Demo: Römer gestürmt, Politiker geschlagen
Taunus Zeitung
von tjs -
- 01.08.2001 08:42
Frankfurt. Mehrere hundert Demonstranten drangen gestern nachmittag in die Börse und das SPD-Büro im Römer ein. Die Demonstranten vom „Antirassistischen Grenzcamp“ in Kelsterbach wurden zeitweise gewalttätig und verletzten den CDU-Politiker Wolfgang Bodenstedt vor seinem Haus. Die Polizei nahm einige Demonstranten vorübergehend fest, darunter zwei Journalisten.
Aus Protest gegen andere Festnahmen verhinderten die Demonstranten an der Hauptwache für eine halbe Stunde die Abfahrt von S-Bahnen in Richtung Flughafen. Die Polizei ließ die Festgenommenen nach Registrierung der Personalien wieder frei.
Carl Kemper, einer der Sprecher des Grenzcamps, sagte, dass es einigen der rund 300 Demonstranten an der Börse gelungen sei, ins Innere vorzudringen. Dort hängten sie Spruchbänder über die Kurstafeln und verteilten Peanuts, Erdnüsse. Bulle und Bär, die Symboltiere der Börse, wurden mit Spraylack beschmiert.
Friedlich verlief die kurzzeitige Besetzung des SPD-Büros im Römer. Der Zweck der Besetzung war, eine Resolution an die Polizei in Genua zu faxen, worin die sofortige Freilassung der inhaftierten Randalierer des „G8“-Treffens gefordert wurde. Laut Polizei blokierten etwa 100 Demonstranten kurzfristig die Bethmannstraße.
Eine dritte, kleiner Gruppe von Demonstranten fuhr gegen 15 Uhr zum Haus des ehemaligen CDU-Ortbeirats Wolfgang Bodenstedt.
„Kurz nach drei kamen sie in Autos an, etwa 30 bis 50 Leute, vermummt. Eine Frau in rosa Perücke verlas irgend etwas, andere klebten Plakate auf den Glascontainer und verteilten Flugblätter bei den Nachbarn. Dann zogen sie Spraydosen und sprühten mein Haus an“, berichtete Bodenstedt. Er sei hinaus geeilt, um sich das zu verbeten. Als er einem der Demonstranten die Sprühdose aus der Hand wand, habe ein anderer ihm die Brille herunter geschlagen und ihn am Auge verletzt. Den entstandenen Sachschaden am Haus beziffert Bodenstedt auf mehrere tausend Mark.
Bodenstedt war vor drei Jahren in die Kritik geraten, als er Verständnis äußerte für einen ungeklärten Brandanschlag auf ein Roma-Haus.
Das Grenzcamp kündigte für Samstag eine weitere Demonstration am Auffanglager für Asylbewerber des Frankfurter Flughafens an. Schon in der vergangenen Woche haben die Demonstranten den Flugbetrieb gestört.