Theatergruppe weiter in Haft
Proteste in Österreich, Ermittlungen gegen Polizei in Genua
von APA, simo -
- 26.07.2001 20:56
DER STANDARD 25. Juli 2001
Wien/Genua - 17 österreichische "Globalisierungsgegner", die nach dem G-8-Gipfel in Genua am Sonntagabend festgenommen wurden, waren Dienstag weiterhin in Italien in Haft. Ihnen wird Sachbeschädigung und Plünderung vorgeworfen. Im Außenministerium hieß es, die Entscheidung über Einleitung eines Verfahrens, Freilassung oder Abschiebung werde stündlich erwartet. Zehn Männer befinden sich in der Haftanstalt Alessandria in Genua, sieben Frauen in Voghera.
Die Festgenommenen gehören zu einer Theatergruppe namens "Volxtheater Kulturkarawane", die unter anderem am Wiener Institut für Theaterwissenschaften entstanden ist. Unter dem Motto "No border, no nation" veranstalten die künstlerischen Aktivisten nach eigenen Angaben einen Zug durch Europa, um gegen die EU-Immigrationspolitik zu demonstrieren. Dazu gehören Camps in ganz Europa. Sonntagabend hatte die italienische Polizei den international besetzten Bus der "Kulturkarawane", die nach Frankfurt unterwegs war, gestürmt. Neben den Österreichern wurden 15 weitere Mitglieder der Theatergruppe verhaftet. Die Vorwürfe seien absurd, das Projekt bestehe ausschließlich aus "theatralem", friedlichem Widerstand", sagte eine Volxtheater-Sprecherin. Auch die "IG Freie Theaterarbeit" protestierte scharf dagegen, dass die "Polizei ein Kunstprojekt als die gefährlichste Art des Protests ausmacht und alle verhaftet". Es handle sich um einen krassen Verstoß gegen die Freiheit der Kunst.
Im Innenministerium hieß es, die Verhafteten gehörten offenbar nicht zu "amtsbekannten Randalierern aus der autonomen Szene". Man sei derzeit auf Berichte der italienischen Behörden angewiesen. In Italien hat die Staatsanwaltschaft inzwischen Ermittlungen gegen die Polizei angeordnet. Es geht um die Razzia im Hauptquartier der friedlichen Demonstranten. Von Freitag bis Sonntag waren in Genua bei Auseinandersetzungen ein Demonstrant getötet und 561 Menschen verletzt worden. (APA, simo)