GRENZCAMP 2001   FRANKFURT/M AIRPORT

 
4. antirassistisches Grenzcamp vom 27. Juli bis 5. August 2001 beim Flughafen Frankfurt/Main
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Fraport verärgert Fluggäste

junge Welt 31.07.2001
von Thomas Klein - - 01.08.2001 00:39

Rhein-Main-Flughafen abgeriegelt. Selbst Journalisten ausgesperrt

Der Kommentar von Carl Kemper, Pressesprecher des diesjährigen antirassistischen Grenzcamps, fällt eindeutig aus: »Daß die Fraport so dumm sein würde, die Terminals am Sonntag völlig dichtzumachen, damit hatten wir an sich nicht gerechnet. Das klassische Konzert, das angekündigt war, hat es auch so gegeben. Und Abschiebungsgegner haben trotz aller Kontrollen schon mittags in kleinen Gruppen im Flughafenterminal auf unser Anliegen aufmerksam gemacht.« Tatsächlich war es einzelnen Aktivisten der Kampagne »kein mensch ist illegal« gelungen, auch im Flughafengebäude Flugblätter zu verteilen und mit Sprechchören gegen Abschiebungen zu protestieren. Vor Terminal 1 des Rhein-Main-Flughafens spielten sich unterdessen über mehrere Stunden chaotische Szenen ab. Besucher, die ihre Freunde oder Verwandten zum Schalter begleiten oder Leute abholen wollten, wurden ausnahmslos vom Fraport-Sicherheitspersonal zurückgewiesen. »Sie kommen hier nicht herein«, war der lapidare Satz, den sich alle, die kein Flugticket vorzeigen konnten, zwischen elf und 18 Uhr anhören mußten.

Erstmals seit den Protesten gegen die Startbahn West in den achtziger Jahren wurden selbst Journalisten nicht in die Flughafengebäude gelassen. Die Begründung des Fraport- Sprechers Klaus Busch, man habe Betriebsstörungen befürchtet und deshalb ein klassisches Konzert und alle Aktionen im Flughafengebäude untersagt, entlockte dem Grenzcamp-Pressesprecher nur einen Lachen und den Hinweis: Die maximale Betriebsstörung habe die Fraport durch ihr Verhalten selbst verursacht.

Das Sonntag für 15 Uhr angekündigte Konzert »Musik gegen Grenzen« der Gruppe »Lebenslaute« fand mit etwas Verspätung auf der Straße zwischen Terminal 1 und dem Flughafen-Fernbahnhof statt. Weniger die Grenzcamp- Aktivisten, vielmehr zahlreiche Polizeikontrollen auf den Zufahrtsstraßen und an den Eingängen zu den Parkhäusern von Terminal 1 und 2 sorgten für kilometerlange Staus. Rund um das Frankfurter Kreuz versuchte die Polizei mit massiver Präsenz die mit Pkw anreisenden Aktivisten »herauszufischen«. Und am Frankfurter Hauptbahnhof durften gar nur noch Passagiere, die einen Flugschein vorweisen konnten, die Züge zum Airport besteigen. Doch selbst so einschneidende Maßnahmen verhinderten nicht, daß über 500 Abschiebegegner sich vor Terminal 1 versammelten. Sie entrollten Transparente, spielten Musik und riefen Parolen gegen »Deutschlands Abschiebe-Airport Nr. 1«, so das Netzwerk »kein mensch ist illegal«.

Wie wenig die Fraport am Ende selbst von ihrem Konzept überzeugt gewesen zu sein scheint, zeigt die Tatsache, daß Rolf Zintel, Fraport-Sicherheitschef, nach mehrstündigen Verhandlungen mit den Veranstaltern um 18 Uhr eine Kundgebung in Terminal 1 zuließ.

Am Montag setzte das Grenzcamp seine Aktionen mit einer Veranstaltung zum NS-Durchgangslager für sowjetische Zwangsarbeiter in Kelsterbach sowie einer Diskussion unter dem Titel »Zwangsarbeit ausgezahlt?« an der Frankfurter Uni zu den Entschädigungszahlungen fort. Klar ist: Spätestens kommenden Samstag werden sich Fraport-Sicherheitspersonal und Camp-Aktivisten auf dem Flughafengelände wiedersehen. Mit einer überregionalen Demonstration gegen das Internierungslager am Flughafen wird dann abermals gegen Abschiebungen und die Internierung von Flüchtlingen demonstriert. Carl Kemper: »Wir sind gespannt, ob die Fraport dann wieder ein Eigentor schießt«.