EINE KLEINE GESCHICHTE AM RANDE...

Ich sitz´ abends vorm Fernseher, sehe Nachrichten und denk mir wie schon so oft, daß das doch echt irgendwie nicht angehen kann. Das ganze Weltgeschehen komprimiert in einer Viertelstunde, bzw. daß, was NachrichtenmacherInnen als High-lights der ganzen Scheiße, die tagtäglich rund um den Globus abgeht, erachten. Doch es ist klar, daß es da noch ganz andere Sachen gibt, die - wenn überhaupt - nur am Rande erwähnt werden und dann nicht selten total verzerrt oder zumindest so lückenhaft, daß am Ende was völlig Falsches bei rauskommt. Was ist z.B. mit dem afroamerikanischen Journalisten Mumia Abu Jamal, der in Philadelphia in einer Todeszelle auf seine Hinrichtung wartet, nach einem Schnellverfahren, das von Ungereimtheiten nur so strotzte? Aber nicht nur in anderen Teilen der Welt - auch bei uns vor der Haustür, werden ImmigrantInnen, Flüchtlinge und Andersdenkende immer noch von Nazischlägern u.a. verfolgt oder wahlweise von der Bundesrepublik in ihre Folterheimatländer abgeschoben.

 Und ich sitz´ hier vorm Fernseher...
Wenigstens hat mich diese Gruppe von Naziskins, die hier in der Gegend gerade abhängt, nicht auf dem Kieker und ich kann ausnahmsweise mal mit relativ wenig Streß nach Hause gehen.
Und wen interessiert das? Die Leute von der Schule, die nur die Wochenendplanung oder ihren Führerschein im Sinn haben und zu solchen Gedanken sagen: "Man kann doch eh nix verändern!"? Oder vielleicht meine Eltern, die ständig über meine Frisur, Klamotten oder sonstwas meckern und mich von der ach so tollen Demokratie hier zudröhnen? Ich weiß auch nicht.

Und morgen krieg´ ich dann doch vielleicht wieder von den scheiß Faschos auf die Fresse. Leute, mit denen ich über Fragen politischer Art diskutieren könnte oder wo ich mal so ein paar Informationen über Tagesschau und Focus hinausgehend und zu antifaschistischen Themen herbekäme und vielleicht auch Leute, die mir ein paar Tips geben könnten, was gegen faschistische Strukturen zu unternehmen wäre - oder einfach nur mit Leuten abhängen und labern, denen ich nicht ständig erklären muß, warum ich beispielsweise Begriffe wie "Asylanten" oder "Zigeuner" scheiße finde.
Und neulich habe ich dann so ´ne Frau kennengelernt, die mir erzählt hat, daß immer am ersten Freitag im Monat Jugend-Antifa Café in der B5 ist. Und was soll das sein? Naja, da in der Brigittenstraße 5 in St. Pauli machen die Antifaschistische Gruppe Hamburg und die Antifa Jugendfront manchmal Veranstaltungen zu ganz verschiedenen Themen wie dem dreißigsten Todestag von Ché Guevara oder zu faschistischen Strukturen in Hamburg und Umland. Was zu essen und zu trinken gibt´s auch und wenn du willst, erzählen die dir auch, was sie und andere so an Antifa-Kram machen.
Und dann war ich da und hab´ doch tatsächlich Leute aus meiner Gegend kennengelernt, die genauso drauf sind wie ich.
Klar, so ein Café ist nicht der Weisheit letzter Schluß, aber manchmal kann sich ja durch so ´ne Möglichkeit sich zu treffen und sich auszutauschen auch was entwickeln.
Das tollste wäre natürlich ein Anfang von sowas wie einer antifaschistischen Jugendbewegung...