In den vergangenen Tagen haben die Teilnehmer des in der Nähe des Frankfurter Flughafens stattfindenden
antirassistischen Grenzcamps die Polizei mit überraschenden Aktionen in Atem gehalten. Dabei gerieten auch Journalisten
ins Visier der Polizei. So wurden bereits am Dienstag im Anschluß an eine Aktion, bei der das Haus eines
CDU-Kommunalpolitikers besprüht worden war, zwei Pressefotografen festgenommen.
Gegen dieses Vorgehen hat inzwischen der Hessische Journalistenverband (hjv) protestiert. Zum Verlauf der Festnahme
erklärte dpa-Fotograf Oliver Stratmann, der mit einer Kollegin der Nachrichtenagentur AP in einem Auto unterwegs war:
»Wir wurden von mehreren Streifenwagen eingekeilt und mit vorgehaltener Pistole zum Anhalten gezwungen. Wir haben
dann unsere Presseausweise gezeigt. Doch das hat die Beamten überhaupt nicht interessiert. Wir haben alle Papiere
abgeben müssen, und es hieß dann nur, wir seien verhaftet.«
Zunächst hatte die Polizei davon gesprochen, es hätte eine Verwechslung vorgelegen. Das aber ist nach Ansicht des hjv
ausgeschlossen. Schließlich seien die beiden im Besitz gültiger Presseausweise gewesen. Der hjv vermutet vielmehr, daß
das Vorgehen der Polizei Ermittlungszwecken dient. Schließlich seien Filme und der Laptop der Pressevertreter
beschlagnahmt worden.
Mittlerweile haben der hessische Innenminister Volker Bouffier (CDU) und der Frankfurter Polizeipräsident Harald
Weiss-Bollandt auch von den betroffenen Nachrichtenagenturen Protestbriefe erhalten. Peter M. Gehrig,
AP-Chefredakteur, spricht darin von »völlig aus der Luft gegriffenen« Vorwürfen. Auch für Thomas von Mouillard,
stellvertretender dpa-Chefredakteur, ist es nicht hinnehmbar, daß die Polizei den zwei Agentur-Fotografen mehrere Filme
ohne rechtliche Handhabe einfach abgenommen habe. Seine Vermutung deckt sich mit der des hjv. Es dränge sich hier
der Verdacht auf, daß mit den beschlagnahmten Filmen kurzerhand Beweismaterial einbehalten wurde, ohne daß eine
richterliche Verfügung zur Beschlagnahme dieses Materials vorliege.
Polizeipräsident Weiss-Bollandt erklärte unterdessen, die vorgebrachte Kritik könne er nicht nachvollziehen. Seine
Beamten hätten sich korrekt verhalten. Und Polizei- Pressesprecher Peter Öhm ergänzt, es sei schließlich kein Problem,
sich einen Presseausweis zu beschaffen.