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Nicht abgelehnt - »nur« unerwünscht
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Rassismus
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Nicht abgelehnt – »nur« unerwünscht
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Rigide Flüchtlingspolitik in den Niederlanden
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Die holländische Ministerin für Migration, Verdonk, will zehntausende von Flüchtlingen
abschieben. Nur circa 2.100 dieser sollen noch ein Bleiberecht erhalten. Sie erfüllen die
streng angelegten Kriterien von Verdonks Amnestiepaket. Ganz im Sinne der gegenwärtigen
Regierung wiederholt sie ständig, es läge »in der Eigenverantwortung« von
Flüchtlingen das Land »zu verlassen.« Die meisten jedoch können oder wollen schlicht nicht zurückkehren.
Die strenge neue Abschiebepolitik
wurde im November 2003 in der
»Terugkeernota« (»Abschiebezeitung«)
vorgestellt. Darin wird die Notwendigkeit
von Propagandakampagnen
betont, um die neue Politik publik zu
machen. Verdonks Ausspruch »Wer
zurückgehen will, der kann zurückgehen!
« soll von der Allgemeinheit
akzeptiert und auch den Flüchtlingen
aufgezwungen werden. Mit ihrer
Ankunft sollen Flüchtlinge damit konfrontiert
werden: »Ablehnung bedeutet
Rückkehr!«.
Verdonk will die »Flüchtlinge mit
Chancen« klarer von den »Flüchtlingen
ohne große Chance« trennen. Mit
anderen Worten: Denen, die mit
Sicherheit abgeschoben werden und
denen, die eventuell bleiben. Flüchtlinge
werden zunächst in »Orientierungszentren
« untergebracht, sobald
sie den Asylantrag gestellt haben. Die
Immigrationsbehörde IND lehnt derzeit
fast alle Anträge ab. Die Flüchtlinge,
deren Antrag abgelehnt wurde,
werden sofort in »Rückkehrzentren«
verlegt. Obwohl ihre Asylverfahren
weiterlaufen und obwohl sie ein Einspruchsrecht
gegen die Entscheidung
haben, werden ihre Lebensbedingungen
bewusst verschlechtert. »Auf
diese Art will die Regierung ihnen
klarmachen, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit
keine Residenzerlaubnis
erhalten werden und die Niederlande
verlassen werden müssen«. In den
»Orientierungszentren« werden die
Dienstleistungen der Sachbearbeiter-
Innen der Behörden »auf die Niederlande
hin orientiert« sein, in den
»Rückkehrzentren« auf »eine Zukunft
in ihrem eigenen Land«. SachbearbeiterInnen,
die engagierte Wärme
zeigen, stellen auf einmal ein unerwünschtes
Betriebsrisiko dar. In den
»Rückkehrzentren« möchte Verdonk
nur Angestellte beschäftigen, die
wahrhaft motiviert sind Flüchtlinge
loszuwerden.
»Rückkehr« oder Straße
Am 24. Januar 2004 stimmte die
Regierung Verdonks Plan zu 26.000
Flüchtlinge abzuschieben, die seit langer
Zeit in den Niederlanden leben. Sie
werden alle in den nächsten drei
Jahren in ihre Herkunftsländer
»zurückkehren« müssen. Für ihre
»freiwillige Rückkehr« haben sie 8
Wochen Zeit und werden dafür etwas
Geld und ein Flugticket erhalten. Im
Falle einer Weigerung werden die
Flüchtling in eines der »Ausreisezentren
« verbracht, in denen bis zu
1.500 Flüchtlinge untergerbracht werden
können.
Nach Aussagen der offiziellen
Flüchtlings-Unterstützungsorganisation
Vluchtelingen Werk handelt es
sich bei »Ausreisezentren« um nichts
anderes als »Rückkehrzentren«, in
denen Flüchtlinge untergebracht sind,
die ihren Ablehnungsbescheid noch
nicht erhalten haben.
In den »Ausreisezentren« werden
Flüchtlinge für weitere 8 Wochen unter
Druck gesetzt »zurückzukehren«. Die
Flüchtlinge, die sich auch dann nicht
abschieben lassen, werden einfach auf
die Straße gesetzt. Die Vereinigung
Niederländischer Städte (VNG) und die
Migrationsministerin Verdonk kamen
kürzlich darin überein, dass es den
Kommunen dann nicht mehr erlaubt
ist diese aufzunehmen. Laut Einwanderungsgesetz
können abgelehnte
Flüchtlinge aber immer noch eine
Residenzerlaubnis erhalten, sobald sie
nachweisen können, dass ihr
Herkunftsland sie ablehnt. Es gelingt
Flüchtlingen jedoch äußerst selten
dies zu beweisen.
Nach Verdonk sei es aber »... eine
Tatsache, dass alle AusländerInnen
ohne Papiere..., die zurückkehren wollen,
auch abgelehnte Flüchtlinge,
zurückkehren können...«. Der zynische
Ausgangspunkt, dass in jedem
Falle immer die Flüchtlinge die
Schuldigen sind, führte zu scharfer
Kritik seitens der kirchlichen Flüchtlings-Unterstützungsorganisation
Inlia
und der offiziellen Flüchtlings-Unterstützungsorganisation
Vluchtelingen
Werk. Sie wiesen darauf hin, dass sich
der Vorgänger der »Ausreisezentren«
in den 90er Jahren, das sogenannte
»Abschiebezentrum« Ter Apel, als ein
unmenschliches Desaster entpuppte.
Mit Unterstützung der Regierung will
Verdonk Flüchtlinge dazu bewegen,
dass sie ihre Rückkehr zu ihrer eigenen
Verantwortung machen. Die Herkunftsländer
lehnen es häufig ab ihre
BürgerInnen aufzunehmen. Viele Länder
halten die Folgen der Migration für
etwas Positives. »Problemländer« wie
Afghanistan, Algerien, Angola, China,
Kongo, Guinea, Iran, Nigeria, Serbien
und Syrien sollen zu einer »Zusammenarbeit« gezwungen werden, wenn
nötig mit Druck.
Wut
Die Haltung der Stadträten dazu ist
äußerst heuchlerisch. Noch vor einiger
Zeit forderten sie eine große Amnestie
von 9.000 Flüchtlingen, darunter
besonders solcher von Familien mit
Kindern, die in den Niederlanden
geboren und vollkommen »integriert«
sind. Die vier Hauptstädte und die
nördlichen Provinzen Groningen und
Friesland lehnten es noch im Dezember
2003 ab, Flüchtlinge auf die Straße zu
setzen. Inzwischen läßt die Vereinigung
Niederländischer Städte (VNG)
verlautbaren, sie sei damit zufrieden,
wie die Regierung Verantwortung
übernehme und für eine »aktivere
Abschiebepolitik« eintrete. Die Stadträte
scheinen die Proteste aus purem
Opportunismus unterstützt zu haben,
nur um jetzt »das Problem« abgelehnter
Flüchtlinge loszuwerden. Anfang
Januar 2004 bezeichnete der Vorsitzende
der VNG und Bürgermeister
von Dordrecht, Bandell, die geplanten
»Ausreisezentren« als ausreichend,
ohne zu wissen, wo diese Zentren liegen
werden und wie diese aussehen
werden. Nach Aussagen Bandells wird
es sich dabei um »angemessene
geschlossene Zentren« handeln. Nach
Internationalem Recht, vor allem den
Abkommen zum Schutze von Kindern,
sind solche Zentren jedoch illegal.
Neben der Einrichtung der neuen
Zentren will Verdonk die bereits existierenden
repressiven Praxen gegen
Flüchtlinge ausweiten. Grenzkontrollen
müssen intensiviert werden, um
Flüchtlinge schon vor ihrer Einreise in
die Niederlande besser zurückweisen
zu können. Die Regierung möchte eine
Datenbasis mit biometrischen Daten
wie Fingerabdrücken und Irisaufnahmen
anlegen. »In Europa unterstützen
die Niederlande die Entwicklung
eines Europäischen Visa Informationssystems
(VIS), in dem die biometrischen
Charakteristika aller AntragstellerInnen
für Visa gesammelt
werden. Mit VIS soll Visumsbetrug eingeschränkt
werden, die Grenzkontrollen
für die BesitzerInnen von Visa einfacher
gemacht werden und die Chancen
für die Identifikation von AusländerInnen
ohne Papiere erhöht werden.
« VIS solle ans Schengener Informationssystem
angeschlossen werden
und im Jahr 2007 in Benutzung
genommen werden. Auf die Anfrage
der niederländischen Regierung hat
das europäische Komitee vorgeschlagen,
die biometrischen Charakteristika
bei Visumsanträgen und Residenzerlaubnis
bereits aufzunehmen. Verdonk
hat auch die Strafzahlungen für
Fluggesellschaften, die Flüchtlinge
ohne vollständige Papiere einfliegen,
erhöht. Diese Unternehmen müssen
künftig auch für die Lebenserhaltungskosten
der Flüchtlinge aufkommen,
bis diese wieder abgeschoben
sind.Die neuen Regelungen sollen in
Zukunft auch ganz besonders die
Personen treffen, die sich ohne Papiere
in den Niederlanden aufhalten. Im
Jahr 2004 werden deshalb zur besseren
Verfolgung dieser 1000 zusätzliche
Polizeibeamte eingestellt.
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Im holländischen Delden drangen im August vergangenen Jahres 63 mit Overalls
bekleidete antirassistische AktivistInnen in den Abschiebeknast ein und demontierten
die Zäune. Die 14 bis 18-jährigen BewohnerInnen unterstützten die Aktion spontan und
beteiligten sich an der Demontage. Der Abschiebeknast ist ein holländisches Modellprojekt.
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