GRENZCAMP 2001   FRANKFURT/M AIRPORT

 
4. antirassistisches Grenzcamp vom 27. Juli bis 5. August 2001 beim Flughafen Frankfurt/Main
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Flüchtlingspolitik: Gedenktafel für Opfer von Abschiebung

Bündnis demonstrierte auf Frankfurter Flughafen
von Thomas Klein - - 22.07.2001 11:45

Neues Deutschland 29.05.01

Am Samstag erinnerten etwa 300 Menschen im Frankfurter Flughafen an die »Todesopfer einer mörderischen Abschiebepolitik«. Ein Bündnis verschiedener Gruppen aus dem Rhein-Main-Gebiet brachte eine Gedenktafel an.

Nachdem Verhandlungen mit dem Flughafenbetreiber, der Fraport AG, nicht das gewünschte Ziel hatten, schritten Vertreter des Bündnisses selbst zur Tat und befestigten eine Gedenktafel am Eingang des Flughafens. Im Vorfeld der Kundgebung hatte es noch Bemühungen von Seiten des Flughafenbetreibers gegeben, die Aktion in vorgegebene Bahnen zu lenken. Man sei mit der »temporären Anbringung einer Gedenktafel« einverstanden, so die Fraport in einem am Donnertstag unterbreiteten Angebot an das Bündnis gegen Abschiebungen Rhein-Main. Allerdings dürfe die Tafel nur einen Tag im Eingangsbereich des Terminals 1 hängen bleiben. Und die zu einer Demonstration aufrufenden Gruppen sollten dafür sorgen, dass es nicht, wie im Dezember letzten Jahres und vor einigen Wochen noch einmal, zu einer Demonstration durch das Flughafengebäude komme.

Genau dazu kam es aber am Samstag. Während starke Polizeipräsenz die Ankunft der Protestierenden im Terminal 1, Bereich A erwartete, wurden die Abschiebungsgegner kurzfristig von den Veranstaltern in den Bereich B gelotst. Hier fand zunächst eine kurze Auftaktkundgebung statt, auf der der im Komitee für Grundrechte und Demokratie sich engagierende Friedensforscher Andreas Buro auf den Zusammenhang von Konflikt anheizenden Waffenlieferungen und Zerstörung, Krieg und Flucht hinwies: »Liefern nicht die Länder der EU Finanzen und Waffen für die blutigen Kriege in vielen Ländern? Die vielen Kurden, die aus dem Nord-Irak und aus der Türkei kommen« seien auch Ausdruck »unserer Unterstützung der Unterdrückungspolitik: Aus Deutschland kamen z.B. das Giftgas nach Nord-Irak und die NVA-Waffen in die Türkei.« Zu erinnern sei auch an die Eingriffe auf dem Balkan und die zwei Weltkriege.

»Wären wir weiser geworden aus unseren eigenen Fehlern, würden wir mit den Flüchtlingen mitleiden, ihre Ängste und Nöte begreifen und sie nicht wie Feinde behandeln, die wir möglichst effizient von unserem Land fernhalten oder entfernen wollen.« Helga Dieter von der Initiative »Courage gegen Rassismus« erinnerte an das Internierungslager für Asylbewerber am Flughafen; es sei eine »rassistische Idee«, so Dieter, Menschen, die vor den Kriegsgräueln aus Jugoslawien, vor dem Gewaltregime Saddam Husseins und vor dem Terror der Taliban in Afghanistan geflüchtet seien, »gleich nach ihrer Ankunft in ein Gefängnis zu stecken«.

Dem Aufruf, nach der kurzen Kundgebung gemeinsam zum »verbotenen« Bereich A zu laufen, folgten alle Anwesenden. Die zahlreich anwesenden Polizeibeamten und Sicherheitsleute schritten nicht ein. Nach einer weiteren Kundgebung wurde die Gedenktafel im Eingang des Terminals angebracht. Sie erinnert an Kola Bankole und Aamir Ageeb, »die während ihrer Abschiebung beim Abflug von Frankfurt/Main in Lufthansamaschinen durch Beamte des Bundegrenzschutzes gewaltsam zu Tode gebracht wurden« und an Naimah Hadjar, »die sich am 238. Tag ihrer Abschiebehaft aus Angst vor der Abschiebung im Internierungslager am Frankfurter Flughafen das Leben nahm«. Unter der Tafel legten zahlreiche Menschen Blumen ab.

Hagen Kopp, Sprecher des Bündnisses, erklärte, man werde es sich, solange eine mörderische Abschiebungspolitik an der Tagesordnung bleibe, auch zukünftig nicht nehmen lassen, derartige Aktionen durchzuführen. Mit oder ohne Einverständnis der Fraport. Spätestens Ende Juli, wenn in der Nähe des Frankfurter Flughafens das 4. Antirassistische Grenzcamp stattfinde, werde auch der Flughafen wieder Anlaufstelle für Proteste gegen die herrschende Asyl- und Flüchtlingspolitik sein.