24.12.: Fixstern einen Monat besetzt! Am 24.11. wurde der Fixstern durch das Stadtteilbündnis „Fixstern bleibt!“ besetzt; der Betrieb wird aufrechterhalten, um die zum 28.11. geplante Schließung zu verhindern und die erfolgreiche akzeptierende Drogenarbeit im Viertel weiterzuführen |
![]() |
Am Heiligabend 2003, wird trotz aller Schließungspläne der Betrieb im Fixstern immer noch laufen – DrogenkonsumentInnen können nach wie vor im Fixstern unter menschenwürdigen und hygienischen Bedingungen konsumieren, sich im Warmen aufhalten und zu niedrigen Preisen essen und trinken, duschen, Wunden behandeln lassen usw. Das traditionelle Weihnachtsessen für die Fixstern-Gäste wird in diesem Jahr nur durch die Besetzung und eine großzügige Essenspende ermöglicht.
Die geplante Schließung des Fixstern zum Ende des Jahres stellt auch für die an irrationalen Entscheidungen nicht arme Hamburger Drogenpolitik ein Novum dar.
Täglich suchen 200 bis 250 Menschen den Fixstern auf, das sind 64.000 Kontakte im Jahr. Die DrogenkonsumentInnen haben hier die Möglichkeit, preiswert zu essen und zu trinken, Wäsche zu waschen, zu duschen, juristische, soziale und medizinische Beratung zu bekommen. Sie werden u. a. zu Ärzten, in die Heroinambulanz, in Krankenhäuser, in psychosoziale Betreuung, Entzugskliniken und Therapieeinrichtungen vermittelt. Ohne diese Erstversorgung gäbe es für viele KonsumentInnen sehr viel weniger Möglichkeiten, sich für den Ausstieg aus der Sucht zu entscheiden.
Im letzten Jahr gab es im Fixstern 79 Drogennotfälle, die ohne Erste-Hilfe-Maßnahmen tödlich hätten enden können. Im Fixstern wurden 5000 medizinische Versorgungen durchgeführt, hauptsächlich Wundversorgungen und Beratungen, die von praktischen Ärzten und Krankenhäusern nicht abgedeckt werden. Im Jahr 2002 wurde der Gesundheitsraum 35.000 mal genutzt, d.h. 35.000 Mal wurde nicht im öffentlichen Raum konsumiert. 200.000 Spritzen wurden getauscht. Ein großer Teil dieser Spritzen würde ohne Tauschmöglichkeit unkontrolliert entsorgt werden.
Hier soll eine Einrichtung geschlossen werden, nicht weil ihre Arbeit als qualitativ schlecht beurteilt wird oder weil ihre Konzeption vermeintlich oder tatsächlich an bestehenden Bedarfen oder Nachfragen vorbeigeht, sondern allein, weil mit dieser Schließung eine Partei des derzeitigen Regierungsbündnisses glaubt, einen symbolischen Erfolg ihrer Politik markieren zu können.
Die Hamburger Drogenpolitik wird seit der letzten Wahl maßgeblich von der Schill-Partei bestimmt. Der damalige Innensenator Schill schuf gemeinsam mit dem noch amtierenden Gesundheitssenator Rehaag (Schill-Partei) das sogenannte "Konzept wirksamer Drogenpolitik". Die wesentlichen Ziele dieser Politik sind das "Unsichtbarmachen" der offenen Drogenszene und die Zerschlagung der akzeptierenden Drogenhilfe in Hamburg. Hier wird ein ideologischer Gegensatz zwischen „akzeptierender“ und „ausstiegsorientierter“ Drogenhilfe konstruiert, wohl wissend, dass der rein ausstiegs- und repressionsorientierte Ansatz bereits vor Jahren gescheitert ist, einen Großteil der noch nicht ausstiegsbereiten KonsumentInnen ausgrenzt und weiterer Verelendung Vorschub leistet. So legitimiert die Schill-Partei ihren Kampf gegen die Hamburger Fixerräume und insbesondere gegen den Fixstern als Symbol für die menschenwürdige Betreuung einer großen offenen Drogenszene. Der Rest des Senats setzt dieser Politik bislang nichts entgegen.
Darüber hinaus wurden sämtliche Versprechungen des Senators die Weiterbeschäftigung der MitarbeiterInnen und die Realisierung des Sozialplans betreffend nicht eingehalten.
Eine Zentralisierung der Drogenhilfe wie im ehemaligen Wüstenrothaus ist kein Ersatz für den Fixstern. Die Mehrheit der Fixstern-Gäste hat ihren Lebensmittelpunkt im Schanzenviertel und der näheren Umgebung und wird von diesem Angebot keinen Gebrauch machen.
Die geplante Nachfolgeeinrichtung des Fixstern, die zwar medizinische Grundversorgung und Beratung anbieten soll, aber auf einen niedrigschwelligen Bereich – Cafe und Konsumraum - verzichtet, ist das Produkt eines faulen politischen Kompromisses. Ziel der Einrichtung ist nicht Hilfe für die KonsumentInnen, sondern deren Verdrängung. In „enger Kooperation“ mit der Polizei soll dafür gesorgt werden, dass die Drogenszene bis 2005 aus dem Schanzenviertel verschwindet. Ist dieses erreicht, soll der Betrieb der eigens errichteten „Interims“-Einrichtung, so die Planung, wieder eingestellt werden.
Wir BesetzerInnen werden in diesen Tagen oft nach der Zukunft des besetzten Fixstern im Jahr 2004 befragt. Unsere Forderung ist und bleibt:
- Keine vorschnelle Schaffung von Fakten noch vor der Wahl!
- Die Umsetzung einer Übergangslösung, z.B. dreimonatige Verlängerung aller Verträge zum Erhalt des gegenwärtigen Status quo oder sofortige Einrichtung eines provisorischen Druckraums in den Drob Inn-Containern auf der Brammerfläche.
- Wir fordern von allen Beteiligten – Bürgermeister, Senat, Gesundheitsbehörde, Vermieter und Träger des Fixstern – die sofortige Aufnahme von Verhandlungen!
Kontakt:
Stadtteilbündnis „Fixstern bleibt!“ Tel.: 430 87 78 / Fax: 430 87 91
SPENDENKONTO: Rolf Becker - "FixStern bleibt", Bank: HASPA (20050550), Kto.-Nr. 1230 459 297
Email: fixstern-bleibt@gmx.de Homepage: www.fixstern-bleibt.de.vu