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SPD erzeugt eine "Ausländer-raus-Stimmung"
Rassismus in der Sozialdemokratie
Mit der Forderung des niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard
Schröder nach einer härteren Gangart der SPD in der Innen- und
Ausländerpolitik, scheint es jetzt schon klar zu sein, daß im Wahlkampf
1998 die AusländerInnen nicht nur von den Unionsparteien zum Wahlkampfthema
gemacht werden, sondern auch von der SPD. Mit dem Ruf nach härterem
Vorgehen ist die SPD dabei, die Unionsparteien sogar rechts zu überholen.
"Wer unser Gastrecht mißbraucht, für den gibt es nur eins: Raus, und zwar
schnell." Dieser Satz stammt nicht etwa von den Republikanern oder DVU,
sondern von dem möglichen Kanzlerkandidaten der SPD, Gerhard Schröder. Er
erklärte weiter: Dieses Thema müsse "wieder wichtiges Thema für
Sozialdemokraten werden". Solche Schlagworte waren immer die Worte der
rechten und rechtsextremen Politiker, die Schlagzeile der rechten Presse
und Signal für die Angriffe und Pogrome gegen die AusländerInnen in
Hoyerswerda, Rostock, Mannheim, Solingen etc. Diese Ausdrucksweise
beinhaltet implizit die Auffassung, daß die Ausländer in diesem Land
unerwünscht sind. Schröder hat inzwischen für seine Äußerung öffentliche
Unterstützung seiner Partei erhalten. So sagte z.B. Fraktionschef Rudolf
Scharping, er sei mit Schröder einer Meinung.
Wer die Materie kennt, der weiß daß das Ausländergesetz bis an die Grenze
des rechtsstaatlich Möglichen verschärft worden ist. Schröder & Co ist es
offenbar entgangen, daß das Ausländergesetz soeben schon mit der
Zielsetzung geändert worden ist, ausländische Straftäter, vor allem nach
Gewalttaten, schneller als bisher auszuweisen.
Die vielfältigen Erscheinungsformen des Rassismus auf verschiedenen Ebenen
der Gesellschaft sind grundsätzlich ohne die staatlich bewußt betriebene
Politik und ihrer Macht nicht denkbar. Die Sozialdemokratie ist heute ein
Teil dieser Politik und Macht. Die AusländerInnen sind für die
Regierungsparteien und die SPD nichts anderes als eine Profit einbringende
Masse, und AusländerInnen die keinen Profit einbringen sind in Deutschland
unerwünscht. Nach der Logik der bürgerlichen Parteien sind alle
AusländerInnen "potentielle Kriminelle". Politiker des rechten Spektrums
brachten es immer wieder zur Sprache, "Wer sein Gastrecht verspielt, wird
abgeschoben!" Daß die Unionsparteien in diesem Punkt einig sind, ist
offensichtlich. Aber auch die SPD unterscheidet inzwischen nichts vom
politischen Gegner.
Es ist einfach ein Wunschtraum zu glauben, daß sich Ausländerpolitik unter
einer möglichen SPD-Bundesregierung von der jetzigen unterscheiden würde.
Die Äußerung des CSU-Vorsitzenden Theo-Waigel, Schröder habe sich zu diesem
Thema "zum Teil wortgleich" wie die CSU geäußert, unterstützt diese
Vermutung. Die SPD hat es offenbar auf die Stimmen der Rechtsextremisten
abgesehen. Sprüche wie von Herrn Schröder heizen nur Stimmungen an und
tragen am meisten zu der rassistischen Stimmung in der Bundesrepublik bei.
Von dieser Kampagne werden letztlich Rechtsradikale profitieren.
Ausländer begehen in Wirklichkeit nicht mehr Straftaten als Deutsche. In den
Kriminalstatistiken sind auch Verstöße gegen das Ausländer- und Asylrecht
erfaßt, die von Deutschen überhaupt nicht begangen werden können. Besucht
z.B. ein Flüchtling seine Verwandte oder Freunde in einer Nachbarstadt
unerlaubt, so gilt das als eine Straftat und wird in der Statistik
aufgeführt. Für die Kriminalität von deutschen und ausländischen
Jugendlichen tragen primär die Regierungsparteien und die SPD die
Verantwortung. Für die Perspektiv- und Zukunftsorientierungslosigkeit der
Jugendlichen sind diejenigen verantwortlich, die Ausbildungsplatz- und
Sozialabbau betreiben. Mit Hetzkampagnen versuchen sie unter den
Jugendlichen Grenzen zu schaffen, um sie gegeneinander auszuspielen, um so
von den wahren Problemen dieses Landes abzulenken. Solange die jetzigen
wirtschaftlichen und sozialen Zustände anhalten und keine Änderung der
Politik erfolgt, wird der Nährboden für die Kriminalität nicht entzogen
werden können. Deshalb sollten Schröder & Co die Ursachen der Kriminalität
bekämpfen, anstatt die Jugendlichen den Faschisten in die Hände zu spielen.
Nicht allein die extreme deutsche Rechte in diesem Lande reibt sich durch
rassistische Äußerungen von "linken" Politikern die Hände, sondern auch die
türkischen Nationalisten. Solche Hetzpolitik in Deutschland "Ausländer =
Kriminelle", spielt oft türkische Jugendliche in die Hände von
türkisch-islamistisch-faschistischen Gruppierungen.
Wir protestieren gegen die Äußerungen des niedersächsischen
Ministerpräsidenten Gerhard Schröder und rufen alle demokratischen Stellen
und Organisationen hiermit dazu auf, nicht zuzulassen, daß die Ausländer im
Wahljahr 1998 Hauptthema im Wahlkampf werden.
widerstand@koma.free.de
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