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4. antirassistisches Grenzcamp vom 27. Juli bis 5. August 2001 beim Flughafen Frankfurt/Main
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Hausangestellte in Deutschland

Überlebensstrategien von Migrantinnen
von campzeitung - - 25.07.2001 01:01

Arbeitsverhältnisse von Migrantinnen in privaten Haushalten sind quasi feudalistisch. So das europäische Netzwerk der "migrant domestic worker" RESPECT. Wesentlich dafür ist die fehlende rechtliche Absicherung. Aktuell werden in der Europäischen Union die Beziehungen zwischen Staaten, sozialen Klassen, den Geschlechtern und Menschen mit oder ohne EU-Pass neu
definiert. Dabei entstehen neue Migrationsmuster, auch in
geschlechtsspezifischer Hinsicht.

Beispielhaft dafür ist die Arbeitsmigration von Frauen in den Haushaltssektor. Frauen migrieren verstärkt nach Deutschland und andere EU-Länder, um in privaten Haushalten zu arbeiten. Sie sind tätig als Pflegekräfte, Haushaltshilfen, Kinder- oder Dienstmädchen. So hat sich neben der Prostitution, der Gastronomie und der Landwirtschaft ein weiterer wichtiger Arbeitsmarkt für Migrantinnen gebildet. In Deutschland kommen die Frauen vor allem aus Osteuropa. Die in privaten Haushalten tätigen Frauen sind oft vollständig abhängig von ihren ArbeitgeberInnen auf grund des fehlenden oder prekären Aufenthaltstatus. Dementsprechend wehren sie sich selten gegen geringe Löhne, die nach Schätzungen bei 4 bis 8,-- DM liegen, den uferlose Arbeitszeiten von bis zu 14 Stunden am Tag oder demütigende Behandlungen, die von kleinen arbeitsbezogenen Gängeleien bis zu sexueller Gewalt
reichen.

Für Migrantinnen ohne EU-Pass bestehen zur Einreise in erster
Linie zwei Möglichkeiten: 1. per Touristenvisum, das drei Monate gültig ist und nicht den Besitz einer Arbeitserlaubnis ermöglicht. 2. als Au pair mit einer daran gebundenen Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis für ein Jahr. Letzteres ist zur Zeit ein häufig gewählter Weg von osteuropäischen Migrantinnen, die sich über eine Beschäftigung in einem deutschen Haushalt ihre Existenz sichern wollen. Beiden Migrationsstrategien ist gemeinsam, dass sie langfristig nicht einen gesicherten Status mit Arbeitserlaubnis
herbeiführen. Dies treibt viele Frauen in die Illegalität.Die oft hohe
Qualifikation der Frauen führt vor Augen, wie sich in den verschiedenen osteuropäischen Ländern der Übergang zur Marktwirtschaft auswirkte. Bei der Umwandlung von staatseigenen Betrieben zu Aktiengesellschaften verloren viele qualifizierte Frauen ihre Stellen. Jüngere Frauen mit Hochschulabschluss oder vergleichbaren Ausbildungen sehen für sich keine Chance auf dem Arbeitsmarkt in ihrem Herkunftsland. Andere halten die Tätigkeit als Au pair-Mädchen für eine attraktive Alternative, da ihr Taschengeld von etwa DM 400,- dem Lehrerinnengehalt in ihrem Herkunftsland
entspricht.

Die Ausweitung des Arbeitsmarkts für Hausangestellte in Deutschland hängt mit seiner generellen Umstrukturierung zusammen. Mit den Forderungen der deutschen Frauenbewegung und neuem Arbeitskräftebedarf nahm die Berufstätigkeit von Frauen zu. Zugleich fehlten staatlich garantierte Entlastungen für Hausarbeit und Kindererziehung oder wurden - wie in Ostdeutschland - abgebaut. Zudem fand keine relevante Umverteilung dieser Arbeiten von Frauen zu Männern statt. Die Hausarbeit wurde in der Folge meist stundenweise beschäftigten und niedrigentlohnten Haushaltshilfen aufgetragen.

Schon in den siebziger Jahren entwickelte sich dieser Bereich zu einem typischen Arbeitsfeld von Migrantinnen, die aufgrund rassistischer Einstellungspolitik kaum andere Arbeitsmöglichkeit
hatten. Unter diesen Bedingungen machten und machen bis heute viele Frauen und Männer mit deutschem Pass ihre Karriere auf Kosten einer in ihrem Haushalt beschäftigten Migrantin. Zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Migrantinnen, die in Privathaushalten tätig sind, fordern RESPECT und andere Organisationen vor allem einen vom Arbeitgeber unabhängigen Aufenthaltsstatus und die Garantie von
ArbeitnehmerInnenrechten.