Samstag: Begrüßungsdemo des Grenzcamps in Jena
von Indy in a tent is not for rent - 16.07.2002 15:57
In der Verpflegungszone hat das Feld 5:10 Minuten Rückstand auf die Flüchtlinge.
Soweit der Ticker der Tour de France. Schön zu hören, dass Flüchtlinge das Rennen anführen.
In Jena zog heute die Begrüßungsdemo des Grenzcamps durch die Innenstadt. Aufgrund von polizeilichen Tätigkeiten in der letzten Nacht wurde der Auftaktort der 200 Leute spontan vor die Polizeiinspektion verlegt.
Der Tag begann unruhig.
Im Flüchtlingsheim Jena-Forst wurde einen Kamerateam von Polylux (Magazin in der ARD) die Kamera von dem Wachschutz entwendet. Gleichzeitig wurde den dort untergebrachten Flüchtlingen ihr Recht verwehrt an der Demo in Jena teilzunehmen.
Gestern Abend wurde Ayaba, der gestern für The Voice an der Pressekonferenz teilnahm, gezielt von der Polizei angehalten und nach seinen Papieren gefragt. Er weigerte sich seine Papiere vorzuzeigen. Für ihn als anerkannten Flüchtling gilt die Residenzpflicht nicht mehr. Trotzdem wurde er mit auf die Wache genommen und für drei Stunden an einen Stuhl gefesselt. Als Leute versuchten etwas über den Verbleib von Ayaba herauszubekommen, erhielten sie von der Polizei wiedersprüchliche Informationen (Ist frei. - Ist noch nicht frei. Wir kümmern uns.). Nach mehreren Stunden war Ayaba endlich wieder frei.
Aus Protest gegen die gezielte rassistische Kontrolle und den damit verbundenen Einschüchterungsversuch gegenüber allen anderen Flüchtlingen wurde der Auftaktort der Begrüßungsdemo vor die Polizeiinspektion von Jena verlegt.
Dort hieß es erstmal warten. Der Lautsprecherwagen und andere Autos waren zum Flüchtlingsheim Jena-Forst gefahren um dort Leute abzuholen, die auch zur Demo wollten. Die bestehende Möglichkeit wurde von Flüchtlingen aufgrund des Drucks und Psychoterrors im Lager kaum wahrgenommen.
Als die Wagen aus Jena-Forst an der Polizeiinspektion ankamen ging die Demo nach einer kurzen Auftaktkundgebung, während der u.a. Ayaba von seinen Erlebnissen der letzten Nacht bei der Polizei berichtete, mit gut 200 Leuten los in Richtung der Jenaer Innenstadt.
Die Musik während der Demo war sehr freundlich, die Campzeitung wurde verteilt, Pink-Silver sorgte für Stimmung und zumindest ich habe keine Hass-Ausbrüche von Passanten mitbekommen. Polizei und BGS (angeblich 700 Beamte in der Stadt) waren in der Umgebung der Demo massiv aufgefahren - an der Demo direkt jedoch kaum präsent. In der Fußgängerzone nutzen einige BGSler ihre vom Steuerzahler bezahlte Arbeitszeit für Einkäufe bei H&M und einer Buchhandlung. Nach einer längeren Zwischenkundgebung am Rathaus ging die Demo zurück zum Camp.