Im Februar 1990 fand auf Einladung einiger bundesdeutscher GenossInnen in der niederländischen Stadt Venlo ein Arbeitstreffen europäischer AnarchistInnen statt, auf dem über die Bedingungen und Perspektiven internationaler Zusammenarbeit gesprochen wurde. Auf dem Treffen wurde festgestellt, daß es seit Jahren keine kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen den anarchistischen Bewegungen der verschiedenen Länder mehr gegeben hatte. Es bestand Übereinstimmung, daß einer der Hauptgründe für den eklatanten Mangel an internationaler Zusammenarbeit und gegenseitiger Hilfe zwischen Libertären in der desolaten Verfassung der unterschiedlichen anarchistischen Bewegungen liegt. Dies wird darüberhinaus dadurch verstärkt, daß staatlich und privat kontrollierte Medien auch für AnarchistInnen häufig die einzige Informationsquelle für Internationale Nachrichten darstellen, wodurch enorme Informationsdefizite und eine oft verzerrte Perspektive der kulturellen, sozialen, ökonomischen und politischen Verhätlnisse und Entwicklungen in anderen Ländern entstehen. Einig waren sich alle Beteiligten aber auch darin, daß internationale Zusammenarbeit angesichts gemeinsamer Probleme und Bedrohungen, wie dem weltweit erstarkenden Nationalismus und der Internationalisierung des Kapitals wichtiger denn je ist. Deshalb wurde für die Zukunft eine loser, aber verbindlicher Zusammenschluß vereinbart, um international libertäre Kontakte und Kooperation zu fördern und den gegenseitigen Informationsstand der anarchistischen Bewegungen in den verschiedenen Ländern zu verbessern - das A-Infos Netzwerk. War dieses Netzwerk zunächst noch ein Zusammenschluß europäischer Gruppen und Individuen, wuchs es durch die positive internationale Resonanz rasch zu einem weltweiten Zusammenschluß heran, dessen Mitglieder auf jährlich stattfindenden Treffen über die Entwicklung ihrer Arbeit diskutieren und gemeinsam Entscheidungen treffen, die das gesamte Netzwerk betreffen. Inzwischen besteht die Liste der offenen Kontakte aus Gruppen und Einzelpersonen in Deutschland, England, Frankreich, Griechenland, Italien, Kanada, den Niederlanden, Polen, Portugal, Rußland, Schweden, Spanien und Uruguay. Die Mitglieder des Netzwerks freuen sich über alle Gruppen und Personen, die sich ihnen anschließen und die Ziele des Netzwerkes durch Spenden, Übersetzungen, Informationsverbreitung oder eigene Bulletins aus ihrem Land unterstützen wollen. Schließlich möchten wir das Informationsnetz enger knüpfen und unsere Informationen zugleich zugänglicher machen!
Einer der ersten Aufgaben, der sich die beteiligten Gruppen stellten, war die Herausgabe regelmäßig erscheinender Informations-Bulletins. Diese „A-Infos“-Bulletins sollten sachliche und unverfälschte Meldungen aus dem Tagesgeschehen enthalten, um so ein möglichst authentisches Bild der kulturellen, politischen, sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse des jeweiligen Landes zu vermitteln. Interessierte Menschen sollten durch sie die Möglichkeit erhalten, sich unabhängig von staatlichen Instanzen und der etablierten Presse über weltweite Ereignisse zu informieren. Die A-Infos erscheinen zumeist in den jeweiligen Landessprachen, zusätzlich auch in englischsprachigen Ausgaben und sind direkt über die jeweils publizierende Gruppe zu beziehen. Die Mitglieder des Netzwerks freuen sich über alle neuen Gruppen oder Personen, die sich für internationale Zusammenarbeit, Kontakte und Informationsaustausch unter AnarchistInnen einsetzen und/oder eigene Bulletins herausgeben wollen.
Im September 1995 machten die Bemühungen, Vernetzung, Kooperation und Informationsaustausch international zu fördern einen weiteren wesentlichen Schritt vorwärts, als einige Personen aus England und Kanada beschlossen, das A-Infos Konzept um die Perspektive der elektronischen Kommunikation zu erweitern. Es wurden zwei E-Mail Verteilerlisten eingerichtet - eine für Diskussionen über das A-Infos Netzwerk und einzelne Ereignisse oder Themen sowie eine weitere, in der Nachrichten über aktuelle Ereignisse aber auch Bulletins veröffentlicht werden, die Ereignisse aus verschiedenen Ländern und Regionen zusammengestellt sind (zur Zeit werden noch nicht alle A-Infos Bulletins in dieser Liste veröffentlicht). Die Listen können derzeit per E-Mail abonniert werden. Außerdem wurde eine Seite im WorldWideWeb des Internets eingerichtet, in der sämtliche Nachrichten regelmäßig archiviert und nach Sprachen und Themen sortiert werden. Demnächst sollen im Usenet auch öffentliche Foren eingerichtet werden.
Inzwischen sind auch die spanische, niederländische und deutsche A-Infos Gruppen mit eigenen Seiten im Internet vertreten, die jeweils Archive ihrer Bulletins enthalten. Eine zunehmende Zahl der offenen A-Infos Kontakte sind außerdem per E-Mail zu erreichen.
Als eine der Gründungsgruppen des A-Infos Netzwerkes haben wir seit 1990 versucht, regelmäßig in englisch- und deutschsprachigen Bulletins über Ereignisse in Deutschland zu berichten, und die graphische wie inhaltliche Qualität unserer Bulletins beständig zu verbessern. Unser Konzept beruht auf den Prinzipien der freien und sachlichen Information. Unter freier Information verstehen wir einen freien, leicht zugänglichen Informationsfluß, an dem sich jede/r als Konsument/in wie als Produzent/in beteiligen kann. Deshalb sehen wir unsere redaktionelle Aufgabe nicht so sehr darin, eine Zeitschrift für ein bestimmtes Publikum herauszugeben, sondern alle Informationen die uns über wichtige Ereignisse in Deutschland erreichen zusammenzutragen und zu veröffentlichen. Freie Information bedeutet auch, daß Informationen jeder/m kostenlos zur Verfügung stehen sollten. Aus diesem Grund verschicken wir unsere Bulletins bisher kostenlos, wobei wir erwarten, daß jene, die es sich leisten können, uns Spenden zukommen lassen.
Seit August 1995 haben wir begonnen, nach Bedarf deutsch- und englischsprachige „A-Infos Extras“ herauszugeben, um die Aktualität der Information zu verbessern und auf die Vorzüge und Notwendigkeit internationaler Kooperation hinzuweisen. Die Extras richten sich im Schwerpunkt entweder an ein internationales Publikum (diese Ausgaben enthalten hauptsächlich Beiträge aus der BRD) oder an das deutsche A-Spektrum (solche Ausgaben enthalten meist aktuelle Informationen aus dem Ausland).
Ganz reibunglos läßt sich unser Konzept bislang allerdings nicht realisieren. Wir hatten beispielsweise gehofft, daß die Spenden derer, die es sich leisten können auch die Abonnements jener tragen würde, welche die Bulletins kostenlos beziehen. Leider erhalten wir nur sehr wenig Spenden und müssen als Redaktion regelmäßig den größten Teil der Herstellungs- und Versandkosten selbst übernehmen. Auch orientiert sich unsere Berichterstattung noch hauptsächlich an den Veröffentlichungen aus der etablierten und alternativen Presse. Immer wieder werden wir aufgefordert, mehr über das linke und anarchistische Spektrum in der BRD zu berichten.
Deshalb möchten wir Euch bitten, mit Kurzmeldungen über Aktionen u. Veranstaltungen, Demoberichte, Vorankündigungen etc. die in der etablierten überregionalen Presse gar nicht oder nur entstellt erwähnt werden, zum Gelingen der A-Infos beizutragen. Wir freuen uns auch über GenossInnen die Zeit und Lust haben, fremdsprachiges Material zu sichten und gegebenenfalls zu übersetzen oder regelmäßig mit AnarchistInnen in anderen Ländern zu korrespondieren. Briefmarken- und Materialspenden sowie finanzielle Unterstützung sind natürlich auch immer willkommen!
Um eine einzelne Ausgabe zu beziehen oder die A-Infos Bulletins aus einem bestimmten Land zu abonnieren, schreibt an direkt an die jeweilige Gruppe. Wenn Du/Ihr daran interessiert seid, Euch dem A-Infos Netzwerk anzuschließen und eigene Bulletins herauszugeben, informiert die anderen Mitgliedsgruppen.