Wir dokumentieren...
Dienstag, 4.3. 01:00 Uhr
01:00 Uhr Der Transportzug ist in Dannenberg am Verladekran eingetroffen, er soll im Laufe des Tages umgeladen werden.
08.30 Verladekran/Dannenberg: Der Verladevorgang hat noch nicht begonnen. Zur Zeit wird noch rangiert.
08.45 Meldung: Die Nordroute (über Quickborn/ Langendorf) ist auf der Strecke von Abzweig B 191/ Quickborn bis Kacherien beinahe lückenlos durch Polizeifahrzeuge gesichert (alle 20 Meter ein Fahrzeug). Vermutung, daß die Polizei sich auf die Nordroute festlegen wird.
09.30 Pudripp: Zivilbeamter bedroht Frau mit Pistole. Ein Zivilfahrzeug der Polizei ist in eine Sitzblockade mit ca. 30 Menschen hineingefahren. Dabei ist eine Frau mit einem Stuhl umgestürzt. als Umstehende den Fahrer dazu aufforderten, seinen Ausweis zu zeigen, zieht dieser eine Pistole. Die Frau wird Anzeige erstatten.
09.40 Der erste Castor ist umgeladen. Dauer des Vorgangs: ca. eine Stunde.
09.55 Eine Hundertschaft fährt nach Pudripp. Eine angebliche Räumung wurde nicht bestätigt.
Bericht von Paramedics (Sanitäter aus Hamburg, die seit Freitag mit drei Rettungsfahrzeugen vor Ort sind): Quickborn : ein mittelschwer Verletzter mit Thorax-Prellung, ein Schwerverletzter mit Verdacht auf Halswirbelfraktur. Beide befinden sich im Krankenhaus. Neetzendorf: Eine Leichtverletzte durch Handabschnüren durch Plastikhandschellen der Polizei. Dahlenburg: Die beiden Angeketteten wurden auf Unterkühlung behandelt. (Dies ist nur eineGruppe von Sanitätern !)
Bericht eines Anwohners aus Seybruch: Am Abend des 3.2. wurde Christian Nelius (über 80 Jahre) von der Polizei daran gehindert, sein Haus zu verlassen. Die Polizei gab für diese Maßnahme keine Begründung. Christian Nelius wird gegen diesen Vorfall juristisch vorgehen, er ist bereit, der Presseöffentlichkeit seine Erlebnisse mitzuteilen.
11.10 Der dritte Castor wird verladen.
Ermittlungsausschuß: Zusammenfassung vom Montag, 3.März: Insgesamt 82 Ingewahrsamnahmen. 43mal Vorwurf "Eingriff in den Schienenverkehr, d.h. Sitz- oder Stehblockaden, Ankett- und Einbetonieraktionen. Vereinzelt Schotterwühlen und Holzbarrikaden. Neunmal(nach PKW- Durchsuchung) wegen Besitz von Seilen, Silvesterknallern und Leuchtspurmunition. Siebenmal wegen Vorwurf Landfriedensbruch, Verstoß gegen das Versammlungsgesetz. 23mal konnte die Polizei keine Gründe für die Festnahme angeben bzw. wurde der Vorwurf fallengelassen. Insgesamt: Massive Medienbehinderung, unverhältnismäßige Einsätze hauptsächlich durch Magdeburger Einheiten. Behinderung der Anwälte in Neu Tramm.
11.30 90 Polizeifahrzeuge und ein Wasserwerfer fahren los Richtung Quickborn, einige Minuten später eine weitere Hundertschaft und zwei Wasserwerfer
12.05 Messung der Gammastrahlung der Behälter aus 21 Meter Entfernung übertrifft alle Grenzwerte (Robin Wood, Radiomeldung)
13.00 In Bremen versuchen Schülerinnen und Schüler, das Rathaus zu stürmen, was leider aber eher hoffnungslos aussieht..(Radiomeldung)
13.00 Im Wald in Langendorf sind ca. 200-300 Leute von Bullen eingekesselt. Insgesamt sind wohl ca. 800 DemonstrantInnen in der Gegend unterwegs. Da sich der Kessel ausserhalb der 50-Meter-Grenze (Demoverbots-Grenze) befand, war er illegal.
13.15 Es fahren drei Gefangenentransporte und zwei weitere Hundertschaften zum Kessel in Langendorf.
ca. 13.40 Die Polizei kündigt an, alle Menschen im Langendorfer Kessel in Gewahrsam zu nehmen, und fägt auch damit an.
14.42 Ein Krankenwagen der Sanigruppe ParaMedic, der auf dem Weg zu Verletzten in Kaltendorf ist, wird von einer Polizeisonderdiensttruppe aus Essen gestoppt und an der Weiterfahrt gehindert. Kennzeichen des Polizeieinsatzfahrzeugs: E - 356.
Meldung aus Hanau. Heute Morgen fand dort eine Kundgebung von 400 SchülerInnen statt.
14.57 Himmel über Dannenberg: Ein Paraglider wird von Polizeihubschrauber verfolgt.
15.20 Pölitz, Zweihundert TeilnehmerInnen einer Straßenblockade werden von der Polizei unter Knüppeleinsatz geräumt.
ca. 15.30 Nach Verhandlungen mit der Polizei beschließt diese, die Eingekesselten einzeln herauszunehmen, und eine erkennungsdienstliche Be- handlung an ihnen vorzunehmen (Personalien, Videoaufnahmen). Danach bekommen sie einen Platzverweis und müssen gehen. Das soll auch für die DemonstrantInnen gelten, die keine gültigen Personalien vorweisen kön- nen ( wenn die Polizei sich an die Abmachungen hät ...).
16.00 Kacherien.Noch hundert Leute im Kessel.
vor dem Transport gemennene natuerliche Strahlung : 0.07 - 0.08 mSv/h nach deutschen Strahlenschutzrichtlinien : 370 mSv/h nach internationalen Richtlinien : 660 mSv/h nach Kuni : 8.9000 mSv/h Angaben de Betreiber : 20-70 mSv/hPresserklärung von Roobin Wood.
17.25 Bericht des Ermittlungsausschusses: 100 Ingewahrsamnahmen insgesamt, davon 50 aus dem Quickborner Kessel. Insgesamt 150 ED-Behandlungen. Bei der friedlichen Sitzblockade in Pölitz wurden 28 Leute gefesselt und 45 Minuten auf der Straße sitzen gelassen. Dann vermutlich in die Kaserne im Zwischenlager "verbracht". Platzverweise wurden 27 mal ausgesprochen, davon einer für einen Krankenwagen mit Arzt.
17.30 450 Menschen fröhnen der Kultur im Pölitzer Camp.
17.30 In Hamburg demonstrieren ca. 500 Menschen gegen den Castor-Transport. Viele fahren danach noch ins Wendland.
17.45 Bericht von PARAMEDIC (Rettungssanitäter aus Hamburg) über die Vorfälle am Nachmittag: Ein Arzt aus Herford sitzt im Rettungswagen und sieht einen Festgenommenen am Boden liegen. Als er zu ihm hingehen will, wird er mit körperlicher Gewalt zurückgedrängt. Arzt und Fahrer werden rüde und mit üblen Beschimpfungen von der Polizei bis zum Rettungswagen zurückgedrä. Die Polizei (Duisburg) droht damit, sie ihn Gewahrsam zu nehmen.
Eine Ärztin steht mit zwei Rettungswagen vor der Kirche in Langendorf, als sie ein Notruf von Pastor Malitius erreicht. Die beiden Autos fahren zum Einsatzort, das erste mit Blaulicht. Am Abbieger Langendorf/Brandleben werden sie von einem Sondereinsatzdienst aus Essen (Leitung Herr Jansen) nicht durchgelassen. Begründung: es gäbe keinen Notfall. Nach viertelstündiger Verhandlung darf die Ärztin mit ihrem Koffer und einem Polizeiwagen in den Kessel. Als sie nach einer Stunde vor Ort eintrifft, ist die Verletzte (Augenverletzung) inzwischen mit einem Privat-PKW abtransportiert worden. Herr Jansen spricht bei dieser Gelegenheit einen Platzverweis für die Besetzung des Krankenwagen und die Strecke Quickborn/Grippel aus. Androhung, die Fahrzeuge bei Zuwiderhandlung zu beschlagnahmen. Begründung: keine.
18.20 Bericht eines Journalisten vom Kessel in Quickborn. Als er zusammen mit anderen MedienvertreterInnen eintraf, erließ die Polizei ein Fotografieverbot. Während die JournalistInnen in Autos auf die gründliche Überprüfung ihrer Presseausweise warten mußten, wurden sie selbst durch einen Doku-Trupp der Polizei gefilmt. Als die JournalistInnen gegen das Filmen protestieren, wurde ihnen von der Thühringer Polizei gesagt, dies sei eine polizeiliche Aktion. Zitat: "Dann dürfen wir alles.".
19.30 Dannenberg/Verladekran 19.30 Uhr. Die Sitzblockade vor dem Verladekran in Dannenberg besteht zur Zeit aus ca.4000 - 5000 Menschen. Ständig kommen weitere Menschen hinzu. Wie der Einsatzleiter vor Ort im Gespräch erklärte, will die Polizei noch währennd der Nacht mit der Räumung beginnen. Vorgegebener Grund für die Räumung bei Dunkelheit: nachts seien keine Kinder dabei. Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow- Dannenberg e.V. vermutet dagegen, daß die Polizei den Rämungstermin in die Nacht verlegen will, um die Berichterstattung durch die vor Ort anwesenden Medienvertreter zu erschweren. Schon den ganzen Tag über haben Einsatzkräfte der Polizei Journalisten bei ihrer Arbeit behindert. ( aus einer Presseerklärung der BI Lüchow- Dannenberg )
19.30Neu-Tramm/Dannenberg. 90 Demonstrantinnen wurden heute nachmittag bei Kacherien unter dem Vorwurf des Landfriedensbruches nach StGB festgenommen. Die Männer und Frauen wurden gefesselt und in Gefangenentraspor ter in die ehemalige Kaserne Neu-Tramm gebracht. Obwohl die Polizei sich nicht in der Lage sieht, die strafrechtlichen Vorwürfe aufrecht zu erhalten, sollen die Demonstrantinnen weiter in Gewahrsam bleiben. Zur Zeit werden die Demonstrantinnen dem Haftrichter vorgefürt, der die Freiheitsentziehung bestätigen soll. Paradoxerweise wird bei der vorgeschriebenen Einzelfallprüfung nun das NGefAG herangezogen. Pauschale Begründung : der Einzelfall besteh darin, daß sich die Festgenommenen in einer Menge befunden hätten - gemeinschaftlich habe man sich auf die Verbotszone zubewegt. " Eine nachträgliche Änderung der Rechtsgrundlage für die Ingewahrsamnahme ist ohne Änderung der Beweislage völlig unzulässig" erklärte Rechtsanwalt Dieter Magsam. Obwohl der Polizei Anwaltsvollmachten vorliegen, verweigert sie den Anwäten den Kontakt mit den Festgenommenen. Der Haftrichter ist telefonisch nicht erreichbar - der Kontakt ist nur über die Polizei herzustellen. Die Anwäte erwägen eine Anzeige wegen Freiheitsberaubung gegen den verantwortlichen Einsatzleiter Lehne.
23.15Quickborn.Ca. 300 Leute versuchen auf die Transportstrecke zu gelangen,was jedoch nicht gelingt.Es gibt keine Festnahmen.Gleichzeitig versucht eine Kolonne Trecker, ebenfalls auf die Transportstrecke zu gelangen, was jedoch auch nicht gelingt.
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