Stellungnahme Fachausschuss Drogen der Hamburgischen Landesstelle gegen die Suchtgefahren zur Schließung der Hilfeeinrichtung "FixStern"

Der Fachausschuss Drogen der Hamburgischen Landesstelle gegen die Suchtgefahren spricht sich gegen die Schließung des "FixStern" aus.
Der "FixStern" muss im Schanzenviertel bleiben!
Täglich suchen 200 bis 250 DrogenkonsumentInnen den "FixStern" auf, das sind 64.000 Kontakte im Jahr.

Die DrogenkonsumentInnen haben hier die Möglichkeit sich zu treffen, preiswert zu essen und zu trinken, Wäsche zu waschen, zu duschen, juristische, soziale und medizinische Beratung zu bekommen. Sie werden u. a. zu Ärzten, in die Heroinambulanz, in Krankenhäuser, in Psychosoziale Betreuung, Entzugskliniken und Therapieeinrichtungen vermittelt. Für KonsumentInnen illegaler Drogen bedeutet der "FixStern" eine enorme Hilfe in psychischer, sozialer und medizinischer Hinsicht. Ohne diese Erstversorgung gäbe es sehr viel weniger Möglichkeiten für sie, sich für den Ausstieg aus der Sucht zu entscheiden.

Im Jahr 2002 hat der "FixStern" 79 Drogennotfälle gehabt, die ohne Erste - Hilfe - Maßnahmen tödlich hätten enden können. Ist die Rettung von Menschenleben ein marginaler Aspekt in den Überlegungen des Senats ?
Im "FixStern" gab es im letzten Jahr 5000 medizinische Versorgungen, hauptsächlich Wundversorgungen und Beratungen, die von praktischen Ärzten und Krankenhäusern nicht abgedeckt werden.
Im Jahr 2002 gab es 35.000 Nutzungen im Gesundheitsraum, d.h. 35.000 Mal wurde nicht in Parks, Hauseingängen, Kellern und auf Spielplätzen Drogen konsumiert.
200.000 Spritzen wurden getauscht. Ein großer Teil dieser Spritzen würde ohne Tauschmöglichkeit in der Nähe, unkontrolliert z.B. auch auf Spielplätzen entsorgt werden.
Die Verbreitung von Infektionskrankheiten, wie Aids und Hepatitis wird so verhindert, da Spritzen nicht von mehreren Personen benutzt werden.

Andere Hilfeeinrichtungen, wie das "Drob-Inn", sind bereits ausgelastet und nicht in der Lage, alle Gäste des "FixStern" aufzunehmen. Für diese bedeutet eine Schließung eine erhebliche Verschlechterung Ihrer Versorgung. Zudem lebt der überwiegende Teil von Ihnen im Schanzenviertel oder in angrenzenden Stadtteilen, hat dort also seinen Lebensmittelpunkt

Die z.Zt. vom Senat angedachten Kompensationsmaßnahmen für den "FixStern", z.B. Straßensozialarbeiter, die die KonsumentInnen in andere Einrichtungen vermitteln sollen, sind kein geeigneter Ersatz.
Zudem erscheint eine schnelle Verteilung der KlientInnen eher unwahrscheinlich: Erfahrungen aus anderen Streetwork-Projekten haben deutlich gezeigt, dass eine erfolgreiche aufsuchende Arbeit auf eine kontinuierliche Kontaktaufnahme und geduldiges Annehmen und Mitgehen basiert.

Der Fachausschuss Drogen ist der Auffassung, dass viele Menschen nach der Schließung des "FixStern" nicht mehr die Hilfe erhalten, die sie dringend zum Überleben brauchen. Die Hansestadt Hamburg sollte Ihre Fürsorgepflicht für alle Bürger dieser Stadt Ernst nehmen.
Die Kosten für die Hilfeverweigerung sind ungleich höher: Neben den Kosten, welche die Repression verursacht (Polizei und Gefängnisaufenthalte), fallen die Folgekosten nicht vermiedener HIV und Hepatitis-Infektionen an.

Sollte trotz aller Bedenken die Entscheidung für die Schließung des "FixStern" unwiderruflich getroffen sein, halten wir es im Sinne der Effizienz und Qualität für fachlich geboten, dass im Vergabeverfahren sichergestellt wird, dass deren erfahrene MitarbeiterInnen in der Kompensationsmaßnahme weiter beschäftigt werden, damit nicht die personellen Ressourcen und Kontakte zur Szene verloren gehen.

Hamburg, den 16.10.2003
Fachausschuss Drogen der Hamburgischen Landesstelle gegen die Suchtgefahren
V.i.S.d.P.: Jörg Rönnau, Tel.: 380 53 89 (Fachausschusssprecher).