include("../../includes/1.php");
?>
Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!
include("../../includes/2.php");
?>
Debatten-Doku
Alle Beiträge im Überblick
include("../../includes/3.php");
?>
Diskussion
include("../../includes/4.php");
?>
Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!
include("../../includes/5.php");
?>
VVN-BdA (Berlin) | AIB 82, 1/2009
Mit dieser griffigen Losung wird der
Schwur der überlebenden Buchenwald-
Häftlinge, geleistet am 19. April 1945,
wenige Tage nach ihrer Selbstbefreiung,
von Generation zu Generation weitergegeben.
»Die Vernichtung des Nazismus
mit seinen Wurzeln ist unsere Losung.
Der Aufbau einer neuen Welt des
Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.«
include("../../includes/6.php");
?>
In dieser Tradition sieht sich auch die
Berliner Vereinigung der Verfolgten des
Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen
und Antifaschisten (VVN-BdA).
Sie gehört mit ihren 14 Mitgliedsorganisationen
zu den ältesten und größten
antifaschistischen Organisationen in
Berlin. Gemeinsam mit Gründungsmitgliedern
und vielen Freunden und Sympathisanten
begingen wir im Januar
2008 den 60. Geburtstag der Berliner
VVN mit einer Festveranstaltung im Berliner
Abgeordnetenhaus, auf der u.a.
Walter Momper (Präsident des Berliner
Abgeordnetenhauses), Prof. Andreas
Nachama (Direktor der Stiftung Topographie
des Terrors), Petra Rosenberg
(Vorsitzende des Landesverbandes
Deutscher Sinti und Roma Berlin-Brandenburg)
und Prof. Günther Morsch
(Stiftung brandenburgische Gedenkstätten)
sprachen.
Selbstverständnis
Der Antifaschismus der (Berliner) VVNBdA
begreift sich zuerst und vor allem
als antifaschistische Bündnispolitik.
Die VVN-BdA Initiative »nonpd« für
ein Verbot der NPD mit ihren 175 445
gesammelten Unterschriften hat sichtbar
gemacht, dass es in der BRD ein
breites antifaschistisches Spektrum
gibt und Voraussetzungen zur Schaffung
konkreter Bündnisse im Kampf
gegen Neofaschismus überall vorhanden
sind. Vieles davon mag anlassbezogen
und temporär sein, einem Klima,
das rechten Meinungen den gesellschaftlichen
Rückhalt entzieht, dient
es allemal. Es gibt unterschiedliche Zugänge
zum Antifaschismus: antikapitalistische,
sozialistische, allgemein
demokratische, humanistische, christliche,
liberale. Sie alle sollen Raum
haben in unserer Organisation und in
Aktionen mit unseren BündnispartnerInnen.
Als VVN-BdA möchten wir diese
Positionen immer wieder zusammenführen,
was uns nicht immer gelingt.
AntifaschistInnen sollen weder als
»linksextrem« noch als »bürgerlich«
ausgegrenzt werden. Wir unterstützen
Aktionsformen und Initiativen, die
möglichst viele Menschen einbeziehen.
Unsere Idee des Antifaschismus soll
und muss breitgefächert und pluralistisch
sein, wie es auch der Widerstand
gegen den Nationalsozialismus war. Wir
wollen junge und alte AntifaschistInnen
zusammenbringen – wir können
und müssen voneinander lernen. Und
wir machen nicht bei den offen faschistischen
Positionen der Neonazis halt.
Unser Ansatz will keineswegs die gesellschaftlichen
Widersprüche negieren,
sondern für uns ist Antifaschismus
der Gegenentwurf zum Nationalismus,
Chauvinismus, Rassismus und
Antisemitismus – nicht allein der radikalen
Rechten und Neonazis. Und das
beschreibt auch die Grenzen unserer
Bündnispolitik.
Im Bündnis gegen Nazis
Antifaschismus, der Folgen hat, bedeutet
ganz konkret: nicht schweigen,
sondern Zivilcourage zeigen und einschreiten,
Neonazis, Rassisten und Antisemiten offen entgegentreten. Die
VVN-BdA beteiligt sich bundesweit
nach Kräften an zahlreichen bundesweiten
und lokalen antifaschistischen
Bündnissen und Initiativen gegen Neonaziaufmärsche,
Neonaziveranstaltungen,
Protesten gegen die revanchistischen
Vertriebenen-Verbände, gegen
die Treffen der Kriegsverbrecher des Kameradenkreis
der Gebirgsjäger in Mittenwald.
Wir solidarisieren uns mit Aktionen,
die für eine Entschädigung der
Angehörigen von deutschen Massakern
in Italien und Frankreich sowie von italienischen
Zwangsarbeitern und sowjetischen
Kriegsgefangenen eintreten. Solidarität
mit Flüchtlingen und MigrantInnen,
die staatlichen Repressionen,
rassistischen Sondergesetzen und nicht
selten Neonaziterror ausgesetzt sind,
ist ein unbedingtes Muss in unserer
Organisation. Dass Antisemitismus –
nicht nur in der BRD – wieder zu einer
Meinung unter anderen zu werden
droht, bereitet uns große Sorgen.
Die Berliner VVN-BdA hat sich zum
Ziel gesetzt, ihre antifaschistische
Bündnispolitik auf allen Ebenen auszubauen.
Nebenbei gesagt, das haben
wir auch nötig, denn unsere 900 Mitglieder
werden nicht jünger. Erfreulicherweise
kommen verstärkt jüngere
Menschen zu uns, die uns neue Ideen
und Aktions- und Tätigkeitsfelder erschließen.
Mittlerweile sind wir bei
faktisch jeder Antinaziaktion in Berlin
vertreten, sei es als TeilnehmerInnen
oder als Mitorganisatorin der Proteste.
Wir beteiligen uns an ständigen und
Anlass bezogenen Antifa-Bündnissen.
Dabei haben wir viele Menschen kennen
gelernt, und diese natürlich auch
uns. Dass es in Berlin mittlerweile zu
einem Miteinander von PolitikerInnen,
Parteien, GewerkschafterInnen,
Jugend-und Kiezinitiativen, unabhängigen
Antifagruppen und StadteilbewohnerInnen
kommt, ist eine Entwicklung,
die wir begrüßen, auch die
politische Reibung, die dabei entsteht.
Die Kampagne »Naziaufmärsche
blockieren ist unser Recht« findet
großen Anklang und hat nach den
Blockadeversuchen gegen den Neonaziaufmarsch
in Halbe 2006 und in
Rudow 2007, in Lichtenberg am 6. Dezember
2008 zu einem schönen Erfolg
geführt, als der Neonaziaufmarsch nach
der Hälfte der geplanten Strecke umgeleitet
werden musste. Es besteht ein
gewachsenes Bedürfnis unter vielen
BürgerInnen und lokalen Initiativen
den Neonazis ganz praktisch »entgegenzutreten
«, Zivilcourage zu zeigen,
auch da, wo es die Polizei nicht zulässt.
Und da BlockiererInnen meist ein juristisches
Nachspiel mit Strafbefehlen,
Prozessen und Geldstrafen droht, nehmen
wir auch den zweiten Teil des Kampagnenmottos
ernst: »Keine Kriminalisierung
von Zivilcourage gegen Neonazis
«. Zusammen mit den Betroffenen
organisieren wir eine gemeinsame politische
und juristische Verteidigung, mit
Veranstaltungen, Unterschriftenlisten,
Petitionen, Pressearbeit und Spendensammlungen
– gelebte und erfahrbare
antifaschistische Solidarität.
nonpd – NPD-Verbot jetzt!
Sehr beunruhigt sind wir, dass die NPD
auf Straßen, in Jugendklubs und Parlamenten
ihren braunen Ungeist verbreitet,
ihre Tätigkeit aus Steuermitteln finanziert und von der Polizei geschützt
wird. Die NPD ist nicht nur
Schutzschirm, sondern auch Ideengeber,
Werteträger und Motor für gewaltbereite
Neonazis aller Couleur und damit
ein Zentrum neofaschistischer Aktivitäten.
Ein Verbot dieser Partei
beseitigt sicherlich nicht den Rechtsextremismus,
könnte ihn aber nachhaltig
schwächen.
Was tun gegen Neonazis? Da gibt es
eine klare Antwort: Etwas tun gegen
Nazis! Die VVN-BdA setzt seit dem 27.
Januar – gedrängt auch durch viele
Unterstützer und Sympathisanten –
ihre erfolgreiche Kampagne »nonpd –
NPD-Verbot jetzt!« fort. Bis zum 8. Mai
2010, dem 65. Jahrestag der Befreiung,
wollen wir mindestens »5.000
gute Gründe für ein NPD-Verbot« zusammentragen.
Mitstreiter und Gruppen soll im Internet
– aber auch auf traditionellen
Wegen – die Möglichkeit gegeben werden,
mit persönlichen Stellungnahmen
oder anderen Texten, mit Bildern,
Plakaten oder auch Musik auszudrücken,
warum mann oder frau für
ein Verbot der NPD sind, ihre Erlebnisse
und Erfahrungen mit Neofaschisten
schildern oder in welch anderer
Art und Weise das eigene Leben von
ihnen beeinträchtigt wird, was man
gegen sie getan hat oder tun will. So
soll ein ständig wachsendes, nach
Landkreisen geordnetes interaktives
Lesebuch entstehen. Ein Klick auf die
Deutschlandkarte im Internet und jeder
– auch unsere Abgeordneten in
den Parlamenten – können lesen, was
im Kreis Pro-NPD-Verbot gedacht wird.
Wir wollen dazu mit möglichst vielen
Menschen ins Gespräch kommen
und so die öffentliche Auseinandersetzung
mit allen Erscheinungsformen
des Neofaschismus befördern helfen.
Wir wollen Neugier wecken, Sichtweisen
verändern, Kräfte aktivieren,
Argumente sammeln und vermitteln.
Wir wollen Stimmung »gegen Nazis«
machen und verfestigen, Menschen
ermutigen, sie zu einer konkreten Forderung
zu verdichten, nämlich der, die
NPD zu verbieten.
Wir wollen Mut machen, Protest gegen
die NPD und andere Neonazis auf
vielfältige Weise Ausdruck zu verleihen.
Die gewählten Abgeordneten des
Bundestages und der Landtage sollen
in die Pflicht genommen werden. Wir
wollen ihnen deutlich machen, dass
die Bekämpfung des Neonazismus –
mit dem NPD-Verbot an der Spitze –
nicht nur Gegenstand von Sonntagsreden
sein darf. Von den Abgeordneten
des Bundestages erwarten wir endlich
eine Reaktion auf unsere mehr als
175.000 Unterschriften für ein NPDVerbot.
Die Innenminister sollen zur Beseitigung
der Verfahrenshindernisse – die
V-Leute in der NPD – gedrängt werden.
Wir wollen darüber aufklären, dass VLeute
in der NPD nichts weiter sind als
bezahlte Neonazis und das das VLeute-
System de facto zum Schutzschirm
der NPD geworden ist.
Gedenken und Erinnern
Die Beschäftigung mit Verfolgung
und Widerstand ist ein immer währender
Prozess der Annäherung an die
Geschichte und an die Handlungsmöglichkeiten
von Menschen. All dies
schärft den Blick für eigene Entscheidungen
und für die Auseinandersetzung
mit Neonazismus, Rassismus und
Antisemitismus sowie seinen Ursachen.
Deshalb setzen wir uns für Gedenk-
und Erinnerungszeichen im öffentlichen
Raum und für den Auf- und
Ausbau regionaler Gedenkstätten ein.
So begleiten wir kritisch die Arbeit der
Gedenkstätte Köpenicker Blutwoche.
Im Gefängnistrakt des ehemaligen
Amtsgerichtes in der Puchanstrasse 12
wird dokumentiert, dass die »Köpenicker
SA-Standarte 15« vom 21. bis 26.
Juni 1933 Mitglieder von KPD und SPD,
Juden, Gewerkschafter und Parteilose
verhaftete, demütigte, folterte und
ermordete. Während die Verfolger und
Mörder mit Bildern und Biographien
ausführlich dokumentiert sind, fehlen
bisher biographische Angaben zu den
Ermordeten und Gequälten. Wir erwarten,
dass Mitglieder der VVN-BdA in
die Überarbeitung der Ausstellung
einbezogen und sie wieder Führungen
übernehmen können. Wir unterstützten
die Initiative von Lichtenberger
Schülern, die Biographien von Widerstandskämpfern
erforschten, die seit
1973 Namen von Straßen im Fennpfuhl
tragen. Seit zwei Jahren sind im Fennpfuhl die Namen der Antifaschisten
in aller Munde.
Die »Initiative Stolpersteine für
den Arbeiterwiderstand« verlegt in
Kooperation mit der IG Metall, ver.di
und anderen 50 Stolpersteine für Frauen
und Männer aus der Saefkow-Jacob-
Bästlein Gruppe, die ermordet oder in
der Haft verstorben sind und die bisher
nicht mit Straßennamen oder Gedenkzeichen
geehrt wurden. Gegenwärtig
bereiten wir in Kooperation mit
der Gedenkstätte Deutscher Widerstand
eine Ausstellung über diese
größte Berliner Widerstandsorganisation
in den Jahren 1943/44 vor, die
Mitte Juni in der Kommode am Bebelplatz
eröffnet wird. In Kooperation
mit dem Verein »Helle Panke« diskutieren
wir Ende Juni auf einer Tagung
»Das rote Berlin – Arbeiterwiderstand
gegen das Nazi-Regime« über Desiderate und werden neue Forschungsergebnisse
vorstellen.
Stolpersteine, Ausstellung und Tagung
haben das Ziel, den Widerstand
von unten, aus der Arbeiterbewegung
und dem sie umgebenden Milieu einer
größeren Öffentlichkeit bekannt zu
machen, Zivilcourage und Entschlossenheit
von Menschen zu zeigen, die
Nazidiktatur und Rassenwahn überwinden
und den Krieg beenden wollten.
Berlin zählte zu den Hochburgen
von Dissens, Protest und Widerstand in
den Jahren von 1933 bis 1945. Kommunisten,
Sozialdemokraten, Sozialisten,
Trotzkisten, parteienunabhängige
Linke, Gewerkschafter und Arbeitersportler
stellten den größten Anteil
der Berliner Widerstandskämpferinnen
und Widerstandskämpfer.
So gedenken wir z.B. regelmäßig in
mit zahlreichen Veranstaltungen in
verschiedenen Bezirken den Novemberpogromen
im Jahre 1938, wir erinnern
an das Leben und Sterben von
WiderstandskämpferInnen. Am zweiten
Sonntag im September knüpfen wir
mit dem Fest auf dem Marx-Engels-Forum
zum Tag der Erinnerung und Begegnung
an den Tag der Opfer des Faschismus
an. So sprachen am 9. November
in Moabit, der antifaschistische
Schriftsteller und Holocaust Überlebende
Walter Kaufmann, Vertreter unabhängiger
Antifagruppen, der jüdischen
Gemeinde und der VVN-BdA.
Mitglieder unserer Organisation
brachten den »Zug der Erinnerung«
nach Berlin (siehe AIB #79).
Am 8. Mai gedenken wir zusammen
mit VertreterInnen des Bezirksamtes
am Sowjetischen Ehrenmal im Treptower
Park, in der Schönholzer Heide
und an anderen Orten der Befreiung
vom Faschismus. Am 9. Mai feiern wir
mit vielen BerlinerInnen, auch aus der
ehemaligen Sowjetunion, unter dem
Motto »Wer nicht feiert, hat verloren«
den Tag des Sieges über den Faschismus
im Treptower Park. Die VVN-BdA
bietet Führungen zu ehemaligen Stätten
jüdischen Lebens in Pankow, eine
Ausstellung und ein Buch zu diesem
Thema an. Die Sorge über antisemitische
Ausfälle gegen Israel hat uns im
vergangenen Jahr dazu bewogen, an
den Protesten gegen den Al-Quds-Tag
teilzunehmen.
gemeinsam, pluralistisch und
solidarisch
Wir wollen und können ein breites
Spektrum von Menschen und Initiativen
ansprechen. Das macht für uns die
Qualität unserer Arbeit aus und dazu
sehen wir uns durch die Erfahrungen
und auch Fehler des antifaschistischen
Widerstands gegen den Nationalsozialismus
verpflichtet. »Die Vernichtung
des Faschismus mit seinen
Wurzeln« und »der Aufbau einer Welt
des Friedens und der Freiheit« geht
nur gemeinsam, pluralistisch und solidarisch.
In diesem Sinne wollen wir
auch das jährliche Antifaschistische
Jugendtreffen der VVN-BdA im Januar
weiter unterstützen und es gemeinsam
mit allen Gliederungen der VVNBdA
und TeilnehmerInnen zu einem
Diskussions- und Aktions-Forum für
antifaschistische (Jugend-) Gruppen,
von autonomer Antifa bis Jusos und
Grüner Jugend, GewerkschafterInnen
und SchülerInnen, aber auch dem Ort
der Begegnung der Generationen. Zu
all diesen Vorhaben laden wir alle AntifaschistInnen
herzlich ein. Wir
freuen uns auf eine spannende Zusammenarbeit,
gemeinsame Erfolge und
kontroverse Diskussionen. Mitglied
werden könnt ihr natürlich auch, als
Einzelperson oder Gruppe.
include("../../includes/7.php");
?>
include("../../includes/8.php");
?>