Grenzcamp gegen Abschiebepraxis am Flughafen nahe Raunheim
von bri -
- 26.07.2001 20:47
Darmstädter Echo 25.7.2001
KELSTERBACH. Zwischen 500 und 1000 Teilnehmer aus allen Teilen Deutschlands erwarten die Veranstalter des "vierten antirassistischen Grenzcamps" der Initiative "Kein Mensch ist illegal", das vom kommenden Wochenende an in der Nähe des Hofguts Klaraberg zwischen Raunheim und Kelsterbach stattfinden wird. Die Träger des Camps hatten den Standort mit der Hoechst-Tochter Immobilien-Areatis ausgehandelt, die allerdings eine höhere Kaution verlangt.
Das Programm des Camps umfasst Informations- und Diskussionsveranstaltungen zur Asyl- und Migrationspolitik, Aktionen gegen rassistische Kontrollen, Razzien und Überwachung, ein internationales Hearing gegen Internierung und Abschiebung am Flughafen unter dem Titel "Tod im Transit", Filme und ein Campradio mit dem Motto "Spiel ohne Grenzen" und eine überregionale Abschlussdemonstration am Flughafenterminal.
Ein Sprecher der Rüsselsheimer Unterstützerinitiative, Matthias Schäfer, verdeutlichte gestern bei einer Pressekonferenz vor dem Ordnungsamt der Stadt Rüsselsheim, die gleichzeitig demonstrativen Charakter hatte, die Zielsetzungen des Camps. Es richtet sich vor allem gegen die Abschiebepraxis und das Internierungslager am Frankfurter Flughafen, was in vielen Fällen zu lang anhaltenden psychischen Schäden bei den betroffenen Flüchtlingen führe. Ein anderer Sprecher der Unterstützerinitiative kritisierte in diesem Zusammenhang scharf die rot-grüne Bundesregierung. Sie habe ihr Versprechen, diese menschenunwürdige Praxis abzuschaffen, nicht nur nicht erfüllt, sondern zugelassen, dass sich die Repressalien noch verschärft hätten. Auch die Ministerin für Entwicklungshilfe, Heidemarie Wieczorek-Zeul, müsse sich fragen lassen, ob sie noch zu ihrem Wort stehe, die Praktiken auf dem Flughafen abschaffen zu wollen.
Matthias Schäfer wandte sich entschieden gegen Presseberichte, die den Eindruk suggerierten, als stünden im Zusammenhang mit dem Grenzcamp gewalttätige Auseinandersetzungen bevor. Geplant seien vielmehr friedliche politische Demonstrationen.
Die ersten antirassistischen Grenzcamps hatten an den Grenzen zu osteuropäischen Nachbarländern stattgefunden. Jetzt geht es den Initiatoren um innere Grenzen. Sie wenden sich, wie eine Sprecherin gestern erklärte, auch gegen die Aufenthaltseinschränkungen für Flüchtlinge und Asylbewerber.