Reaktor beschreibt. Veränderungen an den Turbinen, dem Kontrollsystem und der Notstromversorgung sollten die Stromproduktion steigern.
Ähnliche Umbauarbeiten sind an fast allen schwedischen AKWs geplant, um die Leistung gegenüber den ursprünglichen Konstruktionen um insgesamt 14 Prozent zu erhöhen. AtomkritikerInnen monieren die technischen Unsicherheiten, die solche Veränderungen an den Alt-Anlagen mit sich bringen, und warnen vor der steigenden Strahlenbelastung durch die zusätzlich produzierte thermische Wärme.
Trotzdem hat die schwedische Regierung das Vorhaben nicht nur abgesegnet, sondern sogar vorangetrieben: Als ein Verwaltungsgericht die Umbauten im vergangenen Jahr stoppen wollte, hebelte Stockholm den drohenden Richterspruch mit einer Ausnahmegenehmigung aus: Die Sicherstellung der Stromversorgung sei für die Allgemeinheit von höherem Interesse.
Die KritikerInnen sehen ihre Befürchtungen mit dem prompten Ausfall einer Kontrollstelle nach dem Umbau bestätigt. Die Atomaufsichtsbehörde SKI will aber offenbar nicht eingreifen. SKI-Informationschef Anders Jörle hob hervor, dass nur eines von mehreren Kontrollsystemen versagt habe. Außerdem sei das Problem ja nicht in Forsmark 1 aufgetreten.

VERIVOX: Neue Fehler an schwedischem Atomreaktor Forsmark-2 verzögern Inbetriebnahme

Stockholm - Der seit gut zwei Monaten abgeschaltete Reaktor 2 des schwedischen Atomkraftwerks Forsmark ist am Wochenende wegen neuer technischer Probleme nicht wie geplant ans Netz gegangen. Wie ein Sprecher der staatlichen Strahlenschutzbehörde SKI in Stockholm mitteilte, scheiterte die kurz zuvor genehmigte Inbetriebnahme in der Nacht zum Samstag an Fehlfunktionen im Überwachungssystem für den Neutronenfluss beim Anfahren.
Die Behörde hatte für beide Reaktoren in Forsmark am Donnerstag nach aufwendigen Umbauten an den Sicherheitseinrichtungen grünes Licht für den Neustart gegeben. Reaktor 1 konnte danach sofort ohne Probleme angefahren werden. In diesem Reaktor hatte es am 25. Juli einen als ernst eingestuften Störfall gegeben, als nach einem Kurzschluss mit Reaktor-Stillstand zwei Notkühlsysteme nicht wie vorgesehen automatisch den Betrieb aufnahmen.
Wegen der der danach festgestellten Sicherheitsmängel hatte die Strahlenschutzbehörde die Abschaltung beider Forsmark-Reaktoren sowie zweier gleichartiger Reaktoren im Kraftwerk Oskarshamn verfügt. Diese bleiben noch bis Jahresende stillgelegt. In Forsmark sei für Montag ein neuer Versuch zur Inbetriebnahme vorgesehen, hieß es am Sonntag in Medienberichten.
(dpa-Meldung, 02.10.2006 (10:00))

30. September 2006
Spiegel-Online: Forsmark - Panne beim AKW-Neustart 

Nach einem schweren Unfall vom 25. Juli waren die zwei Reaktoren des schwedischen Atomkraftwerks Forsmark stillgelegt. Jetzt glückte der Neustart des einen - beim andern gab es Probleme.
Stockholm - Der Neustart eines im Juli nach einem Störfall heruntergefahrenen schwedischen Reaktors im Atomkraftwerk Forsmark verzögert sich wegen erneuter Pannen. Wie Kraftwerkssprecher der schwedischen Nachrichtenagentur TT am Samstag sagten, wurden beim Anfahren der Anlage am Freitagabend Fehler beim Spaltprozess beobachtet. Der Neustart sei abgebrochen worden; am Montag soll ein neuer Versuch unternommen werden, hieß es weiter.
Der zweite, im Juli ebenfalls von einer Störung in der Notstromversorgung betroffene Reaktor sei am Freitag erfolgreich neugestartet worden.
In Forsmark hatten am 25. Juli nach dem Herunterfahren des Reaktors Forsmark 1 zwei Notstromgeneratoren versagt. Es fehlte Strom für die Steuerelektronik. Erst durch das beherzte Eingreifen eines Angestellten geriet die Situation wieder unter Kontrolle.
Daraufhin waren vier der insgesamt zehn schwedischen Atomreaktoren abgeschaltet worden. Der Unfall gilt als der schwerste in der Geschichte der atomaren Stromerzeugung in Schweden. cai/ap

Nachrichtenagentur dpa: Schwedischer Atomreaktor Forsmark bleibt wegen neuer Fehler stillgelegt

Samstag 30. September 2006, 21:48 Uhr
Stockholm (dpa) - Ein seit zwei Monaten abgeschalteter Reaktor des schwedischen Atomkraftwerks Forsmark bleibt wegen neuer technischer Probleme auch weiter stillgelegt. Wie ein Sprecher der staatlichen Strahlenschutzbehörde in Stockholm mitteilte, scheiterte die kurz zuvor genehmigte Inbetriebnahme am Nachmittag an Fehlfunktionen im Kontrollsystem. Im Reaktor 1 hatte es am 25. Juli einen als ernst eingestuften Störfall gegeben, als nach einem Kurzschluss mit Reaktor-Stillstand zwei Notkühlsysteme nicht den Betrieb aufnahmen

Nachrichtenagentur AP: Wieder Panne im schwedischen Atomreaktor Forsmark

Samstag 30. September 2006, 17:41 Uhr
Stockholm (AP) Der Neustart eines im Juli nach einem Störfall heruntergefahrenen schwedischen Reaktors im Atomkraftwerk Forsmark verzögert sich wegen erneuter Pannen. Wie Kraftwerkssprecher der schwedischen Nachrichtenagentur TT am Samstag sagten, wurden beim Anfahren der Anlage am Freitagabend Fehler beim Spaltprozess beobachtet. Der Neustart sei abgebrochen worden; am Montag soll ein neuer Versuch unternommen werden, hieß es weiter. Der zweite, im Juli ebenfalls von einer Störung in der Notstromversorgung betroffene Reaktor sei am Freitag erfolgreich neugestartet worden. Die beiden Reaktoren waren abgeschaltet worden, nachdem auch zwei Notstromaggregate während eines Stromausfalls am 25. Juli ausgefallen waren. Auf der internationalen Notfallskala, die bis zur Kategorie sieben reicht, wurde der Störfall in Forsmark mit zwei eingestuft.
 

29. September 2006
taz: AKW Forsmark darf wieder ans Netz

STOCKHOLM dpa  Zwei Reaktoren im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark, die nach einem Störfall Ende Juli abgeschaltet wurden, dürfen wieder ans Netz. Das gab die schwedische Strahlenschutzbehörde (SKI) gestern bekannt. Allerdings müssten die Sicherheitsvorkehrungen verbessert werden, hieß es. Die Strahlenschutzbehörde forderte die Kraftwerksbetreiber auf, vor der Wiederaufnahme des Betriebs in Forsmark ihre Notfallpläne zu überarbeiten. Pläne für die entsprechende Schulung des Personals müssten erarbeitet und Wartungsarbeiten verbessert werden. Wann die Reaktoren in Forsmark wieder angefahren werden sollen, wurde nicht mitgeteilt. In Forsmark hatten nach dem Herunterfahren eines Reaktors zwei Notgeneratoren versagt. Die Behörde hatte nach dem Störfall in Forsmark vier der zehn schwedischen AKWs abschalten lassen.

28. September 2006
SPIEGEL-Online: Schwedisches Kernkraftwerk Forsmark darf wieder ans Netz

Die Reaktoren von Forsmark dürfen wieder ans Netz. Dort hatte im Juli ein ernster Störfall für europaweites Aufsehen gesorgt - es war der bislang schlimmste in Schweden. Nun fordert die Atomaufsicht vom Betreiber bessere Sicherheitsmaßnahmen.
Stockholm - Die Schweden hatten ihn als den schlimmsten Kernkraft-Störfall in der Geschichte des Landes eingestuft. Der Unfall im Kernkraftwerk Forsmark Ende Juli, bei dem der Reaktor 23 Minuten lang außer Kontrolle war, hatte über die schwedischen Grenzen hinaus für Aufmerksamkeit gesorgt. Besonders in Deutschland fragten Kernkraftskeptiker nach Parallelen: Gibt es auch bei uns schadhafte Notstrom-Aggregate?
Jetzt dürfen zwei Reaktoren, die nach dem Vorfall abgeschaltet worden waren, wieder ans Netz. Das gab die schwedische Strahlenschutzbehörde (SKI) am Donnerstag in Stockholm bekannt. Die Freigabe der Reaktoren in Forsmark ist jedoch nur eine zweiter Klasse: Denn die Sicherheitsvorkehrungen müssten verbessert werden, forderte die Behörde.
Die Strahlenschutzaufsicht hat die Kraftwerksbetreiber aufgefordert, vor der Wiederaufnahme des Betriebs in Forsmark die Notfallpläne zu überarbeiten. Pläne für die entsprechende Schulung des Personals müssten erarbeitet und Wartungsarbeiten und deren Dokumentation verbessert werden. Die Reaktoren sollen nach Angaben der SKI am morgigen Freitag wieder hochgefahren werden und bis Montag voll funktionsfähig sein.
In Forsmark hatten am 25. Juli nach dem Herunterfahren des Reaktors Forsmark 1 zwei Notstromgeneratoren versagt. Es fehlte Strom für die Steuerelektronik. Erst durch das beherzte Eingreifen eines Angestellten geriet die Situation wieder unter Kontrolle.
Daraufhin waren vier der insgesamt zehn schwedischen Atomreaktoren abgeschaltet worden. Die Behörde hatte den Fall in Forsmark als "ernst" auf Stufe zwei der siebenstufigen Störfallskala für Kernkraftwerke eingestuft und auch den Stopp von drei weiteren Siedewasserreaktoren gleicher Bauart verfügt. Dazu gehört neben Forsmark 2 auch das vom deutschen E.ON- Konzern betriebene Kraftwerk Oskarshamn mit zwei Reaktoren. Nach Angaben eines Sprechers hatte die Leitung des Reaktors in Oskarshamn noch nicht die Wiederaufnahme des Betriebs beantragt.

VERIVOX: Reaktoren im schwedischen AKW Forsmark dürfen wieder ans Netz

Stockholm - Zwei Reaktoren in schwedischen Atomkraftwerk Forsmark, die nach einem Störfall Ende Juli abgeschaltet wurden, dürfen wieder ans Netz. Das gab die schwedische Strahlenschutzbehörde (SKI) am Donnerstag in Stockholm bekannt. Allerdings müssten die Sicherheitsvorkehrungen verbessert werden, hieß es weiter. Die Behörde hatte nach dem Störfall in Forsmark vier der insgesamt zehn schwedischen Atomreaktoren abschalten lassen. In Forsmark hatten nach dem Herunterfahren eines Reaktors zwei Notgeneratoren versagt. Es war nach Einschätzung der Strahlenschutzbehörde "der schlimmste Vorfall in der Geschichte der Atomkraft in Schweden".
Die Strahlenschutzbehörde forderte die Kraftwerksbetreiber auf, vor der Wiederaufnahme des Betriebs in Forsmark ihre Notfallpläne zu überarbeiten. Pläne für die entsprechende Schulung des Personals müssten erarbeitet und Wartungsarbeiten und deren Dokumentation verbessert werden. Wann die Reaktoren in Forsmark wieder angefahren werden sollen, wurde nicht mitgeteilt.
Die Behörde hatte den Fall in Forsmark als "ernst" auf Stufe Zwei der siebenstufigen Störfallskala für Kernkraftwerke eingestuft und auch den Stopp von drei weiteren Siedewasserreaktoren gleicher Bauart verfügt. Dazu gehört neben Forsmark 2 auch das vom deutschen E.ON- Konzern betriebene Kraftwerk Oskarshamn mit zwei Reaktoren. Nach Angaben eines Sprechers hatte die Leitung des Reaktors in Oskarshamn noch nicht die Wiederaufnahme des Betriebs beantragt.
(dpa-Meldung, 28.09.2006 (18:03))

Nachrichtenagentur AP: Zwei Reaktoren im Kraftwerk Forsmark vor Wiederinbetriebnahme

Donnerstag 28. September 2006, 17:16 Uhr
Stockholm (AP) Die schwedische Atomaufsichtsbehörde SKI hat am Donnerstag die Wiederinbetriebnahme von zwei Reaktoren des Kernkraftwerks Forsmark genehmigt, die nach einem Störfall im Juli abgeschaltet worden waren. Neue Sicherheitsmaßnahmen sollten ähnliche Zwischenfälle in der Zukunft verhindern, hieß es. Die beiden Reaktoren waren abgeschaltet worden, nachdem auch zwei Notstromaggregate während eines Stromausfalls am 25. Juli ausgefallen waren. Auf der internationalen Notfallskala, die bis zur Kategorie sieben reicht, wurde der Störfall in Forsmark mit zwei eingestuft. Die Reaktoren sollen nach Angaben der SKI am (morgigen) Freitag wieder hochgefahren werden und bis Montag voll funktionsfähig sein.

16. September 2006
taz: AKW Forsmark darf noch nicht wieder ans Netz

Schwedens Atomaufsicht SKI veröffentlicht ihren Störfallrapport und übt wegen schwerer Sicherheitsmängel heftige Kritik am Betreiber Vattenfall. Auch in anderen Kernreaktoren weltweit ist dieser Fehler eingebaut, sagt Atomexperte Björn Karlsson
STOCKHOLM - Das am 25. Juli von einem Beinahe-GAU betroffene schwedische AKW Forsmark darf erst nach umfassenden Umbauten der Notstromversorgung wieder ans Netz gehen. Dies hat jetzt die staatliche Atomsicherheitsbehörde "Statens Kärnkraftinspektion" (SKI) beschlossen. Die Behörde stellt dem AKW-Betreiber Vattenfall verschiedene Bedingungen für die Erteilung einer erneuten Betriebserlaubnis. SKI-Generaldirektorin Judith Melin: "Zusammengenommen handelt sich um ernsthafte Sicherheitsmängel, und diese müssen erst behoben werden." So dürfen die Reaktoren Forsmark 1 und 2 und Oskarshamn 1 erst wieder in Betrieb gehen, wenn deren Notstromgeneratoren so umgebaut wurde, dass diese auch nach einem Kollaps der Wechselstromversorgung in Gang kommen können.
Vattenfall wollte die Reaktoren ohne solche Umbauten wieder in Gang nehmen und diese Arbeiten im kommenden Sommer im Zuge der jährlichen Revision vornehmen. Das weist SKI aber als unzureichend zurück. Zudem müssen Änderungen im Kontrollsystem vorgenommen werden. Ein "Blackout" für das Bedienungspersonal, das am 25. Juli den Reaktor fast eine halbe Stunde lang nur "blind" steuern konnte, soll sich nicht wiederholen. Die Aufsichtsbehörde kritisiert Vattenfall für eine Reihe von grundlegenden "Schwächen bei der Kontrolle und den Routinen" im Forsmark-AKW, welche zur "Komplexität dieses Vorfalls beigetragen" hätten. So ist zum Beispiel die polverkehrte Installation von Anschlüssen nicht aufgefallen.
Insgesamt beurteilt SKI den Vorfall als "schwerwiegend, da auf Sicherheitssysteme zurückgegriffen werden musste, die dann zum Teil nicht funktionierten". Die Behörde bleibt aber bei ihrer bisherigen Einschätzung, es habe nie die Gefahr einer Kernschmelze bestanden. Dabei vernachlässigt SKI die Tatsache, dass zwei der vier Notstromgeneratoren nur zufällig in Gang kamen. Ihre Sicherungen verkrafteten eine höhere Stromspannung als vorgesehen. Diese Generatoren, hielten vier der acht Kühlpumpen in Gang, so dass "nur" die Hälfte des Reaktorkühlwassers verkochte. SKI merkt zu diesem Komplex lediglich an, dass teilweise Daten nicht vollständig gesichert seien oder noch fehlten und es "übergreifender" Analysen bedürfe.
Peter Eriksson, Vorsitzender der schwedischen Grünen, unterstellt SKI, den Störfall bewusst herunterspielen zu wollen: "Die Kernkraftszene ist ein unerhört kleiner Klüngel, und man hält sich gegenseitig den Rücken frei." Die Grünen halten deshalb die Einsetzung einer internationalen Untersuchungskommission für erforderlich.
Zumindest eine Expertenkonferenz zum Störfall hat Stockholm jetzt angekündigt. Björn Karlsson, Professor für Energietechnik an der Universität Linköping und Vorsitzender des SKI-Beratergremiums für Reaktorsicherheit begrüßt diesen Schritt: "Der gleiche Fehler wie in Forsmark ist in Reaktoren in der gesamten westlichen Welt eingebaut. Deshalb ist das Interesse bei den Atomaufsichtsbehörden weltweit sehr groß."

15. September 2006
nzz.ch: Das KKW Forsmark steht weiter still - Startgenehmigung erst nach weiteren Massnahmen
   

mat. Stockholm, 15. September
Der Zwischenfall im Kernkraftwerk Forsmark von Ende Juli, der dazu beitrug, dass eine Zeitlang 5 der 10 schwedischen Reaktoren stillstanden, habe weder zu Schäden am Reaktor geführt noch habe je ein Risiko für eine radioaktive Emission bestanden, stellte die nationale Atomkraft-Aufsichtsbehörde SKI in ihrem Schlussbericht über den Vorfall fest, der nicht zuletzt in einer Reihe ausländischer Medien als Fast- Super-GAU dargestellt worden war. Die Kühlung des Reaktors habe die ganze Zeit über auf einem sicheren Niveau gelegen, und das Personal habe vorschriftsmässig gehandelt. Der Zwischenfall sei aber als ernsthaft einzustufen. Bevor die beiden stillstehenden Reaktoren in Forsmark wieder den Betrieb aufnehmen dürfen, müssen laut der SKI noch eine Reihe von Kriterien erfüllt sein.
Der Reaktor Forsmark 1 war nach einem Kurzschluss in einem Umspannwerk ausserhalb des Kraftwerks automatisch gestoppt worden. Weil nur 2 der 4 Notstromaggregate ansprangen, fielen unter anderem Anzeigen und die Lautsprecheranlage im Kontrollraum aus, und das Personal hatte zunächst keinen Überblick über die Situation. Erst nach chaotischen 23 Minuten konnten die beiden stillstehenden Aggregate manuell gestartet werden, woraufhin sich die Lage rasch normalisierte.
Vor einer neuerlichen Startgenehmigung fordert die SKI nun, dass das durch Batterien betriebene interne Netz des Kraftwerks gegen äussere Spannungspulse unempfindlich gemacht wird. Weiter muss die Notstromversorgung via Dieselmotoren in jeder Lage sichergestellt werden. Bemängelt wurde auch, dass der Zwischenfall den Kontrollraum lahmlegte. Vor einer neuerlichen Inbetriebnahme müsse gesichert sein, dass die Instrumente dort auch bei einem Stromausfall funktionierten. Auch die Gasturbine der Reaktoranlage müsse jederzeit vom Kontrollraum aus gestartet werden können, heisst es in der Anweisung der Behörde.
Auch die beiden Reaktoren des Kernkraftwerks Oskarshamn, die ein ähnliches Sicherheitssystem wie Forsmark besassen, waren seit dem Zwischenfall ausser Betrieb. Für einen der beiden Reaktoren hat der Betreiber nun nach einer Reihe von Änderungsmassnahmen den Antrag auf erneute Startgenehmigung gestellt, der von der SKI auch bewilligt wurde. Im Bericht kündigte die Behörde wegen der nun gemachten Erfahrungen ausserdem längerfristig eine breiter angelegte Überprüfung ihrer eigenen Richtlinien an. 
(Neue Züricher Zeitung)

14. September 2006
VERIVOX: Atomkraftwerk Forsmark bleibt aus Sicherheitsgründen vom Netz

Stockholm - Knapp zwei Monate nach dem Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark haben die Behörden eine neue Betriebsgenehmigung wegen Sicherheitsmängeln verweigert. Wie der zuständige Sprecher der Strahlenaufsicht SKI, Lennart Carlsson, am Donnerstag im Rundfunksender SR angab, muss der Betreiber des zum Vattenfall-Konzern gehörenden Kraftwerkes erst zusätzliche Auflagen erfüllen. Zwei der drei Forsmark-Reaktoren sowie zwei weitere Reaktoren in Schweden waren Ende Juli von SKI vom Netz genommen worden, nachdem es in Forsmark einen als ernst eingestuften Störfall gegeben habe.
Unter anderem verlangt die Behörde vor einer Betriebsgenehmigung die Installierung voneinander unabhängiger Stromversorgungssysteme für Dieselaggregate zur Notkühlung der Reaktoren. Zwei von vier dieser Aggregate waren am 26. Juli nach einem Kurzschluss nicht wie vorgesehen nach einem Reaktorstopp automatisch angesprungen. Der Kraftwerksbetreiber habe die unabhängigen Stromkreise erst im nächsten Jahr installieren wollen, teilte SKI mit.
Forsmark müsse erst "eine ganze Reihe Sicherheitsauflagen" erfüllen, ehe es eine neue Betriebsgenehmigung geben könne. SKI- Chefin Judith Melin sagte: "Es ist ja eine ernste Sache, dass man das eigene Sicherheitssystem anwenden musste und ein Teil der Stromversorgung für dieses Systems nicht funktioniert hat."
(dpa-Meldung, 14.09.2006 (17:46))

Netzeitung.de: Unsicher - Schwedisches AKW Forsmark bleibt vom Netz

Das schwedische Atomkraftwerk Forsmark kann auch zwei Monate nach einem Störfall nicht wieder in Betrieb gehen. Behörden verweigerten die Genehmigung wegen Sicherheitsmängeln.
Knapp zwei Monate ist es her, dass sich ein Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark ereignete. Doch auch jetzt bleibt es von Netz: Die Behörden haben eine neue Betriebsgenehmigung wegen Sicherheitsmängeln verweigert.
Wie der zuständige Sprecher der Strahlenaufsicht SKI, Lennart Carlsson, am Donnerstag im Rundfunksender SR sagte, muss der Betreiber des zum Vattenfall-Konzern gehörenden Kraftwerkes erst zusätzliche Auflagen erfüllen.
Zwei der drei Forsmark-Reaktoren sowie zwei weitere Reaktoren in Schweden waren Ende Juli von SKI vom Netz genommen worden, nachdem es in Forsmark einen als ernst eingestuften Störfall gegeben habe.
Unter anderem verlangt die Behörde vor einer Betriebsgenehmigung die Installierung voneinander unabhängiger Stromversorgungssysteme für Dieselaggregate zur Notkühlung der Reaktoren. Zwei von vier dieser Aggregate waren am 26. Juli nach einem Kurzschluss nicht wie vorgesehen nach einem Reaktorstopp automatisch angesprungen. Der Kraftwerksbetreiber habe die unabhängigen Stromkreise erst im nächsten Jahr installieren wollen, teilte SKI mit. (nz)

Kieler Nachrichten: „Störfall wie im Kernkraftwerk Forsmark ausgeschlossen“

Brunsbüttel (mir) Im Brunsbütteler Meiler könne sich ein Störfall wie im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark wegen Problemen beim Notstromsystem nicht ereignen. Das hat Dr. Lutz-Peter Brandes, Leiter des Kernkraftwerkes Brunsbüttel (KKB), erklärt.
„Die beiden Atomkraftwerke sind zwar gleichen Typs, sie weisen aber technische Unterschiede auf. Ein Störfall wie im schwedischen Kernkraftwerk ist hier ausgeschlossen“, betonte Dr. Brandes am Dienstagabend beim „Klönschnack am Deich“, den das KKB einmal im Jahr veranstaltet. Vertretern der heimischen Unternehmen und Institutionen soll hier ein Gesprächsforum in lockerer Atmosphäre geboten werden.
Bevor die weit mehr als 100 Gäste ausgiebig am Büfett plauderten, ging Dr. Brandes in seiner Begrüßungsansprache natürlich auf die aktuelle Diskussion um die Sicherheit des KKB ein, die durch den Störfall in Forsmark entfacht wurde. Der Verband Deutsche Umwelthilfe (DUH) hält den Atommeiler in Brunsbüttel für ein Sicherheitsrisiko und fordert die sofortige Abschaltung. Die Betreiberin, Vattenfall Europe, bestreitet, dass das Notstromsystem Sicherheitsmängel aufweist. Brunsbüttel habe eine gesicherte Notstromversorgung für alle denkbaren Störfälle. Dr. Brandes: „Erste Informationen, die uns aus Schweden über den Störfall vorliegen, haben wir als Grundlage genommen, um zu prüfen, ob hier etwas Vergleichbares passieren kann. Das ist aber nicht der Fall.“ Dieses Ergebnis teile auch die Aufsichtsbehörde, das Kieler Sozialministerium. Ein endgültiger Bericht des Sozialministeriums stehe allerdings noch aus.
Bei der neuesten Untersuchung der Anlage habe man an einer Stelle „etwas gefunden, was wir verbessern wollen“. „Dabei handelt es sich aber nicht um eine konzeptionelle Änderung, sondern wirklich nur um eine Detailfrage“, so Dr. Brandes.
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hat im Rahmen der Debatte um Brunsbüttel auf rechtliche Hürden hingewiesen, wenn die Laufzeit des Brunsbütteler Meilers durch Übertragung der Restlaufzeiten von jüngeren Kernkraftwerken verlängert werden soll. Würde die Übertragung von Restlaufzeiten nicht genehmigt, soll der Brunsbütteler Siedewasserreaktor im Jahr 2009 vom Netz gehen. Das ist im Atomkonsens vereinbart worden.
Dr. Lutz-Peter Brandes vermutet, dass Politiker die Diskussion um die Sicherheit des Brunsbütteler Meilers bewusst nutzen, um eine Verlängerung der Laufzeit zu verhindern.
Was kommt nach dem KKB?
Landrat Dr. Jörn Klimant ist der Ansicht, dass das KKB nicht vor Ablauf der jetzigen Laufzeit vom Netz gehen muss. „So lange die Botschaften des Betreibers so sind wie bisher, werte ich den Abschalttermin 2009 als realistisch“, sagte er. Man müsse sich aber auch im Interesse von Brunsbüttel rechtzeitig Gedanken darüber machen, was nach dem KKB kommen soll. „Der Begriff Kohlekraftwerk ist schon gefallen, aber es gibt derzeit noch keine konkreten Planungen.
(Dithmarscher Landeszeitung)

05. September 2006
taz: AKW-Panne: Geheime Gespräche

Neuer Zoff um das AKW Brunsbüttel: Union verhindert öffentliche Sitzung des Bundestagsausschusses für Reaktorsicherheit. Und in Kiel wächst der Druck auf Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD). Denn sie räumt Betreibern immer neue Fristen ein
"Unsere Geduld ist zu Ende", erklärt Sylvia Kotting-Uhl, umweltpolitische Sprecherin der Grünen. Vor einer Woche hatte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) einen Sicherheitsnachweis der Notstromversorgung des AKW Brunsbüttel gefordert. Eine Woche später ist dieser Nachweis immer noch nicht erbracht - trotzdem läuft Brunsbüttel weiter. Deshalb haben die Grünen eine Sondersitzung des Bundestagsausschusses für Umwelt und Reaktorsicherheit beantragt, die morgen stattfindet. "Wir wollen erreichen, dass Brunsbüttel sofort stillgelegt wird", so Kotting-Uhl zur taz. Alle Unterlagen hätten gezeigt, dass "der geforderte Sicherheitsnachweis nicht zu erbringen ist".
Pikant an der Sondersitzung ist, dass sie hinter verschlossenen Türen stattfinden wird. Zwar hatten die Bündnisgrünen Öffentlichkeit beantragt, "die CDU aber hat das verhindert", so Kotting-Uhl. Ein Skandal, wie Eva Bulling-Schröter von der Linkspartei findet: "Gerade weil das Thema die öffentliche Sicherheit betrifft, gehört es auch in die Öffentlichkeit", so die stellvertretende Ausschussvorsitzende. Die Linkspartei hat die Tagesordnung erweitert. "Neben Brunsbüttel wird es auch um das tschechische AKW Temelín und den Reaktor Isar II gehen", so Bulling-Schröter. Die Temelín-Betreiber mussten gerade den 91. Störfall seiner Geschichte einräumen. Im bayerischen Block Isar II - laut Bulling "baugleich zu Forsmark" - sei die Notkühlung mehrstündig ausgefallen.
"Die Sitzung ist nur anberaumt, damit Grüne und Linke die SPD weiter unter Druck setzen können", urteilt Horst Meyerhofer, der die FDP im Ausschuss vertritt. Deutsche AKWs gehörten zu den sichersten der Welt. In der SPD wiederum wundert man sich, dass die Grünen so lange gebraucht haben, die Folgen von Forsmark für sich zu entdecken. Die Grünen werfen der CDU "Heilige-Kuh-Mentalität" vor. Kotting-Uhl: "Die Sicherheit der Anwohner steht hinter der ideologisch verbohrten Haltung zu Atomstrom."
Vor einem vorschnellen Abschalten des AKW Brunsbüttel warnt dagegen der SPD-Energiepolitiker Marco Bülow. Klar sei, dass Sicherheit vorgehe. "Wenn man das AKW aber jetzt runterfährt, um - wie in Schweden - dann die Umstände weiter zu prüfen, gerät der Abschalttermin 2009 in Gefahr." Der sei kein "fixes Datum", sondern an "fixe Reststrommengen" gebunden.
Unterdessen wächst der Druck auf Schleswig-Holsteins Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD), oberste Atomaufseherin im nördlichsten Bundesland. "Wie lange will sich Frau Trauernicht noch von Vattenfall an der Nase herumführen lassen", fragt Rainer Baake, seit gestern neuer Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe. Baake, der Staatssekretär von Umweltminister Trittin war, verlangte von Trauernicht, "unverzüglich eine aufsichtliche Anordnung mit einer klaren, knappen Frist zu erlassen". Sollte die Frist wiederum verstreichen, ohne dass der Konzern Sicherheitsnachweise liefert, "muss das AKW stillgelegt werden".

28. August 2006
Deutsche Umwelthilfe:
Schwedischer Experte sieht weiteren Kärungsbedarf über Forsmark-Störfall – Deutsche Umwelthilfe fordert Vattenfall zur sofortige Abschaltung des Problemreaktors Brunsbüttel auf

Pressemitteilung
28.08.2006, 14:37 Uhr
Berlin, 28. August 2006: Nach einer vom Forsmark-Betreiber Vattenfall bestellten Stellungnahme der „Königlichen Technischen Hochschule“ (KTH) in Stockholm besteht bezüglich des schweren Störfalls in Block 1 des Siedewasserreaktors am 25. Juli weiterer dringender Klärungsbedarf. Mit der Stellungnahme an Bengt Jansson, dem „Produktionschef Forsmark I“, die der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH) vorliegt, reagiert Hans-Peter Nee, Professor für Kraftwerkselektronik an der KTH auf einen Bericht des Wechselrichterherstellers AEG Power Supply Systems, den dieser gegenüber dem Forsmark-Betreiber abgegeben hatte. Insbesondere sei ungeklärt, warum zwei von vier Systemen der „unterbrechungslosen Stromversorgung“ (UPS, Uninterruptable Power Supplies) versagten, die anderen beiden baugleichen Systeme die von einem Kurzschluss im umgebenden Stromnetz ausgelöste Spannungsschwankung jedoch schadlos überstanden. Bevor die Ursache für diesen ungewöhnlichen Befund nicht im Detail geklärt sei, rät der KTH-Experte dringend davon ab, an den fraglichen Wechselrichtern irgendwelche Änderungen vorzunehmen. Andernfalls könnten solche Veränderungen andere, bislang unbekannte Konsequenzen nach sich ziehen.
„Wenn Vattenfall als Betreiber von Forsmark nicht die Ursache des Störfalls erklären kann – wie soll man das schwedische Atomkraftwerk so umbauen können, dass ein derartiger Störfall nicht erneut eintritt oder gar eine neue Fehlerquelle eingebaut wird? Und wie kann Vattenfall den Nachweis führen, dass so ein Störfall in Brunsbüttel nicht möglich ist, wenn die Fehlerursache in Forsmark nicht eindeutig geklärt ist? Wie lange lassen sich die deutschen Atomaufsichtsbehörden vom Brunsbüttel-Betreiber Vattenfall Europe wechselnde Versionen der Übertragbarkeit oder Nicht-Übertragbarkeit des Forsmark-Störfalls präsentieren?“, fragt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. „Obwohl nicht einmal in Schweden die Ursache des Störfalls zweifelsfrei feststeht und auch in Brunsbüttel offenbar Teile des Sicherheitssystems von der Funktionstüchtigkeit von Wechselrichtern abhängen, ist Vattenfall immer absolut sicher, dass in Brunsbüttel ein Versagen des Notstromsystems ausgeschlossen ist.“
Nach dem überraschenden Eingeständnis am Freitag den 24.8.2006, das Bundesumweltministerium und das für die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein zuständige Sozialministerium bisher nicht korrekt über die Probleme der Notstromversorgung im Siedewasserreaktor Brunsbüttel unterrichtet zu haben, forderte die Deutsche Umwelthilfe vom Betreiber Vattenfall Europe die sofortige Abschaltung des Problemreaktors. Anlässlich einer Sitzung des Ausschusses „Elektrische Einrichtungen“ der Reaktorsicherheitskommission (RSK) der Bundesregierung hatte Vattenfall entgegen früheren Einlassungen überraschend erklärt, dass Teile des Notstromsystems doch wie in Forsmark auf Wechselstrom angewiesen seien. Nach einem Ausfall bestimmter Wechselrichter wäre auch das Kraftwerk Brunsbüttel nur noch eingeschränkt steuerbar.
Sollte Vattenfall Europe den Problemreaktor an der Elbe nicht sofort abschalten, und zwar solange seine Sicherheit nicht zweifelsfrei nachgewiesen ist, stelle sich massiv die Frage nach der im Atomgesetz verlangten Zuverlässigkeit des Brunsbüttel-Betreibers.

taz: Vattenfalls doppelte Havarie

KOMMENTAR VON NICK REIMER
Mag ja sein, dass die Betreiber von Atomkraftwerken diesen ihren Grundsatz selber glauben: "Deutsche Atomkraftwerke sind die sichersten der Welt." Wer aber kann den deutschen AKW-Betreibern noch etwas glauben? Reflexhaft hatten Eon, Vattenfall und Co nach der Havarie in der schwedischen Anlage Forsmark erklärt, solcherlei sei hierzulande ausgeschlossen. Jetzt musste Vattenfall einräumen, dass Teile des Notstromsystems seines AKWs Brunsbüttel den fehlerhaften Geräten in Forsmark gleichen.
Die Akzeptanz einer Hochrisikotechnologie hängt maßgeblich davon ab, dass keinerlei Zweifel am Verantwortungsbewusstsein der Betreiber bestehen. Wenn ein Betreiber erklärt, technische Übereinstimmungen zu einem havarierten Reaktor gebe es nicht, muss diese Aussage für Politik und Stromverbraucher richtig sein. Schließlich folgt auf solch eine Erklärung, dass nichts folgt: Weil es keine Übereinstimmung gibt, muss man Probleme wie im schwedischen AKW Forsmark weder simulieren noch sicherheitstechnisch berücksichtigen.
Es bedurfte eines Expertengremiums der Reaktorsicherheitskommission, um Vattenfall der Lüge zu überführen. Das bedeutet: Deutsche Atomkraftwerke sind genauso zuverlässig wie ihre Betreiber. Offenbar brauchte Forsmark-Betreiber Vattenfall fünf Wochen, um bei Brunsbüttel-Betreiber Vattenfall erhebliche sicherheitstechnische Übereinstimmungen zu finden. In Schweden legte die dortige Reaktorsicherheitskommission sofort nach dem Störfall alle bauverwandten AKWs still. In Deutschland läuft Brunsbüttel immer noch.
Es kann sein, dass kein AKW mit einem anderen exakt baugleich ist. Es kann sein, dass in Brunsbüttel keine akute Gefahr besteht. Und es kann natürlich auch sein, dass Brunsbüttel ein weiteres Sicherheitssystem hat. Aber die schlampige oder hinterlistige Informationspolitik des Energiemultis verdient eine angemessene Reaktion. In Deutschland kann die Betriebserlaubnis für ein AKW entzogen werden, wenn Zweifel an der Zuverlässigkeit des Betreibers aufkommen. Angesichts der möglichen Gefahren ist dies eine angemessene Konsequenz. Sie sollte auch für Vattenfall gelten.

27. August 2006
Financial Times Deutschland:
AKW-Panne in Schweden war vermeidbar

Der Störfall im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark hätte durch einen besseren Informationsaustausch mit den Kraftwerksbetreibern in Finnland zum Teil verhindert werden können. Nach Recherchen der FTD wurde im typgleichen finnischen Kraftwerk Olkiluoto schon vor Jahren eine der Forsmark-Schwachstellen erkannt und beseitigt.
Wir wollten eine verlässlichere Messeinrichtung. Die neue war besser", sagte Olkiluoto-Betriebsleiter Mikko Kosonen am Freitag der FTD. Darum wurden in den beiden Meilern Olkiluoto 1 und 2 in den Jahren 2003 bis 2005 die Drehzahlmesser an den Notstromgeneratoren ausgetauscht und dabei von Wechsel- auf Gleichstrom umgestellt. Die alten Drehzahlmesser hatten Probleme jenseits der Stromversorgung aufgewiesen.
Im schwedischen Forsmark hatte der Ausfall der Drehzahlmesser dazu geführt, dass zwei von vier Notstromaggregaten nicht ansprangen. Bis Ende letzter Woche waren die Erfahrungen der finnischen Kollegen beim Forsmark-Betreiber Vattenfall nicht bekannt.
Der Forsmark-Störfall hat gravierende Auswirkungen auf die europäischen Kernkraftbetreiber. Der Stillstand von vier Kraftwerken in Schweden kostet täglich Millionen. Wegen der aufgeflammten Sicherheitsdiskussion verzichten die deutschen Betreiber laut Presseberichten auf Versuche, durch einen Ringtausch den Fahrplan für den Atomausstieg auszuhebeln.
Kein Informationsaustausch
Die Betreiber hatten Anfang August klargemacht, dass sie keine Notwendigkeit sehen, ein eigenes schnelles Informationssystem aufzubauen. Die Deutschland-Tochter des Forsmark-Betreibers Vattenfall hatte dabei auf ein existierendes staatliches Informationssystem verwiesen. Kein Betreiber sah Optimierungsbedarf.
Am Freitag teilte Forsmark-Betreiber Vattenfall mit, dass ihm die Verbesserungen an den finnischen Kraftwerken nicht bekannt seien. "Wir haben von Sicherheitsverbesserungen in Olkiluoto nach dem Jahr 2000 nichts gehört", sagte Sprecher Claes-Inge Andersson auf Anfrage. "Wir hatten in den 90er Jahren eine grundsätzliche Diskussion über diese Fragen. Danach hat nach unserem Wissen in Olkiluoto nichts mehr stattgefunden."
Auch deutsche Kraftwerksbetreiber bestätigten am Freitag, dass ihnen die Sicherheitsverbesserungen in Olkiluoto nicht bekannt seien. Es gebe dazu keinen geregelten Informationsaustausch.
Vattenfall musste am Donnerstag einräumen, dass entgegen bisherigen Aussagen wie in Forsmark auch im Reaktor Brunsbüttel im Notstromfall ein Teil der Überwachung auf Wechselstrom angewiesen ist. Das Umweltministerium forderte daraufhin Sicherheitsnachweise.
Der Ausfall der Drehzahlmesser an den Notstromaggregaten stand in Forsmark am Ende einer ganzen Kette von Störfällen und Fehlern. Zuvor hatte sich das Kraftwerk nach einem Kurzschluss nicht rechtzeitig vom Netz getrennt und die gestörte Turbine für gefährliche Überspannungsimpulse gesorgt. "Diesen Fall hat niemand vorhergesehen, und deshalb ist er bei der Konstruktion der deutschen Kraftwerke auch nicht bedacht worden", heißt es in der Branche. Es gibt keine Computermodelle, an denen simuliert werden könnte, wie die Elektrik deutscher Kraftwerke auf solche Impulse reagieren würde.

26. August 2006
taz: Schwedische Atomaufsicht hält sich wg. Forsmark bedeckt

SKI will sich nicht zum Störfall in Forsmark äußern. Die deutschen Kollegen halten ihn für gravierender als vermutet
STOCKHOLM taz Das schwedische AKW Forsmark sorgt weiter für Wirbel. In einem neuen Bericht bewerten die Deutsche Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) und das Öko-Institut die Panne gravierender als bisher vermutet. Demnach soll nicht nur ein Defekt bei der Notstromversorgung, sondern eine ganze Reihe von Fehlern die Störung verursacht haben. Die schwedische Strahlenschutzbehörde SKI wehrt sich unterdessen gegen voreilige Schlüsse. Insbesondere weist sie die Bewertung "gefährlichster Zwischenfall in der Geschichte der schwedischen Kernkraft" zurück. So hatte unter anderem der Vorsitzende des SKI-Beratergremiums für Reaktorsicherheit, Professor Björn Karlsson (taz v. gestern) den Forsmark-Störfall bewertet. Von einigen deutschen Medien war diese Einschätzung fälschlicherweise zu einer offiziellen Behördenstellungnahme gemacht worden.
Die SKI geht nicht inhaltlich auf die Meinung des Vorsitzenden ihres wichtigsten Beratungsgremiums ein, sondern kritisiert indirekt: "Bewertungen und Vergleiche mit anderen in- und ausländischen Störfällen sind nicht aktuell." Was die Analyse des Störfallberichts des Reaktorbetreibers Vattenfall und die eigene Analysearbeit angehe, so sei frühestens kommende Woche mit einer ersten offiziellen Stellungnahme zu rechnen. Wobei man zu Detailfragen auch um Unterstützung durch ausländische Schwesterbehörden gebeten habe.
Der SKI wird von Atomkraftkritikern schon lange eine zu große Nähe zu den Interessen der Reaktorbetreiber und ein blindes Vertrauen in deren Sicherheitsarbeit vorgeworfen. So wurde gestern bekannt, dass Vattenfall den Störfallreaktor im Frühjahr offenbar über mehrere Wochen mit dem - unerlaubt hohen - Effekt von 110 Prozent gefahren hatte. Die Entschuldigung des Betreibers: Die Messinstrumente seien defekt gewesen. Bis heute hat die SKI nicht mit strengeren Kontrollen reagiert, sondern "ermittelt" noch.
Offene Kritik zum Umgang mit dem Forsmark-Störfall musste die SKI sich nicht nur von unabhängigen Atomkrafttechnikern, sondern auch aus den norwegischen und finnischen Strahlenschutzbehörden gefallen lassen. Die Behörde hatte auch nach dem 25. Juli zunächst nichts getan und ließ erst, nachdem Medien das Thema aufgegriffen hatten, die drei anderen dem Forsmark-Reaktor bauähnlichen Reaktoren stilllegen. Das hatte Schwedens Umweltministerin Lena Sommestad veranlasst, eine internationale Untersuchung anzuregen. Dieses mangelnde Vertrauen in die Bereitschaft oder Fähigkeit von SKI, den Störfallursachen wirklich auf den Grund zu gehen, brachte sie in dieser Woche erneut mit der Ankündigung zum Ausdruck, die Regierung müsse wohl aktiv werden. Erneut schlug sie eine unabhängige Untersuchung vor.
Die SKI gab gestern in einer Presseerklärung nun doppeldeutige Signale: Einerseits wird es als "schwerwiegend" eingeschätzt, "dass Sicherheitssysteme, die voneinander unabhängig sein sollen, technisch nicht ausreichend abgeschirmt waren". Andererseits ergehen sich die Experten in allgemeinen Belehrungen darüber, dass es in der Welt der Atomkraft wie in der Flugzeugindustrie sei und man eben aus Unfällen lernen müsse. Das läuft auf das "Trial-and-Error-Prinzip hinaus - keine beruhigenden Aussichten.

25. August 2006
Deutsche Umwelthilfe: EILMELDUNG: Vattenfall gesteht Falschaussagen zu AKW Brunsbüttel

Pressemitteilung
25.08.2006, 20:12 Uhr
Deutsche Umwelthilfe fordert die sofortige Abschaltung

Berlin, 25. August 2006: Nach dem Eingeständnis, das Bundesumweltministerium und das für die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein zuständige Sozialministerium bisher nicht korrekt über die Probleme der Notstromversorgung im Siedewasserreaktor Brunsbüttel unterrichtet zu haben, fordert die Deutsche Umwelthilfe vom  Betreiber Vattenfall Europe die sofortige Abschaltung des Meilers. Anlässlich einer Sitzung des Ausschusses „Elektrische Einrichtungen“ der Reaktorsicherheitskommission (RSK) der Bundesregierung hatte Vattenfall entgegen früheren Einlassungen überraschend erklärt, dass Teile des Notstromsystems doch wie in Forsmark auf Wechselstrom angewiesen seien. Nach einem Ausfall bestimmter Wechselrichter wäre auch das Kraftwerk Brunsbüttel nur noch eingeschränkt steuerbar.
„Die Aussage der Vattenfall-Verantwortlichen, das Atomkraftwerk Brunsbüttel sei trotzdem sicher, reicht nach dieser Kehrtwende nicht mehr aus. Der Meiler muss sofort stillgelegt werden, und zwar solange seine Sicherheit nicht zweifelsfrei nachgewiesen ist“, sagte Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH). Der Vorgang bestätige auf ganzer Linie die seit Jahren intern vorgetragenen Bedenken mit dem Meiler befasster Fachleute, die in Brunsbüttel ein Sicherheitsleitsystem diagnostiziert hatten, das nicht annähernd dem heutigen Stand der Technik entspräche. Außerdem zeige sich, dass die Behauptung, der Störfall von Forsmark könne nicht „eins-zu-eins“ auf deutsche Anlagen übertragen werden, eher der Vernebelung als der Klärung diene. „Diese Aussage ist so richtig, wie banal – über die Robustheit der Sicherheitseinrichtungen deutscher Reaktoren sagt er nichts. Das Sicherheitssystem von Brunsbüttel ist unterdimensioniert und gerade deshalb überkomplex“, so Resch.
Nachdem Vattenfall zunächst „objektive Falschaussagen“ über die Unabhängigkeit der Brunsbüttel-Sicherheitssysteme von Wechselrichtern verbreitet habe, stelle sich zum wiederholten Mal die Frage nach der im Atomgesetz von den Betreibern von Atomanlagen zwingend geforderten Zuverlässigkeit. Resch erinnerte daran, dass das Atomkraftwerk Brunsbüttel im Dezember 2001 Schauplatz einer schweren Wasserstoffexplosion in unmittelbarer Nachbarschaft des Reaktordruckbehälters gewesen sei. Damals hatte der Reaktorbetreiber das Kraftwerk zwei Monate weiterlaufen lassen, ehe das ganze Ausmaß des Unfalls bei einer Begehung des Sicherheitsbehälters ans Licht gekommen sei. In der Folge sei der Kraftwerksleiter ausgewechselt worden.
Die DUH hatte am 16. August 2006 die Defizite im Sicherheitssystem des Atomkraftwerks Brunsbüttel öffentlich gemacht und zum Beleg aus internen Dokumenten zitiert.

Sueddeutsche.de: Forsmark-Panne war größer als gedacht

Der Betreiber des schwedischen Kernkraftwerks Forsmark hat "eine Kette von Pannen" eingeräumt. Die Deutsche Gesellschaft für Reaktorsicherheit deckte in einer Studie ebenfalls viele Fehler auf und fordert die Prüfung deutscher Kraftwerke.
Der Störfall im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark war gravierender als bislang vermutet. Zu diesem Schluss kommt ein Bericht der Deutschen Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS), welcher der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Demnach lag in dem Reaktor nicht allein eine Panne bei der Notstromversorgung vor. Vielmehr hat offenbar eine ganze Reihe von Fehlern dazu geführt, dass die Notstromaggregate in Betrieb gehen mussten.
Auch in Schweden wird der Störfall inzwischen kritischer gesehen: Das Bild habe sich ,,durch die Klärung von Einzelheiten deutlich verschlechtert‘‘, sagte Björn Karlsson, Chef des Reaktorsicherheitsausschusses bei Schwedens Strahlenschutzbehörde SKI, am Donnerstag dem Rundfunksender SR.
Reaktor zu spät vom Netz getrennt
Ende Juli war Block 1 des Kernkraftwerks überraschend abgeschaltet worden. Zuvor hatte es im Stromnetz, das den Strom vom Reaktor wegtransportiert, einen Kurzschluss gegeben. Üblicherweise werden Reaktoren in solchen Fällen heruntergefahren. Sie produzieren dann nur noch so viel, wie sie für die eigene Versorgung brauchen.
In Forsmark war dies nicht reibungslos gelungen. So sei der Reaktor ,,später als vorgesehen‘‘ vom Netz getrennt worden, heißt es in dem Bericht, den die GRS zusammen mit dem Öko-Institut für das Bundesumweltministerium erstellt hat. Anschließend seien beide Turbinen ausgefallen - die eine möglicherweise wegen mangelnder Ölversorgung, die andere aus ,,bislang nicht bekannter Ursache‘‘.
Um den Reaktor dennoch mit Strom zu versorgen, sollte zunächst ein Reservestromnetz angezapft werden. Erst als das misslang, sollten Dieselgeneratoren die Notstromversorgung übernehmen. Hier aber fielen die Wechselrichter bei zwei von vier Generatoren aus - und legten die Überwachungswarte lahm.
Zu ähnlichen Erkenntnissen kommt ein Bericht, den Forsmark-Betreiber Vattenfall Anfang der Woche der Strahlenschutzbehörde SKI vorgelegt hatte. Demzufolge ist das Versagen der Dieselgeneratoren nicht - wie zuerst angenommen - auf die Wechselrichter zurückzuführen, sondern auf eine Kette von Pannen. Das Bauteil der Firma AEG hat nach dem Bericht korrekt funktioniert, es war aber falsch eingestellt. Deshalb wurde es von einem Stromstoß lahmgelegt, der auf den Kurzschluss im Stromnetz zurückging.
Sondersitzung des Umweltausschusses abgesagt
Bislang allerdings waren die deutschen Behörden vor allem der Frage nachgegangen, inwieweit die Notstromversorgung hiesiger Reaktoren ähnlich geregelt ist wie in dem schwedischen. Die Länder holten die Information bei den Kraftwerksbetreibern ein und gaben anschließend Entwarnung.
Der neue Bericht kommt nun zu dem Schluss: ,,Die Länderumfrage und die entsprechenden Antworten decken noch nicht alle Aspekte ab.‘‘ Eine Bewertung der Übertragbarkeit sei ,,noch nicht in allen Punkten möglich‘‘.
Auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) verlangte am Donnerstag eine lückenlose Aufklärung des Vorfalls. Die DUH hatte in der vorigen Woche eine Studie vorgelegt, derzufolge auch die Notstromversorgung des Kernkraftwerks Brunsbüttel vor einem ähnlichen Störfall nicht gefeit sei.
Eine Sondersitzung des Umweltausschusses, wie ihn die Grünen daraufhin verlangt hatten, war von den Koalitionsfraktionen abgelehnt worden. Dies sei ,,ein Skandal‘‘, sagte Grünen-Fraktionschefin Renate Künast. Dagegen meinte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD): ,,Wenn die Grünen Informationsbedarf zu Forsmark und Brunsbüttel haben, mögen sie sich bei mir melden.‘‘ Dazu bedürfe es keiner aufwändigen Sondersitzung in den Parlamentsferien.
(Süddeutsche Zeitung)

VERIVOX: Behörden verstärken Kritik an Sicherheitsmängeln in Forsmark

Stockholm/München - Die schwedischen Behörden haben am Donnerstag ihre Kritik an Sicherheitsmängeln bei dem Störfall im Atomreaktor Forsmark erheblich verstärkt und neue Anforderungen an die Betreiber gestellt. Wie die staatliche Strahlenschutzbehörde SKI am Donnerstag in Stockholm mitteilte, dürfen alle vier nach dem Störfall am 26. Juli stillgelegten Reaktoren erst nach ausdrücklichen neuen Betriebsgenehmigungen durch SKI wieder ans Netz gehen. Bisher galt diese Bestimmung nur für den vom Störfall direkt betroffenen Reaktor 1 in Forsmark.
Der Störfall war gravierender als bislang vermutet. Zu diesem Schluss kommt auch ein Bericht der Deutschen Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS), welcher der Süddeutschen Zeitung (Freitagausgabe) vorliegt. Demnach lag in dem Reaktor nicht allein eine Panne bei der Notstromversorgung vor. Vielmehr hat offenbar eine ganze Reihe von Fehlern dazu geführt, dass die Notstromaggregate in Betrieb gehen mussten.
Am 26. Juli war Block 1 des Kernkraftwerks überraschend abgeschaltet worden. Zuvor hatte es im Stromnetz, das den Strom vom Reaktor wegtransportiert, einen Kurzschluss gegeben. Üblicherweise werden Reaktoren in solchen Fällen heruntergefahren. Sie produzieren dann nur noch so viel, wie sie für die eigene Versorgung brauchen.
In Forsmark war dies nicht reibungslos gelungen. So sei der Reaktor, "später als vorgesehen", vom Netz getrennt worden, heißt es in dem Bericht, den die GRS zusammen mit dem Öko-Institut für das Bundesumweltministerium erstellt hat. Anschließend seien beide Turbinen ausgefallen - die eine möglicherweise wegen mangelnder Ölversorgung, die andere aus "bislang nicht bekannter Ursache". Um den Reaktor dennoch mit Strom zu versorgen, sollte zunächst ein Reservestromnetz angezapft werden. Erst als das misslang, sollten Dieselgeneratoren die Notstromversorgung übernehmen. Hier aber fielen die Wechselrichter bei zwei von vier Generatoren aus - und legten die Überwachungswarte lahm.
SKI hatte den Fall als "ernst" auf Stufe Zwei der siebenstufigen Störfallskala für Kernkraftwerke eingestuft und auch den Stopp von drei weiteren Siedwasserreaktoren gleicher Bauart verfügt. Dazu gehört neben Forsmark 2 auch das vom deutschen E.ON-Konzern betriebene Kraftwerk Oskarshamn mit zwei Reaktoren.
Der Chef des Reaktorsicherheitsausschusses bei der Strahlenschutzbehörde, Björn Karlsson, sagte im Rundfunksender SR, das Bild über die Reaktorsicherheit habe sich durch die inzwischen vollzogene Klärung des Ablaufs "deutlich verschlechtert". Er sagte, das Versagen von zwei der vier Notgeneratoren nach dem Herunterfahren eines Reaktors sei "der schlimmste Vorfall in der Geschichte der Atomkraft in Schweden" gewesen.
In einem Brief an den zum schwedischen Vattenfall-Konzern gehörenden Betreiber der Forsmark-Anlage hieß es, dass nach bisherigem Kenntnisstand unter anderem durch den Kurzschluss vor dem Reaktorstopp Signale auf den Kontrollschirmen ausgefallen seien. Besonders schwerwiegend sei es, dass zwei voneinander unabhängig arbeitende Notaggregate durch denselben Kurzschluss außer Betrieb gesetzt worden seien. Auch habe das Alarmierungssystem nicht funktioniert. Die Kühlung für den gestoppten Reaktor wurde von zwei anderen der insgesamt vier Notaggregate übernommen, die wie vorgesehen automatisch ansprangen.
Zu ähnlichen Erkenntnissen kommt ein Bericht, den Forsmark- Betreiber Vattenfall Anfang der Woche der Strahlenschutzbehörde SKI vorgelegt hatte. Demzufolge ist das Versagen der Dieselgeneratoren nicht - wie zuerst angenommen - auf die Wechselrichter zurückzuführen, sondern auf eine Kette von Pannen. Das Bauteil der Firma AEG hat nach dem Bericht korrekt funktioniert, es war aber falsch eingestellt. Deshalb wurde es von einem Stromstoß lahm gelegt, der auf den Kurzschluss im Stromnetz zurückging.
Von Schwedens zehn Atomreaktoren, aus denen knapp die Hälfte des Strombedarfs gedeckt wird, laufen derzeit nur sechs. Die zu Vattenfall gehörende Forsmark Kraftgrupp muss bis 6. September einen Abschlussbericht über den Störfall vorlegen. Bis dahin werde es keine Betriebsgenehmigung für die vier stillgelegten Reaktoren geben.
(dpa-Meldung, 25.08.2006 (09:14))

Nachrichtenagentur Reuters: Störfall in AKW Forsmark schwerwiegender als vermutet

Berlin (Reuters) - Der Störfall im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark Ende Juli war nach einem Zeitungsbericht schwerwiegender als bisher vermutet.
Zu diesem Schluss komme ein Bericht der Deutschen Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS), berichtete die "Süddeutsche Zeitung". Demnach lag in dem Reaktor nicht allein eine Panne bei der Notstromversorgung vor. Vielmehr hat offenbar eine ganze Reihe von Fehlern dazu geführt, dass die Notstromaggregate in Betrieb gehen mussten.
In dem Vattenfall-Reaktor Forsmark 1 waren am 25. Juli Probleme bei der Stromversorgung aufgetreten. Nach einem Stromausfall waren unter anderem zwei von vier Notstromaggregaten nicht angesprungen. In schwedischen Medienberichten hatte es geheißen, der Reaktor habe kurz vor der Kernschmelze gestanden. Forsmark 2 war nach dem Störfall ebenfalls vom Netz genommen worden.
Das Blatt schrieb, der GRS-Bericht komme zu dem Ergebnis, dass noch nicht geklärt sei, ob ein Unfall wie in Schweden auch in Deutschland möglich sei. Die Antworten der Kernkraftwerksbetreiber auf eine Umfrage der Bundesländer hätten diesbezüglich noch nicht alle Aspekte abgedeckt.
(Fr Aug 25, 2006 7:27 MESZ)

Landesregierung Schleswig-Holstein ( Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren)

Pressemitteilung veröffentlicht am: 25.08.2006
Forsmark-Störfall: Untersuchungen in Schleswig-Holstein dauern an

Kiel. Der Störfall im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark I hat bisher keine Erkenntnisse erbracht, die Stilllegungen oder Betriebseinschränkungen für die drei Kernkraftwerke in Schleswig-Holstein notwendig machen. Dies teilte Sozialministerin Trauernicht am 25. August in Kiel mit. Die von der Reaktorsicherheitsbehörde initiierten umfangreichen gutachterlichen Untersuchungen würden jedoch fortgesetzt, zumal die schwedische Atomaufsicht den dortigen Störfall inzwischen ernster als zunächst angenommen einschätze. Auch aus diesem Grunde sei eine umfassende Auslegungsuntersuchung der elektrischen Einrichtungen in jedem der drei schleswig-holsteinischen Kernkraftwerke unerlässlich.
Um eine zuverlässige Nachwärmeabfuhr aus einem Reaktor auch bei Störfällen zu gewährleisten, ist die Funktionsfähigkeit der Notstromversorgung sicherzustellen. Die für ähnliche elektrische Überspannungsimpulse geforderte "Robustheit" der elektrischen Energieversorgungsanlagen wird unter anderem nach Beratungen der Reaktorsicherheitskommission (RSK) am 24. August erneut Gegenstand von weiteren Untersuchungen sein. Für die drei schleswig-holstei­nischen Anlagen, die man drei verschiedenen Kernkraftwerksgenerationen mit unterschiedlichen Auslegungsmerkmalen zuordnen kann, wird diese Überprüfung von der schleswig-holsteinischen Reaktorsicherheitsbehörde bereits seit dem 3. August in Zusammenarbeit mit den kerntechnischen Sachverständigenorganisationen durchgeführt. Damit soll insbesondere die getroffene Risikovorsorge im auslegungsüberschreitenden Bereich in den Blick genommen werden. Weitergehende Untersuchungen aufgrund der Erkenntnisse aus der RSK-Sitzung werden in enger Abstimmung mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit veranlasst.

derStandard.at: Greenpeace fordert rasche und unabhängige Überprüfung von AKW-Störfällen

GRS-Bericht bestätigt Greenpeace bei AKW Forsmark
Eimal mehr haben Sicherheitsbehörden und AKW-Betreiber nach der Überprüfung durch unabhängige Institute die Schwere eines AKW-Unfalls nach oben korrigieren müssen. "Solange die öffentliche Aufmerksamkeit für einen AKW-Unfall groß ist, gibt es nur die Beschwichtigungen der AKW-Betreiber, erst danach, wenn sich die Aufregung gelegt hat, kommt die ganze Wahrheit ans Licht", kritisiert Greenpeace-Atomexperte Erwin Mayer.
Bereits in der Vergangenheit mussten wiederholt Zwischenfälle bei Atomkraftwerken Monate später auf der INES-Skala nach oben korrigiert werden. Etwa im bulgarischen AKW Kozloduj am 1. März dieses Jahr von Null auf Stufe Zwei. "Aber auch diese INES-Skala der IAEO sagt nichts über die Nähe des schwedischen Unfalls zu einer Kernschmelze oder gar zum Super-Gau aus", betont Mayer. Die Einstufung der Störfallklasse 2 suggeriert einen falschen, weil großen Abstand zum Super-Gau, der Stufe 7. "Wenige Minuten nach dem Unfall hätte der Reaktor in Forsmark jedoch völlig außer Kontrolle geraten können."
Knapp am Super-Gau vorbei
Die aktuellen Ergebnisse der Untersuchung der deutschen Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) und die zusätzlichen Auflagen selbst der schwedischen Behörde für Reaktorsicherheit SKI zeigen laut Greenpeace, wie knapp dieser Unfall an einem Super-Gau wie in Tschernobyl war. "In Zukunft müssen Erstuntersuchungen und Einstufung der Unfallschwere durch unabhängige Experten und nicht durch die AKW-Betreiber selbst bzw. die nationalen Atomaufsichtsbehörden erfolgen. Denn beide brauchen die Atomkraft, die einen aus Profitinteresse, die anderen zur Legitimation ihrer Existenz. Nicht zuletzt muss die Rolle der Atomkraft befürwortenden Internationalen Atomenergiebehörde IAEO und deren Unfallskala INES überdacht und neu definiert werden." (red)

24. August 2006
taz: Atom: Störfall in Forsmark war doch ernst

STOCKHOLM taz Der Störfall im AKW Forsmark war "ernster als zunächst angenommen". Björn Karlsson, Chef des Reaktorsicherheitsausschusses bei der Strahlenschutzbehörde (SKI), erklärte zum Störfallbericht, "das Bild hat sich durch Klärung von Einzelheiten deutlich verschlechtert". Besonders beunruhigend sei, "dass ein und dasselbe Ereignis gleich mehrere Sicherheitssysteme außer Funktion gesetzt hat". Umweltministerin Leni Sommerstad kündigte gestern "praktische Konsequenzen" an. Die SKI hatte nach dem Störfall vier der zehn AKWs abschalten lassen. Über neue Betriebsgenehmigung soll erst nach den Untersuchungen entschieden werden.

taz: Vattenfall setzt auf kleine Lösung

Der Betreiber des Atomreaktors Forsmark will die Schwachstellen durch Nachjustieren beheben. Für den Störfall seien aber AEG und menschliche Fehler verantwortlich
STOCKHOLM taz  Ursache für den Beinahe-GAU in dem schwedischen Atomkraftwerk Forsmark am 25. Juli war "eine Fehlerkette, die sich unerwartet über mehrere Barrieren hinweg fortpflanzte". Das schreibt der Reaktorbetreiber, der Energiekonzern Vattenfall, in seinem erst jetzt und auch nur teilweise veröffentlichten Störfallbericht.
Ausgangspunkt der Fehlerkette soll ein Kurzschluss in der äußeren Stromversorgung gewesen sein, den die Vattenfall-Experten auf "in mehrfacher Hinsicht nicht korrekt durchgeführte" Arbeiten zurückführen - und damit auf menschliche Fehler. Durch Fehlkopplungen an einem Stellwerk hätten Arbeiter der Stromnetzfirma einen Lichtbogen mit anschließendem Kurzschluss verursacht, der die Stromversorgung des Reaktors lahmlegte. Damit wurde die automatische Schnellabschaltung ausgelöst. Die interne Stromversorgung, die den Betrieb der Kühlpumpen sicherstellen sollte, sei jedoch nicht ordnungsgemäß in Gang gekommen. Grund - also Fehlerquelle Nummer zwei - war, dass bei Servicearbeiten im Jahr 2005 Plus- und Minuspol von Komponenten vertauscht worden waren. Aufgefallen war dies bis dato nicht, weil sie nie getestet worden waren. Als dritte und zentrale Fehlerquelle nennt Vattenfall eine von AEG gelieferte Anlage zur unterbrechungsfreien Stromversorgung, eine so genannte USV. Diese hatte die Stromspannungen, die als Folge der vorausgegangenen Fehlfunktionen auftraten, nicht verkraftet. Die Sicherungen flogen raus. Deshalb kamen nur zwei der vier Hilfsgeneratoren in Gang.
Warum die USV die Spannungen nicht aushielt, ist nach wie vor umstritten. In einer Presseerklärung behauptet AEG Power Supply Systems, die Anlage habe "im Rahmen der vorgegebenen Spannungsgrenzwerte einwandfrei funktioniert". Laut Vattenfall haben Tests jedoch ergeben, dass die USV nur bei einem Intervall zwischen 85 und 110 Prozent der nominellen Stromspannung problemlos laufe. Bei dem Störfall war die Spannung schnell von einem relativ niedrigen auf ein sehr hohes Niveau von rund 120 Prozent gestiegen.
Vattenfall will es sich nun einfach machen: Der Reaktor soll mehr verkraften als bisher. Der Energiekonzern schlägt der Atomaufsichtsbehörde SKI vor, den Spannungsgrenzwert neu auf eine Spitzentoleranz von 120 Prozent einzustellen. Unklar ist jedoch, ob das tatsächlich am 25. Juli den USV-Ausfall verhindert hätte. Kritiker sehen in solchen technischen Manipulationen an einem drei Jahrzehnte alten Reaktor das grundsätzliche Problem, ob tatsächlich alle betroffenen Elemente derartige kurzeitige Stromüberspannungen schadlos überstehen können. Oder man sich damit nicht weitere Schwachstellen und damit die Grundlage für neue Fehlerketten einbaut.
Die Atomaufsichtsbehörde SKI, die den Vattenfall-Rapport nun zur Grundlage ihrer Analysen machen will, greift diese Problematik in einer ersten Erklärung auf: Die Einschätzung, "welcher kräftigste elektrische Impuls durch das System denkbar" sei, werde darüber zu entscheiden haben, "wie der Schutz der verschiedenen Komponenten in den Sicherheitssystemen ausgestaltet werden muss", heißt es dort.
Die Behörde droht aber auch mit grundlegenden Konsequenzen: So müssten die bisherigen technischen Zusammenhänge zwischen den Sicherheitsfunktionen in Frage gestellt werden. Man werde also zu untersuchen haben, ob tatsächlich alle Sicherheitssysteme so unabhängig voneinander funktionierten, wie man bislang angenommen habe. Und zwar bei allen - auch den derzeit nicht stillgelegten - schwedischen Reaktoren und in internationaler Zusammenarbeit.

Spiegel-Online.de: AKW Forsmak - Schweden stufen Störfall als schwersten der Geschichte ein

Der Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark war schwerwiegender als zunächst angenommen. Zwei der vier Sicherheitssysteme fielen nach Angaben des Expertenbeirats komplett aus.
Stockholm - Der Störfall Ende Juli sei der schwerste in der Geschichte des Landes, sagte der Vorsitzende des Expertenbeirats bei der Behörde für Reaktorsicherheit, Björn Karlsson, im schwedischen Rundfunk. Zwei der vier unabhängigen Sicherheitssysteme hätten in Forsmark versagt.
Ein Behördensprecher kündigte an, noch im Laufe des Jahres einen Bericht zum Hergang des Unfalls zu veröffentlichen. Als Reaktion auf den Vorfall in Forsmark stellte die Reaktorbehörde die Arbeit in drei weiteren der zehn schwedischen Kernkraftwerke ein.
Wie die staatliche Strahlenschutzbehörde SKI am Donnerstag in Stockholm mitteilte, dürfen alle vier nach dem Störfall am 26. Juli stillgelegten Reaktoren erst nach ausdrücklichen neuen Betriebsgenehmigungen wieder ans Netz gehen. Bisher galt diese Bestimmung nur für den vom Störfall direkt betroffenen Reaktor 1 in Forsmark. Dort waren nach einem Reaktorstopp zwei von vier Notaggregaten zur Kühlung nicht angesprungen.
In einem Brief der Strahlenschutzbehörde an den zum schwedischen Vattenfall-Konzern gehörenden Betreiber der Forsmark-Anlage hieß es, dass nach bisherigem Kenntnisstand unter anderem durch den Kurzschluss vor dem Reaktorstopp Signale auf den Kontrollschirmen ausgefallen seien. Besonders schwerwiegend sei, dass zwei voneinander unabhängig arbeitende Notaggregate durch denselben Kurzschluss außer Betrieb gesetzt wurden. Auch das Alarmierungssystem habe nicht funktioniert. Die Kühlung für den gestoppten Reaktor wurde von zwei anderen der insgesamt vier Notaggregate übernommen, die wie vorgesehen automatisch ansprangen.
Vattenfall muss bis 6. September einen Abschlussbericht über den Störfall vorlegen. Bis dahin werde es keine Betriebsgenehmigung für alle stillgelegten Reaktoren geben. agö/AFP/dpa

Netzeitung.de: Schweden unterschätzte AKW-Störfall in Forsmark

Die Panne in dem schwedischen Kernkraftwerk Forsmark war gravierender als zunächst angenommen. Experten sprechen inzwischen vom schlimmsten Vorfall in der Geschichte der Atomkraft des Landes.
Der Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark ist nach Ansicht von Experten unterschätzt worden. Die Panne wird inzwischen «ernster als zunächst angenommen» beurteilt.
Der Vorsitzende des Ausschusses für Reaktorsicherheit bei der Strahlenschutzbehörde (SKI), Björn Karlsson, sagte am Donnerstag dem Rundfunksender SR, dass «sich das Bild durch die Klärung von Einzelheiten deutlich verschlechtert hat.»
Bei dem Versagen von zwei Notgeneratoren nach dem Herunterfahren eines Reaktors im Juli handelt es sich nach Einschätzung von Karlsson um den «schlimmsten Vorfall in der Geschichte der Atomkraft in Schweden».
Praktische Konsequenzen
Umweltministerin Leni Sommerstad kündigte an, die Regierung werde aus dieser Einschätzung Karlssons praktische Konsequenzen ziehen.
Die SKI hatte nach dem Störfall in Forsmark vier der insgesamt zehn schwedischen Atomreaktoren abschalten lassen. Über eine neue Betriebsgenehmigung soll erst nach Abschluss der Untersuchungen zu dem Störfall entschieden werden. (nz)

N24.de: Schweden unterschätzte AKW-Störfall in Forsmark

Der Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark ist nach Ansicht von Experten unterschätzt worden. Die Panne wird inzwischen «ernster als zunächst angenommen» beurteilt.
Der Vorsitzende des Ausschusses für Reaktorsicherheit bei der Strahlenschutzbehörde (SKI), Björn Karlsson, sagte am Donnerstag dem Rundfunksender SR, dass «sich das Bild durch die Klärung von Einzelheiten deutlich verschlechtert hat.»
Bei dem Versagen von zwei Notgeneratoren nach dem Herunterfahren eines Reaktors im Juli handelt es sich nach Einschätzung von Karlsson um den «schlimmsten Vorfall in der Geschichte der Atomkraft in Schweden».
Praktische Konsequenzen
Umweltministerin Leni Sommerstad kündigte an, die Regierung werde aus dieser Einschätzung Karlssons praktische Konsequenzen ziehen.
Die SKI hatte nach dem Störfall in Forsmark vier der insgesamt zehn schwedischen Atomreaktoren abschalten lassen. Über eine neue Betriebsgenehmigung soll erst nach Abschluss der Untersuchungen zu dem Störfall entschieden werden. (N24.de, nz)

ksta.de: Atom-Panne in Forsmark war gravierender als vermutet

Stockholm - Der Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark ist Experten zufolge der schwerste in der Geschichte des Landes gewesen. Zwei der vier unabhängigen Sicherheitssysteme hätten bei dem Störfall Ende Juli versagt, sagte der Vorsitzende des Expertenbeirats bei der Behörde für Reaktorsicherheit, Björn Karlsson, am Donnerstag im schwedischen Rundfunk. Auch einem Bericht der Deutschen Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) zufolge war der Störfall gravierender als bisher vermutet, wie die "Süddeutsche Zeitung" (Freitagsausgabe) berichtet. Demnach lag in dem Reaktor nicht allein eine Panne bei der Notstromversorgung vor. Vielmehr habe eine ganze Reihe von Fehlern dazu geführt, dass die Notstromaggregate in Betrieb gehen mussten.
Karlsson sagte dem schwedischen Rundfunk, angesichts der bisherigen Untersuchungsergebnisse müsse der Ausfall der dieselbetriebenen Kühlsysteme als der "schwerste Störfall" in der schwedischen Atomindustrie gewertet werden. Ein Behördensprecher kündigte an, noch im Laufe des Jahres einen Bericht zum Hergang des Unfalls zu veröffentlichen. Der Störfall war offenbar durch einen Kurzschluss entstanden. Als Reaktion auf den Vorfall in Forsmark stellte die Reaktorbehörde die Arbeit in drei weiteren der zehn schwedischen Kernkraftwerke ein. Schweden gewinnt etwa die Hälfte seines Stroms aus Atomkraftwerken.
In dem Bericht der GRS heißt es, nach dem Kurzschluss sei der Reaktor in Forsmark "später als vorgesehen" vom Netz getrennt worden. Anschließend seien beide Turbinen ausgefallen - die eine möglicherweise wegen mangelnder Ölversorgung, die andere aus "bislang nicht bekannter Ursache". Um den Reaktor dennoch mit Strom zu versorgen, sollte demnach zunächst ein Reservestromnetz angezapft werden. Erst als das misslang, sollten Dieselgeneratoren die Notstromversorgung übernehmen. Hier aber fielen dem Bericht zufolge die Wechselrichter bei zwei von vier Generatoren aus - und legten die Überwachungswarte lahm.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) erklärte, in Schweden mehrten sich die Anzeichen dafür, dass für den schweren Störfall im Atomkraftwerk Forsmark eine ganze Fehlerkette verantwortlich war. Die DUH hatte bereits in der vergangenen Woche eine Studie vorgelegt, derzufolge auch die Notstromversorgung des Kernkraftwerks Brunsbüttel vor einem ähnlichen Störfall nicht gefeit sei. Eine Sondersitzung des Umweltausschusses, wie ihn die Grünen daraufhin verlangt hatten, war von den Koalitionsfraktionen abgelehnt worden.
Grünen-Fraktionschefin Renate Künast nannte dies "einen Skandal", wie die "Süddeutsche Zeitung" weiter berichtet. Dagegen erklärte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD): "Wenn die Grünen Informationsbedarf zu Forsmark und Brunsbüttel haben, mögen sie sich bei mir melden." Dazu bedürfe es keiner aufwändigen Sondersitzung in den Parlamentsferien. Künast warf dem Minister darauf hin vor, er habe "ein merkwürdiges Parlamentsverständnis". Sie drängte ebenso wie die DUH auf weitere Aufklärung auch in Deutschland. (afp)
(Kölner Stadt Anzeiger)

SWR.de: Störfall in schwedischem AKW Forsmark ernster als gedacht

Vier Wochen nach dem Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark gibt es offenbar neue Erkenntnisse. Der Vorsitzende des Expertenbeirats sagte, besonders beunruhigend sei, dass mehrere Sicherheitssysteme gleichzeitig versagt hätten.
Seit gut vier Wochen stehen je zwei Reaktoren in den Atomkraftwerken Forsmark und Oskarshamn still. Die Debatte darüber, wie schwerwiegend der Störfall am 25. Juli war, gewinnt hingegen an Fahrt. Auslöser war ein Kurzschluss während Wartungsarbeiten an einem Stellwerk außerhalb des AKW Forsmark. Zwei von vier dieselbetriebenen Generatoren zur Kühlung waren nicht automatisch angesprungen.
"Das ist eine sehr ernste Angelegenheit"
Björn Karlsson, Professor für Energiesystemtechnik in Linköping und Vorsitzender des Expertenbeirates der staatlichen Reaktorsicherheitsbehörde, hält den Vorfall für sehr ernst. So etwas sei vorher in einem AKW in Schweden nicht passiert. Besonders beunruhigend sei, dass mehrere Sicherheitssysteme gleichzeitig versagt hätten: "Man hat vier mehr oder weniger von einander unabhängige Sicherheitssysteme und in diesem Fall sind zwei aus dem gleichen Grund nicht angesprungen. Das ist in dieser Branche eine sehr ernste Angelegenheit. Es gab einen Auslöser, der mehrere Sicherheitssysteme außer Kraft gesetzt hat."
Schwedische Medien melden, dass in dem Bericht über den Störfall im AKW Forsmark noch weitere Defekte aufgeführt sind. So habe der Räumungsalarm nicht funktioniert und eine Kontrolle habe ergeben, dass einige Maschinenteile nicht richtig montiert waren.
"Wir waren von einer Kernschmelze ewig weit entfernt"
Auf einer Skala von 1-7 stuft die staatliche Reaktorsicherheitsbehörde den Störfall in Forsmark bei 2 ein. Auch Imre Pazsit, Professor für Nukleartechnik, hält den Vorfall für nicht so gravierend: "Von den insgesamt vier Generatoren sind doch zwei automatisch angesprungen und das hat gereicht, um die Lage zu kontrollieren", sagt er. "Die beiden anderen konnten nach 20 Minuten manuell gestartet werden. Das System hält insgesamt 30 Minuten ohne Kühlung aus, also wir waren von einer Kernschmelze ewig weit entfernt."
Die Berichte über den Störfall liegen der Reaktorsicherheitsbehörde seit vier Tagen vor. In Kürze wird mitgeteilt, ob, und wenn ja, nach welchen technischen Veränderungen die vier stillgelegten Reaktoren wieder ans Netz können.
Unaufgeregte Debatte trotz Wahlkampfs
Die zehn schwedischen Reaktoren produzieren, wenn alle laufen, rund die Hälfte des im Land verbrauchten Stroms. Im Prinzip hat man sich auf einen langfristigen Ausstieg aus der Atomkraft geeinigt, aber am 17. September wird gewählt. Die bürgerliche Opposition propagiert einen Erhalt des Status Quo, das heißt, weder Abwicklung bestehender Kernkraftwerke, noch Neubau.
Den regierenden Sozialdemokraten kommt das Thema nicht gelegen, Umweltministerin Lena Sommestad hat nur wenig Aussagekräftiges mitzuteilen: "Alle Reaktoren müssen sehr sorgfältig kontrolliert werden, das ist jetzt sehr wichtig. Wenn das erledigt ist, können wir entscheiden, was weiter getan werden soll. Es ist ja ganz klar, dass etwas unternommen werden muss."
Bemerkenswert ist die Unaufgeregtheit, mit der die Angelegenheit in Schweden diskutiert wird. Abgesehen von der Linkspartei, die bis 2010 einen weiteren Reaktor abwickeln will und den Grünen, die genaue Überprüfungen der bestehenden Atomkraftwerke fordern, ist von einer politischen Debatte kaum zu reden. Quelle: tagesschau.de

RP-Online.de: Pannenserie im Atomkraftwerk Forsmark - Experten: Schwerster Störfall in der Geschichte Schwedens

veröffentlicht: 24.08.06 - 18:36
München (rpo). Der Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark war offenbar noch schwerer als bisher vermutet. Ein Prüfbericht kommt zu dem Ergebnis, dass es in dem Kraftwerk eine ganze Reihe von Pannen gab. Experten zufolge handelt es sich um den schlimmsten Störfall in der schwedischen Geschichte.
Zwei der vier unabhängigen Sicherheitssysteme hätten bei dem Störfall Ende Juli versagt, sagte der Vorsitzende des Expertenbeirats bei der Behörde für Reaktorsicherheit, Björn Karlsson, am Donnerstag im schwedischen Rundfunk.
Auch einem Bericht der Deutschen Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) zufolge war der Störfall gravierender als bisher vermutet, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet. Demnach lag in dem Reaktor nicht allein eine Panne bei der Notstromversorgung vor. Vielmehr habe eine ganze Reihe von Fehlern dazu geführt, dass die Notstromaggregate in Betrieb gehen mussten.
Karlsson sagte dem schwedischen Rundfunk, angesichts der bisherigen Untersuchungsergebnisse müsse der Ausfall der dieselbetriebenen Kühlsysteme als der "schwerste Störfall" in der schwedischen Atomindustrie gewertet werden. Ein Behördensprecher kündigte an, noch im Laufe des Jahres einen Bericht zum Hergang des Unfalls zu veröffentlichen. Der Störfall war offenbar durch einen Kurzschluss entstanden. Als Reaktion auf den Vorfall in Forsmark stellte die Reaktorbehörde die Arbeit in drei weiteren der zehn schwedischen Kernkraftwerke ein. Schweden gewinnt etwa die Hälfte seines Stroms aus Atomkraftwerken.
Zu späte Trennung vom Netz
In dem Bericht der GRS heißt es, nach dem Kurzschluss sei der Reaktor in Forsmark "später als vorgesehen" vom Netz getrennt worden. Anschließend seien beide Turbinen ausgefallen - die eine möglicherweise wegen mangelnder Ölversorgung, die andere aus "bislang nicht bekannter Ursache". Um den Reaktor dennoch mit Strom zu versorgen, sollte demnach zunächst ein Reservestromnetz angezapft werden. Erst als das misslang, sollten Dieselgeneratoren die Notstromversorgung übernehmen. Hier aber fielen dem Bericht zufolge die Wechselrichter bei zwei von vier Generatoren aus - und legten die Überwachungswarte lahm.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) erklärte, in Schweden mehrten sich die Anzeichen dafür, dass für den schweren Störfall im Atomkraftwerk Forsmark eine ganze Fehlerkette verantwortlich war. Die DUH hatte bereits in der vergangenen Woche eine Studie vorgelegt, derzufolge auch die Notstromversorgung des Kernkraftwerks Brunsbüttel vor einem ähnlichen Störfall nicht gefeit sei. Eine Sondersitzung des Umweltausschusses, wie ihn die Grünen daraufhin verlangt hatten, war von den Koalitionsfraktionen abgelehnt worden.
Grünen-Fraktionschefin Renate Künast nannte dies "einen Skandal", wie die "Süddeutsche Zeitung" weiter berichtet. Dagegen erklärte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD): "Wenn die Grünen Informationsbedarf zu Forsmark und Brunsbüttel haben, mögen sie sich bei mir melden." Dazu bedürfe es keiner aufwändigen Sondersitzung in den Parlamentsferien. Künast warf dem Minister darauf hin vor, er habe "ein merkwürdiges Parlamentsverständnis". Sie drängte ebenso wie die DUH auf weitere Aufklärung auch in Deutschland.

VERIVOX: Schweden stufen AKW-Störfall in Forsmark nun als schwerwiegender ein

Stockholm - Der Störfall im Atomkraftwerk Forsmark wird von zuständigen schwedischen Fachleuten inzwischen "ernster als zunächst angenommen" beurteilt. Wie der Chef des Reaktorsicherheitsausschusses bei der Strahlenschutzbehörde (SKI), Björn Karlsson, am Donnerstag im Rundfunksender SR sagte, habe "sich das Bild durch die Klärung von Einzelheiten deutlich verschlechtert". Er sagte, das Versagen von zwei Notgeneratoren nach dem Herunterfahren eines Reaktors im Juli sei "der schlimmste Vorfall in der Geschichte der Atomkraft in Schweden" gewesen.
Umweltministerin Leni Sommerstad erklärte, die Regierung werde aus dieser Einschätzung Karlssons praktische Konsequenzen ziehen. Die SKI hatte nach dem Störfall in Forsmark vier der insgesamt zehn schwedischen Atomreaktoren abschalten lassen. Über eine neue Betriebsgenehmigung soll erst nach Abschluss der Untersuchungen zu dem Störfall entschieden werden.
(dpa-Meldung, 24.08.2006 (11:19))

Nachrichtenagentur dpa: Immer schärfere Kritik an Mängeln in AKW Forsmark

Donnerstag 24. August 2006, 18:54 Uhr
Stockholm/München (dpa) - Die schwedischen Behörden haben am Donnerstag ihre Kritik an Sicherheitsmängeln bei dem Störfall im Atomreaktor Forsmark erheblich verstärkt und neue Anforderungen an die Betreiber gestellt.
Wie die staatliche Strahlenschutzbehörde SKI am Donnerstag in Stockholm mitteilte, dürfen alle vier nach dem Störfall am 26. Juli stillgelegten Reaktoren erst nach ausdrücklichen neuen Betriebsgenehmigungen durch SKI wieder ans Netz gehen. Bisher galt diese Bestimmung nur für den vom Störfall direkt betroffenen Reaktor 1 in Forsmark.
Der Störfall war gravierender als bislang vermutet. Zu diesem Schluss kommt auch ein Bericht der Deutschen Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS), welcher der Süddeutschen Zeitung (Freitagausgabe) vorliegt. Demnach lag in dem Reaktor nicht allein eine Panne bei der Notstromversorgung vor. Vielmehr hat offenbar eine ganze Reihe von Fehlern dazu geführt, dass die Notstromaggregate in Betrieb gehen mussten.
Am 26. Juli war Block 1 des Kernkraftwerks überraschend abgeschaltet worden. Zuvor hatte es im Stromnetz, das den Strom vom Reaktor wegtransportiert, einen Kurzschluss gegeben. Üblicherweise werden Reaktoren in solchen Fällen heruntergefahren. Sie produzieren dann nur noch so viel, wie sie für die eigene Versorgung brauchen.
In Forsmark war dies nicht reibungslos gelungen. So sei der Reaktor, «später als vorgesehen», vom Netz getrennt worden, heißt es in dem Bericht, den die GRS zusammen mit dem Öko-Institut für das Bundesumweltministerium erstellt hat. Anschließend seien beide Turbinen ausgefallen - die eine möglicherweise wegen mangelnder Ölversorgung, die andere aus «bislang nicht bekannter Ursache». Um den Reaktor dennoch mit Strom zu versorgen, sollte zunächst ein Reservestromnetz angezapft werden. Erst als das misslang, sollten Dieselgeneratoren die Notstromversorgung übernehmen. Hier aber fielen die Wechselrichter bei zwei von vier Generatoren aus - und legten die Überwachungswarte lahm.
SKI hatte den Fall als «ernst» auf Stufe Zwei der siebenstufigen Störfallskala für Kernkraftwerke eingestuft und auch den Stopp von drei weiteren Siedwasserreaktoren gleicher Bauart verfügt. Dazu gehört neben Forsmark 2 auch das vom deutschen E.ON-Konzern betriebene Kraftwerk Oskarshamn mit zwei Reaktoren.
Der Chef des Reaktorsicherheitsausschusses bei der Strahlenschutzbehörde, Björn Karlsson, sagte im Rundfunksender SR, das Bild über die Reaktorsicherheit habe sich durch die inzwischen vollzogene Klärung des Ablaufs «deutlich verschlechtert». Er sagte, das Versagen von zwei der vier Notgeneratoren nach dem Herunterfahren eines Reaktors sei «der schlimmste Vorfall in der Geschichte der Atomkraft in Schweden» gewesen.
In einem Brief an den zum schwedischen Vattenfall-Konzern gehörenden Betreiber der Forsmark-Anlage hieß es, dass nach bisherigem Kenntnisstand unter anderem durch den Kurzschluss vor dem Reaktorstopp Signale auf den Kontrollschirmen ausgefallen seien. Besonders schwerwiegend sei es, dass zwei voneinander unabhängig arbeitende Notaggregate durch denselben Kurzschluss außer Betrieb gesetzt worden seien. Auch habe das Alarmierungssystem nicht funktioniert. Die Kühlung für den gestoppten Reaktor wurde von zwei anderen der insgesamt vier Notaggregate übernommen, die wie vorgesehen automatisch ansprangen.
Zu ähnlichen Erkenntnissen kommt ein Bericht, den Forsmark- Betreiber Vattenfall Anfang der Woche der Strahlenschutzbehörde SKI vorgelegt hatte. Demzufolge ist das Versagen der Dieselgeneratoren nicht - wie zuerst angenommen - auf die Wechselrichter zurückzuführen, sondern auf eine Kette von Pannen. Das Bauteil der Firma AEG hat nach dem Bericht korrekt funktioniert, es war aber falsch eingestellt. Deshalb wurde es von einem Stromstoß lahm gelegt, der auf den Kurzschluss im Stromnetz zurückging.
Von Schwedens zehn Atomreaktoren, aus denen knapp die Hälfte des Strombedarfs gedeckt wird, laufen derzeit nur sechs. Die zu Vattenfall gehörende Forsmark Kraftgrupp muss bis 6. September einen Abschlussbericht über den Störfall vorlegen. Bis dahin werde es keine Betriebsgenehmigung für die vier stillgelegten Reaktoren geben.

Nachrichtenagentur AP: Schwedischer Atom-Störfall war größer als gedacht

Donnerstag 24. August 2006, 18:26 Uhr
München (AP) Der Störfall im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark war laut einem Prüfbericht offenbar schwerer als bislang vermutet. Das berichtet die «Süddeutsche Zeitung» unter Verweis auf einen ihr vorliegenden Bericht der Deutschen Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) und des Öko-Instituts. Demnach gab es in dem Reaktor nicht allein eine Panne bei der Notstromversorgung - vielmehr habe offenbar eine ganze Reihe von Fehlern dazu geführt, dass die Notstromaggregate in Betrieb gehen mussten.

Nachrichtenagentur ddp: Forsmark-Panne war angeblich gravierender als vermutet

Donnerstag 24. August 2006, 18:01 Uhr
Berlin (ddp). Der Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark war nach Informationen der «Süddeutschen Zeitung» gravierender als bislang vermutet. Zu diesem Schluss komme ein Papier der Deutschen Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS), berichtete das Blatt am Donnerstag vorab. Demnach habe in dem Reaktor nicht allein eine Panne bei der Notstromversorgung vorgelegen. Vielmehr habe eine offenbar eine ganze Reihe von Fehlern dazu geführt, dass die Notstromaggregate in Betrieb gehen mussten.
Derweil kritisierte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) ebenso wie Grünen-Fraktionschefin Renate Künast die Ablehnung der von ihrer Fraktion geforderten Sondersitzung des Bundestags-Umweltausschusses zum Thema Forsmark. DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch sprach am Donnerstag von «einem Rückfall in die Urzeit der Atomkraftdiskussion in Deutschland». Auch vor der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 habe «eine ganz große Koalition der so genannten Altparteien» versucht, die im Parlament von den Grünen angestoßenen Atomdebatten zu verhindern, erklärte Resch in Berlin.
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) betonte dagegen, wenn die Grünen Informationsbedarf zu Forsmark und dem Atommeiler Brunsbüttel hätten, «mögen sie sich bei mir melden». Dazu bedürfe es «keiner aufwändigen Sondersitzungen in den Parlamentsferien».
Künast warf dem Minister im Gegenzug vor, er verharmlose die Gefahren, die von Brunsbüttel und anderen Atommeilern ausgingen. Sein «flapsiges Gesprächsangebot» beweise, dass er «den Ernst der Lage noch immer nicht begriffen» habe. Es gehöre zu den Pflichten des Umweltausschusses, «sich mit den Gefahren dieser Risikotechnologie gerade nach Forsmark auseinander zu setzen». (ddp) 

Nachrichtenagentur AFP: Panne in schwedischem Atomkraftwerk größer als gedacht

Donnerstag 24. August 2006, 17:46 Uhr
von AFP - Der Störfall im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark war gravierender als bislang vermutet. Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung" (Freitagausgabe) unter Berufung auf einen Bericht der Deutschen Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS). Demnach lag in dem Reaktor nicht allein eine Panne bei der Notstromversorgung vor. Vielmehr habe eine ganze Reihe von Fehlern dazu geführt, dass die Notstromaggregate in Betrieb gehen mussten.

Nachrichtenagentur dpa: Schweden: AKW-Störfall ernster als angenommen

Donnerstag 24. August 2006, 14:16 Uhr
Stockholm (dpa) - Schwedens Behörden haben am Donnerstag ihre Kritik an Sicherheitsmängeln bei dem Störfall im Atomreaktor Forsmark erheblich verstärkt und neue Anforderungen an die Betreiber gestellt.
Wie die staatliche Strahlenschutzbehörde SKI am Donnerstag in Stockholm mitteilte, dürfen alle vier nach dem Störfall am 26. Juli stillgelegten Reaktoren erst nach ausdrücklichen neuen Betriebsgenehmigungen durch SKI wieder ans Netz gehen. Bisher galt diese Bestimmung nur für den vom Störfall direkt betroffenen Reaktor 1 in Forsmark.
Am 26. Juli waren nach einem Reaktorstopp zwei von vier Notaggregate zur Kühlung nicht angesprungen. SKI hatte den Fall als «ernst» auf Stufe Zwei der siebenstufigen Störfallskala für Kernkraftwerke eingestuft und auch den Stopp von drei weiteren Siedwasserreaktoren gleicher Bauart verfügt. Dazu gehört neben Forsmark 2 auch das vom deutschen E.ON-Konzern betriebene Kraftwerk Oskarshamn mit zwei Reaktoren.
Der Chef des Reaktorsicherheitsausschusses bei der Strahlenschutzbehörde, Björn Karlsson, sagte im Rundfunksender SR, das Bild über die Reaktorsicherheit habe sich durch die inzwischen vollzogene Klärung des Ablaufs «deutlich verschlechtert». Er sagte, das Versagen von zwei der vier Notgeneratoren nach dem Herunterfahren eines Reaktors sei «der schlimmste Vorfall in der Geschichte der Atomkraft in Schweden» gewesen.
In einem Brief an den zum schwedischen Vattenfall-Konzern gehörenden Betreiber der Forsmark-Anlage hieß es, dass nach bisherigem Kenntnisstand unter anderem durch den Kurzschluss vor dem Reaktorstopp Signale auf den Kontrollschirmen ausgefallen seien. Besonders schwerwiegend sei es, dass zwei voneinander unabhängig arbeitende Notaggregate durch denselben Kurzschluss außer Betrieb gesetzt worden seien. Auch habe das Alarmierungssystem nicht funktioniert. Die Kühlung für den gestoppten Reaktor wurde von zwei anderen der insgesamt vier Notaggregate übernommen, die wie vorgesehen automatisch ansprangen.
Von Schwedens zehn Atomreaktoren, aus denen knapp die Hälfte des Strombedarfs gedeckt wird, laufen derzeit nur sechs. Die zu Vattenfall gehörende Forsmark Kraftgrupp muss bis 6. September einen Abschlussbericht über den Störfall vorlegen. Bis dahin werde es keine Betriebsgenehmigung für die vier stillgelegten Reaktoren geben.

Nachrichtenagentur AFP: Experte: Störfall in Forsmark der schwerste in Schwedens Geschichte

Donnerstag 24. August 2006, 15:12 Uhr
von AFP - Der Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark ist nach Expertenmeinung der schwerste in der Geschichte des Landes gewesen. Zwei der vier unabhängigen Sicherheitssysteme hätten bei dem Störfall Ende Juli versagt, sagte der Vorsitzende des Expertenbeirats bei der Behörde für Reaktorsicherheit, Björn Karlsson, am Donnerstag im schwedischen Rundfunk. Angesichts der bisherigen Untersuchungsergebnisse müsse dieser Ausfall der dieselbetriebenen Kühlsysteme als "der schwerste Störfall" in der schwedischen Atomindustrie gewertet werden.

derStandard.at: AKW-Störfall in Schweden - Mehrere Sicherheitssysteme fielen gleichzeitig aus

Stockholm - Ein zu Wochenbeginn der schwedischen Kernkraftinspektion SKI übermittelter Bericht der Betreiber des Atomkraftwerks in Forsmark enthält Details über bisher nicht bekannte Sicherheitsmängel in dem AKW. Das berichtete das schwedische Radio SR am Donnerstag in der Früh. Der Evakuierungsalarm in dem Kraftwerk funktionierte nicht, nicht näher bekannte fehlerhafte Montagen beeinflussten die Sicherheit ebenfalls negativ.
Der SKI-Experte Björn Karlsson zufolge ist das gleichzeitige Versagen mehrerer Sicherheitssysteme, die voneinander unabhängig funktionieren sollten, besonders beunruhigend. Karlsson sagte, das neue Bild der Vorgänge rund um den Störfall Ende Juli lasse die Beurteilung zu, dass es sich um den schwersten Störfall handelt, der jemals in einem schwedischen AKW aufgetreten sei. Der Vorfall sei damit schwerwiegender gewesen als bisher angenommen.
Am 25. Juli fielen zwei Notgeneratoren für die Stromversorgung des Kraftwerks aus und mussten manuell gestartet werden. Probleme gab es auch mit den Kühlwasserpumpen. Umweltorganisationen zufolge hätte die Situation schlimmstenfalls zu einer Kernschmelze und damit zu einer folgenschweren Katastrophe führen können. Forsmark liegt rund 200 Kilometer nördlich der schwedischen Hauptstadt Stockholm.
Die staatliche Kernkraftinspektion analysiert derzeit, welche Maßnahmen getroffen werden müssen, um die Betriebssicherheit in den schwedischen AKWs künftig zu gewährleisten. Wegen des Vorfalls in Forsmark stehen bis auf weiteres vier von zehn Atomkraftwerken in Schweden still. Der Störfall hat auch in Deutschland zu einer neuen Atomdebatte geführt. (APA)

23. August 2006
stattweb.de: AKW Forsmark - der Beinah-GAU in Schweden und "Krisenkommunikation"

Am 27. April 1986 zeigten die Messinstrumente im schwedische Atomkraftwerk Forsmark plötzlich und unerwartet eine überhöhte Strahlung an. Die radioaktive Wolke aus Tschernobyl war in Schweden angekommen und von Forsmark aus ging die Nachricht von der Reaktorkatastrophe in der Ukraine um die Welt. Am 25. Juli 2006 kam es nach einem Kurzschluss in der Umspannstation zu einem Kurzschluss im Reaktor Forsmark-1, der nach Meinung des ehemaligen Konstruktionsleiters des Kraftwerks, Lars-Olov Höglund, zum größten anzunehmenden Unfall (GAU) hätte führen können. Im Reaktor Forsmark-1 entsteht in einem Jahr die kurz- und langlebige Radioaktivität von über 1000 Hiroshimabomben. Nur durch viele glückliche Zufälle wurde eine Kernschmelze verhindert, die einen Teil Norwesteuropas auf Dauer unbewohnbar hätte machen können.
Ich will hier nicht auf die technischen Details eingehen, über die umfangreich in den Medien berichtet wurde, sondern vier wichtige „Randaspekte“ kurz beleuchten:
- Der Beinah GAU in Forsmark zeigte wieder einmal deutlich, dass auch mehrfach angelegte Sicherungssysteme versagen können. Die größte Gefahr sind unerwartete Unfallabläufe mit denen im Vorfeld weder die Betreiber noch die Kritiker gerechnet hatten.
- Wenn der Unfallablauf, der zu einer Katastrophe hätte führen können, auf der 7stufigen INES-Skala nur als Unfall der Stufe 2 eingestuft wurde, dann zeigt sich, dass diese Skala zur Bewertung von Atomunfällen wenig geeignet ist, und mehr der Beruhigung der Bevölkerung dient.
- Beunruhigend ist der Umstand, dass der schwerwiegende Atomunfall beinahe eine Woche kein Medienthema war. Unfälle verheimlichen, herunterspielen, verharmlosen... Wer alte Atomkraftwerke länger betreiben und Akzeptanz für neue Reaktoren schaffen will, dem kommen veröffentlichte Unfälle und Beinahekatstrophen äußerst ungelegen. Für „Krisen und Katastrophen-kommunikation“ gibt es spezialisierte PR Firmen.
- Dazu passt auch die gezielte Medienkampagne, ausgelöst durch einen Juristen der zu Vattenfall gehörenden Reaktorbetreiberfirma Forsmark-Kraftgrupp gegen den Konstruktionsleiters des Kraftwerks, Lars-Olov Höglund, der den Skandal an die Öffentlichkeit brachte und der jetzt massiv angegriffen wird.
Der Unfall in Schweden, die zunehmende Terrorismusgefahr, die Debatte um die Gefahrzeitverlängerung für AKW, und die Pläne erst in Finnland, dann in Frankreich und irgendwann vielleicht auch Deutschland neue AKW zu bauen sind Alarmsignale. Quelle: Pressemeldung / AutorIn: BUND Südlicher Oberrhein
(Stattzeitung für Südbaden im Internet)

22. August 2006
taz: Vattenfall versuchte nach Panne im AKW Forsmark, Kritiker gezielt zu diskreditieren

Massive Vorwürfe muss sich der Atomkonzern Vattenfall wegen seiner Informationspolitik gefallen lassen. Um die Schwere des Störfalls im AKW Forsmark herunterzuspielen, seien Medien gezielt mit unwahren Informationen gefüttert worden. Das erklärten beispielsweise Redakteure der liberale Regionalzeitung Upsala Nya Tidning.
Konkret geht es um einen Juristen der zu Vattenfall gehörenden Reaktorbetreiberfirma Forsmark-Kraftgrupp. Der soll sich nach dem Störfall mit Details in verschiedenen Redaktionen gemeldet haben. Nachweislich seien diese Informationen falsch gewesen. Zudem habe der Jurist versucht, Lars-Olov Höglund zu diskreditieren. Der ehemalige Reaktorkonstruktionschef hatte erklärt, das schwedische AKW sei nur wenige Minuten an einem GAU vorbeigeschlittert. Der Jurist lancierte Details aus Lars-Olov Höglunds Leben, die seine Urteilskraft in Frage stellen sollten: So wurde behauptet, dass er nie Konstruktionschef von Vattenfall Forsmark war. Und Experte in Sicherheitsfragen sowie so nicht.
Forsmark-Vattenfall bestätigt in einer am Wochenende veröffentlichten Erklärung solche Medienkontakte. Allerdings will der Konzern neben der Upsala Nya Tidning nur noch eine weitere Zeitung mit Fehlinformationen versorgt haben. Und der fragliche Jurist bedauert gegenüber UNT: "Sollten sich die Informationen nun als unrichtig erweisen, ist es natürlich nicht gut, dass wir sie an Medien weitergegeben haben."
Viele der mehrheitlich atomkraftfreundlichen schwedischen Zeitungen hatten sich dankend auf die Zweifel an Höglunds Kompetenz gestürzt - und berichtet, dass es doch nicht so schlimm war, wie der Experte behauptete. Mit weitreichenden Auswirkungen: Vier Wochen vor der Parlamentswahl spielt der Atomausstieg im Wahlkampf keine Rolle. Dass letztendlich doch "nichts passiert" ist, reicht den meisten SchwedInnen offenbar, weiterhin Vertrauen in die Sicherheit schwedischer AKWs zu haben. Zur Irritation vieler ihrer Mitglieder hat sich selbst die grüne "Miljöpartiet" des Themas nicht wirklich angenommen. Auf ihrer Webseite taucht ein Beitrag über Forsmark und Atomkraftunsicherheit erst an achter Stelle auf. Nach Fragen wie Wohnungspolitik und der möglichen Stilllegung einiger Bahnnebenstrecken. Die Grünen haben offenbar Probleme, Forsmark in ihre seit längerem festliegende Wahlkampfstrategie zu integrieren. Und sie möchten nach den Wahlen erstmals in einer Koalition mit den Sozialdemokraten zusammen regieren. Da könnten sich Forderungen nach einem beschleunigten Atomausstieg als störend auswirken.

nd-online.de: Was man so sicher nennt
 
Mit Hängen und Würgen hat nun der Energiekonzern Vattenfall die verlängerte Frist zur Vorlage eines Sicherheitsberichts für sein Atomkraftwerk Brunsbüttel eingehalten. Ist damit nun alles in Butter? Wohl kaum. Denn auch das, was das Unternehmen nun die Öffentlichkeit über die Notstromsysteme des Alt-AKW wissen lässt, räumt kaum eine der früheren Kritiken aus. Denn das Sicherheitskonzept bietet eben in der ersten, automatisierten Stufe der Notstromversorgung noch weniger Reserven als im schwedischen AKW Forsmark. Und die nachgeschalteten Notsysteme müssen per Hand zugeschaltet werden. Wie sicher das im Stress eines Notfalls abläuft, ist eine ganz und gar offene Frage. Denn auch das Personal in Schweden wurde am Simulator für Notfälle trainiert. Geholfen hat das dann allenfalls beim Herunterfahren des Reaktors ohne die Unterstützung der ausgefallenen Elektronik.
Nun liegt der Ordner mit dem Material von Vattenfall bei der Aufsichtsbehörde in Kiel. Die bestätigte den Eingang und beklagt schon eine Unstimmigkeit im 60-seitigen Text. Zudem liegt dort seit einer routinemäßigen Prüfung vor fünf Jahren auch eine Liste von weiteren offenen Fragen zum Betrieb des Reaktors. Bis heute weiß außer Vattenfall und den Beamten der Atomaufsicht von Bund und Land keiner, was dort im Einzelnen bemängelt wird. Vertrauen in den Betreiber und seine Atomanlage flößt das alles nicht.
(Neues Deutschland)

Handelsblatt.com: Regelwut führt zu menschlichem Versagen

Setzt sich ein Mitarbeiter in einem Kernkraftwerk über Vorschriften hinweg, dann ist das in der Regel ein Grund für disziplinarische Maßnahmen. Solches Angstmanagement der Unternehmen gepaart mit übertriebener Regelwut sorgt für einen gerade nicht gewollten Faktor – nämlich dass sich Fehler wegen menschlichen Versagens häufen.
DÜSSELDORF. Wenn stimmt, was man bislang über den Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark Anfang August weiß, hat Europa Vattenfall-Ingenieur Nicklas Sjulander viel zu verdanken – weil er eine wichtige Vorschrift missachtete.
Wer Mitarbeiter wie Sjulander beschäftigt, steht vor einem Dilemma. Verantwortliche in Leitständen von Kraftwerken, aber auch Chemieanlagen oder anderen Schlüsselstellen müssen in Extremsituationen genau das Richtige tun, um eine Katastrophe zu verhindern. Ähnlich wie medizinisches oder Rettungspersonal brauchen sie neben exzellenten Fachkenntnissen feste Vorgaben für das Verhalten im Falle eines Falles. „Die Gefahr bei Vorschriften besteht aber darin, dass sie zu detailliert sind“, schildert Arbeitspsychologe Bernhard Wilpert von der TU Berlin. „Das Schwierige ist, Regeln so zu formieren, dass sie Orientierung bieten, aber nicht das Mitdenken ausschalten.“
Wilpert gilt als einer der wichtigsten deutschen Experten in Sachen Reaktorsicherheit. Er berät Unternehmen wie Eon, Vattenfall, EnBW und RWE. Sie setzen, wie alle europäischen Kraftwerksbetreiber, auf die so genannte 30-Minuten-Regel. Weil Reaktoren enorm komplexe Systeme sind, haben Ingenieure und Techniker die Anweisung, bei Problemen zunächst eine halbe Stunde lang die Situation zu analysieren – statt überhastet aktiv zu werden.
Hintergrund der Vorschrift ist die Annahme, dass sich ein Störfall nicht innerhalb kürzester Zeit, sondern binnen Stunden entwickelt. Beim Störfall in Schweden traf das allem Anschein nach nicht zu. Nach einem Kurzschluss war im Reaktor der Strom ausgefallen, die Kühlung war außer Betrieb. Vier Dieselgeneratoren, die für Notstrom sorgen sollten, ließen sich nicht starten. Eine Kernschmelze wie in Tschernobyl schien möglich. Die Experten wussten nicht, was hinter den Trennwänden der Anlage vor sich ging. Sjulander leitete – entgegen der Anweisung – bereits nach 21 Minuten und 41 Sekunden einen Stromfluss um. Zwei Generatoren sprangen an, die Kühlung begann – gerade noch rechtzeitig – wieder zu arbeiten.
Der psychologische Druck, unter dem ein Mensch in einem solchen Moment steht, ist enorm. Was, wenn er falsch entschieden hätte? Wie groß der Stress im Leitstand sein kann, hat auch Bernd Schwarz (Name geändert) am eigenen Leib erlebt. Lange Jahre steuerte er gefährliche Anlagen in einem großen deutschen Chemieunternehmen. „So ein Job besteht aus 98 Prozent Langeweile und zwei Prozent Terror“, urteilt er. Diese Mischung macht anfällig für Fehler, denn das psychische Umschalten von der Routinearbeit zum Ernstfall lässt kaum jemanden kalt. Adrenalinströme machen es schwer, einen kühlen Kopf zu bewahren. „Auch gruppendynamische Effekte lassen sich selbst bei der besten Ausbildung nicht 100-prozentig ausschalten“, weiß Psychologe Wilpert. Manche der jahrelang eingespielten Teams entwickeln eine gefährliche Selbstzufriedenheit, hinterfragen ihre Vorgehensweise nicht mehr, fühlen sich unangreifbar. Andere verlieren sich in Formalitäten und schauen nur noch ins Regelbuch. „Solange es geht, versucht man, Entscheidungen zu delegieren“, erinnert sich Chemieveteran Schwarz. „Man fragt den Chef, macht Screenshots vom Computer und sichert sich formal ab, statt das eigentliche Problem anzugehen.“
Um derartige Entwicklungen aufzufangen, arbeiten in Schweden üblicherweise in den Kraftwerken neben Ingenieuren und Technikern auch psychologisch geschulte Fachleute, die allein das Zwischenmenschliche in diesen Teams genau beobachten. „In Deutschland hat es die Kerntechnik dagegen bisher versäumt, Psychologen einzustellen“, bedauert Wilpert.
Doch nicht nur die Manager in sensiblen Branchen vernachlässigen den Faktor Psyche. Auch Ingenieure und Techniker selbst wehren sich oft gegen die Einführung von psychologischen Sicherungsverfahren. Norbert Semmer vom Institut für Psychologie an der Universität Bern führt dies auf die mangelhafte Fehlerkultur in vielen Firmen zurück. „Man tut sich schwer, Fehler zuzugeben, weil vielerorts nur ein Schuldiger gesucht wird“, berichtet er. „Aufgabe der Unternehmensführung ist es, eine Kultur zu etablieren, die Fehler auch als Möglichkeit begreifen, Ursachen für Probleme zu erkennen.“ Solch ein Arbeitsumfeld zu schaffen finden Wilpert wie Semmer genauso wichtig wie eine solide fachliche Ausbildung und regelmäßige Trainings.
Denn vor allem die Angst, Fehler zu machen, verleitet viele Menschen dazu, in Krisensituationen nichts – und damit genau das Falsche – zu tun. Und das kann tödliche Folgen haben. So gab ein Meteorologe Medienberichten zufolge vor dem verheerenden Tsunami Warnungen aus Hawaii, wo Forscher ein Erdbeben im Indischen Ozean registriert hatten, nicht an Thailands Behörden weiter. Er fürchtete, einen Fehlalarm auszulösen und gegenüber der Tourismusindustrie die Verantwortung für den Imageschaden des Landes übernehmen zu müssen. Seine Entscheidung kostete Tausenden das Leben. Nach dem Tsunami verlor der Meteorologe seinen Job.
Anders Nicklas Sjulander. Ihn hat die Angst, einen Fehler zu machen, nicht gelähmt – so dass er im entscheidenden Moment genau das Richtige tun konnte.

21. August 2006
nd-online.de: Strahlende Hoffnung

 
Der noch von Rot-Grün ausgehandelte Atomausstieg war eine Farce. Denn Veränderungen an der Atompolitik gibt's bis heute nur in homöopathischen Dosen. Doch der Union war und ist selbst das schon zu viel. Nun wollen einige Länderfürsten mit einem Strategiepapier endlich die Rolle rückwärts in der Umweltpolitik einleiten. Angenehmer Nebeneffekt: Der Pakt für den Ausstieg aus dem Ausstieg schadet der Kanzlerin, die sich in dieser Frage an den Koalitionsvertrag halten will, um Ärger mit der SPD zu vermeiden.
Natürlich wollen die Unionsfürsten nicht nur kurzfristig »die Abschaltung von Kernkraftwerken in den nächsten Jahren« vermeiden. Die Union will – anders als im Atomgesetz festgelegt – die ältesten vier Kraftwerke Biblis A und B sowie Neckarwestheim und Brunsbüttel bis zum Ende der Legislatur am Netz halten. Die Hoffnung der Union darüber hinaus ist klar: Sie will nach der Wahl zusammen mit der FDP den Atomausstieg endgültig kippen. Alle Kernkraftwerke sollen dann möglichst lange weiterlaufen, um den maximal möglichen Gewinn zu realisieren.
Die sonst so umfragehörige Union positioniert sich hier sogar gegen die Bevölkerungsmehrheit. Laut Forsa-Umfrage wollen 62 Prozent der Bundesbürger das Tempo des Atomausstiegs beibehalten oder sogar noch beschleunigen. Angesichts dieser Zahl ist es auf den ersten Blick erstaunlich, dass die Union den im Augenblick eher schwächelnden Grünen eine solche Steilvorlage gibt. Doch die Länderfürsten wollten mit ihrem Papier ganz nebenbei auch klarmachen, was sie von schwarz-grünen Kooperationen auf Bundesebene halten. Nämlich gar nichts.
(Neues Deutschland)
18. August 2006
taz:
Fehlersuche in Schweden geht weiter

Auch nach zwei Wochen ist die Ursache der Panne im AKW Forsmark noch immer unbekannt. 80 Millionen Euro Verlust
STOCKHOLM taz In Schweden geht die Ursachensuche nach dem Forsmark-Fehler weiter. "Wir wissen immer noch nicht, was die Grundursache des Fehlers war", sagte Kjell Olsson von der staatlichen schwedischen Aufsichtsbehörde SKI der Wochenzeitung Ny Teknik. Ein Ausfall eines Teils der Notstromversorgung hatte das AKW Forsmark vor zwei Wochen nahe an eine Kernschmelze gebracht.
Schwedens führende Technikzeitung beschreibt den Forsmark-"Störfall" in ihrer aktuellen Ausgabe als ein Ereignis, welches das grundlegende bisherige Sicherheitsdenken in der Atomkraftbranche in Frage stelle. Dies habe darauf beruht, dass Systeme unabhängig voneinander und auf mehreren Ebenen funktionieren sollen. Doch in Forsmark habe es nun völlig unvorhergesehene Abhängigkeiten gegeben, über die sich Fehler fortpflanzten.
Der Reaktorbetreiber Vattenfall arbeitet deshalb weiter an der Aufklärung des Vorfalls. Dazu werte das Unternehmen derzeit einen ergänzenden Bericht von AEG Power Supply aus, teilte Vattenfall mit. AEG Power Supply ist der Hersteller der Notstromaggregate, die in Schweden versagten. Vattenfall will seine Erkenntnisse in einigen Tagen der staatlichen Aufsichtsbehörde SKI vorlegen. Auch die SKI setzt ihre Sicherheitsanalysen aller schwedischen Atomreaktoren fort, ohne dass darüber bislang etwas bekannt wurde.
Neben dem AKW Forsmark stehen drei weitere Kernkraftwerke außerplanmäßig still. Der Ausfall wird für die Betreiber Vattenfall und Eon immer teurer. Nach einer Schätzung des schwedischen Fernsehmagazins "Rapport" werden sich die Verluste allein durch entgangene Einnahmen auf umgerechnet etwa 80 Millionen Euro belaufen. Die Kosten werden steigen, wenn die Reaktoren nun nicht binnen zwei Wochen wieder ans Netz gehen.

17. August 2006
Nachrichtenagentur Reuters:
Schwedisches Atomkraftwerk Forsmark bleibt vorerst vom Netz

Stockholm (Reuters) - Die nach einem Störfall geschlossenen Atomkraftwerke im schwedischen Forsmark bleiben noch mindestens eine Woche abgeschaltet.
In den nächsten Tagen werde der Reaktoraufsicht SKI ein detaillierter Bericht über die technischen Probleme und deren Lösung übergeben, sagte ein Forsmark-Sprecher am Donnerstag. SKI werde den Bericht dann mindestens eine Woche lang prüfen, bevor grünes Licht für die Wiederaufnahme des Betriebs gegeben werden könne, ergänzte ein Sprecher der Behörde. "Sicherheit braucht seine Zeit, und wir wissen nicht, wann wir wieder am Netz sind", sagte Claes-Inge Anderson von Forsmark. Er ließ offen, ob der Bericht - wie ursprünglich angekündigt - vor dem Wochenende übergeben wird.
In dem Vattenfall-Reaktor Forsmark 1 waren am 25. Juli Probleme bei der Stromversorgung aufgetreten. Nach einem Stromausfall waren unter anderem zwei von vier Notstromaggregaten nicht angesprungen. In schwedischen Medienberichten hatte es geheißen, der Reaktor habe kurz vor der Kernschmelze gestanden. Forsmark 2 war nach dem Störfall ebenfalls vom Netz genommen worden.
Der Zwischenfall löste in Deutschland erneut politischen Streit über die weitere Nutzung der Atomenergie aus. Die frühere rot-grüne Bundesregierung und die Stromwirtschaft hatten vereinbart, den letzten deutschen Atommeiler nach 2020 vom Netz zu nehmen. (Do Aug 17, 2006 8:21 MESZ)

10. August 2006
taz: Blankoscheck für AKW-Betreiber

Forsmark und die Folgen: Bundesumweltminister Gabriel findet es "suboptimal", dass die Sicherheit der drei Atomkraftwerke in Niedersachsen nicht von unabhängigen Gutachtern geprüft worden sein soll
Sicherer macht das Polit-Gezänk die deutschen Atomkraftwerke nicht. Dennoch streiten sich Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) und sein Landeskollege in Niedersachsen, der FDP-Mann Hans-Heinrich Sander, über die Konsequenzen aus dem Unfall im schwedischen Atommeiler Forsmark 1. Es sei "suboptimal", dass Niedersachsen sich bei der Prüfung der Sicherheit der drei Atommeiler in Niedersachsen schlicht der Auffassung der Kraftwerksbetreiber angeschlossen habe, rüffelte Gabriel gestern. Alle anderen Bundesländer hätten ihre Kraftwerke nach der Störung durch unabhängige Gutachter auf Sicherheitslücken prüfen lassen. Es sei "nicht angemessen", dass sich Niedersachsen beim Sicherheitscheck der Anlagen Unterweser, Grohnde und Emsland nur auf die Betreiber E.ON und RWE verlassen habe.
"Ich habe die Stellungnahmen" der Betreiber "geprüft und schließe mich der sicherheitstechnischen Bewertung an", heißt es in einem Fax aus dem Umweltministerium in Hannover nach Berlin, das der taz vorliegt. Öffentlich hatte Sander am Dienstag erklärt, ein Problem wie in Forsmark sei bei den Anlagen im Land "nicht möglich". Ein Gabriel-Sprecher schloss nicht aus, dass Niedersachsen bei der weiteren Prüfung der Vorfälle "per Weisung" dazu gezwungen werde, unabhängige Gutachter einzukaufen.
Ein Kurzschluss hatte den Reaktorbetrieb in Schweden vor zwei Wochen gestoppt. Von vier für die Kühlung vorgesehenen Notstrom-Dieselmaschinen sprangen nur zwei automatisch an, die übrigen beiden konnten erst nach 20 Minuten manuell gestartet werden. Vier von zehn Atomkraftwerken in Schweden wurden daraufhin abgeschaltet. Sander hatte betont, bei den drei niedersächsischen AKW könne das Problem nicht auftauchen, weil die Notstromversorgung über Batterie laufe.
Der Liberale hatte den ersten Stein geworfen: Bereits vor zwei Tagen hatte er Gabriel gerügt, zu spät über den Störfall informiert zu haben. Auch das wies Gabriel gestern zurück. Niedersachsen sei wie alle anderen Bundesländer an das internationale Meldesystem Ines angeschlossen - und deshalb genauso früh wie der Bund über das Problem informiert worden. "Herr Sander wäre gut beraten, sich mit der Materie zu befassen", sagte ein Sprecher des Bundesumweltministeriums (BMU).
"Sander konzentriert sich lieber darauf, das BMU in Sachen Informationsfluss zu kritisieren, als seinen Job zu erledigen", sekundierte SPD-Fraktionschef Wolfgang Jüttner. Das für die Atomaufsicht zuständige Landesministerium hätte wissen müssen, dass alle Bundesländer seit 2003 Zugriff auf Ines haben. "Absolut dreist" fand Jüttner, "dass Sander offenbar in vorauseilendem Gehorsam der Atomlobby einen ,Blanko-Scheck' ausstellt". Sander schiebe so die Atomaufsicht auf die Kraftwerksbetreiber ab. "Unverantwortlich, wie hier mit der Sicherheit der Bürger umgegangen wird", sagte Jüttner. Sander tue "dem Land Niedersachsen keinen Gefallen, indem er sich aus Prinzip als Quertreiber gegenüber dem Bund aufspielt".
Sander wies die Vorwürfe zurück. "Der Störfall darf nicht dazu genutzt werden, politische Süppchen zu kochen", sagte der Minister. Gabriel könne "ganz beruhigt" sein. Natürlich hätten unabhängige TÜV-Gutachter die Anlagen geprüft: Das sei so "selbstverständlich, dass wir es nicht für erwähnenswert gehalten haben". Der TÜV werde auch bei der weiteren Überprüfung der AKW dabei sein. Im übrigen habe auch die Kieler Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD) den schleppenden Informationsfluss kritisiert.

taz: Schlamperei bei Servicearbeiten

Nach dem Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark sind die Ursachen immer noch ungeklärt. Erste Untersuchungsergebnisse der Atomaufsichtsbehörde bemängeln die fehlerhafte Installation von Anschlüssen
STOCKHOLM taz Sind schwedische und deutsche Atomreaktoren technisch wirklich so unterschiedlich konstruiert, dass ein Vorfall wie in Forsmark in deutschen Anlagen unvorstellbar ist? Anders Bredfell, Sprecher der schwedischen Atomaufsichtbehörde SKI, muss im Gespräch mit der taz über eine solche Frage lachen: Spezielle deutsche und schwedische Sicherheitslösungen gebe es nicht. "Und es gibt mehrere Rapporte der IAEA, die eine Vergleichbarkeit der technischen Lösungen beweisen."
Vermutlich handelt es sich um ein baujahrabhängiges technisches Detail, das die nun stillstehenden schwedischen Reaktoren von den fünf nicht vom Netz genommenen schwedischen und offenbar auch von den meisten deutschen Meilern unterscheidet. Die Analyse ist jedoch noch nicht abgeschlossen. Der Defekt der Wechselrichter erklärt laut SKI nicht zwingend, was in Forsmark passiert ist. Es bestehe möglicherweise noch ein zusätzlicher Zusammenhang mit den von AEG gelieferten "Anlagen zur unterbrechungsfreien Stromversorgung", die nicht ordnungsgemäß funktioniert haben - und die auch in deutschen Reaktoren verwendet werden. Sie werden bei AEG derzeit untersucht.
SKI beschäftigt sich unterdessen noch mit einem anderen Forsmark-Detail, das womöglich den Blackout im Forsmark-Kontrollraum erklären kann. Erst nach tagelanger Verzögerung hat Vattenfall-Forsmark die Atomaufsicht in dieser Woche darüber informiert, dass bei Servicearbeiten im vergangenen Jahr Techniker den Unterfrequenzschutz einer Generatorsicherung phasenverkehrt montiert hatten. Im Klartext: Plus- und Minuspol wurden vertauscht. Laut einer der taz vorliegenden Zusammenfassung des Forsmark-Störungsberichts war die Bedeutung einer "phasenrichtigen" Installation der Anschlüsse für Effekt und Spannung des fraglichen Generators den Technikern durchaus bekannt. Doch wie man dann lapidar und ohne weitere Begründung fortfährt: "Was den Unterfrequenzschutz angeht, war die Bedeutung der phasenrichtigen Installation unbekannt." Hätte man wie erforderlich "phasenrichtig" installiert, wäre laut Störungsbericht im Kontrollraum "der Spannungsabbruch auf etwa 2 Sekunden statt der tatsächlichen 22 Minuten zu begrenzen gewesen".
Bei SKI sieht man diesen Fehler sehr kritisch: "Nach der Montage hätte man prüfen müssen, ob die Anlage funktioniert", erklärte SKI-Inspektionschef Leif Carlsson in einem Radiointerview: "Soweit ich das verstehe, hat man dies versäumt." Forsmark-Vattenfall-Informationschef Claes Inge Andersson hat eine seltsame Erklärung für die falsche Kopplung der Phasen: "Die Techniker verfügten über keine Gebrauchsanweisung." SKI-Inspekteur Carlsson: "Die Verantwortung dafür, dass Ausrüstungen richtig montiert und anschließend getestet werden, liegt ausschließlich beim Reaktorbetreiber." Der Blackout, der es am 25. Juli wesentlich erschwert hatte, den Reaktor wieder in den Griff zu bekommen - er scheint, zumindest teilweise, auf unverantwortliche Schlamperei zurückzuführen zu sein.

taz: Immer cool bleiben

Bei Stromausfall kühlen Notaggregate den Reaktorkern. In Forsmark sind zwei Motoren nicht angesprungen
BERLIN taz Nach einem Kurzschluss im Stromnetz nahe dem schwedischen Atomkraftwerk Forsmark wurde der Reaktor am 25. Juli sofort abgeschaltet. Er konnte jetzt nämlich den produzierten Strom nicht mehr ins Netz einspeisen. Auch die interne Stromversorgung lief durch den Kurzschluss instabil. Eine zuverlässige Stromquelle musste her.
Die Anlagenkonstrukteure haben für einen solchen Fall Notstromaggregate ins Kraftwerkssystem eingebaut: Zwei dieser Aggregate werden benötigt, um den Reaktorkern zu kühlen. Zwei weitere Stromaggregate sollen selbst bei Ausfall der Notstromversorgung die Reaktorsicherheit garantieren.
Strom erzeugen sie aus Diesel. Wie beim Auto brauchen sie aber einen Starterstrom, der den Zündvorgang des Dieselmotors auslöst. Im schwedischen Forsmark hätte das über sogenannte Wechselrichter funktionieren sollen - Geräte, die Gleichstrom in Wechselstrom umwandeln. Doch zwei dieser Inverter versagten den Dienst. "Wäre jetzt einer der Ersatzdiesel beispielsweise in der Wartung gewesen, hätte der Reaktor des Atomkraftwerks nicht genügend Kühlung gehabt", sagt Horst May von der Deutschen Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS).
Zwar wollen die Techniker nicht darüber spekulieren, wie schlimm die Folgen einer nur halb funktionierenden Kühlung gewesen wären. Für Atomkritiker wie Henrik Paulitz von den Internationalen Ärzten für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) steht jedoch fest: "Nur halb so viel Kühlung wie nötig führt natürlich zum Wärmestau, der schlimmstenfalls eine Kernschmelze zur Folge hat." Tschernobyl zeigte vor 20 Jahren die fatalen Auswirkungen einer Kernschmelze.
Forsmark und deutsche AKWs unterscheiden sich in der Art, wie Notstromaggregate angefahren werden. Hierzulande wird die Steuerung der Notdiesel mit Gleichstrom aus Batterien versorgt. "Es besteht deshalb keine Gefahr, dass sich die technische Panne von Forsmark hier 1:1 wiederholt", so Experte May.

taz: Schock zur rechten Zeit

KOMMENTAR von NICK REIMER
Eines ist jetzt sicher: Der Atomausstieg bleibt. Denn die Kernkraft ist nicht beherrschbar. Das ist auch das Fazit, das Umweltminister Sigmar Gabriel zieht, der nach der Havarie im schwedischen Forsmark die deutschen AKWs einem Sicherheitscheck unterziehen ließ.
Die Havarie in Schweden hat zum Glück nur bescheidene Schäden verursacht. Doch der Schock über den Unfall kommt zum richtigen Zeitpunkt. Denn genau wie Deutschland hat auch Schweden den Atomausstieg beschlossen. Und genau wie in Deutschland sind auch in Schweden die Konservativen gegen diesen Beschluss. Mit übrigens den gleichen Argumenten: Schwedische Atomanlagen seien die sichersten der Welt und die schwedische Atomaufsicht sei natürlich die allergründlichste. Die Havarie in Forsmark hat nun bewiesen: Auch die sichersten und bestkontrollierten AKWs der Welt sind nicht sicher genug, um einen GAU ausschließen zu können.
In Deutschland heißen die sichersten und bestkontrollierten AKWs der Welt etwa Philippsburg oder Brunsbüttel. In Philippsburg wurde vor drei Jahren ein Riss im Notstromaggregat entdeckt, was Techniker bis dato für völlig unmöglich hielten. In Brunsbüttel hatte eine Knallgasexplosion Teile des Kühlsystems zerfetzt - und das, obwohl die Ingenieure absolut ausgeschlossen hatten, dass sich Knallgas dort überhaupt bilden kann.
Kernkraft ist nicht beherrschbar, urteilt nun also auch Sigmar Gabriel. Trotzdem lässt er die 17 deutschen Reaktoren weiterlaufen. Vorwerfen kann man ihm das allerdings nicht. Erstens bindet das Atomausstiegsgesetz auch die SPD rechtsverbindlich an Zusagen gegenüber der Atomindustrie. Zweitens hat Gabriel erklärt, einen umfassenden Sicherheitscheck der Reaktoren und des Systems der Atomaufsicht durchführen zu wollen. Diese Maßnahme ist die größte Keule, die dem Umweltminister überhaupt zur Verfügung steht.
Die Union hat stets gefordert, das Gesetz zum Atomausstieg zu ändern. Will sie Deutschland sicherer machen, sollte sie sich für kürzere statt für längere Laufzeiten einsetzen. Gelegenheit dazu hat sie beim nächsten Energiegipfel, zu dem Kanzlerin Angela Merkel im Oktober wieder lädt.

Junge Welt: Zweifelhafte Sicherheit

Nach schwedischen AKW-Unfall die Untersuchung der deutschen Atommeiler
Während in Schweden die Atomaufsicht die Krise der dortigen Atomwirtschaft überwunden sieht, zeigte sich Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) am Mittwoch in Berlin weniger optimistisch. Am Vortag hatten die Landesumweltminister noch verkünden lassen, ein vergleichbarer Unfall könne sich hierzulande nicht ereignen. Das, so Gabriel, stimme zwar, da die Konstruktion der Notstromsysteme in den deutschen AKW eine etwas andere sei als in Schweden. Es müsse aber geklärt werden, was in hiesigen Meilern bei vergleichbaren Vorfällen passiere. Auch gebe es bisher nur einen vorläufigen Bericht aus Schweden, und es seien noch nicht alle Einzelheiten geklärt.
Im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark war es, wie berichtet, am 26.Juli zu einem schwerwiegenden Unfall gekommen. Nach einem Kurzschluß im öffentlichen Netz mußte der Reaktor Forsmark 1 heruntergefahren werden. Der Kurzschluß hatte die Verbindung des Meilers zum Hochspannungsnetz unterbrochen, weshalb der erzeugte elektrische Strom nicht mehr abgeführt werden konnte und die Leistung des Kraftwerksgenerators innerhalb sehr kurzer Zeit auf ein Minimum reduziert werden mußte. Dieses letzte Minimum der Generatorleistung ist wichtig für die Erzeugung des Betriebsstroms des Kraftwerks. Schließlich muß die Anlage weiter kontrolliert und gesteuert werden. Außerdem ist der Prozeß der Unterbrechung der Kettenreaktion im Reaktor langwieriger. Offenbar ist das rasche Runterfahren der Generatoren – die Techniker sprechen von »Lastabwurf« – aber eine haarige Angelegenheit, die des öfteren schiefgeht. So auch in Forsmark. Der Vorgang mißlang, und die Notstromaggregate mußten einspringen. Aber auch da gab es Schwierigkeiten. Die Maschinen werden von sogenannten Wechselrichtern gesteuert, je einer für einen der vier Notstromaggregate. Zwei dieser Wechselrichter fielen aus, vermutlich aufgrund der durch den Kurzschluß erzeugten Überspannung. Nach Angaben der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW hat die deutsche Gesellschaft für Reaktorsicherheit bereits 1992 davor gewarnt, daß dieses Überspannungsproblem bei Kurzschlüssen und Blitzeinschlägen nicht richtig in den Griff zu bekommen sei.
Nur ein weiteres Aggregat hätte ausfallen müssen, so Gabriel, um die Notkühlung des Reaktors zu gefährden. Henrik Paulitz von IPPNW sieht die Situation noch dramatischer. Eigentlich sollten zwei Aggregate ausreichen. Die Notsysteme seien auf Redundanz ausgelegt. Aber scheinbar seien am 26. in Forsmark zwei Dieselaggregate nicht genug gewesen. Auf jeden Fall habe die Bedienungsmannschaft in der Steuerzentrale aufgrund teilweisen Stromausfalls in den ersten 20 Minuten wichtige Kontrolldaten nicht ablesen können, wie auch Gabriel bestätigt. Die Ursachen sind bisher unklar. Der Minister wartet noch auf einen Bericht der schwedischen Regierung.
Zu den Meldungen, es wäre in dem Reaktor beinahe zur Kernschmelze gekommen, mochte sich Gabriel nicht äußern. Was vorgefallen ist, sei bedenklich genug. Atomkraftwerke seien viel zu komplex, um voll überschaubar zu sein. Sie würden daher nach dem Prinzip »learning by doing« betrieben. Er gehe davon aus, daß alle AKW- Betreiber ehrlich überzeugt seien, »so etwas« könne nicht passieren, bis es dann doch eintrete. Der Meiler Forsmark sei 1973 gebaut worden und repräsentiere daher den Stand der Technik aus den 60er Jahren.
Bei IPPNW wird man noch etwas deutlicher: Viele AKW seien entgegen einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen im punkto Sicherheit nicht auf dem Stand des aktuell technisch Möglichen. Eigentlich hätten zwei arbeitende Notaggregate ausreichen müssen, doch erst, nachdem es der Bedienungsmannschaft nach über 20 Minuten gelang, die anderen beiden Dieselaggregate von Hand anzuwerfen, sei die Stromversorgung der Reaktors ausreichend für einen sicheren Betrieb gewesen.
Umweltminister Gabriel hat denn auch die deutschen Kraftwerksbetreiber aufgefordert, in den nächsten Monaten Notstromaggregate nur dann für etwaige Wartungsarbeiten auszuschalten, wenn zuvor der Reaktor runtergefahren wurde. Erst soll eine sorgfältige Untersuchung aller Meiler klären, ob durch Kurzschluß oder Blitzeinschlag die Sicherheitssysteme ganz oder teilweise lahmgelegt werden können. Die Länderbehörden sollen in diesem Zusammenhang auch überprüfen, inwiefern der Zustand der AKW von den Genehmigungsunterlagen abweicht.

Hamburger Abendblatt: Schwedischer Bericht erwähnt ähnlichen deutschen Störfall

Hamburg - Nach dem Bericht der schwedischen Atomaufsichtsbehörde (SKi) hat es ähnlich wie im Reaktor Forsmark I auch schon in einem deutschen Atomkraftwerk Probleme mit der Stromzuführung gegeben. In Forsmark sprangen zwei Notstromdiesel nicht an, weil die dazwischen liegenden Wechselrichter abgeschaltet waren.
Nach dem Bericht, der dem Abendblatt vorliegt, wird ein Störfall in einem deutschen Atomkraftwerk erwähnt, der den Hersteller der Wechselrichter AEG veranlaßt haben soll, die Bauteile so zu gestalten, dass dieses Problem nicht mehr auftritt.
"Wir wissen nicht, welches Kraftwerk gemeint sein könnte. Wir kennen die Aussage des schwedischen Berichts und überprüfen diesen Passage", so die Auskunft eines Sprechers der Gesellschaft für Anlagen und Reaktorsicherheit. Da in deutschen Kraftwerken die Notversorgung aus Batterien direkt auf die Dieselaggregate geleitet werde und nicht über den Umweg eines Wechselrichters, sei der Störfall aus Forsmark in keinem Fall direkt übertragbar.
Der schwedische Untersuchungsbericht weist auf mehrere Probleme hin, die durch den Ausfall der Stromversorgung ausgelöst worden sind. Er spricht ausdrücklich von einem "Common Cause Failure". Damit ist ein gleichzeitiger Ausfall von einander absichernden Systemen durch nur eine Ursache gemeint. "Dies ist ein schwerwiegenderer Fall als in den Sicherheitsanalysen angenommen", sagt der Bericht. Die Atomaufsicht mahnt eine andere Schaltung der Wechselrichter an, um derartige Störfälle für die Zukunft auszuschließen.
Zugleich stellt die Aufsichtsbehörde SKi die Sicherheit der gesamten Notstromversorgung im Kraftwerk Forsmark zur Diskussion und fragt, ob die Sicherung des elektrischen Systems im Kraftwerk insgesamt ausreichend ist.
Der Bericht bringt auch zum Ausdruck, dass die Besatzung der Leitzentrale in Forsmark I offensichtlich unter zu starker Anspannung stand, um die einzeln auftretenden Probleme sauber aufzulisten und zu dokumentieren. Hinzu kam, dass durch den Stromausfall wesentliche Anzeigen im Kontrollraum ausgefallen waren. Darunter die für den Wasserstand im Reaktor, der auf zwei Meter abgesunken war. Der kritische Wasserstand liegt bei 1,1 Meter. Allerdings arbeiten die Pumpen für das Reaktorkühlwasser auch unabhängig von dem Problem bei der Stromzuführung einwandfrei.

Hamburger Abendblatt: Mehr Fragen als Antworten

Kommentar: Schwedischer Atomstörfall - Von Frank Ilse
Der Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark wirft auch zwei Wochen nach dem Ereignis mehr Fragen auf, als es Antworten gibt. Daran ändert auch die tapfere Behauptung der bundesdeutschen Umweltminister, wonach ein Vorfall wie in Schweden hierzulande nicht vorkommen kann, gar nichts.
Woher nehmen die Minister eigentlich diese Sicherheit? Denn das Knifflige an diesen Störfällen ist ja gerade, dass sie erst dann als Problem erkannt werden können, wenn sie auftreten. Noch vor drei Wochen hätte jeder Besucher in der Atomanlage Forsmark stolz die vier Dieselgeneratoren und das Batteriensystem vorgeführt bekommen, mit dessen Hilfe der Reaktor auch bei Stromausfall von außen sofort weiter gefahren werden kann. Auch beim Flug von Apollo 13 hat niemand mit einer Explosion im Versorgungsteil der Kommandokapsel gerechnet, bis Jim Lovell meldete: "Houston - wir haben ein Problem."
Je komplexer eine technische Anlage ist, umso weniger Menschen durchschauen das gesamte System und können die Kontrolle ausüben. Alle anderen verlassen sich auf diese wenigen. Das führt zu einer Sicherheitsphilosophie, die ganz wesentlich auf der Hoffnung fußt, dass schon nichts passieren wird.
Und wenn der Störfall dann doch eintritt, bleibt nur, auf die Kreativität der unmittelbar Betroffenen zu setzen. In Forsmark reichte das. Der Ingenieur mit der rettenden Idee drückte entgegen der Vorschrift sofort den entscheidenden Knopf, statt - wie im Handbuch vorgeschrieben - noch zehn Minuten zu warten. Auch Apollo 13 wurde entgegen der Vorschrift heile zurückgeholt. Doch die Liste der gegenteiligen Beispiele ist lang: "Titanic", "Columbia", Tschernobyl, Harrisburg. Also Vorsicht bei Sicherheitsversprechen.

welt.de: Störfallmeldesystem soll verbessert werden

Umweltminister Gabriel prüft Konsequenzen aus dem Beinahe-GAU im schwedischen Forsmark.
Berlin - Nach dem Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark sieht Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) keinen Grund, die 17 deutschen Kraftwerke kurzfristig abzuschalten. In den Anlagen werde eine andere Sicherheitstechnik verwendet als in Forsmark, also könne es einen vergleichbaren Störfall in Deutschland auch nicht geben, sagte Gabriel. Er hatte seinen Urlaub unterbrochen, um das Kabinett über Konsequenzen aus dem Atomstörfall zu informieren.
Der Störfall in Schweden sei zuvor von keiner Sicherheitsanalyse erfasst worden. Das zeige, dass es bei der Nutzung der Kernenergie "systemimmanente Risiken gibt", sagte Gabriel. Die Betreiber der Kernkraftwerke müssten aus Fehlern lernen. Das sei ein "suboptimales Verfahren". Gabriel versicherte "Es bleibt beim Atomausstieg." Der Atomausstieg stehe nicht zur Debatte. Der Störfall zeige, dass es sinnvoll ist, über Alternativen zur Energiegewinnung nachzudenken. Gabriel appellierte an die deutschen Betreiber, alte Kernkraftwerke früher als im Atomkonsens vereinbart abzuschalten und die Restlaufzeiten auf technisch modernere Anlagen zu übertragen. Das wäre ein Beitrag zur Sicherheit, sagte Gabriel. Der Reaktor in Forsmark sei 1980 ans Netz gegangen. Das technologische Konzept aber stamme noch aus den Sechzigerjahren.
In Forsmark hatte am 25. Juli ein Kurzschluss zu einer Schnellabschaltung des Reaktors geführt. Zunächst waren nur zwei Dieselaggregate zur Notstromversorgung angesprungen. Die übrigen zwei Aggregate konnten erst nach mehr als 20 Minuten per Hand zugeschaltet werden. Besorgniserregend sei, dass auch die Sicherheitssteuerung für mehr als 20 Minuten ausgefallen sei, sagte Gabriel. Wäre nur ein Notstromdiesel angesprungen, hätte es eine gravierende Notsituation gegeben.
Da die Ursache für den Störfall von der schwedischen Atomaufsichtsbehörde (SKI) noch nicht abschließend geklärt wurde, ordnete Gabriel an, dass Notstromdiesel in deutschen Kernkraftwerken vorerst nicht während des laufenden Betriebs zur Wartung abgeschaltet werden dürfen. Die fünf Länder, in denen Kernkraftwerke betrieben werden - Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern - forderte Gabriel auf, die Notstromsysteme im Detail zu überprüfen. Es müsse ausgeschlossen werden, dass durch einen Blitzschlag oder einen Kurzschluss wie in Forsmark die Sicherheitssysteme ganz oder teilweise ausfallen könnten. Die Ergebnisse sollten in etwa sechs Monaten vorliegen.
Kritik der Länder, sie hätten erst aus Medienberichten und damit zu spät von dem Störfall in Schweden erfahren, wies Gabriel zurück: "Die Vorwürfe entbehren jeglicher Grundlage." Erst am 3. August hätten Analysen der SKI zum Hergang des Störfalls vorgelegen. Daraufhin seien die Länder umgehend angewiesen worden, die Sicherheitsüberprüfung der deutschen Atommeiler vorzunehmen.
Gabriel kündigte an, dass er sich bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) für eine Verbesserung des internationalen Störfallmeldesystems "Ines" einsetzen wolle. Es müssten möglichst schnell möglichst viele Fakten zum Hergang eines Störfalls vorliegen, um angemessen reagieren zu können, sagte Gabriel. Experten der IAEA sollten außerdem damit beauftragt werden, die Struktur der staatlichen Atomaufsicht in Deutschland auf ihre Effizienz zu überprüfen. Die Befürchtungen der Länder, die Atomaufsicht solle künftig beim Bund zentralisiert werden, nannte Gabriel unbegründet. Das sei nicht das Ziel der Untersuchung. Es gehe vielmehr darum, bei der Atomaufsicht internationalen Standards zu genügen.
Die Betreiber von Kernkraftwerken forderte Gabriel auf, ein effektives Störfallmeldesystem einzurichten. Das sei ihre Pflicht. Das vorhandene Informationssystem des Internationalen Verbands der Kernkraftbetreiber sei nicht ausreichend, meinte Gabriel und verwies auf den Flugverkehr. Dort sei es inzwischen selbstverständlich, dass sich die Airlines gegenseitig über Zwischenfälle und Probleme informierten.
Umweltschützer kritisierten die Entwarnung für deutsche Kernkraftwerke als "vorschnell". Dafür ist es noch zu früh, sagte Stefan Schurig von der Umweltschutzorganisation Greenpeace. "Solange man die genauen Ursachen des Störfalls nicht kennt, kann man sie auch nicht ausschließen." Erst im Mai, so Schurig, hatte die IAEA in einem Bericht vor einem Kurzschluss-Szenario wie jetzt in Forsmark gewarnt.
(Die Welt)

woz.ch: Schwedens AKW - Pfusch lässt die Krone rollen

Der ehemalige Sicherheitschef des Atomkraftwerkes Forsmark macht die Liberalisierung im Stromgeschäft für den Beinahe-Super-GAU verantwortlich.
Stockholm - Nach wie vor stehen fünf von zehn schwedischen Atomreaktoren still. Vier davon sind wegen Sicherheitsbedenken auf bislang unbestimmte Zeit abgestellt worden. Dies als Folge eines Stromausfalls im AKW Forsmark am 25. Juli. Dabei handelte es sich vermutlich um den schwerwiegendsten Zwischenfall in einem Atomkraftwerk seit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986. Nach einigen Tagen der Sprachlosigkeit haben beide Firmen, welche die schwedischen AKW betreiben, Vattenfall und E.ON, ihren Propagandaapparat angeworfen und versuchen nun den Beinahe-Super-GAU als Argument für die Sicherheit der Atomkraft zu verkaufen. Die Tatsache, dass letztendlich nichts passiert sei, soll als Sicherheitsbeweis gelten. Unterstützung erhalten sie dabei von verschiedenen KommentatorInnen der grossen bürgerlichen Zeitungen Schwedens.
Obwohl nur die Hälfte der schwedischen AKW laufen, ist es bisher nirgends zu Stromausfällen gekommen. Dafür stiegen die Preise. «Der Zynismus der Stromproduzenten, die nicht eine Sekunde zögern, so etwas auszunutzen, ist kaum zu übertreffen», sagt der Energieanalytiker Roger Fredriksson. «Unter dem Strich wird die Geschichte wohl dazu führen, dass Vattenfall & Co neue Rekordgewinne ausweisen können.
Fehlersuche
Vattenfall, zu hundert Prozent im staatlichen Besitz, ist die Betreiberfirma des AKW Forsmark. Dort, im 150 km nördlich von Stockholm beim kleinen Ort Östhammar gelegenen AKW, und in einem Labor im deutschen Warstein läuft die Suche nach der Ursache des «Störfalls» vom 25. Juli auf vollen Touren. Inzwischen scheint mittels Computersimulation die Ursache der «Fehlfunktion» beim Gerät mit dem langen Namen «Anlage zur unterbrechungsfreien Stromversorgung» (USV) gefunden worden zu sein. Allerdings könnte laut Lennart Karlsson, Leiter der Abteilung für Reaktorsicherheit bei der staatlichen Atomaufsichtsbehörde SKI, zusätzlich auch im Systemaufbau ein Fehler liegen.
Die USVs werden in Warstein von der Firma AEG Power-Supply produziert. Bislang wurden mehr als tausend Stück ausgeliefert, wie Firmenchef Karl-Heinz Schulz sagt. Seines Wissens sei noch nie ein vergleichbarer Fehler passiert. USVs selbst sind keine Notstromaggregate. Sie liefern gerade mal genug Strom, um beispielsweise einen Fernseher versorgen zu können. Eingesetzt werden sie überall da, wo die Stromversorgung keine Sekunde ausfallen darf, sie sollen dafür sorgen, dass nach einem äusseren Stromausfall die internen Hilfsaggregate, wie beispielsweise Dieselgeneratoren, ohne Verzögerung anlaufen.
Vor dreizehn Jahren hat AEG nach Forsmark geliefert. Eine fehlerhafte Installation schliesst Schulz aus: «Wir liefern ein geschlossenes System, eine Art Blackbox, das sich nach den Vorgaben verhält, die wir vom Kunden bekommen haben.» Dass gleich der Name AEG als mögliche Fehlerquelle genannt wurde, sieht man in Warstein natürlich nicht gern. Und betont, nach der Lieferung die Kontrolle über die Geräte verloren zu haben. Man habe Vattenfall-Forsmark damals einen Servicevertrag angeboten, dieser sei jedoch dankend abgelehnt worden. USVs enthalten Batterien und andere Verschleissteile, die regelmässig ausgewechselt werden müssen. Schliesslich erwarte auch kein Autobesitzer, dass er dreizehn Jahre nach Kauf seines Fahrzeugs noch mit der ersten Batterie fahren könne, lässt AEG wissen.
Schmutzige Vattenfall
Einzelheiten zu den Ergebnissen der Fehlersuche wollten zunächst weder Vattenfall noch die SKI veröffentlichen. Wie auch immer: Die letzte Verantwortung trägt in jedem Fall Vattenfall. Die Firma gehört mit ihren Wasser-, Atom- und Kohlekraftwerken zu den europäischen Stromriesen. Im letzten Quartal konnte sie eine Umsatzrendite von fünfzehn Prozent erwirtschaften. Mit dem Gewinn, den Vattenfall    in den letzten Jahren machte, hätte das Unternehmen jeweils genug Anlagen zur Produktion von Windstrom oder anderen ökologischen Kraftwerken errichten können, um pro Jahr jeweils einen ganzen Atomreaktor überflüssig zu machen.
Sparmassnahmen im AKW
Doch Schwedens Strommarkt wurde vor zehn Jahren liberalisiert. Vattenfall gibt sich seither genauso wie die Privatkonkurrenz als Akteurin auf dem freien Markt. Die Profite wurden nicht für umweltfreundliche Stromproduktion verwendet, sondern für den Kauf von Elektrizitätsbetrieben in Hamburg und Berlin sowie von Braunkohlekraftwerken in der ehemaligen DDR und Polen. Vattenfall hat sich dadurch den Ruf als einer der schmutzigsten Stromproduzenten Europas erworben. Und auch beim Betrieb von Atomreaktoren wie dem in Forsmark herrschen seither die vom liberalisierten Markt diktierten Prinzipien.
Diese Prinzipien haben zu Abstrichen beim Sicherheitsdenken geführt, ist der ehemalige Konstruktionschef bei Vattenfall, Lars-Olav Höglund, überzeugt. Höglund war es, der vergangene Woche mit seinem Alarmruf auf die möglichen Folgen aufmerksam machte, welcher der 23 Minuten lange Geisterbetrieb nach dem Stromausfall im Forsmark-Reaktor hätte haben können. Den Bagatellisierungsversuchen der ReaktorbetreiberInnen machte er damit einen Strich durch die Rechnung. Die Atomstromlobby tut sich schwer, den Argumenten des Experten etwas entgegenzuhalten. Er ist nämlich nicht etwa von einem Atomkraft-Saulus zum -Paulus konvertiert, sondern sieht Atomkraft durchaus als eine derzeit noch hinnehmbare Art der Stromproduktion an. Nur eben nicht so. Seit Mitte der neunziger Jahre sei das Sicherheitsdenken immer mehr in den Hintergrund gerückt. Die AKW-BetreiberInnen hätten ihre Sicherheitsabteilungen sträflich ausgedünnt und aus Kostengründen auch «Betriebspersonal ohne tiefere Einsicht in technische Zusammenhänge» in die Kontrollräume gesetzt.
In der Logik des Profitdenkens schlage sich jede Stunde Reaktorauszeit als Verlust in der Bilanz nieder. Deshalb würden notwendige Wartungsarbeiten auf die lange Bank geschoben oder möglichst ohne Abschaltung des AKW vorgenommen. Dazu würden auch schon einmal kurzerhand Sicherheitssysteme umgangen, obwohl das gegen die Vorschriften verstosse. Vor einiger Zeit erhielten die ReaktorbetreiberInnen die Genehmigung, über den Weg einer «Effekterhöhung» durchschnittlich vierzehn Prozent mehr Strom aus ihren Altanlagen «herauszuquetschen». Dies hatte eine Milliardeninvestition in den Umbau von dreissig Jahre alten, technisch überholten Reaktoren zur Folge. Höglund bilanziert die Aufrüstung nicht nur als «eine äusserst bedenkliche Pfuscharbeit», sondern auch als eine Belastung für die Grundkonstruktion der Reaktoren. «Kein Kunde in der Auto-, Flugzeug- oder Computerbranche hätte das akzeptiert.» Die Folgen seien nicht abschätzbar. Der Mythos der angeblich sicheren schwedischen Atomkraft lasse sich gemäss Höglund auf ein Wort reduzieren: «Unsinn».
Wahlkampffutter
Höglund schlägt vor, alle schwedischen Reaktoren so schnell wie möglich zu verstaatlichen und unter öffentliche Kontrolle zu stellen. Nicht nur verspreche dies eine relativ bessere, da von den Zwängen der Gewinnmaximierung abgekoppelte Sicherheitskultur, sondern Staat und Gesellschaft hätten dann auch die Steuerungsmacht, um die Voraussetzungen für einen schnellstmöglichen und geordneten Atomkraftausstieg zu schaffen. Das tiefe Sicherheitsniveau, das die gegenwärtige Organisation des Strommarkts bewirke, sei jedenfalls nicht akzeptabel.
Welche Auswirkungen die Beinahe-Kernschmelze in Forsmark auf die schwedischen Parlamentswahlen vom 17. September hat, ist noch nicht abschätzbar. Die SchwedInnen gelten als sehr sicherheitsbewusst. So sagten sie 1980 unter dem Eindruck des Unfalls im US-AKW Harrisburg in einer Volksabstimmung mehrheitlich Ja zum Ausstieg aus der Atomkraft bis zum Jahre 2010. Bislang wurden jedoch erst zwei der einst zwölf Reaktoren abgeschaltet. Führende PolitikerInnen vor allem aus der Sozialdemokratischen Partei haben den Ausstiegsbeschluss immer weiter verzögert. Dabei bauten sie auf den Mythos der «sicheren» schwedischen Atomkraft.
Damit dürfte es nun vorbei sein. Neben den Grünen hat jetzt auch die Linkspartei das Atomthema wiederentdeckt. Beide Parteien benötigen die SozialdemokratInnen für die Parlamentsmehrheit. Wie die Grünen fordert die Linkspartei die Abschaltung mindestens eines weiteren Reaktors in der kommenden Legislaturperiode. Zudem sollen ein detaillierter Ausstiegsplan ausgearbeitet und Investitionen in die alternative Energieproduktion erhöht werden. Die Grünen wollen den Atomausstieg bis zum Jahr 2020 erreichen, die Linkspartei rechnet etwas vorsichtiger mit 2025. Die SozialdemokratInnen, die mit ihrem Parteichef und Ministerpräsidenten Göran Persson in Sonntagsreden die Atomkraft gern als überholte Technik geisseln, aber bislang kaum etwas für deren Überwindung taten, könnten nun mächtig unter Druck geraten. WOZ vom 10.08.2006
(WOZ Die Wochenzeitung, Zürich)

09. August 2006
IPPNW: Fehler können zum Super-GAU führen - Schlampereien im AKW Biblis

IPPNW Presseinformation vom 9. August 2006
Berlin 09. August 2006 Anlässlich der Äußerungen von Umweltminister Gabriel zur Sicherheit deutscher Atomkraftwerke weist die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW darauf hin, dass die Behörden die Problematik der bei Wartungsarbeiten häufig auftretenden Fehler vollständig ausklammern. "Umweltminister Gabriel konzentriert sich jetzt auf die Vergleichbarkeit von elektrischen Schaltplänen und setzt dabei voraus, dass bei Wartungsarbeiten keine Fehler gemacht werden, die die Sicherheitssysteme jederzeit außer Kraft setzen können. Das geht aber an der Praxis in den deutschen Atomkraftwerken völlig vorbei", so IPPNW-Atomexperte Henrik Paulitz. "Zeitdruck, Hetze, Planungsfehler, Montagefehler, Prüffehler, der Einsatz von Hilfskräften und Leiharbeitern, überfordertes Personal, 10-Stunden-Schichten und mehr in Strahlenbereichen, Nachtschichten, unzureichende Kontrollen durch die TÜVs, die Verzögerung von sicherheitstechnisch wichtigen Reparaturen und Prüfungen - das ist die Realität in den deutschen Atomanlagen.«
Aufgrund des Kostendrucks im Zuge der Liberalisierung der Energiewirtschaft wurden laut IPPNW die Revisionszeiten in den deutschen Atomkraftwerken zur Durchführung von Wartungsarbeiten drastisch verkürzt. In Neckarwestheim verkürzte man die Zeit vor einigen Jahren von 33 auf 17 Tage. "Faktisch bleiben dann noch rund 10 Tage für Wartungsarbeiten", so Paulitz.
Siemens verkündete vor Jahren, man habe Arbeiten am Schnellabschaltsystem im Atomkraftwerk Isar-1 - unter Beteiligung von "Hilfskräften" - "in Rekordzeit" durchgeführt. Im Atomkraftwerk Neckarwestheim 1 habe Siemens 1998 für das Schnellabschaltsystem die digitale Leittechnik TELEPERM XS nachgerüstet. Der Atomkraftwerkshersteller habe von einem "Rekord" und von einem "Traumstart" gesprochen, weil das neue System in nur 19 Tagen installiert worden sei. Am 10. Mai 2000 sei es dann aufgrund der neuen digitalen Leittechnik zu einer Blockade der für eine Reaktorschnellabschaltung erforderlichen Steuerstäbe gekommen. Auch in Forsmark-3 habe Siemens TELEPERM XS im Bereich der Steuerstabsteuerung nachgerüstet. "Glücklicherweise wurde am 25. Juli in Forsmark-1 und nicht in Block 3 das Schnellabschaltsystem angefordert", so Paulitz.
Die IPPNW hatte das Bundesumweltministerium schon vor Jahren vor den neuen so genannten "Instandhaltungskonzepten" gewarnt, "zu denen auch gehört, dass man den Prüfaufwand von Sicherheitssystemen reduziert und Reparaturarbeiten zeitlich verschiebt, um kurze Revisionen zu erreichen". Umweltminister Jürgen Trittin habe am 20. Dezember 1999 die Kritik bestätigt. Trittin schrieb an die IPPNW: "Es trifft zu, dass in jüngerer Zeit die Revisionszeiten in Atomkraftwerken insbesondere durch Verringerung von Wartezeiten für das Personal durch Optimierung der Arbeitsplanung nennenswert verkürzt wurden und damit Kosteneinsparungen bei den Betreibern erreicht werden." In der Sache habe sich aber nichts geändert, kritisiert die IPPNW. Trittin habe sich auch ausdrücklich geweigert, 10-stündige-Arbeitsschichten in Strahlenbereichen bei der Prüfung und Reparatur von Sicherheitssystemen zu verbieten.
"Dass in deutschen Atomkraftwerken alles gründlich geprüft und gewartet werde, mag man zwar gerne der Öffentlichkeit erzählen, mit der Realität hat das allerdings nichts zu tun, wie uns auch ehemalige Beschäftigte der Atomwirtschaft bestätigten", so Paulitz. "Der neue Umweltminister muss jetzt diesen Unsicherheitszustand beseitigen. Die Wartung von Atomkraftwerken muss durch ein Bundesgesetz geregelt werden, welches diese Zustände beseitigt. Um die Anlagen auch nur halbwegs vernünftig warten, reparieren und nachrüsten zu können, müssen die Jahresrevisionen mindestens zwei Monate pro Jahr dauern".
Nach Angaben der IPPNW kommt es auch im Atomkraftwerk Biblis regelmäßig zu schweren Fehlern aufgrund menschlichen Versagens. Hier einige Beispiele: 
- Am 3. Oktober 1989 war die Notstandsstromversorgung von Biblis B für Block A teilweise ausgefallen, weil es bei der Revision von Biblis B zu Fehlern bei Freischaltmaßnahmen kam. Dieser Zustand wurde vom Personal erst nach rund 14 Stunden erkannt und behoben.
- Am 6. Juni 1990 wurden in Biblis A während der Jahresrevision zwei Schalter verwechselt. Durch den vollständigen Ausfall der Gleichstromversorgung wurden - ähnlich wie in Forsmark - wichtige leittechnische Einrichtungen nicht mehr mit Strom versorgt.
- Am 23. Januar 1991 wurde in Biblis B ein Brennelement versehentlich in den Reaktorkern transportiert und auf ein dort befindliches anderes Brennelement aufgesetzt.
- Am 9. September 1993 wurde bei Wartungsarbeiten in Biblis B festgestellt, dass in einem sicherheitstechnisch wichtigen Ventil des Not und Nachkühlsystems falsche Ventilteile eingebaut worden waren.
- Im März 1994 brannte in Biblis A der Motor einer Hauptkühlmittelpumpe, weil es aufgrund eines bei Wartungsarbeiten in dem Motor vergessenen Stahlmeißels zu einem Kurzschluss gekommen war.
- Am 23. Februar 1995 kam es in Biblis B zu einer gefährlichen Leckage. Die betreffende Rohrleitungsstelle war erst wenige Monate zuvor geprüft worden. Hierbei gab es keinerlei Hinweise auf mögliche Schäden.
- Am 18. August 1997 fielen in Biblis B zwei Nebenkühlwasserpumpen aus, die für die Wärmeabfuhr aus dem Reaktorkern in Betrieb waren. Ursache war ein Lagerschaden an einer Pumpe, der vermutlich durch einen im Laufrad der Pumpe befindlichen Schutzhelm ausgelöst worden war.
- Bei der Anlagenbegehung von Biblis A am 9. Mai 1999 zur Überprüfung des Notkühlsystems wurden Abweichungen der Siebflächen von der Anlagendokumentation und der Genehmigung weder vom Betreiber noch vom TÜV-Nord erkannt.
- Am 6. August 2001 riss in Biblis B ein abgebranntes, hochradioaktives Brennelement beim Verladen mit dem Hallenkran auseinander und stürzte ab, weil das Bedienungspersonal des Betreibers das Brennelement nicht hoch genug angehoben hatte.
- Am 18. Oktober 2001 teilte das Bundesumweltministerium mit, dass in Biblis B Korrosionserscheinungen in den Hauptkühlmitteilleitungen möglicherweise 23 Jahre lang nicht entdeckt wurden.
- Am 13. März 2002 stürzte in Biblis A eine Ultraschallmesseinrichtung in den gefluteten Reaktordruckbehälterraum.
- Am 19. Juni 2002 kam es in Biblis B zum Ausfall der Notstandsstromversorgung für Block A, weil elektrische Arbeiten in zwei Schaltern fehlerhaft geplant und entsprechend falsch ausgeführt wurden. 
- Am 28. August 2002 kam es in Biblis B zum Ausfall der Notstandsstromversorgung für Block A, weil elektrische Arbeiten in einer falschen Redundanz durchgeführt wurden.
- Am 9. Mai 2004 wurde bei Sonderprüfungen festgestellt, dass Schalter an Komponenten des Notspeisewassersystems fehlerhaft eingestellt waren. Nach Angaben der hessischen Atomaufsicht handelte es sich um eine »systematische Störung«, die in Biblis A und B an insgesamt 15 Komponenten gefunden wurde. Der systematische Fehler wurde erst aufgrund von Sonderprüfungen und aufgrund erster Befunde aufgrund weiterer gezielter Prüfungen gefunden.

(Internationale Ärzte für die Verhütung eines Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.)

Hamburger Abendblatt: Experte: So nah war der GAU

Atom-Störfall: Die 23 dramatischen Minuten von Forsmark. Was geschah wirklich am 25. Juli in dem schwedischen Kernreaktor? Im Abendblatt behauptet der frühere Planungschef: Nur Glück verhinderte eine Katastrophe.
Hamburg/Stockholm - Im Turbinengebäude trat Dampf aus, die Sprinkleranlage setzte ein, Sirenen heulten: Der Störfall in dem schwedischen Kernkraftwerk Forsmark I bei Stockholm lief offenbar weit dramatischer ab als bislang öffentlich bekannt.
Zwei Wochen nach den Geschehnissen erhebt der frühere Chef der Konstruktionsabteilung des Reaktors, Lars-Olov Höglund, im Abendblatt schwere Vorwürfe.
Im Zeitraum zwischen dem Stromausfall im Kraftwerk und dem Start der Notstromdiesel, so Höglund, habe unter den Mitarbeitern Panik geherrscht. "Es war die schlimmste Situation seit Tschernobyl und Harriburg. Wir waren furchtbar nahe an einer richtig gefährlichen Situation." Eine Kernschmelze und damit der GAU (größter anzunehmender Unfall) seien nur knapp vermieden worden.
Der frühere Vattenfall-Mitarbeiter hatte nach eigenen Angaben Einsicht in die offiziellen Unterlagen über den Störfall: "Je mehr ich darüber lese, umso schwerwiegender stufe ich die Sache ein", so Höglund zum Abendblatt. "Vattenfall sagt zwar zu Recht, dass alles gut ausgegangen ist. Aber das war reines Glück!" Nach Höglunds Schilderung spielte sich im Kontrollraum des Meilers Forsmark I am 25. Juli ein 23 Minuten dauerndes Drama ab. "Durch Arbeiten am Hochspannungsnetz in der Nähe des Reaktors kam es zu einem Kurzschluss, der die Stromversorgung des Kraftwerks von außen lahmlegte. Doch anders als vorgesehen lieferten weder die für so einen Fall eingebauten Batteriesysteme Strom, noch sprangen die Notstrom-Dieselaggregate an", sagt Höglund.
Nach seiner Aussage gibt es in schwedischen Atomkraftwerken zwei Sicherungssysteme, die bei Stromausfall greifen sollen: "Zum einen vier voneinander unabhängige Batteriesysteme, die jeweils 50 Prozent der für das Kraftwerk benötigten Leistung liefern. Und unabhängig davon noch einmal vier Dieselgeneratoren, die wiederum jeweils 50 Prozent der notwendigen Leistung bringen. Theoretisch reicht also die Leistung von zwei der insgesamt acht Möglichkeiten, das gesamte Kraftwerk mit Strom zu versorgen."
"Diese Eigenvorsorge ist eine Konstruktionsvoraussetzung bei Kernkraftwerken. Üblicherweise springen diese Systeme automatisch an. Aber nicht in diesem Fall. Keines der Systeme sprang an. Das ist sehr ungewöhnlich und darf nicht passieren", sagt Höglund. Dieser Fehler war unbekannt und deshalb auch ungeübt. "Die sieben Leute im Kontrollraum wussten einfach nicht, wie sie darauf reagieren sollten, und wurden panisch."

Hamburger Abendblatt: "Es geht nicht, dass Sicherheit der Atomkraft auf gut Glück basiert"

"Sie versuchten verzweifelt, einen der Dieselgeneratoren vom Kontrollraum aus zu starten, um die Kühlwasserpumpen für den Reaktor am Laufen zu halten. Doch es fehlte der Strom für den Zündimpuls. Hinzu kam, dass mehrere Meßinstrumente ausgefallen waren", schildert Lars-Olov Höglund die steigende Anspannung im Kontrollraum von Forsmark I.
Nach Höglunds Darstellung wurde die Situation noch brisanter. Im Turbinengebäude des Kraftwerks sei Dampf ausgetreten, den die Feuermeldeanlage im Gebäude als Feuer identifiziert und mit dem automatischen Einschalten der Sprinkleranlage sowie Sirenengeheul quittiert habe. "Die automatischen Kameras zur Überwachung des Kraftwerks funktionierten nicht - es fehlte der Strom - ebenso wenig die Lautsprecheranlage, mit der im Alarmfall die Menschen im Kraftwerk gewarnt werden", sagt Höglund.
In ihrer Not hätte die Besatzung des Kontrollraums schließlich aus dem benachbarten Atomreaktor Forsmark II Hilfe herbeitelefoniert. Forsmark II war zu diesem Zeitpunkt wegen Wartungsarbeiten heruntergefahren und vom Netz. Die Kollegen sind hinübergerannt", sagt Höglund. Einer der zur Hilfe gerufenen Ingenieure habe dann einen Weg gefunden, den benötigten Strom für den Startimpuls von zwei Dieselgeneratoren einzuleiten.
"Ab dann lief es. Aber sie haben einfach probiert. Es war nicht die Konsequenz von Sicherheitsanalyse und Training. Der Störfall war nicht vorauszusehen, und es war auch nicht abzusehen, ob die Gegenmaßnahmen greifen würden", kritisiert Höglund. Die Mannschaft aus dem Kontrollraum jedenfalls sei anschließend "so fertig" gewesen, dass sie ihre Schicht vorzeitig beendet habe und psychologische Betreuung brauchte, sagt der Ingenieur.
Was den Störfall für ihn so gravierend macht ist ein Phänomen, das Höglund als "Common Cause Failure" bezeichnet und das in der Sicherheitsdiskussion über Kernkraftwerke eine wichtige Rolle spielt: "Damit ist gemeint, dass gleichzeitige Fehlfunktionen in Systemen auftreten, die einander stützen und ersetzen. Es darf nicht vorkommen, dass eine Ursache redundante Systeme außer Funktion setzt."
Das bedeutet, der Kurzschluss hätte nicht dazu führen dürfen, dass keiner der vier Generatoren ansprang und auch die vier Batteriesysteme lahmgelegt waren. Wenigstens zwei hätten funktionieren müssen. "Mit solchen Fehlern rechnet niemand", sagt Höglund. "Um die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas passiert, möglichst gering zu halten, könnten vier Diesel von vier unterschiedlichen Herstellern eingebaut werden. Darauf wird aber verzichtet, um die Kosten überschaubar zu halten und um die Mitarbeiter einheitlich zu schulen."
Dies sei riskant, zumal es sich bei der Stromversorgung um die zweitwichtigste Komponente in einem Atomkraftwerk handelt: "Die wichtigste ist die Schnellabschaltung und die Regelung der Steuerstäbe. Wenn die nicht mehr in den Reaktor eingefahren werden können, kommt es unweigerlich zur Kernschmelze. Auch dafür gibt es redundante Systeme, die in Forsmark auch funktioniert haben. Doch dann kommt schon die Stromversorgung. Ohne Strom habe ich keine Möglichkeit, Kühlwasser zu pumpen, weil die Pumpen elektrisch betrieben werden. Verdampft das Kühlwasser, kommt es zur Überhitzung und unkontrollierten Reaktion des Kerns. Deshalb darf der Strom nicht ausfallen."
Schon die Arbeiten am Hochspannungsnetz in der Nähe des Reaktors hätten niemals während des Betriebs des Kraftwerks unternommen werden dürfen. Denn die würden die Gefahr eines Störfalls bergen.
Höglund stellt in diesem Zusammenhang die Frage nach der Sicherheitsphilosophie in Atomkraftwerken. "Wenn in so einem kritischen Punkt wie der Stromversorgung letztlich der Zufall entscheidet, ob es zu einer Katastrophe kommt oder nicht, ist die gesamte Reaktorsicherheit infrage gestellt. Dann muss ich mich fragen, wie viele unbekannte Fehler sich noch verstecken und wie verlässlich die ganzen Sicherheitsberechnungen sind. Es geht nicht an, dass die Sicherheit der Atomkraft auf gut Glück basiert."

Hamburger Abendblatt: Nicklas Sjulander rettete Forsmark I

Es war offenbar die Geistesgegenwart von Nicklas Sjulander, die den Reaktor Forsmark I rettete. Hätte er nach Vorschrift gehandelt und erst 30 Minuten nach dem ersten Alarm eingegriffen, wäre Forsmark vielleicht als neues Tschernobyl in die Geschichtsbücher eingegangen. Sjulander sagte der schwedischen Zeitung "Expressen": "Ich wusste, dass schnell gehandelt werden musste."
Es war 13.21 Uhr am 25. Juli, als der Alarm im Kontrollraum von Reaktor 2 des Kernkraftwerks ertönte. "Ich habe mitbekommen, dass es mit Reaktor 1 ein Problem gab", sagte Sjulander. Zusammen mit seinem Kollegen Joakim Karlsson eilte Sjulander seinen Mitarbeitern zur Hilfe. "Als wir ankamen, waren knapp acht Minuten vergangen, seit der erste Alarm ertönt war. Es herrschte fiebrige Aktivität", wird Sjulander zitiert.
Resultat der Beratungen im Kontrollraum war, dass Sjulander nach genau 21 Minuten und 41 Sekunden handelte. Er drückte einen Knopf, durch den Strom aus einem externen Netz angekoppelt wurde. Dadurch sprangen die beiden Dieselgeneratoren an. 

Hamburger Abendblatt: Vattenfall widerspricht

Der schwedische Energiekonzern Vattenfall widerspricht der Darstellung von Lars-Olov Höglund vom Beinahe-GAU. "Dies stimmt auf keinen Fall", sagte Vattenfall-Sprecher Martin May dem Abendblatt. Sowohl die schwedische Aufsichtsbehörde SKI als auch die Technische Hochschule Stockholm hätten den Vorfall untersucht. Danach seien zwar nur zwei von vier Dieselgeneratoren nach einem Stromausfall angesprungen. Doch das hätte für die Notkühlung des Reaktors gereicht. Die anderen beiden ausgefallenen Generatoren hätten die Bildschirme im Kontrollraum mit Energie versorgen sollen. Diese hätten erst nach 20 Minuten per Hand eingeschaltet werden können. Laut SKI habe aber keine Gefahr für die Umwelt bestanden.

Hamburger Abendblatt: Atomkraft-Experte Höglund in Schweden umstritten

HAMBURG - Lars Olov Höglund ist in der schwedischen Kernkraftdebatte nicht unumstritten. Er arbeitete 1976 bis 1986 als Konstruktionschef beim Kernkraftwerk Forsmark. Dann trennten er und Vattenfall sich "im gegenseitigen Einvernehmen". Höglund wurde selbstständiger Berater in der Energiebranche, kam jedoch in der Industrie bei der Vergabe von Aufträgen so selten zum Zuge, daß er etliche Prozesse führte. Allein gegen Vattenfall soll er schon mehr als eine Handvoll Prozesse verloren haben. Auch gegen andere Konzerne der Branche zog er schon vor Gericht.
Vor diesem Hintergrund schreibt "Dagens Nyheter", eine der größten schwedischen Zeitungen, im Zusammenhang mit dem Störfall, dass es bislang "eigentlich nur eine Person" gegeben habe, "die von einem Super-Gau sprach: Lars-Olov Höglund, der als Atomexperte, Unternehmensberater und Forsmark-Konstruktionschef vorgestellt wurde." Die Zeitung berichtet auch, dass Höglund seit langem mit dem in die Schlagzeilen geratenen Kernkraftwerk Forsmark und dem schwedischen Reaktor Ringhals im Streit liege. Er habe sogar die EU-Kommission aufgefordert, sich mit seinem Anliegen zu beschäftigen. "Und er führt Rechtsstreitigkeiten vor den schwedischen Gerichten." Höglund verlangte laut der Zeitung 600 000 Euro als Schadenersatz, weil sein Unternehmen von Forsmark keinen Auftrag erhielt, vom Kernkraftwerk Ringhals will er 300 000 Euro haben.
"Höglund hat keine Kenntnisse der Fakten", kommentierte gestern Vattenfall-Sprecher Martin May die Behauptung, ein Supergau in dem Kernkraftwerk habe kurz bevorgestanden. Die schwedische Atomenergie-Aufsichtsbehörde SKI teilte zwischenzeitlich mit, dass sie keinen Anlass sehe, wegen des Störfalls weitere Reaktoren in dem Land abzuschalten. Auf der weltweit geltenden Ines-Skala der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) wurde der Vorfall im schwedischen Kraftwerk als "Störung" eingestuft "ohne jeglichen Einfluss auf die Umwelt". Die Ines-Skala geht von eins bis sieben. Mit der Bewertung zwei bekamen die Ereignisse den zweitniedrigsten möglichen Wert.

VERIVOX: NABU kritisiert vorschnelle Entwarnungen für deutsche Atomkraftwerke

Tschimpke: Aufsichtsbehörden und Betreiber argumentieren am Kern vorbei!
Nr. 77/06 , 9. August 2006
Berlin - Der Naturschutzbund NABU hat die Entwarnungen der Atomaufsicht mehrerer Bundesländer in der Debatte um den Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark als vorschnell kritisiert. *Wir erwarten von den Landesbehörden, sehr grundliche Untersuchungen, bevor endgültige Aussagen gemacht werden", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Die jetzigen Erklärungen erinnerten jedoch sehr an die üblichen Beschwichtigungen und basierten zudem vor allem auf Angaben den Betreiber.
Der NABU wies insbesondere die neuerlichen Versicherungen, ähnliche Störfälle seien in Deutschland nicht möglich, zurück. Solche Feststellung seien bei Tschernobyl noch zu verstehen gewesen, sagte Tschimpke: *Die deutsche Atomsicherheit über die schwedische stellen zu wollen, ist bei teilweise identischen Betreibern, geradezu absurd", so Tschimpke. Auch gehe die Debatte am Kern vorbei, denn der Forsmark-Störfall habe vor allem gezeigt, dass es nur eine relative Sicherheit von Atomkraftwerken geben könne. *Kein Mensch weiß, wie viele mögliche Störfallszenarien es noch gibt, die bisher in keiner Sicherheitsanalyse betrachtet wurden", so der NABU-Präsident.
Der NABU fordere daher sehr gründliche Inspektionen der Notstromversorgungen aller deutschen Atomkraftwerke, bevor zur Tagesordnung übergegangen werden könne. *Der Forsmark-Störfall hat nur noch einmal unterstrichen, dass der Ausstieg aus der Atomenergienutzung ganz oben auf der Tagesordnung stehen muss", so Olaf Tschimpke

VERIVOX: Greenpeace: Genaue Ursache für Beinahe-Gau in Schweden weiterhin unklar

Greenpeace: AKW-Bundeslaender und Vattenfall gaben falsche Entwarnung - Angekuendigte BMU-Untersuchung dringend notwendig
Hamburg, 9. 8. 2006 - Die Ursache fuer den Stoerfall in dem schwedischen Atomkraftwerk Forsmark ist auch nach zwei Wochen weiterhin unklar. Der entscheidene Bericht ueber den Hergang des Stoerfalls, den die schwedische Atomaufsichtsbehoerde (SKI) vom Betreiber Vattenfall gefordert hat, liegt der SKI noch nicht vor. Greenpeace haelt deshalb die Äusserungen der unionsgefuehrten Bundeslaender, ein solcher Stoerfall koennte hier in Deutschland nicht passieren, fuer falsch. Zudem verweist die Umweltschutzorganisation auf einen im Mai von der Internationalen Atomenergie Behoerde (IAEO) veroeffentlichten Bericht. Darin wird fuer alle Atomkraftwerke vor den Folgen eines Ausfalls der unterbrechungsfreien Stromversorgung gewarnt und besonders auf die Gefahr des Ausfalls der Instrumente und den Verlust der Kontrolle hingewiesen.
"Wer die genaue Ursache noch nicht kennt, kann und darf einen aehnlichen Verlauf fuer andere Atomkraftwerke auch nicht aussschliessen", erklaert Heinz Smital, Atomexperte bei Greenpeace. "Die Äusserungen der einzelnen Umweltminster klingen nach Beschwichtigung und basieren nicht auf einer genauen Untersuchung der Ursachen." Die Ankuendigung des Bundesumweltministers, die Ursachen weiter pruefen zu lassen, ist deshalb absolut notwendig.
Die unionsgefuehrten Laender Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hessen, Baden-Wuerttemberg und Bayern aeusserten sich in ihren Berichten ueberzeugt, die zur Reaktorkuehlung noetige Stromversorgungstechnik deutscher Kernkraftwerke sei anders als in Forsmark sicher. Ähnliche Stoerfaelle seien nicht zu erwarten. Dabei verwiesen sie auf die in deutschen Atomkraftwerke angeblich nicht vorhandenen Wechselrichter, die in der schwedischen Anlage ohne Zweifel Teil des Problems waren. "Dem widersprechen wir. Jedes Atomkraftwerk hat auch Wechselrichter" sagt Heinz Smital."

VERIVOX: Nach Störfall in Schweden: Naturschutz-Chef fordert Energie-Wende

Wiesenfelden - Nach dem Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark fordert Naturschutz-Präsident Hubert Weinzierl einen radikalen Kurswechsel in der Energiepolitik. "Die Zukunft ist ein Mix aus herkömmlicher Energie ohne Atomkraft, der Schwerpunkt erneuerbare Energien und vor allem Energieeffizienz", sagte er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur im niederbayerischen Wiesenfelden. Dadurch sei es möglich, die Kernkraft innerhalb eines Jahrzehnts weltweit total zu ersetzen. An die Politik appellierte er, entsprechende Vorgaben zu machen.
Speziell das Einsparen sei die größte Energiequelle der Zukunft. "Da ist unendlich viel drin. Wir vergeuden die meiste Energie, indem wir sie nicht effizient nutzen", sagte der Präsident des Deutschen Naturschutzrings (DNR). Vor allem im Verkehr, durch Wärmedämmung in Gebäuden und bei elektrischen Geräten könne der Verbrauch erheblich reduziert werden. Der Glauben, dass die derzeitige Verschwendung durch eine andere Energie ersetzbar ist, sei falsch. Dabei bedeute Energiesparen keinen Verlust an Lebensqualität. Unter den erneuerbaren Energien haben laut Weinzierl die Wind- und Solarkraft, sowie die Biomasse am meisten Potenzial.
"Ich fahre seit Jahren mit einem Drei-Liter-Auto und mir geht überhaupt nichts ab", sagte Weinzierl. Autos mit geringem Benzinverbrauch müssten Standard werden. Auch angesichts der steigenden Ölpreise müsse die Wirtschaft in die Entwicklung und Produktion derartiger Fahrzeuge investieren. Die Politik könne dies steuern. "Mein größter Appell an die Bundesregierung ist, dass sie sich nicht länger dem Diktat der Konzerne beugt", sagte er. Andernfalls sei zudem zu befürchten, dass die deutsche Autoindustrie den internationalen Anschluss verpasse. "Die Asiaten werden solche Autos machen."
Die Gesellschaft sei zu einem neuen Weg in der Energie bereit, aber die Politik müsse mehr dafür werben. Große Hoffnungen setzt Weinzierl auf den Energiegipfel im September, den EU-Vorsitz und die G8-Präsidentschaft Deutschlands im kommenden Jahr. Energie- und Klimapolitik sollten dort wichtige Themen sein. "Wir sollten Vorgaben hinsichtlich des Umgangs mit den Ressourcen in die Welt hineintragen." Dazu "hätten wir große Chancen", meinte Weinzierl und appellierte dementsprechend an Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) und Kanzlerin Angela Merkel (CDU). (dpa-Meldung, 09.08.2006 (13:27))

VERIVOX: Gabriel fordert erste Konsequenzen aus Atomkraft-Störfall in Schweden

Weitere sicherheitstechnische Untersuchungen notwendig.
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel hält eine weitere sicherheitstechnische Überprüfung der deutschen Atomkraftwerke als Konsequenz aus dem Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark für notwendig. Das ist das Ergebnis einer Umfrage bei den für die Atomaufsicht zuständigen Länderministern. "Der Störfallablauf ist nach bisherigen Erkenntnissen zwar nicht eins zu eins übertragbar, deswegen müssen wir hierzulande auch keine Reaktoren vorläufig stilllegen. Er wirft aber eine Reihe von Fragen auf, die wir sorgfältig klären müssen", sagte Gabriel.
Nach der vorläufigen Stellungnahme der Bundesländer muss jetzt allerdings eine detaillierte Abarbeitung der Fragen des Bundesumweltministeriums stattfinden. Prinzipiell muss für die bundesdeutschen Atomkraftwerke geklärt werden, was passiert, wenn von außerhalb der Anlage Überspannungen eingetragen werden und welche Auswirkungen in die anlageninternen Netze hinein möglich sind. Dazu ist auch ein Abgleich nötig zwischen den jeweiligen Anlagenunterlagen und dem tatsächlichen Ist-Zustand der Anlagen. "Die Frage ist: Kann durch einen Kurzschluss oder einen Blitz ein Zustand entstehen, durch den Sicherheitseinrichtungen der Atomkraftwerke unwirksam werden", so Gabriel.
Auch nach einer aktuellen Stellungnahme der schwedischen Atomaufsicht sind dort noch weitere Untersuchungen notwendig, insbesondere auch zu der Frage, wie es zu einem Ausfall der zur Steuerung des Reaktors notwendigen Anzeigen kommen konnte. Deshalb, so der Bundesumweltminister, können auch alle Einschätzungen zur Übertragbarkeit des Vorfalles nur vorläufig sein. "Ich hätte mir durchaus gewünscht, dass auch die deutschen Atomkraftwerksbetreiber hier etwas sicherheitsbewusster reagiert hätten und nicht voreilig mit Beschwichtigungen auf den Markt gegangen wären", kritisierte Gabriel.
Der Störfall in Schweden, der von keiner Sicherheitsanalyse zuvor erfasst worden ist, zeigt, dass die Atomkraft derart komplex ist, dass derartige Vorfälle zu den systembedingten Risiken der Technik gehören. Denn es ist gar nicht möglich, im Vorhinein alle praktisch auftretenden Möglichkeiten zu untersuchen, so der Bundesumweltminister. "Das, was wir hier erleben, learning bei doing, gehört zum Normalfall der Nutzung der Atomenergie. Und genau das ist das Problem dieser Energieform", sagte Gabriel. Das gelte insbesondere für ältere Reaktoren. Der Bundesumweltminister forderte deshalb die deutschen Atomkraftwerkbetreiber auf, von der im Atomgesetz vorgesehenen Übertragung von Reststrommengen von älteren auf neuere, modernere Reaktoren Gebrauch zu machen. "Das würde einen Beitrag zur Sicherheit in Deutschland leisten", sagte Gabriel.
Den Vorwurf aus einigen Bundesländern, der Bund habe die Länder zu spät informiert, weist Gabriel zurück. Am Donnerstag, den 3. August lag erstmals eine vorläufige Analyse des Störfalls durch die schwedische Atomaufsicht vor, die der Bund bereits am nächsten Morgen mit einer vorläufigen Bewertung an die Bundesländer weitergereicht hat. Davor war lediglich die Meldung des so genannten INES-Systems der internationalen Atomenergieagentur IAEA im Internet verfügbar. Die Atomaufsichten der Bundesländer haben selbst unmittelbaren Zugang zu diesem Meldesystem. Es stellt den Benutzern allerdings keine Hintergrundinformationen zur Verfügung.
Das System der staatlichen Atomaufsicht in Deutschland soll im kommenden Jahr durch ein Experten-Team der IAEA überprüft werden. "Das ist in anderen Ländern wie Frankreich oder Großbritannien längst üblich", so Gabriel. Die IAEA überprüft bei diesen Untersuchungen die in einem Land existierende Struktur daraufhin, ob sie im internationalen Vergleich verbessert werden kann. "Wir wollen uns als Bund dieser Überprüfung selbst unterziehen, gehen aber davon aus, dass das auch im Interesse der Länder ist. Das ist mit Sicherheit kein geeignetes Thema für föderale Profilierungssuche", sagt Gabriel.

VERIVOX: Gabriel berichtet Kabinett über Störfall in schwedischem Atommeiler

Berlin - Zur Beratung der Folgen des Störfalls im schwedischen Atommeiler Forsmark ist das Bundeskabinett am Mittwochmorgen zusammengetreten. Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) will dazu einen Bericht vorlegen, nachdem er die Bundesländer gebeten hatte, bis zum Vortag die Sicherheit der 17 deutschen Atommeiler zu bewerten. Die unionsgeführten Länder Niedersachsen, Schleswig- Holstein, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern haben sich in ihren Berichten überzeugt geäußert, dass die zur Reaktorkühlung nötige Stromversorgungstechnik deutscher Kernkraftwerke anders als in Forsmark sicher sei, ähnliche Störfälle nicht zu erwarten seien. In Schweden waren deshalb vier von zehn Atomkraftwerken abgeschaltet worden.
Die Beratungen des Kabinetts werden von Vizekanzler und Arbeitsminister Franz Müntefering (SPD) geleitet, da Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) noch im Urlaub ist. Offen ist, inwieweit der Libanon-Konflikt erneut Thema im Kabinett ist, zumal Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) noch in diplomatischer Mission in Nahost weilt. (dpa-Meldung, 09.08.2006 (10:08))

Nachrichtenagentur AP: Tschernobyl war der Super-GAU

Mittwoch 9. August 2006, 11:58 Uhr
Frankfurt/Main (AP) Immer wieder kommt es in Atomkraftwerken und Wiederaufbereitungsanlagen weltweit zu gravierenden Störfällen - auch mit Todesfällen. AP dokumentiert die wichtigsten Zwischenfälle:
Dezember 1952: In einem Reaktor im kanadischen Chalk River bei Ottawa kommt es zu einer schweren Explosion. Der Reaktorkern wird bei einer partiellen Kernschmelze zerstört.
September 1957: In einer Wiederaufbereitungsanlage im russischen Kyschtym explodiert ein Tank mit radioaktiven Abfällen. Dabei werden große Mengen an radioaktiven Substanzen freigesetzt.
Oktober 1957: Im britischen Kernreaktor in Windscale - ab 1983 Sellafield genannt - wird nach einem Brand eine radioaktive Wolke freigesetzt, die sich über Europa verteilt.
Juli 1973: Wieder kommt es in der Wiederaufarbeitungsanlage Windscale zu einer schweren Explosion, bei der ein großer Teil der Anlage kontaminiert wird.
Januar 1977: Kurzschlüsse in zwei Hochspannungsleitungen führen im deutschen Atomkraftwerk Gundremmingen in Bayern zu einem Totalschaden. Das Reaktorgebäude ist mit radioaktivem Kühlwasser verseucht.
März 1979: Maschinen- und Bedienungsfehler führen im US-Kernkraftwerk Three Mile Island bei Harrisburg zum Ausfall der Reaktorkühlung, die eine partielle Kernschmelze und die Freisetzung von radioaktiven Gasen zur Folge hat.
April 1986: Kernschmelze im sowjetischen Atomkraftwerk Tschernobyl. Der radioaktive Niederschlag geht auch in Deutschland nieder. Das Ausmaß der Folgen ist bis heute unklar. Fachleute geben die Zahl der zu erwartenden Toten mit zwischen 4.000 und 100.000 an. 4.000 Menschen erkrankten infolge des Unfalls an Schilddrüsenkrebs.
September 1999: In einem Brennelementewerk in der japanischen Stadt Tokaimura setzt nach einer unvorschriftsmäßigen Befüllung eines Vorbereitungstanks eine unkontrollierte Kettenreaktion ein. Starke radioaktive Strahlung tritt aus.
Oktober 2000: Das umstrittene tschechische Atomkraftwerk Temelin geht ans Netz. Bis Anfang August 2006 werden von der Anlage fast 100 Störfälle gemeldet.
Dezember 2001: Eine Wasserstoffexplosion verursacht im Atomkraftwerk Brunsbüttel einen Störfall. Der Reaktor wird erst auf auf Drängen der Kontrollbehörden im Februar 2002 zur Inspektion vom Netz genommen.
Juli 2006: Nach einem Kurzschluss wird im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark einer von drei Reaktoren automatisch von der Stromversorgung getrennt. Der Reaktor wird heruntergefahren.
 

08. August 2006
IPPNW: Behörden-Antworten zur Sicherheit deutscher AKW - Augenwischerei
IPPNW Presseinformation vom 8. August 2006

Berlin 08. August 2006. Die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW hält die Antworten der Atomaufsichtsbehörden der Länder zur Zuverlässigkeit der Notstromversorgung in den deutschen Atomkraftwerken für Augenwischerei. "Erstens beschränken die Behörden ihren Blickwinkel auf die Notstromversorgung und ignorieren die grundlegende Sicherheitslücke, wonach es aufgrund von Kurzschlüssen und Unwettern überhaupt erst zu äußerst gefährlichen Anlagenzuständen kommen kann. Zweitens wird stillschweigend hingenommen, dass der so genannte Lastabwurf auf Eigenbedarf in deutschen Atomkraftwerken zur Stromversorgung über den Kraftwerks-eigenen Generator sehr häufig misslingt. Drittens vereinfacht man für die Öffentlichkeit die vielfältigen Detailprobleme im Bereich der Notstromversorgung und insbesondere die Gefahren, die von redundanzübergreifenden Fehlern bei der Wartung der Anlagen ausgehen", so IPPNW-Atomexperte Henrik Paulitz. "Im Jahr 2005 betrafen 17 Prozent aller offiziell gemeldeten Vorkommnisse die Notstromversorgung und hierbei insbesondere die Notstromdieselaggregate. Das zeigt, dass es sich hierbei um ein äußerst fehlerträchtiges Sicherheitssystem handelt, das jederzeit versagen kann."
Die IPPNW weist außerdem darauf hin, dass nach Angaben des TÜV Süd die Übertragbarkeit des schwedischen Störfalls auf deutsche Atomkraftwerke im weiteren Sinne noch völlig ungeklärt ist. Bezogen auf die bayerischen Atomkraftwerke schreiben die Gutachter: "Für weitergehende bzw. abschließende Aussagen zur mittelbaren Übertragbarkeit sind weitere detaillierte und belastbare Informationen zum Ablauf und zur Ursache des Ereignisses in der Anlage Forsmark 1 erforderlich (…)". Es sei insofern falsch, wenn die Länder eine Übertragbarkeit jetzt voreilig verneinen würden.
Bemerkenswert findet die Organisation auch die Öffentlichkeitsarbeit der hessischen Atomaufsichtsbehörde. Diese betone, dass es in den vergangenen 20 Jahren in Biblis nur zwei Notstromfälle in den Jahren 1988 und 2004 gegeben habe. "Betrachtet man aber einen Zeitraum von 20 Jahren und wenigen Monaten, dann hat man mit dem Notstromfall am 4. Mai 1986, nur wenige Tage nach der Katastrophe in Tschernobyl, noch einen dritten Notstromfall", so Paulitz. Auslöser war nichts weiter als ein Blitzschlag. Beim doppelten Notstromfall 1998 in Biblis A und B war es die Explosion eines 220-kV-Stromspannungswandlers. Beim Notstromfall am 8. Februar 2004 genügte ein Sturm, dass es in der Anlage zu einer gefährlichen Verkettung von Fehlern in der Kraftwerkssteuerung kam."
Nach Einschätzung der IPPNW gibt es in den deutschen Atomkraftwerken im Bereich der Notstromversorgung ganz erhebliche Sicherheitsdefizite im Detail, die bei einer Verkettung ungünstiger Umstände zur Katastrophe führen können. "Über diese zahlreichen Sicherheitslücken sprechen die Behörden und die Betreiber natürlich nicht gerne in der Öffentlichkeit."
(Internationale Ärzte für die Verhütung eines Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.)

taz: Abwehrreflexe verärgern Strahlenschützer

Nach dem AKW-Störfall mehren sich Vorwürfe gegen die Betreiber, aber auch Forderungen nach fundierten Analysen
BERLIN/STOCKHOLM taz "Eines ist sicher: Deutsche Atomkraftwerke." Das hatten die vier deutschen AKW-Betreiber nach dem Störfall in Schweden reflexartig versichert. "Nach ersten Analysen kann ein Vorfall wie in Forsmark ausgeschlossen werden", sagte eine E.on-Sprecherin. Ähnlich äußerten sich Vertreter von EnBW, RWE und Vattenfall. Der Reaktor Forsmark 1 hatte am 25. Juli Probleme bei der Stromversorgung und soll kurz vor der Kernschmelze gestanden haben.
Diese Selbstgewissheit bringt Deutschlands obersten Strahlenschützer auf die Palme. "Akzeptanz für eine Hochrisikotechnologie ist maßgeblich an das Verantwortungsbewusstsein der Betreiber gekoppelt", sagte der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz, Wolfram König, dem Tagesspiegel. Störfälle müssten "wissenschaftlich fundiert und interessenunabhängig bewertet werden". Mit der nicht fundierten Entwarnung erwiesen die deutschen Betreiber ihren Anlagen einen Bärendienst.
Höchstens "so sicher wie die Rente" sind die deutschen AKWs, sagen denn auch die "Internationalen Ärzte gegen den Atomkrieg". Sie listeten gestern mindestens neun Forsmark-ähnliche Probleme in deutschen AKWs seit 1977 auf: Damals kam Block A des AKW Gundremmingen nach einem Blitzschlag zu Schaden. Blitzschläge oder Stürme führten auch in Neckarwestheim-1 (1982), Isar-1 (1983), Krümmel (1984) und Brokdorf (2003) zu Störfällen. In Biblis gab es von 1986 bis 2004 insgesamt drei Vorfälle mit Kurzschlüssen.
In Schweden mehren sich derweil die Vorwürfe gegen die Forsmark-Betreiber Vattenfall und E.on. Die AEG Industrial Engineering, von der die "Anlage zur unterbrechungsfreien Stromversorgung" (USV) stammt, die in Forsmark nicht wie vorgesehen funktioniert hatte, weist jede Verantwortung von sich. AEG-Chef Karl-Heinz Schulz sagte der Stockholmer Zeitung Svenska Dagbladet, dass noch bei keiner einzigen der mehr als 1.000 von AEG gelieferten Anlagen ein vergleichbarer Fehler aufgetreten sei. Auch dass die Anlage falsch installiert wurde, hielt er für unmöglich: "Wir liefern ein geschlossenes System, das sich nach den Vorgaben verhält, die wir bekommen haben." Allerdings müsse das System regelmäßig gewartet werden. Ein Serviceabkommen mit Vattenfall-Forsmark habe AEG jedoch nicht gehabt: "Die Anlage war 13 Jahre alt. Wir kennen keinen Autofahrer, der sein Fahrzeug 13 Jahre mit derselben Batterie fährt."
Angesichts dieser Unstimmigkeiten im vermeintlichen Hochsicherheitsland Schweden forderte die Umweltorganisation BUND die Bundesregierung auf, den Atomausstieg zu beschleunigen. "Wenn selbst schwedische Atommanager vom schwersten Störfall seit Harrisburg und Tschernobyl sprechen, müssen Konsequenzen her", so Vizevorsitzende Brigitte Dahlbender.
Das Bundesumweltministerium hält sich vorerst zurück. Zwar erklärte ein Sprecher, es sei "klar", dass Atomenergie eine Risikotechnologie bleibe. Er sagte aber auch: "Wir möchten die Fakten auswerten und nicht voreilige Schlüsse ziehen."

Spiegel-Online: AKW-ÜBERPRÜFUNG: Atomaufseher geben Entwarnung

Keine Gefahren für deutsche Kernkraftwerke sehen die Atomaufsichten mehrerer Bundesländer nach dem schweren Störfall am schwedischen Reaktor Forsmark. Die Notstromsysteme hierzulande seien nicht dem von Forsmark vergleichbar.
Wiesbaden/Stuttgart - Nach allem, was bisher bekannt sei, gebe es "keine Hinweise auf eine Vergleichbarkeit", sagte Hessens Umweltminister Wilhelm Dietzel (CDU). Im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark-1 hatte es eine schwerwiegende Panne bei der Notstromversorgung gegeben. Neben Hessen schlossen jedoch auch Baden-Württemberg, Schleswig-Hostein, Niedersachsen und Bayern einen ähnlichen Störfall aus.
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte die für die Atomaufsicht zuständigen Landesminister aufgefordert, selbst zu klären, ob sich ein Vorfall wie in Schweden auch in deutschen Anlagen ereignen könnte. Man dürfe sich nicht allein auf die Beurteilungen der Betreiber verlassen. Gegenwärtig werden die Länderberichte in Berlin ausgewertet, Gabriel will die Ergebnisse morgen bekanntgeben.
Kritik an Gabriel übte der niedersächsische Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP). Sander sagte, der Informationsfluss in die Länder müsse verbessert werden. Erste, einigermaßen belastbare Hinweise seien erst am 7. August eingegangen, obwohl das Ministerium offenbar seit dem 26. Juli Kenntnis über den Vorfall in Schweden gehabt habe. Zuvor hatte auch Hessens Umweltminister Wilhelm Dietzel mehr Informationen gefordert.
Die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW bezeichnete die Erklärungen der Länder als "Augenwischerei". Die Behörden hätten den Blickwinkel auf die Notstromversorgung beschränkt und grundsätzliche Sicherheitslücken ignoriert.
Unterdessen wies das Bundesumweltministerium einen Bericht der "Financial Times Deutschland" zurück, nach dem es Verhandlungen der deutschen Atomkraftwerks-Betreiber mit der Regierung über längere Laufzeiten für die Reaktoren gibt. Die Zeitung hatte berichtet, die Energiekonzerne wollten mit solchen Gesprächen die Abschaltung von Atomkraftwerken in dieser Legislaturperiode verhindern. sön/dpa/Reuters/ddp

VERIVOX: Kraftwerksbetreiber: Ursache für schwedischen Atom-Störfall geklärt

Stockholm/Berlin - Die Ursache für den Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark ist geklärt. Wie der Sprecher der Betreiberfirma Forsmark Kraftgrupp, Claes-Inge Andersson, der dpa am Montag mitteilte, sei am Wochenende bei Computersimulationen in Deutschland "eindeutig geklärt worden", warum zwei von vier Stromgeneratoren bei dem Vorfall am 25. Juli nicht automatisch angesprungen sind".
Vier der insgesamt zehn schwedischen Atomreaktoren wurden von der staatlichen Aufsichtsbehörde SKI wegen des als ernst eingestuften Störfalles bis auf Weiteres vom Netz genommen. Andersson sagte, sein zum Vattenfall-Konzern gehörendes Unternehmen werde die Fehleranalysen aus Deutschland unverzüglich an die SKI weiterleiten. Deren Chefin Judith Melin hatte am Wochenende erklärt, sie rechne nicht mit einer neuen Betriebsgenehmigung für die vier Reaktoren in den nächsten Wochen, weil eine umfassende Sicherheitsprüfung stattfinden müsse.
Die Computersimulationen wurden bei einer Nachfolgefirma des früheren AEG-Konzerns durchgeführt, der die Stromgeneratoren für Forsmark und das Atomkraftwerk Oskarshamn geliefert hatte. Bei dem Störfall am 25. Juli hatte zunächst ein Kurzschluss den Reaktor 1 in Forsmark gestoppt. Von vier in einem solchen Fall für die Kühlung benötigten Notstromaggregaten waren zwei nicht wie vorgesehen automatisch angesprungen. Behörden wiesen die Erklärung des früheren Forsmark-Chefkonstrukteurs Lars-Olov Höglund zurück, wonach man bei dem Störfall nur etwa 20 Minuten von einem "Super-GAU" durch Kernschmelze entfernt gewesen sei.
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) forderte unterdessen einen "lückenlosen Sicherheitsnachweis" für deutsche Atomkraftwerke. Er forderte die Länder auf, bis Dienstagmittag ihre Kraftwerke insbesondere auf solche Sicherheitsaspekte hin zu überprüfen, die in Schweden zu dem Störfall geführt hatten, wie das Umweltministerium am Montag in Berlin mitteilte. Zwar habe sich bislang der Verdacht nicht erhärtet, dass sich ein ähnliches Ereignis in deutschen Atommeilern ereignen könnte. Es seien jedoch nicht alle Fragen geklärt, um dies völlig ausschließen zu können. Gabriel bestand auf einer behördlichen Überprüfung der deutschen Anlagen. Die zuständigen Länderminister würden ihrer Verantwortung nicht gerecht, "wenn sie sich lediglich auf die Beurteilungen und Versicherungen der Betreiber verlassen würden".
Nach Darstellung der Internationalen Ärzte für die Verhütung eines Atomkrieges (IPPNW) gab es vor 30 Jahren im bayerischen Atomkraftwerk Gundremmingen einen ähnlichen Störfall wie im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark. Auch damals sei ein externer Kurzschluss die Ursache für einem Großunfall gewesen. Die Konzentration auf Detailfragen lenke heute wie damals von dem grundlegenden und ungelösten Problem ab, dass Unwetter und Kurzschlüsse in Atomkraftwerken jederzeit zur Katastrophe führen können. (dpa-Meldung, 08.08.2006 (10:14))

Niedersächsisches Umweltministerium: Störfall Kernkraftwerk Forsmark (Schweden)

Erste Überprüfung bestätigt Sicherheitskonzept der Niedersächsischen Kernkraftwerke
Pressemitteilung Nr. 82/2006
HANNOVER. "Nach erster Überprüfung ist ein vergleichbarer Störfall wie er sich kürzlich im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark I ereignet hat, in den niedersächsischen Kernkraftwerken Emsland, Grohnde, Unterweser und der stillgelegten Anlage Stade nicht möglich", erklärte Umweltminister Hans-Heinrich Sander heute (Dienstag) in Hannover. Grund dafür ist, dass in den niedersächsischen Anlagen die Leittechnik und Instrumentierung von Sicherheitssystemen direkt von den batteriegesicherten Gleichstromschienen und nicht von den zugehörigen Wechselstromschienen versorgt werden. Darunter fallen in erster Linie auch die Verbraucher, welche für die Zuschaltung und den Betrieb der Notstromdieselaggregate erforderlich ist. Selbst bei einem unterstellten Ausfall von Gleich- und Wechselrichtern wäre die Zuschaltung der Notstromdiesel nicht  behindert. Gegen den gleichzeitigen Ausfall von Gleich-  und Wechselrichtern sind die Abschaltgrenzwerte mit so großem Sicherheitsabstand eingestellt, so dass es bei Überspannungen nicht zu einer gleichzeitigen Abschaltung von Gleich- und Wechselrichtern kommen kann.
"Dieses bessere Sicherheitskonzept schließt einen ähnlichen Vorfall, wie er sich in Forsmark I ereignet hat, in Niedersachsen aus", sagte der Minister. Nachdem das Niedersächsische Umweltministerium erst am 3. August aus den Medien von dem Vorfall in Schweden erfahren hatte, wurden die niedersächsischen Betreiber umgehend aufgefordert, die Notstromversorgung der Anlagen entsprechend zu überprüfen.
In einem Brief an das Bundesumweltministerium kritisierte Niedersachsen, dass erste einigermaßen belastbare Informationen durch das Bundesumweltministerium und die GRS erst gestern (Montag) eingegangen sind. Und das, obwohl die GRS als auch das Bundesumweltministerium über die Meldung nach dem Internationalen  Meldesystem INES seit dem 26. Juli Kenntnis von dem Störfall haben mussten. Eine gründliche und sachgerechte Prüfung der vom Bundesumweltminister gestellten Anforderungen sei nur möglich, wenn die Länder umfassend und kurzfristig über den Störfall, seinen Ablauf und die Konsequenzen unterrichtet werden, heißt es in dem Schreiben. "Wir erwarten, dass der Informationsfluss in die Länder künftig verbessert wird", betonte Sander.

07. August 2006
IPPNW:
Fast-Unfälle in deutschen Atomkraftwerken - Eine Chronik aus 30 Jahren

IPPNW Presseinformation vom 7. August 2006
Berlin 07. August 2006 Ebenso wie im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark ein Kurzschluss außerhalb der Anlage einen Beinahe-GAU auslöste, ist auch vor knapp 30 Jahren ein externer Kurzschluss die Ursache für den Großunfall und Totalschaden von Block A des deutschen Atomkraftwerks Gundremmingen gewesen. Am 13. Januar 1977 kam es in den beiden abführenden Stromleitungen dieses Akws nach einem Kälteeinbruch und einem Blitzschlag zu Kurzschlüssen, so dass das Atomkraftwerk seinen Strom nicht mehr ableiten konnte. Aufgrund von mehreren Fehlern in der Steuerung des Atomkraftwerks kam es zur Schnellabschaltung, was zu einem schnellen Druckanstieg und zur Dampfabblasung ins Reaktorgebäude führte und in Folge dessen zu Rissen in Sicherheitsventilen und Rohrleitungen. Schon nach rund zehn Minuten stand im Reaktorgebäude das Wasser drei bis vier Meter hoch, die Temperatur war auf brisante 80 Grad Celsius angestiegen. Das Atomkraftwerk erlitt einen Totalschaden und ging nie wieder in Betrieb.
"Es geht nicht vorrangig darum, Schaltpläne von AEG-Notstromsystemen zu analysieren und zu schauen, ob genau die gleiche Schaltung auch hierzulande vorkommt", meint Henrik Paulitz, Atomexperte der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW. "Es mag zwar im Interesse der Atomkraftwerksbetreiber und der Atomaufsicht liegen, die Wahrnehmung der Öffentlichkeit auf diese Detailfrage zu beschränken. Sie lenkt aber geschickt von dem grundlegenden und ungelösten Problem ab, dass Unwetter und Kurzschlüsse in Atomkraftwerken jederzeit zur Katastrophe führen können. Die derzeitig häufigen Sommergewitter mit Blitzschlägen stellen eine akute Gefahr dar."
Chronik einiger vergleichbarer Störfälle in deutschen Druck und Siedewasserreaktoren:
-AKW Gundremmingen am 13. Januar 1977: Kälte und Blitzschlag, Kurzschluss, Abfangen auf Eigenbedarf misslingt, Notstromfall, Druckanstieg und Dampfabblasung, AKW-Totalschaden, endgültige Stilllegung
-AKW Neckarwestheim-1 am 6. Juni 1982: Blitzschlag in das 220-kV-Hochspannungsnetz, Abfangen auf Eigenbedarf misslingt, die automatische Umschaltung auf das Reservenetz misslingt, Notstromfall
-AKW Isar-1 am 29. Mai 1983: Blitzschlag, Ausfall mehrerer Elektronikkarten und der Speisewasserbehälterfüllstandsanzeige, Reaktor und Turbinenschnellabschaltung
-AKW Krümmel 4. August 1984: Blitzschlag, Ausfall von Messkreisen, Leistungsreduzierung
-AKW Biblis B am 4. Mai 1986: Blitzschlag während der Revision, Abschaltung der Reservenetzeinspeisung, Notstromfall
-AKW Biblis am 19. April 1988: Explosion eines 220-kV-Stromspannungswandlers, Kurzschluss, Ausfall des Reservenetzanschlusses, Doppelter Notstromfall in Biblis Block A und Block B
-AKW Brokdorf am 23. Februar 2003: Sturm, Kurzschlüsse in Freileitungen des 400-kV-Netzes in Kraftwerksnähe, Abschaltung von AEG-Gleichrichtern im Notspeisegebäude; Teilausfall der Notstromversorgung
-AKW Biblis B am 8. Februar 2004: Sturm, Kurzschluss im 220-kV-Netz, fehlerhafte Netztrennung, Abfangen auf Eigenbedarf misslingt, Notstromfall, Schnellabschaltung, Teilausfall der Notstandsstromeinspeisung für Block A
-AKW Brunsbüttel am 23. August 2004: Kurzschluss in einer Kabelverbindung des Eigenbedarfs vermutlich aufgrund von Alterungserscheinungen und nachgerüsteten Blitzschutzmaßnahmen, Kabel verschmorte auf 1 Meter Länge, Reaktor und Turbinenschnellabschaltung, Nichtverfügbarkeit eines Notstromdiesels
(Internationale Ärzte für die Verhütung eines Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.)

nd-online.de: Atomlobby spielt Störfall herunter

Konstruktionsschwächen waren bekannt – Experten warnten 
Die Betreiber deutscher Atomkraftwerke schließen einen Störfall wie im schwedischen Forsmark aus. Atomstrom-Kritiker sehen das anders.

Die Atomstrom-Lobby ist sich einig: Die Technik ihrer Anlagen unterscheide sich von der in Schweden. Soweit ist das in vielen Details richtig. Doch daraus zu schlussfolgern, dass eine Gefahrensituation wie im schwedischen AKW Forsmark ausgeschlossen ist, scheint vielen Experten abenteuerlich. In Forsmark war am 26. Juli die externe Stromversorgung ausgefallen und konnte nicht durch installierte AEG-Notgeneratoren ersetzt werden. 23 Minuten war der Atomreaktor ohne Steuerungsmöglichkeit.
Der ehemalige Chef der Konstruktionsabteilung des schwedischen Vattenfall-Konzerns, Lars-Olov Höglund, hatte – nachdem die Gefahrensituation tagelang verschwiegen worden war – davon gesprochen, dass Europa haarscharf an einem neuen Tschernobyl vorbeigeschlittert ist. Das deutsche Bundesumweltministerium (BMU) ordnete die Überprüfung aller deutscher AKW an. Es soll festgestellt werden, ob ähnliche Teile wie in den schwedischen Reaktoren eingebaut wurden.
Verschiedene Medien berichteten, dass die Herstellerfirma der Generatoren des schwedischen Atomreaktors bereits seit den neunziger Jahren von der »Konstruktionsschwäche« gewusst und dieses Wissen erst nach einem Zwischenfall in einem deutschen AKW weitergegeben habe.
Die Pro-Atomenergie-Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) hat bereits 1992 in einer Arbeit für das Bundesumweltministerium vor »Überspannungen« gewarnt, berichtet Henrick Paulitz, Nuklearexperte der Vereinigung Ärzte für die Verhütung eines Atomkrieges (IPPNW). Praktisch würde ein Unwetter, ein Blitzschlag, Sturm, ein durch Schneelasten umfallender Strommast oder ein Sabotageakt reichen, um per Kurzschluss eine nuklear-gefährliche Situation zu erzeugen, warnt Paulitz. Er hält es vor diesem Hintergrund für unzureichend, dass das BMU angesichts des Beinahe-Unfalls in Schweden lediglich klären möchte, »ob die zugrunde liegenden sicherheitstechnischen Mängel auch in deutschen Atomkraftwerken vorliegen können«.
Unterschiedlich ist die Reaktion bundesdeutscher Umweltpolitiker auf den Störfall. Während sich Union und FDP zurückhalten, kommen von der SPD nur verhaltene Erklärungen. Die Grünen im Bundestag meinen: »Anders als uns die Atomindustrie immer glauben machen will, zeigen die Ereignisse, dass es keine völlige Sicherheit bei der Atomkraft gibt.« Die Umweltpolitikerin der Linkspartei, Eva Bulling-Schröter, meint: »Statt über weitere Laufzeiten zu phantasieren, ist eine Beschleunigung des Ausstiegs aus der Atomenergie dringend notwendig. Regenerative Energien sind sicher, erwärmen keine Flüsse und sparen Ressourcen.«
(Neues Deutschland)

nd-online.de: Hier ist alles prima

Kommentar von René Heilig 
Ach nein, diese Schweden! Wer hätte gedacht, dass deren Atomkraftwerke auch nicht so top sind?! Also hier in Deutschland wäre das nicht passiert! Sagten die Betreiber. Noch bevor sie eigentlich genau wussten, warum da was in Forsmark-1 passiert ist. Hörte man das nicht auch aus Frankreich, aus Japan, aus Tschechien, aus den USA, aus Großbritannien? Die Liste der Länder, in denen »ganz sichere« westliche Atomreaktoren plötzlich außer Kontrolle gerieten, ist gewiss länger. Und jedes Mal sind Millionen Menschen haarscharf an ihrem Elend vorbeigeschlittert. Einmal jedoch wurde das Grauen wahr. In Tschernobyl. Spätestens seither wissen wir, dass es unsinnig ist, Atomsicherheit in nationalen Grenzen zu denken. Was also soll die Abwiegelei deutscher AKW-Betreiber samt ihrem politischen Containment? Selbst wenn es so wäre (was ja keineswegs gewiss ist), dass die in Deutschland gebauten Meiler sicherer sind als die mit Siemens- und AEG-Unterstützung in Skandinavien gebauten – geht Forsmark-1 in die Luft, dann trägt diese Luft das radioaktive Unheil in alle Winkel Europas. Und weiter.
Je mehr Störfälle »nur« beinahe zum GAU geführt haben, je mehr »blaue Augen« wir uns also mit dieser »sauberen« Energieerzeugung geholt haben, desto weniger erkennen wir offenbar die permanente Gefahr. Gerade so, als ob sich daraus ein statistisches Gesetz für wachsende Sicherheit ableiten ließe. So nach dem Motto: Was uns nicht umbringt ...
(Neues Deutschland)

VERIVOX: Bundesumweltminister Gabriel fordert lückenlosen Sicherheitsnachweis für deutsche Kernkraftwerke

Nach Auswertung der neuesten Berichte der schwedischen Atomaufsicht hat sich Bundesumweltminister Sigmar Gabriel heute in einem Schreiben an die für die Atomaufsicht zuständigen Länderminister gewandt und einen lückenlosen Sicherheitsnachweis für die deutschen Kernkraftwerke gefordert. "Der Vorfall in Schweden war so gravierend, dass die in Deutschland für kerntechnische Sicherheit zuständigen Minister ihrer Verantwortung nicht gerecht würden, wenn sie sich lediglich auf die Beurteilungen und Versicherungen der Betreiber verlassen würden. Erforderlich ist eine gründliche und detaillierte Prüfung der Anlagendokumentationen und der Anlagen vor Ort", betonte Gabriel.
Die Prüfung müsse klären, ob man derzeit bereits lückenlos nachweisen kann, dass sich die Vorfälle in Schweden in deutschen Anlagen nicht ereignen können. Zu untersuchen ist in diesem Zusammenhang insbesondere, ob Spannungsimpulse und Überspannungen zu Schäden in der Regelung der Notstromaggregate führen können und ob nachweislich gesichert ist, dass bei einem Störfall die sicherheitstechnischen wichtigen Steuerungs- und Überwachungseinrichtungen weiterhin ausreichend mit Strom versorgt werden. Wenn gleichartige Störfälle nicht nachweislich ausgeschlossen werden können, ist zu klären, ob dann alle Maßnahmen ermittelt und umgesetzt sind, die notwendig sind, um zukünftig die erforderliche Sicherheit bei gleichartigen Fällen zu gewährleisten. Außerdem muss geklärt werden, ob weitere Untersuchungen folgen müssen.
"Falls Nachweislücken vorliegen, die so gravierend sind, dass die Sicherheit des Anlagenbetriebs in Frage steht, dann ist der Betrieb der Anlage bis zur Klärung der Sicherheitsfragen vorläufig zu untersagen und die Bundesaufsicht sofort zu informieren", so Gabriel.
Der Bundesumweltminister hat zudem eine Untersuchung veranlasst, um zu klären, ob der im Kernkraftwerk Forsmark zu Tage getretene technische Versagensmechanismus aufgrund von bereits zuvor bekannten Informationen möglicherweise hätte verhindert werden können, wenn diese Informationen international besser gebündelt, ausgewertet und kommuniziert worden wären. "Wir können es uns auf Grund des hohen Risikopotentials der Atomkraft weder national noch international leisten, Fehler erst dann zu erkennen, wenn Sie mehrfach aufgetreten sind und zu ernsten Sicherheitsbeeinträchtigungen führen", so Gabriel.
Die gravierende Bedeutung des Störfalls im Atomkraftwerk Forsmark in Schweden liegt darin, dass ein Kurzschluss außerhalb der Anlage wesentliche sicherheitstechnische Systeme lahm legte und zum Ausfall wichtiger Überwachungseinrichtungen in der Warte des Kraftwerks führte. Für rund zwanzig Minuten ? bis zur Inbetriebnahme zusätzlicher Notstromdiesel, die per Hand gestartet werden mussten ? bestand eine Situation großer Unsicherheit. Zwar hat sich nach den bisherigen Überprüfungen bislang nicht der Verdacht erhärtet, dass sich ein ähnliches Ereignis in deutschen Kraftwerken ereignen kann. Es sind jedoch nicht alle Fragen geklärt, um ein solches Ereignis in deutschen Anlagen ausschließen zu können.
Das Bundesumweltministerium wird die Sicherheit der deutschen Kernkraftwerke bei einem solchen Störfall erst dann bestätigen, wenn die Nachweise hierfür detailliert geführt sind.

VERIVOX: Gabriel verlangt Sicherheitsnachweis bei deutschen Atomkraftwerken

Berlin - Nach dem Störfall in Schweden hat Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) einen "lückenlosen Sicherheitsnachweis" für deutsche Atomkraftwerke verlangt. Er forderte die Länder auf, bis Dienstagmittag ihre Kraftwerke insbesondere auf solche Sicherheitsaspekte hin zu überprüfen, die in Schweden zu dem Störfall geführt hatten, teilte Gabriels Ministerium am Montag in Berlin mit. Zwar habe sich bislang der Verdacht nicht erhärtet, dass sich ein ähnliches Ereignis in deutschen Atommeilern ereignen könnte. Es seien jedoch nicht alle Fragen geklärt, um dies völlig ausschließen zu können.
"Das Bundesumweltministerium wird die Sicherheit der deutschen Kernkraftwerke bei einem solchen Störfall erst dann bestätigen, wenn die Nachweise hierfür datailliert geführt sind", hieß es in einer Mitteilung. Gabriel betonte: "Falls Nachweislücken vorliegen, die so gravierend sind, dass die Sicherheit des Anlagenbetriebs in Frage steht, dann ist der Betrieb der Anlage bis zur Klärung der Sicherheitsfragen vorläufig zu untersagen und die Bundesaufsicht sofort zu informieren." Gabriel bestand auf einer behördlichen Überprüfung der deutschen Anlagen. Die zuständigen Länderminister würden ihrer Verantwortung nicht gerecht, "wenn sie sich lediglich auf die Beurteilungen und Versicherungen der Betreiber verlassen würden".
Die "gravierende Bedeutung" des Störfalls in Schweden liegt nach Einschätzung Gabriels darin, dass ein Kurzschluss außerhalb der Anlage "wesentliche sicherheitstechnische Systeme lahm legte und zum Ausfall wichtiger Überwachungseinrichtungen" führte. "Für rund 20 Minuten - bis zur Inbetriebnahme zusätzlicher Notstromdiesel, die per Hand gestartet werden mussten - bestand eine Situation großer Unsicherheit", erläuterte Gabriel nach Auswertung der neuesten Berichte der schwedischen Atomaufsicht.
Die parlamentarische Linke der SPD-Fraktion nannte es einen Skandal, dass dieser gravierende Störfall, aus "dem ein GAU hätte werden können", verspätet und zunächst nur unzureichend öffentlich gemacht worden sei. Zudem sei es skandalös, den Unfall jetzt herunterzuspielen, sagte ihr Sprecher Ernst Dieter Rossmann.
Nach Darstellung der Internationalen Ärzte für die Verhütung eines Atomkrieges (IPPNW) gab es vor 30 Jahren im bayerischen Atomkraftwerk Gundremmingen einen ähnlichen Störfall wie im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark. Auch damals sei ein externer Kurzschluss die Ursache für einem Großunfall gewesen. Die Konzentration auf Detailfragen lenke heute wie damals von dem grundlegenden und ungelösten Problem ab, dass Unwetter und Kurzschlüsse in Atomkraftwerken jederzeit zur Katastrophe führen können. Ähnliche Störfälle gab es nach Darstellung der Ärzte zudem bei den Anlagen Neckarwestheim-1 (1982), Isar-1 (1983), Krümmel (1984), Biblis B (1986), Brokdorf (2003) oder Brunsbüttel (2004). (dpa-Meldung, 07.08.2006 (15:33))

VERIVOX: Bundesamt kritisiert Reaktion deutscher Kraftwerksbetreiber

Berlin - Das Bundesamt für Strahlenschutz hat die Reaktion der deutschen Kernkraftbetreiber nach dem Störfall in einem schwedischen Atommeiler als zu voreilig kritisiert. "Die deutschen Betreiber leisten ihrem eigenen Anliegen einen Bärendienst, wenn sie nach dem gravierenden Störfall im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark für ihre Anlagen reflexartig Entwarnung geben", sagte Präsident Wolfram König am Sonntag der dpa in Berlin. Störfälle müssten wissenschaftlich fundiert und unabhängig bewertet werden.
Die deutschen Kernkraftbetreiber hatten am Freitag erklärt, dass der schwedische Störfall nach ersten Analysen in den 17 deutschen Kraftwerken nicht übertragbar sei. (dpa-Meldung, 07.08.2006 (10:32))

Nachrichtenagentur Reuters: Behörde kritisiert deutsche Atombetreiber nach Forsmark-Störfall

Berlin (Reuters) - Das Bundesamt für Strahlenschutz hat die Reaktion der deutschen Atomkraftwerk-Betreiber auf den Störfall im schwedischen Atommeiler Forsmark kritisiert.
Der Präsident der Behörde, Wolfram König, warf den Betreibern im Berliner "Tagesspiegel" (Montagausgabe) laut Vorabbericht vor, sie hätten einen ähnlichen Vorfall für die Anlagen in Deutschland vorschnell ausgeschlossen: "Die deutschen Betreiber leisten ihrem eigenen Anliegen einen Bärendienst, wenn sie nach dem gravierenden Störfall in Forsmark für ihre Anlagen reflexartig Entwarnung geben." Indirekt warf er ihnen vor, sie hätten die Sicherheit ihrer Meiler ohne genügende Grundlage betont. Die Akzeptanz für die "Hochrisikotechnologie" Atomkraft hänge vom Vertrauen in das Verantwortungsbewusstsein der Betreiber ab. "Dazu gehört, dass Störfälle wissenschaftlich fundiert und interessenunabhängig bewertet werden."
Die Betreiber der deutschen Atomkraftwerke hatten für ihre Anlagen einen Störfall wie in Forsmark ausgeschlossen, bei dem am 25. Juli Probleme bei der Stromversorgung aufgetreten waren. Als Folge davon stand das Kraftwerk schwedischen Medienberichten zufolge kurz vor der Kernschmelze. (Mo Aug 7, 2006 7:08 MESZ)

Nachrichtenagentur Reuters: Regierung: Offene Fragen zu Sicherheit deutscher Atomkraftwerke

Berlin (Reuters) - Die Bundesregierung hat noch keine abschließenden Erkenntnisse, ob der jüngste Störfall in einem schwedischen Atomkraftwerk auch in deutschen Atomanlagen möglich wäre.
Ein Experte des Bundesumweltministeriums erklärte am Montag in Berlin, nach ersten Prüfungen habe sich der Verdacht vorläufig nicht erhärtet, dass sich deutsche Atomkraftwerke ähnlich verhalten könnten wie der schwedische Reaktor. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) habe sich Ende vergangener Woche mit der Bitte an seine Länderkollegen gewandt, ihm bis Dienstagmittag einige zentrale Fragen zu beantworten. Diese bezögen sich darauf, was bei einem Kurzschluss in deutschen Atomanlagen geschehen würde. Primär seien die Länder für die Sicherheit der Atomkraftwerke zuständig.
Das gravierendste an dem schwedischen Störfall sei, dass dieser Fall "völlig überraschend aus dem Nichts" gekommen sei und es eine Aneinanderreihung von Fehlfunktionen gegeben habe. Gabriel habe die klare Marschroute ausgegeben, dass die Sicherheit der deutschen Anlagen lückenlos nachgewiesen werden müsse. Wenn dies nicht schnell geklärt werden könne, müssten die Anlagen bis zur Klärung notfalls außer Betrieb gesetzt werden. Nicht beurteilen könnten die deutschen Behörden, wie nahe nach dem Störfall in Schweden eine Atomkatastrophe in Form einer Kernschmelze gewesen sei. Wenn es die gäbe, würde das auch Auswirkungen auf Deutschland haben. (Mo Aug 7, 2006 1:15 MESZ)

06. August 2006
Spiegel-Online: STÖRFALL IN SCHWEDEN - Strahlenschützer rügt deutsche AKW-Betreiber

Deutsche Atomkraftwerke sind sicher, erklärten die Betreiber nach dem jüngsten Störfall in Schweden. Das Bundesamt für Strahlenschutz will sich mit solchen schnellen Erklärungen nicht zufrieden geben - und fordert umfassende Untersuchungen.
Berlin - "Die deutschen Betreiber leisten ihrem eigenen Anliegen einen Bärendienst, wenn sie nach dem gravierenden Störfall im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark für ihre Anlagen reflexartig Entwarnung geben", sagte der Präsident des Strahlenschutzamtes Wolfram König. Die Akzeptanz für die "Hochrisikotechnologie" Atomkraft hänge vom Vertrauen in das Verantwortungsbewusstsein der Betreiber ab.
Dazu gehöre, dass Störfälle wissenschaftlich fundiert untersucht und bewertet werden. Bund und Länder prüfen derzeit, ob ein ähnlicher Fall sich in Deutschland zutragen könnte. Das Bundesumweltministerium rechnet mit ersten Ergebnissen Anfang dieser Woche.
Die Betreiber der 17 deutschen Atomkraftwerke hatten für ihre Anlagen einen Störfall ausgeschlossen, wie er sich am 25. Juli in Forsmark ereignet hatte. Nach einem Blitzschlag in eine Hochspannungsleitung war es dort zu einem Kurzschluss gekommen, nur zwei der vier Notstromaggregate des Kraftwerks waren angesprungen. Die schwedische Atomaufsicht hatte den Vorfall als sehr "ernst" eingestuft. Die Chefin der Kernkraftinspektion, Judith Melin betonte aber danach: "Es gab absolut nicht das Risiko einer Kernschmelze."
Kernkraftgegner sehen sich durch den Vorfall allerdings in ihrer Haltung bestätigt. So ermahnte der Grünen-Fraktionschef Fritz Kuhn die große Koalition: "Wenn Union oder SPD auf die Idee kommen, wieder in die Atomwirtschaft einzusteigen, sehen wir uns auf dem Acker wieder. Die Transparente stehen noch auf dem Dachboden, sie müssen nur frisch angemalt werden", sagte er der "Bild am Sonntag".
Union und SPD haben in ihrem Koalitionsvertrag den von Rotgrün beschlossenen Atomausstieg bestätigt. Unionspolitiker stellen diese Festlegung jedoch gegen heftigen Widerstand der SPD immer wieder in Frage. str/dpa/reuters

welt.de: Schwerster Störfall seit Tschernobyl

Es war der Alarm im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark, der das Reaktorunglück in Tschernobyl vor genau 20 Jahren an die Weltöffentlichkeit brachte.
2000 Kilometer vom Unfallort entfernt hatten Experten in der Umgebung des Atommeilers einen bedrohlichen Anstieg der Radioaktivität gemessen. Jetzt ist Forsmark selbst wegen eines Störfalls in die Schlagzeilen geraten, weil nach einem Kurzschluss zunächst nur zwei der vier Notstromaggregate angesprungen sind. Nach Ansicht von Olov Höglund, dem einstigen Chefkonstrukteur des Atomkraftwerks, handelt es sich um einen der schwersten Zwischenfälle seit Tschernobyl und Harrisburg. Ex-Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) sprach von einem verhinderten "Super-GAU".
Der Fall Forsmark hat in Deutschland die Debatte um die Zukunft der Kernenergie erneut entfacht. "Kernenergie ist keine Dauerlösung", sagte der CSU-Umweltpolitiker Josef Göppel. Es müsse in effizientere Energienutzung und erneuerbare Energien statt in neue Atomkraftwerke investiert werden, fordert Göppel. Sicherheit müsse absoluten Vorrang haben. CSU-Generalsekretär Markus Söder dagegen verlangt angesichts steigender Ölpreise längere Laufzeiten für deutsche Atomkraftwerke. In den vergangenen Monaten hatte die Union wiederholt deutlich gemacht, dass sie den von Rot-Grün beschlossenen Atomausstieg gern lockern würde.
Das ist jedoch mit der SPD nicht zu machen. Michael Müller (SPD), Staatssekretär im Bundesumweltministerium, tritt sogar dafür ein, den Ausstieg noch zu beschleunigen. Nach der am 14. Juni 2000 zwischen der Bundesregierung und den Energieversorgern getroffenen Vereinbarung, soll voraussichtlich im Jahr 2021 das letzte der insgesamt noch 17 aktiven deutschen Kernkraftwerke vom Netz gehen. "Der Atomausstieg gilt", stellte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) in einem Interview mit der "Welt" klar. Die Koalition habe vereinbart, am Atomausstieg festzuhalten. Und dabei bleibe es.
Bärbel Höhn, Fraktionschefin der Grünen, fordert nun auch die Union auf, sich eindeutig zum Atomausstieg zu bekennen. Der Störfall in Forsmark unterstreiche die Notwendigkeit eines konsequenten Atomausstiegs, meinte auch Schleswig-Holsteins Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD), die für die Sicherheit der der Kernkraftwerke zuständig ist. "Der Vorfall ist ernst genug, um sich von jeglichem Flirt mit längeren Laufzeiten oder gar dem Wiedereinstieg in die Atomenergie zu verabschieden", sagte Stefan Schurig, Energieexperte bei der Umweltschutzorganisation Greenpeace. Die Umweltschutzorganisation BUND appelliert an die Bundesregierung, den gesetzlich vereinbarten Atomausstieg zu beschleunigen.
Es gebe keinen Anlass, jetzt über das vorzeitige Abschalten von Atomkraftwerken zu diskutieren, meint indes FDP-Fraktionsvize Birgit Homburger. Ähnlich äußerte sich Katharina Reiche (CDU), Fraktionsvize der Union. "Wir brauchen einen Energiemix." Und dazu gehöre neben Kohle, Öl und erneuerbaren Energien eben auch die Kernenergie. Es sei daher unseriös, einen forcierten Ausstieg zu fordern, ohne eine verlässliche Antwort auf die Frage zu haben, wie stattdessen Strom produziert werden könne, der bezahlbar sei, sagte Reiche der "Welt am Sonntag"
(Welt am Sonntag)

welt.de: Die Notstromversorgung versagte, aber nicht der Mensch

Im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark I konnte eine Kernschmelze verhindert werden - weil ein Kontrolleur sich nicht an die Vorschriften hielt
Für Atomkraftwerke gibt es eine wissenschaftlich korrekte, aber provokante Definition. Demnach sind die Kraftwerke Bomben, die unter strenger Kontrolle langsam explodieren. Die Definition gilt für alle AKW, die nach dem Prinzip der Kernfusion arbeiten. Und deshalb ist Kontrolle das absolut wichtigste Sicherheitskriterium bei dieser Art von Energiegewinnung. Versagt die Kontrolle,kann es schnell zur Katastrophe kommen.
Im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark I war es am 25. Juli fast soweit. Nach einem Blitzschlag in eine Hochspannungsleitung kam es zu einem Kurzschluss. Die Steuerzentrale des Werks hatte keinen Strom mehr. Im Reaktor lief die Kernfusion ohne Überwachung weiter. Für einen solchen Fall stehen in den Kraftwerken Notstromaggregate bereit, die einen Betrieb für mindestens einige Stunden garantieren sollen. Die Notstromversorgung funktionierte wegen eines noch nicht identifizierten Fehlers jedoch nicht wie vorgesehen.
Jedes Notstromsystem besteht aus zwei Komponenten, aus einem starken Dieselmotor, der einen Stromgenerator antreibt, und aus einer kräftigen Batterie. Fällt der Strom aus, soll die Batterie sofort Spannung ins Netz liefern. Die unterbrechungsfreie Stromversorgung soll verhindern, dass die empfindlichen Computer abstürzen.
Parallel wird der Dieselmotor gestartet, der jedoch einige Zeit benötigt, um aus dem Stillstand auf seine volle Leistung zu kommen. Hat er seine Leistung erreicht, dann speist er die Batterie, die wiederum die Verbraucher versorgt. Forsmark I besitzt vier solcher Notstromsysteme. Nur zwei von ihnen sprangen nach dem Stromausfall jedoch sofort an, die anderen beiden versagten ihren Dienst. Das heißt, die Anlage bekam zwar Strom, aber zu wenig, um voll zu arbeiten.
Dennoch funktionierte die Notkühlung nach Abschalten des Reaktorkerns offenbar weiter. Auf der internationalen Gefahrenskala, die von Null bis Sieben reicht, erhielt der Zwischenfall Stufe Zwei. Erst ab Stufe Vier besteht eine Gefährdung von Mensch und Umwelt.
Selbst nach Abschalten eines Reaktors entwickelt der Kern noch für einige Zeit erhebliche Wärme, die ihn zum Schmelzen bringen kann. Diese sogenannte thermische Leistung muss also unbedingt von der Notkühlung abgeführt werden.
Etwa zwanzig Minuten lang betrieb die Kontrollmannschaft von Forsmark den Reaktor am 26. Juli mit halber Notstromversorgung. Dann verstieß ein junger Kontrolleur gegen die Vorschriften und griff manuell ein: "Ich habe Strom aus einem externen Netz angekoppelt und dadurch sind die beiden Dieselgeneratoren angesprungen." Von nun an arbeiteten auch die beiden Notaggregate, die zu Beginn nicht automatisch angelaufen waren.
Solche manuellen Eingriffe sind in den ersten 30 Minuten nach Auslösung eines Alarms verboten. Ein Kernkraftwerk ist eine sehr komplizierte Anlage, und ohne gründliche Prüfung der Vorgänge kann sogar eine erfahrene Bedienungsmannschaft in der ersten Hektik eines Alarms vieles falsch machen.
In diesem Fall hat der Regelverstoß möglicherweise Schlimmeres verhindert. Für Heinz Smital, den Atomexperten von Greenpeace, ist das allerdings wenig tröstlich: "Wie viel Vertrauen kann ich in eine Anlage haben, die nur durch einen Verstoß gegen die Vorschriften in den Griff zu bekommen ist?" Und noch etwas beunruhigt Smital.
Hinter der Tatsache, dass nur zwei der vier Notaggregate sofort ansprangen, vermutet der Experte einen systematischen Fehler, das heißt, eine konstruktionsbedingte Fehlleistung. Welcher Art dieser Fehler war, ist noch Gegenstand der Untersuchungen. Smital empfindet es deshalb als nicht gerechtfertigt, wenn die Betreiber deutscher Kernkraftwerke behaupten, ein Störfall wie in Forsmark könne hierzulande nicht vorkommen: "Solange man nicht weiß, warum die eine Notstromanlage ansprang, die andere aber nicht, darf man nicht behaupten: "So etwas kann bei uns nicht passieren.""
In diesem Bereich besteht offenbar noch viel Klärungsbedarf. Die Notstromaggregate in Forsmark wurden von AEG geliefert. Auch die Firma E.on verwendet nach eigenen Aussagen in ihren Notsystemen AEG-Produkte, unter anderem in den Kraftwerken Isar-1 und Isar-2. Und in Isar-2 gab es bereits im März 2004 Probleme mit der Notstromversorgung, allerdings ohne dass ein Zwischenfall die Ursache gewesen wäre.
Greenpeace-Experte Smital geht zwar davon aus, "dass hierzulande nach dem Vorfall von 2004 Nachrüstungen erfolgt sind, die man in Schweden unterlassen hat". Trotzdem müssten die deutschen Aufsichtsbehörden prüfen, ob ähnliche Gefahren auch in deutschen Atomkraftwerken drohen.
Wegen des Zwischenfalls wurden außer Forsmark weitere vier der zehn schwedischen Kernkraftwerke vorsorglich abgeschaltet. Fünf Atomreaktoren erhielten noch am Freitag von den Behörden die Genehmigung zum weiteren Betrieb. Die schwedische Aufsichtsbehörde teilte mit, sie sei zuversichtlich, dass die Reaktoren mit der notwendigen Sicherheit betrieben werden könnten.
Nicht nur in Deutschland, auch in Schweden hat der Störfall in Forsmark die Diskussionen um die Nuklearenergie erneut angefacht. Kraftwerke, ob konventionell oder mit Kernbrennstoffen betrieben, sind hochkomplexe Anlagen. Ausfälle durch unvorhersehbares technisches Versagen werden immer wieder vorkommen, aber nur Kernkraftwerke können dabei zur Atombombe werden. Das ist ihr besonderes Risiko.
(Welt am Sonntag)

mz-web.de: Reaktoren in Schweden bleiben mehrere Wochen abgeschaltet - Störfall löst in Deutschland neue Debatte über Atomausstieg aus

Stockholm/Berlin/dpa. Die vier nach dem Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark abgeschalteten Reaktoren können frühestens in einigen Wochen wieder Strom produzieren. Wie die Chefin der Kernkraftinspektion (SKI), Judith Melin, am Wochenende in einem Interview mit der Stockholmer Zeitung «Dagens Nyheter» angab, werde man die Ursachen für den Notstopp des Forsmark-Reaktors 1 am 25. Juli «über mehrere Wochen in sehr umfassender Weise» untersuchen. Vor Abschluss dieser Arbeit könne es auch keine Freigabe für die Reaktoren Forsmark 2 und Oskarshamn 1 und 2 mit identischen Sicherheitssystemen geben.
Bei dem von Melin als «ernst» eingestuften Störfall in Forsmark waren zwei Notstromaggregate zur Kühlung nicht automatisch angesprungen. Melin erklärte, ihre Behörde weise die Behauptung des früheren Forsmark-Chefkonstrukteurs Lars-Olov Höglund zurück, man sei bei dem Störfall nur etwa 20 Minuten von einem «Super-GAU» durch Kernschmelze entfernt gewesen. Sie sagte: «Es sind verschiedene Sicherheitssysteme und mehrere Sicherheitsnetze vorhanden, die bei Fehlfunktionen aktiviert werden. Es gab absolut nicht das Risiko einer Kernschmelze.»
Zu den sechs weiter Strom produzierenden schwedischen Atomreaktoren meinte Melin, diese seien wegen anderer Sicherheitssysteme als bei Forsmark 1 nicht betroffen. Insgesamt wird in dem skandinavischen Land knapp die Hälfte des Stroms mit Atomkraft erzeugt. Preiserhöhungen für Elektrizität als Konsequenz aus dem Stillstand von vier Reaktoren gelten als wahrscheinlich.
Der sozialdemokratische Ministerpräsident Göran Persson ist sechs Wochen vor den schwedischen Reichstagswahlen am 17. September durch den Störfall unter Druck von links und rechts geraten. Perssons konservativer Gegenkandidat Frederik Reinfeldt verlangte am Wochenende eine «klare Stellungnahme» des Regierungschefs zur Zukunft der Atomkraft in Schweden. Er reagierte damit auf Forderungen der als Mehrheitsbeschaffer für Perssons Minderheitsregierung fungierenden Linkspartei und der Grünen nach einem beschleunigten Ausstieg aus der Kernenergie. Schwedens Bevölkerung hatte bei einer Volksabstimmung nach dem Reaktorunglück im US-Atomkraftwerk Harrisburg 1980 den Ausstieg aus der Atomkraft beschlossen.
Der Störfall in einem Kernkraftwerk in Schweden hat die Debatte über den Atomausstieg in Deutschland neu angefacht. Grünen-Fraktionschef Fritz Kuhn warnte die große Koalition vor einer Rückkehr zur Kernenergie und drohte mit Protesten außerhalb des Parlaments. «Wenn Union oder SPD auf die Idee kommen, wieder in die Atomwirtschaft einzusteigen, sehen wir uns auf dem Acker wieder», sagte er der «Bild am Sonntag». Ex-Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) sprach von einem verhinderten «Super-GAU» in Schweden. Grünen-Energiepolitiker Hans-Josef Fell forderte in der «Braunschweiger Zeitung» (Samstag), die deutschen Atomkraftwerke schneller als vereinbart abzuschalten.
Das Bundesumweltministerium verwies auf den Atomausstieg bis 2020 und wollte nicht von einem «Beinahe-GAU» (größter anzunehmender Unfall) in Schweden sprechen. «Wir möchten die Fakten auswerten und nicht voreilige Schlüsse ziehen», sagte ein Ministeriumssprecher der dpa. «Dass die Atomenergie eine Risikotechnologie ist, ist klar.» Das sei auch ein Argument für den vereinbarten Atomausstieg gewesen. Bund und Länder prüfen, ob in den 17 deutschen Meilern Notstromsysteme oder Komponenten vom Hersteller AEG vorhanden sind, die in Schweden vermutlich Ursache des Störfalls waren. Anfang der Woche sollen die Informationen vorliegen, um über Konsequenzen für deutsche Atomkraftwerke zu entscheiden.
Im schwedischen Kraftwerk Forsmark waren am 25. Juli zwei Notstromaggregate zur Kühlung nicht automatisch angesprungen. Der Fall hatte in Schweden zur vorsorglichen Abschaltung von vier der zehn Kraftwerke geführt. Nach Ansicht des früheren Forsmark-Chefkonstrukteurs Lars-Olov Höglund war man bei dem Störfall nur etwa 20 Minuten von einem «Super-GAU» durch Kernschmelze entfernt gewesen. Die Chefin der schwedischen Kernkraftinspektion SKI, Judith Melin, wies das zurück. Ihre Behörde teile Höglunds Behauptung nicht, sagte sie im schwedischen Rundfunk.
Trittin stufte den Vorfall als schweren Störfall ein. «Tatsache ist, keines der laufenden Atomkraftwerke in der Welt ist gegen eine Kernschmelze ausgelegt und damit sicher vor einem vergleichbaren Unfall wie in Tschernobyl (1986).» Mit der Debatte um eine Atom-Renaissance müsse Schluss sein. Der Grünen-Politiker Fell forderte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) auf, Forderungen aus der Union nach verlängerten Laufzeiten der Atommeiler zu stoppen. Merkel will am Atomausstieg derzeit nicht rütteln. Er ist auch im Koalitionsvertrag festgeschrieben. Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU), Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) und FDP-Chef Guido Westerwelle machen sich dagegen für längere Laufzeiten der Atomkraftwerke stark.
Schwedens sozialdemokratischer Ministerpräsident Göran Persson gerät indes sechs Wochen vor den Reichstagswahlen durch den Störfall unter Druck von links und rechts. Sein aussichtsreicher konservativer Gegenkandidat Frederik Reinfeldt verlangte eine «klare Stellungnahme» des Regierungschefs zur Zukunft der Atomkraft in Schweden. Er reagierte damit auf Forderungen der Linkspartei und der Grünen nach einem beschleunigten Ausstieg des Landes aus der Kernenergie. Schwedens Bevölkerung hatte den Ausstieg bereits 1980 beschlossen.

berlinonline.de: Die neuen Atomlügen - Fast so dummdreist wie bei den Sowjets

AKW Forsmark-1: Wie Schweden den Beinahe-GAU zum Störfall verniedlicht
Berlin - Lügen die Schweden genauso wie die Sowjets? Als am 26. April 1986 um 1.22 Uhr im Atomkraftwerk Tschernobyl der Super-GAU seinen Lauf nimmt, kommt die Lügen-Maschinerie des Kreml in Gang. Wochenlang werden die Betroffenen über das Ausmaß der Katastrophe im Unklaren gelassen, wird die ganze Welt getäuscht. Diese üble Mischung aus Verschleierung und Verharmlosung erleben wir auch beim "Störfall" im KKW Forsmark-1.
VERSCHLEIERN: 7 Tage vergehen, bis die Öffentlichkeit vom "Störfall" in Forsmark erfährt. Bei der Atomenergieorganisation geht zwar am 27. Juli ein förmlicher Hinweis ein, dass es am Vortag einen Zwischenfall im schwedischen AKW gab – Hilfe von der IAEA wird nicht angefordert.
HERUNTERSPIELEN: Alles nicht so schlimm, beschwichtigt die Stockholmer Regierung, ordnet die "Sicherheitspanne" auf der Skala für Nuklearzwischenfälle auf Rang 2 ein. So was passiere mindestens ein Mal im Jahr irgendwo. Lars-Olov Höglund, Ex-Chefkonstrukteur des Atomkraftwerkes, rückt das Bild zurecht: "Wäre der Reaktor nur sieben Minuten länger nicht unter Kontrolle gewesen, wäre es zur Kernschmelze gekommen." Experten sind sich einig: Um Haaresbreite ist der schwedische Ort (60 Einwohner) und der Rest der Welt am GAU vorbeigeschliddert.
VERHARMLOSEN: Kann in deutschen Atomkraftwerken gar nicht passieren, beteuern Energieversorger hierzulande. Ex-Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) ist entsetzt: "Tatsache ist, keines der laufenden Atomkraftwerke in der Welt ist gegen die Kernschmelze ausgelegt und damit sicher vor vergleichbaren Unfällen wie in Tschernobyl."
REAKTION: Im Fall eines Wiedereinstiegs in die Atomenergie rüsten die Grünen schon zum Kampf. Fraktionschef Fritz Kuhn: "Dann sehen wir uns auf dem Acker wieder. Die Transparente stehen noch auf dem Dachboden, müssen nur frisch angemalt werden."
(Berliner Kurier)

Nachrichtenagentur dpa: Bundesamt kritisiert Reaktion deutscher Kraftwerksbetreiber

Sonntag 6. August 2006, 17:39 Uhr
Berlin (dpa) - Das Bundesamt für Strahlenschutz hat die Reaktion der deutschen Kernkraftbetreiber nach dem Störfall in einem schwedischen Atommeiler als zu voreilig kritisiert. Die deutschen Betreiber leisteten ihrem eigenen Anliegen einen Bärendienst, wenn sie für ihre Anlagen reflexartig Entwarnung geben, sagte Präsident Wolfram König in Berlin. Störfälle müssten wissenschaftlich fundiert bewertet werden. Die Kernkraftbetreiber hatten erklärt, dass der schwedische Störfall nicht auf deutsche Kraftwerke übertragbar sei.

Nachrichtenagentur AP: Strahlenschutzamt rügt deutsche Kernkraftbetreiber

Sonntag 6. August 2006, 17:14 Uhr
Berlin (AP) In der Diskussion über den Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark hat das Bundesamt für Strahlenschutz den deutschen Energieerzeugern vorgeworfen, vorzeitig und möglicherweise unberechtigt Entwarnung gegeben zu haben. Der Präsident der Behörde, Wolfram König, sagte dem Berliner «Tagesspiegel» (Montagausgabe), zum Verantwortungsbewusstsein der Kraftwerksbetreiber gehöre, «dass Störfälle wissenschaftlich fundiert und interessenunabhängig bewertet werden».
Nach den Worten Königs leisten die deutschen Betreiber «ihren eigenen Anliegen einen Bärendienst, wenn sie nach dem gravierenden Störfall in Fordmark für ihre Anlagen reflexartig Entwarnung geben». Das Deutsche Atomforum hatte nur wenige Tage nach dem Vorfall kategorisch bestritten, dass sich in der Bundesrepublik ein Störfall wie der in Schweden ereignen kann.

05. August 2006
Frankfurter Rundschau:
Stromausfall in schwedischem AKW Forsmark - Haarscharf am GAU vorbei

Gellend schrillen die Alarmglocken. Geigerzähler registrieren einen rapiden Anstieg der radioaktiven Strahlung. Der hochmoderne schwedische Atomreaktor Forsmark an Upplands Küste wird sofort heruntergefahren. Doch die Radioaktivität steigt weiter an. Schnell wird klar, dass die Strahlung nicht aus dem Meiler selbst stammt. Auf Grund der Windrichtung wird nun errechnet, woher die giftige Wolke tatsächlich kommt. Schwedens dringende Anfragen in Moskau jedoch werden ignoriert. Erst am Abend des 28. April 1986 bricht die Sowjetunion ihr Schweigen.
"Im Kernkraftwerk Tschernobyl hat sich eine Havarie ereignet", wurde damals in dürren Worten mitgeteilt. Es sollte die größte Katastrophe in der friedlichen Nutzung der Atomkraft werden. Jetzt am 25. Juli, gut 20 Jahre später, wurde erneut Alarm ausgelöst in Forsmark. Doch diesmal war es keine radioaktive Wolke von außerhalb. Das Kraftwerk Forsmark selbst schrammte nur haarscharf und mit viel Glück an einem Super-GAU vorbei. Und wie auch nach Tschernobyl dauert es erneut Tage, bis die Öffentlichkeit umfassend informiert wurde.
Was war geschehen? Massive Stromschwankungen im äußeren Netz, verursacht durch einen Kurzschluss, hatten die Stromerzeugung im Kraftwerk Forsmark 1 bedroht. Die sofort eingeleitete Abtrennung vom Netz löst das Herunterfahren des Reaktors aus. In diesem Fall übernehmen normalerweise Batterien und vier Notstromgeneratoren die Versorgung. Doch zwei der Generatoren versagten, auch die Batterien lieferten durch Schaltfehler nur teilweise Strom, das Computersystem stürzte ab. Die Anlage geriet für 23 Minuten außer Kontrolle. Die Bedienungsmannschaft wusste in dieser Zeit nicht einmal, ob die Kühlung des Reaktors überhaupt noch in Betrieb war, weil die Anzeigen ausfielen.
Nur Zufall, dass nichts passierte
"Das ist der Albtraum für einen Sicherheitsexperten", sagt der Atomexperte des Öko-Instituts, Michael Seiler. Im Nachhinein könne man zwar feststellen, dass nichts passiert sei, das aber sei reiner Zufall. Durch die Spannungsspitze seien lediglich zwei von vier Umformern zerstört worden, die Gleich- in Wechselstrom umwandeln. "Es hätte aber auch alle vier Umformer treffen können, das wäre dann der Super-GAU samt Kernschmelze gewesen", sagt Seiler, der bis März Vorsitzender der deutschen Reaktorsicherheitskommission war. Bislang sei noch unklar, warum auch die Anzeigen im Kontrollraum nicht mehr funktioniert hätten. Der frühere Forsmark-Konstruktionschef Lars-Olov Höglund äußerte in der Zeitung Svenska Dagbladet die Befürchtung, der Reaktor sei nur um wenige Minuten an einer Kernschmelze vorbeigeschrammt.
Dieser Darstellung widersprachen die schwedische Atomaufsicht SKI und die Betreiberfirma Vattenfall. "Dadurch, dass zwei der Dieselgeneratoren die ganze Zeit funktioniert haben, gab es keine Probleme bei der Kühlung", erläutert Forsmark-Sprecher Anders Markgren. Auch die anderen Sicherheitsfunktionen seien nicht gefährdet gewesen. SKI-Direktor Anders Jörle bescheinigt nach einer ersten Bestandsaufnahme der Betreiberfirma, sie habe korrekt gehandelt. Die Bedienungsmannschaft habe die Notkühlung aktiviert und sei für weitere Schritte präpariert gewesen. Nachdem die Pumpen wieder gelaufen seien, habe die Notkühlung abgeschaltet werden können.
Von den anderen AKW-Betreibern hatte die SKI Garantien verlangt, dass bei ihnen kein ähnlicher Störfall auftreten könne. Daraufhin wurden vier Anlagen vorübergehend vom Netz genommen, eine wird gerade gewartet. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace attestierte der schwedischen Atomaufsicht, sie habe rasch und richtig gehandelt. Der Vorfall sei "schwerwiegend", sagt Greenpeace-Experte Heinz Smital. "Das Atomkraftwerk ist fast 20 Minuten im Geisterbetrieb gefahren, bis die Belegschaft den Betrieb manuell wieder in den Griff bekam", kritisiert er. "So etwas darf in einem Atomkraftwerk nicht passieren."
Noch im Mai hatte die schwedische Atomaufsicht SKI in ihrem Jahresbericht die hohe Sicherheit der Atomanlagen gelobt. Lediglich an zwei Pumpen hatte es 2005 Kühlmittelverluste gegeben, die aber sofort entdeckt worden seien. Jetzt wurden nach dem Störfall fünf der zehn schwedischen AKW abgeschaltet, um sie zu überprüfen. Im Verdacht stehen die von der Firma AEG gelieferten Notstromsysteme. Für Schweden, das rund die Hälfte seines Stromes aus der Atomkraft gewinnt, ist das eine schwierige Situation. Die schwedische Umweltministerin Lena Sommestad kündigte eine gründliche Sicherheitsüberprüfung aller AKW an.
Mängel bekannt
Die Mängel in Forsmark waren möglicherweise seit langem bekannt. Denn im vergangenen Jahr war an die US-Firma "General Electric Energy" der Auftrag erteilt worden, für mehrere Millionen Euro die Forsmark-Reaktoren mit einem neuen Sicherheits- und Kontrollsystem auszustatten. Reaktor 2 wurde in diesem Jahr neu bestückt, die beiden anderen - darunter Forsmark 1 - sind im kommenden Jahr dran.
Die drei Siedewasserreaktoren von Forsmark waren 1980 bis 1985 nach modernsten Erkenntnissen gebaut worden. Für den Atomexperten Seiler gehörte "die damalige Auslegung mit einem vierfachen Sicherheitssystem technisch zur Weltspitze". Der Störfall jetzt aber zeige, dass selbst bei extrem hohen Standards Fehler auftreten könnten, "die ein Sicherheitssystem, und sei es noch so gut, aushebeln können".

taz: AKW-Besitzer von Forsmark ungerührt

Nach dem Beinahe-GAU in einem schwedischen Reaktor sollen auch alle deutschen Anlagen überprüft werden, kündigt das Bundesumweltministerium an. - Vattenfall, EnBW und Eon schließen solche Störfälle für die deutschen Kraftwerke aus
Betreiber von deutschen Atomkraftwerken halten einen Störfall wie im schwedischen Kraftwerk Forsmark in ihren Reaktoren für nicht möglich. "Das kann in der Form bei uns nicht passieren, das können wir ausschließen", sagte Vattenfall-Sprecher Ivo Banek. Der schwedische Konzern ist mit 66 Prozent Hauptanteilseigner des Atomkraftwerks Forsmark, aber mit seiner deutschen Tochter auch an den Meilern Brunsbüttel, Krümmel und Brokdorf beteiligt. Auch Eon erklärte, ein solcher Vorfall könne in Deutschland "ausgeschlossen werden", weil die elektrischen Versorgungseinrichtungen anders konstruiert seien. EnBW teilte mit, man nutze andere Komponenten als in Schweden. Zudem sei der Aufbau der Anlagen "grundlegend anders".

ksta.de: Keine Übertragbarkeit auf deutsche Reaktoren

Die Atomkraftwerksbetreiber in Deutschland schließen in ihren Anlagen einen Störfall wie im schwedischen Forsmark aus. „Die ersten Analysen unserer sechs deutschen Atomreaktoren haben ergeben, dass ein Vorfall wie im schwedischen Forsmark ausgeschlossen werden kann“, sagte Petra Uhlmann, Sprecherin des größten deutschen Akw-Betreibers E.ON Kernkraft, am Freitag.
Nach einem Kurzschluss in Forsmark hatte die Notstromversorgung versagt. Die Stromversorgung in deutschen Reaktoren, so Uhlmann, unterscheide sich aber „signifikant“ von den schwedischen. „Wir haben ein anderes System, das die sicherheitsrelevanten Bereiche mit Strom versorgt. Dies werden wir auch den Kontrollbehörden darlegen.“
Zwei der schwedischen Kernkraftwerke, die nach dem Unfall vom Netz genommen wurden, werden ebenfalls vom E.ON Konzern betrieben. An dem betroffenen Reaktor Forsmark 1 hält die E.ON-Tochter Sydkraft 9,3 Prozent, während die Mehrheit der schwedische Konzern Vattenfall besitzt.
E.ON Schweden teilte mit, der Reaktor Oskarshamn 1 habe dieselbe Technologie wie der in Forsmark und Komponenten, die dort nicht funktioniert hätten. Oskarshamn 2 sei anderer Bauart und vorsichtshalber abgeschaltet worden. Angaben über finanzielle Einbußen machte der Konzern nicht.
Auch RWE, Vattenfall Europe (Tochter des schwedischen Konzerns) und EnBW erklärten, die Technik ihrer Anlagen unterscheide sich von dem Typ in Schweden. „Selbst wenn es - wie aus Forsmark berichtet - zu einem Kurzschluss in der Stromversorgung kommen würde, würden andere Prozesse greifen“, sagte ein RWE-Sprecher. (rtr, bie)
(KölnerStadtAnzeiger)

ksta.de: ANALYSE: Die fatale Strom-Abhängigkeit

Werden technische Probleme im nichtnuklearen Teil der Atomkraftwerke letztlich unterschätzt?
Ein Atomkraftwerk produziert nicht nur Strom, es benötigt ihn auch zum reibungslosen Betrieb. Genau das aber war am vorvergangenen Dienstag im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark nicht mehr der Fall. Nach einem Kurzschluss war die Anlage von der Stromversorgung abgeschnitten. Für solche Situationen ist indes vorgesorgt. Notstromaggregate sollen dann automatische anspringen und die Ersatzversorgung sicherstellen, bis die defekte Leitung wieder steht.
So weit die Theorie. In Forsmark aber versagten zwei der vier Notstromgeneratoren den Dienst - wie es heißt, wegen eines Fehlers im Umwandler, der aus Wechsel- Gleichstrom macht. Der Atomexperte Michael Seiler vom Darmstädter Öko-Institut berichtete am Freitag, nach seinen Informationen habe möglicherweise eine Überspannung von 120 Prozent zu dem Ausfall geführt. Warum, ist offenbar noch nicht klar. Fest stehe jedenfalls, dass diese Überspannung auf alle vier Aggregate eingewirkt habe, aber nur die Hälfte ausgefallen sei.
Seiler betonte, die schwedischen Atomkraftwerke hätten wie die deutschen Anlagen einen guten Sicherheitsstandard mit hoher „Redundanz“ - wenn etwas ausfällt, ist gleich mehrfacher Ersatz da. Das heißt: Im Falle Forsmark haben demnach offenbar zwei Viertel ausgereicht, den Reaktor irgendwie am Laufen zu halten, auch wenn die Bedienungsmannschaft mehr als 20 Minuten lang längst nicht alle Informationen über den wirklichen Zustand der Anlage gehabt hat.
Die schwedische Zeitung „expressen“ stellte inzwischen den ihrer Meinung nach eigentlichen Helden in dieser kritischen Situation groß heraus: den Kraftwerks-Beschäftigten Nicklas Sjulander. Der 34-Jährige habe gegen die Sicherheitsanweisungen des Atomkraftwerks gehandelt, die besagen würden, dass das Personal die Lage zunächst sorgfältig analysieren und erst 30 Minuten nach einem Störalarm Maßnahmen per Hand ergreifen solle. Sjulander habe genau 21 Minuten und 41 Sekunden nach dem Alarmsignal einen Knopf im Kontrollraum umgelegt. „Ich habe“, so wird er von der Zeitung zitiert, „Strom aus einem externen Netz angekoppelt, und dadurch sind die beiden Dieselgeneratoren wieder angesprungen.“ Anderen Berichten zufolge haben Mitglieder der Bedienungsmannschaft versucht, die beiden ausgefallenen Generatoren manuell anzuwerfen, was noch gerade rechtzeitig geklappt habe.
Wie auch immer: Aus dem zeitlichen Zusammenhang lässt sich jedenfalls die Aussage des früheren Forsmark-Direktors Lars-Olov Höglund erklären, nur sieben Minuten später wäre die Katastrophe unvermeidlich gewesen. Der ehemalige Konstruktionschef der Anlage hatte vom schlimmsten Zwischenfall seit dem Supergau von Tschernobyl 1986 in der damaligen Sowjetunion und von einer Beinahe-Kernschmelze gesprochen. Dem widersprachen deutsche Kraftwerksbetreiber.
Die Energiewirtschaft verwies darauf, dass der Störfall mit einer zwei auf der bis sieben reichenden internationalen Skala eingestuft werde - ein vergleichsweise niedriger Wert, der sich auch daraus erklärt, dass offenbar keine Radioaktivität freigesetzt wurde. Gleichwohl haben die schwedischen Aufsichtsbehörden und auch die Bundesregierung keinen Zweifel am Ernst der Situation gelassen. Michael Seiler vom Ökoinstitut fand für die Geschehnisse einen griffigen Vergleich. „Stellen Sie sich vor, ein Auto fährt mit hohem Tempo auf eine Mauer zu und kommt erst 20 Zentimeter davor zum Stehen, auf keinen Fall 200 Meter davor.“ Auch Greenpeace-Experte Stefan Schurig wertete das Ereignis als „alles andere als einen Witz“. Er verwies zudem darauf, dass in der Vergangenheit Störfälle im Nachhinein höher eingestuft worden seien. Die Erstbewertung werde gerne dazu benutzt, erst gar keine Gefahrendiskussion aufkommen zu lassen. Im Grundsatz aber sei jedes Atomkraftwerk „ein Pulverfass“.
Die in Forsmark verwendeten Notstromgeneratoren stammen vom Hersteller AEG. Das Bundesumweltministerium forderte die Atomaufsichtsbehörden der Länder auf, so schnell wie möglich zu berichten, ob in den Kernkraftwerken eben jene Anlagen stehen, die in Schweden jetzt als Problem gelten. Irritierend ist dabei, dass der in Forsmark aufgetretene Defekt schon seit 1993 bekannt gewesen sein soll, als sich im Kernkraftwerk Phillipsburg ein ähnlicher Vorfall ereignete.
Der Atomexperte Michael Seiler verwies darauf, dass es nicht darum gehe, ob eine einzelne Komponente fehlerhaft sei. In Forsmark habe es sich offenbar um einen „Schaltlogik-Fehler“ gehalten. Insofern müsse man in jedem deutschen Kernkraftwerk das gesamte System anschauen, nicht nur ein Aggregat.
(KölnerStadtAnzeiger)

Nachrichtenagentur Reuters: Trittin stuft Kraftwerks-Unfall als sehr schweren Störfall ein

Berlin (Reuters) - Der frühere Bundesumweltminister Jürgen Trittin hat den Atomkraft-Störfall im schwedischen Forsmark als "sehr schweren Störfall" eingestuft.
"Auf den letzten Drücker wurde mit einer Notkühlung verhindert, dass es zu einer unkontrollierten Kernschmelze, also zu einem einem Super-GAU mit allen katastrophalen Konsequenzen kam", sagte der Grünen-Politiker der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse" vom Samstag. Keines der weltweit laufenden Atomkraftwerke sei gegen eine Kernschmelze ausgelegt und damit sicher vor einem Unfall, wie er 1986 im ukrainischen Tschernobyl passiert sei.
In dem Reaktor Forsmark 1 waren am 25. Juli Probleme bei der Stromversorgung aufgetreten. In schwedischen Medienberichten hieß es, der Reaktor habe kurz vor der Kernschmelze gestanden. Infolge des Störfalls wurden vier der insgesamt zehn Reaktoren im Land vom Netz genommen. Die übrigen Anlagen durften nach einer Überprüfung in Betrieb bleiben.
Nach dem Vorfall in Forsmark forderten Atomkritiker in Deutschland ein Ende der Debatte um eine Abkehr vom vereinbarten Atomausstieg. Das Bundesumweltministerium kündigte eine Überprüfung deutscher Atomkraftwerke an.
Grünen-Fraktionschef Fritz Kuhn drohte der großen Koalition für den Fall eines Wiedereinstiegs in die Atomenergie mit massivem Widerstand. "Wenn Union oder SPD auf die Idee kommen, wieder in die Atomwirtschaft einzusteigen, sehen wir uns auf dem Acker wieder. Die Transparente stehen noch auf dem Dachboden, sie müssen nur frisch angemalt werden", sagte er der "Bild am Sonntag" laut Vorabbericht. Union und SPD haben in ihrem Koalitionsvertrag den von Rotgrün beschlossenen Atomausstieg bestätigt. Unionspolitiker stellen diese Festlegung jedoch gegen heftigen Widerstand der SPD. (Sa Aug 5, 2006 12:41 MESZ)

Nachrichtenagentur dpa: Störfall in Schweden feuert Debatte über Atomausstieg an

Samstag 5. August 2006, 16:17 Uhr
Berlin (dpa) - Der Störfall in einem Kernkraftwerk in Schweden hat die Debatte über den Atomausstieg in Deutschland neu angefacht. Grünen-Fraktionschef Fritz Kuhn warnte die große Koalition vor einer Rückkehr zur Kernenergie und drohte mit Protesten außerhalb des Parlaments.
«Wenn Union oder SPD auf die Idee kommen, wieder in die Atomwirtschaft einzusteigen, sehen wir uns auf dem Acker wieder», sagte er der «Bild am Sonntag». Ex-Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) sprach von einem verhinderten «Super-GAU» in Schweden. Grünen-Energiepolitiker Hans-Josef Fell forderte in der «Braunschweiger Zeitung», die deutschen Atomkraftwerke schneller als vereinbart abzuschalten.
Das Bundesumweltministerium verwies auf den Atomausstieg bis 2020 und wollte nicht von einem «Beinahe-GAU» (größter anzunehmender Unfall) in Schweden sprechen. «Wir möchten die Fakten auswerten und nicht voreilige Schlüsse ziehen», sagte ein Ministeriumssprecher der dpa. «Dass die Atomenergie eine Risikotechnologie ist, ist klar.» Das sei auch ein Argument für den vereinbarten Atomausstieg gewesen. Bund und Länder prüfen, ob in den 17 deutschen Meilern Notstromsysteme oder Komponenten vom Hersteller AEG vorhanden sind, die in Schweden vermutlich Ursache des Störfalls waren. Anfang der Woche sollen die Informationen vorliegen, um über Konsequenzen für deutsche Atomkraftwerke zu entscheiden.
Im schwedischen Kraftwerk Forsmark waren am 25. Juli zwei Notstromaggregate zur Kühlung nicht automatisch angesprungen. Der Fall hatte in Schweden zur vorsorglichen Abschaltung von vier der zehn Kraftwerke geführt. Nach Ansicht des früheren Forsmark- Chefkonstrukteurs Lars-Olov Höglund war man bei dem Störfall nur etwa 20 Minuten von einem «Super-GAU» durch Kernschmelze entfernt gewesen. Die Chefin der schwedischen Kernkraftinspektion SKI, Judith Melin, wies das zurück. Ihre Behörde teile Höglunds Behauptung nicht, sagte sie im schwedischen Rundfunk.
Trittin stufte den Vorfall als schweren Störfall ein. «Tatsache ist, keines der laufenden Atomkraftwerke in der Welt ist gegen eine Kernschmelze ausgelegt und damit sicher vor einem vergleichbaren Unfall wie in Tschernobyl (1986).» Mit der Debatte um eine Atom- Renaissance müsse Schluss sein. Der Grünen-Politiker Fell forderte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) auf, Forderungen aus der Union nach verlängerten Laufzeiten der Atommeiler zu stoppen. Merkel will am Atomausstieg derzeit nicht rütteln. Er ist auch im Koalitionsvertrag festgeschrieben. Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU), Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) und FDP-Chef Guido Westerwelle machen sich dagegen für längere Laufzeiten der Atomkraftwerke stark.
Schwedens sozialdemokratischer Ministerpräsident Göran Persson gerät indes sechs Wochen vor den Reichstagswahlen durch den Störfall unter Druck von links und rechts. Sein aussichtsreicher konservativer Gegenkandidat Frederik Reinfeldt verlangte eine «klare Stellungnahme» des Regierungschefs zur Zukunft der Atomkraft in Schweden. Er reagierte damit auf Forderungen der Linkspartei und der Grünen nach einem beschleunigten Ausstieg des Landes aus der Kernenergie. Schwedens Bevölkerung hatte den Ausstieg bereits 1980 beschlossen.

04. August 2006
IPPNW: GAU durch Unwetter in Deutschland möglich - Sicherheitsüberprüfungen reichen nicht
IPPNW Presseinformation vom 4. August 2006
Berlin 04. August 2006 Nach Einschätzung der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW kann bereits ein Kurzschluss, beispielsweise infolge eines Unwetters, in Deutschland jederzeit zum Super-GAU führen. "Der Kurzschluss außerhalb des schwedischen Atomkraftwerks Forsmark hat dazu geführt, dass in der Anlage alles aus dem Ruder lief und nur wenige Minuten bis zum Super-GAU gefehlt haben", so Henrik Paulitz, Atomexperte der IPPNW. In Biblis B habe am 8. Februar 2004 ein wetterbedingter Kurzschluss außerhalb der Anlage dazu geführt, dass es zum gefürchteten "Notstromfall" kam. "Hierbei handelt es sich um eine ganz grundlegende, nicht lösbare Sicherheitslücke."
Selbst die atomenergie-freundliche Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) habe schon 1992 in einer Arbeit für das Bundesumweltministerium (BMU) eindringlich vor "Überspannungen" gewarnt. "Praktisch bedeutet das: Es genügt schon ein Unwetter, ein Blitzschlag, Sturm, ein durch Schneelasten umfallender Strommast oder auch ein Sabotageakt, dass es zum Kurzschluss und infolge dessen in den deutschen Atomkraftwerken zu gefährlichen Situationen kommen kann. Laut GRS ist diese Problematik technisch nicht ausreichend verstanden und ein zuverlässiger Schutz ist schlichtweg nicht möglich", so Paulitz.
Immer wieder müsse man sich die Folgen eines derartigen Versagens vor Augen führen. »Ein Super-GAU in einem derart dicht besiedelten Gebiet wie Rhein-Main wäre eine unvorstellbare Katastrophe. Ungleich mehr Menschen als in Tschernobyl würden an den Folgen sterben, Aufräumarbeiten wären faktisch unmöglich, die Deutsche Wirtschaft läge am Boden.«
Paulitz hält es vor diesem Hintergrund für unzureichend, dass das BMU angesichts des Beinahe-Unfalls in Schweden lediglich klären möchte, "ob die zugrunde liegenden sicherheitstechnischen Mängel auch in deutschen Atomkraftwerken vorliegen können". Seine Kritik: "Das geht nun schon seit fast 40 Jahren so: Behörden und Gutachter schauen sich an, was geschehen ist und versuchen dann, genau den gleichen oder ähnlichen Störfall-Ablauf in der Zukunft auszuschließen. Das Problem ist aber, dass noch immer ständig neue und überraschende Störfall-Abläufe auftreten, mit denen weder die Atomkraftwerksbetreiber noch die Gutachter noch die Behörden zuvor gerechnet haben." Nach Pannen heiße es in den gutachterlichen Stellungnahmen lapidar, die Steuerung des Kraftwerks habe zwar "konzeptgemäß" gearbeitet, doch aufgrund "der besonderen Konstellation der Störung" sei es zum Ausfall eines sicherheitsrelevanten Systems gekommen.
Darüber hinaus würden Atomindustrie und Atomaufsicht auch immer wieder damit konfrontiert, dass Sicherheitssysteme für eine bestimmte Störfall-Situation zwar richtig konzipiert wurden, diese aufgrund von falsch eingestellten Soll-Größen in der Steuerung aber dennoch versagen. "Da gibt es Fälle, dass Siemens falsch eingestellte elektrotechnische Komponenten geliefert hat. Da gibt es Fälle, dass sich Soll-Größen aus unbekannter Ursache oder aufgrund von Alterungserscheinungen verstellt haben. Und es gibt zahlreiche Fälle von Fehlern bei Wartungsarbeiten ", so Paulitz. "Man kann hier noch nicht einmal den Arbeitern einen Vorwurf machen. Es ist das Management von RWE, E.On, Vattenfall, EnBW und Siemens, das - um Kosten zu sparen - bei den Wartungsarbeiten einen unglaublichen Zeitdruck ausübt und zum Teil auch nicht hinreichend qualifizierte Mitarbeiter beschäftigt."
Die IPPNW fordert das Bundesumweltministerium vor diesem Hintergrund dazu auf, die deutschen Atomkraftwerke vorsorglich abzuschalten und die Öffentlichkeit uneingeschränkt und umfassend über den Vorfall in Schweden zu informieren. Die bisherigen "dürren" Pressemitteilungen des Ministeriums waren nach Auffassung der IPPNW mehr "Desinformation" als "Information". 
(Internationale Ärzte für die Verhütung eines Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.)

Spiegel-Online: Atomkraftwerk-Störfall Forsmark - Rätselraten um Notstrom-Aggregat

Nicht einmal der Hersteller AEG weiß, warum die Notstrom-Aggregate im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark versagt haben. Dennoch melden deutsche Kraftwerksbetreiber, ein solcher Störfall sei hier nicht möglich. Die Bundesregierung will das genauer prüfen.
Nur wenige Tage nach der Panne am schwedischen Reaktor Forsmark-1 geben sich deutsche Kraftwerksbetreiber unbeirrt, was die Sicherheit in ihren Atommeilern betrifft. Der Vorfall in Schweden - bei dem die Dieselaggregate für die Notstromversorgung kurzzeitig ausgefallen waren - sei nicht auf Deutschland übertragbar. E.on-Sprecherin Petra Uhlmann erklärte, in den deutschen Kraftwerken des Konzerns gebe es einen anderen Stromversorgungs-Plan als im Fall Forsmark. Daher könne E.on einen solchen Vorfall ausschließen, obwohl die Untersuchungen in Schweden noch nicht beendet seien.
"Natürlich haben wir auch AEG-Bauteile", sagte Uhlmann, "aber die sind in ein ganz anderes Konzept eingebaut - mit ganz anderer Wirkung bei Notfällen." E.On ist in Deutschland am Betrieb der Kraftwerke Isar-1 und -2, Brunsbüttel, Grohnde, Brokdorf, Krümmel, Unterweser, Grafenrheinfeld sowie Gundremmingen-B und -C beteiligt.
Solche frühen Beteuerungen findet nicht nur Heinrich Otterpohl erstaunlich, der Geschäftsführer von AEG Industrial Engineering. Er bestätigte, dass die Anlage zur unterbrechungsfreien Stromversorgung (USV) von AEG hergestellt und an das Kraftwerk Forsmark geliefert wurden. "Aber was da passiert ist, weiß ich nicht", sagt Otterpohl. Er kenne bisher nicht einmal die Typnummer der in Schweden eingesetzten Geräte, vom schwedischen Kraftwerk sei noch keine Anfrage gekommen.
Otterpohl wollte sich im Zusammenhang mit dem Vorfall in Schweden nur zu den USV-Geräten äußern, die im Unterschied zu den wuchtigen Diesel-Aggregaten "gerade mal genug Strom für einen Fernseher liefern". Die USV-Geräte stellen die Funktion von elektrischen Kontrollen sicher. Nach dem, was er wisse, "ist da bei Reparaturarbeiten ein Kurzschluss ausgelöst worden", so Otterpohl. "Wenn man die USV kurzschließt, ist das ja nicht die Schuld des Geräts."
Dass die für die Stromversorgung des Reaktors wichtigen Dieselaggregate dann offenbar nicht angesprungen sind, wollte Otterpohl nicht kommentieren. Einem Bericht der "taz" zufolge soll die AEG die schwedischen Kraftwerke gewarnt haben, nachdem im Jahr 2004 das deutsche Kernkraftwerk Isar-2 einen Defekt an der Notstromanlage gemeldet hatte.
Allerdings seien von AEG aus Wartungen in vielen europäischen Kraftwerken unternommen worden, "aber aus Forsmark hatten wir keine Serviceorder. Wir wurden nicht gerufen", sagt Otterpohl.
Schnelle Aufklärung unmöglich
Das deutsche Umweltministerium will trotz der Beteuerungen der Kraftwerksbetreiber weiter prüfen, ob in Deutschland die Aggregate eingesetzt wurden, die in Schweden möglicherweise versagt haben. Beteiligt an der Untersuchung sind die Gesellschaft für Reaktorsicherheit, das Bundesamt für Strahlenschutz und die Atomaufsichtsbehörden der Länder.
Greenpeace hat bereits gestern gefordert, sämtliche deutschen Notstromaggregate unabhändig vom Hersteller zu überprüfen. Heinz Smital, Atomexperte der Umweltorganisation, sagte, bei derart vielen Unterkomponenten in einer solchen Anlage sei unmöglich so schnell zu klären, wo der Fehler lag und welche Komponente wo in Deutschland eingebaut sei.
In den vergangenen Jahren hatte es mehrere Zwischenfälle mit Notstromsystemen in deutschen Atomkraftwerken gegeben. Im Juli 2004 führte ein Elektronikfehler zu einer Panne im Notstromaggregat der Anlage Biblis. Ein Riss an einem Dieselaggregat im AKW Philippsburg konnte im Dezember 2003 schnell repariert werden und hatte nach Angaben des Stuttgarter Umweltministerium keine schwerwiegenden Folgen. Einen ähnlichen Riss hatte man dort erst ein halbes Jahr zuvor entdeckt. Beide Vorfälle wurden in die geringste Gefährdungsstufe eingeordnet.

Spiegel-Online: STÖRFALL IN SCHWEDEN - Atommeiler 22 Minuten außer Kontrolle

Blindflug im Atomkraftwerk: Der jüngste Zwischenfall in einem schwedischen Atomkraftwerk war der gefährlichste seit dem Unglück in Tschernobyl. 22 Minuten lang waren die Arbeiter nach einem Kurzschluss kaum noch über den Zustand der Anlage informiert.
Berlin - Die schwedische Atomaufsichtsbehörde SKI hat den Zwischenfall in Forsmark inzwischen so weit wie möglich rekonstruiert. Ein Kurzschluss hat demnach einen Fehler verursacht. Laut einem Bericht des "Hamburger Abendblatts" wurde der Atommeiler nach dem Kurzschluss vom Stromnetz getrennt. Nur weil zwei der vier baugleichen Dieselaggregate doch noch ansprangen, konnte in Forsmark ein Teil der Notkühlung wieder in Betrieb genommen werden. Die Betriebsmannschaft habe über zwanzig Minuten lang nicht alle Informationen über den tatsächlichen Zustand der Anlage gehabt. Erst nach genau 21 Minuten und 41 Sekunden konnten die Angestellten reagieren. "Angst hatte ich keine, ich wusste einfach, dass ich schnell handeln musste", sagte Reaktorbetreiber Nicklas Sjulander der schwedischen Zeitung "Expressen". Ein Angestellter des Kraftwerks sagte schwedischen Zeitungen, dass ein Reaktor kurz vor der Kernschmelze gestanden habe. Teile des Notkühlsystems und die Schnellabschaltung hätten aber funktioniert.
Schwedischen Medienberichten zufolge tauchte während der Störung ein bisher unbekannter technischer Fehler auf, mit dem offenbar in allen schwedischen Atomkraftwerken gerechnet werden muss.
In einem ersten Bericht befand die SKI, dass die Betreiber in der Situation richtig gehandelt hätten. "Meiner Ansicht nach wurde die Angelegenheit von den Medien übertrieben", sagte Jan Blomstrand, Mitglied des SKI-Gremiums für Reaktorsicherheit. Die zwei übrigen Generatoren hätten falls nötig ausreichend Strom für den Reaktor erzeugt. Ein ausführlicher Bericht wird in den kommenden Tagen erwartet.
Gestern wurden in Schweden aus Sicherheitsgründen zwei weitere Atomreaktoren abgeschaltet. Die Betreibergesellschaft erklärte, der Schritt sei erfolgt, weil die Sicherheit in der Anlage in Oskarshamn nicht garantiert werden könne.
Die Nuklearbehörde SKI rief am Donnerstag eine Krisensitzung ein. SKI-Sprecher Anders Bredfell erklärte, die beiden Atommeiler in Oskarshamn blieben so lange außer Betrieb, bis geklärt sei, ob die Ersatzgeneratoren dort auf die gleiche Weise versagen könnten wie in Forsmark.
Nach den jüngsten Abschaltungen sind in Schweden derzeit nur noch fünf von insgesamt zehn Atomreaktoren im Betrieb. Ein weiterer Reaktor in Forsmark sowie einer in Ringhals wurden zwecks jährlicher Wartungsarbeiten schon früher abgeschaltet. Die schwedische Energiebehörde betonte jedoch, dass die Stromversorgung im Land weitgehend gesichert sei, da man in den Sommermonaten auf Wasserkraft zurückgreifen könne.
Der schwedische Kernkraftexperte Höglund, als Chef der Konstruktionsabteilung des schwedischen Vattenfall-Konzerns auch für den Forsmark-Reaktor zuständig, hatte die Störung in Forsmark als "den schwersten Zwischenfall seit Tschernobyl und Harrisburg" bezeichnet. Er warf den Betreibern vor, den Zwischenfall zu bagatellisieren. Die staatliche Atombehörde SKI hatte Höglunds Einschätzung als "übertrieben" zurückgewiesen.
Ein Sprecher der Betreiberfirma des AKW Oskarshamn sagte, ein ähnlicher Vorfall wie in Forsmark könne nicht ausgeschlossen werden. Zwei Reaktoren wurden dort heruntergefahren, nun sollen Anweisungen der Behörden zur Verbesserung der Sicherheit abgewartet werden. Das Kraftwerk gehört zum deutschen Energiekonzern Eon.
Nach Bekanntwerden der Reaktorschließung stiegen die Strompreise in Schweden auf ein Rekordhoch. Das Land steht am Anfang des Ausstiegs aus der Atomenergie und hat seit 1999 bereits zwei der ehemals zwölf Reaktoren stillgelegt. Eine kürzlich veröffentlichte Umfrage zeigt jedoch, dass eine wachsende Zahl von Bürgern an der Nukleartechnologie festhalten will. Nahezu die Hälfte des schwedischen Strombedarfs wird derzeit durch die Atomkraftwerke gedeckt. ler/Reuters/AP

Spiegel-Online: AKW-STÖRFALL IN SCHWEDEN - Der Mann, der den GAU verhinderte

Es war reines Glück, dass der Zwischenfall in einem schwedischen Atomkraftwerk nicht zum GAU wurde, sagen Experten. In letzter Sekunde sei die Welt vor einer Katastrophe bewahrt worden. Das lag daran, dass ein Mann sich über die Vorschriften hinwegsetzte.
Hamburg - Forsmark ist ein kleiner schwedischer Ort in der Provinz Uppsala. Nur etwa sechzig Menschen leben in Forsmark. Dass überhaupt jemand den Namen des Dorfes kennt, liegt nur an dem Atomkraftwerk, das dort steht - einer von zehn Reaktoren in Schweden.
Seit ein paar Tagen ist das Dorf in aller Munde und Forsmark hat einen Helden: Nicklas Sjulander. Der 34-Jährige arbeitet im Atomkraftwerk Forsmark, in dem es vergangene Woche zu einem schwerden Störfall gekommenist. Experten bezeichneten den Zwischenfall als den gefährlichsten nach Tschernobyl und Harrisburg. Näher könne man an eine Kernschmelze nicht herankommen. Dass es dazu nicht gekommen ist, sei reines Glück gewesen, sagte der Kernkraftexperte Lars-Olov Höglund dem "Svenska Dagbladet."
Glück - vielleicht auch Geistesgegenwärtigkeit. Denn hätte Nicklas Sjulander nach den Vorschriften gehandelt, erst 30 Minuten nach dem ersten Alarm einzugreifen, wäre Forsmark vielleicht als neues Tschernobyl in die Geschichtsbücher eingegangen. Sjulander sagte der schwedischen Zeitung "Expressen": "Ich hatte keine Angst, ich wusste, dass schnell gehandelt werden musste."
Es war 13.21 Uhr am letzten Dienstag als der Alarm im Kontrollraum von Reaktors zwei des Kernkraftwerks ertönte. "Ich habe mitbekommen, dass es mit Reaktor 1 ein Problem gab", sagte Nicklas Sjulander zu "Expressen". Nach einem Kurzschluss und anschließendem Stromausfall war der Reaktor kaum mehr zu kontrollieren. Das Personal im Kontrollraum hätte ihm bedeutet, es bekäme die Situation nicht mehr alleine in den Griff.
Zusammen mit seinem Kollegen Joakim Karlsson eilte Sjulander seinen Mitarbeitern zur Hilfe. "Als wir ankamen, waren knapp acht Minuten vergangen, seit der erste Alarm ertönt war. Es herrschte fiebrige Aktivität, wir sind ja trainiert darin, schwierige Situationen zu meistern", wird Sjulander in "Expressen" zitiert.
In den Sicherheitsanweisungen des Atomkraftwerks heiße es, das Personal solle in den ersten 30 Minuten nach dem Alarm keine manuellen Maßnahmen ergreifen. Zunächst müsse das Personal die Situation sorgfältig analysieren, erklärte Sjulander.
Aber wenn ein Zwischenfall in dieser Größenordnung passiere, breche eben Chaos aus, so Sjulander. Es gäbe niemanden, der direkte Anweisungen erteilt, zunächst werde eine Krisensitzung einberufen. Ein Problem könne schließlich mehrere Ursachen haben.
Resultat der Beratungen am Dienstag der vorherigen Woche war, dass Sjulander nach genau 21 Minuten und 41 Sekunden - also gut acht Minuten bevor die Mitarbeiter eigentlich in Aktion treten sollen - handelte. Sjulander ging in den Kontrollraum und legte einen Knopf um, der die fehlerhafte Schaltanlage steuert. "Ich habe Strom aus einem externen Netz angekoppelt und dadurch sind die beiden Dieselgeneratoren wieder angesprungen", sagt Sjulander. Forsmark war gerettet. "Nicklas stoppt die Katastrophe", titelt "Expressen". anr

Spiegel-Online: STÖRFALL IN SCHWEDEN - Deutsche Atomkraft-Gegner fühlen sich bestätigt

Der schwere Atom-Störfall in Schweden heizt die deutsche Atomdebatte an: Während das Umweltministerium prüft, ob auch deutsche Kraftwerke gefährdet sind, wollen Union und FDP schon jetzt wissen, dass diese sicher sind. SPD, Grüne und Linke sind alarmiert.
Hamburg - Was wäre gewesen, wenn am 25. Juli im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark nicht doch noch zwei von eigentlich vier Notstrom-Generatoren angesprungen wären? Es ist nur ein Gedankenspiel, doch Grünen-Fraktionsvize Bärbel Höhn ist entsetzt angesichts der Angaben von Kraftwerksexperten, wie gefährlich nahe man der Kernschmelze gewesen sei: "Wir sind um rund sieben Minuten an einem möglichen Super-Gau vorbeigeschliddert, der weite Teile Skandinaviens atomar verseucht hätte und von dem auch Deutschland stark betroffen gewesen wäre."
Der schwere Störfall in Forsmark und das anschließende Abschalten weiterer Blöcke hat die deutschen Atomkraft-Gegner alarmiert und die Debatte um die Nutzung der Kernenergie von Neuem angeheizt. Auch wenn noch nicht geklärt ist, ob ähnliche Sicherheitsmängel auch in deutschen Kernkraftwerken lauern, warnte heute etwa der der energiepolitische Sprecher der Links-Fraktion, Hans-Kurt Hill: "Wir können hier mit den gleichen Problemen rechnen." Ein Ausstieg aus der Atomkraft sei nun noch dringlicher. "Es zeigt sich wieder, dass Atomkraftwerke nur wirklich sicher sind, wenn sie abgeschaltet sind", befand Claus Möller, SPD-Landeschef von Schleswig-Holstein, dessen zwei Meiler der Betreiber Vattenfall heute für unbedenklich erklärte. Und Grünen-Chef Reinhard Bütikofer schlussfolgerte: "Es gibt nur einen ansatzweise sicheren Umgang mit Atomkraft: schnellstmöglich abschalten."
Den Atomausstieg hatte Rot-Grün einst auf den Weg gebracht. Und er ist den Sozialdemokraten so heilig, dass sie der Union bei den Koalitionsverhandlungen keinerlei Zugeständnisse machte. Dennoch war der Streit um die Atomkraft zuletzt wieder offen ausgebrochen. Als sich die großen Industriestaaten auf dem G-8-Gipfel in St. Petersburg kürzlich für den globalen Ausbau der Kernenergie aussprachen, stand Deutschland mit seinem Ausstiegskonzept alleine da. Flugs fürchtete die deutsche Energieindustrie, in die internationale Isolation gedrängt zu werden, Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) sprang ihr mit dem kritischen Wort vom deutschen "Sonderweg" zur Seite und Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) bezeichnete den Ausstieg als "kapitalen Fehler".
Doch die SPD bleibt dabei: Die Kernkraft ist ein Auslaufmodell. Sie sei generell mit einem hohen Risiko verbunden, das nur für eine begrenzte Zeit verantwortbar sei, bekräftigte Umweltminister Sigmar Gabriel im Interview mit der "Welt". Und so vermeidet die Kanzlerin jede Provokation, die den Koalitionsfrieden in dieser Frage stören könnte. Es sei zwar kein Geheimnis, dass sie zur Kernenergie ein anderes Verhältnis habe als die Sozialdemokraten, lässt Angela Merkel (CDU) verlauten, rütteln will sie am Ausstieg jedoch nicht. Also bleibt es bei den vereinbarten Regellaufzeiten von 32 Jahren, bis 2021 soll mit dem Reaktor Neckarwestheim II das letzte der 17 noch aktiven Atomkraftwerke vom Netz gehen. Noch in dieser Wahlperiode ist die Abschaltung von vier AKWs geplant.
"Wende in der Atomdebatte"
"Der Störfall von Schweden bringt hoffentlich eine Wende in der Atomdebatte", hofft jetzt Michael Müller (SPD), parlamentarischer Staatssekretär im Umweltministerium. Müller spricht schon lange vom "Märchen der sicheren Atomkraft", erst im April dieses Jahres stellte er eine Liste zusammen, die sechs schwerwiegende Zwischenfälle in Kernkraftwerken in Deutschland seit der Katastrophe von Tschernobyl 1986 benennt. Unter anderem wies der SPD-Politiker darin auf mehrere Fehler in der Notstromversorgung und in den Notkühlsystemen des AKW Brunsbüttel hin.
"Niemand kann einen Unfall ausschließen", sagte Müller im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Die geringe Eintrittswahrscheinlichkeit eines Atomunfalls spreche dabei nicht für die Nutzung der Kernenergie, entscheidend sei vielmehr das nicht zu verantwortende Risiko der möglichen katastrophalen Folgen. Wenn auch meist andere Stimmen in der Öffentlichkeit zu hören seien, habe er habe den Eindruck, dass dieses Denken auch in der Union verbreitet sei, sagte Müller.
"Reine Panikmache"
Das SPD-geführte Bundesumweltministerium nannte den Zwischenfall von Formark ein "sicherheitstechnisch ernstes Ereignis" und teilte heute mit, es wolle "so schnell wie möglich klären, ob die zugrunde liegenden sicherheitstechnischen Mängel auch in deutschen Atomkraftwerken vorliegen können". Diese Untersuchung will Unionsfraktionsvize Katherina Reiche, zuständig für den Bereich Reaktorsicherheit, vor einer "umfassenden Bewertung" abwarten. Dennoch ist sie sich sicher, dass die Sicherheitsstandards in Deutschland "ganz andere" seien als in Schweden. Die nun wiederaufflammende Ausstiegsdebatte sei "ideologisch begründet". "Wer den Fall zum Anlass nimmt, die Totenglocken für die Kernkraft zu läuten, geht fehl", sagte Reiche SPIEGEL ONLINE.
Auch die Sprecherin für Reaktorsicherheit der FDP-Fraktion, Angelika Brunkhorst, bezeichnete die Diskussion als "reine Panikmache". In Deutschland müssten im Gegensatz zu Schweden "viel mehr technische Faktoren" zu einem Störfall dazukommen, damit die Notstromversorgung überhaupt benötigt würde.
CDU-Expertin Reiche verwies auch auf die Einstufung des Störfalls auf Stufe 2 der siebenstufigen internationalen Gefahrenskala. Die Einstufung nahmen die Schweden allerdings selbst vor, wie ein ein Sprecher der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien heute mitteilte. Stufe 2 stehe für einen "Zwischenfall", bei dem eine "bedeutende Sicherheitspanne" aufgetreten sei "mit genügend verliebenem Spielraum, um auf weitere Pannen zu reagieren". Hilfe forderten die schwedischen Behörden bei der IAEA keine an. Eigenen Angaben zufolge wurde die Uno-Behörde einen Tag nach dem Störfall in Kenntnis gesetzt, diese informierte dann ihre Mitgliedstaaten.

taz: Schweden legt weitere Reaktoren still

Nach dem Beinahe-GAU in Forsmark gehen auch zwei der drei Blöcke des AKW Oskarshamn vom Netz. Außerdem sollen alle Kraftwerke überprüft werden. Dabei war der Konstruktionsfehler im Generator der Branche schon seit dreizehn Jahren bekannt
Der Beinahe-GAU im schwedischen AKW Forsmark in der vergangenen Woche führte nun zu ersten Konsequenzen. Am Mittwochabend wurden im AKW Oskarshamn zwei der drei dortigen Blöcke vom Netz genommen. Es wird befürchtet, dass sie unter dem gleichen Konstruktionsfehler wie die Forsmark-Reaktoren leiden. Damit stehen nun vier der zehn schwedischen Atomreaktoren außerplanmäßig still. Einen ähnlich umfassenden Eingriff in den AKW-Betrieb aus Sicherheitsgründen gab es in Schweden zuletzt zu Beginn der Neunzigerjahre. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace forderte auch die Überprüfung der Notstromversorgung in deutschen AKWs.
Die Tatsache, dass offenbar die Hälfte der schwedischen Reaktoren seit Jahrzehnten mit eingebauten Konstruktionsfehlern betrieben werden, welche bei Stromausfall die Überwachungs- und Sicherheitseinrichtungen außer Betrieb setzen können, hat Fragen nach der Sicherheitskultur der Betreiberfirmen - Vattenfall und Eon -, aber auch der staatlichen Atomsicherheitsbehörde "Statens Kärnkraftsinspektion" SKI aufgeworfen. Zumal sich mittlerweile herausstellte, dass der Fehler in einem Stromumwandler der AEG-Generatoren, der in Forsmark die gefährliche Kettenreaktion ausgelöst hatte, seit einem Vorfall im deutschen AKW Philippsburg im Jahr 1993 in der Branche bekannt war. Aber weder die schwedischen AKW-Betreiber noch die staatliche SKI hatten es für nötig gehalten, zu reagieren. Im Gegenteil bemühten sich Betreiber wie SKI, den Forsmark-Zwischenfall zunächst zu bagatellisieren.
Anstatt sofort zu kontrollieren, ob alle anderen Reaktoren den gleichen Konstruktionsfehler haben könnten, wollte man offenbar schnellstmöglich zur Tagesordnung übergehen. Einen Strich durch diese Rechnung machte der Alarmruf des ehemaligen Forsmark-Konstruktionschefs Lars-Olov Höglund (die taz berichtete gestern), welcher vom schlimmsten Zwischenfall seit Tschernobyl und einer Beinahe-Kernschmelze sprach. Erst nachdem eine Regionalzeitung diese Einschätzung veröffentlicht hatte und daraufhin nicht nur Teile der Medienöffentlichkeit, sondern erste PolitikerInnen wach wurden, wurde die Atomsicherheitsbehörde plötzlich aktiv. Am Mittwoch, mehr als eine Woche nach dem Vorfall, wurde den AKW-Betreiberfirmen eine Frist von mehreren Stunden gesetzt, die Sicherheit ihrer Anlagen bezüglich dieses Generatordetails nachzuweisen, und ansonsten eine Stilllegung für Donnerstag, 0.00 Uhr angedroht.
Mittlerweile haben Schwedens Grüne eine unabhängige mit internationalen Experten besetzte Untersuchungskommission über die Forsmark-Hintergründe und die Sicherheit der gesamten schwedischen Atomkraft gefordert. Auch innerhalb der Regierung hat man offenbar Zweifel an der Effektivität der SKI bekommen. So erklärte die Umweltministerin Lena Sommestad, eine solche Initiative sei vorstellbar, sobald der übliche nationale Untersuchungsbericht vorliege. Das, was geschehen sei, sei nämlich, so Sommestad, "nicht akzeptabel". Zudem bewiesen die Vorgänge die "Wichtigkeit eines baldigen Ausstiegs aus der Atomkraft".
Schwere Zeiten also für die schwedischen Reaktorbetreiber, die im Rahmen des vereinbarten Rückzuges aus der Atomenergie bereits zwei Reaktoren stillgelegt haben. Meinungsforscher haben seit einiger Zeit aber angeblich deutlich gestiegenes Vertrauen in der Bevölkerung gemessen. Fast die Hälfte des schwedischen Strombedarfs wird derzeit von Atomanlagen gedeckt.

sueddeutsche.de: Nach dem Störfall in Schweden - Deutsche Reaktoren sollen überprüft werden

Das Umweltministerium will so schnell wie möglich klären, ob die sicherheitstechnischen Mängel wie im schwedischen Kraftwerk Forsmark auch in deutschen Atomkraftwerken auftreten können
Das Bundesumweltministerium prüft Konsequenzen aus dem Störfall im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark für die deutschen Atommeiler. "Bei dem Ausfall der elektrischen Versorgungen im Atomkraftwerk Forsmark handelt es sich um ein sicherheitstechnisch ernstes Ereignis", hieß es in einer Mitteilung.
Das Umweltministerium ermittelte zurzeit den genauen Sachverhalt und "wird so schnell wie möglich klären, ob die zu Grunde liegenden sicherheitstechnischen Mängel auch in deutschen Atomkraftwerken vorliegen können". In Schweden wurden nach einem Störfall vom 26. Juli in dem Kernkraftwerk Forsmark-1 vier der zehn Atomreaktoren abgeschaltet, um die Sicherheitssysteme zu überprüfen.
Nach Angaben der Organisation Internationale Ärzte gegen den Atomkrieg hatte es einen Kurzschluss außerhalb des Kraftwerks gegeben, was zur Trennung des Werks vom Stromnetz geführt habe. Danach seien zwei der vier Notstrom-Dieselaggregate nicht automatisch angesprungen. Es sei nur deshalb nicht zu einer Katastrophe gekommen, weil die Reaktorschnellabschaltung und Teile des Kühlnotsystems funktioniert hätten.
In Deutschland forderte Greenpeace als Reaktion auf den schwedischen Störfall eine Überprüfung der Notstromversorgung für deutsche Atomkraftwerke. Ein früherer SKI-Direktor habe selbst davon gesprochen, dass es „nur mit purem Glück nicht zu einer Kernschmelze“ gekommen sei, erklärte Heinz Smital, Atomexperte bei Greenpeace: „Das Atomkraftwerk ist durch den Störfall fast zwanzig Minuten lang im Geisterbetrieb gefahren, bis die Belegschaft den Betrieb des Kraftwerks manuell wieder in den Griff bekam.“
Herstellerfirmen wüssten schon lange von Konstruktionsschwäche
Der energiepolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag, Hans-Josef Fell, forderte von der Bundesregierung sofortige Aufklärung über den schweren Zwischenfall im Atomkraftwerk Forsmark. „Eine Kernschmelze hätte katastrophale Konsequenzen für ganz Nord- und Mitteleuropa haben können“,erklärte Fell. Er wollte darüber hinaus wissen, warum das Bundesumweltministerium die deutsche Öffentlichkeit nicht offiziell über die Vorkommnisse informiert habe.
Die umweltpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Eva Bulling-Schröter, erklärte, nach Medienberichten habe die Herstellerfirma der Generatoren des schwedischen Atomreaktors bereits seit den Neunzigerjahren von der „Konstruktionsschwäche“ gewusst und dieses Wissen nicht beziehungsweise erst nach einem Zwischenfall in einem deutschen Atomkraftwerk weitergeben. „Dies lässt sehr an der Glaubwürdigkeit der Herstellerfirmen zweifeln“, erklärte Bulling-Schröter.
Nach den jüngsten Abschaltungen sind in Schweden derzeit nur noch fünf von insgesamt zehn Atomreaktoren im Betrieb. Ein weiterer Reaktor in Forsmark sowie einer in Ringhals wurden zwecks jährlicher Wartungsarbeiten schon früher abgeschaltet. Die schwedische Energiebehörde betonte jedoch, dass die Stromversorgung im Land weitgehend gesichert sei, da man in den Sommermonaten auf Wasserkraft zurückgreifen könne. (dpa/AP)
(Süddeutsche Zeitung)

ngo-online.de: Atomenergie - Diskussionen über Konsequenzen nach dem Beinahe-GAU in Schweden

Nach dem Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark fordert das Bundesumweltministerium von den Bundesländern und den Betreibern deutscher Atomkraftwerke (AKW) genaue Auskunft über ihre Notstromsysteme. Nach Angaben einer Ministeriumssprecherin sollen die Atomaufsichtsbehörden der Länder so schnell wie möglich berichten, ob in den Atomkraftwerken jene Notstrom-Anlagen von AEG geliefert wurden, die in Schweden möglicherweise Ursache des Störfalls waren. Die Betreiber sollen mögliche Erkenntnisse mitteilen, ob ein Störfall wie in Schweden auch in deutschen Anlagen möglich wäre. Die deutsche Atomwirtschaft hält nach ersten Analysen in deutschen Kernkraftwerken einen völlig identischen Störfallverlauf mit dem in Schweden nicht für möglich. Nach Einschätzung der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW kann hingegen bereits ein Kurzschluss - beispielsweise infolge eines Unwetters - in Deutschland jederzeit zum Super-GAU führen. Die Umweltorganisation Greenpeace fordert von der Bundesregierung eine Beschleunigung des geplanten Atomausstiegs. Ein Atomausstieg sei bei entsprechendem politischen Willen bereits in fünf bis sieben Jahren "technisch machbar", ohne dass hierfür zusätzliche Kohlekraftwerke benötigt werden würden.
Die IPPNW ist mit der Informationspolitik der deutschen Bundesregierung äußerst unzufrieden. Die bisherigen "dürren" Pressemitteilungen des Ministeriums seien mehr "Desinformation" als "Information". Das Ministerium solle endlich uneingeschränkt und umfassend über den Vorfall in Schweden informieren, fordert die Organisation.
Das Bundesumweltministerium will schnellstmöglich klären, ob Sicherheitsmängel wie in Schweden auch in deutschen Atomkraftwerken vorliegen. Dabei arbeite das Ministerium mit der Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS), dem Bundesamt für Strahlenschutz und den Atomaufsichtsbehörden der Länder zusammen. Die Bundesatomaufsicht stuft den Ausfall der Stromversorgung im Atomkraftwerk Forsmark als "sicherheitstechnisch ernstes Ereignis" ein.
Atomforum schließt bei "Zwischenfall" wie in Schweden "die gleichen Folgen" aus
Die deutsche Atomwirtschaft hält nach ersten Analysen in deutschen Atomkraftwerken einen völlig identischen Störfallverlauf wie im schwedischen Atommeiler Forsmark nicht für möglich. "Nach den bisher vorliegenden Erkenntnissen über die Abläufe in Forsmark kann ausgeschlossen werden, dass ein solcher Zwischenfall in deutschen Kernkraftwerken die gleichen Folgen hätte", teilte das Deutsche Atomforum am Freitag mit. Es gebe "keinerlei Anhaltspunkte für eine Übertragbarkeit des Vorfalls".
Das Konzept der unterbrechungslosen Stromversorgung deutscher Atomkraftwerke unterscheide sich "signifikant" von dem in Forsmark. Unterschiede bestünden in der Dimensionierung und der eingesetzten Gerätetechnik wie beispielsweise den verwendeten Wechselrichtern.
"Die Betriebsstörung" sei von der schwedischen Atomaufsichtsbehörde SKI auf der siebenstufigen internationalen Bewertungsskala als Ereignis der Stufe 2 und damit als so genannter Störfall eingestuft worden, betont das Atomforum.
IPPNW: Schon ein Sturm oder ein Blitzschlag kann in Deutschland zum Super-GAU führen
Die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW hält es für eine "gezielte und gewollte Irreführung der Öffentlichkeit", wenn die Diskussion jetzt auf die AEG-Notstrom-Anlagen beschränkt wird. Nach Einschätzung der Organisation muss vor allem auch die Auslösung des Ereignisses in Schweden genau analysiert und die Parallelen in Deutschland betrachtet werden. So könne bereits ein Kurzschluss, beispielsweise infolge eines Unwetters, in Deutschland jederzeit zum Super-GAU führen.
Der Kurzschluss außerhalb des schwedischen Atomkraftwerks Forsmark habe dazu geführt, dass in der Anlage alles aus dem Ruder gelaufen sei und nur wenige Minuten bis zum Super-GAU gefehlt hätten. In Biblis B habe am 8. Februar 2004 ein wetterbedingter Kurzschluss außerhalb der Anlage "dazu geführt, dass es zum gefürchteten Notstromfall kam". Hierbei handelt es sich nach Auffassung der IPPNW "um eine ganz grundlegende, nicht lösbare Sicherheitslücke."
Selbst die atomenergie-freundliche Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) habe schon 1992 in einer Arbeit für das Bundesumweltministerium (BMU) eindringlich vor "Überspannungen" gewarnt. Laut IPPNW bedeutet das praktisch: "Es genügt schon ein Unwetter, ein Blitzschlag, Sturm, ein durch Schneelasten umfallender Strommast oder auch ein Sabotageakt, dass es zum Kurzschluss und infolge dessen in den deutschen Atomkraftwerken zu gefährlichen Situationen kommen kann. Laut GRS ist diese Problematik technisch nicht ausreichend verstanden und ein zuverlässiger Schutz ist schlichtweg nicht möglich."
Kritik an der Überprüfung durch das Bundesumweltministerium
Die Atomkritiker halten es vor diesem Hintergrund für unzureichend, dass das Bundesumweltministerium angesichts des Beinahe-Unfalls in Schweden lediglich klären wolle, "ob die zugrunde liegenden sicherheitstechnischen Mängel auch in deutschen Atomkraftwerken vorliegen können". Die Kritik der IPPNW: "Das geht nun schon seit fast 40 Jahren so: Behörden und Gutachter schauen sich an, was geschehen ist und versuchen dann, genau den gleichen oder ähnlichen Störfall-Ablauf in der Zukunft auszuschließen. Das Problem ist aber, dass noch immer ständig neue und überraschende Störfall-Abläufe auftreten, mit denen weder die Atomkraftwerksbetreiber noch die Gutachter noch die Behörden zuvor gerechnet haben." Nach Pannen heiße es in den gutachterlichen Stellungnahmen lapidar, die Steuerung des Kraftwerks habe zwar "konzeptgemäß" gearbeitet, doch aufgrund "der besonderen Konstellation der Störung" sei es zum Ausfall eines sicherheitsrelevanten Systems gekommen.
Darüber hinaus würden Atomindustrie und Atomaufsicht auch immer wieder damit konfrontiert, dass Sicherheitssysteme für eine bestimmte Störfall-Situation zwar richtig konzipiert worden seien, diese aufgrund von falsch eingestellten Soll-Größen in der Steuerung aber dennoch versagten. "Da gibt es Fälle, dass Siemens falsch eingestellte elektrotechnische Komponenten geliefert hat. Da gibt es Fälle, dass sich Soll-Größen aus unbekannter Ursache oder aufgrund von Alterungserscheinungen verstellt haben. Und es gibt zahlreiche Fälle von Fehlern bei Wartungsarbeiten ", schreibt die IPPNW in einer Stellungnahme. Man könne hierbei noch nicht einmal den Arbeitern einen Vorwurf machen. "Es ist vielmehr das Management von RWE, E.On, Vattenfall, EnBW und Siemens, das - um Kosten zu sparen - bei den Wartungsarbeiten einen unglaublichen Zeitdruck ausübt und zum Teil auch nicht hinreichend qualifizierte Mitarbeiter beschäftigt."
Immer wieder müsse man sich die möglichen Folgen eines derartigen Versagens vor Augen führen. "Ein Super-GAU in einem derart dicht besiedelten Gebiet wie Rhein-Main wäre eine unvorstellbare Katastrophe. Ungleich mehr Menschen als in Tschernobyl würden an den Folgen sterben, Aufräumarbeiten wären faktisch unmöglich, die Deutsche Wirtschaft läge am Boden." Die IPPNW fordert das Bundesumweltministerium vor diesem Hintergrund dazu auf, die deutschen Atomkraftwerke vorsorglich abzuschalten.
BUND: Beinahe-GAU in Schweden lässt Atomträume der Energiekonzerne platzen
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat die Bundesregierung aufgefordert, den Atomaus­stieg zu beschleunigen und die gefährlichsten deutschen Atomreaktoren in Biblis, Neckarwestheim und Brunsbüttel sofort abzuschalten. "Der Beinahe-Gau in Schweden führt die rosaroten Träume der Atomindustrie über ihre angeblich sichere Technik ad absurdum", so Brigitte Dahlbender vom BUND. "Wir fordern die Stromkonzerne auf, sich aus der Atomkraft zurückzuziehen." Zunächst müssten die riskantesten vier Reaktoren vom Netz.
Im Februar 2004 und im Oktober 2005 habe es in Biblis ebenso wie in Schweden Ausfälle der Notstromdieselaggregate gegeben. Wenn selbst schwedische Atommanager vom "schwersten Störfall seit Harrisburg und Tschernobyl" sprächen, müsse die Bundesregierung Konsequenzen ziehen. Die von den deutschen Stromkonzernen geplante Beantragung einer verlängerten Laufzeit ausgerechnet für "das störanfällige Atomkraftwerk in Biblis" müsse entschieden zurückgewiesen werden.
SPD: "Es ist deutlich geworden wie risikant Atomkraftwerke sein können"
Der umweltpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Marco Bülow, sagte, die schwedischen Atomkraftwerke hätten "einen immens hohen Technologiestandard". Trotzdem habe "der Zwischenfall" deutlich gemacht, dass die Atomkrafttechnologie "doch nicht beherrschbar" sei. Zwar seien die Atomreaktoren mit einer Reihe von Sicherheitssystemen ausgerüstet, um zu verhindern, dass die bei der Kernspaltung entstehenden radioaktiven Stoffe in die Umwelt gelangten. Doch kein Atomkraftwerk sei völlig sicher. Jetzt sei deutlich geworden "wie risikant Atomkraftwerke sein können". Medienberichten zufolge sei das Atomkraftwerk in Forsmark über 20 Minuten ausser Kontrolle gewesen.
Die SPD-Bundestagsfraktion setze sich deshalb weiterhin "für den Atomausstieg" in der Bundesrepublik ein. Es dürfe nicht darüber diskutiert werden, Laufzeiten für Atomkraftwerke zu verlängern. "Jeder Tag, an dem wir uns dem unvermeidbaren Risiko, das jedes Atomkraftkraftwerk mit sich bringt, aussetzen, ist ein Tag zu viel", meint der SPD-Politiker. "Ein schwerer Stoerfall im dicht besiedelten Deutschland würde zu einer Katastrophe führen, die unermesslichen Schaden anrichten und ganze Landstriche für lange Zeit unbewohnbar machen würde."
Im so genannten "Atomkonsens" hatten sich SPD und Grüne im Jahr 2000 auf lange Laufzeiten mit der Atomwirtschaft geeignet, obwohl sie im Wahlkampf zuvor einen "schnellen Atomausstieg" versprochen hatten. Der Vereinbarung zufolge dürfen die deutschen Atomkraftwerke durchschnittlich mindestens 32 Jahre lang betrieben werden, obwohl sie auch damals schon wußten, "wie risikant Atomkraftwerke sein können". Im Vorfeld der Abstimmung im Deutschen Bundestag hatten sich damals viele Bundestagsabgeordnete über den immensen Druck beklagt, den die Atomindustrie auf die Politik ausübe. 

Netzeitung.de: Gefahr bei AKW-Störfall bestritten

Was in Schweden zur Abschaltung von vier Atommeilern führte, kann in Deutschland angeblich überhaupt nicht passieren. Auch wird hierzulande bestritten, dass je eine Kernschmelze drohte. 
Probleme in deutschen Atomkraftwerken, wie sie zur Abschaltung von vier Meilern in Schweden geführt haben, sind nach Meinung von deutschen Kraftwerksbetreibern undenkbar. Ein Sprecher des in den Vorfall verwickelten Versorgers Vattenfall sagte am Freitag, eine solche Störung könne «in der Form nicht bei uns passieren, das können wir ausschließen». In den deutschen Atomkraftwerken des Konzerns in Krümmel und Brunsbüttel gebe es eine zusätzliche Absicherung gegen Stromausfälle.
Auch der Branchenverband Deutsches Atomforum sieht «keine Anhaltspunkte für eine Übertragbarkeit des Vorfalls». Dennoch gebiete es die «hohe Sicherheitskultur der deutschen Kernkraftwerksbetreiber», dass die Ursachen der Betriebsstörung analysiert werden, teilte die Interessenvertretung am Freitag in Berlin mit.
Greenpeace widerspricht
Die Umweltorganisation Greenpeace widersprach dieser Darstellung: «Die Tatsache, dass sich die Notstromversorgung in deutschen AKW nicht zu 100 Prozent mit denen in Forsmark decken, heißt noch lange nicht, dass das Problem nicht auch hier auftreten könnte», sagte Heinz Smital, Atomexperte der Umweltschützer. Erst eine genaue Untersuchung und Ursachenklärung könne Aufschluss bringen.
Am Donnerstag hatten die Schweden vier ihrer zehn Reaktoren vom Netz genommen. Hintergrund sind Bedenken um die Sicherheit der Meiler nach einem Störfall Ende Juli. Dabei hatte ein Kurzschluss außerhalb der Anlage das AKW Forsmark-1 vom Netz getrennt. Von den daraufhin zur Notversorgung anspringenden Dieselgeneratoren hätten aber nur zwei statt der installierten vier funktioniert, berichtete die Organisation Internationale Ärzte gegen den Atomkrieg. Die Betreiber, darunter die auch in Deutschland tätigen Konzerne Eon und Vattenfall, sollen die Stromproduktion erst nach einer Überprüfung der Sicherheitssysteme wieder aufnehmen dürfen.
Energiewirtschaft bestreitet Gefahr
Das Bundesumweltministerium hat die Betreiber unterdessen aufgefordert, zu prüfen, ob ein solcher Störfall auch in Deutschland möglich wäre. Die Atomaufsichtsbehörden der Länder wurden demnach aufgefordert, so schnell wie möglich zu berichten, ob in den Atomkraftwerken die Notstromsysteme oder Komponenten davon vom Hersteller AEG stammen. Der Ausfall der elektrischen Versorgungen in Forsmark stellt nach Auffassung des Ministeriums ein «sicherheitstechnisch ernstes Ereignis» dar.
Das Atomforum und die internationale Energiebehörde IAEO verwiesen dagegen darauf, dass der Störfall auf der international gültigen Skala nur den Faktor zwei erreicht habe. Laut der von null bis sieben reichenden Einordnung wird erst ab Stufe vier von Gefahren für Mensch und Umwelt ausgegangen. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hatte hingegen einen früheren Direktor der schwedischen Kernkraftinspektion mit den Worten zitiert, «nur mit purem Glück» sei es dort «nicht zu einer Kernschmelze gekommen».
Greenpeace wirft indes der deutschen Atomlobby vor, den Vorgang zu verharmlosen, ohne die genauen Hintergründe des Zwischenfalls im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark zu kennen. «Nicht einmal die vorbildlich arbeitende schwedische Atomaufsichtsbehörde kann schon genau sagen, wie und warum es in Forsmark zu dem schweren Zwischenfall kam», teilte der Umweltschutzverband mit.
(nz) 

Netzeitung.de: AKW-Störfall löst Koalitonsstreit in Kiel aus

Der Störfall in einem schwedischen Kernkraftwerk spaltet die schleswig-holsteinische Landesregierung: Während die SPD für einen schnellen Atom-Ausstieg plädiert, mahnt die CDU zu Besonnenheit.
Nach dem Störfall in einem schwedischen Atomkraftwerk ist in Deutschland die Diskussion über die Sicherheit der Kernenergie wieder entbrannt. In Schleswig-Holstein forderte die für die Reaktorsicherheit zuständige Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD) am Freitag die konsequente Umsetzung des Atomausstiegs. «Ich lehne deshalb politisch auch nachdrücklich eine Verlängerung der Laufzeit des Kernkraftwerks Brunsbüttel ab», sagte die Ministerin in Kiel.
Damit wandte sich Trauernicht gegen Überlegungen, die Laufzeit des Meilers unter Umständen zu verlängern. In der vergangenen Woche hatte es im schwedischen Kraftwerk Forsmark-1 eine schwere technische Panne nach einem Kurzschluss gegeben.
Wirtschaftsminister Dietrich Austermann (CDU) wollte sich am Freitag nicht zur Zukunft des Brunsbütteler Reaktors äußern, sagte aber: «Man sollte nicht der politischen Versuchung erliegen, ohne umfassende Informationen von einem Ausfall eines herkömmlichen Notstrom-Aggregats auf das gesamte Risiko der Kernkraft zu schließen.» Das erschwere eine ernsthafte Debatte über die Frage, was für die Sicherheit dieser Stromquelle weltweit getan werden könne, sagte Austermann.
Grüne für AKW-Abschaltung
SPD-Landesvorsitzender Claus Möller will an den vereinbarten Laufzeiten für die deutschen Atomkraftwerke festhalten. «Wir fordern, dass die aktuelle Diskussion über eine Verlängerung der im Energie-Konsens festgelegten Laufzeiten für Atomkraftwerke beendet wird», sagte er. «Es zeigt sich wieder, dass Atomkraftwerke nur wirklich sicher sind, wenn sie abgeschaltet sind.»
Die Grünen im Norden forderten angesichts des Störfalls die Abschaltung der drei schleswig-holsteinischen Atomkraftwerke. Es müsse schnell geklärt werden, ob die Notstromversorgung der Meiler in Krümmel, Brunsbüttel und Brokdorf tatsächlich funktioniert, sagte Landeschefin Marlies Fritzen. Bis dahin müssten die Reaktoren vorsichtshalber vom Netz genommen werden.
Kritik an Vattenfall
Trauernicht kritisierte die Informationspolitik der Betreiberfirma Vattenfall nach dem Störfall. Die deutsche Tochter des schwedischen Konzerns betreibt außer dem Forsmark-Reaktor unter anderem die schleswig-holsteinischen Atomkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel. «Ich hätte erwartet, dass der Betreiberkonzern uns unverzüglich über ein solches Ereignis in einer von ihm in Schweden betriebenen Anlage informiert», bemängelte Trauernicht.
Tatsächlich habe das Ministerium erst am Donnerstag aus der schwedischen Presse von dem Störfall erfahren. Trauernicht sagte, ihr Haus habe sofort eine so genannte Übertragbarkeitsüberprüfung für die schleswig- holsteinischen Anlagen eingeleitet. So werde sicher gestellt, dass ähnliche Störfälle in den drei Atomkraftwerken entlang der Elbe nicht möglich seien.
Im nördlich von Stockholm gelegenen Kraftwerk Forsmark waren in der vergangenen Woche nach einem Ausfall der Stromversorgung zwei der vier Dieselaggregate zur Notstromversorgung nicht wie geplant automatisch angelaufen. Die Schwere des Störfalls wird von Kraftwerksbetreibern und Atomkraftgegnern unterschiedlich beurteilt. (nz)

Netzeitung.de: Schwedens Linke dringt auf Atomausstieg

Die Grünen und die Linkspartei in Schweden fordern Konsequenzen aus dem Störfall im AKW Forsmark. Alle Reaktoren im Land sollen abgeschaltet werden, fordern sie.
Die schwere Panne in dem Kernkraftwerk Forsmark-1 hat in Schweden eine Debatte über den Umgang mit Atomenergie ausgelöst. Grüne und Linkspartei, die beide die regierenden Sozialdemokraten im Parlament unterstützen, forderten am Freitag, alle Reaktoren im Land vom Netz zu nehmen.
Der Parteichef der Linkspartei, Lars Ohly, forderte, dass der erste Reaktor bis zum Jahr 2010 abgeschaltet werden müsse. «Ich denke, das dies durchaus möglich ist», sagte der Politiker der Zeitung «Svenska Dagbladet». Bis 2025 solle dann der Atomausstieg abgeschlossen werden.
Die Grünen forderten einen noch schnelleren Verzicht auf Nuklearenergie, die etwa die Hälfte des Stroms in Schweden liefert. Umweltministerin Lena Sommestad warnte dagegen vor voreiligen Schritten. Der Zwischenfall in dem Kraftwerk Forsmark sei «kein Grund, Dinge zu überstürzen», sagte sie.
Perssons Sozialdemokratische Partei (SAP) hat es bislang vermieden, einen klaren Zeitplan für die endgültige Abschaltung der zehn noch existierenden schwedischen Atomreaktoren vorzulegen. In einem Referendum von 1980 hatte sich eine Mehrheit der schwedischen Bevölkerung für einen allmählichen Atomausstieg ausgesprochen, zuletzt sprachen sich die meisten Wähler in Umfragen hingegen für ein Festhalten an der Kernenergie aus.
Ein Bündnis aus vier Oppositionsparteien hat daher bereits angekündigt, im Falle eines Wahlsiegs alle zehn Reaktoren laufen zu lassen.
Vier Reaktoren vorübergehend abgeschaltet
Nach dem Störfall vom 26. Juli im Kernkraftwerk Forsmark-1 waren vier der zehn Atomreaktoren in Schweden zur Überprüfung abgeschaltet worden.
Nach Angaben der Organisation Internationale Ärzte gegen den Atomkrieg hatte es einen Kurzschluss außerhalb des Kraftwerks gegeben, was zur Trennung des AKWs vom Stromnetz geführt habe. Danach hätte die Notstromversorgung anlaufen sollen. Zwei der vier Dieselaggregate seien aber nicht wie geplant automatisch angesprungen.
(nz)

Sozialministerium Schleswig-Holstein: Trauernicht: "Gefährliche Panne im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark unterstreicht Notwendigkeit des konsequenten Atomausstiegs

Pressemitteilung 
veröffentlicht am: 04.08.2006
Kiel. Ein sicherheitstechnisch ernstes Ereignis hat zur Abschaltung des schwedischen Kernkraftwerks Forsmark I geführt. Nach bislang vorliegenden Informationen kam es am 25. Juli 2006 bei Wartungsarbeiten zu einem Kurzschluss, der das Atomkraftwerk vom Netz trennte. Es erfolgte daraufhin automatisch eine Reaktorschnellabschaltung. Die Stromversorgung der zur Gewährleistung der für die  Sicherheit erforderlichen Steuerungs- und Sicherheitseinrichtungen stand jedoch über einen Zeitraum von mehreren Minuten nicht uneingeschränkt zur Verfügung. Zwei der vier Notstromdieselaggregate sprangen nicht automatisch an und konnten erst nach circa 20 Minuten von Hand gestartet werden. Der Stromausfall führte auch dazu, dass die elektronische Überwachung des Reaktors zum Teil ausfiel.
"Diese gefährliche Panne unterstreicht die Notwendigkeit des konsequenten Ausstiegs aus der Atomenergie", betonte die für Reaktorsicherheit in Schleswig-Holstein verantwortliche Sozialministerin Dr. Gitta Trauernicht. Mit dem Betrieb von Kernkraftwerken seien eben Risiken verbunden, die auf Dauer nicht akzeptiert werden könnten. Deshalb müsse es auch bei der konsequenten Umsetzung des im Atomkonsens festgelegten Ausstiegsfahrplans bleiben. "Ich lehne deshalb politisch auch nachdrücklich eine Laufzeitverlängerung des Kernkraftwerks Brunsbüttel ab", betonte Trauernicht.
Ministerin Trauernicht problematisierte auch, dass das Bundesumweltministerium die Länder bislang nicht über dieses Ereignis informiert habe. "Ich habe noch im Laufe des gestrigen Tages das Bundesumweltministerium (BMU) aufgefordert, uns umfassend und kurzfristig Informationen über die dort vorliegenden Kenntnisse über den Störfall, seinen Ablauf und die Folgen zuzuleiten." Trauernicht forderte, dass das Bundesumweltministerium die Länder künftig über internationale Ereignisse dieser Kategorie unverzüglich binnen weniger Stunden informiere.
Ministerin Trauernicht kritisierte auch die Informationspolitik des Vattenfall-Konzerns, der das schwedische Kernkraftwerk und in Schleswig-Holstein die Kernkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel betreibt. "Ich hätte erwartet, dass der Betreiberkonzern uns unverzüglich über ein solches Ereignis in einer von ihm in Schweden betriebenen Anlage informiert." Tatsächlich hatte das Ministerium erst am 3. August 2006 über schwedische bzw. dänische Presse von dem Ereignis Kenntnis erlangt.
Eine Übertragbarkeitsüberprüfung für die schleswig-holsteinischen Anlagen unter Hinzuziehung von Sachverständigen sei von der schleswig-holsteinischen Reaktorsicherheitsbehörde unverzüglich eingeleitet worden.

Vattenfall: Zum Störfall im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark

Zu den Berichten über den Störfall im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark und die Bedeutung für deutsche Kraftwerke gibt es eine Pressemeldung des Deutschen Atomforums: „Betriebsstörung im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark nach erster Analyse nicht auf deutsche Anlagen übertragbar“. Hintergründe zum Störfall in Forsmark finden sich im ersten Bericht der staatlichen schwedischen Aufsichtsbehörde SKI, der in englischer Sprache vorliegt.
Berlin, 04.08.2006
Betriebsstörung im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark nach erster Analyse nicht auf deutsche Anlagen übertragbar
Die schwedische Aufsichtsbehörde SKI, die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) und die World Association of Nuclear Operators (WANO) untersuchen gegenwärtig detailliert die Ursachen der Betriebsstörung im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark. Die Betriebsstörung wurde von der SKI auf der siebenstufigen internationalen Bewertungsskala als Ereignis der Stufe 2 und damit als so genannter Störfall eingestuft.
Nach den bisher vorliegenden Erkenntnissen über die Abläufe in Forsmark kann ausgeschlossen werden, dass ein solcher Zwischenfall in deutschen Kernkraftwerken die gleichen Folgen hätte. Es gibt keinerlei Anhaltspunkte für eine Übertragbarkeit des Vorfalls. Obwohl es keine Anhaltspunkte für eine Übertragbarkeit gibt, gebietet es jedoch die hohe Sicherheitskultur der deutschen Kernkraftwerksbetreiber, dass die Ursachen der Betriebsstörung in Forsmark gemeinsam mit den deutschen Aufsichtsbehörden genau analysiert werden.
Das Konzept der unterbrechungslosen Stromversorgung deutscher Kernkraftwerke unterscheidet sich signifikant von dem im Kernkraftwerk Forsmark. Unterschiede bestehen in der Dimensionierung und der eingesetzten Gerätetechnik wie beispielsweise den verwendeten Wechselrichtern.

VERIVOX: Schwedischer Störfall angeblich nicht auf deutsche AKW übertragbar

Berlin - Nach der Abschaltung mehrerer Atomkraftwerke in Schweden schließen die deutschen Kernkraftwerksbetreiber nach dpa- Informationen einen vergleichbaren Störfall aus. Wie es am Freitag in Kreisen der Energiewirtschaft hieß, haben erste Analysen in den 17 deutschen Atomkraftwerken ergeben, dass der Störfall im schwedischen Meiler Forsmark nicht übertragbar sei.
Falsch seien auch Berichte, in Forsmark habe bei der Störung am 26. Juli eine Kernschmelze gedroht. Die Kühlung habe zu keiner Zeit versagt, hieß es weiter. Der Störfall habe auf der internationalen Skala von 0 bis 7 den Faktor 2 erreicht. Erst ab Stufe 4 gehe eine Gefahr für Menschen und Umwelt aus.
Am Donnerstag war bekannt geworden, dass vier der zehn schwedischen Atomreaktoren abgeschaltet worden waren, um die Sicherheitssysteme zu überprüfen. Im Kraftwerk Forsmark waren nach einem Ausfall der Stromversorgung zwei der vier Dieselaggregate zur Notstromversorgung nicht wie geplant automatisch angelaufen.
Eine Sprecherin des Bundesumweltministeriums sagte der dpa, es werde weiter geprüft, ob technische Mängel auch bei den deutschen Meilern möglich seien. Man stehe in Kontakt mit den schwedischen Behörden. Von der Abschaltung in Schweden ist der größte deutsche Energiekonzern E.ON betroffen. Das Unternehmen schaltete zwei von drei Reaktoren im Kraftwerk Oskarshamn ab. (dpa-Meldung, 04.08.2006 (14:22))

VERIVOX: Linksparteien in Schweden fordern nach Störfall Atom-Ausstieg

Stockholm - Der Störfall in dem schwedischen Atomkraftwerk Forsmark-1 hat in dem skandinavischen Land eine neue Debatte über die Nuklearenergie ausgelöst. Sowohl die Grünen als auch die Linkspartei, die beide die regierenden Sozialdemokraten im Parlament unterstützen, sprachen sich am Freitag für eine Abschaltung von Reaktoren aus. Der Parteichef der Linkspartei, Lars Ohly, forderte, dass ein Reaktor bis zum Jahr 2010 abgeschaltet werden müsse.
"Ich denke, das dies durchaus möglich ist", sagte der Politiker der Zeitung "Svenska Dagbladet". Bis zum Jahr 2025 solle dann ganz auf die Atomenergie verzichtet werden. Die Grünen forderten einen noch schnelleren Ausstieg aus der Atomenergie, die etwa die Hälfte des Stroms in Schweden liefert. Umweltministerin Lena Sommestad warnte dagegen vor voreiligen Schritten. Der Zwischenfall in dem Kraftwerk Forsmark sei "kein Grund, Dinge zu überhasten".
Nach dem Störfall vom 26. Juli im Kernkraftwerk Forsmark-1 waren vier der zehn Atomreaktoren in Schweden zur Überprüfung abgeschaltet worden. Die Organisation Internationale Ärzte gegen den Atomkrieg erklärte, es habe einen Kurzschluss außerhalb des Kraftwerks gegeben, was zur Trennung des AKWs vom Stromnetz geführt habe. Danach hätte die Notstromversorgung anlaufen sollen. Zwei der vier Dieselaggregate seien aber nicht wie geplant automatisch angesprungen. Atomkritiker sehen in dem Zwischenfall in dem Werk nördlich von Stockholm eine Beinahe-Katastrophe. (dpa-Meldung, 04.08.2006 (14:29))

VERIVOX: Nach Störfall in Schweden droht im Norden neuer Streit um Atomkraft

Kiel - Der großen Koalition in Kiel droht nach dem Atom- Störfall in Schweden möglicherweise ein neuer Streit um die Zukunft der Kraftwerke in Schleswig-Holstein. Sozialministerin Gitta Trauernicht forderte am Freitag die konsequente Umsetzung des Atomausstiegs. "Ich lehne deshalb politisch auch nachdrücklich eine Verlängerung der Laufzeit des Kernkraftwerks Brunsbüttel ab", sagte die SPD-Ministerin in Kiel. Damit wandte sich Trauernicht gegen Überlegungen, die Laufzeit des Meilers unter Umständen zu verlängern. In der vergangenen Woche hatte es im schwedischen Kraftwerk Forsmark- 1 eine schwere technische Panne nach einem Kurzschluss gegeben.
Wirtschaftsminister Dietrich Austermann (CDU) wollte sich am Freitag nicht zur Zukunft des Brunsbütteler Reaktors äußern, sagte aber: "Man sollte nicht der politischen Versuchung erliegen, ohne umfassende Informationen von einem Ausfall eines herkömmlichen Notstrom-Aggregats auf das gesamte Risiko der Kernkraft zu schließen." Dies erschwere eine ernsthafte Debatte über die Frage, was für die Sicherheit dieser Stromquelle weltweit getan werden könne, sagte Austermann.
SPD-Landeschef Claus Möller will an den vereinbarten Laufzeiten für die deutschen Atomkraftwerke festhalten. "Wir fordern, dass die aktuelle Diskussion über eine Verlängerung der im Energie-Konsens festgelegten Laufzeiten für Atomkraftwerke beendet wird", sagte Möller. "Es zeigt sich wieder, dass Atomkraftwerke nur wirklich sicher sind, wenn sie abgeschaltet sind."
Die Grünen im Norden forderten angesichts des Störfalls die Abschaltung der drei schleswig-holsteinischen Kraftwerke. Es müsse schnell geklärt werden, ob die Notstromversorgung der Meiler in Krümmel, Brunsbüttel und Brokdorf tatsächlich funktioniert, sagte Landeschefin Marlies Fritzen. Bis dahin müssten die Reaktoren vorsichtshalber vom Netz genommen werden.
Trauernicht, die im Norden die Aufsicht über die Atomanlagen hat, kritisierte die Informationspolitik der Betreiberfirma Vattenfall nach dem Störfall. Vattenfall betreibt außer dem schwedischen Reaktor unter anderem die schleswig-holsteinischen Atomkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel. "Ich hätte erwartet, dass der Betreiberkonzern uns unverzüglich über ein solches Ereignis in einer von ihm in Schweden betriebenen Anlage informiert", sagte Trauernicht.
Tatsächlich habe das Ministerium erst am Donnerstag aus der schwedischen Presse von dem Störfall erfahren. Trauernicht sagte, ihr Haus habe sofort eine so genannte Übertragbarkeitsüberprüfung für die schleswig- holsteinischen Anlagen eingeleitet, um sicher zu stellen, dass ähnliche Störfälle in den drei Atomkraftwerken entlang der Elbe nicht möglich sind.
Im nördlich von Stockholm gelegenen Kraftwerk Forsmark waren in der vergangenen Woche nach einem Ausfall der Stromversorgung zwei der vier Dieselaggregate zur Notstromversorgung nicht wie geplant automatisch angelaufen. Die Schwere des Störfalls wird von Kraftwerksbetreibern und Atomkraftgegnern unterschiedlich beurteilt. (dpa-Meldung, 04.08.2006 (14:32))

VERIVOX: Heftiger Streit um Sicherheit der deutschen Atomkraftwerke

Berlin - Nach dem Atom-Störfall in Schweden ist ein heftiger Streit um die Sicherheit der deutschen Kernkraftwerke entbrannt. Während die Energiekonzerne am Freitag eine vergleichbare Panne in einem der 17 deutschen Meiler ausschlossen, warnten Atomkraftgegner vor unzumutbaren Risiken und forderten einen raschen Ausstieg. Das Bundesumweltministerium sprach von einem "sicherheitstechnisch ernsten Ereignis" im Atomkraftwerk Forsmark, das zur vorsorglichen Abschaltung von 4 der 10 Kraftwerke in Schweden geführt hatte. Nun werde geprüft, ob die Notstromversorgung der deutschen Kraftwerke fehlerfrei arbeite.
Eine Ministeriumssprecherin sagte, es müsse rasch geklärt werden, ob in den deutschen Atomkraftwerken Notstromsysteme oder Komponenten vom Hersteller AEG geliefert worden seien, "die in Schweden möglicherweise Ursache der gravierenden Auswirkungen des Kurzschlusses waren". An der Prüfung beteiligt sind die Gesellschaft für Reaktorsicherheit, das Bundesamt für Strahlenschutz und die Atomaufsichtsbehörden der Länder. Nach dpa-Informationen sind in mehreren Kraftwerken Notstrom-Komponenten von AEG eingebaut, die allerdings nicht baugleich mit dem Forsmark-System sein sollen.
Die Umweltschutzorganisation BUND forderte nach dem "Beinahe-GAU in Schweden" die Regierung auf, den gesetzlich vereinbarten Atomausstieg zu beschleunigen. Im Februar 2004 und im Oktober 2005 habe es in Biblis ähnliche Ausfälle der Notstromaggregate gegeben. Im Kraftwerk Forsmark, das vom Energiekonzern Vattenfall betrieben wird, waren am 26. Juli nach einem Ausfall der Stromversorgung zwei der vier Dieselaggregate zur Notstromversorgung nicht wie geplant automatisch angelaufen. Medienberichten zufolge soll der Reaktor rund 20 Minuten außer Kontrolle gewesen sein, bis die Ingenieure das Problem in den Griff bekommen hätten.
Die deutschen Kernkraftbetreiber teilten mit, erste Analysen in den 17 Kraftwerken hätten ergeben, dass der schwedische Störfall nicht übertragbar sei. Falsch sei, dass in Forsmark eine Kernschmelze gedroht habe. Die Kühlung habe zu keiner Zeit versagt, hieß es weiter. Der Störfall habe auf der internationalen Skala von 0 bis 7 den Faktor 2 erreicht. Erst ab Stufe 4 gehe eine Gefahr für Menschen und Umwelt aus.
Eine Sprecherin des größten deutschen Energiekonzerns E.ON, der in Schweden am Atomkraftwerk Oskarshamn beteiligt ist, sagte, das Konzept der Stromversorgung und die verwendeten Wechselrichter (Stromumwandler) in den sechs deutschen E.ON-Meilern unterschieden sich signifikant vom schwedischen Forsmark-Reaktor. Die schwedische E.ON-Tochter hat zwei von drei Reaktoren in Oskarshamn abgeschaltet.
Die stellvertretende BUND-Vorsitzende Brigitte Dahlbender sagte, die von den Stromkonzernen angedachte Laufzeitverlängerung für das störanfällige AKW in Biblis dürfe nicht genehmigt werden. Die Reaktoren in Biblis, Neckarwestheim und Brunsbüttel müssten binnen vier Jahren abgeschaltet werden.
Nach Ansicht der Grünen-Politikerin Bärbel Höhn ist die Atomkraft auf Dauer nicht beherrschbar. "Wir sind um rund sieben Minuten an einem möglichen Super-GAU vorbeigeschliddert, der weite Teile Skandinaviens atomar verseucht hätte und von dem auch Deutschland stark betroffen gewesen wäre." Die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW erklärte, bereits ein Unwetter könne in einem AKW einen folgenschweren Kurzschluss auslösen.
Schleswig-Holsteins Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD), die die Aufsicht über die von Vattenfall betriebenen Atomkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel hat, kritisierte die Informationspolitik des schwedischen Konzerns. "Ich hätte erwartet, dass der Betreiberkonzern uns unverzüglich über ein solches Ereignis in einer von ihm in Schweden betriebenen Anlage informiert", sagte sie. Das Ministerium habe von dem Störfall aus der Presse erfahren. dpa-Meldung, 04.08.2006 (17:50)

Nachrichtenagentur dpa: Schwedischer Experte: Störfall hätte schlimmer ausgehen können

Freitag 4. August 2006, 22:52 Uhr
Münster (dpa) - Der Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark-1 ist nach Ansicht eines schwedischen Atomexperten «einer der schwersten Zwischenfälle seit Tschernobyl und Harrisburg».
Der Störfall vom 26. Juli hätte schlimmer ausgehen können, sagte Lars-Olov Höglund, einstiger Chefkonstrukteur des Atomkraftwerks im damaligen Staatskonzern Statens Vattenfallsverk, den «Westfälischen Nachrichten» (Samstag). Er schloss nicht aus, dass es bei dem Zwischenfall zu einer Kernschmelze hätte kommen können, wenn nicht nur zwei, sondern alle vier Notstromaggregate des Werks ausgefallen wären.
Scharfe Kritik übte Höglund zugleich an der schwedischen Atomaufsicht: «Hierzulande gilt zu oft der Grundsatz: Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser. Bei Ihnen in Deutschland ist das genau umgekehrt.» Generell würden Sicherheitsfragen in Schweden nicht mehr so streng gehandhabt wie früher, als die Stromversorgung staatlich war. «Ein Kraftwerk, das nicht läuft, kostet Geld. Und seit der Privatisierung wollen die Stromkonzerne Geld verdienen», der Atomexperte weiter.

Nachrichtenagentur dpa: Sicherheitsdebatte flammt nach AKW-Störfall wieder auf

Freitag 4. August 2006, 22:52 Uhr
Berlin/Stockholm (dpa) - Nach dem Atom-Störfall in Schweden schließen die Energiekonzerne eine vergleichbare Panne in einem der 17 deutschen Kernkraftwerke aus. Dagegen sprach die Umweltschutzorganisation BUND von einem «Beinahe-GAU in Schweden» und forderte die Bundesregierung auf, den Atomausstieg zu beschleunigen.
Das Bundesumweltministerium teilte am Freitag mit, der Stromausfall im Atomkraftwerk Forsmark, der zur vorsorglichen Abschaltung von 4 der 10 Kraftwerke in Schweden geführt hatte, sei ein «sicherheitstechnisch ernstes Ereignis». Es werde geprüft, ob die technischen Mängel bei der Notstromversorgung auch bei deutschen Meilern möglich seien.
Fünf gegenwärtig noch arbeitende schwedische Atomreaktoren erhielten am Freitag von den Behörden Grünes Licht, weiter am Netz zu bleiben. Das schwedische Atomkraft-Inspektorat erklärte, es sei «zuversichtlich», dass die Reaktoren mit «genügender Sicherheit» weiterbetrieben werden könnten. Auch in Schweden wurde eine neue Debatte über die Nuklearenergie ausgelöst. Sowohl die Grünen als auch die Linkspartei, die beide die regierenden Sozialdemokraten im Parlament unterstützen, sprachen sich am Freitag für eine Abschaltung von Reaktoren aus.
Ein Sprecher der Internationalen Atomenergieorganisation IAEO in Wien bestätigte, dass die Schweden den Zwischenfall vom 26. Juli als Störfall der Kategorie 2 an die Behörde gemeldet hätten. Danach habe für Menschen keine Gefahr bestanden. Für Störfälle gibt es eine internationale Skala von 0 bis 7. Atomexperten im Umfeld der IAEO wiesen darauf hin, dass das betroffene Kernkraftwerk über mehrere Sicherungen verfügt, um den von Kritikern befürchteten GAU (Größten anzunehmenden Unfall) zu verhindern.
Eine Sprecherin des deutschen Umweltministeriums sagte, es müsse rasch geklärt werden, ob in den deutschen Atomkraftwerken die Notstromsysteme oder Komponenten vom Hersteller AEG geliefert worden seien, «die in Schweden möglicherweise Ursache der gravierenden Auswirkungen des Kurzschlusses waren». An der Prüfung beteiligt sind die Gesellschaft für Reaktorsicherheit, das Bundesamt für Strahlenschutz und die Atomaufsichtsbehörden der Länder.
Die deutschen Kernkraftbetreiber teilten mit, erste Analysen in den 17 Kraftwerken hätten ergeben, dass der schwedische Störfall nicht übertragbar sei. Falsch sei, dass in Forsmark eine Kernschmelze gedroht habe. Die Kühlung habe zu keiner Zeit versagt. Eine Sprecherin des größten deutschen Energiekonzerns E.ON, der in Schweden am Atomkraftwerk Oskarshamn beteiligt ist, sagte, das Konzept der Stromversorgung in den sechs deutschen E.ON-Meilern unterschieden sich signifikant vom schwedischen Forsmark-Reaktor. Das schwedische Tochterunternehmen nahm zwei von drei Reaktoren im Kraftwerk Oskarshamn vom Netz.
Nach Angaben des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) soll es im Februar 2004 und im Oktober 2005 in Biblis ähnliche Ausfälle der Notstromaggregate wie jetzt in Schweden gegeben haben. Im Kraftwerk Forsmark, das vom Energiekonzern Vattenfall betrieben wird, der auch in Deutschland aktiv ist, waren nach einem Ausfall der Stromversorgung zwei der vier Dieselaggregate zur Notstromversorgung nicht wie geplant automatisch angelaufen. Der BUND forderte ebenso wie die Umweltorganisation Greenpeace von der Bundesregierung, am Atomausstieg festzuhalten. Nach Ansicht der Grünen-Politikerin Bärbel Höhn ist die Atomkraft auf Dauer nicht beherrschbar.
Schleswig-Holsteins Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD), die im Norden die Aufsicht über die von Vattenfall betriebenen Atomkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel hat, kritisierte die Informationspolitik des Konzerns. Das Ministerium habe von dem Störfall aus der Presse erfahren, sagte sie.

Nachrichtenagentur AFP: Schweden forderte nach AKW-Zwischenfall keine Hilfe bei IAEA am

Freitag 4. August 2006, 17:25 Uhr
(AFP) Die schwedische Regierung hat nach dem schweren Störfall im Kernkraftwerk Forsmark keine Hilfe bei der Internationalen Atomenergieorganisation IAEA angefordert. "Schweden hat uns am 27. Juli darüber informiert, dass es am Vortag einen Zwischenfall in Forsmark gab. Die schwedischen Behörden haben keine Hilfe von der IAEA erbeten", sagte der IAEA-Sprecher Ayhan Evrensel am Freitag in Wien. Er fügte hinzu, dass die Regierung in Stockholm den Störfall auf der international gültigen, siebenstufigen Skala für Nuklearzwischenfälle auf Rang zwei eingeordnet habe. Dies stehe für einen "Zwischenfall", bei dem eine "bedeutende Sicherheitspanne" aufgetreten sei "mit genügend verliebenem Spielraum, um auf weitere Pannen zu reagieren".

Nachrichtenagentur ddp: Sorge nach Reaktorstörfall

Freitag 4. August 2006, 17:13 Uhr
Berlin (ddp). Nach dem Störfall im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark will die Bundesregierung mögliche ähnliche Sicherheitsrisiken in deutschen Atommeilern ausschließen. Das Bundesumweltministerium verlangte am Freitag von den Bundesländern und den Betreibern der Atomkraftwerke (AKW) genaue Auskunft über ihre Notstromsysteme. Nach Darstellung des Deutschen Atomforums ist ein ähnlicher Zwischenfall in Deutschland nicht möglich.
Wie eine Sprecherin des Umweltministeriums sagte, sollen die Atomaufsichtsbehörden der Länder so schnell wie möglich berichten, ob in den AKW jene Notstrom-Anlagen von AEG geliefert wurden, die in Schweden möglicherweise Ursache des Störfalls waren. Die Betreiber sollen mögliche Erkenntnisse weiterreichen, ob ein Störfall wie in Schweden auch in deutschen Anlagen möglich wäre. Das Atomforum teilte mit, das Konzept der unterbrechungslosen Stromversorgung deutscher Atomkraftwerke unterscheide sich «signifikant» von dem in Forsmark.
Der Zwischenfall in Schweden ereignete sich nach Angaben des Betreibers Vattenfall bereits am 25. Juli. Danach kam es im Reaktor zu einem Kurzschluss, der die Notstromversorgung zum Teil außer Kraft setzte. Der Reaktor wurde daraufhin heruntergefahren. Der Energieversorger E.on kündigte an, wegen möglicher Sicherheitsrisiken zwei seiner Atomreaktoren in der schwedischen Stadt Oskarshamn vom Netz zu nehmen.
Deutsche Politiker reagierten mit Besorgnis auf den Vorfall. Grünen-Fraktionsvize Bärbel Höhn sagte: «Wir sind um einen möglichen Super-GAU vorbeigeschliddert». Sie zeigte sich verwundert über «die späte Reaktion» des Umweltministeriums, das schon vergangene Woche hätte aktiv werden müssen. Die fehlerhaften Generatoren dürften auch in deutschen Atomkraftwerken eingebaut sein, warnte sie.
Der Obmann der Union im Umweltausschuss des Bundestages, Josef Göppel (CSU), sagte: «Mit dieser Technik sitzt die Bevölkerung auf einem Pulverfass». Die «volkswirtschaftliche Finanzkraft» müsse in erneuerbare Energien gesteckt werden. Der umweltpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Marco Bülow, verwies darauf, dass Experten die Störung als den «schwersten Zwischenfall seit Tschernobyl und Harrisburg» bezeichnen. Das Atomkraftwerk sei 20 Minuten außer Kontrolle gewesen. Bayerns Umweltminister Werner Schnappauf (CSU) sprach sich neben dem forcierten Ausbau der erneuerbaren Energien auch für den Bau neuer Kernkraftwerke aus.
Die Sprecherin für Reaktorsicherheit der FDP-Fraktion, Angelika Brunkhorst, hingegen bezeichnete die Diskussion als «reine Panikmache». In Deutschland müssten im Gegensatz zu Schweden «viel mehr technische Faktoren» zu einem Störfall dazukommen, damit die Notstromversorgung überhaupt benötigt würde.
Die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW forderte, die deutschen Atomkraftwerke «vorsorglich abzuschalten». Nach ihrer Einschätzung könne bereits ein Kurzschluss in Folge eines Unwetters auch in Deutschland zum Super-GAU führen. Der Vorsitzende der Links-Fraktion im Bundestag, Oskar Lafontaine, sagte, der Fall zeige, wie «fahrlässig und gesellschaftlich unverantwortlich» die große Koalition handele, wenn sie die Atomkraft in Deutschland «wieder ins Zentrum der Energiepolitik» rücke.

Nachrichtenagentur AP: Kontrolle deutscher Atommeiler nach Störfall in Schweden

Freitag 4. August 2006, 16:38 Uhr
Frankfurt/Main (AP) Nach dem ernstzunehmenden Störfall im schwedischen Kernkraftwerke Forsmark sollen alle deutschen Atommeiler vorsorglich auf vergleichbare Schwächen hin untersucht werden. Wie das Bundesumweltministerium am Freitag in Berlin mitteilte, soll festgestellt werden, ob dort ähnliche Teile wie in schwedischen Reaktoren benutzt wurden. Neben Forsmark wurden in Schweden mittlerweile aus Sicherheitsgründen zwei weitere Reaktoren abgeschaltet.
In Deutschland forderte die Bundesregierung die Atomaufsichtsbehörden der Länder auf, so schnell wie möglich die Notstromsysteme und deren Komponenten zu testen. Das Notstromsystem in Forsmark war möglicherweise Ursache der gravierenden Auswirkungen des Kurzschlusses, der in der vergangenen Woche zu dem Störfall geführt hatte.
Das Bundesumweltministerium ermittelt nach eigenen Angaben zur Zeit den genauen Sachverhalt im Atomkraftwerk Forsmark. Außerdem hat es die Kraftwerksbetreiber um eine Einschätzung gebeten, ob ein solcher Störfall auch in Deutschland möglich ist. Der vorübergehende Ausfall der Stromversorgung in Forsmark stellt nach Auffassung des Ministeriums ein sicherheitstechnisch ernstes Ereignis dar.
Das Deutsche Atomforum, die Lobbyorganisation der deutschen Kernkraftindustrie, bestritt indessen, dass sich in der Bundesrepublik ein Störfall wie in Forsmark ereignen kann. «Nach den bisher vorliegenden Erkenntnissen kann ausgeschlossen werden, dass ein solcher Zwischenfall in deutschen Kernkraftwerken die gleichen Folgen hätte», sagte Atomforum Sprecher Christian Wößner. Es gebe keinerlei Anhaltspunkte für eine Übertragbarkeit des Vorfalls.
So unterscheidet sich laut Atomforum das Konzept der Not-Stromversorgung deutscher Kernkraftwerke deutlich von dem in Forsmark, hieß es. Die Differenzen bestünden in der Dimensionierung und der Gerätetechnik. Die Betriebsstörung ordnete das Atomforum auf der siebenstufigen internationalen Bewertungsskala als Ereignis der Stufe 2 ein. Stufe sieben entspricht dem größten anzunehmenden Unfall (GAU), wie er sich vor 20 Jahren in Tschernobyl ereignete.
Auch der schwedische Betreiber Vattenfall hält eine Panne wie in Forsmark in seinen deutschen Atommeilern für unmöglich. «Das kann in der Form bei uns nicht passieren, das können wir ausschließen», sagte Vattenfall-Sprecher Ivo Banek. Nach Baneks Aussage gibt es in den deutschen Vattenfall-Atomkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel eine zusätzliche Absicherung gegen Stromausfälle.
Der Störfall in Forsmark hat am Freitag auch die politische Diskussion um die Atomkraft neu entfacht. In Schleswig-Holstein forderte Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD) erneut einen konsequenten Ausstieg aus der Technologie. Dagegen mahnte ihr Kabinettskollege Wirtschaftsminister Dietrich Austermann (CDU) zu Besonnenheit. «Man sollte nicht der politischen Versuchung erliegen, ohne umfassende Informationen von dem Ausfall eines herkömmlichen Notstromaggregates auf das Gesamtrisiko der Kernenergie zu schließen», sagte Austermann in Kiel.
Greenpeace-Kernkraftexperte Heinz Smital sagte in Hamburg: «Atomkraftwerke sind nur sicher, wenn sie abgeschaltet sind.» Es habe nicht viel gefehlt, und es wäre in Forsmark zu einer Kernschmelze gekommen. «Da müssen doch selbst die Damen und Herren von CDU und CSU einsehen, dass der Atomausstieg keine Forderung ideologischer Atomkraftgegner ist, sondern ein Gebot der Vernunft», sagte Smital.

Nachrichtenagentur ddp: Atomforum schließt Störfall wie in Schweden aus

Freitag 4. August 2006, 16:06 Uhr
Berlin (ddp). Die deutsche Atomwirtschaft hält nach ersten Analysen in deutschen Kernkraftwerken einen Störfall wie im schwedischen Atommeiler Forsmark nicht für möglich. «Nach den bisher vorliegenden Erkenntnissen über die Abläufe in Forsmark kann ausgeschlossen werden, dass ein solcher Zwischenfall in deutschen Kernkraftwerken die gleichen Folgen hätte», teilte das Deutsche Atomforum am Freitag mit. Das Konzept der unterbrechungslosen Stromversorgung deutscher Atomkraftwerke unterscheide sich «signifikant» von dem in Forsmark.

Nachrichtenagentur AP: Schwedischer Atom-Störfall spaltet Kieler Landesregierung

Freitag 4. August 2006, 15:40 Uhr
Kiel (AP) Der Störfall in einem schwedischen Kernkraftwerk spaltet die schleswig-holsteinische Landesregierung. Während die für Reaktorsicherheit zuständige Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD) die Panne zum Anlass nahm, den konsequenten Ausstieg aus der Atomenergie zu fordern, mahnte Wirtschafts- und Verkehrsminister am Freitag Dietrich Austermann (CDU) zu Besonnenheit.
«Man sollte nicht der politischen Versuchung erliegen, ohne umfassende Informationen von dem Ausfall eines herkömmlichen Notstromaggregates auf das Gesamtrisiko der Kernenergie zu schließen», sagte Austermann in Kiel. Dies erschwere eine ernsthafte Debatte über die Sicherheit in der Stromversorgung weltweit. «Die Kernenergie trägt schließlich immerhin 30 Prozent der Stromversorgung in Deutschland und 50 Prozent der Stromversorgung in Schleswig-Holstein», sagte Austermann. In Schleswig-Holstein stehen drei Atomkraftwerke entlang der Elbe.
Seine Ministerkollegin Trauernicht hatte zuvor erklärt, mit dem Betrieb von Kernkraftwerken seien Risiken verbunden, die auf Dauer nicht akzeptiert werden könnten. Deshalb müsse es bei der konsequenten Umsetzung des im Atomkonsens festgelegten Ausstiegsfahrplans bleiben. «Ich lehne deshalb politisch auch nachdrücklich eine Laufzeitverlängerung des Kernkraftwerks Brunsbüttel ab», betonte die SPD-Politikerin.
Sie beklagte zudem die zögerliche Information über den Störfall und forderte das Bundesumweltministerium auf, die Länder künftig über internationale Ereignisse dieser Kategorie unverzüglich binnen weniger Stunden zu informieren.

Nachrichtenagentur Reuters: Deutsche AKW-Betreiber schließen Fall wie Forsmark aus

Düsseldorf/Berlin (Reuters) - Die Atomkraftwerksbetreiber in Deutschland schließen in ihren Anlagen einen Störfall wie im schwedischen Forsmark aus.
Dennoch forderten Atomkraftkritiker auch in der Koalition als Konsequenz ein Ende der Diskussion um längere Kraftwerkslaufzeiten. "Die ersten Analysen unserer sechs Atomreaktoren haben ergeben, dass ein Vorfall wie im schwedischen Forsmark ausgeschlossen werden kann", sagte eine Sprecherin des größten deutschen AKW-Betreibers E.ON Kernkraft am Freitag. RWE, Vattenfall Europe und EnBW erklärten ebenfalls, die Technik ihrer Anlagen unterscheide sich von dem Typ in Schweden.
In dem Reaktor Forsmark 1 waren am 25. Juli Probleme bei der Stromversorgung aufgetreten. In schwedischen Medienberichten hatte es geheißen, der Reaktor habe kurz vor der Kernschmelze gestanden. Die Internationale Energiebehörde IAEA teile am Freitag mit, die schwedischen Behörden hätten den Vorfall auf einer Skala von null bis sieben - sieben entspräche der höchsten Gefahrenstufe - als zwei eingestuft. Infolge des Störfalls wurden vier der insgesamt zehn Reaktoren im Land vom Netz genommen. Die übrigen Anlagen durften nach einer Überprüfung in Betrieb bleiben.
Nach dem Vorfall in Forsmark forderten Atomkritiker in Deutschland ein Ende der Debatte um eine Abkehr vom vereinbarten Atomausstieg. Nach Informationen aus Branchenkreisen trafen sich allerdings am Mittwoch erneut Vertreter der großen Versorger, um Wege zur Verlängerung der Kraftwerkslaufzeiten zu suchen.
Die Sprecherin von E.ON-Kernkraft sagte, die Analysen des Vorfalls in Schweden würden weiter ausgewertet und die hiesigen Anlagen überprüft. Die deutschen Atomkraftwerke des Konzerns liefen weiter, und es sei nicht geplant, sie herunterzufahren. E.ON betreibt unter anderem die Atomkraftwerke Isar 1 und 2, Brunsbüttel und Grohnde.
An dem betroffenen Reaktor Forsmark 1 hält die E.ON-Tochter Sydkraft 9,3 Prozent, während die Mehrheit die schwedische Vattenfall-Europe-Mutter Vattenfall besitzt. Am Donnerstag waren in Schweden für Sicherheitstests zwei Atomkraftwerke abgeschaltet worden, an denen Sydkraft die Mehrheit hält. E.ON Schweden teilte mit, der Reaktor Oskarshamn 1 habe dieselbe Technologie wie der in Forsmark und Komponenten, die dort nicht funktioniert hätten. Oskarshamn 2 sei anderer Bauart und vorsichtshalber abgeschaltet worden.
ATOMKRITIKER IN DEUTSCHLAND FORDERN ENDE VON LAUFZEITDEBATTE
Auch RWE teilte mit, seine fünf Atomreaktoren in Deutschland liefen normal weiter. "Selbst wenn es - wie aus Forsmark berichtet - zu einem Kurzschluss in der Stromversorgung kommen würde, würden andere Prozesse greifen", sagte ein Sprecher. Auch Vattenfall Europe betonte: "Wir können ähnliche Folgen des Vorfalls in Forsmark für Brunsbüttel und Krümmel ausschließen. Ähnlich äußerte sich EnBW.
In Deutschland riefen die Ereignisse Atomkritiker innerhalb und außerhalb der Koalition auf den Plan. "Es darf nicht darüber diskutiert werden, AKW-Laufzeiten zu verlängern", forderte der umweltpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Marco Bülow. Hans-Josef Fell, energiepolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, forderte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in einem Reuters-Gespräch auf, ein Machtwort zu sprechen und zu erzwingen, dass die Diskussion in ihren Reihen über längere Betriebslaufzeiten von Kernkraftwerken in Deutschland beendet wird.
Noch am Mittwoch hatten die vier Versorger nach Angaben aus der Branche bei einem Treffen nach einer Lösung gesucht, um ältere Kraftwerke wie Neckarwestheim länger am Netz zu lassen. Dabei wird auch ein Tausch von Laufzeiten unter den Versorgern erwogen. "Das Treffen hat aber noch zu keiner Einigung innerhalb der Branche geführt", hieß es. Mindestens zwei Kraftwerke müssten nach dem Beschluss zum Atomausstieg noch in dieser Wahlperiode abgeschaltet werden.
UMWELTMINISTERIUM PRÜFT TECHNIK DEUTSCHER ATOMKRAFTWERKE
Das Bundesumweltministerium hatte am Donnerstag nach Bekanntwerden des Vorfalls in Schweden eine Prüfung angekündigt, ob ähnliche Probleme auch in deutschen Atomkraftwerken auftreten können. "Wir prüfen, ob es in der Vergangenheit ähnliche Probleme mit Generatoren gegeben hat", erklärte das Ministerium.
In Forsmark waren zwei von vier Generatoren, die die Anlage im Notfall mit Strom versorgen sollten, nicht angesprungen und das Atomkraftwerk abgeschaltet worden. In einem ersten Bericht befand die schwedische Atomaufsicht SKI, dass die Betreiber in der Situation richtig gehandelt hätten. "Meiner Ansicht nach wurde die Angelegenheit von den Medien übertrieben", sagte Jan Blomstrand, Mitglied des SKI-Gremiums für Reaktorsicherheit. Die übrigen Generatoren hätten notfalls ausreichend Strom für den Reaktor erzeugt. Ein ausführlicher Bericht wird in den kommenden Tagen erwartet. (Fr Aug 4, 2006 7:48 MESZ)

Nachrichtenagentur Reuters: Schweden schließt nach Störfall keine weiteren Atomkraftwerke

Stockholm (Reuters) - Schweden wird nach dem schweren Störfall in einem Atomkraftwerk keine weiteren Reaktoren schließen.
Es gebe dafür kein Notwendigkeit, teilte die Aufsichtsbehörde SKI am Freitag nach einer Sitzung mit. Der Reaktor Forsmark 1 war am 25. Juli nach Problemen mit der Stromversorgung abgeschaltet worden. Medienberichten zufolge stand er kurz vor der Kernschmelze. Gegenwärtig sind vier der insgesamt zehn schwedischen Kraftwerke wegen des Vorfalls vom Netz genommen worden. Ein fünfter Reaktor war am Donnerstag für Wartungsarbeiten heruntergefahren worden. Etwa die Hälfte des schwedischen Stroms wird über die Kernkraft abgedeckt.
Forsmark 2 war zum Zeitpunkt des Störfalls in dem Schwesterreaktor schon vom Netz. Am Donnerstag wurden dann zwei der drei Kraftwerke in Oskarshamn für weitere Sicherheitstests abgeschaltet. Oskarshamn gehört zu 54,5 Prozent dem E.ON-Konzern, der auch 9,3 Prozent an Oskarshamn hält. Der Störfall hat auch in Deutschland eine Diskussion über die Reaktorsicherheit ausgelöst. (Fr Aug 4, 2006 3:37 MESZ)

03. August 2006
IPPNW:
Beinahe-Atom-Unfall in Schweden - Stilllegung von Atomkraftwerken gefordert
IPPNW Presseinformation vom 3.8.2006
Berlin 03. August 2006 Im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark-1 ist es am 26. Juli beinahe zu einem Unfall gekommen. Nach den bislang vorliegenden Informationen führte ein Lichtbogen und ein Kurzschluss außerhalb des Atomkraftwerks dazu, dass es zu einer Trennung des Kraftwerks vom Stromnetz kam. Danach versagte zusätzlich die Stromversorgung des Atomkraftwerks durch den kraftwerkseigenen Generator. Damit war der gefürchtete "Notstromfall" gegeben, so dass die Stromversorgung der wichtigsten Sicherheitssysteme durch die Notstromdiesel-Aggregate gewährleistet werden musste.
Zwei der vier Dieselaggregate sprangen allerdings nicht automatisch an, da es in der Kraftwerkssteuerung zu Überspannungen gekommen war. Es kam in Forsmark offenbar auch zum teilweisen Versagen der für die Kraftwerkssteuerung immens wichtigen unterbrechungslosen Gleichstromversorgung. Wegen der fehlenden Stromversorgung verlor die Betriebsmannschaft in der Kraftwerkswarte schließlich völlig den Überblick, weil zahlreiche Informationen über den Zustand der Anlage im Kontrollraum nicht mehr eingingen. Es kam offenbar allein aufgrund deswegen nicht zum Unfall, weil die Reaktorschnellabschaltung und Teile des Notkühlsystems funktionierten. "Wären noch mehr Fehler in der automatischen Steuerung des schwedischen Atomkraftwerks aufgetreten, dann hätte die Welt in der vergangenen Woche möglicherweise ihren zweiten Super-GAU erlebt", sagt Henrik Paulitz, Atomexperte der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW.
Lars-Olov Höglund, der als langjähriger Chef der Konstruktionsabteilung des schwedischen Vattenfall-Konzerns für deren Atomkraftwerk in Forsmark zuständig war und den Reaktor gut kennt sagte gegen-über der "tageszeitung": "Es war ein reiner Zufall, dass es zu keiner Kernschmelze kam." Wäre der Reaktor nur sieben Minuten länger nicht unter Kontrolle gewesen, wäre die Katastrophe laut Höglund nicht mehr aufzuhalten gewesen. In Schweden wurden jetzt offenbar vorsorglich weitere Atomkraftwerke abgeschaltet, bis Klarheit über die genauen Abläufe und Ursachen herrscht. Die IPPNW fordert die deutsche Bundesregierung nachdrücklich auf, auch die deutschen Atomkraftwerke vorsorglich abzuschalten.
Die Organisation verweist darauf, dass es auch im deutschen Atomkraftwerk Biblis B am 8. Februar 2004 zum gefürchteten Notstromfall kam, "nur weil das Wetter schlecht war und es zu einem Kurzschluss in einer Stromleitung kam". Paulitz sieht zahlreiche Parallelen: "Auch in Biblis kam es zur Trennung vom Stromnetz, auch in Biblis versagte die Stromversorgung über den kraftwerkseigenen Generator, auch in Biblis versagten verschiedene Komponenten der Kraftwerkssteuerung, auch in Biblis waren Handmaßnahmen erforderlich, um die Situation zu retten."
Nach Einschätzung der IPPNW gibt es in allen Atomkraftwerken ein ganz grundlegendes Problem: "Die Steuerung von Atomkraftwerken kann jederzeit durch Kurzschlüsse beziehungsweise Überspannungen aus dem Ruder laufen und zum Super-GAU führen". Die Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) hatte schon 1992 in einer Arbeit für das Bundesumweltministerium eindringlich vor diesen Überspannungen gewarnt. "Aber in Deutschland ignoriert man sicherheitstechnische Schwachstellen, die man nicht lösen kann schlichtweg nach dem Motto: Augen zu und durch. Bis es mal zu spät ist," so Paulitz.
(Internationale Ärzte für die Verhütung eines Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.)

taz: Nur wenige Minuten vor dem GAU

Vor einer Woche kam es zu einer Beinahe-Katastrophe im schwedischem Atomreaktor Forsmark I. Nach einem Kurzschluss fielen dort mehrere Sicherheitssysteme aus. Ein Reaktorkonstrukteur hält es für Zufall, dass keine Kernschmelze erfolgte
Europa ist womöglich haarscharf an einem neuen Tschernobyl vorbeigeschlittert. Der Reaktor 1 des schwedischen AKW Forsmark nördlich von Stockholm war wegen eines Kurzschlusses mit anschließendem Stromausfall beinahe unkontrollierbar geworden. Gleich verschiedene Sicherheitssysteme funktionierten nicht wie vorgesehen.
"Es war ein reiner Zufall, dass es zu keiner Kernschmelze kam." Das behauptet jetzt ein Mann, der es wissen sollte. Lars-Olov Höglund, der als langjähriger Chef der Konstruktionsabteilung des schwedischen Vattenfall-Konzerns für deren Atomkraftwerk in Forsmark zuständig war und den in Frage stehenden Reaktor in- und auswendig kennt. "Das ist die gefährlichste Geschichte seit Harrisburg und Tschernobyl", erklärte er am Mittwoch im Stockholmer Svenska Dagbladet.
Begonnen hatte die Beinahe-Katastrophe am 25. Juli kurz vor 14 Uhr mit einem durch Wartungsarbeiten an einem Stellwerk verursachten Kurzschluss, der das Atomkraftwerk auf einen Schlag vom übrigen Stromnetz trennte. Automatisch erfolgte daraufhin eine Schnellabschaltung des Reaktors 1. In einer solchen Situation sollen normalerweise vier Notgeneratoren automatisch anspringen und vor allem die Kühlpumpen mit Strom versorgen.Tatsächlich setze sich aber der Kurzschluss über die gesamte Versorgungskette fort, sodass sich auch die Batterien der Hilfsgeneratoren kurzschlossen.
Nur weil zwei der vier baugleichen Generatoren nach einiger Zeit gestartet und damit ein Teil der Notkühlung in Betrieb genommen werden konnte, gelang es, den Reaktor nach 23 Minuten wieder unter Kontrolle zu bekommen. Sieben Minuten später wäre die Zerstörung des Reaktors nicht mehr aufzuhalten gewesen, sagt Höglund. Mit der Folge einer nicht mehr aufzuhaltenden Kernschmelze eineinhalb Stunden später.
Das zusätzliche Problem in Forsmark: Der Stromausfall hatte zu einem Computerblackout geführt, sodass die Bedienungsmannschaft teilweise "blind" agieren musste: Viele Messgeräte funktionierten, und so bekam das Team über den Zustand des Reaktors und die Auswirkungen seiner Eingriffe selbst keine sicheren Informationen.
Die Tatsache, dass die Sicherheitssysteme nicht funktionierten, nimmt auch die staatliche Atomkraftbehörde "Statens Kärnkraftinspektion" (SKI) sehr ernst und hat eine umfassende Untersuchung angeordnet. Ingvar Berglund, Forsmark-Sicherheitschef, findet den Konstruktionsfehler von Komponenten, über die sich ungehindert eine Kurzschlusskette fortsetzt, "nicht akzeptabel": "Ich hatte davon vorher erst einmal gehört, das war bei einem russischen Reaktor."
Laut Berglund stellte sich nach dem Vorfall heraus, dass der Herstellerfirma AEG, die die fraglichen Generatoren Anfang der Neunzigerjahre geliefert hatte, diese Konstruktionsschwäche durchaus bekannt war. AEG habe es aber nicht für notwendig gehalten, dieses Wissen weiterzugeben. Im Widerspruch dazu meldete am Mittwoch die Tageszeitung Upsala Nya Tidning, AEG habe das Forsmark-AKW informiert, nachdem es einen Zwischenfall in einem deutschen AKW gegeben hatte.
Verschiedene schwedische und finnische Reaktoren arbeiten mit den gleichen Generatoren. Berglund will nicht ausschließen, dass dies ein "weltweites" Problem sein könne. Darüber habe man mittlerweile auch die Internationale Atomenergieagentur IAEA informiert.
Sowohl der AKW-Betreiber als auch die staatliche SKI weisen die Einschätzung des Forsmark-Konstrukteurs, der Reaktor habe vor einer Kernschmelze gestanden, als "übertrieben" zurück. Bei SKI hat man den Stromausfall und seine Folgen als "ernsten Vorfall" auf Stufe 2 der siebenstufigen Ines-Skala eingestuft. Begründung hierfür: Es sei keine Radioaktivität freigesetzt worden.
Ole Reistad, Abteilungsleiter der Strahlenschutzbehörde im Nachbarand Norwegen, nimmt den Vorfall allerdings deutlich ernster als seine schwedischen Amtskollegen. Im Forsmark habe man "nahe vor einer Katastrophe" und vor dem Wegfall der letzten Sicherheitsbarriere gestanden, sagte Reistad der taz. "So etwas hätte nie passieren dürfen."

Spiegel-Online: SCHWEDEN - Vier Atomkraftwerke nach schwerem Störfall abgeschaltet

Nach einem schweren Zwischenfall in einem schwedischen Atomkraftwerk sind vier Meiler vom Netz genommen worden - die Betreiber können ähnliche Störfälle nicht ausschließen. Experten sprechen vom schwersten Zwischenfall seit Tschernobyl und Harrisburg.
Stockholm - Nach einem schweren Störfall im Atomkraftwerk Forsmark sind insgesamt vier schwedische Reaktoren vom Netz genommen worden. Zwei der drei Blöcke des AKW Oskarshamm wurden heruntergefahren, weil die Sicherheit nicht gewährleistet sei, teilte der Betreiber mit. Auch in Forsmark wurden zwei Reaktoren heruntergefahren.
Am 25. Juli hatte es im Block Forsmark-1 einen Kurzschluss gegeben, der zur Trennung des Reaktors vom Stromnetz führte. Dann versagte die Notstromversorgung. Nur weil zwei der vier baugleichen Dieselaggregate doch noch ansprangen, konnte in Forsmark ein Teil der Notkühlung wieder in Betrieb genommen werden. Näher käme man an eine Kernschmelze nicht heran, sagte der Kernkraftexperte Lars-Olov Höglund der schwedischen Zeitung "Svenska Dagbladet".
Höglund, als Chef der Konstruktionsabteilung des schwedischen Vattenfall-Konzerns auch für den Forsmark-Reaktor zuständig, nannte die Störung den schwersten Zwischenfall seit Tschernobyl und Harrisburg. Er warf den Betreibern in Forsmark vor, den Zwischenfall zu bagatellisieren. Die staatliche Atombehörde SKI hatte Höglunds Einschätzung als "übertrieben" zurückgewiesen.
Ein Sprecher der Betreiberfirma des AKW Oskarshamm sagte, ein ähnlicher Vorfall wie in Forsmark könne nicht ausgeschlossen werden. Deshalb sollen nun Anweisungen der Behörden zur Verbesserung der Sicherheit abgewartet werden.
Die schwedische Umweltministerin Lena Sommestad will voraussichtlich alle schwedischen Reaktoren auf ihre Sicherheit hin prüfen lassen, sobald die Untersuchungen des Zwischenfalls abgeschlossen sind.
Nach Bekanntwerden der Reaktorschließung stiegen die Strompreise in Schweden auf ein Rekordhoch. Das Land steht am Anfang des Ausstiegs aus der Atomenergie und hat seit 1999 bereits zwei der ehemals zwölf Reaktoren stillgelegt. Eine kürzlich veröffentlichte Umfrage zeigt jedoch, dass eine wachsende Zahl von Bürgern an der Nukleartechnologie festhalten will. Nahezu die Hälfte des schwedischen Strombedarfs wird derzeit durch die Atomkraftwerke gedeckt. sön/AFP/dpa

Spiegel-Online: STÖRFALL IN SCHWEDEN - Deutsche Atommeiler werden auf Konstruktionsfehler überprüft

Technische Panne oder ein Fehler im System? Der schwere Zwischenfall in einem schwedischen Atomreaktor wird vom deutschen Umweltministerium als "sicherheitstechnisch ernstes Ereignis" eingestuft - in der Bundesrepublik werden nun alle Meiler überprüft.
Berlin - Ein Sprecher des Bundesumweltministeriums in Berlin nannte den Vorfall in Schweden ein "sicherheitstechnisch ernstes Ereignis". Nun müsse so schnell wie möglich geklärt werden, "ob die zugrunde liegenden sicherheitstechnischen Mängel auch in deutschen Atomkraftwerken vorliegen können".
In Schweden sind nach einem Versagen der Notstromaggregate im Kernkraftwerk Forsmark-1 inzwischen mehrere Blöcke vom Netz genommen worden. Am 25. Juli hatte es in dem Meiler einen Kurzschluss gegeben, der zur Trennung des Reaktors vom Stromnetz führte. Dann versagte die Notstromversorgung. Nur weil zwei der vier baugleichen Dieselaggregate doch noch ansprangen, konnte in Forsmark ein Teil der Notkühlung wieder in Betrieb genommen werden. Näher käme man an eine Kernschmelze nicht heran, sagte der Kernkraftexperte Lars-Olov Höglund der schwedischen Zeitung "Svenska Dagbladet".
Schwedens Nuklearbehörde SKI kam heute zu einer Krisensitzung zusammen: SKI-Sprecher Anders Bredfell erklärte, die beiden Atommeiler in Oskarshamn blieben so lange außer Betrieb, bis geklärt sei, ob die Ersatzgeneratoren dort auf die gleiche Weise versagen könnten wie in Forsmark. Die schwedische Sektion von Greenpeace rief die Regierung auf, eine vorläufige Stilllegung aller Atomkraftwerke in Betracht zu ziehen. Es müsse festgestellt werden, ob es sich hier um einen serienmäßigen Konstruktionsfehler handele. Der Zwischenfall in Forsmark habe gezeigt, wie leicht der Reaktorkern hätte schmelzen können.
Eine solche Überprüfung forderte auch Greenpeace Deutschland. In der Bundesrepublik könnten tatsächlich gleiche oder ähnliche Aggregate wie in Schweden im Einsatz sein, vermutet Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital. Im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE sagte er, gegenwärtig gebe es keine exakten Informationen über das in Schweden eingesetzte Aggregat. Er halte es aber für wahrscheinlich, dass solche Maschinen auch in Deutschland eingesetzt würden.
Am 3. März 2004 habe es am deutschen Reaktor Isar II einen Zwischenfall ähnlich dem schwedischen gegeben, wenn auch mit erheblich glimpflicherem Ausgang. "Ich hoffe, dass diese Aggregate anschließend nachgerüstet worden sind. Das muss die Aufsichtsbehörde aber umgehend prüfen." Greenpeace fordert zusätzlich die Überprüfung sämtlicher deutscher Notstromaggregate an Reaktoren. Allein, so Smital, "weil genaue Informationen über die in Schweden eingesetzten Komponenten geheim gehalten werden".
Die umweltpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Eva Bulling-Schröter, erklärte, nach Zeitungsberichten habe die Herstellerfirma der in Schweden eingesetzten Aggregate seit den neunziger Jahren von der "Konstruktionsschwäche" gewusst und dieses Wissen nicht beziehungsweise erst nach dem Zwischenfall am deutschen Reaktor Isar II weitergegeben. "Dies lässt sehr an der Glaubwürdigkeit der Herstellerfirmen zweifeln", sagte Bullting-Schröder. Die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW forderte die vorsorgliche Abschaltung der deutschen Atomkraftwerke.
Experte: Schwerster Vorfall seit Tschernobyl
Der schwedische Kernkraftexperte Höglund, als Chef der Konstruktionsabteilung des schwedischen Vattenfall-Konzerns auch für den Forsmark-Reaktor zuständig, hatte die Störung in Forsmark als "den schwersten Zwischenfall seit Tschernobyl und Harrisburg" bezeichnet. Er warf den Betreibern vor, den Zwischenfall zu bagatellisieren. Die staatliche Atombehörde SKI hatte Höglunds Einschätzung als "übertrieben" zurückgewiesen.
Ein Sprecher der Betreiberfirma des AKW Oskarshamm sagte, ein ähnlicher Vorfall wie in Forsmark könne nicht ausgeschlossen werden. Zwei Reaktoren wurden dort heruntergefahren, nun sollen Anweisungen der Behörden zur Verbesserung der Sicherheit abgewartet werden. Das Kraftwerk gehört zum deutschen Energiekonzern Eon.
Die schwedische Umweltministerin Lena Sommestad will voraussichtlich alle Reaktoren im Land auf ihre Sicherheit hin prüfen lassen, sobald die Untersuchungen des Zwischenfalls abgeschlossen sind.
Nach Bekanntwerden der Reaktorschließung stiegen die Strompreise in Schweden auf ein Rekordhoch. Das Land steht am Anfang des Ausstiegs aus der Atomenergie und hat seit 1999 bereits zwei der ehemals zwölf Reaktoren stillgelegt. Eine kürzlich veröffentlichte Umfrage zeigt jedoch, dass eine wachsende Zahl von Bürgern an der Nukleartechnologie festhalten will. Nahezu die Hälfte des schwedischen Strombedarfs wird derzeit durch die Atomkraftwerke gedeckt. sön/AFP/AP/dpa

ngo-online.de: Beinahe-Unfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark-1 - Vier Atomkraftwerke in Schweden abgeschaltet

Im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark-1 ist es am 25. Juli offenbar beinahe zu einem Unfall gekommen. Wie die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW mitteite, führte nach den bislang vorliegenden Informationen ein Lichtbogen und ein Kurzschluss außerhalb des Vattenfall-Atomkraftwerks dazu, dass es zu einer Trennung des Kraftwerks vom Stromnetz kam. Danach sei es auch zum Versagen der Stromversorgung des Atomkraftwerks durch den kraftwerks-eigenen Generator gekommen. Damit sei "der gefürchtete Notstromfall" eingetreten, so dass die Stromversorgung der wichtigsten Sicherheitssysteme durch die Notstromdiesel-Aggregate hätten gewährleistet werden müssen. Zwei Dieselaggregate seien allerdings nicht automatisch angesprungen, da es in der Kraftwerkssteuerung zu so genannten Überspannungen gekommen sei. Lars-Olov Höglund, der als langjähriger Chef der Konstruktionsabteilung des schwedischen Vattenfall-Konzerns für deren Atomkraftwerk in Forsmark zuständig war und den Reaktor gut kennt, kommentierte: "Es war ein reiner Zufall, dass es zu keiner Kernschmelze kam." Wäre der Reaktor nur sieben Minuten länger nicht unter Kontrolle gewesen, wäre die Katastrophe laut Höglund nicht mehr aufzuhalten gewesen. "Das ist die gefährlichste Geschichte seit Harrisburg und Tschernobyl", erklärte er am Mittwoch im Stockholmer Svenska Dagbladet. Die IPPNW verweist auf einen Notstromfall im deutschen Atomkraftwerk Biblis B, der "Parallelen" zu den Geschehnissen in Schweden aufweise.
Die Betreibergesellschaft des Atomkraftwerks und die schwedische Atomaufsicht bezeichneten die Einschätzung des Forsmark-Konstrukteurs, der Reaktor habe vor einer Kernschmelze gestanden, als "übertrieben".
Nach Darstellung der IPPNW kam es in Forsmark offenbar auch zum teilweisen Versagen "der für die Kraftwerkssteuerung immens wichtigen unterbrechungslosen Gleichstromversorgung". Wegen der fehlenden Stromversorgung habe die Betriebsmannschaft in der Kraftwerkswarte schließlich völlig den Überblick verloren, weil zahlreiche Informationen über den Zustand der Anlage im Kontrollraum nicht mehr eingingen.
"Das Atomkraftwerk ist durch den Störfall fast zwanzig Minuten lang ohne echte Kontrolle gewesen, bis die Belegschaft den Betrieb des Kraftwerks manuell wieder in den Griff bekam", bestätigte auch Heinz Smital von Greenpeace. Die Bedienungsmannschaft habe also fast zwanzig Minuten lang "blind" agieren müssen, weil die elektronische Überwachung der Anlage ausgefallen sei.
Es kam offenbar allein aufgrund deswegen nicht zum Unfall, weil die Reaktorschnellabschaltung und Teile des Notkühlsystems funktionierten. Die Einschätzung der IPPNW: "Wären noch mehr Fehler in der automatischen Steuerung des schwedischen Atomkraftwerks aufgetreten, dann hätte die Welt in der vergangenen Woche möglicherweise ihren zweiten Super-GAU erlebt."
Ingvar Berglund, Forsmark-Sicherheitschef, findet den Konstruktionsfehler von Komponenten, über die sich ungehindert eine Kurzschlusskette fortsetzt, "nicht akzeptabel", schreibt die Berliner "tageszeitung". Laut Berglund habe sich nach dem Vorfall herausgestellt, dass der Herstellerfirma AEG, die die fraglichen Generatoren Anfang der Neunzigerjahre geliefert habe, diese Konstruktionsschwäche durchaus bekannt sei. AEG habe es aber nicht für notwendig gehalten, dieses Wissen weiterzugeben. Im Widerspruch dazu meldete am Mittwoch die Tageszeitung Upsala Nya Tidning, AEG habe Forsmark informiert, nachdem es einen Zwischenfall in einem deutschen Atomkraftwerk gegeben habe. Berglund will nicht ausschließen, dass dies ein "weltweites" Problem sein könne.
In Schweden wurden jetzt offenbar vorsorglich weitere vier Atomkraftwerke abgeschaltet, bis Klarheit über die genauen Abläufe und Ursachen herrscht. Die IPPNW fordert die deutsche Bundesregierung nachdrücklich auf, auch die deutschen Atomkraftwerke vorsorglich abzuschalten.
Nach Darstellung der Organisation kam es auch im RWE-Atomkraftwerk Biblis B am 8. Februar 2004 "zum gefürchteten Notstromfall, nur weil das Wetter schlecht war und es zu einem Kurzschluss in einer Stromleitung kam". Die IPPNW sieht zahlreiche Parallelen: "Auch in Biblis kam es zur Trennung vom Stromnetz, auch in Biblis versagte die Stromversorgung über den kraftwerkseigenen Generator, auch in Biblis versagten verschiedene Komponenten der Kraftwerkssteuerung, auch in Biblis waren Handmaßnahmen erforderlich, um die Situation zu retten."
Zudem erwiesen sich die Notstromdieselaggregate auch in Biblis B sowie in anderen deutschen Atomkraftwerken als "wenig zuverlässig". So sei es in Biblis B zuletzt am 25. Oktober 2005 zu einer Kühlwasserleckage am Motorölwärmetauscher eines Notstromdieselmotors gekommen. Im Jahr 2004 sei es drei Mal und im Jahr 2003 zwei Mal zum Versagen eines Notstromdiesels gekommen.
Greenpeace verweist auf einen Fall im deutschen E.On-Atomkraftwerk Isar-2 vom 3. März 2004. Dort sei es zu einer kurzfristigen Unterbrechung der Notstromversorgung gekommen.
Nach Einschätzung der IPPNW gibt es in allen Atomkraftwerken ein ganz grundlegendes Problem: "Die Steuerung von Atomkraftwerken kann jederzeit durch Kurzschlüsse beziehungsweise Überspannungen aus dem Ruder laufen und zum Super-GAU führen". Die Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) habe schon 1992 in einer Arbeit für das Bundesumweltministerium eindringlich vor diesen Überspannungen gewarnt. Die Folgen aus diesen Warnungen beschreiben die Atomkritiker so: "Aber in Deutschland ignoriert man sicherheitstechnische Schwachstellen, die man nicht lösen kann schlichtweg nach dem Motto: Augen zu und durch. Bis es mal zu spät ist."
Das deutsche Bundesumweltministerium ist als Bundesatomaufsicht zuständig für die Prüfung der Übertragbarkeit von sicherheitstechnischen Schwachstellen auf deutsche Atomkraftwerke. Die Informationspolitik des Ministeriums lässt allerdings zu wünschen übrig. In einer knappen Pressemitteilung heißt es, das Bundesumweltministerium prüfe Konsequenzen aus dem Störfall in Forsmark.
Das Bundesumweltministerium ermittele zur Zeit den genauen Sachverhalt und werde so schnell wie möglich klären, "ob die zugrunde liegenden sicherheitstechnischen Mängel auch in deutschen Atomkraftwerken vorliegen können". Zu den Vorkommnissen in Biblis B und Isar-2 äußerte sich das Ministerium nicht.
Auch hinsichtlich der Geschehnisse in Forsmark informiert die deutsche Bundesregierung die Öffentlichkeit nur sehr rudimentär: "Bei dem Ausfall der elektrischen Versorgungen im Atomkraftwerk Forsmark handelt es sich um ein sicherheitstechnisch ernstes Ereignis." Auch die deutsche Atomindustrie, die sich in den vergangenen Monaten immer wieder zu einer möglichen Renaissance der Atomenergie zu Wort gemeldet hatte, hält sich zu dem Thema sichtlich zurück.

Netzeitung.de: Schwerer Störfall in schwedischem AKW Forsmark

In Schweden sind nach einem Kurzschluss in einem Atomkraftwerk vier Reaktoren in mehreren Akw vom Netz genommen worden. Auch der deutsche Konzern Eon ist davon betroffen. Nuklearkritiker sprechen von einer Beinahe-Katastrophe.
In dem schwedischen Kernkraftwerk Forsmark-1 hat sich ein schwerer Störfall ereignet. Forsmark ist eines von vier AKW in Schweden. Wie die zuständigen Behörden mitteilten, wurden daraufhin vier der insgesamt zehn Reaktoren des Landes abgeschaltet. Das Sicherheitssystem würde nun überprüft, hieß es am Donnerstag.
Der Zwischenfall in dem von einer Tochter des Vattenfall-Konzerns betriebenen Kraftwerk nördlich von Stockholm hatte sich bereits am 26. Juli ereignet. Forsmark und das AKW Ringhals wurden daraufhin vom Netz genommen. Der Sprecher der staatlichen Kernkraft-Inspektion, Anders Jorl, sprach im schwedischen Rundfunk von einem «unglücklichen» Vorfall. Nach Angaben von Atomkritikern ist eine Katastrophe nur knapp verhindert worden.
Notstromaggregate nicht angesprungen
Die Organisation Internationale Ärzte gegen den Atomkrieg teilte mit, es habe einen Kurzschluss außerhalb des Kraftwerks gegeben. Dieser habe zur Trennung des AKWs vom Stromnetz geführt. Die daraufhin aktivierte Notstromversorgung habe nicht planmäßig funktioniert: Zwei der vier Dieselaggregate seien aber nicht automatisch angesprungen.
Nach Einschätzung der Experten kam es nur deshalb nicht zu einer Katastrophe, weil die Reaktorschnellabschaltung und Teile des Kühlnotsystems nach Plan liefen.
Eon schaltet Reaktoren ab
Als Reaktion auf den Vorfall nahm der deutsche Stromkonzern Eon am Mittwochabend zwei der drei Reaktoren in dem Kraftwerk Oskarshamn vom Netz. Deren Sicherheit könne nicht garantiert werden, teilte die Konzerntochter OKG mit. Grund sei, dass die Reserve-Generatoren dasselbe System hätten wie der Reaktor in Forsmark. Der dritte OKG-Reaktor in Oskarshamn sei dagegen sicher.
Die OKG will die zwei nun abgeschalteten Reaktoren laut einem Bericht der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» wieder in Betrieb nehmen, sobald es als sicher gelten kann, dass die Reserve-Generatoren ihre Funktion erfüllen.
Strommangel in Schweden nicht erwartet
In einer Volksabstimmung von 1980 waren in Schweden die Weichen gegen die Nutzung der Atomkraft gestellt worden. Zwei der ursprünglich 12 schwedischen Reaktoren, die beiden Blöcke in Barseback unweit Malmö und Kopenhagen, sind inzwischen stillgelegt worden.
Etwa die Hälfte der Elektrizität des Landes wird aus Kernenergie gewonnen. Trotz der abgeschalteten Reaktoren wird jahreszeitbedingt nicht mit Strommangel gerechnet. (nz)

Netzeitung.de: Greenpeace fordert Prüfung deutscher AKW

Beunruhigt hat Greenpeace auf den Störfall in Schweden reagiert. Fast 20 Minuten lang sei das Kernkraftwerk im Geisterbetrieb gefahren, sagen die Umweltschützer.
Greenpeace stuft den Störfall in dem schwedischen Atomkraftwerk Forsmark als «schwerwiegend» ein. Die Umweltorganisation forderte daraufhin, dass auch in deutschen Kernkraftwerken die Notstromversorgung überprüft werden müsse.
In Forsmark war es in der vergangenen Woche nach einem externen Kurzschluss zu einer Panne bei der Notstromversorgung des Kraftwerks gekommen.
«Das Atomkraftwerk ist durch den Störfall fast 20 Minuten lang im Geisterbetrieb gefahren, bis die Belegschaft den Betrieb des Kraftwerks manuell wieder in den Griff bekam», sagte am Donnerstag der Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital.
Er verwies auf einen früheren Direktor der Atombehörde SKI, der am Mittwoch erklärt habe, dass es «nur mit purem Glück nicht zu einer Kernschmelze gekommen ist.» «So etwas darf in einem Atomkraftwerk nicht passieren», sagte Smital. Probleme dieses speziellen Notstromsystems von AEG sind laut Greenpeace seit langem bekannt.
Ähnliche Systeme auch in Deutschland
In Deutschland wurde am 3. März 2004 im Akw Isar 2 die Notstromversorgung kurzfristig unterbrochen. Smital wies darauf hin, dass es auch in Deutschland Kernkraftwerke mit diesem Typ von Notstromsystem gebe. Es sei anzunehmen, dass in Deutschland nach dem Vorfall 2004 Nachrüstungen vorgenommen worden seien, die man in Schweden unterlassen habe.
Laut Greenpeace muss die deutsche Atomaufsichtsbehörde unverzüglich klären, ob eine ähnliche Gefahr bei den hiesigen Atomkraftwerken droht.
Bütikofer: Erinnerung an Tschernobyl
Grünen-Chef Reinhard Bütikofer sagte, der «schwere Unfall» habe schlagartig «die fortdauernde Gefahr dieser Technologie» deutlich gemacht. Erinnerungen an Tschernobyl und Harrisburg seien wachgerufen. (nz)

Netzeitung.de: Bundesregierung überprüft deutsche AKW

Nach dem Störfall im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark ist das Bundesumweltministerium alarmiert. Es will untersuchen, ob die zu Grunde liegenden Mängel «auch in deutschen Atomkraftwerken vorliegen können».
Das Bundesumweltministerium prüft Konsequenzen aus dem Störfall im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark für die deutschen Atommeiler. «Bei dem Ausfall der elektrischen Versorgungen im Atomkraftwerk Forsmark handelt es sich um ein sicherheitstechnisch ernstes Ereignis», hieß es in einer Mitteilung vom Donnerstag. Das Umweltministerium ermittele zurzeit den genauen Sachverhalt und «wird so schnell wie möglich klären, ob die zu Grunde liegenden sicherheitstechnischen Mängel auch in deutschen Atomkraftwerken vorliegen können».
In Schweden wurden nach einem Störfall vom 26. Juli in dem Kernkraftwerk Forsmark-1 vier der zehn Atomreaktoren abgeschaltet, um die Sicherheitssysteme zu überprüfen. Nach Angaben der Organisation Internationale Ärzte gegen den Atomkrieg hatte es einen Kurzschluss außerhalb des Kraftwerks gegeben, was zur Trennung des Werks vom Stromnetz geführt habe. Danach seien zwei der vier Notstrom-Dieselaggregate nicht automatisch angesprungen. Es sei nur deshalb nicht zu einer Katastrophe gekommen, weil die Reaktorschnellabschaltung und Teile des Kühlnotsystems funktioniert hätten. (nz)

HAZ.de: Schwerer Unfall in schwedischem AKW Forsmark

„Es ist reines Glück, dass es nicht zu einer Kernschmelze gekommen ist“, zitierte die Zeitung den früheren Konstruktionschef des Kraftwerks, Lars-Olov Höglund. Aus Sicherheitsgründen wurden in der Nacht zum Donnerstag zwei weitere Atomreaktoren abgeschaltet.
Ausgelöst wurde der Vorfall am 25. Juli in Forsmark durch einen Kurzschluss, der die Stromversorgung des Kraftwerks lahm legte. Auch die Notstromgeneratoren versagten. Erst nach etwa 20 Minuten gelang es der Belegschaft, die Notkühlung wieder in Gang zu setzen. Daraufhin wurde einer der Reaktoren abgeschaltet.
Nach Ansicht von Höglund wäre zehn Minuten später eine Kernschmelze, der so genannte GAU, nicht mehr zu verhindern gewesen. „Näher an eine Kernschmelze kommt man nicht“, sagte er und sprach vom „schwersten Unfall seit Tschernobyl“. 1986 war im ukrainischen Tschernobyl ein Kernreaktor explodiert, was zu radioaktivem Niederschlag in weiten Teilen Europas geführt hatte.
Die Nuklearbehörde SKI rief am Donnerstag eine Krisensitzung ein. SKI-Sprecher Anders Bredfell erklärte, die beiden Atommeiler in Oskarshamn blieben so lange außer Betrieb, bis geklärt sei, ob die Ersatzgeneratoren dort ebenso versagen könnten wie in Forsmark. Auch Forsmark 2 und 3 bleiben abgeschaltet. Die schwedische Umweltministerin Lena Sommestad kündigte eine Sicherheitsüberprüfung aller Atomreaktoren an. In Schweden wird rund die Hälfte der Elektrizität von Atomkraftwerken produziert.
Das Problem scheint aber nicht auf schwedische Atomkraftwerke begrenzt zu sein. Offensichtlich hat es schon mehrfach Probleme gegeben. „Svenska Dagbladet“ berichtete gestern von einem ähnlichen Vorfall im deutschen Kernkraftwerk Philippsburg im Jahr 1993. Auch im bayerischen AKW Isar 2 ist es nach Informationen von Greenpeace am 3. März 2004 zu einer kurzfristigen Unterbrechung der Notstromversorgung gekommen. „So etwas darf in einem Atomkraftwerk nicht passieren“, sagte Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital.
Das Bundesumweltministerium prüft Konsequenzen aus dem Störfall in Forsmark für die deutschen Atommeiler. „Bei dem Ausfall der elektrischen Versorgungen im Atomkraftwerk Forsmark handelt es sich um ein sicherheitstechnisch ernstes Ereignis“, hieß es in einer Mitteilung. Die Grünen forderten, auch alle deutschen AKW auf ähnliche Konstruktionsfehler zu überprüfen.
(Hannoversche Allgemeine Zeitung)

FAZ.NET: Atomenergie - Reaktoren in Schweden abgeschaltet

Nach einer gefährlichen Panne im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark in der vergangenen Woche, die zum Abschalten von zwei Werken führte, sind am Mittwoch abend zwei weitere Kernreaktoren in Oskarshamn heruntergefahren worden, weil deren Sicherheit nicht gewährleistet sei. Ein Sprecher der Betreiberfirma OKG sagte, die Sicherheit habe Vorrang und man habe nicht mehr garantieren können, daß die Sicherheitseinrichtungen so funktionierten, wie sie es sollten. Am späten Mittwochabend war nach mehreren Sicherheitstests festgestellt worden, daß von drei Reaktoren nur einer eine Panne wie in Forsmark bestehen würde.
Mit dem Abschalten von Forsmark 1 und 2, sowie Oskarshamn 1 und 2 sind insgesamt fünf der 10 verbliebenen schwedischen Kernkraftwerke außer Betrieb, da auch ein Reaktor in Ringhals wegen Wartungsarbeiten abgeschaltet ist. In der Anlage von Forsmark hatte am Dienstag vergangener Woche ein Stromausfall dazu geführt, daß ein Reaktor abgeschaltet werden mußte, wobei anschließend Notaggregate ausfielen. Später wurde der Vorwurf erhoben, daß eine Atomkatastrophe nur durch Glück gerade noch einmal vermieden worden sei. In Schweden, das etwa zur Hälfte mit Atomstrom versorgt wird, haben die Abschaltungen zu einer Verdoppelung der Strompreise geführt, auch wenn versichert wird, daß die Versorgung nicht gefährdet sei, da man vom Ausland Strom kaufen und die Produktion der eigenen Wasserkraftwerke steigern könne.
Bundesumweltministerium prüft Situation in Deutschland
Es sei nicht gesichert, daß ein Vorfall wie in Forsmark in Oskarshamn vermieden werden könne, sagte der OKG-Sprecher. Deshalb sollten nun die weiteren Sicherheitsuntersuchungen abgewartet werden. Wann die Reaktoren nach den nötigen Umbauten wieder in Betrieb genommen werden können, ist völlig offen.
Die schwedische Umweltministerin Lena Sommestad will eine Sicherheitsprüfung aller schwedischen Atomreaktoren veranlassen, sobald eine von der Regierung eingeleitete Untersuchung des Vorfalls in Forsmark abgeschlossen ist. Auch Führer der Umweltpartei sowie der bürgerlichen Zentrumspartei haben eine gründliche Untersuchung der Kernkraftsicherheit unter Einbeziehung ausländischer Fachleute gefordert. Schweden hat im Zuge seines geplanten Ausstiegs aus der Atomenergie seit 1999 bereits zwölf Atomreaktoren komplett geschlossen. Meinungsumfragen zeigen jedoch, daß eine wachsende Zahl der Bürger an der Atomtechnologie festhalten will.
Nach dem Störfall in einem schwedischen Atomkraftwerk prüft auch das Bundesumweltministerium, ob ähnliche Probleme auch in deutschen Atomkraftwerken auftreten können. „Das Bundesumweltministerium ermittelt zur Zeit den genauen Sachverhalt und wird so schnell wie möglich klären, ob die zu Grunde liegenden sicherheitstechnischen Mängel auch in deutschen Atomkraftwerken vorliegen können“, teilte das Ministerium am Donnerstagabend mit. Der Vorfall in Schweden werde als „sicherheitstechnisch ernstes Ereignis“ eingestuft.
Vorfall in Kernkraftreaktor Forsmark
Kurz vor 14 Uhr am Dienstag vergangener Woche wurde der Kernkraftreaktor Forsmark heruntergefahren. Bei Wartungsarbeiten war eine Panne passiert, und das Sicherheitssystem stoppte die gesamte Elektrizitätsproduktion. Die Ersatzversorgung der Steuerungs- und Sicherheitsanlagen durch vier Generatoren funktionierte jedoch nicht. Zwei der vier Diesel-Notstromaggregate sprangen nicht automatisch an und konnten erst nach 20 Minuten per Handsteuerung angeworfen werden.
Die Panne hätte nach Ansicht vieler Fachleute fatal enden können, da mit den Generatoren auch die Kühlpumpen, beim Ausfall der externen Stromversorgung, betrieben werden. Ein anhaltender Ausfall aller vier Generatoren hätte zur Kernschmelze geführt, sagte der frühere Konstruktionschef von Forsmark, Lars Olov Höglund. Mit seiner Bemerkung, man habe gerade noch einmal Glück gehabt, es handele sich um den schlimmsten Zwischenfall seit Harrisburg und Tschernobyl, widersprach er anfänglichen Abwiegelungsversuchen bei Forsmark, aber auch der Staatlichen Kernkraft-Inspektion, die inzwischen jedoch ebenfalls den Zwischenfall als „höchst ernst“ einstuft und Inspektionsteams in die Kernkraftwerke entsandt hat. Ingvar Berglund, Forsmarks Sicherheitschef, wies die Warnungen als übertrieben zurück. Zwei der Generatoren hätten schließlich funktioniert. Im Regierungsbezirk Uppsala, der bei einer Katastrophe in Forsmark für Evakuierungen zuständig wäre, hat man mit Verärgerung festgestellt, daß man von dem Zwischenfall erst nach einem Tag und dann durch die Zeitung erfahren habe. Text: F.A.Z.
(Frankfurter Allgemeine Zeitung)

rbi-aktuell.de: Knapp am GAU vorbei - Schwedisches AKW entging Kernschmelze / Erneuter Zwischenfall in Temelin
 
20 Jahre nach dem Reaktor-GAU von Tschernobyl scheint Europa knapp an einer neuen Katastrophe vorbeigeschrammt zu sein. In einem schwedischen Kernkraftwerk kam es, wie jetzt bekannt wurde, Ende Juli offenbar zu einer folgenschweren Haverie. Auch im tschechischen Temelin ereignete sich erneut ein Störfall.
In die Schlagzeilen geriet der Störfall im schwedischen AKW Forsmark zunächst nur durch die Folgen. In einer anderen Anlage wurden am Donnerstag zwei der Reaktoren aus Sicherheitsgründen heruntergefahren. Welche Probleme in Oskarshamn, etwa 250 Kilometer südlich von Stockholm, herrschten, darüber herrscht keine genaue Klarheit. Die schwedische Kernenergiebehörde SKI erklärte lediglich, es könne gegenwärtig nicht für sich Sicherheit garantiert werden und berief eine Krisensitzung ein.
Die Nerven in Stockholm sind offenbar mindestens seit dem 26. Juli angespannt als es, wie es hieß, lediglich aus einem glücklichen Zufall nicht zu einer Kernschmelze im AKW Forsmark gekommen war. Nach einem Kurzschluß, so meldet es der schwedische Rundfunk, waren hier weite Teile der Sicherungstechnik außer Betrieb gegangen. Nachdem zwei der Reaktoren automatisch vom Netz gegangen waren, hatten bei einer Anlage zur automatischen Verringerung der Leistung offenbar gleich mehrere Schutzmechanismen versagt, im Werk selbst sollen die Verantwortlichen die Übersicht über das Geschehen verloren haben. Nur die weiterhin in Betrieb befindliche Notkühlung habe demnach die Kernschmelze - also die Explosion des Reaktors - verhindert.
Das Bundesumweltministerium in Berlin bezeichnete die Vorgänge in Skandinavien als "sicherheitstechnisch ernstes Ereignis". Die deutschen Kraftwerke sollten nun auf mögliche Mängel hin untersucht werden. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace rief die schwedische Regierung dagegen auf, die Kernkraftwerke umgehend außer Betrieb zu nehmen. Schweden steigt bereits seit Jahrzehnten aus der Kernkraft aus - was aber faktisch erst zur endgültigen Abschaltung einer Anlage geführt hat.  Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital vermutete im "Spiegel" in deutschen Anlagen ähnliche Aggregate, wie in Schweden. Eine Wiederholung der Ereignisse von Forsmark, wohlmöglich ohne glückliches Ende, wäre also möglich.
Oder auch in anderen Gegenden Mitteleuropas. So meldet auch das tschechische AKW Temelin erneut einen Vorfall. Bereits am Montag war dort ein Block wegen einer undichten Ölleitung kurzzeitig vom Netz gegangen. Am Mittwochabend, so wurde jetzt bekannt, gab es den nächsten Zwischenfall. Mehrere tausend Liter verstrahltes Wasser traten aus. Zwischendurch wurde bei einem Versuch, einen Reaktor wieder ans Netz zu bekommen, eine Notabschaltung eingeleitet. Kraftwerkssprecher Milan Nebesar wollte keine Zusammenhänge erkennen und sah es auch als völlig normal an, das ein weiterer Block schon seit Juni stillsteht - offiziell aufgrund von Wartungsarbeiten.
Das Drängen nach dem strahlenden Strom kann dies offenbar nicht aufhalten. So hatte erst unlängst Polens neuer Ministerpräsident Jarosław Kaczyński in seiner Regierungserklärung angekündigt, künftig auf Kernkraft zu setzten. Im Auge hat er dabei offenbar einen Standort in Pommern, unweit der deutschen Grenze. Allerdings, so hieß es beschwichtigend aus Warschau, sei der Bauplatz noch nicht ausgewählt. Was auch heißen kann, daß die Grundsatzentscheidung für die nuklear-energetische Aufrüstung getroffen wurde.
Besorgt hatten sich dabei in den letzten Wochen Atomexperten, u.a. aus der SPD-Bundestagsfraktion, angesichts der Klimakatastrophe gezeigt. So seien die mitteleuropäischen Anlagen der Hitze im Sommer nicht gewachsen. Wenn selbst das Kühlwasser 26 Grad Celsius erreicht, kann es kaum mehr verwendet werden; bereits in der Vergangenheit hätten deutsche Kraftwerke im Sommer ihre Leistung drosseln müssen, so die Anlage Unterweser. In Frankreich habe man den Strombedarf vor drei Jahren nur durch massive Energieimporte decken können - das Land ist besonders vom Atomstrom abhängig. Und die Gefahr, nicht nur in Frankreich, ist, daß die Betreiber eines Tages die Risiken unterschätzen.
(Berlinerumschau) 

welt.de: Atomkraftwerke - Vom Kurzschluss zum GAU

Nach dem schweren Störfall in Schweden will die Bundesregierung zahlreiche deutsche Kraftwerke überprüfen lassen. Atomkritiker fordern ein Abschalten der Reaktoren. Die Betreiber halten ihre Anlagen jedoch für sicher.
Berlin - Nach dem schweren Störfall in einem schwedischen Atomkraftwerk prüft die Bundesregierung, ob auch in Deutschland ähnliche Notstromsysteme der Firma AEG in Kernkraftwerken verwendet werden. Das Bundesumweltministerium erklärte, die Länder seien aufgefordert worden, „so schnell wie möglich zu berichten, ob in den Atomkraftwerken in ihrem Zuständigkeitsbereich die Notstromsysteme oder Komponenten der Notstromsysteme von AEG geliefert wurden, die in Schweden möglicherweise Ursache der gravierenden Auswirkungen des Kurzschlusses waren“. Auch solle geklärt werden, ob ein ähnlicher Störfall in deutschen Anlagen möglich sei. Das Ministerium stufte den Vorfall im Atomkraftwerk Forsmark als „sicherheitstechnisch ernstes Ereignis“ ein.
Die Betreiber entsprechender Anlagen in Deutschland schließen einen Störfall wie im schwedischen Forsmark derzeit aus. Die ersten Analysen unserer sechs Atomreaktoren hätten ergeben, dass ein solcher Vorfall ausgeschlossen werden könne, sagte eine Sprecherin des größten deutschen AKW-Betreibers E.ON Kernkraft am Freitag. Sie gab weiterhin bekannt, daß die Analysen des Vorfalls in Schweden weiter ausgewertet und die hiesigen Anlagen überprüft würden. Die deutschen Atomkraftwerke des Konzerns liefen aber weiter, und es sei nicht geplant, sie herunterzufahren. RWE, Vattenfall Europe und EnBW erklärten ebenfalls, die Technik ihrer Anlagen unterscheide sich von dem Typ in Schweden.
Nach Einschätzung der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW könnte bereits ein Kurzschluss etwa infolge eines Unwetters in Deutschland jederzeit zum „größten anzunehmenden Unfall“ (GAU) führen. „Der Kurzschluss außerhalb des schwedischen Atomkraftwerks Forsmark hat dazu geführt, dass in der Anlage alles aus dem Ruder lief und nur wenige Minuten bis zum Super-GAU gefehlt haben“, erklärte Henrik Paulitz, Atomexperte der IPPNW. RWE teilte hingegen mit, selbst wenn es zu einem Kurzschluss in der Stromversorgung kommen würde, würden „andere Prozesse“ greifen.
Auch die Grünen sorgen sich um die Sicherheit der deutschen Atomkraftwerke. Die Fraktionsvize Bärbel Höhn erklärte: „Wir sind um rund sieben Minuten an einem möglichen Super-Gau vorbeigeschliddert, der weite Teile Skandinaviens atomar verseucht hätte und von dem auch Deutschland stark betroffen gewesen wäre.“ Die fehlerhaften Generatoren von AEG dürften auch in deutschen Atomkraftwerken eingebaut sein, warnte sie. „Hier brauchen wir schnellstens Klarheit.“ Dem Bundesumweltministerium hielt Höhn vor, zu spät zu reagieren.
Vertreter der Grünen, der Linkspartei und der SPD forderten zudem, die Diskussion um den Atomausstieg zu beenden. „Es darf nicht darüber diskutiert werden, AKW-Laufzeiten zu verlängern“, sagte der umweltpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Marco Bülow. Noch am Mittwoch hatten die vier großen Stromversorger nach Angaben aus der Branche bei einem Treffen nach einer Lösung gesucht, um ältere Kraftwerke wie Neckarwestheim länger am Netz zu lassen. Dabei wird auch ein Tausch von Laufzeiten unter den Versorgern erwogen. „Das Treffen hat aber noch zu keiner Einigung innerhalb der Branche geführt“, hieß es. Mindestens zwei Kraftwerke müssten nach dem Beschluss zum Atomausstieg noch in dieser Wahlperiode abgeschaltet werden.
(Die Welt)

welt.de: Wie sicher sind die Atomkraftwerke?

Der Störfall in Schweden löst auch in Deutschland eine politische Debatte aus - Kritik am Umweltminister
Berlin - Der schwere Störfall im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark hat erneut eine Diskussion um die Sicherheit der 17 deutschen Atomkraftwerke ausgelöst. "Mit dieser Technik sitzt unserer Bevölkerung auf einem Pulverfass", sagte der CSU-Umweltpolitiker Josef Göppel der WELT. Eine Verkettung unglücklicher Umstände wie in Forsmark könne auch in Deutschland nicht ausgeschlossen werden.
"Der Störfall in Schweden zeigt, dass die Nutzung der Atomenergie eine unverantwortliche Technologie ist", sagte Bärbel Höhn, stellvertretende Vorsitzender der Grünen-Bundestagsfraktion: "Die große Koalition muss endlich klarstellen, dass es keine Verlängerung der Restlaufzeiten gibt." Der umweltpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Marco Bülow, warnte, die Risiken bei Atomkraftwerken seien nicht beherrschbar. Das Deutsche Atomforum teilte dagegen mit, es gebe "keinerlei Anhaltpunkte" für eine Übertragbarkeit des Vorfalls auf deutsche Anlagen.
Ursache für den Störfall in Forsmark war ein Kurzschluss in der Stromversorgung des Kraftwerks. Der Reaktor wurde daraufhin automatisch heruntergefahren. Für die Nachkühlung der Brennstäbe aber wird unbedingt Strom benötigt. Von den vier Dieselaggregaten waren jedoch zunächst nur zwei angesprungen. Die Überwachungsmonitore waren für mehr als 20 Minuten ausgefallen. Forsmark gehört zu 66 Prozent Vattenfall. Ein weiterer Teilhaber ist Eon.
"Ein solcher Zwischenfall wie in Forsmark kann bei uns nicht vorkommen", versicherte Vattenfall-Sprecher Ivo Banek. Der Energieversorger betreibt in Deutschland die Kernkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel. Dort sei die Notstromversorgung anders aufgebaut. Auch ein Ausfall der Überwachungsmonitore sei auszuschließen. "Die Überwachung läuft lückenlos", sagte Banek. Die Sprecherin von Eon, Petra Uhlmann, versicherte: "Wir können Abläufe wie in Forsmark in Deutschland ausschließen." Das "Konzept der unterbrechungslosen Stromversorgung" unterscheide sich in der Technik und in der Dimension von den Sicherheitsvorkehrungen in Forsmark. Eon betreibt in Deutschland die Kernkraftwerke Brokdorf, Isar I und II, Grohnde, Unterweser und Grafenrheinfeld. Sowohl Vattenfall als auch Eon waren unmittelbar nach dem Störfall in Forsmark am 25. Juli über das weltweite Meldesystem der World Association of Nuclear Operators (Wano) informiert worden. Die Meldung sei Ende Juli bei Eon in Deutschland eingegangen, sagte Uhlmann. Es sei dann sofort damit begonnen worden, die Sicherheitssituation der deutschen Anlagen entsprechend zu überprüfen. Internationale Aufmerksamkeit erlangte der Störfall in Schweden jedoch erst, als nach Forsmark vorsorglich ein weiteres schwedisches Kernkraftwerk abgeschaltet wurde.
Eine Kernschmelze wie vor 20 Jahren bei dem GAU in Tschernobyl stand zwar nicht unmittelbar bevor, sagte Stefan Schurig, Energieexperte der Umweltschutzorganisation Greenpeace. Dennoch handele es sich um einen "sehr ernsten Vorfall". Wenn nicht sehr viel Glück im Spiel gewesen wäre, hätte es durchaus zu einem solchen GAU kommen können. Ihn beunruhige vor allem, dass die Anlage durch den Ausfall der Monitore mehr als 20 Minuten nicht unter Kontrolle gewesen sei. "Der Mensch ist mit dieser Technik überfordert", meinte Schurig.
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien hatte den Störfall in Schweden auf einer Skala von 0 bis 7 in die Kategorie zwei eingestuft. Oft zeige sich das wahre Ausmaß eines Störfalls aber erst im Nachhinein. Es könne daher gut sein, dass die IAEO den Fall Forsmark noch höher stuft.
Das Bundesumweltministerium (BMU) gekündigte an, es wolle den Sachverhalt in Forsmark so schnell wie möglich klären. Die zuständigen Atomaufsichtsbehörden der Länder wurden aufgefordert, die Notstromsystem überprüfen zu lassen. Die schleswig-holsteinische Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD) kritisierte die Informationspolitik des BMU. Sie forderte, dass Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) die Länder künftig über internationale Ereignisse dieser Kategorie innerhalb weniger Stunden informiere. Auch das bayerische Umweltministerium verlangte schnellstens Informationen über den Störfall in Schweden an. Es habe lediglich über Medienberichte davon erfahren.
Der Störfall in Schweden sei aber kein Anlass, eine Debatte über einen beschleunigten Atomausstieg vom Zaune zu brechen, sagte Birgit Homburger, stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, der WELT. Entweder ein Kernkraftwerk sei sicher, dann solle es am Netz bleiben. Oder es gebe Sicherheitsbedenken, dann müsse es sofort abgeschaltet werden - unabhängig von politischen Entscheidungen.
(Die Welt)

nzz-online.ch: Störfall in schwedischem Atomkraftwerk Forsmark

Mehrere Reaktoren vom Netz genommen
In Schweden sind aus Sicherheitsgründen am Mittwochabend zwei weitere Atomreaktoren abgeschaltet worden. Die Betreibergesellschaft erklärte, der Schritt sei erfolgt, weil die Sicherheit in der Anlage in Oskarshamn nicht garantiert werden könne. In der vergangenen Woche war bereits im Forsmark-Kraftwerk nördlich von Stockholm während eines Stromausfalls ein Fehler aufgetreten. Ein Reaktor wurde daraufhin abgeschaltet.

(ap) Am Mittwoch vergangener Woche war bereits im Forsmark-Kraftwerk nördlich von Stockholm während eines Stromausfalls ein Fehler bei den Ersatzgeneratoren aufgetreten. Daraufhin wurden dort einer der Reaktoren abgeschaltet.
Die Nuklearbehörde rief am Donnerstag eine Krisensitzung ein. Ein Sprecher erklärte, die Atommeiler in Oskarshamn blieben so lange ausser Betrieb, bis geklärt sei, ob die Ersatzgeneratoren dort auf die gleiche Weise versagen könnten wie in Forsmark. Die schwedische Sektion von Greenpeace rief die Regierung auf, eine vorläufige Stilllegung aller Atomkraftwerke in Betracht zu ziehen. Es müsse festgestellt werden, ob es sich hier um einen serienmässigen Konstruktionsfehler handele. Der Zwischenfall in Forsmark habe gezeigt, wie leicht der Reaktorkern hätte schmelzen können.
Nach dem jüngsten Zwischenfall sind in Schweden derzeit nur noch fünf von insgesamt zehn Atomreaktoren im Betrieb. Ein weiterer Reaktor in Forsmark sowie einer in Ringhals wurden zwecks jährlicher Wartungsarbeiten schon früher abgeschaltet. Die schwedische Energiebehörde betonte jedoch, dass die Stromversorgung im Land weitgehend gesichert sei, da man in den Sommermonaten auf Wasserkraft zurückgreifen könne.
(Neue Züricher Zeitung)

Vorarlberg-Online.at: Schweden: Schwere Probleme im AKW Forsmark

In Schweden stehen nach einem schweren Betriebsfehler im Atomkraftwerk Forsmark vergangene Woche vier der insgesamt zehn Reaktoren des Landes still.
In der Nacht auf Donnerstag wurden nach zwei Blöcken in Forsmark vor einer Woche auch zwei der drei Reaktoren im AKW Oskarshamn abgeschaltet. Als Grund nannte die Betreibergesellschaft OKG, dass die Sicherheit der Anlage nicht garantiert werden könne.
Vergangenen Dienstag war im AKW Forsmark 1 nach einem Kurzschluss bei Arbeiten an einer Schaltanlage die automatische Ingangsetzung der Reservegeneratoren ausgefallen. Die schwedische Strahlensicherheitsbehörde SKI stufte den Fehler als „Störfall“ ein - zwei auf der bis sieben reichenden International Nuclear Event Scale (INES). Forsmark 1 wurde daraufhin abgeschaltet, der konstruktionsgleiche Block 2 befindet sich in einer wartungsbedingten Abschaltungsphase.
Die beiden nun ebenfalls gestoppten Reaktoren in Oskarshamn weisen ähnliche Konstruktionsmerkmale auf und sollen bis zum Vorliegen einer Analyse durch die Strahlensicherheitsbehörde abgeschaltet bleiben. Die restlichen sechs AKW in Schweden - je eines in Forsmark und Oskarshamn sowie die vier Blöcke in Ringhals an der schwedischen Westküste bleiben in Betrieb, da laut einem Sprecher von SKI keine Zweifel an deren Betriebssicherheit besteht.
Der Störfall in Forsmark hat in Schweden eine heftige politische Debatte ausgelöst. Während die Grünen eine umfassende Überprüfung der Sicherheit forderten und die sozialdemokratische Umweltministerin Lena Sommestad auch Bereitschaft gezeigt hat, eine solche nach Vorliegen des SKI-Berichts über den Forsmark-Störfall in Erwägung zu ziehen, signalisierten SKI und die bürgerlichen Oppositionsparteien wenig Verständnis dafür.
Ebenfalls für Diskussionen sorgte eine Information des Sicherheitschefs von Forsmark, Ingvar Berglund, wonach der Mangel im elektrischen Versorgungssystem seit Beginn der neunziger Jahre bestanden hat, die Lieferfirma die Kraftwerksleitung darüber aber nicht in Kenntnis gesetzt hat. Der selbe Fehler dürfte auch in den beiden bestehenden Reaktoren im finnischen AKW Olkiluoto bestehen. Berglund zufolge wurden nun die Betreiber von Olkiluoto - der finnische Energiekonzern TVO sowie die Internationale Atomenergiebehörde IAEO von dem Vorfall informiert.
Schweden hält politisch derzeit an dem 1980 in einer Volksabstimmung fixierten langfristigen Ausstieg aus der Atomenergie fest. In den kommenden Jahren soll allerdings an allen drei verbliebenen Standorten die Leistungsfähigkeit der verbliebenen zehn Reaktoren ausgebaut werden - die Regierung hat dafür Grünes Licht gegeben. Schweden bezieht rund 50 Prozent seines Energiebedarfs aus Atomenergie.
Trotz AKW-Abschaltungen kein Energie-Engpass
Obwohl derzeit fünf von zehn schwedischen Atomreaktoren abgeschaltet sind, droht Schweden keine Stromversorgungskrise. Laut der schwedischen Energiebereitschaftsbehörde Svenska Kraftnät hält sich der Stromverbrauch während der Sommermonate im Allgemeinen in Grenzen. Auch im Winter könne man einen derartigen Ausfall durch Stromimporte und höhere Produktion aus Wärmekraftwerken ausgleichen, zitierte die Nachrichtenagentur TT die Behörde. Schweden bezieht normalerweise die Hälfte seines Energiebedarfs aus Atomkraft.
In der Nacht auf Donnerstag waren in dem ostschwedischen AKW Oskarshamn zwei Siedewasserreaktoren abgeschaltet worden. Es hatte sich herausgestellt, dass diese die gleiche Konstruktion bei einer Schaltanlage aufweisen, wie sie am 25. Juli zu einem kritischen Ausfall der Elektrizitätsversorgung im AKW Forsmark 1 geführt hatte. In Forsmark, das rund 200 Kilometer nördlich von Stockholm liegt, stehen zwei Reaktorblöcke still, in Ringhals an der schwedischen Westküste ist derzeit einer von vier Reaktoren wegen Wartungsarbeiten abgeschaltet.
Der Störfall in Forsmark wurde mit “2“ auf der von 0 bis 7 reichenden INES-Skala für Atomunfälle eingestuft. Die Umweltorganisation Greenpeace sprach sogar davon, dass es durch den Fehler zur Kernschmelze des Reaktors und damit zu einer Katastrophe wie 1986 in Tschernobyl kommen hätte können und forderte die Abschaltung aller schwedischen Reaktoren. Bis Ende August will man in Forsmark eine eingehende Analyse des Zwischenfalls durchgeführt haben.
Laut der Betreibergesellschaft des Kraftwerks in Oskarshamn kostet der Produktionsausfall eines Reaktors zehn Mio. Kronen (1,087 Mio. Euro) pro Tag. An der nordischen Börse Nordpool stieg der Strompreis am Donnerstag in der Früh als unmittelbare Reaktion auf den Betriebsstopp in Oskarshamn um 2,4 Prozent auf einen saisonalen Rekordwert von 56,4 Öre (0,0613 Euro) pro Kilowattstunde. Vor einem Jahr lag der Spot-Wert für elektrischen Strom in Schweden um zirka die Hälfte darunter.
(Vorarlberg-Online, Österreich)

VERIVOX: Nach "Geisterbetrieb" schaltet Schweden vier Atomkraftwerke ab

Greenpeace: Auch in Deutschland muessen Notstromsysteme geprüft werden
Schweden / Hamburg, 3. 8. 2006 - Greenpeace schaetzt den Stoerfall in dem schwedischen Atomkraftwerk Forsmark als "schwerwiegend" ein und begruesst das Vorgehen der Staatlichen Kernkraftinspektion in Schweden (SKI), die vier bauaehnlichen Atomkraftwerke sofort vom Netz zu nehmen. Ein frueherer Direktor der SKI hat gestern selbst davon gesprochen, dass es "nur mit purem Glueck nicht zu einer Kernschmelze gekommen ist." "Das Atomkraftwerk ist durch den Stoerfall fast zwanzig Minuten lang im Geisterbetrieb gefahren, bis die Belegschaft den Betrieb des Kraftwerks manuell wieder in den Griff bekam", erklaert Heinz Smital, Atomexperte bei Greenpeace. Als Reaktion auf den Stoerfall fordert Greenpeace die Ueberpruefung der Notstromversorgung der deutschen Atomkraftwerke.
Bei einem Stromausfall im AKW Forsmark versagte letzte Woche die Notstromversorgung. Vier starke Batterien haetten in einem solchen Fall von vier Dieselgeneratoren gespeist werden muessen und die Steuerzentrale des AKWs versorgen sollen. In Forsmark haben zwei dieser vier Stromsysteme nicht funktioniert, so dass fuer einen Zeitraum von zwanzig Minuten die elektronische Ueberwachung des Reaktors ausgefallen war. Erst danach gelang es der Belegschaft, die Notstromversorgung wieder komplett in Gang zu setzten.
"So etwas darf in einem Atomkraftwerk nicht passieren", sagt Smital. Probleme dieses speziellen Notstromsystems von AEG sind seit langem bekannt. In Deutschland gab es am 3. Maerz 2004 im AKW Isar 2 eine kurzfristige Unterbrechung der Notstromversorgung. Smital: "Auch in Deutschland gibt es Atomkraftwerke mit diesem Typ von Notstromsystem. Wir nehmen zwar an, dass hierzulande nach dem Vorfall 2004 Nachruestungen erfolgt sind, die man in Schweden unterlassen hat. Trotzdem muss die deutsche Atomaufsichtsbehoerde umgehend klaeren, ob eine aehnliche Gefahr bei den hiesigen Atomkraftwerken droht."

Bundesumweltministerium: BMU prüft Konsequenzen aus Störfall in schwedischem Atomkraftwerk

Pressemitteilung 196/06
Berlin, 03.08.2006
Zu einem Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark erklärt ein Sprecher des Bundesumweltministeriums:
Bei dem Ausfall der elektrischen Versorgungen im Atomkraftwerk Forsmark handelt es sich um ein sicherheitstechnisch ernstes Ereignis.
Das Bundesumweltministerium ermittelt zur Zeit den genauen Sachverhalt und wird so schnell wie möglich klären, ob die zugrunde liegenden sicherheitstechnischen Mängel auch in deutschen Atomkraftwerken vorliegen können.

Nachrichtenagentur dpa: Schwedische AKWs nach Juli-Störfall abgeschaltet

Donnerstag 3. August 2006, 17:31 Uhr
Stockholm/Berlin/Hamburg (dpa) - In Schweden sind nach einem Störfall vom 26. Juli im Kernkraftwerk Forsmark-1 vier der zehn Atomreaktoren abgeschaltet worden. Wie am Donnerstag von den zuständigen Behörden mitgeteilt wurde, soll die Gelegenheit genutzt werden, die Sicherheitssysteme zu überprüfen.
Atomkritiker sehen in dem Zwischenfall in dem Werk nördlich von Stockholm eine Beinahe- Katastrophe. Politiker und Umweltgruppen in Schweden forderten eine umfassende Überprüfung der Sicherheitsvorkehrungen in schwedischen Nuklearanlagen von unabhängiger Seite. Der Sprecher der staatlichen Kernkraftinspektion, Anders Jorl, sprach im schwedischen Rundfunk von einem «unglücklichen» Vorfall.
Die Organisation Internationale Ärzte gegen den Atomkrieg erklärte, am 26. Juli habe es einen Kurzschluss außerhalb des Kraftwerks gegeben, was zur Trennung des AKWs vom Stromnetz geführt habe. Danach hätte die Notstromversorgung anlaufen sollen. Zwei der vier Dieselaggregate seien aber nicht wie geplant automatisch angesprungen. Es sei nur deshalb nicht zu einer Katastrophe gekommen, weil die Reaktorschnellabschaltung und Teile des Kühlnotsystems funktionierten.
Der Bundesvorsitzende von Bündnis90/Die Grünen, Reinhard Bütikofer, erklärte, der «schwere Unfall» habe schlagartig «die fortdauernde Gefahr dieser Technologie» deutlich gemacht. Erinnerungen an Tschernobyl und Harrisburg seien wachgerufen worden.
Die Umweltorganisation Greenpeace schätzt den Störfall im Kraftwerk Forsmark als «schwerwiegend» ein und begrüßt das Vorgehen der Staatlichen Kernkraftinspektion in Schweden (SKI), die vier bauähnlichen Atomkraftwerke sofort vom Netz zu nehmen. Ein früherer Direktor der SKI habe gesagt, dass es «nur mit purem Glück nicht zu einer Kernschmelze gekommen ist», heißt in der Stellungnahme der Organisation vom Donnerstag. «Das Atomkraftwerk ist durch den Störfall fast zwanzig Minuten lang im Geisterbetrieb gefahren, bis die Belegschaft den Betrieb des Kraftwerks manuell wieder in den Griff bekam», meinte Heinz Smital, Atomexperte bei Greenpeace.
Als Reaktion auf den Störfall in Forsmark verlangt Greenpeace die Überprüfung der Notstromversorgung deutscher Atomkraftwerke. Die Organisation verweist in diesem Zusammenhang auf eine kurzfristige Unterbrechung der Notstromversorgung am 3. März 2004 im AKW Isar 2. Smital: «Auch in Deutschland gibt es Atomkraftwerke mit diesem Typ von Notstromsystem. Wir nehmen zwar an, dass hier zu Lande nach dem Vorfall 2004 Nachrüstungen erfolgt sind, die man in Schweden unterlassen hat. Trotzdem muss die deutsche Atomaufsichtsbehörde umgehend klären, ob eine ähnliche Gefahr bei den hiesigen Atomkraftwerken droht.»
In einer Volksabstimmung von 1980 waren in Schweden die Weichen gegen die Nutzung der Atomkraft gestellt worden. Zwei der ursprünglich 12 schwedischen Reaktoren, die beiden Blöcke in Barseback unweit Malmö und Kopenhagen, sind inzwischen stillgelegt worden. Etwa die Hälfte der Elektrizität des Landes wird aus Kernenergie gewonnen. Trotz der abgeschalteten Reaktoren wird jahreszeitbedingt nicht mit Strommangel gerechnet.

Nachrichtenagentur dpa: 4 von 10 schwedischen Atomreaktoren nach Juli-Störfall abgeschaltet

Donnerstag 3. August 2006, 16:15 Uhr
Stockholm (dpa) - In Schweden sind nach einem Störfall im Kernkraftwerk Forsmark-1 vier der zehn Atomreaktoren abgeschaltet worden. Nach Behördenangaben soll die Gelegenheit genutzt werden, die Sicherheitssysteme zu überprüfen. Atomkritiker sehen in dem Zwischenfall in dem Werk nördlich von Stockholm eine Beinahe- Katastrophe. Politiker und Umweltgruppen in Schweden forderten eine umfassende Überprüfung der Sicherheitsvorkehrungen in schwedischen Nuklearanlagen von unabhängiger Seite.

Nachrichtenagentur AP: Nach Panne in AKW Reaktoren in Schweden heruntergefahren

Donnerstag 3. August 2006, 13:47 Uhr
Nach einem schweren Störfall in einem schwedischen Atomkraftwerk sind in dem Land insgesamt vier Reaktoren vom Netz genommen worden. Wie der Betreiber des AKW Oskarshamn am Mittwochabend mitteilte, wurden zwei der drei dortigen Blöcke vom Netz genommen, weil ihre Sicherheit nicht gewährleistet sei. Der Oskarshamn-Betreiber reagierte damit auf einen Stromausfall in dem AKW Forsmark, der sich bereits vergangene Woche ereignet hatte. Dort waren nach dem Störfall ebenfalls zwei der dortigen drei Reaktoren heruntergefahren worden. Nach dem Stromausfall waren Vorwürfe aufgekommen, dass eine Reaktorschmelze nur durch reines Glück vermieden worden sei.
Ein Sprecher von OKG, der Betreiberfirma von Oskarshamn an der Südküste, sagte im schwedischen Rundfunk, es sei nicht gesichert, dass in dieser Anlage ein ähnlicher Vorfall wie in Forsmark ausgeschlossen werden könne. Deshalb sollten nun die möglichen Anweisungen der Behörden zur Verbesserung der Sicherheit abgewartet werden. Nach Angaben der schwedischen Nachrichtenagentur TT will Umweltministerin Lena Sommestad voraussichtlich eine Sicherheitsprüfung aller schwedischen Atomreaktoren veranlassen, sobald eine von der Regierung eingeleitete Untersuchung des Vorfalls in Forsmark abgeschlossen ist.
Als Folge der Reaktorschließungen schossen die Strompreise am Donnerstag in Schweden auf ein Rekordhoch. Dank des warmen Wetters schien es aber zunächst keine Sorge wegen der Stromversorgung zu geben. Der Elektrizitätsbedarf in dem skandinavischen Land steigt in den Wintermonaten drastisch. In der kalten Jareszeit würde der Ausfall von vier Reaktoren auch zu ernsthaften Problemen bei der Stromversorgung führen, sagte ein von TT zitierter Experte.
Schweden hat im Zuge seines geplanten Ausstiegs aus der Atomenergie seit 1999 bereits zwei seiner insgesamt zwölf Atomreaktoren komplett stillgelegt. Wie aus einer jüngst veröffentlichten Umfrage hervorgeht, will jedoch eine wachsende Zahl der Bürger an der Nukleartechnologie festhalten. Fast die Hälfte des schwedischen Strombedarfs wird derzeit von Atomanlagen gedeckt.
 

25. Juli 2006
Schwerer Störfall im AKW Forsmark, Block-1

Ein Kurzschluß außerhalb des schwedischen Atomkraftwerkes Forsmark-1 führte am 25. Juli 2006 zur Trennung der Anlage vom Stromnetz und zur automatischen Schnellabschaltung des Reaktors. Um die Nachwärme des abgeschalteten Reaktors abzuführen, hätte ein Notkühlsystem automatisch anspringen müssen. Jedoch versagten Teile der Notstromversorgung für das Notkühlsystem. Nach offizieller Darstellung sprangen nur zwei von vier Dieselgeneratoren an und versorgten die Nachkühlung mit Energie. Weil durch die Stromunterbrechung auch ein Teil des Steuerungssystems ausgefallen war, hatte die Betriebsmannschaft mehr als zwanzig Minuten lang keinen vollständigen Überblick über den tatsächlichen Zustand des Reaktors. Danach konnte sie die beiden nicht automatisch angelaufenen Notstromgeneratoren per Hand starten. - Laut Aussage eines ehemaligen Konstruktionsleiters des Kraftwerks, Lars-Olov Höglund, habe das Kraftwerk kurz vor einem GAU durch Kernschmelze gestanden.

 


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