23.08.2002 - Pressegruppe
DIE WELT HAMBURG 19.08.2002
Le Canard-Gäste mit Fäkalien bespritzt
Linksautonome Chaoten versuchten auch ein SPD-Kinderfest im Schanzenviertel zu sprengen
Offenbar linksautonome Randalierer haben das Ein-Sterne- Restaurant Le Canard an der Elbchaussee überfallen und Gäste mit Fäkalien bespritzt. Die Täter werden dem selben Umfeld von 150 Störern zugeordnet, die am Sonntag versuchten das Kinderfest hinter der Roten Flora zu sprengen.
Gegen 22 Uhr waren am Sonnabendabend etwa 15 Vermummte im Le Canard aufgetaucht. Viele Gäste saßen zu diesem Zeitpunkt auf der Terrasse des Feinschmeckerlokals von Josef Viehauser. Die Gruppe stürmte über die Brücke zum Außenbereich. "Wir protestieren gegen den Brechmitteleinsatz der Hamburger Polizei", kreischte eine Frau. Dann gossen die Täter aus vier Eimern Fäkalien auf die Tische der geschockten Gäste. Fünf Männer und Frauen wurden besudelt.
Der Überfall dauerte nur Sekunden. Als die Polizei wenige Minuten eintraf, waren die Chaoten längst geflüchtet. "Wir haben bislang keine konkreten Hinweise auf einzelne Täter", sagte ein Beamter. Die Staatsschutzabteilung des Landeskriminalamt hat die Ermittlungen übernommen.
Am Sonntag tauchten dann Randalierer beim Kinderfest der SPD im Schanzenviertel auf. Die Polizei war mit einem massiven Aufgebot am Ort. "Wegen der Chaoten haben wir aus dem Raum Dresden Wasserwerfer und die Sonderwagen abziehen müssen, die jetzt dort fehlen", sagt ein Beamter.
Das Konzept der Polizei in der Schanze ging auf. Durch massive Präsenz und Kontrollpunkte konnte verhindert werden, dass die Randalierer in Kleingruppen auf das Gelände einsickerten. Lediglich einige Papierflieger wurde in den Park, "Wasserbomben" aus Luftballons auf das Portal der Roten Flora geworfen. Die Polizei sprach mehrere Platzverweise aus. Bis zum späten Nachmittag blieb die Lage im Schanzenviertel laut Polizeisprecher Ralf Kunz "ruhig".
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Artikel aus der Hamburger Morgenpost vom 20.08.02
Restaurant-Attacke »Wie in einem schlechten Film«
Von MARCUS HEYL Dieser ekelhafte Fäkalien-Anschlag auf das Edel-Restaurant „Le Canard“ an der Elbchaussee (MOPO berichtete) – die Tat am Wochenende war offensichtlich politisch motiviert: Die Vermummten, die dort Eimer mit Fäkalien auf die Tische der Gäste kippten, protestierten gegen den Brechmitteleinsatz bei Dealern in Hamburg.
Als es passierte, war „Le Canard“-Chef Josef Viehhauser gerade bei seinen Gästen auf der Terrasse. Alle Tische waren besetzt – viele Gäste genossen ihr Dessert. Dann stürmten die 15 „Fäkal- Chaoten“ über eine Brücke auf die Holzterrasse am Elbhang. „Plötzlich hatten sie Skimasken auf“, so Viehhauser. „Das Ganze kam uns vor wie in einem schlechten Film.“ Dann kippten die Angreifer den Inhalt ihrer Eimer auf die Tische – flüchteten. Viehhauser: „Wir gaben den Gästen sofort frisches Essen.“ Ein Kellner lieh einem Gast sogar sein Hemd.
Polit-Aktionen gegen Restaurants und Kneipen gab es in der Vergangenheit schon mehrfach. Allerdings: Im Unterschied zum Anschlag gegen das „Le Canard“, ging es in der Vergangenheit um direkte Vorwürfe gegen die Gastronomen. „Yuppisierung“, Verdrängung von sozial Schwachen und ähnliches waren die Vorwürfe. 1994 war der In-Treff „Mess“ an der Turnerstraße (Karoviertel) dran. Ein linker Schlägertrupp spritze mit Buttersäure, Scheiben wurden mit Baseball-Keulen zertrümmert. Der Laden war den Krawallmachern einfach zu schick.
Genau wie der Szene-Treff „Meyer Lansky’s“ am Pinnasberg (heute „Christiansen’“) auf St. Pauli. 1988 wurde das Lokal oft heimgesucht: Mit Knüppeln bewaffnet zerstörten Autonome die Einrichtung. Ende der 80er-Jahre gab es ähnliche Angriffe gegen angebliche „Schicki-Micki-Treffs“. Immer wieder traf der „Anti- Yuppie-Aufstand“ dabei auch das „Eisenstein“ und das „Leopold“ (heute „Voltaire“) an der Friedensallee in Ottensen. Allerdings warfen die Gegner keine Steine, sondern belästigten die Gäste als Tischnachbarn, bedienten sich an Speisen, die sie nicht bestellt hatten. Heute sind „Eisenstein“ und Voltaire“ etabliert im Stadtteil.
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Die Welt vom 22.08.2002
Überfall auf ehemaligen SS-Offizier: Waren es wieder die Hafen-Chaoten? Täter zertrümmerten in Volksdorf Scheiben und warfen „Farbbombe“ in Wohnhaus Von Ira von Mellenthin und André Zand-Vakili
Bislang unbekannte Täter haben in der Nacht zu Mittwoch in Hamburg-Volksdorf einen Anschlag auf das Haus eines ehemaligen Offiziers der Waffen-SS verübt. Nach Informationen der WELT schlichen die Attentäter kurz nach 23 Uhr durch den Garten an das Wohnhaus des ehemaligen Kompanieführers heran und warfen eine Flasche mit blauer Farbe durch das Küchenfenster. Die „Farbbombe“ zerplatzte, besudelte die Einrichtung. Gerhard S. und seine Frau wurde nicht verletzt.
Nach dem Anschlag auf das Haus des Rentners hat in Hamburg der Staatsschutz die Suche nach den Tätern aufgenommen. Die Polizei geht dabei davon aus, dass die Täter aus dem Umfeld der linksautonomen Chaoten stammen, die seit vergangenem Freitag am südlichen Ufer der Norderelbe neben dem Musical „König der Löwen“ ein genehmigtes Camp aufgeschlagen haben.
Gerhard S., der 57 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges bislang unbehelligt in Hamburg lebte, war Kompanieführer im 25. Regiment der 16. SS-Panzer-Grenadier-Division „Reichsführer SS“. Dessen 2. Bataillon hatte Anfang August 1944 den Auftrag bekommen, im italienischen Dorf Sant’Anna di Stazzema einen Einsatz gegen Partisanen durchzuführen. Dabei starben zwischen 740 und 760 Menschen, mehr als 80 Prozent von ihnen waren nach Augenzeugenberichten Frauen, Kinder und Alte. Gegen S. wird derzeit von der Zentralstelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg ermittelt. Nach dem Anschlag leitete die Polizei eine Sofortfahndung ein. Diese wurde als ergebnislos abgebrochen. Gleichwohl ordnet die Polizei die Tat Teilnehmern des Camps auf der Veddel zu. Von dort, so die Einschätzung des Landeskriminalamts, waren in den vergangenen Tagen mehrere Krawall-Aktionen ausgegangen. So hatten am vergangenen Sonntag Linksautonome ein Kinder! fest der SPD Altona im Park an der Roten Flora gestört und eine Hüpfburg zum Einsturz gebracht. Mehrere weinende Kinder mussten aus dem Spielgerät rausgezogen werden.
Auch der jüngste Anschlag auf das Restaurant Le Canard an der Elbchaussee in der Nacht zuvor wird den Campern zugerechnet. Im Canard hatten 15 Vermummte die Terrasse gestürmt und Gäste und Tische mit Fäkalien begossen. Hinzu kamen mehrere angemeldete Aufzüge sowie „Spontan-Demos“.
Am Mittwoch marschierten Demonstranten aus dem Camp vor der Ausländerbehörde auf. Dort blieb es friedlich. Die Polizei war massiv präsent. Heute hat der Chaoten-Spuk ein Ende. Bis zum Vormittag soll das Camp, in dem bis zu 200 Linksautonome zelteten, geräumt sein. Das Gelände wird dann für ein Betriebsfest vorbereitet.
Nach Angaben von Gerthold Roch, Sprecher des Bezirksamts Mitte, war der Zeltplatz neben dem Musical-Zelt für das Camp regulär von der Liegenschaftsbehörde angemietet worden. Zuvor hätten die Organisatoren beantragt, das knapp einwöchige Zeltlager zum Zweck, gegen Rechtsradikalismus zu protestieren, auf Entenwerder zu veranstalten. Dies sei wegen Unzulässigkeit jedoch abgelehnt worden und die Ausweichfläche angeboten worden, so Roch. Das Bezirksamt Mitte sei jetzt nicht mehr zuständig. Über kriminelle Aktionen aus dem Camp lägen jedoch keine Erkenntnisse vor.
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taz 22.08.2002
Land in Sicht - der letzte Tag
Gestern richteten sich die Aktionen der rund 200 AktivistInnen von "Land in Sicht" gegen die "menschenunwürdige Behandlung" von AusländerInnen. Auf einer Kundgebung vor der Ausländerbehörde wurde das "Ältermachen" von Flüchtlingskindern durch Behördenärzte kritisiert und auf ständige "Schikanen" aufmerksam gemacht. Auf Transparenten wiesen die DemonstrantInnen auch auf die tödliche Gefahr von Brechmitteleinsätzen hin. Am Elbstrand wurde die Abschiebung von "Hamburgs ältesten illegalen Einwanderer", dem "Alten Schweden", inszeniert. Der 217 Tonnen schwere Findling wurde mit Draht umzäunt. GegendemonstrantInnen forderten auf Transparenten sein Bleiberecht. Auch vor der französischen Botschaft haben sich am Nachmittag CampteilnehmerInnen versammelt, um sich für die Befreiung von Ahmed einzusetzen. Der im Juli beim internationalen Grenzcamp in Straßburg festgenommene Aktivist steht zurzeit vor einem französischen Gericht. Auch in St. Pauli waren TeilnehmerInnen aktiv: Aus Fenste! rn, von Dächern und Parkbänken heulten Sirenen auf, wenn sich ein Polizist ins Blickfeld begab.