22.08.2002 - Eine/r der Pressegruppe
Nach den Berichten vom Tage, was gut, was nicht so gut gelungen war, begann das Abschlussplenum des Camps. Ein, um nicht zu sagen der zentrale Aspekt der Diskussionen im Camp ging um die von einigen VorbereiterInnen gewünschten Dokumentation des Camps mit laufenden Bildern. Auf den Plena, in AGs, vor Veranstaltungen wurde häufig debattiert, warum (nicht) und wie gefilmt werden kann. Es wurde schließlich gefilmt, obwohl z.T. ausdrücklich ein Veto eingelegt wurde. Auch in der Vorbereitung wurden Vetos gegen geplante Diskussionen und Aktionen eingelegt, die dann doch - im kleineren Rahmen - stattfanden. Damit wurde mit einer, vielleicht schlechten, Tradition in der autonomen Linken gebrochen. Das Konsensprinzip verdient auch Kritik: Wenn ein Konsensvorschlag kommt, dann gibt es Menschen, die 1. die voll und ganz dahinter stehen; die 2. im Großen und Ganzen dahinter stehen; die 3. eigentlich nicht oder eher nicht so stehen, aber um des Konsens willen zustimmen. Die 4. Position - die des Veto-Einlegens - erfordert viel Courage, stößt auf Mißmut und wird womöglich nicht immer genutzt. So kann es sein, dass dank des Konsens-Prinzip eine Entscheidung gefällt wurde, mit der die Mehrheit nicht einverstanden ist. Es wurden Strukturen kritisiert: in Plena, durch Moderation, Hierachien zwischen Vorbereitenden und Teilnehmenden. Dennoch wurde an großen Plena festgehalten, weil nur sie Austausch und Diskussion unter allen gewährleisten. Diesen für uns wichtigen Aspekt läßt sich derzeit mangels Alternativen nicht anders durchführen. Die Hamburger Gruppen in der Vorbereitung berichteten über ihre Probleme darin: Andere Hamburger fragten immer vorwurfsvoll, warum sie sich an einer "Konkurrenzveranstaltung" zum Jenaer Grenzcamp beteiligten. Alle HamburgerInnen waren sich einig: Jena ist sehr wichtig. Nach Jena gefahren sind aber die wenigsten dieser ProtagonistInnen. Allerdings fuhren Menschen aus der bundesweiten Vorbereitung nach Jena, denen man unterstellte, Jena boykottieren zu wollen. So ganz stimmte also die Argumentation der Hamburger Kritiker nicht. Sie haben nicht verstanden, dass LandInSicht aus der *Kritik* an Jena entstanden ist. Und über diese Kritik muss debattiert werden - auch in Jena. Wer von Konkurrenz spricht, verschweigt die Kritik bzw. kann sie gar nicht fassen. Die Trennung (das war es und keine Spaltung) war zumindest für Hamburg und das LIS-Camp innovativ und anregend. Camp und Camporganisation wurden von allen Anwesenden als gut eingeschätzt bzw. gelobt. Gescheitet sei man nur ab und an im Kleinen (beispielsweise ist mehr an Konfrontation drin gewesen, was nie reflektiert wurde), nicht im Ganzen. Zumindest für die nächsten Stunden hinterlassen wir einen gemalten "smash capitalism"-Schriftzug bei Blohm und Voss, gut sichtbar von den Landungsbrücken. SEE YOU IN NOVEMBER 2002 IN WENDLAND