NIX mehr DA

...außer 'nem mittlerweile zusammengeschobenen Bretterhaufen. Das war's also. das Hüttendorf A20 NIX DA existiert nicht mehr. Waas? Noch nicht mal 'ne spektakuläre Räumung'? Einfach so aufgegeben? Ja. aber nicht wirklich einfach. Für uns BewohnerInnen war nach einer langen Zeit voll Frust Angst und Stillstand klar. daß wir dieses Projekt nicht mehr weiterführen können/wollen. Die Gründe dafür sind vielfältig und für jede/n von uns wohl schwerpunktmäßig anders:

Und jetzt sitzen wir alle irgendwo verstreut mit unserer Kritik am Hüttendorf und an uns selbst und sind traurig. Weil eben auch ganz viel Gutes / Tolles jetzt einfach weg ist. Trotzdem von Anfang an klar war, daß dieses Projekt zeitlich begrenzt ist. haben wir uns auf den Platz und die Gruppe eingelassen, haben versucht, einen Lebensraum aufzubauen, der schon durch seine Struktur (kein fließend Wasser, kein Strom. vegane Küche) eine Auseinandersetzung mit Konsum/Komfort beinhaltete. Für welche die keine Kohle hatten, war es möglich auf diesem Platz zu leben. da wir gemeinsame Kassen hatten, die sich an den Möglichkeiten der Einzelnen orientierten. Klar nicht genug (Pflichtteil Relativierung) aber wir haben versucht, in unseren Alltag Auseinandersetzungen um Gruppenstrukturen, Dominanz, Männliche und weibliche Sozialisation, Redeverhalten, Verhältnis zu/mil Natur usw. mit einzubinden. Ganz vieles war auf diesem wunderschönen Platz möglich und ist es auch geworden. Wir haben uns gewünscht eine neue BewohnerInnengruppe zu finden. die diesen Freiraum Hüttendorf weiterbelebt. doch auch mit einem Perspektivtreffen und persönlichen Motivierungsversuchen ist es uns nicht gelungen. neue Menschen ins Peenetal zu locken. Fragt sich was nun mit der Autobahn passiert - jetzt wo wir sie nicht mehr verhindern. Sicherlich wird sie das tun. was eigentlich nie ernsthaft in Frage stand - sie wird Meter für Meter ein Stück Erde mehr unter sich begraben. Sie wird Tausende (zehn- hundert-?) Tiere töten. noch viel mehr Pflanzen und vielleicht auch (oder sicherlich) etliche Menschen. Sie wird den Lebensraum von noch ariel mehr Lebewesen unwiederbringlich zerstören und wird damit dafür sorgen. daß dieser Planet ein bißchen schneller verreckt. Und sie wird gebaut und genutzt werden von Menschen denen das entweder egal ist, oder denen anderes wichtiger ist. Denen es wchtiger ist. ihren hundert Kilometer entfernten Arbeitsplatz in einer dreiviertel Stunde zu erreichen. die schnell mal am Wochcnende ihrer Großstadt entfliehen wollen, um die, Natur im schönen Meck - Pomm' zu genießen, die ihre deutsche Markenware. Billig in Polen hergestellt, noch preisgünstiger erwerben wollen. Die lieber so weiter machen wollen wie bisher. ohne sich Gedanken zu machen. was sie mit ihrem Handeln anrichten Und natürlich können sie auch nicht anders. denn Arbeit brauchen siena. Da muß auch die,.Umwelt mal zurückstecken". Und Bus und Bahn sind zu teuer und Meck - Pomm braucht

Und wir? - schwanken zwischen Wut über die Ignoranz und die Gewalt der Menschen dort und Schadenfreude - sollen sie doch sehen wie sie klarkommen, wollen's ja nicht anders. Schlechtes Gewissen. die paar Leute dort die sich trotzdem nicht verarschen lassen wollen. noch mehr alleine zu lassen. Und es damit auch noch leichter werden zu lassen. diese Welt kaputt zu machen. Aber auch Freude - zvvei Jahre ., die da Oben' ein bißchen geärgert vielleicht ein paar Menschen Mut gemacht. sich auch irgendwie zu wehren gegen irgendwas.

Und so haben wir also ein Stück Leben aufgegeben. um die Taschen freizuhaben. sozusagen. Er viele neue Stücke. Wir und viele. viele andere Menschen waren Teil eines Fetzens Utopie. haben dranrumgeknotet und was abgerissen um es anderen mitzugeben. Und dieses bunte, kitzlige Gewebe. oft geknotet und mit einem Haufen Zeugs drinrin teilt sich jetzt und macht sich ganz und gar auf die Reise, bestimmt trifft es Fetzen von früher und hoffentlich ganz Neue. Knoten sind fetzig und Reißverschlüsse auch und solange wir uns bewegen. wird das gespinstige Gewebe mit uns mitfliegen. Eßt wenn wir stehenbleiben sinkt es zu Boden und wird zertreten.
Also - rennt. fliegt, hüpft schwimmt. humpelt, schreitet kriecht

wie treffen uns


Zeitungsartikel:

Hüttendorf der A20-Gegner soll verlassen sein

Jarmen (EB). Dei Hüttendorf der Gegaer der autobahn A 20 bei Breechen (Landkreis Ostvorpommern) ist offenbar verlassen. Das geht aus einem nicht handschriftlich signierten Telefax hervor, das gestern abend bei unserer Zeitung einging. Danach beißt es. die Bewohner hätten das Hüttendorf bereits Sonntag verlassen. Mit den Gründen dafür wollten sie, um den all-gemeninen Desinteresse Rechnung zu tragen "niemanden Belästigen", heißt es weiter. Eine Dorfbewohner-in von Breechen sagte auf Anfrageunserer Zeitung, in dem Hüttendorf niemanden meh ghesehen zu haben en. schließlich auch den wirtschaftlichen Anschluß und gerade der Tourismus...

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