Das große “Engin Sincer”-Kulturfestival in Gelsenkirchen

Eine ansehnliche Antwort

Bericht über das 11. Internationale Kurdische Kulturfestival

Seit Tagen war die kurdische Bevölkerung in Bewegung. Kurdinnen und Kurden strömten nach Gelsenkirchen, aus Sorge um KADEK-Generalsekretär Abdullah Öcalan riefen sie Parolen wie "Seine Gesundheit ist unsere Gesundheit!" und im Gedenken an den im August gefallenen Engin Sincer "Wir werden den Weg Engin Sincers gehen!". Der Roadmap des KADEK stimmten sie ebenfalls zu.
Die in den europäischen Ländern lebenden Kurdinnen und Kurden trafen sich beim 11. Internationalen Kurdischen Kulturfestival "Engin Sincer". Etwa 100.000 haben sich in der Trabrennbahn Gelsenkirchen unter Parolen wie "Biji serok Apo!" und "Unsere Gefallenen sind unsterblich!" getroffen.
Die Teilnehmer/innen präsentierten wichtige Aspekte für die Lösung der Demokratie und des Friedens und sandten eine Botschaft an die Welt: "Wir antworten mit einer Lösung des Kurdistanproblems!"
Trotz der Hindernisse auf dem Weg und der langen Reise strömten von überall Menschen zum Fest. Bei sonnigem Wetter fand das Festival statt, Engin Sincer und KADEK-Generalsekretär Abdullah Öcalan wurden auf Leinwänden in Filmausschnitten präsentiert und ein reichhaltiges Programm kam zum Vortrag. Die Eröffnungsrede hielt YEK-KOM-Vorstandsvorsitzender Mehmet Demir, der sich bei den Anwesenden für ihre Teilnahme bedankte.
Das Festivalprogramm wurde von Hunderten kurdischer Jugendlicher eröffnet, die aus Protest gegen die schlechten Lebensbedingungen Abdullah Öcalan in einem Sternmarsch von Frankfurt und von Bremen nach Gelsenkirchen marschiert waren. Beim Rundgang über die Rennbahn trugen sie das Portrait des KADEK-Generalsekretärs Abdullah Öcalan und riefen Parolen wie "Entweder eine gemeinsame Freiheit mit unserem Vorsitzenden Apo oder einen würdevollen Kampf".
Auf der Bühne begrüßte der kurdische Politiker Ahmet Türk die Menschen. Er verband die Feier des Festivals mit der Freiheit des kurdischen Volkes. Ahmet Türk äußerte sich auch gegen das Szenarium im Mittleren Osten, er betonte: "Dieses Szenarium wird nicht aufgehen."

Hindernisse wurden aufgebaut

Zu dieser Zeit hatte die belgische Polizei einen Bus auf seinem Weg von Gent zum Festival zurückbeordert. Auch einem Bus aus Bayern widerfuhr das gleiche Schicksal. Die Kurdinnen und Kurden wurden von der deutschen Polizei willkürlich behindert. In Essen und Gelsenkirchen wurden auf den Bahnhöfen und in den Bussen die Ausweise sämtlicher Festivalteilnehmer/innen kontrolliert. Zum Teil wurden Busse auch von der Polizei in weiter Entfernung vom Veranstaltungsort aufgehalten, sodass die Gäste zu einem langen Marsch bis zur Trabrennbahn gezwungen waren. Trotz der provokativen Haltung der Polizei ließen die Menschen sich nicht in ihrer Stimmung beeinträchtigen. YEK-KOM-Vorstandsvorsitzender Mehmet Demir entschuldigte sich im Namen des Festival-Organisationskomitees für die aufgetretenen Schwierigkeiten bei der Anreise.

Großes Interesse zeigte die Jugend, die vor den Bücher- und Kassettenverkaufsständen Schlange standen. An den Bücherständen signierten die Schriftsteller/innen Haydar Isik, A. Kadir Konuk, Günay Aslan, Fergin Melik Aykoc, Yasar Kaya und Rukiye Özmen ihre Bücher. Die Künstler/innen Ozan Cömert, Natalia und Cetin Oraner begeisterten ihre Zuhörer. Auch die Verteidigungsschriften von KADEK-Generalsekretär Abdullah Öcalan hatten ihren Platz; der Verkaufsstand trug eine große Überschrift "Eine Verteidigungsschrift für jedes Haus". Am meisten wurden die Verteidigungsschriften von Athen verkauft. Unter dem Motto "Mit dem Verständnis der Verteidigungsschrift die Geschichte gewinnen" wurde das Interesse der Leser/innen geweckt.
Für die Familie Sincer wurde am Ausgang des Festivalplatzes ein Raum geschaffen, an dem Besucher/innen ihr Beileid aussprechen konnten. Im Hintergrund waren Fahnen des KADEK, Fotos von Engin Sincer und viele Blumen hergerichtet.
Es gab einen eigenen Spielplatz für die Kinder, die während des Festivals das Beisammensein genossen.
Auf beiden Seiten der Bühne stand jeweils eine Riesenleinwand, damit auch die Besucher/innen im hinteren Teil der Trabrennbahn einen besseren Überblick hatten.
Ali Yigit, Vizepräsident des Kurdischen Nationalkongresses (KNK), hielt eine Rede. Darin hieß es: "Im Namen unseres gefallenen Freundes Erdal sowie aller gefallenen Freiheitskämpferinnen und -kämpfer wollen wir unsere Dankbarkeit ausdrücken und ihrer gedenken." Seit Tagen sei das kurdische Volk in Bewegung, betonte Ali Yigit: "Diese Bewegung ist der Beweis für die Verbundenheit mit unserem Freund Erdal. Nach dem Tod von Engin Sincer (Heval Erdal) ist das kurdische Volk in tiefer Trauer."

"Ich habe euch Grüße gebracht"

Unter den aus der Türkei angereisten Gästen war auch der Generalsekretär der DEHAP, Tuncer Bakirhan. Er begrüßte die in Europa lebenden Kurdinnen und Kurden, die für den Frieden kämpfen. Nach dem 1. September wird vom KADEK ein beidseitiger Waffenstillstand gefordert, der in diesem neuen Zeitabschnitt von allen intensiv genutzt werden muss, da es sich um eine einmalige Chance handelt. Bakirhan rief alle auf, die auf der Seite des Friedens stehen, ihre Verantwortung zu übernehmen. Im Namen der DEHAP würden sie die Friedensgespräche stärken und sich um deren Weiterführung bemühen. Die AKP-Regierung präsentiere sich gegenüber der vorherigen Regierung bei dem Thema "Lösung des Kurdistanproblems und Demokratie in der Türkei" mit reaktionärem Verhalten.

Eine Nachricht von der TECAK

Auch die Freie Jugendbewegung Kurdistans (TECAK) hielt auf dem Festival eine Rede. Die Gründung der TECAK hatte die Absicht, Hilfe und Bereitschaft für das kurdische Volk zu bieten, und sollte eine würdige Antwort auf den Tod von Engin Sincer (Erdal) sein.

Ahmet Turan Demir, der Generalsekretär der Partei für Gesellschaftliche Freiheit (ÖTP), betonte in seiner Ansprache: "Engin Sincer war ein wichtiger Mann in der Politik, es ist ein großer Schmerz für uns, dass er durch einen Unfall gestorben ist. Wir sprechen dem kurdischem Volk unser Mitleid aus. (...)
Nach 4 Jahren Waffenstillstand werden alle, die diesen für eine Lösung nicht genutzt haben und die gegen eine friedliche Lösung sowie eine Demokratie in der Türkei und zwischen den Völkern waren, die Verantwortung tragen müssen."

Wer war auf dem Festival?

Durch einen tragischen Unfall ist am 15. August in Südkurdistan das KADEK-Präsidialrats- und KNK-Exekutivkomitee-Mitglied Engin Sincer (Erdal) verstorben. Im Gedenken an ihn wurde das 11. Internationale Kurdische Kulturfestival veranstaltet. Das Motto des Festivals war "Demokratie im Mittleren Osten und Freiheit in Kurdistan".
Am 11. Internationalen Kurdischen Kulturfestival nahmen Künstlerinnen und Künstler wie Merziye Rezazi, Cetin Oraner, Beser Sahin, Koma Arbene, Musa Eroglu, Koma Rewsen, Haluk Levent und Violet teil.

Weiter nahmen folgende Vereinigungen teil und waren durch Ansprachen vertreten: der KNK durch seinen Vizepräsidenten Ali Yigit, die DEHAP durch ihren Generalsekretär Tuncer Bakirhan, die Französische Dörfer-Föderation mit ihrem Präsidenten J. E. Sands, Roberta Comb, der Generalsekretär der Partei für Gesellschaftlichen Frieden (ÖTP) Ahmet Turan Demir, KESK-Generalsekretär Mustafa Avci, der Generalsekretär der englischen Pax-Christi-Vereinigung Stewart Hemsley und der Generalsekretär des Internationalen Friedens-Entwicklungsbüros in Italien B. Ficili.

Ali Sincer, der Bruder von Engin Sincer, betonte in seiner Rede: "Engin Sincer ist nicht nur mein Bruder, sondern auch der Bruder des kurdischen Volkes."