Antirassismus: Grenzcamp notfalls auf besetztem Platz
Vielfältige Aktionen in der Campwoche vom 27. Juli bis 4. August
von Thomas Klein -
- 26.07.2001 20:44
Neues Deutschland 24.07.01
Bisher konnte zwar noch kein Platz für das 4. antirassistische Camp in Frankfurt (Main) angemietet werden; die Vorbereitungsgruppe erwartet dennoch eine Rekordbeteiligung.
Mit bis zu 1000 Teilnehmern, so die Einschätzung der Gruppe im Vorfeld, werde das diesjährige Camp größer als die drei vorherigen. Doch wie in den Jahren zuvor ist auch diesmal bis kurz vor Beginn des antirassistischen Grenzcamps, das ab dem 27.Juli in unmittelbarer Nähe des Frankfurter Flughafens stattfinden soll, noch unklar, wo die Teilnehmer ihre Zelte aufschlagen werden. Die Organisatoren vom bundesweiten Netzwerkes »kein mensch ist illegal« zeigen sich entschlossen, notfalls ein geeignetes Gelände bei der Flughafenanrainer-Gemeinde Kelsterbach eigenständig in Besitz zu nehmen. Nachdem ihre Bemühungen zur Anmietung möglicher Grundstücke bisher gescheitert ist, und wie in den vergangenen Jahren Grundstückseigentümer keine Bereitschaft für einen Vertragsabschluss gezeigt hätten, müsse notfalls auf altbewährte Mittel, sprich eine Platzbesetzung, zurückgegriffen werden. »Keiner kann uns hindern, unsere Anliegen in die Öffentlichkeit zu tragen. Wir werden anreisen und auf einem geeigneten Platz unsere Zelte aufschlagen«, erklärt die Mitorganisatorin Rosa Kemper gegenüber dem ND. Schließlich habe ein solches Vorgehen bereits in den vergangenen Jahren zum Erfolg geführt, als lokale Autoritäten in Ostdeutschland das antirassistische Camp als »Störung der Friedhofsruhe« empfunden hätten.
Außerdem kündigten die Aktivisten bereits im Vorfeld vielfältige Aktionen an. Eingeleitet wird die Aktionswoche am 28.Juli mit drei Fahrrad-Korsi durch südhessische Gemeinden zu einer Auftaktkundgebung am Frankfurter Römer. Die Aktivitäten gegen Abschiebungen, »am deutschen Abschiebe-Airport Nr. 1«, so die Vorbereitungsgruppe zu den Gründen für ein Grenzcamp am Rhein-Main-Flughafen, beginnen am 29.Juli mit einem klassischen Konzert im Flughafenterminal. Gegen Überwachung, Kontrollen und Razzien wird am 1.August zu dezentralen Aktionen in die Frankfurter Innenstadt mobilisiert. Mit Ausstellungen, Installationen, Veranstaltungen, Theater und Kundgebungen wollen sich die Campteilnehmer »unter der Woche im gesamten Rhein-Main-Gebiet vorstellen«. Weiterhin soll ein Hearing zu Menschenrechtsverletzungen auf Flughäfen mit internationaler Beteiligung am 3.August im Airport Center des Flughafens stattfinden. Als Höhepunkt ist eine überregionale Demonstration und Belagerung des Internierungslagers im Flughafen am 4.August vorgesehen. Mit der Teilnahme am Sonntagsspaziergang in Mörfelden-Walldorf gegen den Flughafenausbau wird das vierte antirassistische Grenzcamp seinen Abschluss finden.
Daneben soll auch zu aktuellen politischen Fragen spontan interveniert werden. So setzen sich die Organisatoren schon einmal mit der von der Wirtschaft und der rot-grünen Bundesregierung angestoßenen Debatte über Einwanderung kritisch auseinander. Die von der Einwanderungskommission unter Rita Süssmuth präsentierten Vorschläge müssten als rassistisch abgelehnt werden, denn diese »schreiben Ausgrenzung nach Nützlichkeitskriterien in Gesetzesform fest«.
Weitere Informationen im Internet:
www.aktivgegenabschiebung.de/camp01 und www.nadir.org/camp01.