GRENZCAMP 2001   FRANKFURT/M AIRPORT

 
4. antirassistisches Grenzcamp vom 27. Juli bis 5. August 2001 beim Flughafen Frankfurt/Main
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Aggressive Polizeiübergriffe

Frankfurt/Main: Grenzcamp machte mit überraschenden Aktionen auf sich aufmerksam
von Thomas Klein, junge welt 2.8.01 - - 02.08.2001 12:26



Obwohl die Polizei im Stadtgebiet von Frankfurt am Main an vielen Punkten präsent ist, gelang es den Aktivisten des diesjährigen vierten antirassistischen Grenzcamps in den vergangenen Tagen immer wieder, die Beamten mit spontanen Aktionen zu überraschen. Vielleicht war die Tatsache, immer wieder zu spät am Ort des Geschehens zu sein, ein Grund dafür, warum Polizisten zunehmend aggressiv reagierten und inzwischen einige verletzte Demonstranten und vorläufig festgenommene Personen zur bisherigen Bilanz gehören.

Sowohl am Dienstag als auch am Mittwoch gelang es mehreren hundert Teilnehmern des antirassistischen Grenzcamps, die in diesem Jahr in der Nähe des Frankfurter Flughafens ihre Zelte aufgeschlagen haben, mit spektakulären Aktionen auf die »inneren Grenzen« in der Bundesrepublik aufmerksam zu machen. Bereits am Dienstag wurde nicht nur für kurze Zeit die Börse besetzt und »gegen die Schlußstrichpolitik und -mentalität von Bundesregierung und deutscher Wirtschaft« in Zusammenhang mit der symbolischen Entschädigung von ehemaligen Zwangsarbeitern protestiert. Kritisiert wurde zudem die einzig nach Nützlichkeitskriterien geführte Einwanderungsdebatte.

Auch das SPD-Büro am Römer war von etwa 150 Menschen aufgesucht und für etwa eine halbe Stunde besetzt worden. Während dieser Besetzung wurden vom SPD-Büro aus Schreiben an verschiedene Institutionen gefaxt, die unter anderem die Forderung nach sofortiger Freilassung aller in Genua Inhaftierten enthielten.

Obwohl die Besetzung nach kurzer Zeit freiwillig beendet wurde, kesselte die Polizei danach alle Teilnehmer ein. Auch nachdem in Verhandlungen der Abzug aller Demonstranten zum nächsten U-Bahnhof verabredet worden war, versuchte die Polizei mehrfach, durch Straßensperren die Grenzcamp- Aktivisten aufzuhalten.

Zu einer Eskalation kam es dann am U-Bahnhof Hauptwache. In einen ohnehin schon mit Demonstranten vollgestopften S-Bahn-Waggon versuchten Polizisten hineinzudrängen. Im Verlauf der nun erneut einsetzenden Rangelei wurden einzelne Personen von der Polizei aus dem Waggon gezogen. Nach Angaben eines Polizeisprechers »wurden zwei Personen wegen Widerstandhandlungen festgenommen«.

Nach Ansicht von Carl Kemper, Pressesprecher des Grenzcamps, ging diese Eskalation von der Polizei aus. Während man bisher eine gewisse Zurückhaltung bei der hessischen Polizei habe feststellen können, habe in dem U- Bahnhof eine Hundertschaft der Berliner Polizei, die für Übergriffe auf Demonstranten bekannt sei, »mit Prügeleien die Stimmung angeheizt«. Selbst diese Übergriffe könnten nicht verhindern, so Kemper weiter, daß man auch in den nächsten Tagen in der Frankfurter Innenstadt mit vielfältigen Aktionen gegen rassistische Ausgrenzung demonstrieren werde.

Warum im Zusammenhang mit einer Antifa-Aktion, bei der das Haus eines CDU-Kommunalpolitikers besprüht worden war, auch zwei Pressefotografen festgenommen wurden, konnte Kemper nicht sagen. Nach Polizeiangaben sind die zwei festgenommen Pressevertreter nach mehrstündigen Vernehmungen wieder freigelassen worden. Unterdessen hat die Grenzcamp-Pressegruppe in einem offenen Brief an die Fraport AG, Betreiberin des Rhein- Main-Flughafens, darum gebeten zu bestätigen, daß eine für Samstag geplante Demonstration und Kundgebung in Terminal 1 des Rhein-Main-Flughafens wie geplant stattfinden kann. Hintergrund des Briefes: Letzten Sonntag reagierte die Fraport auf die Ankündigung der Grenzcamp- Veranstalter, im Terminal 1 mit klassischer Musik und einer Plakataktion gegen Abschiebungen und die Internierung von Flüchtlingen protestieren zu wollen, mit der Abriegelung des Flughafengebäudes. Sollte die Fraport erneut die Absicht haben, mit einer harten Haltung jeglichen Protest in der Flughafenhalle zu unterbinden, sehe man sich gezwungen, so der offene Brief, auch am Donnerstag und Freitag »sowie an besagtem Samstag jeweils überraschend und unangekündigt Demonstrationen durchzuführen«.



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