20.08.2002 - Karl, Rosa, Teddy u.a.
Zu ungewohnter Stunde machten wir uns am Montag um 5.45 Uhr vom Camp auf, um die Werftarbeiter bei Blohm und Voss über die gerechten und richtigen Ziele des LIS-Camps zu informieren. Frei nach dem Motto: "Roter Morgen vertreibt Kummer und Sorgen!" verteilten wir zu Schichtbeginn vor dem Werkstor ein paar hundert Campzeitungen. (in Worten: Ein paar Hundert!) Wir waren selbst überascht darüber, wieviele Malocher dort in der Zeit bis halb Acht auf- und einlaufen. Unser geübter Genderprofil-Blick ergab für die gesamte Zeit die kümmerliche Anzahl von 6 Frauen die bei Blohm und Voss zur Arbeitsaufnahme schreiten durften. An unseren Augen schritten also die gesamten Gesichts- Body- und Klamottenkonfigurationen der noch verbliebenen Werftarbeiterklasse vorbei. Die aller wenigsten sahen dabei wie Subkulturnazis aus, und die paar Hansels die fast schon ein wenig freakig aussahen, nahmen allesamt kein Flugi von uns. Die Begegung mit den Werftarbeitern, die ähnlich wie wir zu dieser Zeit im Gesicht verknautscht aussahen, war kurz in aller Regel mit einem verhaltenen "Guten Morgen" freundlich. Die schönste Bemerkung stammte dabei von einem etwas korpulenten Mittvierziger, Typ Familienvater, der zu seiner eigenen Verblüffung sagte: "Die Roten sind wieder da!" Es bleibt in diesem Zusammenhang jedenfalls die Erfahrung, das es noch andere Leute und Orte als mehr oder weniger früh verrentete TouristInnen in den Promenadenmeilen der Städte auf der Welt gibt. Weniger ergiebig waren die vorhersehbar ordnungswidrig gestörten Kommunikationsgeräusche zwischen uns und einigen Werksschutzidioten. Als wir ihre absurde Frage danach, ob wir denn vor dem Werkstor "eine Genehmigung zum Verteilen der Flugis" hätten mit der vernünftigen Gegenfrage konterten, ob sie denn überhaupt eine Genehmigung dafür vorzuweisen hätten, mit uns überhaupt sprechen zu dürfen, verwandelten sie sich auf der Stelle in knurrende Hunde. Gestörte Rede, repressiver Sinn: Sie wussten sich nicht mehr anders zu helfen als die Bullen herbei zu telefonieren, um gegen uns Anzeige wegen "Hausfriedensbruch" zu stellen. Die in diesem Zusammenhang von durchaus nicht unfreundlich auftretenden Wasserbullen erfolgten Personalienfestellungen müssen wir wohl als einen zwar bitteren, letztlich aber völlig unwesentlichen Wermutstropfen im Kampf für eine bessere Welt abbuchen. Zugelassene Parolen: Noch mehr vorwärts im Kampf und der Massagitation für die richtigen und gerechten Ziele des LIS-Camps! Karl, Rosa, Teddy, Dolroes und Sancho Panza