Bio- und Gentechnologie (siehe auch Interim 427)
An Potsdams Stadtgrenze, kurz vor Golm, endete am 23.07 die erste Anti-Gentechnik-Fahrradtour
"geGEN-Tour - Für eine gentechnikfreie und ökologische Landwirtschaft".
Am 17.Juli in Hannover gestartet, führte die "Tour de geGen"
an zahlreichen Versuchsfelder vorbei auf denen die Freisetzung gentechnisch
veränderter Organismen praktiziert wird. In Golm bei Potsdam befindet
sich eines von rund 60 Versuchsfeldern in Deutschland auf denen solche
Freisetzungversuche bisher genehmigt wurden. Die Veranstalter der Tour
waren u.a. Umweltgruppen und Initiativen aus Brandenburg, Sachsen-Anhalt
und Niedersachsen, das Gen-ethische Netzwerk sowie der BUNDjugend Brandenburg.
Golm ist an der Chausse nach Bornim gelegen und keine zwei Kilometer von
der Potsdamer Stadtgrenze entfernt und bietet das mit 12 Hektar gegenwärtig
grö3te Versuchsfeld für gentechnisch manipulierte Organismen
in Deutschland. Dort versucht Prof. Willmützer vom Max-Planck-institut
mit Studentinnen der Uni Potsdam ordentliche Grundlagenforschung zu betreiben.
Das Ziel: Aus gentechnisch veränderten Kartoffeln Papier herzustellen.
(Stichwort Nachwachsende Rohstoffe) Für Prof. Willmützer, seit
fast einem Jahrzehnt mit Freilandversuchen beschäftigt, eine wunderbar
ökologische Angelegenheit. Denn, so der Professor, der geringere Einsatz
von chemischen Pflanzenschutzmitteln und der geringere Einsatz von Chemie
bei der Papierherstellung sorgen unter dem Strich für eine positive
Ökobillanz. Nach einer versuchten Zwangsunterbrechung des Projektes
durch Gentechnik-Gegnerinnen, orderte das zuständige Max-Planck-Institut
für Molekulare Pflanzenphysiologie.(Golm) zusätzlich Wachschutz
an. Das Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie ist gegenwärtig
noch auf dem Gelände der Uni Potsdam (Golm) untergebracht. Doch dieses
Provisiorium wird demnächst ein Ende haben. Denn das größte
Bauschild an der wohl größten Baustelle vor Ort kündigt
gleich die Entstehung eines kompletten Max-Planck-Campus an. Eine Investition
der auch polnische Bauarbeiter danken, die vor dem Rohbau in Baucontainern
leben. Billige Arbeitskräfte für den Bauherren, der Max-Planck
Gesellschaft zur Förderungen der Wissenschaften e.V. Einen weiteren
Neubau, in Sichtweite des Max-Planck-Campus, plant die staatliche Wissenschaftsbürokratie.
Dort sollen einmal die mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweige der
Uni Potsdam untergebracht werden. Eine Quelle engagierter und billiger
Forschungskräften.
So entsteht langsam aber sicher ein kleiner Wissenschafts- und Forschungstandort mit dem Schwerpunkt Bio- und Gentechnologie. Ein Industriezweig dem, neben der Informationstechnologie, in den nächsten Jahren ein außerordentliches Wachstum prognostiziert wird.
Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (MPG) In 75 Instituten und Forschungs-. stellen sind rund 10.735 Mitarbeiterinnen, beschäftigt.
Die Max-Planck-Institute (MPI) betreiben natur-und geisteswissenschaftliche Grundlagenforschung. Die MPG ist eine gemeinnützige Organisation des privaten Rechts in Form eines eingetragenen Vereins. Zentrales Entscheidungsgremium ist der Senat. Die Finanzierung der MPG erfolgt durch Bund und Länder zu je etwa 50%. Der Jahresetat 1997 ist mit 1.944 Mio DM angesetzt, von denen 1. 836 Mio öffentliche Mittel sind.
Zur Übersicht der aktuellen Nummer