Intro: Campen gegen Grenzen in Jena

von Campzeitung - 12.07.2002 16:18

Wir hoffen, es liegt nicht in allzu ferner Zukunft, dass wir auf die Welt der Nationalstaaten und ihrer Grenzen zurückblicken werden, wie heute auf das finstere Mittelalter. Dass Freizügigkeit und die Möglichkeit zu leben, wo man leben will, ein selbstverständliches Recht eines jeden Menschen ist. Keine Menschen mehr, die beim Versuch eines Grenzübertritts in der Neisse oder im Mittelmeer ertrinken oder Angst haben müssen, an Grenzen festgenommen und abgeschoben zu werden. Keine Gefesselten, Geknebelten und Erstickten mehr, weil Menschen mit aller Gewalt außer Landes geschafft werden sollen. Keine Diskriminierungen und Schikanen mehr, weil an Bahnhöfen nach Hautfarbe kontrolliert wird und Flüchtlinge "ihren Landkreis" nicht verlassen dürfen. Und nicht zuletzt: Keine Vorurteile und Abgrenzungen mehr, gerade in unseren Köpfen!

Grenzen sind konstruiert, künstlich geschaffen, nicht zuletzt zur Aufrechterhaltung eines Lohn- und Ausbeutungsgefälles im globalen Rahmen. Grenzen sind oftmals tödlich. Sie sind rassistisch. Sie sind auch in uns und es liegt an uns, diese Grenzen nicht hinzunehmen und sie aufzulösen.

Grenzen in Jena? Das gibt’s doch nicht, werden immer noch einige sagen. Doch, die gibt’s, und zwar auf den verschiedensten Ebenen. Gerade auch hier in Thüringen werden Flüchtlinge in Wohnheimen irgendwo im Wald isoliert. Keine Rechte, ständige Kontrollen, immer wieder Abschiebungen und dauernde Diskriminierung. Grenzen und Ausgrenzungen jeden Tag. Um diesem Alltag zu durchbrechen, weil wir all diese Grenzen um uns, aber auch in uns kritisieren und attackieren wollen, sind wir nun für eine Woche hier. Hier in Jena zum mittlerweile fünften Grenzcamp. Und erstmals unter Beteiligung zahlreicher Flüchtlinge und MigrantInnen, die für ihre, für gleiche Rechte kämpfen. Nach Camps in Görlitz, Zittau, Forst (bei Cottbus) und Frankfurt am Main heißt unser Motto dieses Jahr erneut: "Die inneren Grenzen im Visier!" Wir laden ein mitzuwirken. Bei Veranstaltungen und bei Aktionen, auf dem Camp, in der Jenaer Innenstadt und überall in Thüringen. Vom 12. bis 19. Juli.