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Die Mobutu-Ära ist vorbei, was kommt nun?
Am 17. Mai 1997 gelang es der Rebellenarmee der 'Allianz der Demokratischen
Kräfte für die Befreiung' (AFDL) ohne großen Widerstand bis in die
Hauptstadt Kinshasa zu gelangen. Ihr Vorsitzender, Laurent Kabila, rief als
neuer Präsident die neue 'Demokratische Republik Kongo' aus. Bereits 1960
erkämpfte das Volk Kongos seine Unabhängigkeit. Patrice Lumumba wurde sein
Regierungschef. Dieser wurde jedoch 1961 mit aktiver Unterstützung der CIA
ermordet. 1965 putsche sich Mobutu an die Macht, dessen terroristisches
System mit Hilfe des westlichen Auslands mehr als 30 Jahre anhielt. Der
verhaßte Diktator Mobutu und seine Clique waren kurz vor dem Einmarsch der
AFDL in die Hauptstadt, ins Ausland geflüchtet. Besonders verhaßte
Vertreter des Mobuto-Regimes wurden von der aufgebrachten Bevölkerung
gelyncht.
In den letzten Monaten wurde in den Massenmedien sehr viel über das
zenralafrikanische Land, ehemalige Zaire und jetzige Demokratische Republik
Kongo, berichtet. Es wurde dabei einhellig die Meinung vertreten, daß die
Ära des Diktators Mobutu abgelaufen sei. Er sei derjenige gewesen, der das
Land abgewirtschaftet und ausgebeutet hatte. Was aber nicht erwähnt worden
ist, in wessen Interesse er gehandelt hat und welche Rolle die westlichen
Imperialisten bzw. die multinationalen Konzerne an der Misere des Landes
spielten. Mobutu passe - so die Regierungsvertreter der USA und Belgiens -
nicht mehr in die politische Landschaft. In der Geschichte des Landes müsse
nun eine neue Seite aufgeschlagen werden. Mobutu, der als Handlanger der
Imperialisten diente, hat seine Mission erfolgreich beendet. Es wird nun
ein zeitgemäßer Mobutu gesucht, der wieder politische Stabilität im Lande
schafft, damit die multinationalen Konzerne das Land in Ruhe weiter
ausbeuten können. die US-Imperialisten glauben ihn in Kabila gefunden zu
haben.
Diese imperialistische Politik kann man seit der Kolonialisierung des
Landes 1865 bis heute verfolgen. Als die Ausbeutung des Landes unter der
Privatherrschaft vom belgischen König Leopold den II. begann, wurden die
traditionellen Stammesführer als Stütze in der einheimischen Bevölkerung
benutzt. Leopold der II. hat das Land an Konzessionsgesellschaften, vor
allem an belgische Privatgesellschaften verkauft. Die einheimische
Bevölkerung wurde zur Zwangsarbeit eingezogen. Ihnen wurde alle anderen
wirtschaftlichen Tätigkeiten verboten. Diese Zeit ist als 'Kongogreul' in
die Geschichte eingegangen. Die auf strikte Rassentrennung basierende
politische System wurde auch nach der Übernahme der Kolonie durch die
belgische Regierung bis zur Unabhängigkeit fortgesetzt. Die kongolesische
Bevölkerung wurde von jeglicher Teilnahme an politischen und sozialen
Angelegenheiten ausgeschlossen. Sie wurden als Reservoir billiger
Arbeitskräfte benutzt. Auf der anderen Seite wurde die Indienstnahme der
traditionellen Stammesführer durch eine im Rahmen der Paternalismus-Politik
herangezogene afrikanische 'Elite' ersetzt. Allerdings wurden die Stämme
weiterhin unterstützt, damit keine kongolesische Nationalgefühl sie
entwickeln konnte. Diese Afrikaner, deren Bildungsstand nicht über die
Mittelstufenniveau hinausgehen sollte, wurde in der Verwaltung oder sich
dort niedergelassenen Konzernen als Hilfskraft eingesetzt.
Mobutu gab die Macht nach kurzer Zeit wieder an eine Zivilregierung. Die
folgenden Jahre waren, wegen großer ökonomischer Probleme und der
Machtkämpfe zwischen kleinbürgerlichen Kräften, durch ständige
Regierungswechsel gekennzeichnet. Das Scheitern der Regierungen ist zum
Teil auch auf die fehlende Führungsschicht und auf nicht vorhandene
funktionsfähige staatliche Einrichtungen zurückzuführen. Daneben standen
auch keine ausgebildete Kräfte zu Verfügung. Im ganzen Land gab es keinen
schwarzen Arzt und erst 1966 einen einzigen Ingenieur. Mit dem Anspruch,
die politische Lage zu stabilisieren und nationale Einheit zu schaffen, hat
General Mobutu zum dritten mal in fünf Jahren die Staatsgewalt übernommen.
Er war seit 1965 an der Macht. Mobutu löste nach der Machtübernahme alle
Parteien auf und gründete 1967 die Partei MPR (Volksbewegung der
Revolution). Der Partei wurden auch die Gewerkschaften, Jugend- und
Frauenorganisationen angeschlossen. Jeder wurde von Geburt an zu
Parteimitgliedern. Am 27. 10 1967 wurde dann die Republik Zaire ausgerufen.
Um seine nationalreformistisch und proimperialistisch orientierte
Politik auch ideologisch abzusichern, wurde die Rückbesinnung auf alte
afrikanische Werte propagiert. Auch nach der Unabhängigkeit ist die
Wirtschaft des Landes von einigen, vor allem belgische
Holdinggesellschaften, kontrolliert worden. Mobutus ökonomische Politik
bereitete weiterhin günstige Investitionsbedingungen für die
Auslandsmonopole. Aufgrund der einseitigen nur auf Export orientierten
Produktion blieb die Wirtschaft rückständig. Mobutu versuchte mit seiner
Politik einerseits ein Interessenausgleich zwischen den Monopolen zu
schaffen andererseits die einheimische Bourgeoisie zu fördern. 1972 wurde
eine Resolution zu ökonomischer Unabhängigkeit erlassen, wonach die
ausländischen Firmen teilweise enteignet und an die einheimischen
Unternehmen bzw. dem Staat weitergegeben wurde. Die
Nationalisierungsmaßnahmen mußten aber wegen der starken Druck von
Imperialisten zum Teil wieder zurückgenommen werden. Es wurden keine auf
das ganze Land bezogene wirtschaftliche Entwicklungspläne erstellt. Auch
außenpolitisch war Zaire an die Interessen der Imperialisten, vor allem
der USA gebunden. In den Zeiten des kalten Krieges wurde das Land als
Bollwerk gegen die Ausbreitung des Kommunismus in Afrika gesehen. Mobutu
unterstützte in Befreiungskämpfen der umliegenden Länder zum Beispiel in
Angola die proimperialistische Kräfte. Die Rebellenarmee wurde von
zahlreichen afrikanischen Ländern wie Uganda, Tansania und Angola
unterstützt. Nach dem Sturz von Mobutu kann die Regierung in Angola
aufatmen. Denn Angola war bislang zwischen der linken MPLA-Regierung und
der rechten UNITA von Jonas Savimbi praktisch aufgeteilt. Mit dem Sturz von
Mobutu ging der langhaltender Rückhalt für die UNITA verloren. Reaktionäre
Regimes wie in Togo und Gabon befürchten inzwischen ähnliche Umstürze in
ihren Ländern.
Mobutu mußte nach über dreißigjähriger Herrschaft das Land verlassen, da
seine bisherigen Unterstützer - allen voran die - USA sich von ihm
abgewandt haben. Sie wollen ihn durch einen zeitgemäßen Diktator ersetzen,
der ihnen weiterhin den Zugriff auf Rohstoffquellen des Landes
gewährleistet, denn in Kongo befindet sich neben den größten
Kobaltvorkommen der Welt u. a. auch große Reserven an Kupfer, Diamanten,
Gold, Silber und Zink.
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