Vielmehr haben wir den HERZ MIT HIRN-Block organsiert, mit welchem wir gegen die BürgerRECHTSpolitik der drei genannten Vereine, gegen deren Anbiederung an eine patriarchale Gesellschaft und gegen die Kultivierung schwulen und lesbischen Spießbürgertums protestieren Für einen politischen, vielfältigen, basisdemokratischen und nicht-kommerziellen CSD!
Dabei ist sicher, daß in einer Gesellschaft, in der die Folgen der kapitalistischen Produktionsweise zu Lasten wirtschaftlich Schwächerer gehen, Minderheiten zu Sündenböcken gesellschaftlicher Verwerfungen gestempelt werden.
Deshalb bleibt auch in Zukunft die Vision einer anderen Gesellschaft eine politische Perspektive.
Gerade anläßlich des Christopher Street Day wird die Notwendigkeit radikaler Politikansätze deutlich. Waren es doch die Ausgestoßenen, die Minderheit in der Minderheit, die Lesben, Tunten und Transen, die sich nicht in die bestehende Ordnung pressen lassen wollten. Der schwule Bürger hingegen wird sich immer in seine geschmackvoll eingerichtete Nische zurückziehen können. Gehörte es einst zum lesbisch-schwulen Lebensstil nicht heiraten zu wollen, fordern entpolitisierte Lesben, die sich längst von feministischen Ideen verabschiedet haben und die schwulen Biedermänner jetzt die sogenannte "Homo-Ehe". Damit wird nicht nur das Heteromodell kopiert, auch werden die ausgegrenzt, die nicht heiraten wollen oder können. Ebenso war es früher eine Selbstverständlichkeit, gegen Diskriminierung und Abschiebung von AusländerInnen und MigrantInnen zu sein - heute fordert der SVD lediglich die Anerkennung sogenannter "binationaler Paare". Galt es früher als "schwulenfeindlich", auf Kosten anderer durch den Betrieb schwuler Konsumeinrichtungen Geld zu verdienen, gilt es heute als "schwulenbewegt" gegen Wettbewerbsnachteile einer "Pride-Telekom" sein. Dieser von einigen forcierte und von vielen geduldete Seitenwechsel macht die Lesben und Schwulen spaltbar und normiert die verschiedensten lesbisch-schwulen Lebensweisen nach einem bürgerlichen Gesellschaftsbild. Kosten der angeblichen Freiheiten sind die Ausgrenzung und Stigmatisierung derjenigen aus der "Bewegung", die nicht in das bürgerlich-patriarchale Lebensmodell passen. Dieser Entwicklung stellen wir die Idee einer emanzipatorischen Gesellschaft entgegen, in der jedeR frei und selbstbestimmt leben kann. Mit der Bildung des "Herz mit Hirn"-Blockes protestieren wir gegen die Kommerzialisierung des Christopher Street Day, gegen die Vereinnahmung der lesbisch-schwulen Szene durch die Bürgerrechtsvereine SVD, Mann-O-Meter, Sonntagsclub und die anderen Beckies!
CSD bedeutet für uns Widerstand gegen die Heteronormalität, Befreiung von patriarchaler Unterdrückung, Massen-Coming-Out, Stärke zeigen, Auflehnung gegen Anpassungszwang, Kampf dem rassistischen Alltag, Kampf dem kapitalistischen Ausbeutungs- und Unterdrückungssystem!
Beherzt und mit Stonewall im Hirn treffen wir uns
"Wes Brot ich eß, des Red ich sprech!" Doch all das kümmert die Mann-O-Meter-Chefs nicht: Statt den Protest gegen Kürzungen bei lesbischen und schwulen Projekten und die wachsende Kritik am Sozialabbau zu unterstützen, hofieren sie den Protagonisten der sauberen Hauptstadt. Einmal mehr wird deutlich: Das vom Senat subvenionierte M-O-M vertritt allein die Interessen der Regierenden und schwuler Biedermänner, nicht zuletzt um seine zukünftige Finanzierung abzusichern, aber es disqualifiziert sich als unabhängige Interessenvertretung aller Schwuler. Ist es wirklich unser Interesse, von einem rechtsradikalen Innensenator akzeptiert zu werden? Wie müßten, "Lesbierinnen" (Schönbohm) und Schwule sein, um von Meister Propper akzeptiert zu werden? Gehorsam? Brave Steuerzahler? Konsumfreudig? Angepaßt? Wir stehen für die Vernetzung emanzipatorischer und basisdemokratischer Gruppen und sozialer Bewegungen, um gemeinsam dem weiteren Soziallabbau und gesellschaftlicher Diskriminierung zu begegnen.
Ihr Herz mit Hirn-Blöckchen
Zur Übersicht der aktuellen Nummer