Der Berliner Siemens-Personaldirektor Dietrich von Witzleben, der schon 1938 in einem Schreiben an den Berliner Polizeipräsidenten betonte, daß sich das Haus Siemens seit jeher durch seine antijüdische haltung ausgezeichnet habe, ordnet per Rundschreiben einen aus überzeugten Nazis zusammengesetzten Hilfs- Werkschutz an. Dieser hat laut Witzleben für ordnungsgemäßes Verhalten der ausländischen Arbeitskräfte zu sorgen und Ausschreitungen jeder Art zu verhindern oder zumindest sofort im Keim zu ersticken. Das terroristische Regime aus Denunziation, Überwachung und abgestufter Bestrafung wurde mit Kriegsverlauf immer weiter verschärft. Allein 1941 werden fast 400 (v.a. Zwangs-)Arbeiterinnen an die Gestapo ausgeliefert.
Anfang 1943 werden die jüdischen ZwangsarbeiterInnen in die Vernichtengslager deportiert, da die Siemens-Manager Produktionsstörungen befürchteten. Im Falle dieser aus staatspolitischen Gründen notwendigen Entfernung der betreffenden Nation (Oberingenieur Mohr) wollte Siemens gewappnet sein und hatte bereits Ende 1942 begonnen Zwangsarbeiterlnnen aus anderen Nationen, v. a. aus Polen, anzulernen.
Der Konzern hält fest an der Lüge, er sei zum Einsatz von ZwangsarbeiterInnen gezwungen worden. Dem widerspricht nicht nur die Aussage des Kommandanten des KZ Auschwitz Höß: Die Konzentrationslager haben niemals Arbeitskräfte der Industrie angeboten. Vielmehr wurden die Häftlinge nur dann in die Betriebe gesandt, wenn die Betriebe vorerst um Konzentrationslagerhäftlinge nachgesucht hatten. In den Anforderungsschreiben mußten die Unternehmen genau angeben, welche Vorkehrungen für die Sicherung, Unterbringung usw. getroffen worden waren. (Rudolf Hbß am l2.3.47 vor US-Militärrichtern in Warschau). Er sagt weiterhin aus, daß jeden Monat rund ein Fünftel der Häftlinge, welche für die zahlreichen Industriebetriebe in/beim Lager arbeiten mußten starb oder wegen Arbeitsunfähigkeit zur Vernichtung von den Betrieben an die Lager zurückgeschickt" wurde.
Auch eine aktive Beteiligung von Siemens-Angestellten bei der Selektion von Arbeitskräften aus vielen verschiedenen KZ's ist durch glaubhafte Aussagen von Überlebenden bestätigt. Die von Siemens ohne rechtliche oder moralische Verpßichtung nach langwierigen Verhandlungen mit der Jewish Claims Conference geleistete einmalige Entschädigungszahlung an einen geringen Teil der ehemaligen Zwangsarbeiterlnnen ist in dem Zusammenhang mit der Baugenehmigung zur Erweiterung eines Siemens-Zweigbetriebes in New Yorck zu sehen (B.B. Ferencz, "Lohn des Grauens", New Yorck/ Frankfurt 1981). Viele der ehemaligen ZwangsarbeiterInnen sind mittlerweile entschädigungslos gestorben.
Vermutlich wird Siemens in 50 Jahren ebenso erzählen sie seien zum Bau von Atomkraftwerken gezwungen worden, weil die Bundesregierung aus politischen Gründen den Zugriff auf die Atom-Technologie brauchte.
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