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Im Gefängnis Erzurum (der zweitgrößten Knast mit politischen Gefangenen nach Diyarbakir in den kurdischen Gebieten) befinden sich 370 Gefangene bereits seit 53 Tagen (Stand 12.01.98) im unbefristeten Hungerstreik. Mehr als zwei Dutzend Gefangene sind vom Tode bedroht. Viele haben das Bewußtsein bereits verloren oder leiden an Erkrankungen, die sie ihr Leben lang zeichnen werden. Es handelt sich bei diesen Häftlingen nicht um Kriminelle, sondern ausschließlich um politische Gefangene mit fortschrittlichem Hintergrund. Der Hungerstreik der politischen Gefangenen in Erzurum wird mit Solidaritätshungerstreik in fast allen Gefängnissen der Türkei und Kurdistans unterstützt, an denen mehr als 2.000 Häftlinge beteiligt sind. Die Hungerstreikenden fordern nicht irgendwelche politischen Rechte, sondern ihre elementaren Menschenrechte. Eine der Forderungen des Hungerstreiks ist die Schließung der Isolationsfängnisse. In absehbarer Zukunft wird die Tendenz "weg vom Gemeinschaftsprinzip hin zur Isolationshaft der Gefangenen" in neuen, nach "westlichem" Vorbild erbauten Knästen zunehmen. Es ist bekannt, was die Langzeitisolation von Gefangenen für verheerende Folgen auf die Physis und Psyche der Gefangenen hat. Die Gefangenen fordern außer der Schließung der Isolationszellen, die rechtliche Verankerung und Garantie von Mindestrechten, die Beendigung der gewalttätigen Übergriffe auf sich und ihre Angehörigen, das Ende jeglicher Mißhandlung und jeglichen Zwangs, um den Willen der Gefangenen zu brechen, Geständnisse zu erpressen, die zum Abschwören und der Kollaboration zu bewegen. Das ist der Grund, warum sie ihr Leben einsetzen. Es ist ein Verbrechen an der Menschlichkeit, gegenüber diesen Menschen gleichgültig ohne Reaktion zu bleiben. Hungerstreik und Todesfasten bilden den letzten Ausweg für einen Menschen, der alle anderen Möglichkeiten verloren hat.
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