9.7.97
POTSDAMER RÄUMUNGSTANGO
- Dortustraße 5 -
Potsdams Stadtverwaltung hat ein Ziel vor Augen: alle
Anstrengung verwendet sie darauf Potsdam neben Berlin in einen
Konsumtempel zu verwandeln. Die Erfolge können sich sehen
lassen: geräumte Häuser, luxussanierte Villen,
umstrukturierte Innenstadt.
Am 1. Juli rückten gegen 5.30 Uhr
SEK Einheiten an um den seit ca zwei Wochen vorliegenden
Räumungstitel durchzusetzen. In Anwesenheit von OB GRAMLICH
(SPD) und Jugenddezernet Jakobs wurde die Eingangstür
aufgebrochen, die BewohnerInnen festgenommen und ED behandelt. Der
Bereich Dortustr. wurde von der Polizei weiträumig abgesperrt;
Platzverweise wurden gleich dutzendfach ausgesprochen. Das Eigentum
der BesetzerInnen wurde mit der Begründung, es könne sich
um Diebesgut handeln, beschlagnahmt. Als Räumungsgrund
führte die Stadtverwaltung die angebliche Seuchengefahr im Haus
an.
In den folgenden Tagen blieb SEK in der Innenstadt präsent, um
gegen BesetzerInnen und andere Jugendliche vorgehen zu können.
Das Haus Dortustr.5 war seit mehr als fünf Jahren besetzt. Neben
Wohnraum bot es eine Kneipe für Konzerte und Veranstaltungen.
Mit der Dortustr. fällt eines der letzten Zentren für
nicht-kommerzielle Kultur und Kommunikation in Potsdam weg.
Diese Räumung ist auch Ausdruck eines
Umgestaltungsprozeßes der Potsdamer Innenstadt.
Lebensmittelläden müssen einer Vielzahl von Kneipen, teuren
Klamottenläden und Yuppieschuppen weichen. Die Mieten in der
Innenstadt sind unbezahlbar geworden, die Immobilienspekulation
floriert. Geschäftsinhaber der Innenstadt haben sich
ähnlich wie in anderen Städten zusammengeschlossen
um im Interesse des Profits von der Stadt ein "sauberes"
Einkaufklima zu schaffen. Besonders hinderlich hierfür sind
BettlerInnen, Punks und SprayerInnen die ihren Treffpunkt auf der
Einkaufsmeile Potsdams, der Brandenburgerstr. haben. Schon fordert
eine Art Innenstadt AG ein Vertreibungskonzept für die genannten
Gruppen. Noch ist in Potsdam kein öffentlicher Platz
privatisiert noch herrschen keine schwarzen Sheriffs in der
Innenstadt. Noch. Demgegenüber zeigt sich Potsdams Szene
politisch eher indifferent Zwar gab es am Sonntag nach der
Räumung eine Demostration und auch die BesetzerInnen Tage
suchten das Thema ins Bewußtsein zu rücken. Jedoch wurde
dabei im Sinn des Wortes nur vor dem eigenen Haus gekehrt. Die Demo
thematisierte lediglich die Räumung - ohne einen Kontext zum
o.g. herzustellen. Angesichts von Beliebigkeit und
Auflösungserscheinungen der Szene in Potsdam ist Widerstand
gegen zukünftige Räumungen und eine Vertreibungspolitik
kaum zu erwarten.
A.M.
RÄUMUNG? - NIX DA!!
Die Glasmeisterstraße 13
ist ein seit 6 Jahren besetztes Haus in Potsdam Babelsberg. Am
Dienstag, den 8.7.97 erhielten die BewohnerInnen vom Anwalt der
Besitzerin einen Brief, in dem sie aufgefordert wurden, das Haus
innerhalb einer Woche zu verlassen. Am Montag, 14.7.9g endet die
vorläufige Duldung. Von diesem Zeitpunkt an, ist jederzeit mit
einer Räumung zu rechnen.
Nachdem bereits am 1.Juli die Dortustr.5 und am 7.7. die untere Etage
der Schollstr. 48 geräumt wurden, ist dieses Haus vermutlich das
nächste das dem Sicherheits- und Ordnungswahn der BUGA zum Opfer
fallen wird.
Kommt am Montag 14.7.97 ab 18.00 Uhr zum gemeinsamen Grillen. Alle
sind herzlich eingeladen und unaufgefordert Grillbares
mitzubringen.ANGRILLEN - WEITER GRILLEN - EIN HEIßER
SOMMER!!!
Wir nehmen die Zerstörung unseres Wohnraumes nicht
länger hin.
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