12.08.2002 - Pressegruppe
land in sicht aktionscamp vom 16. -22.8.2002 an den elbufern hamburgs
Ordnungswidrig gegen die schlechten Verhältnisse leben
Herzlichen Glückwunsch liebe Leserin und lieber Leser! Sie haben das große Glück die offizielle Zeitung des Hamburger Land-in-Sicht-Camps in Händen zu halten. Da ist der arbeits(-lose) Tag wenigstens einmal nicht ganz so trüb und traurig; da reißt endlich einmal ein Horizont auf, hinter dem auf uns alle ein wunderschöner bunter Regenbogen wartet - wenn wir uns denn alle verändern. Die Tradition von vier antirassistischen Grenzcamps in den letzten Jahren führte uns 1998 von der BRD-Schengen-Ostgrenze bis hin zum Frankfurter Abschiebeflughafen 2001. Nun sind wir mit sicheren Gespür auch für die bedrohlich vielfältigen »inneren Grenzen« hier in der Hansestadt Hamburg gelandet. Denn Migrantinnen, Flüchtlinge, Bettler, Arme und Junkies, wie überhaupt alle nicht Nützlichen und Unangepassten sind zum Teil schon ausgeschlossen oder werden von einer Politik des Ausschlusses bedroht, der auch uns die Luft zum freien Atmen immer enger werden lässt. Der Name Schill steht dafür exemplarisch in der Hansestadt. Streicht man einen Buchstaben aus seinem Namen und ergänzt ein »y«, dann landen wir gleich beim Bundesinnenminister Otto Schily: Der kann zwar allemal besser reden als Schill, tut in seiner gewalttätigen Praxis aber auch nichts wesentlich anderes. Gegen beide Praxen richtet sich unser Protest. Wir Camperlnnen verstehen uns selber als ein Teil der radikalen Linken. Diese kennt so viele unterschiedliche Geschichten, Gruppen, Fraktionen und Ansätze, dass es selbst uns langweilen würde, das alles an dieser Stelle aufzuführen. Einig sind wir uns aber nicht nur darin, dass die Elbe ein schöner Fluss ist, sondern dass die aktuelle politische Ordnung der Welt trotz eines unüberschaubaren Reichtums an Wissen, Erfahrungen und materiellen Gütern weder für uns noch für die meisten anderen auf diesem Globus ein Platz vorsieht. So ist es allemal an der Zeit, dass wir uns selber auf die Hinterbeine stellen: »Niemand hat das Recht zu gehorchen!«, hat einmal eine große aus diesem Land von Nazis und Spießbürgern vertriebene Philosophin gesagt. Und in diesem Sinne beanspruchen wir mit unserem Camp und den von dort ausgehenden Aktionen gegen scheinbar natürliche Dummheit, Ignoranz, Selbstgerechtigkeit und völlig verlogen begründete Staats- und Bürgergewalt ganz »ordnungswidrig« mobil zu machen. »Ordnungswidrig« kann dabei vieles heißen: Es reicht von der politisch begründeten Ablehnung der ungerechten und unfreien Verhältnisse auf der Welt bis hin zu einem massenhaften Falschparken vor dem Einlasstor des Abschiebeknastes in Glasmoor, damit kein Flüchtling mehr darin eingepfercht werden kann. So gilt es mit dem Land-in-Sicht-Camp manches auszuprobieren und vieles neu und ganz anderes zu denken. Ein paar Leute sind wir schon, aber lange noch nicht genug. Deswegen werden wir uns mitten im Hochsommer wie die Schneekönige freuen, wenn Sie sich in den nächsten Tagen unseren richtigen Forderungen und bedeutsamen Aktionen anschließen. Besuchen Sie uns auf dem Camp auf eine Tasse (manchmal vielleicht etwas lauwarmen) Kaffees! Spätestens da wechseln wir zum Du und sagen: Steht nicht rum und jammert sondern verändert euch und die ganze Welt! Die vorbereitenden Gruppen des .ordnungswidrigen Land-in-Sicht-Camps