Nie wieder!

50 Jahre nach Beginn des Kriegsverbrecherprozesses gegen die IG FARBEN:

Diese "Mordgesellschaft" sofort auflösen - Zwangsarbeiterlnnen endlich entschädigen!

1997: Der Beginn des Prozesses gegen die IG FARBEN vor dem Nürnberger Kriegsverbrechertribunal jährt sich am 27. August zum 50. Mal. Die Anklagepunkte lauteten damals unter anderem auf Beteiligung an Vorbereitung und Durchführung des Angriffskriegs Nazi-Deutschlands, auf Sklaverei und auf Raub und Plünderung.

Verantwortung für Krieg und Naziverbrechen

1947: Die IG FARBEN, der Zusammenschluß von AGFA, BASF, BAYER, HOECHST und einiger kleinerer deutscher Chemiefirmen, steht wie kaum ein anderer Konzern für die enge Verflechtung zwischen der deutschen Wirtschaft und dem nationalsozialistischen Terror-Regime der Nazis. Die IG FARBEN profitierte von der Politik der NSDAP wie die Nazis von der Unterstützung der IG FARBEN profitierten. Die IG FARBEN war der größte Einzel-Finanzier der NSDAP; baute maßgeblich Hitler auf, befürwortete ausdrücklich dessen Kriegspläne und schaffte mit ihren Hitler persönlich gemachten Zusicherungen der Lieferung von Treibstoff, Munition etc. überhaupt erst die Möglichkeit für die Nazis, einen internationalen Krieg loszubrechen. Der Vorstand der IG FARBEN legte seine Interessen z.B. in einem Papier mit dem Titel 'Neuordnung' nieder. Dort plante die IG FARBEN die (wirtschaftliche) Eroberung der Welt im Gefolge der nationalsozialististischen Heerscharen.

Die IG FARBEN mit ihren Niederlassungen, Töchtern und Verbindungen in aller Welt, auch in den USA, verdiente auf beiden Seiten der (West-)Front. Sowohl die Nazi-Bomber, als auch die Maschinen der West-Alliierten flogen mit IG FARBEN-Sprit. Die IG FARBEN verdiente an todbringenden Waffen, an Medikamenten für sterbende Soldaten und zivilen Kriegsopfern, an der 'Industrialisierung' des Völkermords in den KZs, an der massenhaften Versklavung von Häftlingen und 'Feindbevölkerung' sowie an der Einverleibung aller nur irgend geeigneten 'eroberten' Betriebe.

Perverse Verbrechen und Massenmord

In ihrer Profitgier hat die IG FARBEN perverse Verbrechen und Massenmord begangen. Der Konzern perfektionierte das von IG FARBEN-Gründer Carl Duisberg bereits im Ersten Weltkrieg 'erfundene' System der Zwangsarbeit. In allen Werken des Konzerns wurden Abertausende von ArbeitssklavInnen bis zum Tod geknechtet. Mit dem Terror-Instrument der SS wurde jeder Widerstand unterdrückt. Für geringste Beträge von der SS 'gekaufte' Häftlinge wurden von den IG FARBEN-Wissenschaftlern in grausamen 'medizinischen' und anderen Versuchen bei vollem Bewußtsein zu Tode gequält. Der KZ-Arzt Mengele, der in berüchtigten Versuchen Häftlinge zu Tode brachte, wurde direkt von der IG FARBEN finanziert. Der Massenmord an der jüdischen Bevölkerung und an den Sinti und Roma wurde mit dem IG FARBEN-Giftgas Zyklon B 'perfektioniert'. Im IG FARBEN eigenen KZ Auschwitz III Monowitz (IG Monowitz) und seinen Nebenlagern fanden ca. 30 Tausend Häftlinge den Tod durch brutalste Ausbeutung.

Milde Strafen im Zeichen des Kalten Krieges

Das Urteil für die Kriegsverbrecher der IG FARBEN vom 29. Juli 1948 entsprach in keinster Weise den Verbrechen: nach 152 Verhandlungstagen gab es nur Minimalstrafen für einige Angeklagte von bis zu acht Jahren. Das Urteil stand im Zeichen des bereits ausgebrochenen Kalten Krieges. Die westlichen Alliierten hatten beschlossen, die alten Eliten zu rehabilitieren, um ein wirtschaftlich starkes Westdeutschland als 'Bollwerk gegen den Kommunismus' aufbauen zu können.

Die weiteren geplanten Prozesse, die unter anderem gegen SIEMENS, KRUPP, DRESDNER BANK und DEUTSCHE BANK hätten geführt werden sollen, fanden gar nicht mehr statt. Bereits am 31. Januar 1951 wurden die noch in Haft befindlichen Manger und, Direktoren der IG FARBEN begnadigt. Alle Konzern-Führer fanden sich in Westdeutschland in Top-Positionen wieder, viele bei den Nachfolge-Firmen der IG FARBEN, bei BAYER, HOECHST und BASF. Selbst mit dem Bundesverdienstkreuz wurden einige der IG FARBEN-Verbrecher ausgezeichnet.

Weder Reue noch Einsicht

Die IG FARBEN müßten nach dem Urteil von 1948 seit spätestens 1953 aufgelöst sein. Aber die 'Mordgesellschaft' existiert noch immer! Seit 40 Jahren zieht sie noch immer Profite aus ihren in Reichsmark notierten Aktien. Gleichzeitig verweigert sie - und mit ihr die anderen Nachfolge-Konzerne BASF, BAYER und HOECHST gerechte und angemessene Wiedergutmachung für die Opfer und Angehörigen der Opfer ihrer Terror-Tätigkeit in der Zeit des HitlerFaschismus. Sie setzen darauf, daß bald niemand mehr lebt, der oder die Ansprüche stellen könnte.

Und heute?

Seien wir uns stets bewußt: Jede der IG FARBEN-Firmen BASF, BAYER und HOECHST ist heute um ein Vie1faches mätiger und gigantischer als die IG FARBEN seinerzeit. Die Profitgier der großen deutschen Konzerne und Banken hat bereits zweimal dazu beigetragen, die Welt innerhalb eines Jahrhunderts in Schutt und Asche zu legen. Die IG FARBEN hatte wesentlichen Anteil daran. Ohne Aufarbeitung der Vergangenheit besteht jederzeit die Gefahr einer Wiederholung,

Wir fordern anläßlich des 50. Jahrestages des Beginns des Prozesses gegen die Kriegsverbrecherdes IG FARBEN-Trusts:

Aktionsvorschläge:

Am 22. August 1997 ab 8.30 Uhr muß vor und auf der Hauptversammlung der IG FARBEN i.A. in demokratischem Protest deutlich gemacht werden, daß wir diese Hauptversammlung dieser unerträglichen Gesellschaft nicht wollen, daß die "Mordgesellschaft" IG FARBEN sofort aufgelöst werden und das Kapital für Entschädigungszwecke verwendet werden muß. Kommt zahlreich und bringt bitte Lärminstrumente mit (Trillerpfeifen, Raseln etc.). Dem Arabella Congresshotel Lyoner Str. 44-48, 60528 Frankfurt muß verdeutlicht werden, welch unselige Gesellschaft da tagt:

Fon 069 - 66 330, Fax: 069 - 66 33 666.

Schickt Protestfaxe.

Zur Unterstützung und Durchsetzung der Forderungen des 'Nie wieder!'-Bündnisses schlagen wir vor:

Schickt Proteste per Post, eMail oder Fax an: Bundesregierung, Nachfolgegesellschaften BASF, BAYER, HOECHST, IG FARBEN, Stadt Frankfurt, Deutscher Industrie- und Handelstag, Industrie- und Handelskammer in Frankfurt etc. Mobilisiert Organisationen der Verfolgten des Naziregimes in aller Welt. Der Druck auf die IG FARBEN und die Nachfolgegesellschaften BASF, BAYER, HOECHST im In- und Ausland muß durch vielfältige Protestaktionenund Medienarbeit erhöht werden. Der Kreativitat im Hinblick auf gewaltfreie Aktionen und Proteste sind keine Grenzen gesetzt.

Erstunterzeichnerlnnen:

Aktion Alternativer BASF-Aktionärlnnen/Mannheim * Aktion Sühnezeichen Friedensdienste/Berlin * Auschwitzkomitee/Hamburg Bundesverband Information und Beratung für NS-Verfolgte/Koln * Coordination gegen BAYER-Gefahren/Düsseldorf * Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre/Köln * Forschungsgruppe ZYKLON 8/Dessau Interessengemeinschaft der Verfolgten des Nazi-Regimes - Bund der Antifaschisten/Berlin * Interessengemeinschaft ehemaliger Zwangsarbeiter unter dem NS-Regime/Stuttgart Lagergemeinschaft Auschwitz/Frankfurt Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten/Hannover * Verein zur Erforschung der IG FARBEN in Auschwitz/Hamburg

Bitte unterschreiben:

Zur Unterstützung der Aktionen bitten wir um weitere Unterzeichnungen dieses Aufrufs. Kopiert diesen Aufruf, reicht ihn weiter, sammelt Unterschriften, bestellt Material, beteiligt Euch an den Aktionen.

Ausstellung/Vorträge zum Thema:

Es gibt eine Ausstellung, die gebucht werden kann und gegen Kostenerstattung können auch Referentlnnen (mit Video-Vorführung) eingeladen werden. Terminabsprachen (auch kurzfristig):

Philipp Mimkes
Fon 0211 - 33 39 11
Fax 0211 - 33 39 40.

Die Kampagne ist auf Spenden angewiesen:
Ökobank Frankfurt 10 17 96 10, BLZ 500 901 00

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