Eine "Grenze" auf dem Eisernen Steg
Frankfurter Rundschau 02.08.2001
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- 03.08.2001 01:59
Grenzcamp-Aktionen
Die Teilnehmer des antirassistischen Grenzcamps haben auch am Mittwoch in der Innenstadt mehrere Aktionen veranstaltet. Eine Gruppe richtete ab 14 Uhr am Eisernen Steg eine "Grenze" ein, die den Wechsel von Postleitzahlenbereichen markierte. Mit diesen "widersinnigen und völlig aus der Luft gegriffenen Kriterien" für Kontrollen, wie in einem Flugblatt stand, wollten die Aktivisten auf die Situation von illegal in Deutschland lebenden Menschen hinweisen. Zeitgleich blockierte eine zweite Gruppe die Liebfrauenstraße. Auch dort gab es eine symbolische Grenzstation. Viele Passanten reagierten verwundert; am Eisernen Steg nahm mancher die Kontrolle ernst, da an dieser "Grenzstation" uniformierte Polizisten anwesend waren, die die Aktion der Grenzcamper beobachteten.
Für Verwirrung sorgte ein Faltblatt, dass Grenzcamper gestern in S-Bahnen verteilten. Darin wurden die Fahrgäste darüber informiert, dass angeblich "ab 1. November die Benutzung aller Fahrzeuge im öffentlichen Personennahverkehr kostenlos" sei. Am Nachmittag beschmierten etwa 30 vermummte Grenzcamper ein Haus in Bad Vilbel. Nach Polizeiangaben stellten sie im Vorgarten einen Gartenzwerg ab, an dem ein Zettel mit dem Namen Götz K. hing. In den Antifaschistischen Nachrichten wird K. als Mitglied der bündischen Kooperation "Deutsche Gildenschaft" bezeichnet. K. habe sich in einer Kampagne gegen die Wehrmachtsausstellung des Reemtsma-Instituts hervorgetan.
200 Grenzcamper sorgten am Abend für Verspätungen im Fernverkehr, weil sie im Hauptbahnhof an Leitungsmasten Transparente aufhängten. Der Bundesgrenzschutz stellte vorsorglich den Strom ab.
Ein "Grenzcamp"-Teilnehmer, laut Polizeibericht ein 27-jähriger Kubaner, ist am späten Nachmittag beim Baden in einem Weiher bei Kelsterbach ertrunken.