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"Wir wollen unsere Kinder zurück!"
Die Idee zur Entstehung der "Samstagmütter" entstand aus der Überzeugung,
daß die Familien in der Türkei und in Kurdistan, ein Recht darauf haben,
ihre Familienangehörigen lebend wieder zurückzubekommen und zu erfahren,
wie sie verschleppt wurden.
Seit einiger Zeit gibt es in der Türkei eine breite Öffentlichkeit, die
sich für die "Verschwundenen" einsetzt. Seit dem 20. Mai 1995 haben die
Mütter und Familienangehörigen der "Verschwundenen" einen Widerstand gegen
das „Verschwindenlassen" organisiert. Sie haben den Widerstand der Mütter
von Plaza de Mayo in Argentinien als Vorbild genommen. Sie versammeln sich
jeden Samstag vor dem Galatasaray - Gymnasium in Beyoglu/ Istanbul. Neben
den Familienangehörigen versammeln sich auch Vertreter von
Menschenrechtsorganisationen, Intellektuelle und Künstler, um auf die
Realität der "Verschwundenen" aufmerksam zu machen. Die Parole der Menge
lautet: "Wir wollen unsere Kinder zurück! - Die Verschwundenen dürfen nicht
vergessen werden!". In ihren Händen halten sie die Bilder der
"Verschwundenen", ihrer Kinder, Freunde oder Familienangehörigen.
Die Methode des "Verschwindenlassens" ist die häufig angewandte Methode von
Diktatoren gewesen, um sich der unliebsamen Opposition zu entledigen. Die
Praxis vor allem in Lateinamerika, und hier insbesondere in Argentinien,
hat gezeigt, daß diese spezielle Kriegsmethode seitens der NATO und des
Pentagons entwickelt wurden.
Ungeklärte Morde, Folter und Mißhandlungen sind seit Jahren in der Türkei
Routine. In der Türkei nimmt die Zahl der "Verschwundenen" von Tag zu Tag
weiter zu. Obwohl die Realität anders ist, wird nach wie vor die Methode
des Verschwindenlassens von offiziellen türkischen Stellen geleugnet.
Internationale Menschenrechtsorganisationen und zahlreiche
Augenzeugenberichte haben gezeigt, daß viele Menschen aus politischen
Gründen festgenommen und in Polizeigewahrsam "Verschwunden" sind.
Die Methode des Verschwindenlassens hat in der Türkei erst mit dem
Militärputsch am September 1980 an Bedeutung. Seither sind über 450
Menschen "verschwunden". Sie waren Revolutionäre, Oppositionelle,
Journalisten, Politiker, kurdische Dorfbewohner,...
Insbesondere in den letzten Jahren hat die Zahl der "Verschwundenen" ein
unglaubliches Ausmaß erreicht. In der Türkei und in Kurdistan
"verschwindet" im Durchschnitt täglich ein Mensch. Früher wurden auf Druck
der Öffentlichkeit "Verschwundene" wieder gefunden. In den letzten Jahren
findet man die Leichen der "Verschwundenen" tot auf. Sie wurden vorher auf
grausamste Weise gefoltert, die Leichen sind oft nicht wiederzuerkennen.
Die Leichen weisen oft schwere Folterspuren auf, der Kopf ist oft vom
Körper abgetrennt.
Damit nicht noch mehr Menschen "Verschwinden", ist die Solidarität der
Völker notwendig. Vor der Tatsache, daß die Türkei seit Jahrzehnten von der
Bundesrepublik unterstützt wird, ist es um so notwendiger, daß die deutsche
demokratische Öffentlichkeit sich mit den Betroffenen solidarisiert. Nur
eine breite internationale Solidarität kann die Unterstützung der Helfer
des türkischen Regimes stoppen und das "Verschwinden" von weiteren
Menschen, die für Demokratie und Freiheit kämpfen, verhindern.
widerstand@koma.free.de
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