GRENZCAMP 2001   FRANKFURT/M AIRPORT

 
4. antirassistisches Grenzcamp vom 27. Juli bis 5. August 2001 beim Flughafen Frankfurt/Main
      programm  -  anreise  -  kontakt  

      
        auto TRANSLATE  
       
english


        THEMEN  



        SUCHE  


        LINKS  
internationale Grenzcamps 2001
deportation.class
'kein mensch ist illegal' in der BRD...
... und international
Karawane für die Rechte der Flühtlinge und MigrantInnen
Kampagne gegen die Residenzpflicht
Gegen Abschiebehaft
Grenzcamp 2000
Grenzcamp 1999
D.I.R. Marburg - Nachrichten-Pool gegen Rassismus
kmii - News
Nadir - Themenseite Antirassismus
 

 
Antirassismus am Flughafen

Noch mit kurzer »Tradition«, aber ein Ort wichtiger Erfahrungen: antirassistische Grenzcamps.
von Paul Nagel - - 22.07.2001 12:29

junge Welt 18.07.2001

Die antirassistischen Grenzcamps als Erfolgsgeschichte zu bezeichnen, ist vielleicht verfrüht. Gemessen an den Befürchtungen und den schwierigen Bedingungen, unter denen sie zum Teil stattfanden, fällt die Bilanz jedoch insgesamt positiv aus.

Vor dem ersten Grenzcamp, das 1998 im sächsischen Rothenburg bei Görlitz an der deutsch-polnischen Grenze stattfand, äußerten viele Zweifel, ob es gelingen würde, die eigenen Inhalte in die Öffentlichkeit zu bringen. Doch sowohl Teilnehmerzahl als die Tatsache, daß es immer wieder gelang, mit öffentlichkeitswirksamen und phantasievollen Aktionen auf das Thema »Festung Europa« aufmerksam zu machen und die rassistische »Normalität« mit ihren Kontrollen, Abschiebungen, Internierungslagern anzuprangern, zerstreuten schnell die Sorgen.

Im Lauf der Jahre vollzog sich ein Wandel. So hatte schon das zweite Camp in Zittau 1999 durchaus den Charakter einer »Wald- und Wiesenuni«. Neben gezielten Aktionen trat das in den Vordergrund, was die diesjährige Vorbereitungsgruppe eine »Verdichtung von Auseinandersetzungen« nennt. Debatten, nicht nur über Rassismus und Ausgrenzung, sondern auch über Sexismus und Ansätze linker Theorie und Praxis bestimmten zunehmend das Bild. Im brandenburgischen Forst, wo im vergangenen Jahr das Camp stattfand, wurden diese Themen endgültig zentraler Bestandteil. Wie üblich bei linken Treffen gab es natürlich auch jede Menge »völlig nervige Debatten«, wie es eine Teilnehmerin des Camps in Forst ausdrückt.

Aber auch hier ziehen die Veranstalter ein insgesamt positives Resümee: Die Auseinandersetzungen hätten das Camp auch spannend gemacht. Schließlich trage die Heterogenität von verschiedenen Altersgruppen, politischen Herkünften und politischen Verortungen dazu bei, daß ein seltener »Mikrokosmos« entstehe. Ein weiterer erfreulicher Aspekt der Camps: In Zittau stieß die afrikanische Flüchtlingsorganisation »The Voice« dazu. In der Folge entstand eine intensive Zusammenarbeit mit Flüchtlingen.

Auch in diesem Jahr haben »The Voice« und andere Gruppen erneut ihre Teilnahme am Camp zugesagt. Das findet diesmal nicht an der deutschen Ostgrenze, sondern tief im Landesinnern statt: Vom 27. Juli bis zum 5. August wird in der Nähe des Frankfurter Rhein-Main-Flughafens gezeltet.

Nach drei Aktionscamps an den deutschen Außengrenzen zu Polen und Tschechien sei Frankfurt am Main bzw. der Rhein-Main-Flughafen ein »Austragungsort«, an dem man auf die inneren Grenzen des nationalen und europäischen Grenzregimes aufmerksam machen könne, so die Organisatoren. Mit dem exterritorialen Internierungslager für Flüchtlinge, dem Flughafenverfahren und seiner traurigen Berühmtheit als Deutschlands Abschiebeflughafen Nummer eins sei der Airport auf jeden Fall ein geeigneter Ort für antirassistisches Engagement. Er präsentiere sich gern als weltoffener Ort globaler Mobilität, und an diesem Image gelte es zu kratzen.

Ähnliches lasse sich über die Stadt Frankfurt sagen: Auch hier stehe dem Bild der multikulturellen Metropole eine andere Realität gegenüber. Migranten seien gezielten Paßkontrollen und Platzverweisen »aufgrund dunkler Hautfarbe«, Mißhandlungen durch Polizeibeamte und Sicherheitspersonal, schikanöser Behandlung durch Sozial-, Arbeits- und Ausländerbehörden ausgesetzt, so die Vorbereitungsgruppe. Ganze Migrantengruppen würden als kriminell veranlagt denunziert. Mit den Aktionen in Frankfurt müßten der offiziellen Sicherheitsdebatte Vorstellungen von einem gemeinsamen Leben ohne Ausgrenzung entgegengehalten werden.

Während der vergangenen Jahre haben die Grenzcamper die Erfahrung machen müssen, daß antirassistische Einmischung von den lokalen Autoritäten nicht erwünscht ist und entsprechend behindert wird. Im Rhein-Main-Gebiet sieht es nicht anders aus. Auch hier gibt es die schon bekannten Schwierigkeiten, einen geeigneten Platz anzumieten. Aus diesem Grund versuchen die Organisatoren mit einer Unterschriftensammlung, einen Platz in der an den Flughafen angrenzenden Gemeinde Kelsterbach zu erstreiten.

*** Unterstützungserklärungen für das Grenzcamp können an das Dritte-Welt-Haus in 60487 Frankfurt/Main, Falkstr. 74, oder an die E-Mail-Adresse  kmii-rm@gmx.de geschickt werden