INFOs aus Dänemark

Dänemark, 16.August 97:

NAZI - MARSCH FUR HESS STÖSST AUF HEFTIGEN WIDERSTAND DER LOKALEN BEVÖLKERUNG -

- eine Reportage von autonomen Teilnehmerlnnen aus Kopenhagen

Autonomi Zeitschrift

PROLOG

Bereits Wochen zuvor malten die bürgerlichen Medien ein zu erwartendes blutiges Szenario zwischen Nazis und Autonomen bei den diesjährigen Gedenkmarsch der Nazis f0r Hitlers zeitweiligen Stellvertreter Hess und forderten die Bevölkerung Roskildes auf, sich fern zu halten und "lieber baden zu gehen". Noch gut in Erinnerung für alle waren die Ereignisse vor zwei Jahre, als die Bevölkerung von Roskilde - eine Kleinstadt mit 30.000 Einwohnern und international bekannt wegen des dort jährlich stattfindenden internationalen Rockfestivals - gemeinsam mit Aktivisten aus den autonomen Spektrum, die damalige Premier des Hessmarsches abrupt abbrach und die Faschisten Hals über Kopf aus der Stadt hetzte. Zwei Jahre brauchten die dänischen Nazis um über diesen Schmach hinwegzukommen um es jetzt wieder zu versuchen. Der sozialdemokratische Bürgermeister von Roskilde wollte diese antifaschistische Allianz zwischen Lokalbevölkerung und Linksradikalen vermeiden und verboteten den angemeldeten Nazimarsch. Worauf die Nazis für ihre " demokratischen Bürgerrechte " an den sozialdemokratischen Justizminister appellierten, der daraufhin sehr Medienwirksam das Verbot wiederum aufhob. Somit war der Weg nach Roskilde f0r die Nazis frei. Der lächerliche Grund weswegen die Faschos die Stadt Roskilde für ihre Aufmärsche wählten, hat mit dem dortigen Wikingmuseum zu tun . So stellen sie ihre eigene Identität und Kultur in ein komplet ahistorisches und simples Verhältnis zu diesen geschichtlichen Hintergrund. Obwohl die Faschos propagandistisch 400-500 Teilnehmerlnnen annonzierten, war allen klar, das sie diesesmal weniger als beim ersten Marsch, wo sie um die 140 Nazis mobilisierten, sein werden. Der Grund dafür ist eine Spaltung innerhalb des Nazi-konzerns. Da sich die DNSB (Danmarks Nationalsocialistiske Bevaegelse, unter 50 Mitglieder ) inzwischen den einen der beiden international konkurrierenden Nazistrukturen l Musikverlage um die englische COMBAT 18 angeschlossen hatte, wurden sie deswegen von skandinavischen Teilnehmerlnnen des ersten Hessmarsch die den konkurrierenden Nazi-Musikuntemehmen Nordland l Resistance angehören, boykottiert.

Zwei antifa - Gegendemos waren angemeldet: eine lokale Initiative aus Roskilde und eine breite anti-rassistische des linken Spektrums aus Kopenhagen.

Samstag, am 16.August 1997:

ROSKILDE

Der Zug der uns Samstag in der Mittagshitze von Kopenhagen in die 30 km entfernte Stadt Roskilde fuhr, war mit fast 1000 Anti-faschisten überf0llt. Alle waren gekommen: Ättere und junge Aktivisten des autonomen Spektrums, Feministinnen, Genossinnen aus den Solidaritätsgruppen, aus dem linksreformistischen parlamentarischen Bereich, aus den Restbestlnden der K-gruppen und zahlreiche Anti-fas ohne bestimmter politischer Zugehörigkeit.

In Roskilde angekommen, verliessen wir - um die 70 Anti-fas aus dem autonomen Spektrum - bald den Sammelplatz der grossen offiziellen Demo, um die Faschisten mehr offensiv anzugreifen zu können. Scharf verfolgt von einer Abteilung Bullen in Kampfuniform, erreichten wir die zentrale Strassenkreuzung auf der Rute der Faschodemo. Nach kurzen Geplänkel und der darauffolgenden Bullenverstärkung,

wurde der Grossteil von uns von der Kreuzung weggetrieben und fürs erste von den Bullen eingekesselt. Die inzwischen zahlreich vertretene Lokalbevölkerung und der Rest von uns wurde nach einigen Planspielen von den Bullen von der strategisch günstigen Strassenkreuzung weggedrängt. Die aufkommende Gegenwehr mit w0tenden, sporadischen Steinangriffen wurde sofort mit massiven Tränengas beantwortet. Dabei wurde ziellos in die anwesenden 2-300 Leuten hineingeschossen. Es gelang anfangs 3, 4 Tränengasgeschosse zu returnieren, was die Bullen veranlasste, kleinere Patronen anzuwenden. Eine Trßnengasgranate traf eine grössere Anzahl von 2uschauem vor einen Supermarkt, worunter sich ältere Menschen und Kinder befanden! Wegen der Absperrung des Strasse an beiden Enden durch Bullenketten, mussten alle in den anliegenden Park ausweichen um den Tränengas zu entgehen. Die meisten schlossen sich danach der weiter entfernt versammelten grossen Demo an. Während wir zu fÖnft versuchten auf Umwegen zum Sammelplatz . der Faschos zu gelangen, in der Hoffnung, Genossinnen von uns dort wieder anzutreffen für ein gemeinsames vorgehen.. Auf dem Weg dorthin, fuhren Genossinnen mit einem Auto an uns vorbei und informierten uns mit aktuellen Infos. So erfuhren wir, das die Faschisten ihr ursprüngliches Demo-konzept aufgegeben hatten und anstelle in Kege demonstrierten. Einer alten Vorstadt südlich von Kopenhagen. Nur einige Metrostationen von der Nazizentra1e in Greve gelegen. Also gQnstiger für die Nazis im Falle eines notwendigen Rückzugs.

ANGRIFFE AUF NAZIDEMO IN K0GE

Daenischer Nazi Alle Antifas versuchten nun mit dem Zug dorthin zu gelangen. Wir fuhren gemeinsam mit dem Auto sofort los. Nach Umfahrung der errichteten Bullenkontrollen kamen wir nach einer halben Stunde in Kege an. Zu Fuss näherten wir uns der Bahnstation, um auf die Demo hier zu warten. Wir wussten, dass die Bullen den Zug nur mit grosser Verzögerung passieren lassen werden. Später erfurhren wir, dass die Demoteilnehmer gewaltsam die vor den Zug emchteten Bulfenketten stürmen mussten, um in den Zug von Roskilde nach Kege zu gelangen. Nun standen wir in Kege. Keine Faschos weit und breit, alles sehr ruhig und niemand wusste unmittelbar weiter... Faktum war, das die Faschisten aus dem Zug der sie nach Roskilde führen sollte abgehauen waren und sich auf den Marsch nach Kege befanden, als sie von den anfangs Öberraschten Bullen eingeholt wurden und zunächst eingekesselt wurden.Eine Stunde später liessen die verhandlungsbereiten Bullen die nicht angemeldete Faschodemo nach Kege marschieren! Eine Entscheidung, die einer linken Demo in einer ähnlichen Situation nie erteilt worden wäre!! Viele Gerüchte schwirrten umher, nur war damit nicht viel anzufangen. So blieben wir - eine lose Ansammlung von 12 - 15 Antifas etwas ratlos in der Nähe der Metrostation. Plötzlich hörten wir Marschlieder und gleich darauf sahen wir dänische Fahnen und die Spitze der uniformierten Faschisten um die Strassenecke kommen. Völlig überrascht zogen wir uns in die nächste Seitenstrasse zurück. Die meisten meinten, dass es wegen des ungleichen Kräfteverhältnisses zu gefährlich wäre, die Faschodemo anzugreifen und zagen sich weiter zurück. Eine Handvoll von uns vorbereitete sich fieberhaft auf die Attacke gegen die Faschos vor, um für deren allgemeinen Verunsicherung beizutragen. Wir empfingen sie mit gezielten Flaschenwürfe voll hinein in ihre Demo und skandierten dazu unsere Bezeichnung f0r sie: " Nazischweine " - " Nazischweine ". Nachdem die totale Überraschung ihrerseits sich gelegt hatte, rannten so um die 15 - 20 schwarz vermummte Faschos heran und bewarfen uns mit einer geballten Ladung Steine und vollen Flaschen. Dabei riefen sie auf deutsch: " Kaut ab! Haut ab! ". Die deutsche Sturmabteilung des Nazimarsches ... Wir mussten uns wegen des ungleichen Zahlenverhlltnisses zurückziehen, rannten, um die Ecke zum grossen Platz vor der Metrostation .Da sahen wir den relativ kleinen Zug der Faschos - so um die 90 - 100 Teilnehmerlnnen in Richtung Zug hasten.Scharf verfolgt von lokalen Bürgern und Antifas aus Kopenhagen. Dazwischen die Bullen als Pufferzone. Die Faschos drängten sich panisch in den bereitstehenden Zug, während die 50-70 Bullen in Kampfuniform die Antifaschisten abdräogten. Die Antifas feuerten einen Teil Wurfgeschosse auf die Nazis, die im Schutze der Bullen und ihrer Hakenkreuzschilder die Angriffe mit Steinen und Flaschen beantwortete. Der Faschoaufmarsch war so strukturiert, das die ungefähr 30 dänischen Nazis - der DNSS an dessen Spitze gingen und danach die Nazidelegationen aus Schweden, England, Norwegen, Holland und Deutschland .Die deutschen Faschos - darunter sogen.

"Hammerskins " - stellten den grössten Kontingent und waren gleichzeitig der organisierte militante Kem der Demo. Später erfuhren wir, das der" Führer" der dänischen Nazis Jonni Hanseo, sowie ein holländischer und ein deutscher Nazi eine Rede am Hauptplatz von Kege hielten. Begleitet von wütenden Zurufen von seiten der anwesenden Einwohnerlnnen von Kege.

VERFOLGUNG DER NAZIS ZU IHRER ZENTRALE

Erst nachdem der Zug mit den Nazis abgefahren war, liessen die Bullen den inzwischen angekommenen Zug mit dem gros der Antifa-demo in Kage einfahren. Nach einigen Scharmützel mit den jetzt zahlreich anwesenden Bullenformationen gelang es den Demoteilnehmerinnen in einen entgegengesetzten Zug den Nazis nachzufahren. Viele der Teilnehmerlnnen gelang es gemeinsam zu der zur Festung umgebauten Zentrale der Nazis im Villenviertel der Vorstadt Greve zu gelangen. Dort wurden der Nazibunker in der ihr" Führer" Jonni Hansen offiziell wohnt, massiv mit Wurfgeschossen angegriffen. Die Bullen setzten zum Schutz der Faschos Unmengen von Tränengas ein und konnte dadurch letztendlich die Demo zerstreuen. Zurück blieben die verunsicherten Teilnehmerlnnen der Nazidemo, eingeigett in ihren tristen Festungsbunker in Greve. In der defensivsten Situation, die frau sich vorstellen kann. Ihr politisches Kalkül, sich durch eine Propagandashow nach aussen hin profilieren zu können, ist wieder kläglich gescheitert. Tatsächlich konnten die Nazis sich nur mit Hilfe eines militärisch gerüsteten Bullenapparates ( 800 Bullen im Einsatz ) in die Öffentlichkeit wagen. Eingeengt in Zeit und Raum, trotz der konsequenten Protektion durch den staatlichen Repressionsapparat. So soll es auch weiterhin bleiben!

No Pasaran! einige autonome aus Kopenhagen 19.August 1997

PS. Solidarische Grüsse an alle Antifas international! Zusammen kämpfen!

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