In einem programmatischen Artikel forderte sie zur "Archivierung und Sammlung von Daten" über "die linken Drahtzieher und Anstifter" auf. "Sie wiederholen pausenlos die abgedroschene Hetze gegen uns und versuchen, antifa-Aktionen zu organisieren und anzuheizen, auch sorgen sie für die Unterstützung linker Jugendlicher durch öffentliche Gelder." Die Daten sollten an die von Thekla Kosche betriebene Computermailbox "Asgard BBS" geschickt werden, die als zentraler Anlaufpunkt der Anti-Antifa in Norddeutschland fungiert. Eine weitere Anlaufstelle war die Anti-Antifa Berlin (AAB), zu erreichen Ober das Postfach des Berliner Allround-Nazis und ehemaligen Kroatiensöldners Oliver Schweigert ein langjähriger Freund von Mördern wie Detlef Nolde, Lutz Schillock und Kay Diesner. Letzterer wurde im Februar an der Autobahn unweit von Bad Segeberg festgenommen, nachdem er in Berlin-Marzahn einen linken Buchhändler angeschossen und auf dem Rastplatz einen Polizisten ermordet hatte. In einem Drohbrief an einen Antifaschisten aus Berlin sprach sie offen aus: "Der Nationalsozialismus ist die einzige Weltanschauung, die den natürlichen, realen Gegebenheiten der menschlichen Existenz voll Rechnung trägt, die darauf basiert und den Freiraum Air eine geistige Höherentwicklung offen läßt." Nach einem von T. Kosche angemeldeten Naziaufmarsch Ende Mai in Bad Segeberg wurde dies dann in die Tat umgesetzt: Noch in der darauffolgenden Nacht brannte in Lübeck eine Kirche, am Tatort wurden Hakenkreuze hinterlassen. Die naheliegende Frage, ob die Brandstifter sich auf dem Naziaufmarsch Rückendeckung verschafft hatten, wurde von der Polizei bald wieder fallengelassen. Der Brandanschlag leitete eine ganze Serie von weiteren Brandanschlägen und Kirchenschändungen in Schleswig-Holstein ein.
In ihrer Funktion als treibende Kraft der Anti-Antifa in Norddeutschland trat Thekla Kosche auch an Aussteiger aus einer antifaschistischen Gruppe heran, um von ihnen Informationen über Antifa-Strukturen sowie Personalien von AntifaschistInnen zu erhalten. Doch nicht jeder Aussteiger ist auch ein Überläufer. Als sich ein angeblicher Aussteiger bei ihr meldete, kam T. Kosche sofort zur Sache: Sie bekannte sich zur "Gegenseite", wolle die Antifa "nachhaltig in die Schranken weisen" und vereinbarte ein Treffen, auf das sich der Antifaschist zum Schein einließ.
Als Thekla Kosche am 4. Juli nach Leipzig kam, sah auch alles danach aus, als bekäme sie nun die Informationen, mit denen sie ihre Drohungen in die Tat umsetzen könnte. Von ihrem Gesprächspartner nach den Gründen ihres Interesses befragt, wurde sie ziemlich deutlich. Wenn Flüchtlingsheime brennen, seien ihr die Menschenleben "scheißegal. Man muß das schließlich theoretisch sehen." Angesprochen auf ihr Verhältnis zur Gewalt, stellte sie klar, daß es Situationen gibt, wo sie auch einem angeblichen Antifa-Aussteiger gegenüber faschistische Gewalt offen befürworten kann: Vertrauensselig erwähnte sie als ein Beispiel die Schutztruppe der Nazi-Tagung in Hetendorf. Thekla Kosche hat nach eigenen Angaben an dem jährlichen Neonazi-Treffen teilgenommen, einer Vernetzung, die als bundesweite Kontaktbörse der Füh-rungskader betrachtet werden kann. Als das Treffen dann gestoppt wurde und sie auf einmal Antifaschisten gegenübersaß, die sie aus der Öffentlichkeit kennt, war dann ihre Überraschung groß. Verbissen in die Vorstellung, zur "Info-Elite" der Neonazis aufzusteigen, war sie sich ihrer Sache so sicher, daß sie sämtliche Vorsichtsmaßnahmen, wie sie sonst in der Anti-Antifa Üblich sind einfach ignorierte. So ließ sie sich z.B. in eine ihr vorher nicht bekannte Kneipe lotsen. Diese Sorglosigkeit wurde ihr auch schon oft von Kameraden vorgehalten. Ob Thekla Kosche sich mit diesem Alleingang in der Nazi-Szene beliebt machen wollte oder ob sie neofaschistische ebenso wie linke Gruppen für den Verfassungsschutz ausspähen will, bleibt offen. Auch bei Treffen mit Kameraden verhält sie sich teilweise sehr merkw0rdig. Sie Alhrt durch das ganze Land um an die Daten nicht nur von Linken zu kommen.
So versuchte sie beispielsweise fast alle Aktivisten des Thulenetzes persönlich kennenzulernen, obwohl man dort sehr auf den Schutz seiner persönlichen Daten bedacht ist. Sie fordert "verdiente Kameraden" wie zum Beispiel Kai Dalek (GdnF) dazu auf, ihr seine Antifa-Informationen zu überlassen, und hat sich durch dieses Verhalten innerhalb der Naziszene einige Feinde geschaffen. Andere hingegen sind wahre Anhänger von ihr. Alles hält sie nicht davon zurück, zielstrebig an der Koordination der Naziszene und besonders der Anti-Antifa zu arbeiten.
Hartmut Kohn
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