Infoflyer: Willkommen zum 5. antirassistischen Grenzcamp!
von Camp-Organisation - 12.07.2002 15:52
Um den Einstieg ins einwöchige Campleben zu erleichtern, wollen wir hier ein paar Infos zu „Camp-Institutionen“ geben. Wir werden kurz einige Termine und die Organisationsstruktur vorstellen und dann verschiedene Gruppen, die Verantwortungen auf dem Camp übernommen haben.
Wichtige Telefonnummern:
Infozelt: 0160/596 83 13
Ermittlungsausschuss:
SanitäterInnen:
Krankenhaus/ärztlicher Notdienst:
AnwältInnen bei Residenzpflicht-Polizei-Problemen:
Presse-Handy:
Übersetzungskoordination: 0174/589 77 91
Kommunikationsstruktur:
In den vergangenen Jahren haben wir verschiedene Methoden ausprobiert, eine
campübergreifende Kommunikation zu organisieren. In diesem Jahr hat ein
Gruppe schon im Vorfeld ein Konzept ausgearbeitet, das im wesentlichen von der
bundesweiten Campvorbereitung übernommen wurde. Dieses soll drei Bedürfnissen
gerecht werden:
- Wir sind ein Aktionscamp, deshalb sollte genug Platz für Aktionsberichte,
Aktionsankündigungen und Aktionsdebatten vorhanden sein.
- Des weiteren sind wir ein politisches Camp, deshalb sollte außerdem genug
Platz für gemeinsame Debatten und Veranstaltungen eingeplant werden.
- Schließlich wir sind viele. Deshalb wird’s - wie immer – eine Menge
Fragen, Probleme, Bedürfnisse, Kontroversen etc. geben, sodass gut überlegt sein
will, wo ein Punkt am besten aufgehoben ist: auf einem Großplenum, im
Deliplenum oder auf einer Info-Wand.
Praktisch heißt das (bzw. könnte das heißen...)
- Aktionsplena: Jeden Tag (Samstag bis Donnerstag) pünktlich von 20:15 bis
21:15 wird es ein 1-stündiges Aktionsplenum geben, an dem von durchgeführten
Aktionen berichtet und für Kommende geworben und nach MitstreiterInnen
gesucht werden kann. Des weiteren soll hier Raum für Reflektion und (Selbst-)Kritik
an Aktionen sein.
- Inhaltliche Plena: Es wird 3 inhaltliche Plena geben – Samstag
Auftaktplenum, Montag Zwischenplenum und Donnerstag Abschlussplenum. Wir wollen dieses
Jahr einen politischen Auftakt versuchen, für den bereits ein Input
vorbereitet wird. Die inhaltlichen Plena schließen Samstag, Montag und Donnerstag
direkt an die Aktionsplena an. Nach 2 Stunden Debattenzeit soll noch eine halbe
Stunde Zeit für sehr dringende Punkte sein, aber nur sofern diese nicht über
einen Aushang an der Infowand zu erledigen sind.
- Veranstaltungszeit: An den übrigen Tagen, also So, Di und Mi ist nach dem
Aktionsplenum offizielle Veranstaltungszeit, einmal abgesehen davon, dass es
allen freigestellt ist, zu jedem beliebigen Zeitpunkt Veranstaltungen
anzubieten.
- Delegiertenplena: (täglich um 10:30Uhr): Wir versuchen, technisches,
praktisches und organisatorisches auf´s Deliplenum zu verlagern. Das aber
erscheint uns nur sinnvoll, wenn das Deliplenum in einem entscheidenden Punkt anders
organisiert wird als bislang. Damit wir schneller beschlussfähig sind als in
den letzten Jahren, wollen wir dieses Jahr bereits jeweils am Abend vorher
(ab 23 Uhr) eine vorläufige (!) Tagesordnung des Deliplenums bereit stellen.
Am Infozelt wird den ganzen Tag eine Liste aushängen, auf der Wünsche
aufgelistet und erläutert werden können. Außerdem können dort auch Anliegen mündlich
entgegen genommen werden. Am Ende des Tages wird dann aus den
zusammengekommenen Vorschlägen eine vorläufige Tagesordnung gebastelt. Alles weitere wird im
Delegiertenplenum selbst geklärt. So vorzugehen hat noch einen weiteren
Vorteil: indem sich alle an der Themenfindung beteiligen können, werden sämtliche
Entscheidungsprozesse transparenter. Da es eh so ist, dass sich nicht alle
am Deli-Plenum beteiligen, können unseres Erachtens alle am Deli-Plenum
teilnehmen, die das wollen (lediglich bei Stimmungsbildern und etwaigen
Abstimmungen sollte ein wenig darauf geachtet werden, welche Person für wie viele
spricht).
Jedes dieser Plena soll moderiert werden.
Bezugsgruppen:
Die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass es sinnvoll
ist, sich in Bezugsgruppen zusammen zu tun, um an den Entscheidungsprozessen
teil zu haben und nicht von Plenum zu Plenum zu hetzen.
Info-Zelt:
Am Infozelt wird es Stellwände geben, auf denen alle
Informationen veröffentlicht werden können, die nicht unbedingt auf´s Plenum müssen bzw.
dort keinen Platz haben. Hier könnt Ihr Handies aufladen, Kopien von
Stadtplänen erhalten, in Telefonbüchern blättern, Material ausleihen (Megaphone
etc.), den täglichen Pressespiegel lesen, wichtige Telfonnummern erfragen
(ÄrztInnen, Krankenhäuser, Frauennotruf,...), Informationen zu uns bekannten
Aktionen bekommen, Mitfahrgelegenheiten organisieren und, und, und. Wir versuchen,
Kontakte zu ÜbersetzerInnen zu vermitteln. Außerdem wird es eine Flugi-Börse
geben, wo Ihr Eure Flugblätter auslegen und für Aktionen/Veranstaltungen
welche als Kopiervorlage mitnehmen könnt. Das Infozelt wird von der Infozeltgruppe
koordiniert und braucht noch viele Freiwillige, die Schichten übernehmen.
Diese Schichten werden jeweils mit mindestens einer Person aus der
Infozeltgruppe zusammen statt finden.
Öffnungszeiten: ca. 10 – 22 Uhr. Telefonnummer: 0160/596 83 13
Pressegruppe:
Schon vor dem Camp ist eine gute Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit wichtig. Auch hierfür hat sich, wie in den Vorjahren, eine Gruppe
verantwortlich erklärt und einiges in die Wege geleitet. Als ihre Aufgaben während
und auch nach dem Camp sieht die Pressegruppe: Presseerklärungen verfassen,
Pressebetreuung bei Aktionen, Pressekonferenz organisieren, Medienecho
auswerten und dokumentieren (Stellwände beim Infozelt), ein Presse – Info –Zelt auf
dem Campgelände betreuen. Um diese Aufgaben bewältigen zu können, ist auch
die Pressegruppe ganz dringend auf personelle Unterstützung und inhaltliche
Zuarbeit angewiesen. Auch ganz explizit an Menschen, die noch keine Erfahrung
auf diesem Gebiet haben: die Pressegruppe freut sich über MitstreiterInnen.
Sie hat angekündigt auch Workshops zu Pressearbeit anzubieten. Wenn ihr
Aktionen macht, denkt daran, die Pressegruppe im Vorfeld darüber zu informieren,
ihnen inhaltliches in schriftlicher Form zukommen zu lassen. Schön ist es,
wenn ihr (im Internetcafe z.B.) Presseerklärungen schon selbst verfasst habt,
wenn nicht, versorgt die Gruppe rechtzeitig mit Informationen.
Ermittlungsausschuss (EA):
Für den Fall, dass es im Laufe der Campzeit (und
auch danach) Ärger mit Polizei und Staatsgewalt gibt, gibt es einen
Ermittlungsausschuss (EA). Dieser stellt Kontakt zu RechtsanwältInnen her, kümmert
sich um eventuell Festgenommene, kann erste Rechtsberatung geben (?), dafür
gibt es eine eigene Telefonnummer. Falls Ihr Festnahmen beobachtet oder von
welchen erfahrt, gebt dies bitte an den EA weiter. Außerdem informiert bitte den
EA (dies kann über das Infozelt laufen), wenn ihr Aktionen vorhabt. Auch
oder gerade auch bei Aktionen, die vorher nicht über den ganzen Campplatz
angekündigt werden.
VerhandlerInnen:
Um den Kontakt mit der Polizei und öffentlichen Ämtern zu
erleichtern, werden auch in diesem Jahr wieder zwei bis drei Menschen
gebraucht, die als Ansprech- und Verhandlungspersonen zur Verfügung stehen Diese
sollten engen Kontakt mit dem Deliplenum und dem Infozelt halten, so dass
Informationen schnell eingesammelt und weiterverbreitet werden können.
Küche:
Auch politisch Campen geht durch den Magen: Dieses Jahr gibt es in
Sachen Camp-Catering eine Veränderung: auf dringenden Wunsch vieler sich nicht
vegetarisch/vegan ernährender Menschen wird an drei Tagen auch Fleisch
zubereitet werden. Separat und in getrennter Küche. Einen erklärenden Text
werdet ihr an der Küche ausgehängt finden.
Was sich nicht verändert : die Küche wird nur organisiert, es gibt Menschen,
die sich um Überblick und Einkauf (?) kümmern... Kochen, schnippeln, spülen,
putzen müssen wir alle! Findet euch zu Gruppen zusammen (manchmal sind
Städtezusammenhänge funktional), tragt euch in den am Küchenzelt aushängenden Plan
ein, oder klinkt euch, wenn ihr gerade Lust auf einen Schnack oder
Langeweile habt in die laufende “Produktion“ ein.
Essen kostet Geld! Es wäre toll, wenn möglichst viele ihren Spendenbeitrag
(5euro/Tag)(?) eher bei Ankunft als bei Abfahrt abgeben, damit davon auch
Essen eingekauft werden kann. Darüber hinaus haben wir diesmal viele
MitsteiterInnen, die über recht wenig Geld verfügen, so dass alle noch mal schauen
sollten, wie viel sie jeweils mittragen können.
Internetcafé:
Aus Berlin angereist ist ein Medienmobil mit 9 Internetfähigen
Computern, einem Kopierer, einem Drucker, einem (unter besonderer Aufsicht
stehenden) Scanner und zwei Digitalcameras (auch zum Verleih)
Offen wird es sein: im Prinzip rund um die Uhr, und zwar für Leute, die
Mails schicken, Internetrecherche betreiben, oder Texte schreiben wollen, mit
besonderer Aufmerksamkeit für unabhängige Medienarbeit, Pressegruppe, webjournal
etc.
Besonderer Service: heißer Pfefferminztee vom Samowar (Tassen selber
mitbringen!)
Campbar:
In der Nähe des Infozeltes wird auch die Campbar, das Campcafé zu
finden sein. Hier ist Raum zu schwatzen, chillen, Leute treffen und wenn sie
sich noch findet auch Treffpunkt für die
Welcome Group: Aus der Erfahrung der letzten Jahre lernen wollend, gibt es
die Idee, eine Gruppe einzurichten, die persönlicher, als es dem Infozelt
möglich ist, auf die Bedürfnisse Neuankommender, nach Orientierung lechzender,
Bezugsgruppen suchender ... eingeht. Leider hat sich bislang eine solche
Gruppe noch nicht zusammen gefunden. Interessierte Zusammenhänge und
Einzelpersonen sind herzlich eingeladen, sich am Infozelt zu melden.
Schutz:
Schutz heißt in erster Linie nicht schützen im Sinne von
Selbstverteidigung sondern eher Wachen und im Notfall Alarm schlagen. Die Schutzgruppe
wird die Koordination und Einweisung in Technik und Schutzkonzept übernehmen,
für die Schichten brauchen wir Zusammenhänge, die sich möglichst im Schutz-
sonst im Infozelt melden sollen. Täglich werden vier Schichten à 13 Personen
für jeweils 6 Stunden benötigt. Zu Beginn der Schicht findet dann jeweils eine
Einführung statt.
Übersetzung:
Bei diesem Camp bildet die Kommunikation zwischen Flüchtlingen,
MigrantInnen, mehrheitsdeutscher Szene, ... einen besonderen Schwerpunkt. Um
Hierarchien im Kommunikationsfluss abzubauen, sollen alle Veranstaltungen,
Aushänge etc. zuerst zweisprachig englisch-deutsch stattfinden, und dann in
anderer benötigte Sprachen übersetzt werden. Dafür brauchen wir möglichst viele
Menschen, die zu verschiedenen Übersetzungsjobs bereit sind:
Wenn ihr für andere im Camp, in Diskussionsrunden, bei Aktionen...
übersetzen könnt, oder einfach, um kenntlich zu machen, welche Sprachen ihr
sprecht, steckt euch ein buntes Schleifchen an. Im Infozelt gibt es dafür
farbige
Bändchen, die jeweils eine Sprache repräsentieren:
Englisch: rot
Deutsch: hellgrün (mint)
Französisch: gelb
Spanisch: hellblau
Arabisch: lila
Türkisch: grün
Und andere Sprachen nach Bedarf.
Darüber hinaus werden für die großen Veranstaltungen immer noch Leute
gesucht, die sich zutrauen vor großem Publikum, auch mit Mikro, flüssig zu
übersetzen - insbesondere für: englisch-deutsch, englisch-französisch und
englisch-spanisch. Bitte im Infozelt möglichst mit Handynummer oder anderer
Möglichkeit Euch ausfindig zu machen, melden. Auch, falls ihr für
schriftliche Übersetzungen ansprechbar seid.
Wenn irgendwo ÜbersetzerInnen fehlen und nicht selbst gefunden werden
können, kommt zum Infozelt oder ruft an unter 0174/5897791.
Sani-Zelt:
Auch CamperInnen können krank werden. Für diesen Fall sowie für
Verletzungen bei Aktionen hat sich eine noch offene und verstärkungsbedürftige
Gruppe gefunden. Diese wird ein eigenes Zelt auf dem Campgelände haben und
nach Möglichkeit Demos und Aktionen begleiten. Telefonnummer:
Filmen:
Falls Ihr vorhabt zu fotografieren oder zu filmen, bedenkt, nicht
alle wollen bei ihrer Grenzcamptätigkeit verewigt werden. Goldene Regel: Vorher
fragen. Falls Ihr auf „frei streunende“ Kamerteams und sonstige Presseleute
trefft, begleitet sie zur Pressegruppe.
Kinder:
Hoffentlich werden viele Kinder das Durchschnittsalter unserer
Campgemeinde senken... da Menschen mit Kindern im Campalltag besondere Bedürfnisse
haben, bietet es sich an sich zu vernetzen: also: alle , die mit Kindern
kommen und alle die Lust haben mit Kindern zu sein, koordiniert euch wegen
Betreuung übers Infozelt.
Frauen-Lesben-Bereich:
Da auch die „Grenzcampgesellschaft“ nicht frei von
patriarchalen Strukturen ist, wird es auch dieses Jahr wieder einen
Frauen-Lesben-Bereich geben. Anschließend an die Praxis auf dem letztjährigen Camp in
Frankfurt Main schlagen wir eine Zweiteilung dieses Bereiches bzw. zwei
aneinander angrenzende Bereiche vor: Einen FrauenLesben-Bereich für all jene, die
sich in ihrem Frausein auf biologische „Fakten“ und Körperlichkeit beziehen.
Dieser Bereich ist eine No-Go-Area für Männer jeglicher Art. Und einen Bereich
für Frauen jeglichen Geschlechts. Dieser Ort ist für all jene gedacht, die
sich als Frau fühlen oder als eine solche Leben, ohne zwangsläufig durch einen
weiblichen Körper im klassischen/biologischen Sinne markiert zu sein.
(Es gab bislang nur wenige Diskussionen über transgender, Intersexuelle und
andere nicht heterosexuell normierte Geschlechtlichkeiten in der Geschichte
der Grenzcamps, aber wir finden es wichtig, auch die willkommen zu heißen, die
auf der Geschlechterebene für neue Bündnisse kämpfen. Es ist viel über
Hybridität geredet worden, und uns erscheint es notwendig, eine Infrastruktur für
die Respektierung unterschiedlicher Bedürfnisse voraus zu setzen. Manchmal
ist es schwer, gegenseitiges Verständnis herzustellen, da die jeweiligen
Geschichten, Hintergründe, Erfahrungen sehr unterschiedlich sind und wir möchten
gerne auch Räume öffnen für Wut, Enttäuschung und Gesprächsbereitschaft – all
das in gebührlichem Respekt.Es ist nicht unser Ziel, neue Mauern zu errichten,
sondern alte Mauern nieder zu reißen. Aber um dieses Ziel zu erreichen ist
es notwendig, jede Person in eine Lage zu versetzen, von der aus sie sprechen
kann. Und getrennte Bereiche werden dafür gebraucht.)