Logo der Autonomen Demosanis. Klicken führt zur Startseite!
Strassenmedizin
[ <- Startseite | Sanigruppen | Erste Hilfe | Rechtsschutz und Tipps | Broschürenarchiv ]

Kampfstoffe

-> CN und CS | -> Wirkung | -> Schutz | -> Erste Hilfe | -> Augenspülen

Bulle mit Tränengskartusche

Ursache - Wirkung - Hilfe
Ursache
  • Sprühgeräte
  • Geschosse
  • Wasserwerfer-Zusätze
Wirkung
  • Tränenfluss
  • Brennende Augen, Sehstörungen
  • Schleimhautreizung, Atemnot
  • Panik
Hilfe
  • Augen gründlich spülen
  • Frische Luft
  • Puls und Atmung überwachen!

CN und CS

Was ist CN und CS?

Das Zeug hat viele Namen: Tränengas, Reizstoff, Distanzmittel. Das klingt aber alles viel zur harmlos für diese chemischen Waffen, die im Krieg verboten, zur Bekämpfung der eigenen Bevölkerung aber weltweit im Einsatz sind. Wir nehmen deshalb die offizielle Bezeichnung: Kampfstoff.

CN (Chlorazetophenon) und CS (ortho-Chlorbenzylidenmalondinitril) sind keine Gase, sondern Aerosole, das heisst, die verschiedenen Trägerwaffen bringen kristallförmige Schwebeteilchen unter's Volk: entweder das pure Gift aus der chemischen Keule (Chemical mace) Reichweite etwa 7 Meter, mit Nebel kombiniert im Pepperfog-Gerät ungefähr 20 Meter, Wurfkörper bis 40 Meter, als Wasserwerfer "mit Geschmack" 65 Meter, oder aus Mehrzweckpistolen abgeschossen bis zu 120 Meter weit. Teilweise sind diese Geschosse mit kleinen Treibsätzen ausgestattet, die sie hüpfen lassen. Andere fallen später auseinander, damit sie nicht zurückgeschmissen werden können. Spezialgeschosse können Glas und Holz durchschlagen, und dahinter liegende Räume einnebeln.

Wirkung

CN und CS wirken beide auf die Haut und auf die Schleimhäute der Augen und der Atemwege. Menschen mit Vorerkrankungen an diesen Organen sind deshalb besonders gefährdet, schon geringste Mengen Kampfstoff können heftige Reaktionen auslösen. Bei direkten Augentreffern aus der chemischen Keule kann allein schon das Auftreffen der Kristalle zu Verletzungen der Hornhaut führen.

Nach intensivem Spülen der betroffenen Regionen lassen die Beschwerden meist nach kurzer Zeit nach. Einfache Massnahmen zum Selbstschutz und rasche Erste Hilfe, schon ist die Abschreckung unterlaufen.

Schutz

Deine Augen schützt Du am besten mit einer gut sitzenden Gasschutzbrille, falls Du Brillenträgerin bist, besorg' Dir bei Gelegenheit eine sehr kleine Brille mit Sportbügeln in Deiner Stärke, die Du dann zu solchen Aktionen aufsetzen kannst, hier passt die Gaschutzbrille drüber. Kontaktlinsen sind deshalb problematisch, weil sie beim Spülen der Augen leicht verloren gehen und sich das Zeug unter den Linsen festsetzen kann. Wenn Du Linsen trägst, nimm' eine Brille mit, so dass Du auch nach dem Einsatz von CN/CS noch was siehst.

Zum Schutz der Atemwege eignet sich natürlich am besten eine Atemmaske, entsprechende Einsätze halten das Aerosol zurück, müssen aber nach der darauf angegebenen Zeit unbedingt gewechselt werden. Vollmasken haben den Nachteil, dass Atmen nach kurzer Zeit sehr anstrengend wird. Trockene Halstücher sind auch geeignet, hierbei liegt die Betonung auf trocken, wenn das Tuch durch die Atemluft nach und nach immer feuchter wird, steigt die Konzentration des Kampfstoffes deutlich an, durch die Feuchtigkeit im Tuch merkst Du aber erst zu spät, wieviel Du wirklich eingeatmet hast. Wechsele deshalb unbedingt häufig das Tuch. Deine Haut schützt am besten wasserfeste Kleidung. Lederklamotten müssen ausreichend gefettet sein. Achte darauf, dass am Kragen nix reinlaufen kann, dieser feuchtwarme Hautkontakt mit CN/CS bewirkt nämlich grossflächige Reizungen.

Dein Gesicht solltest Du nicht eincremen, da CN fettlöslich ist und auf diese Weise vermutlich in die Haut eingelagert wird, durch einfaches Abspülen ist es dann jedenfalls nicht mehr zu entfernen.

Bevor Du die wichtigste Prävention beginnst, nämlich das Wegschleudern von Wurfkörpern aus dem Demobereich, stelle sicher, dass Du feste Handschuhe anhast, die Dinger werden nämlich sehr heiss.

Erste Hilfe

Die körperlichen Folgen nach CN- und CS-Einsätzen sind vielfältig, aber jede mögliche Auswirkung bedarf einer schnellen Erstversorgung, je länger diese Kampfstoffe auf den Körper einwirken, desto grösser ist die Gefahr akuter oder chronischer Schäden.

Bei sämtlichen Einwirkungen von Chemikalien (Säuren, Laugen, Reizstoff) ist Wasser das richtig Mittel der Erstversorgung. Nur durch anhaltendes Spülen lassen sich die jeweiligen Stoffe entfernen. Das kann lange dauern, die einzige Erfolgskontrolle ist dabei der Schmerz. Tritt er nach einiger Zeit wieder auf, so heisst das, dass noch Kampfstoffreste unter dem Augenlid geblieben sind, die Du nun erneut herauszuspülen versuchen musst. Nimm also keine schmerzstillenden Tropfen, da Du sonst gar nicht in der Lage bist, diese eventuellen Reste zu entdecken. Tritt der erneute Schmerz allerdings erst nach Stunden auf, ist hier vermutlich die Bindehaut verletzt oder entzündet, das sollte sich dann dringend jemand Fachkundiges angucken.

Von CN/CS an den Augen Getroffene haben vier Hauptsymptome: heftiger Schmerz, Tränenfluss, verkrampfte Augenlider und daraus resultierende Orientierungslosigkeit oder Panik. Wichtig ist also ruhiges aber bestimmtes Handeln.

Wie Du am besten -> Augen spülst, sollen Dir die Bilder auf diesen Seiten erklären.

Bei direkten Hauttreffern oder vollgesogener Kleidung müssen natürlich so schnell wie möglich die Klamotten runter und dann: Spülen bzw. Duschen, aber leider zuerst nur mit kaltem Wasser, da warmes Wasser die Durchblutung der Haut fördert und die Poren öffnet, und damit auch den Kampfstoffkristallen den Weg in Deinen Körper bereitet. Also erst dann warm duschen, wenn Du sicher sein kannst, dass sich keine CN/CS-Reste mehr tummeln. Wenn Du nach dem Duschen Rötungen oder Bläschenbildung an Dir bemerkst, solltest Du Dich baldigst in kompetente Hände begeben. Auch wenn der Weg zur nächsten Dusche noch weit ist, solltest Du versuchen aus den verseuchten Klamotten zu kommen, diese dann luftdicht in der Plastiktüte zu verpacken, in der Du Deine Ersatzkleidung wasserdicht verpackt hattest. Die dauernde Ausdünstung von CN/CS wird sonst nämlich (gerade in geschlossenen Räumen) eine anhaltende Kampfstoffaufnahme in die Atemwege bewirken. Im Auto also bitte Fenster auf.

Bei allen Formen von Atembeschwerden, Kratzen im Hals, Atemnot oder im schwersten Fall einem Lungenödem (Wasseransammlung in der Lunge) braucht Ihr vor allem erst einmal frische Luft. Leute mit Erkrankungen der Atemwege (Asthma oder Bronchitis) sollten sich so schnell wie möglich aus der Situation verabschieden und sich mit erhöhtem Oberkörper hinsetzen, um die Atmung zu erleichtern, aber auch andere sollten mit den Auswirkungen, auch wenn es "nur" ein leichter Husten ist, nicht spassen.

Vorsicht! Hier brauchst Du Hilfe.Der volle Wahn ist es aber, mitten im Getümmel zu bleiben, und sich von Zeit zu Zeit Asthmaspray einzuhelfen, damit kann es leicht zu lebensgefährlichen Atemwegserkrankungen kommen, bei denen der Einsatz dieser Mittel dann nicht mehr wirkt. Also Finger weg!

Die Besonderheit bei CS -Einsätzen ist, dass sich bei Getroffenen ganz schnell ein Gefühl von keine-Luft-mehr-bekommen einstellt und das häufig zur Panik führt. Deshalb bringe sie ganz schnell und bestimmt raus aus den Schwaden. Wenn sich keine weiteren Symptome einstellen (schwerer Husten, Asthmaanfall), so ist in frischer Luft bald wieder alles vorbei. Der zweite Unterschied zwischen CN und CS ist die verschieden ausgeprägte Übelkeit. CS hat deshalb auch den Beinamen Kotzgas bekommen. Bei CN gibt es nur gelegentlich, z.B. nach Verschlucken des Wasserwerferwassers oder Mace-Treffern in den Mund zu Unwohlsein, während CS relativ häufig schwere Magenkrämpfe verursacht. Normalerweise verschwinden Übelkeit und Krämpfe nach kurzer Zeit, falls nicht, ist mal wieder fachkundige Hilfe geboten.

Die Reaktionen auf Kampfstoffe sind von Mensch zu Mensch verschieden, schwerwiegende Folgen, wie beispielsweise ein Lungenödem können auch noch Tage später entstehen, abgesehen von Langzeitschäden wie Allergien, Bindehautschädigungen, Atemwegserkrankungen und Hautausschlägen.

Unsere Grenze liegt bei jedem Anzeichen, das über eine Nacht andauert, hier ist dringend die Ärztin gefordert.

Augen spülen
Augenspülen Schritt 1.
Nimm zum Augenspülen klares Wasser. Achte darauf, dass Du keine Behälter mit spitzen Ausgängen benutzt, damit Du keine Augenverletzungen verursachst. Öffne das Auge mit den Fingern einer Hand (manchmal musst Du dafür eine Freundin um Hilfe bitten!).
Augenspülen Schritt 2.
Lege den Kopf der Verletzten so zurück, dass Du gut an die Augen herankommst. Halte ihren Kopf schief, damit das Wasser nicht das Tränengas von einem Auge in das andere spült. Stelle Dich zum Augenspülen am besten hinter die Verletzte.
Augenspülen Schritt 3.


Spüle jetzt das Auge ohne Druck von der Nasenwurzel her nach aussen. Du musst so lange spülen, bis der Schmerz bei der Verletzten aufhört. In einigen Fällen brauchst Du dafür sehr viel Wasser.

[ <- zurück blättern | weiter blättern -> ]