Ageeb bei Abschiebung erdrückt
BGS-Beamte laut Magazinbericht für Todesfall verantwortlich
von Frankfurter Rundschau -
- 30.07.2001 12:49
HAMBURG, 29. Juli (ap/dpa). Für den Tod eines abgeschobenen Asylbewerbers in
einem Lufthansa-Flugzeug sind nach einem Gutachten die dreiBundesgrenzschutzbeamten verantwortlich. Sie hätten den Sudanesen Aamir
Ageeb vor zwei Jahren so heftig auf seinem Sitz niedergedrückt, dass er erstickte,
berichtet das Magazin Der Spiegel. Zu diesem Schluss komme ein
abschließendes Gutachten des Münchner Rechtsmediziners Wolfgang
Eisenmenger.
Dagegen habe ein Motorradhelm, der zunächst als Ursache für das Ersticken
gegolten hatte, nach Feststellungen des Gutachters keine entscheidende Rolle
gespielt. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) hatte den Einsatz von Helmen bei
Abschiebungen unmittelbar nach dem Todesfall verboten. Später war ein speziell
neu konstruiertes Helmmodell mit weit nach vorn gezogenem "Beißschutz"
getestet worden.
Der Sudanese war im Mai 1999 im Flugzeug von Frankfurt nach Kairo gestorben.
Der Spiegel berichtet, nach den Ermittlungen der Frankfurter Staatsanwaltschaft
hätten die drei Grenzschutzbeamten Ageeb während der gesamten Startphase
heftig nach unten gedrückt, was zu seinem Erstickungstod geführt habe. Dabei
seien auch mehrere Rippen des Afrikaners gebrochen.
Die Staatsanwaltschaft habe noch nicht endgültig entschieden, ob die drei
BGS-Beamten wegen fahrlässiger Tötung angeklagt werden, berichtet das Magazin
weiter. Die Polizisten beriefen sich darauf, dass es in den Vorschriften keinerlei
Hinweise auf das tödliche Risiko beim Niederdrücken gegeben habe. Inzwischen
werde jeder BGS-Beamte, der zu Abschiebungen eingeteilt werde, in einem
speziellen Lehrgang auf solche Gefahren hingewiesen. Der Sprecher der
Frankfurter Staatsanwaltschaft, Job Tilmann, lehnte am Wochenende eine
Stellungnahme zu dem Bericht ab.
Der Tod des Sudanesen Ageeb hatte massive Kritik an der Praxis zwangsweiser
Flugabschiebungen ausgelöst.