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»Mississippi Burning« vor Gericht
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»Mississippi Burning« vor Gericht
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Vier Jahrzehnte, nachdem drei Menschenrechtsaktivisten - Michael Schwerner, James Chaney und Andrew Goodman – von Klanmitgliedern aus Mississippi ermordet wurden, wird Edgar Ray Killen, einer der Anführer, endlich des Mordes angeklagt. Der Mord an den Dreien galt lange Zeit als Symbol rassistischer Gewalt, die in den 1960ern nicht juristisch verfolgt wurde und wies auf die engen Verbindungen zwischen Klan, Polizei und Regierungsangestellten hin. Der Fall wurde durch den Film «Mississippi Burning« von 1988 einer breiten Öffentlichkeit bekannt.
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Erst in den letzten Jahren haben Strafverfolger begonnen, Anklagen zu erheben. Dazu wurden sie von neuen Beweisen und Druck von Seiten der Angehörigen der Opfer gezwungen.
Der heute 79jährige Killen hat in jenen Jahren und danach als Prediger gearbeitet. Seine jüngste Anklage ist der letzte Schritt in einem Prozess, der mit einem Kriegsverbrechertribunal verglichen werden kann. Bis 1954 war die Rassentrennung gesetzlich vorgeschrieben, die weiße Vormachtstellung war Alltag und wurde von der Behördenpraxis unterstützt – besonders im Süden der alten Konföderation. Schwarze wurden davon abgehalten zu wählen. Sie konnten nicht dort leben, wo es ihnen ihre Möglichkeiten erlaubt hätten und konnten alle übrigen Bürgerrechte nicht frei ausüben. Eine Kampagne im Sommer 1964 in Mississippi veranlasste schwarze und weiße Aktivisten aus dem Norden, gemeinsam mit Schwarzen vor Ort Wähler zu registrieren. Michael Schwerner war ein weißer jüdischer Aktivist aus New York, ebenso wie Andrew Goodman. James Chaney war ein Afroamerikaner aus Mississippi. In der Nacht, in der sie ermordet wurden, waren sie gerade dabei, nach der Ursache für einen Kirchenbrand zu suchen – eine von drei Dutzend Brandstiftungen in jenem Sommer. Auf dem Weg zur Kirche wurden sie von Polizisten zur Seite gewunken und wegen einer vermeintlichen Verkehrsstörung verhaftet. Während Klanmitglieder sich in einem Hinterhalt sammelten, wurden sie erst verhaftet und dann entlassen – nur, um direkt darauf von einem Todeskommando aufgegriffen zu werden, das über ein Dutzend Menschen zählte. In jenem Sommer gab es über 1000 Verhaftungen, der staatlich unterstützte Terror war so stark, dass jede Verhaftung einem tödlichen Risiko gleichkam.
In den 1960ern arbeitete der Klan in Mississippi gemeinsam mit einer Landesbehörde, die als »Sovereignty Commission« bekannt war. Wie in sechs weiteren Staaten wurde die Kommission vom Gesetzgeber einberufen, nachdem der Oberste Gerichtshof im Jahr 1954 die Unrechtmäßigkeit der Rassentrennung verkündet hatte. Neben anderen Tätigkeiten hat die Kommission auch 493.500 Dollar den weißen Bürgerräten zukommen lassen.
Sie hat außerdem Bürgerrechtsaktivisten ausspioniert, ihre Aktivitäten gestört und auf vielfältige Art und Weise den Widerstand gegen die Aufhebung der Rassentrennung unterstützt. Kommissionsmitglieder haben auch Einfluss auf eine oder mehrere Jurys genommen.
Die meisten Morde wurden vor Gerichten des Bundesstaats verhandelt. Nachdem das FBI Ermittlungen in diesem Verfahren angestellt hatte, erhob der Staat Mississippi dennoch keine Anklage und verwies auf einen Mangel an Beweisen. Die Landesregierung brachte angesichts der Behinderungen durch die örtlichen Behörden im Jahr 1967 eher Bürgerrechtsanklagen vor Gericht als Anklagen wegen Mord. Von den 18 Angeklagten, die wegen der Verschwörung, mit der sie Schwerner, Chaney und Goodman ihrer Bürgerrechte entheben wollten (indem sie sie ermordeten) vor Gericht standen, wurden acht freigesprochen, sieben wurden verurteilt und haben Gefängnisstrafen abgesessen. Bei drei der Angeklagten wurden Fehler in der Prozessführung festgestellt. Ray Killen entging der Verurteilung durch die Stimme eines Jurymitgliedes, die gesagt hatte, sie könne keinen Prediger verurteilen. Zu den Verurteilten gehörte der stellvertretende Sheriff Cecil Price, dessen Bild vor Gericht mit dem Mitangeklagten Sheriff Rainey zu einem Symbol dieser Epoche wurde. Sam Bowers, der Anführer des Klans, wurde auch verurteilt und nach sechs Jahren entlassen. Bowers war der Chefdenker hinter den Morden und Brandstiftungen, entging aber der Strafe bis 1998, als er wegen des Mordes an Vernon Dahmer, dem Anführer von NAACP (National Association For The Advancement Of Colored People) im Jahr 1966, zu lebenslanger Haft verurteilt wurde.
Eine weitere Etappe der Gerechtigkeit, die zu lange auf sich warten ließ, betraf das Bombenattentat von 1963, das am hellichten Tag auf eine Baptistenkirche in Birmingham, Alabama, verübt wurde. Dabei wurden vier junge schwarze Mädchen – Denise McNair, Cynthia Wesley, Carole Robertson und Addie Mae Collins – getötet. In diesem Fall hat der FBI-Direktor J. Edgar Hoover Beweise zurückgehalten und die ursprüngliche Ermittlung blockiert. Letztendlich wurde Robert Chambliss 1977 von einem Gericht wegen Mordes für schuldig befunden. Fast vier Jahrzehnte nach diesen Morden wurden Thomas Blanton und Bobby Frank Cherry in den Jahren 2001 und 2002 verurteilt.
Nun wird schließlich Killen endlich vor einem staatlichen Gericht des Mordes angeklagt. Er leugnet jede Verbindung zu den Morden und behauptet, nie ein Klanmitglied gewesen zu sein. Aber Zeugenaussagen während des vorhergehenden Verfahrens haben gezeigt, dass Killen sehr wohl Klanmitglied war und die Funktion hatte, neue Klanmitglieder in seinem Bezirk anzuwerben. Und ein weiterer Zeuge in dem bevorstehenden Gerichtsverfahren wird aussagen, dass er bei einem Treffen zwischen Killen und Bowers anwesend war, bei dem letzterer sein OK zu den Morden gegeben hat. Killens hauptsächliches Ziel war offensichtlich Michael Schwerner, der als Angestellter einer nationalen Bürgerrechtsorganisation arbeitete. Andrew Goodman war gerade erst einen Tag in Mississippi, bevor er erschossen wurde. James Chaney, ein ortsansässiger Schwarzer, wurde brutal gefoltert und zu Tode geprügelt. Der Druck erhöhte sich erneut in Richtung eines staatlichen Verfahrens wegen Mordes, nachdem eine Zeitung berichtete, dass Bowers in privatem Rahmen zugegeben hatte, dass er das Gericht im ursprünglichen Verfahren behindert hatte. Letzten Oktober demonstrierten mehrere hundert Menschen aus Mississippi in Jackson und forderten Gerechtigkeit in diesem Verfahren.
Viele Veränderungen sind in den letzten vier Jahrzehnten im Staat Mississippi vor sich gegangen. Schwarze können nun relativ unbehindert wählen. Die Sovereignty Commission hat ihre Arbeit eingestellt und ihre geheimen Akten sind nun ein öffentliches Archiv. Die weißen Bürgerräte wurden durch den »Rat der Konservativen Bürger« ersetzt. Während die schlimmsten Auswüchse des Terrors im Plantagen-Stil nicht mehr bestehen, bleiben weiße Privilegien in jedem Aspekt des gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Lebens bestehen.
Ray Killen ist nun ein alter Mann und viele der Zeugen, die gegen ihn aussagen könnten, sind schon längst gestorben. Ein endgültiger Urteilsspruch im Mord an drei tapferen Bürgerrechtsaktivisten ist noch immer nicht erreicht.
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