Titelseite
Links
Feedback
|
Invasion der türkischen Armee in Südkurdistan
Die türkische Armee hat am 14. Mai mit Unterstützung der Demokratischen
Partei Kurdistans (KDP/Irak) von Masud Barzani eine erneute militärische
Offensive gegen Süd-Kurdistan (Nordirak) gestartet. Etwa 70.000 türkische
Soldaten, unterstützt von Militärflugzeugen, Panzern und amerikanischen
Cobra-Kampfhelikoptern sowie Dorfschützern sind in Süd-Kurdistan
vorgestossen. Erklärtes Ziel der türkischen Operation war die Vernichtung
der Stellungen der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Doch ist es in
Wirklichkeit ein Angriff gegen die kurdische Zivilbevölkerung.
Die Barzani-Partei, die sich für die Besetzung Erbils Ende August 1996 mit
dem "Kurdenschlächter" Saddam Hussein abgesprochen hatte, hat diesmal die
türkische Armee ins Land geholt.
Der Angriff der türkischen Armee in Südkurdistan ist nichts anders als eine
Besatzungsinvasion. Es ist eine Invasion, die alle internationalen Rechte
mit Füßen zertritt. Augenzeugen berichteten von flächenhaften Bombardements
auf kurdische Dörfer.
Jedes Jahr in diesen Monaten unternimmt die türkische Armee ähnliche
Operationen nach Süd-Kurdistan. Jedoch scheitern diese Offensiven immer
wieder, und die türkische Kolonialarmee sehen sich zum Rückzug
gezwungen.
Die türkische Regierung und der Generalstab versuchen nun - wie auch bei
den früheren Angriffen - die Weltöffentlichkeit mit Lügen zu täuschen. Die
Angreifer sprechen von mehr als '1.000' gefallenen Guerillas. Ein Zweck
dieser völlig haltlosen Propaganda besteht darin, die Türkei für ihren
Angriff den Anschein des Siegers umzuhängen, um jede Kritik an den
Angriffen zu ersticken und die Fortsetzung der Waffenlieferungen durch die
NATO-Verbündeten (BRD, USA) zu sichern. Auch sollen diese Siegesmeldungen
die Moral der türkischen Truppen aufrechterhalten. Die Tatsache ist, daß
bei den Kämpfen 'nicht viele' Guerillas gefallen sind, wohingegen die
Spezialeinheiten der türkischen Armee, die Dorfschützer und die Peschmerga
der KDP große Verluste erlitten haben.
Der Angriff der türkischen Armee mit KDP-Kräften belegt erneut die
Zusammenarbeit der KDP und der Türkei gegen die Nationale
Befreiungsbewegung. Diese Zusammenarbeit der KDP mit dem türkischen Staat
wird sowohl von der kurdischen Bevölkerung als auch von den demokratischen
und fortschrittlichen Kräften der Türkei mit großer Ablehnung
verurteilt.
Am 16. Mai verübten KDP'ler gemeinsam mit türkischen Soldaten und
paramilitärischen Banden in Erbil ein Massaker. Bei dem Überfall auf ein
Krankenhaus des Kurdischen Roten Halbmondes ermordeten sie 14
Schwerverletzte, mehrere Patientinnen wurden vor ihrer Erschießung
vergewaltigt, andere wurden an Militärfahrzeuge gekettet auf der Straße zu
Tode geschleift. Danach drangen sie in die Redaktionsräume von zwei
Zeitungen und in die Büros von verschiedenen Parteien ein. Allein an diesem
Tag wurden in Erbil Hunderte von ZivilistInnen ermordet. Die Türkei und die
KDP verstoßen damit gegen das humanitäre Völkerrecht.
Die jüngste Invasion und die internationelen Reaktionen (vor allem
US-amerikanische und deutsche) zeigen deutlich, daß weder die
Regionalstaaten noch die USA und Europa jede ernsthafte Lösung der
kurdischen Frage sowohl im Norden als auch im Süden Kurdistans ablehnen,
die die sozialen, politischen und kulturellen Rechte der Kurden auch nur im
entferntesten verwirklicht. Deshalb ist das ein Argument für die kurdische
Seite, daß diese Rechte nur von den Kurden selbst erkämpft werden können.
Die US-Regierung stellte sich hinter dem Vorgehen der türkischen Armee in
Südkurdistan und ein Sprecher des US-Außenministeriums sagte, in Irak gebe
es "einen Job zu erledigen". Nach zwei Monaten in Südkurdistan hat die
türkische Armee den größten Teil seiner Soldaten zurückgezogen.
In den ersten Stellungnahmen hatten die Arabische Liga, Frankreich, Italien
und Iran den sofortigen Rückzug der türkischen Truppen gefordert. So hat
das italienische Außenministerium den Überfall als ein "terroristisches
Vorgehen" scharf verurteilt. Die italienische Regierung stehe immer auf der
Seite des Friedens, die kurdische Frage sei nicht militärisch, sondern nur
auf dem Weg eines Dialogs zu lösen. Entsprechend äußerten auch Schweden und
das russische Parlament ihre Besorgnis, daß durch den Einmarsch die
instabile Lage sich noch verschlechtern kann.
Jede Hilfe an die Türkei erschwert und verhindert eine politische Lösung
der Kurdistan-Frage. Für das in Kurdistan und in der Türkei tagtäglich
vergossene Blut ist nicht nur die Türkei verantwortlich, sondern auch die
Staaten, die die Türkei militärisch, ökonomisch und politisch
unterstützen.
widerstand@koma.free.de
|