Que Son (Vietnam), 27. Mai 1970: In den frühen Morgenstunden erlebt der Weiler ein knappes Dutzend Hubschrauber- Angriffswellen mit Hunderten CS- Containerabwürfen. Der Luftüberfall sollte Bevölkerung und Vietkong wehrlos machen, denn unmittelbar darauf flog eine B-52 Staffel der US-Luftwaffe einen Bombenangriff auf das Dorf, und anschliessend rückte ein Bataillon Soldaten ein, um alles zu vernichten.
Fast eineinhalb Millionen Menschenleben kostete der Krieg gegen das kleine südostasiatische Land. Mehr als 689 Todesfälle infolge direkter CS- Einwirkungen konnte das Vietnam- Tribunal beweisen. Die USA hatten im Rahmen ihrer Politik der verbrannten Erde nicht nur neuartige C-Waffen zur Entlaubung ganzer Landstriche eingesetzt, auch CS gehörte zu dieser Reihe verbotener Waffen.
Zwei verschiedene CS- Formen fanden Anwendung: CS-1 hatte nur eine kurze Beständigkeit und wurde besonders in Unterstände und Tunnelsysteme der Zivilbevölkerung geblasen. CS-2 dagegen war rund vier Wochen im Freien beständig und wurde zur mittelfristigen Verseuchung ganzer Dörfer und Landstriche eingesetzt.
Mity-Mite (zu deutsch: "Mächtiges Würmchen")
Neben Granaten und schweren Kanistern setzten die Bodentruppen auch das sogenannte Mity Mite ein. Es war die technische Fortentwicklung eines landwirtschaftlichen Gerätes zum Versprühen von Herbiziden und Insektiziden. In Vietnam diente der Mity Mite als tragbare Gaskammer: Der Motor erzeugte einen Luftstrom, der über ein Plastikrohr CS in die Eingänge der weitverzweigten Schutztunnel trieb.
Eine polizeitechnische Weiterentwicklung des Mity Mite ist der Pepper-Fog Generator der amerikanischen Waffenfirma Smith&Wesson. Das Geräte erzeugt CS- oder CN- Wolken und einen sichtverhüllenden Nebel gleichzeitig und gehört auch zur Ausrüstung bundesdeutscher Polizeieinheiten. Erstmals kam es Mitte der siebziger Jahre in Heidelberg gegen eine Rote- Punkt- Aktion anlässlich von Tariferhöhungen der städtischen Verkehrsbetriebe zum Einsatz. Im Nu waren ganze Strassenzüge vernebelt und die Blockade der Strassenbahnschienen aufgelöst. Der Heidelberger Kleinhandel in der Innenstadt beklagte sich daraufhin lautstark über die Beeinträchtigung seiner Geschäfte, denn noch tagelang hing der Kampfstoff in den engen Gassen der Stadt.
Später tauchte der Vernebler, der an seinem typischen Rohr leicht erkennbar ist, bei der Räumung der Republik Wendland in Gorleben auf, räucherte an der Startbahn- West ganze Unterholzabschnitte aus und wurde jüngst wieder in Kleve bei der Zerschlagung des Hamburger Brokdorf- Konvois gesichtet. Die Fachzeitschrift "PVT: Polizei - Technik - Verkehr" wies bereits 1974 darauf hin, dass in der Nähe des Verneblers tödliche Konzentrationen entstehen können. Für die Polizeibeamten am Mity Mite sind Handschuhe und Vollmaske vorgeschrieben.
In Sekunden alles vollgenebelt: Pepperfog (Hamburg 1986)