GRENZCAMP 2001   FRANKFURT/M AIRPORT

 
4. antirassistisches Grenzcamp vom 27. Juli bis 5. August 2001 beim Flughafen Frankfurt/Main
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Abschiebegegner schrecken Airport-Betreiber auf

Bundesweites Antirassistisches Grenzcamp im Raum Frankfurt / 1000 Teilnehmer protestieren gegen Asylpolitik
von Frankfurter Rundschau - - 30.07.2001 12:36

Proteste und Informationskampagnen gegen die bundesdeutsche
Asylpolitik und Abschiebepraxis stehen im Zentrum des 4. Antirassistischen
Grenzcamps, das am Wochenende in Kelsterbach (Kreis Groß-Gerau) bei
Frankfurt am Main begann. Mit der zeitweisen Abriegelung des Frankfurter
Flughafens für Personen ohne Flugticket reagierte der Airport-Betreiber
Fraport auf eine für Sonntag geplante Kundgebung der Campteilnehmer
am Flughafen.

FRANKFURT A.M., 29. Juli (cas/top/habe). Rund 1000 Anhänger der
linksalternativen und radikaldemokratischen Szene aus dem ganzen Bundesgebiet
sind am Wochenende zum Camp in Kelsterbach eingetroffen, das erstmals in
einem westlichen Bundesland stattfindet. Veranstalter ist das Netzwerk "Kein
Mensch ist illegal", das von zahlreichen linken und alternativen Gruppen sowie
Flüchtlings-Organisationen getragen wird. Vom Campgelände aus sollen bis
kommenden Sonntag im gesamten Rhein-Main-Gebiet, vor allem in Frankfurt und
am Rhein-Main-Flughafen, Aktionen gegen die "innere Grenze" für Flüchtlinge
gestartet werden. Die früheren Camps waren an deutschen Außengrenzen nach
Polen und Tschechien hin durchgeführt worden.

Der Auftakt auf dem Campgelände erfolgte ohne Zwischenfälle. Dazu trug laut Rosa
und Carl Kemper, Pressesprecher-Team des Organisationskomitees, wesentlich
bei, dass erstmals bei solch einem Camp noch vor dessen Beginn ein Gelände
zugewiesen und vertraglich alles festgeschrieben worden sei. Daher sei diesmal
keine Platzbesetzung notwendig gewesen.

Am Samstag eröffneten die "Grenzcamper" ihre Aktionswoche mit einer
Kundgebung auf dem Frankfurter Römerberg. Unter dem Motto "Grenzen auf für
alle" und "Kampf dem sexistischen und rassistischen Normalzustand"
versammelten sich 600 Teilnehmer vor dem Rathaus. In den Redebeiträgen wurde
eine radikale Umkehr in der Asylpolitik verlangt. Abschiebungen müssten sofort
gestoppt, das "Internierungslager" am Flughafen geschlossen und der Status aller
in Deutschland lebenden Ausländer legalisiert werden.

Eine Demonstration, die nicht angemeldet war, aber von der Polizei toleriert wurde,
führte zum italienischen Generalkonsulat im Westend. Dort ließ ein Augenzeuge
die Bilder vom brutalen Polizeieinsatz beim G 8-Gipfel in Genua aufleben. In
Erinnerung an den Tod eines Demonstranten wurden die Polizisten mit "Mörder,
Mörder"-Rufen konfrontiert. Das Konsulat riegelte eine Hundertschaft aus Bayern
ab. Für Sonntagnachmittag hatten die Grenzcamper eine Demonstration im
Terminal 1 des Flughafens angekündigt. Daraufhin ließ die Fraport nur Personen
mit Flugticket ins Gebäude hinein. Die Kontrollen begannen um elf Uhr. Gegen 15
Uhr versammelten sich 300 Demonstranten im Ankunftsbereich von Terminal 1. Mit
Spruchbändern und Parolen protestierten sie gegen die Abschiebung von
Flüchtlingen.
Immer wieder riefen die Demonstranten "Abschiebung ist Folter, Abschiebung ist
Mord". Einige Teilnehmer sperrten die Straße, so dass sich die Blockade bis zur
Autobahn auswirkte. Am frühen Abend gab die Fraport doch noch ihre Zustimmung
zu der Protestkundgebung im Gebäude.

In den nächsten Tagen wird sich das Grenzcamp mit "rassistischen
Ausgrenzungen" im "städtischen Raum" beschäftigen. Als "mögliches Aktionsfeld"
wurden die Bordelle im Bahnhofsviertel genannt, in denen regelmäßige Razzien
gegen ausländische Frauen ohne Aufenthaltserlaubnis stattfinden.