Kooperation statt Konfrontation
Polizei will sich zurückhalten, ist aber auf alles vorbereitet
von etz -
- 26.07.2001 20:51
Darmstädter Echo 25.7.2001
KELSTERBACH. Auf Kooperation statt auf Konfrontation setzt die Polizei beim Umgang mit dem einwöchigen Grenzcamp, das am Freitag am Kelsterbacher Mainufer in Höhe des Hofgutes Klaraberg beginnen soll. Primär solle dabei das Demonstrationsrecht als Grundrecht geschützt werden, hieß es gestern von Seiten der Polizei. Auf Konflikte sind die Beamten dennoch vorbereitet. Bei den drei bisherigen Grenzcamps, die alle an der Grenze zu Polen in wenig besiedelten Gebieten stattgefunden haben, sei es immer zu Zwischenfällen gekommen. Das Grenzcamp am Flughafen ist das erste im dicht besiedelten Ballungsraum.
Den Veranstaltern des Camps attestiert die Polizei bisher aber einen deutlichen Willen zur Kooperation. Von einer homogenen Struktur der von der Polizei erwarteten rund 600 Teilnehmer könne aber nicht ausgegangen werden. Übergriffe und gewalttätige Aktionen Einzelner seien sowohl aus den Veranstaltungen des Grenzcamps heraus als auch bei bewusst zeitgleich angesetzten anderen Veranstaltungen möglich.
Bemühungen der Deeskalation schon im Vorfeld gibt es aber offensichtlich von beiden Seiten. So haben Veranstalter und Polizei gegenseitig Ansprechpartner genannt, die bei Konfliktsituationen vermittelnd eingreifen sollen.
Belastet wird die Situation zwischen den Demonstranten und der Polizei allerdings durch die Vorfälle am Rande des Weltwirtschaftsgipfels in Genua. Nach dem harten Vorgehen der italienischen Polizei herrsche bei den Demonstranten aus dem linken Spektrum eine allgemeine Wut auf die Ordnungskräfte vor, hat die Polizei beobachtet. Dies sei auch bei einer Demonstration in Frankfurt am Montagabend, bei der auch Rückkehrer aus Genua dabei waren, zu spüren gewesen.
Die Linie der Polizei, sich bis auf weiteres im Hintergrund zu halten, wird offensichtlich dadurch erleichtert, dass ein möglicher Rechtsbruch schon zu Beginn der Veranstaltung wohl nicht stattfindet.
Der Abschluss eines regulären Mietvertrages für das Gelände zwischen den Grenzcamp-Veranstaltern und der Firma Areatis galt gestern Nachmittag nämlich als wahrscheinlich. Die im Internet angekündigte mögliche Besetzung eines Lagerplatzes muss also wohl gar nicht erst stattfinden