Was ist passiert?
Am Donnerstag, den 12.06. wurden zeitgleich insgesamt 9 Wohnprojekte, Wohnungen und Druckereien von über 900 Polizeibeamten durchsucht.. Es wurden u.a. Computer, Disketten,. Publikationen aus dem linksradikalen Spektrum, Adressbücher und persönliche Unterlagen von Menschen beschlagnahmt. Bei der Gelegenheit wurden zahlreiche Privatwohnräume ausgiebig gefilmt. Ein weiterer "Fund" waren 750 Exemplare der neuen Ausgabe der INTERM. Begründet wurde der polizeiliche Überfa11 mit der Suche nach angeblichen Verantwortlichen 8ir die "redaktionelle Zusammenstellung, Herstellung, dem Druck sowie dem Vertrieb der Zeitschrift INTERIM". Konkret wurde nach 12 Frauen und Männern gefahndet, von denen 8 angetroffen und zur erkennugsdienstlichen Behandlung vorübergehend festgenommen wurden. Ihnen wird der Straftatbestand "Belohnung und Billigung von Straftaten" vorgeworfen, welcher mit dem Abdruck von Anschlagserklärungen in der INTERIM begründet wird.
Was ist die Interim und wie funktioniert sie?
Die INTERIM ist Agitations- und Diskussionsforum für das gesamte Spektrum der radikalen autonomen Linken und erscheint seit 9 Jahren wöchentlich. Wer in der Zeitung etwas veröf6atlichen will, schickt seine/ihre Beiträge an einen öffentlich zugänglichen Briefkasten. Die INTERIM besteht ausschließlich aus diesen zugewandten und NICHT redaktionell bearbeiteten Beiträge. Zusammengestellt, produziert und herausgegeben wird sie von ständig wechselnden Menschen. Jeden Donnerstag kann die Zeitung in Buchläden und Kneipen erworben werden. ES GIBT KEINE FESTE INTERIM-REDAKTION!
Um welche Diskussionen geht es in der Interim?
In der INTERIM werden auf verschiedensten Ebenen Diskussionen um linksradikale Theorie und Praxis geführt. Eine der Debatten geht um den Anti-AKW- Widerstand. Gelänge es, das Zwischen- und Endlager in Gorleben zu stoppen, wäre ein gro8er Schritt hin zum Ausstieg aus dem Atomprogramm getan. Der Widerstand in und um das Wendland ist äußerst vielfältig. Dazu gehört eben auch die Sabotagevon Bahnanlagen: sei es das Demontieren und Zersägen von Schienensträngen entlang der Castor-Transportstrecke, als auch das Durcheinanderbringen des Fahrplans der Bahn durch das Einsetzen von Wurfankern auf Oberleitung.' Bei dieser Technik wird ein Teil der Oberleitung beschädigt und der Zug bleibt stehen. Dadurch ist die Strecke meistens für mehrere Stunden blockiert. Nicht so angenehm für die Fahrgäste, außer sie haben ein gutes Buch dabei oder können endlich mit ihren NachbarInnen in Kontakt kommen. Viele Fahrgäste reagierten dennoch in der Vergangenheit recht gelassen, denn viele wußten, daß es um die Verhinderung der Castor-Transporte ging. Weniger gelassen reagierte die Bahn, denn allein im Februar '97 mußte sie wegen dem Castor-Widerstand enonne Einkommenseinbußen hinnehmen. Gelänge es, die Bahn so unter Druck zu setzen, daß sie sich weigert, diese Transporte durchzuführen, wäre auch dies ein Meilenstein zum Ausstieg aus dem Atomprogranm. Inhaltliche Debatten, u.a. auch um das WIE des Widerstandes waren immer ein wichtiger Bestandteil der INTERIM. Zuletzt ging es darum, da6 bei einer Sabotageaktion mit einem Wurfanker ein Lokführer verletzt wurde und damit das Prinzip des Castor-Widerstandes "Menschen nicht zu verletzen" sozusagen verletzt wurde. Die Aktionsform wurde durch eine breite technische Debatte einerseits hinterfragt, aber auch verbessert. Ohne dieses Diskussionsforum gäbe es kein Korrektiv und einzelne Gruppen, die sich aktiv im Widerstand einklinken, wären auf sich alleine gestellt. Es geht uns darum, mit Vielen Strategien des Widerstandes und linker Politik zu entwickeln und umzusetzen. Und dazu wollen wir ein solches Kommunikationsmittel wie die INTERIM!!
Von politischer und staatsanwaltlicher Seite wird versucht, unsere Möglichkeit der Diskussion zu kriminalisieren.
WIR LASSEN UNS DAS DISKUTIEREN NICHT VERBIETEN'.!!
DAS KONSTRUKT EINER INTERIM-REDAKTION IST LÄCHERLICH!!
WIR SIND UND BLEIBEN ALLE EIN BISCHEN INTERIM!!!