Ketten, Messer, Gasmasken
Globalisierungsgegner angezeigt - 17 Österreicher in Genua in Haft
von SN, APA -
- 26.07.2001 21:01
Salzburger Nachrichten 25.7.2001
GENUA, INNSBRUCK
Nachwehen des G-8-Gipfels in Genua: Ein Innsbrucker Globalisierungsgegner ist von der italienischen Polizei am Grenzübergang Brenner wegen illegalem Besitz von Waffen und anderen gefährlichen Gegenständen angezeigt worden. Der in Wien wohnhafte 37-jährige war am Samstagabend am Brenner aufgehalten worden, während er mit anderen Globalisierungsgegnern nach Genua unterwegs war, um beim G-8-Gipfel zu demonstrieren.
Der Bus, in dem 53 Österreicher, vier Deutsche und ein Schweizer unterwegs waren, wurde von den Italienern durchsucht. Laut Polizei wurden dabei Ketten, Handschellen, Messer, Gasmasken, Benzin, Flaschen und anderes Material für die Herstellung von Molotow-Cocktails beschlagnahmt.
Der Bus war von der ÖH organisiert und von den Teilnehmern bezahlt worden. Der Referent für Internationales in der ÖH-Bundesvertretung, Lukas Oberndorfer, hatte das Vorgehen der italienischen Polizei scharf kritisiert, die die Gruppe insgesamt elf Stunden festgehalten habe. Die Polizei entgegnete, die Kontrolle aller 58 Insassen des Busses habe mehrere Stunden Arbeit gefordert. Dies sei eine ganz normale Prozedur.
Am Donnerstag hatte die italienische Polizei einen Bus mit 34 österreichischen Demonstranten, die nach Genua zum G-8-Gipfel reisen wollten, an der Grenze zu Kärnten als "unerwünschte Personen" erklärt und zurückgewiesen. 17 österreichische Globalisierungsgegner sind außerdem nach den Krawallen in Genua Sonntag Abend festgenommen worden und, wie berichtet, in Italien in Haft. Ihnen wird Sachbeschädigung und Plünderei vorgeworfen.
Wie ein Sprecher des Außenministeriums am Dienstag mitteilte, seien zehn Männer in der Haftanstalt Alessandria inhaftiert, sieben Frauen in Voghera. Nach italienischen Informationen stammen sie aus mehreren Bundesländern und gehören offenbar zur "Volxtheater Kulturkarawane", die in Genua gegen das "europäische Konzept der Deportation" demonstrieren wollte.
Eine Aktivistin kritisierte die Vorgangsweise der Italiener, da die Verhaftung außerhalb von Genua auf dem Weg zu einem Grenzcamp nach Frankfurt erfolgt sei. "Wir fordern die sofortige Freilassung und hoffen auf die gesunde Rückkehr der Freunde."