17.08.2002 - Die Autonomen
Die Hamburg-Ausgabe der Bild-Zeitung, die nun auch schon gammelige 50 Jahre alt geworden ist, ließ ihre LeserInnen in einem neben stehend dokumentierten Artikel vom Freitag wissen, dass unsere FreundInen "aus der Roten Flora (...) jetzt gegen Kinder" vorgehen wollen. Über der reißerischen Überschrift "Angst im Flora Park" heisst es dort, dass nun "200 Polizisten (ein) Kinderfest schützen" müssen. Diese wahrlich gruselige Aussage wird durch das Bild eines Jugendlichen mit durchaus kindlicher Ausstrahlung untermalt. Nicht verstanden haben wir daran, warum dieser dynamisch bewegte und sicher auch gesellschaftspolitisch engagierte Jugendliche für den Sommer viel zu heiß angezogen ist. Da bekommt er doch einen Hitzeschlag. Wem soll das nützen? Liest man den Artikel genau, so weiß man an seinem Ende nicht sehr viel aber doch eines: Das Wort Kinder taucht in unterschiedlichen Varianten sechsmal auf, und es wird versucht der Eindruck zu erzeugen, dass eben diese von Autonomen bedroht seien. Das ist schon allein deshalb ein riesiger Unfug, weil Autonome in dieser unfreien Gesellschaft mehr als einmal wie ungezogene Kinder abgefertigt werden. Stattdessen müssen wir in diesem Artikel erfahren, daß die örtliche SPD den teuflischen Plan verfolgt, erstens die "Kinder aus dem Schanzenviertel" in einen Polizeikessel einzusperren, um ihnen dann dort "Kuchen und Getränke" zu verabreichen. Das finden wir schlimm! Deshalb müssen wir auch die Kinder und vor allem deren Eltern aus dem Schanzenviertel warnen: Ob die von der SPD verabreichten Nahrungsmittel auch durch deren aktueller Politik in Sachen Rassismus, Krieg und Elendsveraltung vergiftet sind, wissen wir nicht. Als sicher kann aber gelten, dass dieser üble Plan der SPD die Grenze nicht nur zum guten Geschmack, sondern auch zum Kindesmißbrauch überschreitet. Auch die SPD hat kein Recht dazu eine Politik zu betrieben, mit der kleine Kinder vergiftet oder mißbraucht werden. In diesem Sinne sehen wir uns gewungen, am Sonntag ab 13 Uhr im Flora Park sowohl für die Freiheit aller Kinder auf der Welt als auch gegen deren teuflischen Mißbrauch durch die SPD einzutreten.
Ein paar AktivistInnen aus dem Land in Sicht-Camp
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Kommentar Zum Artikel 'Freiheit für alle Kinder auf der Welt! - Gegen den Kindesmißbrauch durch die SPD im Flora Park!' in Ausgabe 1 der Camp-Tageszeitung von Samstag.
In diesem Artikel wird gesagt, dass die SPD Kinder mißbraucht, weil ihnen bei dem heutigen Fest im Flora-Park Kuchen und Getränke verabreicht und sie durch einen Polizeikessel eingesperrt werden sollen. Dieses Vorhaben als 'Mißbrauch' zu bezeichnen ist eine totale Entwertung dieses Begriffes und somit scheiße, ihn hierfür zu verwenden. Ein höchst unsensibler Umgang mit der Tatsache, dass ca. jedes dritte Mädchen und jeder siebte Junge in der BRD im Kindesalter missbraucht werden und meist ihr Leben lang damit zu kämpfen haben.
Solche Wortwahlen (und sei es als Provokation) spart euch!!! Ein paar Camperinnen vom Land in Sicht-Camp
Anmerkung eines Sätzers: Die LeserInnenbriefschreiberInnen berücksichtigen leider nicht, dass fortschrittlich-denkende Menschen längst nicht mehr von Kindesmißbrauch sprechen, wenn es sexualisierte Gewalt gegen Kinder heißen müßte. Da der Begriff nahe legt, dass es auch einen Kindesgebrauch geben könnte, ist "Kindesmißbrauch" kein Begriff, um dessen Nicht-Entwertung und Erhalt mensch kämpfen müsste.