GRENZCAMP 2001   FRANKFURT/M AIRPORT

 
4. antirassistisches Grenzcamp vom 27. Juli bis 5. August 2001 beim Flughafen Frankfurt/Main
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Politisch korrektes Campen

telepolis 28.07.2001
von Peter Nowak - - 01.08.2001 08:47

Gegen die Abschottung der Grenzen und die Abschiebung von Flüchtlingen finden seit vier jahren Grenzcamps statt

Sommerzeit ist Campingzeit. Doch die Menschen, die sich vom 27.Juli bis 5.August in dem kleinen hessischen Ort Kelsterbach in unmittelbarer Nähe des Rhein-Main-Flughafens niederlassen sind unter den Campern eine Ausnahme. Denn nicht Sonne und Entspannung, sondern ein politisches Anliegen ist der primäre Grund für die ungewöhnliche Ortswahl des 4.antirassistischen Camps.

Vor 4 Jahren organisierten antirassistische Initiativen aus Berlin und ostdeutschen Kleinstädten das erste antirassistische Camp an der deutsch-polnischen Grenze in der Nähe von Görlitz. Dort sollte sowohl die nach Ansicht von antirassistischen Gruppen menschenunwürdige Abschottung der Grenze gegen Flüchtlinge aus dem Osten als auch die weitgehende Akzeptanz, die diese Maßnahmen in grossen Teilen der Bevölkerung in der Grenzregion hat, thematisiert werden. 1999 lag das Camp im Dreiländereck zwischen Deutschland, Polen und Deutschland bei Zittau. Im letzten Jahr war dann die deutsch-polnische Grenze bei Forst an der Reihe.

Die Teilnehmerzahl an dem Camp wuchs jährlich. Aber auch die Schwierigkeiten bei der Campvorbereitung nahmen stetig zu. Schon die Suche nach einem geeigneten Platz erwies sich als Hürdenlauf zwischen den Behörden und Politikern, die Unruhe in ihrer Region befürchteten. Denn die Campteilnehmer hatten das Ziel, die Bevölkerung mit gewaltfreien, lustigen Aktionen zum Nachdenken über die Abschiebepolitik und den Rassismus zu bringen. So enthüllten die Camper in Zittau ein "Denkmal für den unbekannten Fluchthelfer", kreierten im Wald Hindernisläufe für Flüchtlinge, organisierten aber auch Diskussionsveranstaltungen zu den Themen Flucht und Vertreibung.

Doch auch bei der Werbung für die Veranstaltungen kam der spielerische Moment nicht zu kurz. So warben 1999 in Zittau große Plakate für eine Informationsveranstaltung über die Sonnenfinsternis über Mitteleuropa, die damals das Sommerlochthema Nummer 1 war . Das zahlreich erschienene Publikum staunte nicht schlecht, dass nicht über kosmische Phänomene, sondern über Fluchtursachen und Flüchtlingslschicksale debattiert werden sollte. Fast alle blieben in der Veranstaltung, viele diskutierten später sogar eifrig mit.

Phantasie und Flexibilität werden auch beim diesjährigen Grenzcamp gebraucht werden. Den Grund für den Wechsel von der ostdeutschen Grenzregion ins Rhein-Main-Gebiet erklärt Marie Holub von der Camp-Vorbereitungsgruppe so: "Das Grenzregime verläuft nicht nur an der Außengrenze der Schengenstaaten, sondern auch in der sich als weltoffen gebenden Metropole Frankfurt und am Rhein-Main-Flughafen, der mit einem exterritorialen Internierungslager für Flüchtlinge ausgestattet ist. Hier werden Flüchtlinge in der Transitzone inhaftiert, bis die zuständige Behörde über ihren Asylantrag bzw. ihre Einreise entschieden hat." Holub erinnerte daran, dass ein grosser Teil der jährlich ca. 1000 aus Deutschland abgeschobenen Flüchtlinge über den Rhein-Main-Flughafen zwangsverschoben wird. Schon seit Jahren fordern Menschenrechts- und Flüchtlingsgruppen die Schließung des Internierungslagers im Flughafen,. stießen allerdings bei Bundesinnenminister Otto Schily bisher auf taube Ohren.

Das diesjährige Campprogramm reicht wiederum von Informationsveranstaltungen über die Residenzpflicht für Flüchtlinge über Innenstadtaktionen gegen die Diskriminierung von Flüchtlingen in der Frankfurter City bis zu Kulturveranstaltungen der unterschiedlichen Art. Für Medientransparenz auf dem Camp ist ebenfalls gesorgt. Wie in den vergangenen Jahren kann auch dieses Jahr über www.nadir.org ein Webjournal abgerufen werden, dasstäglich aktualisiert über alle Veranstaltungen, Diskussionen und Vorkommnisse rund um das Camp informiert. Im nächsten Sommer sollen weltweit vier Grenzcamps organisiert werden, die in den jeweiligen Regionen, an der Schengen-Südgrenze im südspanischen Tarifa ebenso wie an der Grenze zwischen den USA und Mexiko, Flucht und Rassismus thematisieren wollen.